Als die Lautsprecherdurchsage um 9:58 Uhr alle Interessierten bittet, die Plätze im Sitzungssaal I im Oberverwaltungsgericht Münster einzunehmen, sind die fünf Stuhlreihen längst voll: Am Freitagmorgen, 20. Mai 2016, wird öffentlich über die Frage verhandelt, ob zwei Brütereien – eine aus dem Kreis Paderborn und eine aus dem Kreis Gütersloh – männliche Hühnerküken direkt nach dem Schlüpfen aus dem Ei töten dürfen. Die Praxis ist europaweit üblich, weil die männlichen Küken aus Legehuhn-Zuchtlinien sich weder für die Eiproduktion noch für die Mast eignen; sie setzen zu wenig Fleisch an. Jährlich trifft dieses Schicksal etwa 45 Millionen Küken in Deutschland. In Nordrhein-Westfalen sollte diese Handhabung jedoch eigentlich im Jahr 2015 aufhören: Ende 2013 wies der grüne Umweltminister Remmel die Kreisbehörden damals an, den Brütereien in ihren Zuständigkeitsbereichen das Töten männlicher Eintagsküken ab 1. Januar 2015 zu untersagen. Etliche Brütereien zogen vor Gericht, beim Verwaltungsgericht in Minden bekamen sie dann Anfang 2015 Recht. Die Kreise Gütersloh und Paderborn gingen nun in Münster in Berufung – und das unter reger Aufmerksamkeit der Medien. Wer wirklich noch um kurz vor zehn dem Lautsprecher-Aufruf gefolgt wäre, hätte die Richter, die juristischen Vertreter der Kreisbehörden und den Rechtsanwalt der beiden Betreiber von Brütereien erst einmal eine ganze Weile nicht sehen können, denn vor den Sitzreihen traten sich die Fernsehteams auf die Füße. Und: Geschätzt die Hälfte der 30 bis 40 Besucher auf den Stühlen waren Journalisten.
Pinzette im Katzenbauch vergessen: die Fehler der Tierärzte
Spektakuläre Behandlungsfehler in der Humanmedizin schaffen es oft in die Medien, das Thema “Ärztepfusch” ist ein Dauerbrenner in Talkshows, ganze Bücher werden über einzelne Schicksale veröffentlicht. Und auch die offizielle Statistik der ärztlichen Behandlungsfehler genießt jedes Jahr im Frühjahr, wenn sie veröffentlicht wird, wieder große Aufmerksamkeit. Dank ihr wissen wir genau, wie viele Patienten sich mit dem Verdacht, eine falsche Behandlung erhalten zu haben, an ihre Krankenkasse wenden – und wir wissen auch, dass die Zahl von Menschen, die ein solches Misstrauen hegen, steigt.
Um Kunstfehler in der Tiermedizin ist es vergleichsweise ruhig. Pfusch an Pferd, Katze oder Kaninchen scheint eher ein Fall für Juraforen zu sein und nicht für die allgemeine Öffentlichkeit. Wenn die Tierärzte doch einmal öffentliche Kritik trifft, dann ist sie meist allgemeiner angelegt: So landete etwa die Tierärztin Jutta Ziegler vor fünf Jahren einen Erfolg auf dem Buchmarkt mit ihrem “Schwarzbuch Tierarzt”, in dem sie der Tierärzteschaft grundsätzlich vorwarf, viel zu oft invasive Therapien und Operationen einzuleiten. Eine kleine “Pfusch-Debatte” traf daraufhin auch die Veterinärmediziner, die immerhin erleben mussten, dass die “Bildzeitung” – inspiriert von Zieglers Buch – einen gesunden Hund als “Scheinpatienten” in fünf verschiedene Praxen schickte.
Machen Hunde im Wartezimmer kranke Katzen noch kränker?
Der Kater Smithers leidet an chronischem Nierenversagen, sein Artgenosse Indie war versehentlich in den Trockner geraten, und Marty hatte eine schwere Augenkrankheit, als man den Streuner auf der Straße auflas: All diesen Samtpfoten konnte im „Cat Hospital“ in Philadelphia so gut geholfen werden, dass ihre Halter wahre Lobeshymnen ins Gästebuch der Klinik schrieben. Das „Cat Hospital“ ist eine der beiden ersten Tierkliniken Amerikas, die sich rein auf Katzen spezialisiert haben. Die Klinik in Philadelphia, die auf gemütliche Wohnzimmeratmosphäre setzt, wurde ebenso wie eine zweite Katzenklinik in Chicago Anfang der siebziger Jahre gegründet. Heute gebe es in den gesamten Vereinigten Staaten kaum noch eine Stadt ohne reine „Katzenpraxis“, schreibt der Veterinärmediziner Jürgen Kremendahl in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Kleintier konkret“ – und erinnert gleichzeitig daran, dass man in Deutschland noch weit von einer solchen Infrastruktur für kranke Stubentiger entfernt ist. Kremendahl, der selbst eine reine Katzenpraxis in Wuppertal führt, plädiert in seinem Fachartikel dafür, die Spezialisierung der Tiermedizin in dieser Hinsicht nun auch ähnlich konsequent wie jenseits des Atlantiks voranzutreiben.
