What’s left

What’s left

Muss links sein, wer für eine gerechte und soziale Welt eintritt? Eine Debatte über neue Haltungen und alte Weltanschauungen.

Wie schaffen es die Linken, immer auf der richtigen Seite zu stehen?

| 7 Lesermeinungen

Der Soziologe Armin Nassehi hat dazu ein paar sehr originelle Ideen.

Der Soziologe Armin Nassehi© Hans-Günter KaufmannDer Soziologe Armin Nassehi

Rainer Hank erzählt eine Konversionsgeschichte – vom Milieulinken zum Liberalen. Er stilisiert diese Geschichte als die Geschichte einer Generationenlage, die fast automatisch „links“ war und sich davon im Laufe der Jahrzehnte entfernt hat. Er erzählt sie zugleich als eine tragische Geschichte, weil seine Konversion nicht einfach ein gutes durch ein besseres Argument ersetzt, sondern in ein Dilemma gerät: Er möchte nicht einfach der „Gerechtigkeit“ und dem „Sozialen“ abschwören – das wäre einfach. Er meint, dass man heute ein Liberaler sein müsse, um die vormals „linken“ Ziele erreichen zu können. In seinem neuen Buch, das mit viel Zustimmung ich zu lesen bereits die Gelegenheit hatte, erzählt Hank freilich nicht nur eine Konversionsgeschichte, sondern vertritt eine deutlich liberale Position, die man auf die Formel bringen kann, dass sich über Mechanismen des Wettbewerbs und der Preisbildung womöglich „sozialere“ und gerechtere Ergebnisse erzielen lassen als durch politische Regulierungen.

Vertrauen auf die Logik des Marktes

Hanks Erzählung ist nicht überraschend – sie setzt am guten alten Grundproblem des Verhältnisses von ökonomischen und politischen Handlungslogiken an. Letztlich lassen sich die klassischen Politikmodelle an diesem Verhältnis scharfstellen: Liberale vertrauen auf die Logik des Marktes und des Wettbewerbs, Konservative vertrauen auf eingespielte Traditionen der Gesellschaft, und Linke plädieren für eine strikte Kontrolle des Marktes durch politische Regulierungen. Das ist bekannt und wenig überraschend – und reale Politikmodelle kommen stets als kompromissförmige Mischformen daher, mit oder ohne Groko.

“What’s left”: Rainer Hank erklärt unser neues Blog

Aber man kann damit noch nicht erklären, warum das Linke stets diesen Diskursvorteil hat, auf der richtigen Seite zu stehen. Dass es so ist, beschreibt Hank ebenso treffend wie an manchen Stellen fast amüsant. Unbeobachtet bleibt dabei freilich ein entscheidender Mechanismus. Der Diskursvorteil des Linken ist nicht nur ein normativer Zufall, sondern er liegt daran, dass linke Argumente stets universalistisch argumentieren. Linke Politikmodelle gehen stets von einer Gesellschaftstheorie aus, von der her sich alle Grundwidersprüche der Gesellschaft erklären lassen – was dann so etwas wie eine Zugriffsmöglichkeit auf die Gesellschaft suggeriert. Das muss man (und kann man bei Trost) heute nicht mehr im klassischen marxistischen Sinne machen, aber diskursiv imaginiert das linke Denken stets so etwas wie die Möglichkeit einer Umbauperspektive auf die Gesellschaft. Es ist die Idee, dass sich Gesellschaft wie ein Gegenstand verändern ließe – doch solche Perspektiven rechnen nicht damit, dass die Gesellschaft ihrerseits auf solche Zugriffe reagiert, was dann bisweilen eher in Rigorismen mündet, die immer dann besonders stark werden, wenn sie sich von einem unbestrittenen Wertehimmel geschützt sehen.

