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Die Wahlnacht in New York

Ein historisches Ereignis. Einer der größten Wahlkämpfe in der Geschichte der Nation. Die Superlative überschlagen sich. Auch New York fiebert dem

A night to remember

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2:07 in New YorkWahrscheinlich werde ich die restliche Nacht nicht schlafen, obwohl ich todmüde bin. So seltsam es klingt: Ich kann kaum erwarten, wie Amerika...

2:07 in New York

Wahrscheinlich werde ich die restliche Nacht nicht schlafen, obwohl ich todmüde bin. So seltsam es klingt: Ich kann kaum erwarten, wie Amerika morgen früh aussieht und wie es sich anfühlt. Ob Obama die Erwartungen, die in ihn gesetzt werden, überhaupt erfüllen kann und wie er sie erfüllen will – daran will ich heute lieber noch nicht denken. Es reicht erst einmal, dass er gewonnen hat. Till later.

1:57

Ach ja, was wäre eine Wahlnacht, wenn nicht auch einige presidential historians irgendwann zu Wort kämen. Neben dem unverzichtbaren Michael Beschloss tauchte auch Doris Kearns Goodwin im Studio auf, um zu spekulieren, was Obama jetzt durch den Kopf gehen könnte. Was sie dann sagte, konnte ich nicht hören, weil in diesem Augenblick eine Freundin aus Kalifornien anrief und so herzzerreißend schluchzte, dass ich fast schon glaubte, einen Flug nach Los Angeles buchen zu müssen. Aber sie freute sich nur über Obamas Sieg.

1:14

Noch ein erstaunliches Detail zur neuen youth power : Mehr als zehn Prozent aller Wähler waren Erstwähler. Ihnen hat Obama seinen Sieg zu verdanken.

0:50

Jetzt geht das Fest auf den New Yorker Straßen weiter. Im Fernsehen sind die Analysten und Kommentatoren, denen es kurz die Sprache verschlagen hatte, wieder schwer zu Gange. Ihr Resümee: Die Senioren hätten lieber McCain im Weißen Haus gesehen. Die Jugend hat Obama gewählt, und sie ist nicht, wie befürchtet, zu Hause hinter ihren Computerspielen geblieben. Sie hat die Wahllokale gestürmt. Auch darum ist diese Wahl historisch.

0:37

Was für eine Szenerie. Die glitzernde Skyline von Chicago, flatternde Sternenbanner, davor der Sieger mit seiner Familie. Schließlich er ganz allein, ernst und gefasst vor den Zehntausenden. Um Mitternacht. Als er zu reden beginnt, wird es auch draußen auf den New Yorker Straßen auf einmal wieder still. Jeder will Obamas Liebeserklärung an Amerika hören. Seine Absage an jeden Zynismus und Zweifel. Seine Versicherung, dass Amerika sich verwandeln wird.

Bewegende Worte an die Familie, über seine Großmutter, die am Vortag gestorben war. Dank an sein Team, an die Millionen seiner Anhänger, die ihn mit kleinen Beträgen unterstützten. Aber Obama kann anscheinend keine Standarddankesrede halten.

Wenn er noch einmal die Themen seines Wahlkampfs anschlägt. Wenn er Amerika an seine Spezialität, die Hoffnung, erinnert. Wenn er einen neuen patriotischen Geist beschwört. Wenn er Martin-Luther-King-Töne anschlägt, um seine Landsleute daran zu erinnern, dass jeder von ihnen Verantwortung für den andern zu tragen hat. Wenn er über Amerika hinausschaut und der Welt verspricht, dass sie nun bald wieder ein anderes Amerika kennenlernen wird. Wenn er sich auf die Ideale Amerikas besinnt und in ihnen die wahre Stärke der Nation erkennen will. Wenn er verspricht, den amerikanischen Traum in all seiner Würde und seinem Idealismus wieder herzustellen. Ja, was bleibt einem da noch anders übrig, als sich verschämt über die Augen zu wischen und mitzujubeln?

