Die Reihen der Aussteller auf der Messe Cebit lichten sich. Wer allerdings glaubt, nur kleinere Unternehmen verzichteten auf einen Auftritt, der irrt gewaltig. Jetzt wurde endgültig bekannt, dass auch der koreanische Samsung-Konzern in der kommenden Woche nicht mit einem eigenen Stand nach Hannover kommen wird. Damit verliert die Veranstaltung einen ihrer wirklich großen Aussteller. Die Absage hatte sich schon angedeutet als vor einigen Tagen die Samsung European Championship der Computerspieler ersatzlos vom Messeprogramm gestrichen wurde.
Die Gründe für die Absage dürften auf der einen Seite die Wirtschaftskrise und die damit verbundenen Marketing-Einschränkungen auch von Samsung sein. Es gibt aber auch andere Überlegungen, die zu diesen Entscheidung beigetragen haben können. So hatten sich einige Druckerhersteller nach der Schließung der Halle 1 im vergangenen Jahr darüber beschwert, dass die einst kompakte Branchenpräsentation auseinander gerissen und über die Messe verstreut worden war. Darunter war auch Samsung. Die Koreaner hatten allerdings in der Halle 26 einen sehr großen Stand von mehr als 2200 Quadratmetern bezogen und an die Präsentation dort große Hoffnungen geknüpft.
Vor einem Jahr hieß es noch fast euphorisch: „Für Samsung ist die Cebit eine wichtige Gelegenheit, die neuesten Technologien und atemberaubende Innovationen ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zu stellen. Auf der weltweit größten Messe für Informations- und Kommunikationstechnologie präsentiert Samsung sein riesiges Portfolio der Unterhaltungselektronik. Wo andere Hersteller Verzicht üben, setzt Samsung klare Zeichen.“ Kameras und Handys, Notebooks und Drucker all das hatte das Unternehmen im Gepäck. Ganz zu schweigen und von einem der größten Angebote an Flachbildschirmen -fernsehern. Davon ist nun keine Rede mehr. Nun übt auch Samsung Verzicht.
In einer Stellungnahme heißt es jetzt: „Samsung hat sich dazu entschlossen, in diesem Jahr nicht als Aussteller an der Cebit in Hannover teilzunehmen. Hintergrund ist die Ausrichtung der Messe, die sich traditionell an klassischen IT-Themen und Produkten für Business-Kunden orientiert. Deshalb wird das Unternehmen seine umfassende Samsung-Welt mit sämtlichen Produktkategorien parallel zur Cebit auf einer deutschlandweiten Roadshow präsentieren. Auf diesem Weg sucht und findet Samsung den direkteren Kontakt zu seinen Kunden aus allen Geschäftsbereichen, um sie von der Qualität der Samsung Produkte und den Synergien der Samsung Produktwelten im persönlichen Gesprächen und in einem einmaligen Samsung Umfeld zu überzeugen.“ Das bedeutet: Es ist nicht allein die Wirtschaftskrise, die Samsung zu einer neuen Lösung treibt. Auf der Cebit ist das Unternehmen nur noch als Mitaussteller auf einigen Ständen Dritter zu entdecken.
Am Fall Samsung wird endgültig klar: Die stärker auf Konsumgüter ausgerichteten Unternehmen verlassen die Cebit und setzen oft auch eigene Hausmessen – oder Roadshows wie Samsung. Oder sie beschränken sich auf die Ifa in Berlin. Schon vor einiger Zeit waren Handyhersteller wie Nokia und Motorola von der Cebit abgewandert – jetzt folgen eher auf Unterhaltungselektronik ausgerichtete Unternehmen. Es wird deutlich, dass sich die Cebit damit im Wettbewerb zur Ifa in Berlin und der Mobilfunkmesse in Barcelona, die gerade zu Ende gegangen ist, zu einer reinen Veranstaltung im Geschäft zwischen Unternehmenskunden entwickelt. Das muss nichts schlechtes sein – hat aber nicht mehr das Flair der guten Jahre.
Ende vergangener Woche hatte die Messe mitgeteilt, dass mit rund 4300 Unternehmen in diesem Jahr rund 25 Prozent weniger Aussteller nach Hannover kommen werden als im Jahr zuvor. Damals hatten noch 5800 Unternehmen den Weg nach Hannover gefunden. Die Messe fällt damit auf den Ausstellerstand vom Anfang der neunziger Jahre zurück.
Schnelle Nachrichten aus der Branche auch unter https://twitter.com/winkelhage
Bilder: Cebit, Samsung
Links: