Unverbraucht

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Ärger mit dem Handy, Angst vor Phishing-Attacken, Furcht vor Schummel-Formularen, Frust beim Online-Kauf, Zorn auf Bahn-Angestellte und Wut wegen

Teure Weiterleitung (2) – Wer kassiert ab?

| 6 Lesermeinungen

Weil in den zahlreichen Kommentaren zu meinem ersten Blog-Eintrag viele wichtige Argumente stecken, die leider aber auch versteckt sind, schreibe ich hier noch mal ein kleines Fazit. Für alle Leser, die den ersten Beitrag nicht gelesen haben, gibts nochmal eine kurze Zusammenfassung.

Weil in den zahlreichen Kommentaren zu meinem ersten Blog-Eintrag „Teure Weiterleitung bei Klarmobil“ viele wichtige Argumente stecken, die leider aber auch versteckt sind, schreibe ich hier noch mal ein kleines Fazit. Für alle Leser, die den ersten Beitrag nicht gelesen haben, hier eine sehr kurze Zusammenfassung: Otto N. ist Klarmobil-Kunde und hat die Auskunft 11880 angerufen. Die Auskunft hat ihm die Nummer durchgegeben und ihn dann direkt verbunden. Der etwa viertelstündige Anruf kostete Otto N. etwa 25 Euro. Der Grund: Nicht nur der Anruf zur Auskunft kostet 1,89 Euro pro Minute, sondern auch das Gespräch nach der Weiterleitung.

Dass sich die Auskunft ihre Dienstleistung, eine Nummer herauszusuchen und diese dem Anrufen mitzuteilen, mit 1,89 bis 1,99 Euro bezahlen lässt, ist vertretbar. Es ist leider mittlerweile üblich – vor einiger Zeit auch noch bei der Auskunft der Bahn. Viele Anrufer wissen, dass solche Services teuer sind. Otto N. sollte sich darüber nicht beschweren. Nach Meinung einiger Kommentatoren wird die Dienstleistung beansprucht von a) „unmündigen Verbrauchern“, die nicht wissen, dass es so teuer ist und b) mündigen Verbrauchern, die knapp zwei Euro bezahlen, um an die Auskunft zu kommen.

Dass das Gespräch nach der Weiterleitung weiterhin 1,89 Euro kostet, ist nicht mehr vertretbar. Wählte Otto N. die Festnetznummer, bezahlte er – bei einem üblichen Klarmobil-Vertrag – 9 Cent pro Minute. Er bezahlt also 1,80 Euro pro Minute mehr, weil ihm die Auskunft einen einmaligen Service geboten hat: nämlich die – durchaus bequeme – direkte Verbindung mit dem Reisebüro herstellt. Selbst der „mündige“ – also wissende – Verbraucher würde diesen Service wohl selten in Anspruch nehmen. Es sei denn, die Auskunft würde für die einmalige Dienstleistung des Weiterverbindens eine Pauschale von beispielsweise einem Euro nehmen.

Um bewerten zu können, ob Otto N. zu Unrecht 25 Euro bezahlen musste, müssen also zwei Fragen beantwortet werden: a) Sind die Informationen von 11880 und Klarmobil hinreichend, damit Kunden wissen, wie viel die Dienstleistung kostet? und b) Dürfen die Kosten für eine einmalige Dienstleistung abhängig sein von der Länge des Folgegesprächs? Die Antworten werden möglicherweise sagen, wer denn nun für Weiterleitungsmasche verantwortlich ist und wer daran verdient.

Zu a) Klarmobil weist auf die Kosten auf seiner Homepage hin, wie die Screenshots aus dem ersten Blog-Eintrag zeigen. Telegate sagt dem Anrufer nicht, wieviel die Verbindung kostet. Weil die Auskunft ja nicht wissen könne, wie hoch der Minutenpreis ist, sagt ein Pressesprecher. Es käme auf die „Preispolitik“ des Netzanbieters an. Übersetzt heißt das: Telegate verhandelt mit den Mobilfunkanbietern spezielle Preise. Ruft jemand bei der 11880 an, ist für den Telegate-Mitarbeiter nicht erkennbar, ob der Anrufer ein T-Mobile-, Vodafone-, E-Plus- oder o2-Kunde ist.