23:53

Jetzt also warten alle auf den Sieger. Ganz Chicago scheint auf den Beinen zu sein, Oprah in grüner Festrobe inklusive. Dazu in meiner Wohnung der Jubel direkt von den New Yorker Straßen. Kurz vor Mitternacht ist New York wach wie am Mittag. Eine Nacht, die in Amerika tatsächlich niemand so schnell vergessen wird.

23:41

Konservative Kommentatoren ermahnen schon mal den künftigen Präsidenten, seine linksliberale Vergangenheit hinter sich zu lassen und Präsident von ganz Amerika zu werden. Wenn sie das, unter umgekehrten Vorzeichnen, nur auch Obamas Vorgänger ans Herz gelegt hätten!

23:31

Das Freudenfest unten in den Straßen geht weiter. Der Jubel aus dem offenen Fenster droht John McCain zu übertönen, der jetzt seine Anhänger über die Niederlage tröstet. Auch er spricht von einer historische Wahl. Aber seine Rede bleibt trocken. Würdig, ja, aber auch seltsam distanziert. Neben ihm lächelt und winkt Sarah Palin professionell. Buhs kommen auf, wenn er Obama und Biden erwähnt. Salbungsvolle Bläserklänge verabschieden ihn. Es ist vorbei.

23:10

Hartgesottenen Kommentatoren steigen Tränen in die Augen. Ihre Stimmen zittern. Ich muss jetzt kurz einmal den Fernseher sich selbst überlassen und raus ins richtige Leben gehen. Nur ein paar Minuten. Es ist ein bewegender Augenblick. Jubel drunten in den Straßen des Village. Hupkonzerte. So etwas hat es noch bei keiner Präsidentschaftswahl gegeben. Bis gleich.

23:00

Okay, die Sache ist gelaufen. Obama wir Präsident. Da können einem schon die Finger zittern, wenn man das in den Computer haut. Amerika wird seinen ersten schwarzen Präsidenten bekommen. Amerika wird über Nacht ein anderes Land. Eine neue Zeit bricht an. Auch für die Welt.

22:45

Fox News sagt voraus, dass Obama auch Florida gewinnt. Noch wird keine Garantie gegeben. Aber alles deutet darauf hin. Florida! Wird diesmal wahrscheinlich doch nicht aus der Reihe tanzen und der Nation Sorgen bereiten. Späte Genugtuung für Al Gore?

Und jetzt schlägt Fox News auch noch Virginia Obama zu. Warum lacht da Karl Rove so herzlich? Weil Amerika ein Mitte-Rechts-Land bleibt, sagt er. Aber Obama hat Virginia gewonnen! Rätselhafter Rove, .22:28

22:29

Will eigentlich niemand etwas über Sarah Palin sagen? Doch, endlich, bei Fox News wird sie gewürdigt. Die Medien, sagen die Medienleute von Fox, waren schuld, dass sie mit einem derart schlechten Image durch den Wahlkampf hetzen musste. Dabei ist sie beim religiösen, wertkonservativen Kern der Republikaner doch so gut angekommen. Der kann sie dann in vier Jahren wieder zum Wahltanz bitten.

22:19

Jon Stewart und Stephen Colbert, die allabendlich für fake news verantwortlich sind, aber mit ihren satirischen Programmen oft gründlicher informieren als ihre Kollegen aus dem ernsten Fach, wollen den Abend ebenfalls nicht unkommentiert an sich vorüberziehen lassen. Vorsicht waltet aber auch bei ihnen. Wir werden den Sieger nicht verkünden, bevor der Supreme Court sein 5:4 Urteil dazu gefällt hat, versichert Colbert. So Gott will, wird das ein Witz bleiben.

22:07

Was tun wir, wenn er 270 bekommt? fragt Anderson Cooper, der Star-Anchorman von CNN. Dann berichten wir es, antwortet Wolf Blitzer. Aber, es ist Cooper anzusehen, er würde lieber feiern. David Gergen, der für Clinton wie Bush den Ältern einst tätig war, sieht schon die Zahl der Wahlmännerstimmen über dreihundert steigen. Sein Urteil: Eine große Nacht für die Demokraten.