Liberale Ästhetik

Hier schlägt die Stunde des Liberalen. Schon die Ästhetik des liberalen Arguments macht die Eigendynamik der Gesellschaft stark, macht darauf aufmerksam, wie vielfältig und schnell, wie unplanbar und individualisiert Reaktionen auf Veränderungen ausfallen. Ich kann die Lektüre von Hanks Buch schon deswegen empfehlen, weil es wirklich ästhetisch darauf aufmerksam macht, wie gegenwartsorientiert und selbstregulierend eine moderne Gesellschaft funktioniert – und wie paradox deshalb gerade die Wirkungen gut gemeinter Regulierungen oft sind.

Kritisch freilich möchte ich anmerken, dass Hank der linken Umbauperspektive womöglich allzu einseitig die Idee der Eigendynamik und des Eigenregulatorischen entgegenstellt. Es ist eine Binsenweisheit, dass Märkte kreative Problemlöser sind – ebenso ist es eine Binsenweisheit, dass Märkte ohne rechtliche und politische Regulierungen unerwünschte Anpassungsprobleme produzieren. Genau das ist die neue Herausforderung einer intelligenten Form der Übersetzung ökonomischer und politischer Perspektiven in Problemlösungen.

Warum rechts und links keine Alternativen mehr sind

Ich habe selbst in meinem in der letzten Woche erschienenen neuen Buch „Die letzte Stunde der Wahrheit. Warum rechts und links keine Alternativen mehr sind und Gesellschaft ganz anders beschrieben werden muss“ (Hamburg: Murmann Publishers) auf zweierlei hingewiesen: Linke Beschreibungen der Gesellschaft gefallen sich im Gestus, fürs Ganze zu reden und universalistisch zu sein und imaginieren so etwas wie eine geradezu technologische Umbauperspektive auf die Gesellschaft. Das ist eine starke Gesellschaftstheorie – aber eine falsche!

Dem Liberalismus dagegen werfe ich vor, zwar sehr zutreffend auf die Eigendynamik einer modernen Gesellschaft hinzuweisen, aber letztlich keine Gesellschaftstheorie zu haben – es sei denn noch die Stilisierung der alten Abwehrrechte des individuellen Spielers gegen den Staat, wie wir es seit John Locke aus dem 17. Jahrhundert kennen. Vielleicht ist es das, was den Liberalismus so herzlos erscheinen lässt, wie Hank nicht ohne Schmerz immer wieder betont.

It’s the Society, stupid!

Worauf ich aber hinweisen möchte, ist, dass nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die anderen Instanzen der Gesellschaft – Politik und Wissenschaft, Massenmedien, Recht und Bildung, sogar Kunst und Kultur – ähnlich dynamisch und dezentral geworden sind. Die Rede von der Ökonomisierung und die neue Kapitalismuskritik sind vielleicht nur Metaphern für diese universale gesellschaftliche Erfahrung. Ich bringe das auf die Formel It’s the society, stupid! – anders als die Formel aus dem Clinton-Wahlkampf von 1992, es sei allein die Ökonomie.

It’s the society heißt mitzubedenken, dass die Gesellschaft selbst ein dezentriertes System ist, dessen Komplexität man radikal unterschreitet, wenn man immer noch an das Märchen glaubt, mit den starken Sätzen der Kapitalismuskritik die Eigendynamik der Gesellschaft auch nur annäherungsweise zu erreichen. Eine Theorie des Liberalen müsste wohl in die Richtung gehen, die verteilte Intelligenz der Gesellschaft und die Dezentralität ihrer Struktur anzuerkennen. Es geht ja nicht nur um ein „freies Spiel der Kräfte“ ökonomischer Spieler – es geht heute um die Dynamik zwischen politischen, ökonomischen, massenmedialen, wissenschaftlichen, rechtlichen und kulturellen Eigendynamiken, die ebenso wenig durch Umbauphantasien miteinander koordiniert werden können wie das, was ökonomische Spieler innerhalb von Marktprozessen tun. Man muss das Liberale in dieser Weise von seiner ökonomischen Fixierung lösen – nicht um wieder mit politischen Regulierungsfantasien aufzuwarten, sondern um die eigendynamische Struktur der gesamten Gesellschaft sehen zu können.