Zu b) Für Klarmobil sind Anrufe bei der Auskunft „durchlaufende Posten“, sagt eine Pressesprecherin. Das heißt, sie werden Klarmobil und somit dem Kunden in Rechnung gestellt. Klarmobil mache nur einen „minimalen“ Mehrgewinn dadurch, dass die Auskunft nach der Ansage mit der Nummer verbindet. Es sei für Klarmobil letztlich das Gleiche, ob Otto N. die Festnetznummer des Reisebüros selbst wählt oder durch die Auskunft verbunden wird. Klarmobil habe also nichts von der Weiterleitung. Daher auch der Tipp: „Um die Kosten von 1,89 Euro zu vermeiden, lassen Sie sich bitte nicht von der Auskunft zu dem anderen Teilnehmer verbinden.“

Es bleibt also nach wie vor die Frage offen, wer an den 1,89 Euro, die Otto N. pro Minute während seines Gespräches mit dem Reisebüro bezahlten musste, am meisten profitiert. Eigentlich kann es nur Telegate sein. Doch dort will man sich dazu nicht wirklich äußern. „Die Tarifhoheit über die Preise bei Klarmobil hat Klarmobil“, sagte ein Pressesprecher von Telegate. Die wiederum dürften allerdings wenig Interesse an der Tarifhoheit haben, weil sie ja – nach Aussagen der Pressesprecherin von Klarmobil – nur „minimalen“ Gewinn an der Weiterleitung haben. Bleibt also nur noch Telegate. Wie hoch der Gewinn an den 1,89 Euro pro Minute ist, will man dort allerdings nicht preisgeben. Dann würde man ein „Fass aufmachen“, so der Telegate-Pressesprecher. Und er betont nochmal: „Wir haben keinen Einfluss auf die Preise der Mobilfunkanbieter“.

Zum Schluss also noch einmal ein Rechenbeispiel: Otto N. hat für ein viertelstündiges Gespräch zirka 25 Euro bezahlt. Klarmobil verlangt pro Minute minimal mehr. Sagen wir 1 Cent. Dann würde Otto N. – bei einem 9-Cent-Tarif – an Klarmobil 1,50 Euro zahlen. Bleiben immer noch 23,50 Euro für Telegate übrig. So könnte die Rechnung aussehen.


6 Lesermeinungen

  1. XYZ sagt:

    Deshalb nutze ich auch nur die...
    Deshalb nutze ich auch nur die T-Com Auskunf, denn da wurde man bisher immer zu Stamndartpreisen weiterverbunden.
    Und das nenne ich dann Service…..

  2. zyx sagt:

    Und was sollte jetzt dieser...
    Und was sollte jetzt dieser Eintrag ?
    Es war doch eh schon klar, dass die Abzocke durch 11880/Telegate geschieht.
    Und deshalb wollen die „auch kein Fass“ aufmachen.

  3. dettweiler sagt:

    @zyx: Genau dies sollte dieser...
    @zyx: Genau dies sollte dieser Eintrag zeigen. Im ersten Eintrag ging es um Klarmobil und Otto N.s Ärger über die Rechung und den Tipp von Klarmobil, solche Nummern zu vermeiden. Jetzt hat sich gezeigt, dass wohl Telegate/11880 dafür verantwortlich ist, dass der Gebührenzähler nach der Weiterleitung weitertickt und die Auskunft nicht unerheblich daran verdient.

  4. j.frei sagt:

    Das Problem mit den...
    Das Problem mit den Handyvertraegen sind die generell zu hohen Gebuehren fuer Sonderleistungen. Ich tingele haeufig ueber den Atlantik und kuerzlich habe ich mir daher in Deutschland einen UMTS Vertrag nebst Stick besorgt. 20 Euro im Monat fuer eine Fairflat ist soweit okay. Das Problem war, dass die Zugangsdaten nicht genannt wurden und ich erst mehrmals an der Hotline mit meinem Handy (ich hab keinen Festnetzanschluss mehr) ins Leere lief (5 Minuten in der teuren Warteschleife) und dann nach 20 oder 30 Telefonaten „durchkam“. Am Ende belief sich die Rechnung auf ca. 89 Euro fuer genau drei Worte, die mir weiterhalfen. Ich hake das aber unter Einmalkosten ab und letztlich rechnet sich auch das, weil ich woanders wieder Kosten einspare. Das Problem sind aber eben diese hohen Kosten. Ich sehe nicht ein, dass eine Dienstleistung pro Minute mehr als 1 Euro kosten soll. Und wenn man 2 Euro pro Minute sind, dann sind das 120 Euro oder knapp 240 DM fuer eine Stunde Telefonnummern heraussuchen oder eben First Level Support. Das ist eindeutig Abzocke! Daher meide ich zukuenftig jegliche Dienstleistung ueber Telefon, die mehr als 1 Euro pro Minute kostet. Als Kunde hat man die Macht und man muss die Firmen nur dazu erziehen, kostenguenstig zu kalkulieren!