21:58

PBS, der sozusagen öffentlich-rechtliche Sender, der nicht genug Geld hat, um eine echte Wahlabendschau zu veranstalten und sich mit ein paar verschämt schimmernden Grafiken und vielen talking heads begnügt, erklärt uns, warum McCain nicht zum Zug gekommen ist. Er hat den Fehler gemacht, der auch Hillary Clinton gegen Obama zum Verhängnis geworden ist. Erst wollte er change, den politischen Programmwechsel, garantieren, dann empfahl er sich als Mann mit Erfahrung, und als das nicht recht einschlug, schwenkte er wieder auf change um. Worauf der Wähler verwirrt zu Hause blieb. Oder für Obama stimmte.

21: 43

Die ersten Analysen werden gewagt, sehr vorsichtig. Warum sieht es so betrüblich aus für die Republikaner? Die Wirtschaft, der Irakkrieg, klar, das sind die bekannten republikanischen Handicaps in der Ära Bush. Aber was jeder ahnte und was sich heute Nacht herausstellte: Obama konnte die Wähler begeistern, McCain hat sie kalt gelassen. Und darum sind so viele Republikaner auch gar nicht erst zur Wahl gegangen.

21:32

Wie sich alle winden, den Sieg vorauszusagen, ohne beschuldigt werden, vorzeitig den Sieg vorauszusagen. Mathematisch, so heisst es bei ABC, sei es praktisch unmöglich, dass McCain noch den Rückstand aufholt. Aber trotzdem wird Obama nicht zum Sieger ausgerufen. Es könnte ja ein Wunder geschehen, vielleicht sogar zugunsten von McCain.

21:24

Karl Rove, der Architekt von George W. Bushs Wahlsiegen, steht bei Fox News vor einer Landkarte, die sich bedrohlich blau einfärbt. Sogar Ohio ist nun, laut Fox News, in Obamas Lager gerutscht. Rove ist nicht entzückt. Kein Republikaner wurde ohne Ohio Präsident. CBS ist sich sicher, dass Obama Präsident wird.

21:09

Natürlich kriegt Obama New York und dazu noch einen Schwung anderer Staaten. Zwischenstand: 174 zu 49 für Obama laut CNN, 183 zu 81 bei Fox News, 175 zu 76 bei MSNBC, wo man auch die Möglichkeit ins Auge fasst, dass die Demokraten über sechzig Senatorensitz verfügen und damit jedes Filibuster abbrechen könnten. Erstaunlich.

20:53

Fox News will den sich abzeichnenden Sieg von Obama nicht kampflos zugestehen. Die Reporter von Rupert Murdochs Kanal suchen krampfhaft nach Vorfällen, die unter der Rubrik Wahlbetrug für Aufregung sorgen könnten. Florida, hilf.

20:47

Seit Pennsylvania Obama zugerechnet wurde, werden die Gesichter der republikanischen Strategen immer länger. Und immer öfter werden Bilder aus Chicago eingeblendet, wo die Siegesfeier stattfinden soll. Aber auch die New Yorker wollen sich nicht lumpen lassen und versammeln sich auf dem Times Square. Es steht 102 gegen 34 für Obama.

20:38

Emails aus Deutschland treffen bei mir ein. Um halb drei morgens mitteleuropäischer Zeit. Es ist ja schön, dass dort für Obama die Daumen gedrückt werden. Aber will niemand in Frankfurt und Umgebung schlafen gehen? Schnell noch eine Neuigkeit: Gerade hat Elizabeth Dole, die republikanische Senatorin aus North Carolina, ihren Posten verloren. Obwohl sie ihre Gegnerin als gottlos angeprangert hat. Zumindest eine kleine Sensation, für die auch Obama verantwortlich ist.

20:16

Die ersten Bilder aus Chicago, wo sich bereits Zehntausend eingefunden haben, um dem künftigen Präsidenten Obama zuzujubeln. New York muss sich heute Abend damit abfinden, die Second City in Amerika zu sein. Wir tun es gern der guten Sache zuliebe. In Phoenix, wo McCain feiern will, singt derweil ein Knabenchor in einem atmosphärisch eher zurückhaltenden Festsaal.

