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Telefónica nimmt Alice und United Internet ins Visier

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Der spanische Konzern muss sein Endkundengeschäft im DSL-Markt stärken, wenn er weiter am Wachstum teilhaben will. Offiziell heißt es, man setze in Deutschland auf organische Zuwächse. Dabei wird schon fleißig über Zukäufe verhandelt. Bei Alice in Hamburg steht man dem Angebot aufgeschlossen gegenüber. United Internet hingegen wehrt sich noch gegen die Avancen aus Madrid.

Die lange erwartete Konsolidierung auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt könnte schneller vorangehen – wenn sich die beteiligten Unternehmen auf aktuelle Bewertungsmaßstäbe einigen könnten. Im Zentrum der aktuellen Bemühungen steht derzeit die spanische Telefónica, die Interesse an zumindest zwei deutschen Unternehmen hat. So interessiert sich der Konzern sowohl für eine Übernahme der Hamburger Hansenet mit der Marke Alice als auch für den Serviceanbieter United Internet AG aus Montabaur, heißt es in unternehmensnahen Kreisen. Schon im Bieterverfahren um die DSL-Kunden der Hamburger Freenet AG gehörte Telefónica neben Vodafone und der Deutschen Telekom zu den Interessenten.

AliceZu den aktuellen Vorgängen will sich einzig ein Sprecher von Telecom Italia äußern: „Der Verkaufsprozess von Hansnet hat gerade erst begonnen; in dieser ersten Phase hält Telecom Italia Treffen mit mehreren unterschiedlichen potenziellen Interessenten ab“, heißt es.

Telefónica ist in Deutschland mit der Mobilfunkmarke O2 auf dem Markt, die mit mäßigem Erfolg auch DSL-Anschlüsse anbietet. Bisher haben sich nur etwas mehr als 200000 Kunden für einen DSL-Anschluss der Marke O2 entschieden. Im Mobilfunk ist O2 hingegen mit 14,4 Millionen Mobilfunk-Kunden die Nummer vier im Markt und kehrt nach einer leichten Schwächephase langsam wieder auf den Wachstumspfad zurück.

Weniger bekannt ist allerdings, dass Telefónica in Deutschland eine der größten Wettbewerberstrukturen zum Festnetz der Deutschen Telekom betreibt, diese aber nicht selber an Endkunden vermarktet. Mehr als 1,3 Millionen Anschlüsse sind auf diesem Netz schon jetzt direkt geschaltet. Vor allem Hansenet, Versatel und United Internet greifen auf das Netz der Telefónica zurück und vermarkten die Produkte dann unter eigenem Namen.

Entsprechend fehlt Telefónica bisher das eigene Endkundengeschäft im Festnetz, das nach Ansicht von Branchenbeobachter in Zukunft immer stärker an Bedeutung gewinnen wird. Der Grund ist einfach: Der Umsatz mit Sprache und Daten ist durch die Einführung der Pauschalpreise (Flatrates) weitgehend gedeckelt und wächst nicht mehr. Daran wird sich künftig kaum etwas ändern. Auf der anderen Seite werden aber auch keine großen Preissenkungen für diese Dienste mehr erwartet. Ein stabiler, aber nur im Verdrängungswettbewerb zulegender Markt.

Ralph DommermuthWachstum erwarten Experten hingegen im Geschäft mit Zusatzdiensten wie Internetfernsehen (IPTV), Speicherplatz im Netz oder der Vermarktung von Inhalten über alle Endgeräte wie Computer, Handy oder Fernseher hinweg. Diesen Diensten wird noch ein gutes Potential bescheinigt. Die Einnahmen aus solchen Angeboten gehen allerdings bisher an der Telefónica vorbei, da sie bei ihren Großkunden nur für den reinen Anschluss kassiert, nicht aber an den Einnahmen beteiligt ist, die zusätzlich auf der Leitung realisiert werden. Deshalb ist der Zukauf von eigenem Endkundengeschäft eine Notwendigkeit, der sich der Konzern kaum länger entziehen kann.

Entsprechend führt Telefónica Verhandlungen mit Telecom Italia, der Muttergesellschaft von Hansenet. Wie zu hören ist, konnte man sich bisher aber nicht bisher nicht auf einen Kaufpreis einigen – obwohl Telefónica mit einem Anteil von durchgerechnet rund 10 Prozent einer der größten Aktionäre der italienischen Gesellschaft ist. Während die Spanier darauf bestehen, den Preis aktuell und damit krisengeprägt zu kalkulieren, hat Telecom Italia – wie zu hören ist – noch die Preise im Kopf, die vor einem Jahr für einen DSL-Kunden aufgerufen wurden. Eine Lösung hierfür ist bisher nicht in Sicht, obwohl die Verhandlungen offenbar auf Vorstandsebene der Konzerne geführt werden und Telecom Italia die Beteiligung in Deutschland schon vor einiger Zeit zum Verkauf gestellt hatte.

