Der Kater Smithers leidet an chronischem Nierenversagen, sein Artgenosse Indie war versehentlich in den Trockner geraten, und Marty hatte eine schwere Augenkrankheit, als man den Streuner auf der Straße auflas: All diesen Samtpfoten konnte im „Cat Hospital“ in Philadelphia so gut geholfen werden, dass ihre Halter wahre Lobeshymnen ins Gästebuch der Klinik schrieben. Das „Cat Hospital“ ist eine der beiden ersten Tierkliniken Amerikas, die sich rein auf Katzen spezialisiert haben. Die Klinik in Philadelphia, die auf gemütliche Wohnzimmeratmosphäre setzt, wurde ebenso wie eine zweite Katzenklinik in Chicago Anfang der siebziger Jahre gegründet. Heute gebe es in den gesamten Vereinigten Staaten kaum noch eine Stadt ohne reine „Katzenpraxis“, schreibt der Veterinärmediziner Jürgen Kremendahl in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Kleintier konkret“ – und erinnert gleichzeitig daran, dass man in Deutschland noch weit von einer solchen Infrastruktur für kranke Stubentiger entfernt ist. Kremendahl, der selbst eine reine Katzenpraxis in Wuppertal führt, plädiert in seinem Fachartikel dafür, die Spezialisierung der Tiermedizin in dieser Hinsicht nun auch ähnlich konsequent wie jenseits des Atlantiks voranzutreiben.
Um dem Vorhaben Nachdruck zu verleihen, hat er mit einigen Kollegen die „Deutsche Gruppe Katzenmedizin“ ins Leben gerufen, einen neuen Fachverband, der sich in diesen Monaten in der Gründungsphase befinde.

Den Zuspruch der Katzenhalter sieht Kremendahl als sicher an. Schließlich, so der Veterinärmediziner, seien auch Pferdekliniken, Koi-Tierärzte und Vogelpraxen längst etabliert. Und er nennt ein gewichtiges Argument: Katzen würden durch den Geruch und das Gebell von Hunden, die in normalen Kleintierpraxen allgegenwärtig sind, schwer gestresst, schreibt er. Dementsprechend wenig kooperieren sie, wenn sie Behandlungen über sich ergehen lassen müssen.
23 Praxen mit Siegel „katzenfreundlich“
So lange eine flächendeckende Versorgung mit Katzenpraxen noch nicht in Reichweite ist, empfiehlt Kremendahl das Programm „Cat Friendly Clinic“ der International Society of Feline Medicine. Auch ganz normale Praxen und Kliniken können sich innerhalb dieses Programms zertifizieren lassen und das Siegel „katzenfreundlich“ in den drei Stufen Bronze, Silber und Gold erwerben. Bedingungen sind beispielsweise eine separate Wartezone für Katzen und ihre Besitzer oder auch – wenn höhere Zertifizierungslevel erreicht werden sollen – sogar separate OP-Säle. Interessanterweise müssen auch bestimmte Mindestgesprächszeiten mit dem Besitzer eingehalten werden Will man etwa die Stufe „Gold“ erreichen, müssen die Konsultationen im Sprechzimmer mindestens fünfzehn Minuten dauern.
Für die Katze ist also nur das Beste gut genug – und auch für ihren Halter. Jürgen Kremendahl weist in seinem Artikel ebenfalls darauf hin, dass Katzenhalter besonders anspruchsvolle Kunden sind. Sie „möchten eine kompetente Behandlung und eine angemessene Kommunikation“. Zudem legten sie auch Wert auf eine geschmackvolle Einrichtung der Klinik oder Praxis. Beschränke sich ein Tierarzt darauf, Katzen zu behandeln, so habe er immerhin einen größeren innenarchitektonischen Spielraum als in Praxen, die alle Tierarten betreuen.
Nieren- und Schilddrüsenprobleme
Sucht man auf der Website der Initiative „Cats Friendly Clinic“ nach zertifizierten Praxen und Kliniken in Deutschland, dann finden sich immerhin schon 23 Einrichtungen mit diesem Siegel. Nur einige wenige dieser Tierärzte sind allerdings reine Katzenspezialisten – darunter etwa die Praxen „Cats Only“ in Hamburg und „Vets for Cats“ in Berlin.