  5. Roman sagt:

    Kleiner Tipp: Bei Gesprächen...
    Kleiner Tipp: Bei Gesprächen mit der Hotline des eigenen Anbieters am besten immer in einen Verkaufsladen des jeweiligen Vertragspartners gehen. Die können einem in der Regel bei denn Fragen nicht weiter helfen und rufen dann ganz von selbst, und meist mit freundlichem Benehmen, bei ihren Hotlines an. Wird es zu umständlich und der Laden ist voll, bekommt man den Hörer in die Hand gedrückt; schon hat man keine Kosten mehr. Dieses Verfahren sollte zumindest für den Städter kein Problem sein, befinden sich doch an jeder Ecke Läden der gängigsten Anbieter.
    Das betrifft natürlich nur das Kommentar von j.frei.

  6. Pah, der arme Otto...
    Ich oute...

    Pah, der arme Otto…
    Ich oute mich in diesem Fall gerne: Ich arbeite für die 11880.
    Es ist ( zum Teil) lächerlich, was Sie schreiben, Herr Dettweiler. Sagen wir mal ich telefoniere innerhalb einer Stunde mit ca. 45 Personen. Davon sind geschätze 35 vom Handy (sprich im Stress, unterwegs und hören mir nicht zu). Ich möchte schätzen, dass 25-30 Personen die Preisansage schon kennen, aber trotzdem sind wir dazu verpflichtet den Text runter zu labern. Und wir tun es auch. Wir werden nämlich auch dauernd überprüft, ohne es zu merken. Wenn da wirklich mal einer „quer schießt“, kann er sich gleich verabschieden. Und noch mal zu denen zurück, die schon wissen, dass die Verbindung Geld kostet. Sofern ICH mit der Preisansage anfange, und der Kunde (wie so oft) mit einem „Ja, ja, ja, sieh zu…“, „Danke, danke, danke…“ kommt, frage ich nur nochmal, ober das schon kennt. Wenn ja, *zack, bumm*, weiter verbunden. Ich möchte Ihrem otto unterstellen, dass er kaum hingehört hat, oder einfach gedacht hat, dass er ja nun mal nicht so viel bezahlt, weil er über sein Klarmobil Vertrag telefoniert. Aber man kann auch nachfragen!!! Wenn ich merke, dass jemand unsicher reagiert, nachdem ich ihm den Preis genannt habe, frage ich nach, ob es für ihn wirklich okay ist, oder sage „Ich lasse dir Nummer nur ansagen, dann können Sie es später selbst probieren.“ Aber es gibt halt diese dummen Menschen, die es nicht kapieren. Heute gerade erlebt. Ein Kunde regt sich bei mir auf (es verbale Kraftausdücke zu nennen, wäre untertrieben). Warum auf seiner Rechnung was von über 300€ steht. „da müssen Sie ihren Anbieter fragen.“ Kurze knappe Antwort. Aber ist ja so. Was kann ich dafür. Vati dann noch etwas beruhigt und dann konnte er mir auch genauer schildern, was das Problem ist. Söhnchen hatte vor 3 Wochen bei uns angerufen. Eltern nicht da, aber dafür Kumpels und Mädels. 6x wurde einfach so angerufen und gefragt was Sex sei, ob schwarz nicht doch weiß ist und sowas halt (und das kommt so oft vor, dass es uns Telefonisten eher nervt als alles andere), und beim 7. Anruf wollte man zu einem Handy verbunden.Das Verbinden geht schnell. 20 Sekunden und weg. Problem ist bloß, dass jeder mal mit der Person am anderen Ende sprechen wollte (der Schnaps hatte wohl auch schon gewirkt). Und so wurden mal eben über 1 1/2 Stunden telefoniert. Sohnemann hat gelacht, gesagt, wie dumm wir doch seien etc. Ehrlich gesagt? Es klingt gemein, aber ich lache ihn so aus. Natürlich müssen die Eltern zahlen. Na und? Servicenummern kann man sperren!!! Mir doch egal. Wenn ich eine ältere Dame am Telefon habe, die anfängt mir ihr Leid zu klagen (so dass ich merke, dass das Gespräch länger dauert), bin ich nochmal dazu verpflichtet, zu sagen, wie teuer der anruf ist. Man sollte auch mal die andere Seite zu Wort kommen lassen, Herr Dettweiler.

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