Wieder einmal haben wir über Mittag ein Interview zu den Akten gelegt, in dem sich ein katholischer Bischof darüber beklagt, dass „die Kirche mit ihrer Botschaft, mit ihrem Engagement und Leben insgesamt, mit allen ihren Facetten nur sehr ausschnitthaft vorkommt.“ Schließlich richte sich das Interesse der Medien „auf das Außergewöhnliche, das Spektakuläre und Skandalöse“. Ein adäquates Bild der katholischen Kirche in Deutschland ließe sich daher in den säkularen Medien wohl kaum vermitteln.
Wir wissen nicht, welche säkularen Medien der Bischof liest. Aber wir erhalten regelmäßig die elektronisch verschickten Pressemitteilungen aus seinem Bistum, die in der Betreffzeile so verrätselt-umständlich formuliert sind („08-12-12_Anteil nehmen_Ausstellung mit Skulpturen und Gemäld …“ oder „08-12-04_PM Gründung eines ehrenamtlichen Anwendernetzwer…“), dass sich ein adäquates Bild der Anliegen des Bistums und seines Bischofs erst nach eingehender Lektüre des gesamten Textes gewinnen lässt – oder eben gar nicht.
Adäquater über das Verhältnis von Kirche und Medien informiert eine Einladung aus einem anderen Bistum, die heute nachmittag eintraf. Darin lädt der Bischof für Montag, den 22. Dezember, zwischen 14.00 und 14.45 Uhr zu einem vorweihnachtlichen Gespräch über Prioritäten und Perspektiven. Wir haben ungefähr folgendes geantwortet: Dem Termin und der Uhrzeit nach zu urteilen sei das vorweihnachtliche Gespräch für den Bischof wohl nicht eine ,Priorität‘ gewesen. Ein anderer Bischof nehme sich seit Jahren zu Beginn jeder Adventszeit einen Nachmittag einschließlich eines Abendessens Zeit für das Gespräch mit den Journalisten, die über seine Diözese berichten.
Was nun den Montag vor Heilig Abend betreffe, sei es nun so, dass die einen Kollegen schon in vorweihnachtlichem Urlaub seien und die anderen die Arbeit machen müssten. Ein Termin mitten am Nachmittag sei in dem einen wie dem anderen Fall denkbar ungünstig.
Das nächste Interview des Inhalts, das Interesse der Medien richte sich nur auf das Außergewöhnliche, das Spektakuläre und Skandalöse, kommt bestimmt.