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Die Wahlnacht in New York

Ein historisches Ereignis. Einer der größten Wahlkämpfe in der Geschichte der Nation. Die Superlative überschlagen sich. Auch New York fiebert dem

23:45, Rockefeller Center

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In der U-Bahn beim Smartphonechecken haben die Columbia-Jungs zum letzten Mal für vier Jahre die Chance, Nate Silver zu spielen. Der Statistikguru der New York...

In der U-Bahn beim Smartphonechecken haben die Columbia-Jungs zum letzten Mal für vier Jahre die Chance, Nate Silver zu spielen. Der Statistikguru der New York Times bleibt jedenfalls Mentalsexobjekt Nummer eins, so viel steht fest. Wahrscheinlich hat er diesmal 50 von 50 Staaten richtig geraten. „Wisconsin und Iowa“, verkündet sein studentischer Imitator, „wenn diese Ausrufungen Bestand haben, kann Romney einpacken.“ Für die Studenten, zwei Jungen, zwei Mädchen, ist Obama, „Big Barack“, der Goldstandard der erotischen Ökonomie. An ihm wird „Little Barack“ gemessen, ein Kommilitone, in den eines der Mädchen verliebt sein soll, was die Betreffende naturgemäß bestreitet. Beim Aussteigen an der 50. Straße bekommt die andere Studentin die Nachricht des Abends: „Sie haben Ohio ausgerufen!“

Der Weihnachtsmarkt vor dem Rockefeller Center beginnt in diesem Jahr schon im November. NBC hat die Eiskunstlaufbahn zum Platz der Demokratie ausgerufen. Kaum zeigt die Projektion auf den Großbildschirmen eine blaue Zahl über der magischen Schwelle von 270, strömen die Leute schon auseinander. Von der pelzgefütterten Jugend, die noch kurz bleibt, um ein paar Ipad-Fotos zu machen und vielleicht doch noch ins Fernsehen zu kommen, wird der Slogan „Four more years!“ eher zitiert als geschmettert. Vor der Drehtür von MSNBC, der großen liberalen Mobilisierungsmaschine, steht ein handgeschriebenes Schild: Wir haben die ganze Nacht geöffnet! Aber der Sicherheitsbeamte entschuldigt sich verlegen: Man sei gerade dabei dichtzumachen. Diese Form der offenen Gesellschaft ist eine potemkinsche Veranstaltung. Aber das passt zum Wahlsieger, der die Bürger in Wahrheit gar nicht mit Haut und Haar für die Politik gewinnen wollte, sondern mit seiner ostentativen Distanz zum politischen Geschäft zur Identifikation einlud. That’s all, folks. (pba.)


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