Hansenet betreut in Deutschland unter der Marke Alice inzwischen rund 2,3 Millionen Festnetzkunden, viele davon sind schon jetzt auf dem Netz der Telefónica geschaltet. Zudem kooperiert das Unternehmen mit O2 und realisiert sein eigenes Mobilfunkangebot auf dem Netz der Tochtergesellschaft der Telefónica. Hier sind bisher rund 600000 Kunden gewonnen worden.

Jaime Smith BasterraDer gleichen Geschäftslogik wie bei Hansenet folgt auch das Interesse der Telefónica an der United Internet AG in Montabaur, das ebenfalls aus mehreren Quellen bestätigt wird. United Internet betreut rund 2,8 Millionen DSL-Kunden von denen heute schon ein größerer Teil auf dem Netz der Telefónica geschaltet ist. Ralph Dommermuth, der Vorstandsvorsitzende von United Internet, sträubt sich allerdings noch vehement gegen einen Verkauf des Unternehmens an die Spanier. Bisher ist es daher offenbar zu keinem Treffen von O2-Deutschlandchef Jaime Smith Basterra und Dommermuth gekommen, obwohl Basterra – wie kolportiert wird – wenn nötig sogar mit einem Hubschrauber in Montabaur angereist wäre.

Sollten der Telefónica beide Zukäufe und damit die notwendige Expansion in das Endkundengeschäft gelingen, würde sie schlagartig zum größten Festnetzwettbewerber der Deutschen Telekom aufsteigen. Als bisherige Nummer zwei im Markt hat Vodafone mit der Marke Arcor derzeit rund 3 Millionen Festnetzkunden.

Telefónica hatte vor einigen Tagen ein sehr gutes Ergebnis für das abgelaufene Jahr vorgelegt. Mit einem freien Mittelzufluss von mehr als 9 Milliarden Euro hat der Konzern genug Kapital, um Zukäufe meistern zu können. Für Hansenet war schon vor längerer Zeit ein Preis von rund 1 Milliarde Euro geschätzt worden – den die Telefónica jetzt aber offenbar nicht mehr zahlen will. United Internet wird derzeit an der Börse ebenfalls mit etwas mehr als 1 Milliarde Euro bewertet. Das alles sind nach Ansicht von Beobachtern durchaus Beträge, die Telefónica bewältigen könnte.

Bilder: Unternehmen

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5 Lesermeinungen

  1. Trust Me sagt:

    Meiner meinung nach steht der...
    Meiner meinung nach steht der Verkauf von Hansenet schon fest es werden nur noch feinheiten ausgehandelt wie zb die Kündigung von ca 70 Mitarbeiter am Standort Duisburg. Dort wird gerade die Abteilung Kundenrückgewinnung geschlossen.

  2. Trust Me sagt:

    werden die Mitarbeiter von...
    werden die Mitarbeiter von Hansenet aus Duisburg heute schon auf die straße gesetzt??? soweit wie ich es mitbekommen habe möchte hansenet die wichtigste abteilung an die firma tectum übergeben, obwohl diese firma meiner meinung nach nicht im geringsten diesen service level aufrecht erhalten können wie die hansenetmitarbeiter aus duisburg!!! kann nicht verstehen das trotz gewinn plus warscheinlich 70 mitarbeiter von hansenet auf die straße gesetzt werden???

  3. heinz sagt:

    In Hamburg ist auch...
    In Hamburg ist auch aufgeräumt worden.
    15 externe weniger

  4. No Tricks sagt:

    In einer unerwarteten Aktion...
    In einer unerwarteten Aktion ist die Geschäftleitung von Hansenet zurückgerudert und hat sich mit dem Betriebsrat in Duisburg geeinigt die angekündigte Abteilungschließung nicht zu vollziehen. Die genauen Gründe sind bis dato noch unbekannt, jedoch dürfte der heutige Tag kein Freitag der 13. für die vormals betroffenen Mitarbeiter mehr sein.

  5. da hat die geschäftsleitung...
    da hat die geschäftsleitung eines unternehmens mal „wahre“ größe gezeigt…
    das nenne ich fantastisch!
    herzliche glückwünsche an die ehemals betroffene abteilung.

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