Ron Sommers, der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, soll laut russischen Medienberichten die Führung der Telekommunikationssparte des Mischkonzerns AFK Sistema übernehmen. Sommer kennt das Unternehmen des russischen Geschäftsmannes Wladimir Jewtuschenkow gut: Seit dem Jahr 2003 war er Mitglied eines Beratergremiums von Sistema, zwei Jahre später erfolgte sein Eintritt in den Aufsichtsrat. Die Telekom hatte Sommer im Juli 2002 verlassen.
Mit der Führung der Telekomsparte kommt dem Manager im Reich Jewtuschenkows eine wichtige Rolle zu. Der Bereich erwirtschaftete 2008mit rund 12 Milliarden Dollar 72 Prozent des Umsatzes und mehr als 95 Prozent des Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von AKF Sistema. Zu der Einheit gehören MTS, Russlands größter Mobilfunkanbieter mit rund 96 Millionen Nutzern, Sky Link, ein weiterer Mobilfunkanbieter, der Festnetzbetreiber Comstar UTS, die indische Shyam Tele-Services und weitere Beteiligungen an Festnetzgesellschaften. Die Deutsche Telekom war selber bis zum Jahr 2003 mit rund 40 Prozent an MTS beteiligt, gab diesen Anteil im Zuge der Bewältigung ihrer Schuldenkrise aber in den Jahren 2003 bis 2005 schrittweise aber ab.
Ende des Jahres 2006 hatte es Gerüchte über einen Einstieg von Sistema in die Deutsche Telekom gegeben. Damals war darüber spekuliert worden, dass Sommer versuchen wolle, abermals Einfluss auf die deutsche Telefongesellschaft zu gewinnen – zudem er auch den Investor Blackstone berät, der im April 2006 rund 4,5 Prozent an der Deutschen Telekom übernommen hat. Der Einstieg von Sistema galt damals aber offenbar als politisch nicht opportun.
Für Sommers sollen jetzt seine große Erfahrung in der Telekom-Branche und die langjährige Verbundenheit mit Sistema gesprochen haben. Die größten Aufgaben für Sommers sind laut Beobachtern die Integrationsbestrebungen zwischen MTS, Comstar und Sky Link. Zudem muss das Schicksal des Pakets von 25 Prozent von Comstar am mehrheitlich staatlichen Telekomunternehmen Svyazinvest gelöst werden. Der Staat möchte eine Beteiligung von 100 Prozent an Svyazinvest – dem größten Telekomunternehmen des Landes. Hier gibt es aber Streit um den Preis.
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