Der Mensch denkt – und Gott lenkt, manchmal getreu dem Spruch: hominum confusione et Dei providentia. Ein Beispiel: In Ulm tagt die evangelische Kirche dieser Tage zum zweiten Mal nach den Regeln des sogenannten Verbindungsmodells. Das heißt: Die Synode der EKD ist (zu einem großen Teil) personenidentisch mit den Synoden der VELKD, also der lutherischen Kirche und der Synode UEK, also der unierten und reformierten Kirchen. Alle tagen am gleichen Ort über mehrere Tage verteilt. Der Gedanke hinter dem Verbindungsmodells war die Synoden der konfessionellen Organisationen UEK und VELKD langsam an die EKD heranzuführen um sie – das war der eigentliche Impetus – darin aufzulösen wie ein Stück Würfelzucker im Tee.
Das Ergebnis stellt sich inzwischen aber völlig anders dar als beabsichtigt: Die Unterschiede zwischen den Unierten und den Lutheraner werden durch das Verbindungsmodell weniger verwischt, sondern eher verdeutlicht. Bei der letzten Synode in Würzburg etwa fertigte sich eine besonders energische Synodale der UEK ein neues Namensschild, auf dem nur ihr Vorname stand – aus Protest gegen die VELKD-Namensschilder, die ihr zu förmlich ausgefallen waren.
Dieses Mal wurden die Schwierigkeiten der innerprotestantischen Ökumene beim Bericht des Catholica-Beauftragten der VELKD augenfällig. Als Zeichen der Verbundenheit konnten auch die UEK-Synodalen dem Bericht zuhören. Zur Aussprache über den Bericht aber verließen sie den Saal wieder, was von anwesenden Pressevertretern nicht gerade als Zeichen inniger Verbundenheit gewertet wurde. Einen Zug ins Komische erhielt die Sache, als auf den Pressekonferenzen dann höchst unterschiedliche Begrüdungen angeführt wurden. Die UEK begründete ihren Auszug mit der Geschäftsordnung der VELKD, nach der nur VELKD-Synodale an der Ausprache teilnehmen fürften. Die VELKD hingegen tat wenige Minuten später kund, man habe den Unierten nicht zumuten können, länger derart gedrängt in einen Raum gedrängt zu sein.