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Nortel Networks droht die Zerschlagung

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Einst war Nortel 250 Milliarden Dollar wert und beschäftigte 90000 Mitarbeiter. Heute arbeiten noch 30000 Menschen für Nortel, und das Unternehmen ist insolvent. Es regt sich aber Interesse an einzelnen Sparten. Ob dafür noch Milliarden gezahlt werden, ist aber fraglich.

Dem kanadischen Netzwerkausrüster Nortel Networks droht offenbar die Zerschlagung. Das Unternehmen steht seit Mitte Januar unter Gläubigerschutz des Kapitels 11 des amerikanischen Insolvenzrechts. Davon sind auch die europäischen Tochtergesellschaften betroffen, die derzeit von der Beratungsgesellschaft Ernst & Young geführt als Verwalter geführt werden. Jetzt aber soll es konkrete Interessenten geben, die jeweils für einzelne Teile des Konzerns bieten.

So interessiert sich offenbar das Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Networks (NSN) für Teile von Nortel. Nach einem Bericht des Wall Street Journal hat NSN Interesse an der Netzwerksparte der Kanadier. Auf der anderen Seite besteht nach Angaben der Zeitung auch Interesse an dem Geschäft mit Telefonanlagen. Darauf sollen die amerikanische Avaya und auch Siemens Enterprise Communications ein Auge geworfen haben. Siemens Enterprise Communications ist ein Gemeinschaftsunternehmen des Finanzinvestors The Gores Group und der Siemens AG. Zusätzlich berichtet die Zeitung von dem Interesse des texanischen Unternehmens Genband an einer Spezialsparte von Nortel, die die Übertragung von Inhalten zwischen Netzwerken erleichtert. Allen Angeboten ist offenbar gemein, dass sie keine großen Beträge für die jeweiligen Sparten bieten.

Bild zu: Nortel Networks droht die ZerschlagungDie Konsolidierung auf dem Markt der Netzwerkausrüster scheint damit weiter voranzuschreiten. Vor allem das Interesse von NSN wird in Branchenkreisen ernst genommen. So könnte der Zukauf für NSN eine erhebliche Stärkung des schwachen Geschäftes in Nordamerika bedeuten. Nur rund 5 Prozent des bisherigen Umsatzes des von Nokia dominierten Ausrüsters entfallen bisher auf diese Region. In den Vereinigten Staaten dominiert bisher noch der CDMA-Standard in den Mobilfunknetzen. An der Ausrüstung dieser Netze hat Nortel nach Schätzungen der West LB Research einen Anteil von rund 31 Prozent und ist damit nach Alcatel-Lucent der zweitstärkste Anbieter auf diesem Markt. Hier hat NSN nichts zu bieten. Entsprechend wäre der Zukauf eine gute Ergänzung – zumal Nortel als einer der führenden Entwickler der künftigen Mobilfunktechnik mit dem Namen LTE gilt. Diese „Long Term Evolution“ ermöglicht erheblich höhere Datenraten als die aktuellen UMTS-Netze und ist daher für den mobilen Datenverkehr von großem Vorteil. Genau auf diese neue Einnahmequelle aber richten sich die Hoffnungen der Mobilfunkbranche, die LTE ab dem Jahr 2010 einführen will. In Deutschland testet Nortel seine LTE-Technik aktuell mit dem Marktführer T-Mobile – könnte angesichts der aktuellen Insolvenz aber wahrscheinlich keinen Auftrag an Land ziehen.

Der Markt für Netzwerkausrüstung ist hart umkämpft und hat 2008 nach Schätzungen der Beobachter von Dell Oro ein Volumen von knapp 140 Milliarden Dollar erreicht. Die Anbieter stehen von mehreren Seiten unter erheblichem Druck. So drängen chinesische Unternehmen wie ZTE oder Huawei mit Kampfpreisen in den Markt, und versuchen damit recht erfolgreich Marktanteile zu erobern. Auf der anderen Seite denken immer mehr Mobilfunkunternehmen darüber nach, ihre Netze zusammenzulegen und dadurch die Netzkosten deutlich zu senken.


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