Die Wahlnacht in New York

22:02, Harlem

Wie günstig: Fried chicken für 5 Dollar! Nur die Portion ist kleiner, als ich das in vier Monaten Amerika irgendwo erlebt habe. Selbst beim Spezialisten für amerikanische Tapas in Park Slope, dem Prenzlauer Berg von Brooklyn, wo die figurbewussten jungen Mütter einkehren, kommt mehr auf den Teller. Zwei Fleischstücke, zwei Brotwürfel, zwei Löffel Reis! Offenbar rechnet man für eine spätere Stunde noch mit einem Ansturm siegestrunkener, heißhungriger Obamafans. Im Foyer läuft CNN. Ohne Ton. Die Gruppe derer, die John King dabei zusehen, wie er mit dem Finger über rote Grafschaftslandkarten (warum eigentlich county, wenn es nie einen Grafen gegeben hat?) aus dem Jahre 2004 fährt, wird immer kleiner. Ein Herr im beigen Polohemd bleibt übrig, der seiner Begleiterin jede Grafik erklären kann: Wenn Obama Wisconsin gewinnt, sieht es für Romney in Broward County düster aus. Die Party ist auf Futter aus dem Fernsehen nicht angewiesen. Jetzt passiert etwas: CNN sagt voraus, dass Obama Pennsylvania gewinnt! Aber nicht einmal der Alleswisser sieht hin, hat nur Augen für sein einköpfiges Publikum. Ob ich mir noch einen Nachschlag vom Huhn hole? Für 5 Dollar immer noch geschenkt. (pba.)

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