Der Ethik-Kodex der Tierärzte
Drei Jahre lang haben die deutschen Tierärzte miteinander um ihren Ethik-Kodex gerungen. Eine Arbeitsgruppe der Bundestierärztekammer hat Entwürfe erarbeitet, Vorschläge entgegengenommen und immer wieder neue Fassungen online vorgestellt. Währenddessen ist in den beiden auflagenstärksten Mitteilungsblättern des Berufsstandes – dem “Deutschen Tierärzteblatt” und dem berufspolitischen Magazin “Vetimpulse” – eine erbitterte Debatte über den neuen Kodex geführt worden, noch während er entstand.
Dackel heißen meistens Lucy: Amerikas beliebteste Hundenamen
Gleich mehrere amerikanische Verbände und Online-Communitys für Hundehalter haben in den vergangenen Tagen ihren Datenbanken eine Antwort entlockt auf die Frage: Welche Hundenamen liegen derzeit im Trend? Ob nun der American Kennel Club, das Nachbarschaftsnetzwerk “Nextdoor” oder die Dogsittervermittlung Rover.com am Werk waren, das Ergebnis ist erstaunlich gleichförmig: Unangefochten an der Spitze stehen “Bella” für Hündinnen und “Max” für Rüden. Darüber hinaus lassen sich aber “rassespezifische” Unterschiede finden: Der häufigste Name für den Chihuahua, einen winzigen, zarten Schoßhund, ist “Coco”, Dackel heißen besonders oft “Lucy”, Retriever (egal ob Golden oder Labrador) werden am liebsten “Bailey” getauft, und die wuscheligen kleinen Shi Tzus “Gizmo”. Boxer heißen logischerweise “Rocky”, Deutsche Schäferhunde “Max”, und Mischlinge genau wie Dackel “Lucy”. Diese Informationen stammen von “Nextdoor”, einem sozialen Netzwerk, in dem viele Nutzer auch Rasse und Namen ihrer Hunde in ihrem Profil angeben.
Die Klugheit der Katzen
600 Millionen Katzen leben als Haustiere bei den Menschen dieser Welt. Und das, obwohl die allermeisten Katzenartigen ein eher eigenständiges Leben führen und nicht sehr sozial sind. Wie es trotz dieser ungünstigen Ausgangslage dazu kam, dass Mensch und Katze zusammenfanden, sei noch sehr wenig erforscht, bedauern Monique Udell und Kristyn Vitale Shreve von der Oregon State University jetzt in einer Studie, mit der sie das ehrgeizige Ziel verfolgen, das weltweite Wissen über die kognitiven und sozialen Fähigkeiten der Hauskatze zu versammeln. So wollen die Verhaltensbiologin und die Zoologin eine Antwort finden auf offene Fragen, etwa die, wie es Katzen vermochten, den Menschen zu binden, wie sich die Domestikation auf die Katze auswirkte und ob die Ko-Evolution mit dem Menschen dazu geführt hat, dass Katzen ähnlich wie Hunde Gesten des Menschen lesen können.
Hochschullaufbahn in der Tiermedizin: Die Besten müssen draußen bleiben
An den fünf veterinärmedizinischen Fakultäten in Deutschland hat sich Unruhe ausgebreitet. Der Anlass ist ein anonymer Brief, mit dem ein junger Tierarzt aus München Anfang des Jahres auf Missstände aufmerksam machte. Seinem Vorbild folgten im Juni Tierärzte, die an der Leipziger Fakultät tätig sind; sie sprachen mit Journalisten, die einen Bericht in einem Stadtmagazin veröffentlichten. In beiden Fällen geht es um die Gehälter und Arbeitsbedingungen an den universitären Tierkliniken. Zehn Euro im Monat – das war, folgt man dem anonymen Brief aus München, bis vor wenigen Wochen der Lohn für eine Vollzeitstelle als Tierarzt an der Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Jedenfalls für junge Tierärzte, die dort hofften, mit einer wissenschaftlichen Arbeit promoviert zu werden oder Weiterbildungszeit zu sammeln. Im Gegenzug mussten sie morgens um 7.30 Uhr mit der Arbeit beginnen und Tiere versorgen, OPs vorbereiten, Besitzer beraten. Im Regelfall waren sie bis nach 18 Uhr beschäftigt. Sie hatten tagsüber keine offiziellen Pausen und machten Nacht- und Wochenenddienste ohne Vergütung. In ihren Verträgen stand, dass sie nur wenige Stunden im Monat arbeiten würden, sie mussten aber mündlich zustimmen, ständig da zu sein.

