Als Otto N. am Frühstückstisch zu seiner BioBio-Bergsalami griff, las er nicht nebenbei die Zeitung, sondern zufällig die Rückseite der Verpackung. Dort standen die üblichen Angaben zu Zutaten wie „Dextrose, Honig, Antioxidationsmittel, Ascorbinsäure…“ Wie halt bei vielen Lebensmitteln. Doch ein Satz fesselte ihn mehr als die besten Schlagzeilen der Zeitungen. Auf der Verpackung stand der Satz: „100 g Wurst enthalten 133 g Fleisch„.
Otto N. hielt erst einmal inne, legte seine Stulle zur Seite und prüfte, ob er möglicherweise schon satt war. Denn es war an diesem Morgen nicht sein erstes Salami-Brot. Auch überlegte Otto N., ob er eine der drei Scheiben wieder zurücklegen sollte, schließlich liegt ja mehr Fleisch auf dem Vollkornbrot als beabsichtigt. Und ebenso dachte er darüber nach, beim Wurstproduzenten anzurufen und zu fragen, was es mit diesem Verhältnis von Wurst und Fleisch auf sich hat.
Bekannt sind ja die Mischverhältnisse bei Saft. In einem Liter Orangensaft sind manchmal nur 20 Prozent „echter“ Saft oder Erdbeer-Joghurt enthält manchmal null Prozent Erdbeeren, sondern einige Gramm aromaangereicherter Sägespäne. Alles kein Problem, denkt sich Otto N. dann, das erwartet man ja als mündiger Verbraucher. Aber mehr als hundert Prozent Fleisch in der Wurst? Wie ist das zu erklären?
Wissen Sie es? Sagen Sie es mir!
[Update: Bevor es mit den Beschimpfungen (sind gelöscht worden) weiter geht: Es geht in diesem Blogeintrag um die Formulierung auf der Verpackung. Dass Fleisch Gewicht verliert, wenn es verschiedene Prozesse wie Trocknung durchläuft, ist durch die bisherigen Kommentare und Hinweise auf Links hinreichend erklärt worden. Dieser Vorgang wird aber äußerst seltsam erklärt, wenn 100 Gramm einer bestimmten Materie 133 Gramm einer anderen „enthalten“. (Sinnvoller wäre wohl: „ehemals 133 Gramm“ oder „sind hergestellt unter anderem aus 133 Gramm Fleisch“) Warum schreibt der Hersteller nicht das Nettogewicht des Fleisches auf die Verpackung? Weil vielleicht von dem Fleisch nicht viel übrig geblieben ist? Das Bruttogewicht sagt zudem wenig aus. Wer im Restaurant ein zusammengeschrumpftes Steak serviert bekommt, wird auch nicht die Aussage des Kellners verstehen: „Dieses 100-Gramm-Steak enthält 300 Gramm Rindfleisch“.]
(komisch, ich dachte,...
(komisch, ich dachte, Journmalisten sind dazu da, mir die Welt zu erklären, und nicht umgekehrt)
https://de.wikipedia.org/wiki/Salami
Salami ist luftgetrocknet und verliert bei der Trocknung (Verschwinden von Flüssigkeiten) erheblich an Masse. Ist jetzt nicht so arg schwer herauszufinden.
Ist die Frage ernst gemeint?...
Ist die Frage ernst gemeint? Wenn man Fleisch zubereitet (Kochen, Trocknen, Räuchern, …), verliert es Wasser und wird demnach leichter. So werden aus 133 g Fleisch eben nur 100 g Salami. Hätte Otto N. doch einmal kurz nachgedacht…
@Don Alphonso:
Ich habe schon...
@Don Alphonso:
Ich habe schon vermutet, dass hinter der Verpackungsangabe eine Erklärung steckt, über die sich die Industrie ihre Gedanken gemacht hat. Aber die Aussage der BioBios ist – so wie sie formulier ist – nun einmal falsch: Ein Materie, die 100 Gramm wiegt, kann nicht eine Materie „enthalten“, die 133 Gramm wiegt. Wie soll das gehen?
@Michael:
Die Frage ist nicht...
@Michael:
Die Frage ist nicht ganz ernst gemeint, weil es eine Erklärung gibt. Aber wie schon in meinem Kommentar @Don Alphonso erklärt: So wie es auf der Verpackung formuliert ist, klingt es äußerst absurd und könnte etwas vernünftiger formuliert werden. Otto N. hat schon mal kurz nachgedacht.
Man beachte auch den Punkt...
Man beachte auch den Punkt nach dem Wort Buchenrauch. Der fragliche Satz ist nicht mehr Bestandteil der Zutatenliste, obwohl es den Anschein erweckt.
Es ist ja tatsaechlich absurd,...
Es ist ja tatsaechlich absurd, Verpackungen mit Brutto-Gewichtsangaben zu verkaufen. Bei Kaffee-Pulver muesste dann folgendes stehen: 100g loeslicher Kaffee enthalten 500g Kaffeebohnen. Maggi Suppe: die Packung fuer 500ml Rindsuppen-Pulver ist eine Reduktion aus 5000ml Rindsuppe.
So ein Schmarrn! Wer will denn das wissen?
Sehr schön finde ich die...
Sehr schön finde ich die Zutat „Buchenrauch“. Sie wäre besser in einem Märchen aufgehoben, wo die jüngste Kaufmannstochter einen Lebenstrunk aus einem in Tautropfen gespiegeltem Regenbogen, dem Gesang der Schmetterlinge und Buchenrauch brauen muß. „Buchenrauch“ gehört in eine Erzählung von Borges, oder eine Ode von Rilke, und nicht in eine Discountersalami!
"komisch, ich dachte,...
„komisch, ich dachte, Journmalisten sind dazu da, mir die Welt zu erklären, und nicht umgekehrt“. Don Alfons, das haben Sie wirklich gedacht? Ist ja witzig.
@ Marco Dettweiler: Gut...
@ Marco Dettweiler: Gut gemacht! Nur: Ironie versteht hier keiner (vgl. die beiden Kommentare oben). Sie müssen das erklären, wenn Sie spöttisch werden. Sonst kommen die Pädagogen (s. oben) und tadeln. Für ie Kommentatoren hier oben braucht es unbedingt die Hinweissmileys wie folgt 😉 Ohne die – keine Chance
@ Julius: Die sokratische...
@ Julius: Die sokratische Ironie des naiven Otto N. war nicht zu übersehen. Dafür muss ich kein Pädagoge sein und brauche auch keine Smileys. Insofern bitte ich von beschämenden Unterstellungen Abstand zu nehmen.
Dennoch erschließt sich mir nach wie vor nicht, was an 133 g Fleisch in 100 g Salami so furchtbar aufregend ist. Auf unzähligen Verpackungen erwarten uns unmögliche Inhaltsstoffe und Produktbeschreibungen. Dagegen ist der Buchenrauch in der Bergsalami noch ein harmloser Scherz.