Washington Watch

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Der Amtsantritt des 44. amerikanischen Präsidenten ist mehr als ein Regierungswechsel. Der Einzug des Schwarzen Barack Obama und seiner Familie ins

Der Präsident und die Ökowende

Jede Krise ist auch eine Chance: Die gegenwärtige Rezession könnte das Ende der fidelen Energievergeudung in Amerika einleiten. Bei der Autoshow in Detroit haben die „Big Three“ General Motors, Ford und Chrysler seit Jahr und Tag ihre benzinschluckenden SUV-Dinosaurierautos vorgestellt. Heute kämpfen die arg geschrumpften „Großen Drei“ ums Überleben und stellen sparsame Mittelklassewagen vor. Wenn ausgerechnet Detroit zum Schaufenster für „grüne Autos“ wird, steht Amerikas Ökowende wohl tatsächlich unmittelbar bevor.

Gewiss, es sind vor allem symbolische Akte, mit welchen Präsident Barack Obama schon in den ersten Tagen seiner Amtszeit den Bruch mit der Epoche seines Amtsvorgängers George W. Bush demonstriert hat. Das Gefangenenlager Guantánamo soll in einem Jahr geschlossen werden, sagt er – und er weiß noch lange nicht, wohin mit den dort derzeit noch etwa 245 Inhaftierten. Keine Folter mehr und keine Geheimgefängnisse der CIA, sagt er – und er lässt doch in seinem Dekret, wenn man es genau ließt, die Tür zu „härteren“ Verhörmethoden und zur kurzfristigen Internierung von Verdächtigen an unbekanntem Ort durch den Auslandsgeheimdienst mehr als einen Spalt weit offen. Und schließlich hat er die ökologische Energiewende verkündet – und niemand weiß, woher die notwendigen Billioneninvestitionen, und zwar nicht nur jene aus der überschuldeten Staatskasse, kommen sollen.

Immerhin, jetzt darf die Umweltschutzbehörde EPA nicht mehr den in Sachen Umweltschutz vorpreschenden Bundesstaaten an der West- und auch an der Ostküste vorschreiben, welche Abgasgrenzen und welche Sparsamkeitsanforderungen sie für Neuwagen festsetzen. Die Regierung Bush hatte der EPA noch untersagt, die strengeren Abgasnormen Kaliforniens anzuerkennen, was auch vergleichbare Bestimmungen in mehr als einem Dutzend anderer Bundesstaaten verhinderte. Begründet wurde der Schritt damit, dass für die Autohersteller national einheitliche Grenzwerte gelten müssten, weil diese sonst mit erheblichem Kostenaufwand unterschiedliche Versionen jedes Fahrzeuges für die einzelnen Bundesstaaten konfigurieren müssten.

Das soll nun anders werden: Die Initiativen zu Klimaschutz und Ökowandel einzelner Bundesstaaten werden gefördert statt gebremst. Unter anderem mit Milliardensubventionen für erneuerbare Energiequellen und auch für umweltfreundlichere Autos. Für die Ingenieure und Chefentwickler der „Großen Drei“ aus Detroit sowie der europäischen und asiatischen Autobauer sind die Nachrichten aus Washington willkommen. Sie sehen damit ihre Arbeit der vergangenen Jahre bestätigt, denn für die jetzt marktreifen Motoren zeichnen und schrauben sie nicht erst seit gestern, sondern eben seit Jahren.

Die diesjährige Autoshow in Detroit, die am 25. Januar ihre Tore schloss, war im doppelten Wortsinne elekrtisierend: Allenthalben war von Hybridmotoren und von Elektrofahrzeugen die Rede, Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit standen im Mittelpunkt, nicht Größe und Bequemlichkeit. Auch wenn die Benzinpreise im letzten halben Jahr wieder drastisch gesunken sein mögen, der Trend weg vom benzinschluckenden Riesenjeep hin zur sparsamen Limousine mittlerer Größe scheint – anders als bei früheren Öl- und Energiekrisen – dieses Mal unumkehrbar. Und zwar bei ausländischen wie bei amerikanischen Autobauern.

Beginnen wir die kleine Ausstellungsführung mit Mercedes:

Bild zu: Der Präsident und die Ökowende

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Vor allem bei der Weiterentwicklung der Lithium Ion Batterien hat es große Fortschritte gegeben.