Mehr als fünfzig Doktoranden gab es insgesamt an der Klinik – allesamt fertig examinierte Tierärzte -, nur einige wenige bekamen nicht nur zehn Euro im Monat, sondern 400 bis 450. So steht es in dem anonymen Brief, mit dem einer der Doktoranden Ende Januar Medien, Parteien und Gewerkschaften alarmierte. Darin warnt der Tierarzt auch, dass die Sicht der Klinik sei, sie leisteten keine „echte“ Arbeit, sondern die Routinetätigkeiten dienten ihrer Aus- und Weiterbildung. Der Zeitpunkt für den Brief war nicht zufällig: Durch das neu in Kraft getretene Mindestlohngesetz konnte der Whistleblower darauf hoffen, dass sein Anliegen Gehör finden würde.
Und so war es auch. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete mehrfach auf ihrer Münchner Lokalseite. Die Grünen-Fraktion Bayern sorgte dafür, dass die bayerische Staatsregierung gebeten wurde, sich zu positionieren. Auch das Hauptzollamt München, zuständig bei Verstößen gegen das Mindestlohngesetz, begann, das ergaben Recherchen der “Süddeutschen Zeitung”, zu ermitteln. Und die Hochschulleitung der LMU forderte den Dekan der Veterinärmedizinischen Fakultät, Joachim Braun, umgehend zu einer Stellungnahme auf. „Ich habe schnell festgestellt, dass die Fakten in dem anonymen Brief stimmen“, sagt Braun, der angibt, zuvor von den Zuständen in der Klinik nichts gewusst zu haben. „In der Klinik haben Tierärzte unbezahlt gearbeitet. Ihre klinische Arbeit kann nicht als Ausbildung gewertet werden. Sie müssen dafür bezahlt werden.“
Und so wird es nun auch kommen. Bernd Huber, Präsident der LMU, hat sich wiederholt mit Doktoranden und Klinikleitung getroffen und Anfang Mai eine Lösung vorgelegt. 15 Euro sollen die Doktoranden künftig pro Stunde bekommen und, wenn sie Vollzeit arbeiten, diese Zeit auch anerkannt bekommen. Sie werden zudem rückwirkend ab dem 1. Januar 2015 diesen Lohn erhalten, da ja mehrere Wochen lang gegen das Mindestlohngesetz verstoßen worden war. „Wir werden der Fakultät kurzfristig helfen, weil in dieser besonderen Situation höhere Kosten entstehen“, erklärt Huber. Auf lange Sicht müsse die Klinik ihre Arbeitskräfte aber selbst finanzieren. „Wir haben uns darauf beschränkt, eine rechtskonforme Situation herzustellen“, sagt Huber. Für ihn ist der Fall damit erledigt.
Für die deutschen Veterinärmediziner ist er es nicht, unter anderem, weil nun auch Doktoranden an den anderen vier tiermedizinischen Fakultäten nachziehen: In der Juniausgabe des Leipziger Stadtmagazins „Kreuzer“ erschien ein Artikel, der ähnliche Arbeitsbedingungen an der dortigen Universitätskleintierklinik zum Thema hat: 19 Stunden arbeiten die Doktoranden dort laut Vertrag, doch sie beklagen, es seien in Wirklichkeit doppelt so viele. Die Universität Leipzig gab umgehend eine Pressemitteilung heraus, in der es hieß: “Die zuletzt auch öffentlich geäußerte Kritik im Hinblick auf eine angemessene Bezahlung geleisteter Arbeit sehen Universitäts- und Fakultätsleitung in wesentlichen Punkten als berechtigt an und wollen die bestehenden Probleme gemeinsam lösen.” 90.000 Euro soll die Veterinärmedizinische Fakultät zusätzlich zu ihrem Budget des Jahres 2015 bekommen, um die Betroffenen komplett vergüten zu können.