20:09

77 zu 34 für Obama zurzeit. Alles in Staaten, um die es ohnehin keine Zweifel gab. Aber interessant ist, dass nicht einmal ein Staat wie Alabama, Urterritorium der Republikaner im tiefen Süden, McCain zugesprochen werden kann. Das muss Obamas Fans Mut machen.

19.59

Mittlerweile hat McCain South Carolina bekommen, wie erwartet, aber in Kürze werden mehr Staaten verteilt. Mal sehen.

19:34

If he wins tonight. Wenn er heute Abend gewinnt. Die Einschränkung wird pro forma überall noch eingeflochten. Aber wer zweifelt noch daran, dass Obama gewinnt? Nur die harten Zahlen fehlen. Wie lange noch?

19:25

Inzwischen haben sich auch die drei großen Networks zugeschaltet. Ihre hochbezahlten Anchorpersonen (mit Katie Couric mischt ja auch eine Frau mit) sind nicht besser informiert und wagen keine kühneren Voraussagen als die Kollegen, die aus dem Kabel kommen. Ihre Sendungen sind genauso bunt und genauso vorsichtig. Keiner will morgen die falschen Voraussagen gemacht haben. Schade.

19:11

Wissen die Kollegen im Fernsehen mehr, als sie uns erzählen? Sie reden von der Brillanz der Obama-Strategen, von der luxuriösen finanziellen Ausstattung, mit der die frohe Botschaft des Demokraten überall, wo es nötig war, unter die Leute gebracht werden konnte, und natürlich endlos vom historischen Ereignis, das der Abend uns bringt. Klingt verdächtig nach einem überzeugenden Sieg Obamas.

19:06

Na ja, Überraschungen sind das nicht. Trotzdem: Erste definitive Vorraussagen. Obama kriegt Vermont, McCain Kentucky. Das hat auch schon vor einem halben Jahr festgestanden. Warten wir also weiter auf die erste wahre Sensation.

18:50

Was sind doch die Nachrichtensender und Networks vorsichtig geworden! Wer mehr wissen will, muss im Internet nachschauen, wo der Drudge Report, obgleich rechtslastig, seinen Nutzern verrät: Exit Polls Show Obama Big! Aber wie gesagt: Vorsicht bei den exit polls.

18: 40

In Indiana und Kentucky wurden um 18 Uhr viele, aber noch nicht alle Wahllokale geschlossen. Die Ergebnisse tröpfeln allenfalls ein. Geduld…

18:29

Die Wahlnachtshows sind bis jetzt noch nicht wirklich aufregend. Trotz aller Versicherungen, ein historisches Ereignis zu präsentieren. Trotz aller technischen Spielzeuge, mit denen uns die Nachrichtenunterhalter bei Laune halten sollen, als da sind magische Finger, die aus der Luft bunte Tabellen zaubern, und magische Landkarten, die bald Rot, bald Blau schimmern, und Holgramme, die Politik als Spuk aufbereiten, und virtuelle Modelle zum Beispiel vom Kapitol, das nur wir, die Fernsehzuschauer sehen, während die armen Statistiker im Studio, wie sie selbst zugeben, ins Leere starren müssen.

Zeit, um mir ein Sandwich zu gönnen. Bitte jetzt nicht gerade die ersten sensationellen Ergebnisse auftischen.

18:09

Es ist erstaunlich, wie langsam die Ergebnisse eintrudeln. Offenbar wollen alle Fernsehsender und Wahlämter sichergehen, dass alles stimmt und nicht, wie vor vier Jahren, falsche Erwartungen und Hoffnungen geweckt werden.

18:06

Amerika bleibt optimistisch: 47 Prozent aller Wähler glauben, dass es mit der Wirtschaft bald wieder aufwärts geht. So das Neues von den exit polls.

17:56

In Virgina hat es geregnet und einige Stimmzettel sind nass geworden. Und konnten von der Wahlmaschine nicht korrekt gelesen werden. Ebenfalls in Virginia sind die ersten Anwälte im Einsatz, um im Auftrag McCains sicherzustellen, dass alle Stimmen von Militärs in Übersee gezählt werden. Darum soll mit dem amtlichen Endergebnis bis zum 14. November gewartet werden. Wissendes Lächeln des Nachrichtensprechers von MSNBC.

