Die Deutsche Telekom bietet ihren Wettbewerbern die Hand zur Kooperation im VDSL-Geschäft. Nur so war die Aussage des ehemaligen Festnetzvorstands Tim Höttges zu verstehen, der während der Computermesse Cebit in Hannover vor einigen Tagen ankündigte, der ehemalige Monopolist öffne den Wettbewerbern vier unterschiedliche Wege zur Zusammenarbeit in dem Geschäft mit den schnellen Breitbandzugängen. Einer davon ist der direkte Zugang zur bestehenden VDSL-Infrastruktur der Deutschen Telekom. Dies Angebot stellt der Wettbewerber Hansenet jetzt als einer der ersten auf die Probe.
In einem Schreiben an den Großkundenvertrieb der Telekom in Bonn bittet Hansenet jetzt um Zugang zu 13 Multifunktionsgehäusen (MFG) – wie die grauen VDSL-Schaltkästen am Straßenrand im Fachjargon genannt werden. Standort der in Frage stehenden Kästen ist der Hamburger Stadtteil Eilbek. Erbeten wird der Platz für einen „19-Zoll-DSLAM mit 4 Höheneinheiten, eine Stromversorgung mit 48 Volt und eine Notstromversorgung“. Der sogenannte DSLAM ist eine kleine, eigene DSL-Vermittlungsstelle, an die Hansenet dann die eigenen Kunden in Eilbek anschließen und ihnen hohe VDSL-Übertragungsgeschwindigkeiten bieten kann. Zum Schluss ordert Hansenet in dem kurzen Schreiben an die Telekom noch ein Leerrohr von 12 Millimeter Durchmesser von den vorgeschalteten Hauptverteilern zu den 13 MFG in Eilbek. Darin soll dann die eigene Glasfaser verlegt werden.
Dieser Vorgang klingt trivial, ist es aber nicht: Gerade über den Zugang zu den grauen Kästen streiten sich die Wettbewerber mit der Telekom seit Jahren. So war die Telekom am Anfang der Diskussion gar nicht bereit, einen Zugang zu gewähren. Als der Regulierer diese Totalverweigerung unterband und entschied, dass der Ex-Monopolist der Konkurrenz mindestens die Kabelkanäle zum MFG zur Verfügung stellen müsse, gab es kleine Fortschritte. Es hieß seither meist, die Wettbewerber könnten höchstens „am Multifunktionsgehäuse“ einen Zugang erhalten. Das aber hätte bedeutet, dass die anderen Unternehmen mindestens einen weiterer Kasten neben dem der Telekom hätten aufstellen müssen. Das wurde und wird von Fachleuten als städtebaulich ebenso unerwünscht wie volkswirtschaftlich unsinnig bewertet.
Davon, dass Wettbewerber vielleicht auch als Untermieter in den bestehenden Telekom-Kasten einziehen könnten, ist erst seit der Cebit die Rede, und entsprechend überrascht ist die Konkurrenz über den Sinneswandel. Hansenet nimmt die Telekom jetzt beim Wort.
Bild: Deutsche Telekom
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Die Telekom setzt auf Kooperationen