Die Vorfälle berühren eines der heißesten Eisen des Berufsstandes: die soziale Selektion bei Hochschulkarrieren in der klinischen Veterinärmedizin. Der Brief der Münchner Doktoranden gipfelt in einem entscheidenden Satz: „Im Grunde muss die Lizenz, eine Doktorarbeit in der Klinik anfertigen zu dürfen, durch unbezahlte Arbeit in der Klinik erkauft werden.”
Kühe, Kälber und der Konsument
Fast sechzig Jahre gibt es ihn schon: Den internationalen „Tag der Milch“, der meist am 1. Juni begangen wird. So auch heute. In den ersten Jahrzehnten, in denen die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen und der Internationale Milchwirtschaftsverband IDF an diesem Tag für Milchverzehr warben, kursierten Slogans wie „Die Milch macht `s“ oder sogar noch der alte Fünfziger-Jahre-Werbespruch „Milch macht müde Männer munter“ unwidersprochen. Doch inzwischen wird allerorten am Image der Milch gekratzt. Nicht nur Tierrechtler äußern Kritik – wie etwa Animal Rights Watch mit der Kampagne „Sag Nein zu Milch“. Nein, Milchskepsis ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Nicht erst, seit vor wenigen Monaten eine schwedische Studie aufsehenerregend nachwies, dass „drei Gläser Milch täglich zu verfrühtem Tod“ führen. Das hatten Wissenschaftler der Universität Uppsala aus Daten von mehr als 100.000 Probanden herausgelesen. Auch das Knochenbruchrisiko der Probanden, die viel Milch tranken, soll erhöht gewesen sein – Ergebnisse, die in vielen Medien aufgegriffen wurden.
Vegane Kleidung: Wollen die Deutschen Bananenfaser statt Merinowolle?
Die Regale im Bioladen quellen über vor neuen veganen Produkten aus Lupine, Kokosmilch oder Quinoa, in den Innenstädten scheinen vegane Bistros geradezu aus dem Boden zu schießen und über die vegane Kochbuchschwemme braucht man eigentlich nicht mehr zu sprechen: Sie ist in den Buchhandlungen einfach nicht zu übersehen. Wer die vegane Lebensweise für ein paar Wochen ausprobieren will, hat im Alltag deutlich weniger Hürden zu überwinden als noch vor wenigen Jahren. Schwierig wird es eigentlich erst, wenn man seinen veganen Fokus nicht auf Fitness und Ernährung richtet, sondern sich verpflichtet fühlt, Ausbeutung von Tieren grundsätzlich bei jeder Konsumentscheidung zu hinterfragen. Dann kann jemand, der Veganer ist, um ein politisches Statement zu leben, oder jemand, der sich rein aus ethischen Gründen dazu verpflichtet fühlt, schnell in Konflikte kommen – und müsste eigentlich trotz leerem Magen viele der neuen Angebote ausschlagen.

Ein paar Beispiele für dieses Problem nennt Christian Koeder in seinem Buch “Veganismus – Für die Befreiung der Tiere”, das im vergangenen Jahr erschienen ist, einer umfassenden Geschichte und Analyse des veganen Lebensstils und seiner Hintergründe. Koeder weist darauf hin, dass in manchen Ländern, etwa Thailand, angekettete Affen bei der Kokosnussernte eingesetzt werden. Auch Last- und Arbeitstiere werden in vielen Ländern verwendet. Oder ein anderer Fall: Apfelsaft, der mit Gelatine geklärt wird. Sind die veganen Lebensmittel, deren Produktion mit solchen Transporten und Arbeitsschritten verknüpft ist, überhaupt noch vegan? Es ist anzunehmen, dass viele ethisch motivierte Veganer sich solche Gedanken machen.
Uralte Katze, dementer Hund
Svenja Joswig war Anfang zwanzig und studierte in Hannover, als ihr zum ersten Mal auffiel, wie sehr ein Haustier, das in die Jahre kommt, das Leben seiner Halter verändern kann. Damals löste sich Joswigs Wohngemeinschaft nach drei Jahren auf, weil ihre Mitbewohnerin in eine ebenerdige Wohnung umziehen musste: Ihr alter Hund hatte so große Gelenksprobleme, dass tägliches Treppensteigen nicht mehr zumutbar erschien.
Der missverstandene Hund
Die meisten Hundehalter würden behaupten, ihren Hund genau zu kennen, viele denken auch, dass sie ihm seine Gefühle ansehen können. Der Klassiker ist dabei der “schuldbewusste Blick”. Wenn der Hund unter umwölkter Stirn von unten nach oben linst und dabei den Kopf zwischen die Schultern zieht, ist für viele Menschen der Fall klar: Da hat jemand Schuhe zerbissen, unerlaubt vom Tisch geklaut oder gar auf die Fußmatte gepinkelt.