Das wäre nach meinem Dafürhalten ein Angebot an eine liberale Perspektive, die vielleicht auch den Kontakt zu politischen Gestaltungsmöglichkeiten wieder finden könnte, der als Gegenbewegung gegen den linken Staatszentrismus womöglich verloren gegangen ist. Der Konversionserzählung von Rainer Hank würde ich also eine starke Theorieerzählung anfügen, die hier nur angedeutet werden kann – und ich bin überzeugt davon, dass das der richtige Weg ist, um sich ein realistischeres Bild der Gesellschaft zu machen. Das übrigens wäre dann eine positive Beschreibung des Liberalen, denn selbst bei Hank dominiert am Ende doch noch der Gestus der Abwehrrechte. Dass die verteilte Intelligenz der Gesellschaft nicht nur ein Problem ist, sondern auch eine Lösung – das müsste der positive Ausgangspunkt einer liberalen Gesellschaftstheorie werden können. Und das schließt dann übrigens auch intelligente politische Lösungen ein, die mehr sind als nur das Nein zu zentraler Regulierung.

Nur was Anna dazu sagen wird, das weiß ich nicht!

Armin Nassehi ist Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Bei Murmann Publishers ist gerade sein Buch „Die letzte Stunde der Wahrheit. Warum rechts und links keine Alternativen mehr sind und Gesellschaft ganz anders beschrieben werden muss.“erschienen


7 Lesermeinungen

  1. jens.fabry sagt:

    Warum rechts und links keine Alternativen mehr sind
    Ideengeschichtlich habe ich einen andere Vermutung. – Um politisch überzeugen zu können, muss Elend vorliegen (gegen das sich zu wenden, jedem selbst einleuchtet). – Dann wird aber die folgenreiche These vertreten, dass die bürgerliche Gesellschaft die Prozesse (denen sie sich verdankt) nicht adäquat versteht. Von zentraler Bedeutung ist hier der Ideologiebegriff, der das falsche Verständnis repräsentiert, gegen das kritisch und intellektuell opponiert wird. – Ideologisch wird die Gesellschaft aufgespalten in diejenigen, die zwar den Fortschritt herbeiführen, aber nur soviel von ihm verstehen, wie gerade nötig ist – und diejenigen, die diese Beschränkung durchschauen. – Deswegen richten sich die ersten Schriften von Marx gegen Zensur oder wird Wissenschaft immer hoch geschätzt. – Aber wenn die Feuerbach’sche Erkenntnis stimmt, dass der Mensch für alles selbst verantwortlich ist (und wie O. Marquand betont, niemanden mehr hat, dem er es statt seiner in die Schuhe schieben kann) – dann folgt daraus, dass jede Aussicht auf Veränderung sich im Horizont der entfaltenden Produktivkräfte mit entwickeln muss (politisch ebenso wie ästhetisch/künstlerisch). Lukas hat die “neuere” deutsche Literatur (ab Lessing) in den Dienst dieser Sache gestellt und daran gemessen, wie sie den gesellschaftlichen Fortschritt begleitend reflektiert, spiegelt und vorantreibt. – Von Anfang an gibt es jedoch etwas inkommensurables und das ist die sich der Zweck-Mittel-Rationalität entziehende Schönheit der Natur. In deren Zentrum nicht der Arbeiter steht, sondern der romantische kontemplative Taugenichts. – Die Vorlesung von Adorno (über Elemente einer Theorie der Gesellschaft) endet deswegen resignativ. Es wird der Verdacht geäußert, dass die moderne Gesellschaft (durch Konsum und moderne Medien) – genau die Differenz einebnet, die ideologiekritisch offen gehalten wurde. – Die Vergesellschaftung wird so als ein selbstgenügsames Unterfangen, als ein Obsiegen des Realitätsprinzips, als ein Sieg der Vernunft über das Herz gefeiert und perpetuiert.