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Und nun die „Großen Drei“ aus Detroit, zunächst Chrysler:

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Bei Ford hat man die hübsche Formulierung „Ecoboost“ erfunden:

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In der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Ford in Dearborn westlich von Detroit wirbt auf einem Plakat in einer Ausstellung über die neuen „grüneren“ Autos Bill Ford persönlich für die umweltfreundliche Neuausrichtung der amerikanischen Autoproduktion:

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Bei General Motors setzt man ganz und gar auf das reine Elektrofahrzeug Chevrolet „Volt“, das 2011 auf den Markt kommen soll und mit einer einzigen „Steckdosenfüllung“ eine Reichweite von mehr als 60 Kilometern haben soll. Bei der Entwicklung der Batterietechnologie werden pro Jahr etwa zehn Prozent Leistungszuwachs bei der Speicherkapazität erzielt, war auf der Detroiter Messe zu erfahren.

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Ein Auto ganz ohne Verbrennungsmotor, wie das Chassisgerippe zeigt:

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Und statt einem Einfüllstutzen fürs Tanken gibt es selbstredend die Vorrichtung für den Stecker des Stromkabels:

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Der japanische Marktführer Toyota wird sich seine Spitzenposition als Hersteller von Hybridfahrzeugen und auch als Pionier bei den „Plug-in“-Hybridfahrzeugen, die man zusätzlich an der Steckdose aufladen kann, nicht so leicht nehmen lassen.

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Der zu BMW gehörende Hersteller „Mini“ will ebenfalls mit einem reinen Elektrofahzeug ein Segment des amerikanischen Marktes erobern:

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Der kalifornische Hersteller „Tesla“ hat schon jetzt einen „Roadster“ mit reinem Elektroantrieb auf dem Markt, von dem in Amerika und auch in Deutschland schon einige Hundert Stück verkauft wurden. Das Start-up-Unternehmen aus dem Silicon Valley hat große Wachstumshoffnungen. Auch eine Limousine ist geplant.

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Im Kellergeschoß der Detroiter Autoshow durften die Besucher mit den umweltfreundlichsten Autos Probefahrten durch einen künstlichen Wald machen. Es roch nach Mulch statt nach Abgasen…

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Und wieder: Steckdose statt Tankstutzen.

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Der bisher weitgehend unbekannte chinesische Hersteller „BYD“ – was für „Build your Dreams“ steht – stellte in Detroit ein serienreifes Hybridfahrzeug, den „e6“ vor. Zu den Investoren des Unternehmens gehören viele Amerikaner, auch der Börsenguru Warren Buffett hat sich an „BYD“ beteiligt.

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Bei der sehr gut besuchten Pressekonferenz von „BYD“ zeigten sich der chinesische Unternehmenschef und einer der amerikanischen Investitionspartner. Anders als zwischen den Regierungen in Washington und in Peking gibt es bei „BYD“ derzeit offenbar keine Spannungen.

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Auch das Michelin-Männchen weiß Rat, wie man Benzin spart und Abgase reduziert:

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Der republikanische Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger, hat sich in keinem anderen Politikfeld so oft und so offen mit seinem Parteifreund George W. Bush angelegt wie in der Umweltpolitik. Das Image vom Öko-Macho pflegt Schwarzenegger mit Erfolg in den „roten“, also den republikanisch geprägten Staaten ebensosehr wie in den „blauen“ Staaten der Demokraten.

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Und schließlich wollen auch die in der tiefen Wirtschafts- und Autokrise von Entlassung und Kurzarbeit betroffenen Arbeiter nicht nur irgendwelche Jobs, sondern „grüne“ Jobs – gute Bezahlung und Krankenversicherung eingeschlossen.

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Der Firmensitz von GM im Zentrum von Detroit ist dieser Tage häufig Schauplatz von Demonstrationen protestierender Arbeiter aus der Auto- und Zulieferindustrie.

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Noch rauchen die Schlote in Detroit, trotz Massenentlassungen, Absatzeinbruch und Zulieferersterben, wie sogar über den Wolken vom Flugzeug aus zu sehen ist. Die Aufnahme über Dearborn westlich von Detroit entstand übrigens im Morgengrauen bei Aufgang der Sonne, nicht in der Abendröte bei deren Untergang…

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(Fotohinweis: Alle Fotos Matthias Rüb)