17:43

Die ersten exit polls werden bekanntgegeben. Nichts war den Wählern wichtiger als der Zustand der Wirtschaft. Von den Erstwählern haben sagenhafte 72%  Barack Obama gewählt, John McCain 28%. Vorsicht ist geboten! Vor vier Jahren, ich erinnere mich nur allzu genau, riefen sie John Kerry als Sieger aus.

In diesem Jahr durften darum die Fernsehgesellschaften NBC, ABC, CBS, Fox, CNN und der Nachrichtendienst Associated Press, die gemeinsam die Befragungen der Wähler direkt nach Verlassen des Wahllokals durchführen, keine Zahlen vor 17 Uhr Ostküstenzeit veröffentlichen. Offensichtlich hielt das Embargo.

Aber auch jetzt noch ist Skepsis angebracht, aus zwei Gründen: Obamas Wähler sollen angeblich eher bereit sein, über ihre Stimmabgabe Auskunft zu geben, als die von McCain. Und: Könnte es sein, dass weiße demokratische Wähler nicht zugeben wollen, für den weißen republikanischen Kandidaten gestimmt zu haben? Andererseits wird vermutet, dass gerade viele Obama-Wähler schon an den Frühwahltagen, die nicht in den exit polls berücksichtigt sind, aktiv waren.

17:28

CNN klagt über Tausende von Problemen in Wahllokalen in allen Gegenden des Landes. Fox News freut sich, dass es bisher kaum Probleme gibt und alles wie am Schnürchen läuft.

16:54

In Florida wird eine Email verschickt, die alle Obama-Wähler auffordert, wegen zu großen Andrangs in den Wahllokalen doch bitte erst Mittwoch zu wählen. Stimmt nicht! Geht wählen! ruft die CNN-Reporterin erschrocken in die Kamera.

16.49

Neil Cavuto, Anchor und Wirtschaftsfachmann bei Fox News, macht sich Sorgen über die negativen Aussagen Obamas über die amerikanische Wirtschaft im Wahlkampf. Was, fragt Cavuto, will er wohl sagen, wenn die Wirtschaft demnächst ihm gehört? Interessant. Selbst Cavuto rechnet offenbar damit, dass der nächste Präsident Obama heisst.

16:36

CNN fragt, wo nur ein gewisser George W. Bush sein mag. Er scheint verschwunden, schon seit Tagen. Auch heute wird nicht erwartet, dass er irgendwo auftaucht.

16: 31

Fox News (das ist die Fernsehnachrichtenheimat der Rechten, während sich die Linke viel wohler bei MSNBC fühlt) ereifert sich mächtig über einige black panthers, inzwischen doch recht historisch gewordene schwarze Extremisten, die Wähler vor einem Wahllokal in Pennsylvania einschüchtern sollen. Es handelt sich um zwei ein wenig düster dreinblickende Gestalten. Zwei! Die anderen Fernsehanstalten nehmen kaum Notiz.

16:13 Uhr

Der Himmel über New York hat sich eingetrübt, aber es regnet noch nicht. Ein Glück, denn die Schlangen, die sich im Freien um die Wahllokale winden, sind enorm. An einigen Orten soll die Wartezeit bis zu vier Stunden betragen. Im Rest des Landes noch länger. Auch eine Art von poll tax, von Kopfsteuer. Denn wer vier Stunden lang wartet, verliert vier Stunden Arbeitszeit. So gerechnet, kann sein Wahlrecht nur ausüben, wer es sich leisten kann.

9:45 Uhr

So mild, so sonnig sind nicht alle Novembermorgen in New York. Und so ausgesprochen friedlich, sogar hier mitten in Greenwich Village, wo ich wohne. Kein Kindergeschrei in der Public School 41, heute wird dort gewählt. Der Verkehr auf der Sixth Avenue ist geradezu sonntäglich verdünnt. Keine Polizeisirenen, keine ratternde Müllabfuhr. Es ist, als hielte New York den Atem an.

 

 


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