  2. Robskipobs sagt:

    Den Machtkampf verlieren Sie
    Der Autor stellt ja schöne Forderungen auf. Wenn ich Ihn Recht verstehe, sollen auch im Bereich von Kultur- und Wertebildung die Gesetze des Marktes, Wettbewerbs und Eigentums stehen. D.h. jede Kultur und Wertegemeinschaft die sich mit am Markt erwirtschafteten Einkommen und am Markt angeworbenen Anhängern erhalten kann, ist legitim, jede Kultur und Wertegemeinschaft, die auf staatliche Finanzierung, Subventionierung und Wettbewerbsverzerrung angewiesen ist, hingegen unmoralisch und sozialschädlich, eine parasitäre unmoralische Unkultur.

    Falls sie meinen, diese Haltung irgendwie in die Politik tragen zu können, sind sie suizid gefährdet. Denn Kultur- und Wertebildung sind sind in Deutschland verstaatlicht, bzw. werden weitgehend staatlich finanziert und halten im Rahmen eines linken Solidaritätskodex zusammen, damit das so bleibt. Sie werden wenig Spaß verstehen, wenn man das in Frage stellt.

    Ihre Feinde wären z.B. die Universitäten, die öffentlichen Schulen, die GEW, der öffentlich-rechtliche Rundfunk, die Theater- und Kunstszene, die astageförderte Studentenszene, alternative Kulturzentren, die evangelische Kirche und natürlich die politischen Parteien, ausgenommen vielleicht der AFD.

    Privat finanzierte Kultur stirbt hingegen in Deutschland weitgehend aus, bzw. die oben genannten wollen sie gezielt ausmerzen. Auf ihrer Seite stünden wohl noch so vermeintlich reaktionäre Restbestände wie Studenteverbindungen, evangelikale Freikirchen, Eliteinternate, die Rotary- und Lionsclubs, Schützenvereine oder Bikergangs. Da hier aber wirklich so was wie Pluralismus der Werte besteht und alle schon aus Selbstschutz mit Politik nichts zu tun haben wollen, könnten sie die nie unter einem Banner politisch organisieren.

    Klar können sie öffentlich an ein Mikro treten und sagen, die unten genannten sind die Guten und die oben genannten sind Schmarzotzer. Wären sie wirklich ein bekannter Politiker und solch ein Aufruf würde wirklich zur Kenntnis genommen, bräche ein Inferno über sie herein, vor dem sie nicht einmal in der Hölle sicher wären.

    Im Grund genommen ist es ganz einfach: Die linke Moral mag widersprüchlich und unlogisch sein, aber bei einem können sie sicher sein: Das alle oben genannten im Namen der linken Moral Zusammenhalten werden, wenn es darum geht, ihre staatliche Finanzierung zu verteidigen. Liberalismus wird solange akzeptiert, solange es nur ökonomisch darum geht, über ein Wirtschaftswachstum höhere Steuern zu generieren, um die Finanzierung des staatlich-linken Kultur-und-Wertebildungssektors zu sichern. Wer aber dessen Legitimität in Frage stellt, der wird alle gemacht, so einfach ist das. Da gibt es dann auch kein freies Spiel der Kräfte, keinen Wettbewerb nach gleichen Spielregeln mehr, da müssen sie dann mit ihren Steuern die Propaganda finanzieren, die sie selbst verdammt.

    • ThorHa sagt:

      Was Sie da beschreiben, ist mitnichten "links", sondern schlicht menschlich.
      Ausnahmslos alle verteidigen ihre Pfründe, rechts wie links, liberal wie sozialistisch. Das ist eine Menschheitskonstante, nicht mehr und nicht weniger. Völlig unabhängig von der privaten Weltsicht – Sie können ja vorgeblich “liberale” Unternehmensführer mal zuhören, wenn es um den Wegfall von Subventionen oder Marktregulierungen zu ihren Gunsten geht …

      Gruss,
      Thorsten Haupts

    • Robskipobs sagt:

      Pfründe verteidigen
      Natürlich verteidigen alle ihre Pfründe, aber nicht auf diesem Niveau und nicht derart systematisch wie der linke Block. Es gibt unter den Unternehmen nicht diesen Zusammenhalt, der hingegen als linke Solidarität ein Netzwerk von völlig unterschiedlichen Akteuren (Aktivisten auf der Straße, Jounalisten in der Presse und im öffentlichen Rundfunk, Professoren, NGOs, Parteien, Gewerkschaften) an einem Strang ziehen lässt, wenn man die Finanzierung oder Privilegien von einem von ihnen in Frage stellt.