Mein Pferd ist mein Therapeut: Eine Studie erklärt, warum Frauen reiten
Es klingt erst mal wie ein Scherz oder zumindest wie ein selbstironischer Kommentar, den vielleicht einige wenige Reiter über ihr teures und zeitaufwändiges Hobby fallenlassen würden: T-Shirts mit dem Spruch “My Horse ist my Therapist” sind in diversen Reitsportshops zu haben, und auch eine Facebookgruppe nennt sich “Mein Pferd ist immer noch der beste Therapeut”.
Dass hinter diesen Slogans mehr steckt als Koketterie, wollen jetzt drei Anthropologinnen mit einer gemeinsamen Studie im Fachmagazin “Medical Anthropology Quarterly” belegen. Dona Lee Davis und Sarah Dean von der University of South Dakota und Anita Maurstad von der Universität Tromsø in Norwegen führten lange Tiefeninterviews mit 52 Frauen zwischen zwanzig und siebzig durch. Die Teilnehmerinnen ritten bereits lebenslang – in erster Linie freizeitmäßig; manche beteiligten sich auch auf Amateurniveau an Turnieren, etwa im Bereich des Distanzreitens, des Gangpferdereitens mit Islandpferden oder des Dressurreitens. Die Teilnehmerinnen, die aus Norwegen und dem Mittleren Westen der Vereinigten Staaten stammten, gaben sich selbst Pseudonyme und sprachen offen über die Bedeutung, die ihr Pferd in ihrem Leben hat.

Erstaunlicherweise fielen immer wieder Sätze, die das Reiten und den Umgang mit dem Pferd verglichen mit einer Psychotherapie. Ganz ernsthaft, ohne jeden ironischen Unterton, stellten die Frauen diesen Zusammenhang her. Reiten sei eine Möglichkeit für einen “Reset” des Körpers, psychisch und physisch, sagt eine Frau namens Halla. Lynn erzählt: “Bei dem Stall, wo ich jetzt bin, gibt es einige gleichgesinnte Leute, die wie ich der Meinung sind, ihr Pferd sei für sie wie Psychotherapie.” JZ sagt, Reiten sei ihr Leben. “Es ist Freude. Es ist Therapie.” Viele andere Teilnehmerinnen veranschaulichen diese Wirkung, indem sie feststellen, Reiten würde ihren Kopf durchlüften, sie dächten nicht an den Stress bei der Arbeit oder an die Zukunft. Mehrere werden sehr explizit: Reiten sei ihre “Art, zum Psychiater oder Psychologen zu gehen”, sagt Bella. “Ich war ohne Pferd für einige Jahre und das Leben war schrecklich; es war keine Freude, mit mir zusammen zu sein.” Krusty meint über das Reiten: “Es hält mich psychisch gesund.” Isis fügt hinzu: “Wenn ich das Pferd nicht hätte, hätte ich wahrscheinlich schon einen psychischen Zusammenbruch gehabt.”
Veganer sind entspannter: Neue Studien über das fleisch-, ei- und milchfreie Leben
Zehn Jahre lang lebte die New Yorker Autorin, Schauspielerin und Regisseurin Lena Dunham vegan. Was sie in dieser Zeit zu sich nahm, listet sie in ihrem in diesem Herbst erschienenen autobiographischen Buch “Not that Kind of Girl” seitenlang auf: Reismilch, Mandelbutter-Feigen-Smoothie, Wasserkressesalat mit Sojacrispies, Adzukibohnenpaste oder Cornflakes mit Mandelmilch. Sei mal ein vegetarischer Ausrutscher passiert, habe sie sich selbst dafür scharf verurteilt, so Dunham. Ihre Motivation war der Schutz der Kreatur, nicht die eigene Fitness oder der Glaube an mehr Gesundheit durch Verzicht auf tierische Produkte. Und sie bekannte sich früh offen zum Veganismus: “Mit siebzehn gab ich eine vegane Dinnerparty, die es sogar auf die Stil-Seite der New York Times schaffte”, erzählt die 1986 geborene Dunham in “Not that kind of girl”. Überschrift: “Knackiges Menü für jugendliche Gäste”. Das war 2003. (Die Zeitschrift “Newsweek” lässt das Fest, das sich damals zugetragen hat, hier noch einmal Revue passieren.) Heute, ein Jahrzehnt später, würden es ein paar mit Sojashakes und Sesammus feiernde Teenies nicht mehr derartig ins Scheinwerferlicht schaffen: Vegansein ist im Mainstream angekommen – vegane Dinnerpartys sind nichts Besonderes mehr.