Echte Spezialistentitel für Tierärzte, die sich auf Katzen konzentrieren wollen, sind noch rar. Ein „Fachtierarzt für Katzen“ werde wohl in Deutschland noch lange auf sich warten lassen, vermutet Kremendahl. Deutsche Veterinäre können jedoch schon jetzt durch Prüfungen, die teilweise auch in Europa abgehalten werden, australische und amerikanische Spezialistentitel erwerben. Kremendahl hofft für die Zukunft darauf, dass sich der Trend zur Katzenpraxis auch in Deutschland durchsetzen wird. Das sei auch medizinisch sinnvoll, argumentiert er in seinem Artikel: Schließlich gebe es viele spezifische Katzenkrankheiten wie die Feline Infektiöse Peritonitis (FIP), die sich bei anderen Arten nicht findet. Die Viruserkrankung löst eine Bauchfellentzündung aus. Typisch für Katzen sind auch bestimmte Schilddrüsen-, Nieren- und Harnwegserkrankungen oder die umgangssprachlich als „Katzen-Aids“ bezeichnete Infektion mit dem Felinen Immundefizienz-Virus.
„Gentrifizierte Katze“
Immerhin ist die Katze der Deutschen liebstes Haustier: Angesichts von 11,5 Millionen Stubentigern (und nur 6,9 Millionen Hunden) könnten sich auch in Deutschland bald mehr Tierärzte überlegen, eine Spezialisierung auf Katzen ins Auge zu fassen. Noch gebe es aber selbst Konflikte mit dem Namen, der auf dem Praxisschild steht, schreibt Kremendahl: Es ist nicht ohne weiteres erlaubt, sich „Katzenpraxis“ zu nennen. Manch ein Tierarzt muss deshalb unter das Schild „Kleintierpraxis“ den Zusatz „Schwerpunkt Katzenmedizin“ setzen, um klarzumachen, dass Hunde, Hamster und Wellensittiche bei ihm nicht versorgt werden.
Doch Kremendahl blickt optimistisch in die Zukunft: „Die Katze“, schreibt er, „besonders auch die ,gentrifizierte Katze‘, lebt fast doppelt so lange wie noch vor 25 Jahren. Sie wird immer älter und kränker, hat es an den Nieren, der Schilddrüse und den Knochen. Es handelt sich oft also um Erkrankungen, die bei Erhaltung der Lebensqualität gut von uns kontrolliert werden können.“ Der Bedarf ist also da, die Aussichten sind gut – nur, was genau er mit dem schönen Begriff „gentrifizierte Katze“ meint, bleibt der Autor am Ende schuldig.
[…] Aktuell ein interessanter Bericht aus dem Resort Tierleben der FAZ von Wissenschaftjournalistin Christina Hucklenbroich. Hier geht es direkt zum Artikel… […]
Da ist schon was dran
Tatsächlich ist das (mit) ein Grund, weshalb man Tierarztbesuche nicht so richtig gern unternimmt … Man will der Katze, gerade wenn es ihr nicht gut geht, nicht auch noch den Streß antun.
Daß mein Kater an MEINEN großen Hund, den meiner Tochter (die übrigens auch Katze UND Hund hat, wobei diese zwei sogar miteinander spielen – und das, obwohl die Katze zuerst da war) und den meiner Schwester gewöhnt ist, bedeutet keineswegs, daß fremde Hunde ihn nicht beunruhigen würden.
Ich weiß trotzdem nicht, ob ich den Tierarzt wechseln würde, wenn es einen “Katzen-Tierarzt” in meiner Nähe gäbe. Denn auch der Geruch fremder Katzen, ihr Fauchen, Knurren und Miauen sowie die Tierarztpraxis an sich ist für eine Katze beunruhigend …
Ein Vertrauensverhältnis zu einem guten, kompetenten und einfühlsamen Tierarzt zu haben, ist viel wert.
Außerdem kann man um das Körbchen herum ein Tuch wickeln und die Türseite zu sich selber wenden, sodaß sie/er ein Gefühl von Sicherheit hat.
[…] Hunde im Wartezimmer der Tierarztpraxis setzen kranke Katzen sehr unter Stress. Veterinäre plädieren deshalb für reine Katzenpraxen oder zumindest für separate Katzen-Wartezimmer. Auch aus medizinischer Sicht macht es Sinn, sich auf Katzen zu spezialisieren, denn es gibt viele spezifische Katzenkrankheiten. Hier geht’s zum Artikel: Machen Hunde im Wartezimmer kranke Katzen noch kränker? […]
Das Gegenteil
zur “gentrifizierten Katze” ist die, die im Stall, Heuschober (gibt’s das noch?) oder sonst einer unzugänglichen Ecke schläft, nur unregelmäßig gefüttert und/oder gestreichelt wird und im besten Falle rechtzeitig kastriert wurde, um nicht einen Haufen Nachkommen in die Welt zu setzen. Also die, die ein nahezu natürliches Katzenleben hat – nur eben kein allzu langes.
Titel eingeben
Unsere alte Katze, “Airplane” ist inzwischen 24 Jahre alt und wird langsamer. Nicht langsam genug um nicht einer Schäferhündin, einem Jack Russel Terrier und einer pit-bull Mischung gehörigen Respekt abzuverlangen, und zu bekommen. Soviel für “stress” von den Hunden.