      Wenn sie sich fragen, was links ist lässt sich das eigentlich recht leicht zusammenfassen: Es handelt sich um Uniabsolventen, die so etwas wie eine Kränkung durch die freie Marktwirtschaft erfahren haben und sie seither hassen. Nachdem sie sich noch in der Uni als intellektuelle Elite gefühlt hatten, folgte danach die Kränkung, denn es wartete der normale Arbeitsmarkt mit mittelmäßigem Gehalt und dem üblichen spießigen 40-Stunden-Arbeitnehmer-Leben. Und im Wesentlichen ist das der Antrieb der 68er-Revolution gewesen, der Hass gegen die “Kapitalistische Verwertungslogik” und das “Spießertum” und die eigenen Eltern, die von einem erwarten, was aus seinem Leben zu machen. Es ist die Kränkung junger Studenten, die eben noch glaubten, ihnen gehöre die Welt und nun Angesichts von Bewerbungsverfahren von Versagensängsten geplagt wurden und das mit Blick auf Jobs, für die sie bis vor kurzem nur Verachtung übrig hatten. Und der Neid mit Blick auf ihre Kommilitonen, die diese Anforderungen des Arbeitsmarktes souverän bewältigten und sich auf Spitzenpositionen hocharbeiteten.

      Und darauf flohen alle, die den freien Markt fürchteten in die das sichere Nest des öffentlichen Dienstes und der wurde dann für die erste Generation Bafög massiv ausgebaut. Die Linken gestanden sich natürlich nicht ein, zum Staat gegangen zu sein, weil sie die Konkurrenz in der Marktwirtschaft fürchteten und sich nicht zutrauten, dort Erfolg zu haben. Sondern es ist wie mit dem Fuchs und den Trauben: Marktwirtschaft ist angeblich stumpfsinniger Kommerz für den Pöbel, Egoismus, unkritisches Denken der angepassten Feiglinge, die nicht den Mut zu einem alternativen Lebensentwurf hätte, von Umweltzuerstörern und Ausbeutern ohne Kultur und Wertebewusstsein. Vorgeblich arbeitet man stattdessen für den Staat, weil man um der eigenen Ideale willens auf Karriere und Kohle edelmütig verzichte.

      Und in diesem Sinne arbeiten alle Linke an demselben Projekt, nämlich überall die Lüge zu verbreiten, dass man sie und ihre staatlich finanzierten Jobs brauche und das eigentlich sie die guten sind und nicht etwa Unternehmer und Spitzenverdiener, die mit ihrem Steuern doch eigentlich den eigenen Lebensunterhalt finanzieren.

      Natürlich würde eine weitgehend privatwirtschaftliche und völlig freiheitliche Gesellschaft funktionieren. Sie hat in Deutschland zur Zeit des Kaiserreichs auch weitgehend exisitert, als die Staatsquote z.T. unter fünf Prozent und die Einkommenssteuer unter einem Prozent lag. Damals war auch das Wirtschaftswachstum und der Fortschritt enorm und die zuvor noch verbreitete Armut schrumpfte blitzartig. Das Problem besteht nie darin, dass der Markt ein staatliches Korrektiv braucht, das braucht er nur in Form von Militär, Straßenbau und Rechtspflege, sonst nicht. Sondern das Problem besteht darin, dass der Staat immer am längeren Hebel sitzt und die staatlichen Funktionäre deshalb die am Markt arbeitenden Menschen ausbeuten. Bereits während des Kaiserreichs explodierte die Staatsquote von 5 auf 15 Prozent und so ging es seither immer weiter, bis heute eben, wo alles Wirtschafswachstum durch Abgaben und Regulierung abgewürgt ist.

  3. LisbethHeuse sagt:

    Als Gegensatz zu Krokos Fürsorgestaat
    Liberalismus ist nicht nur eine Frage der Wirtschaftordnung, sondern genauso eine Frage der persönlichen Einstellung im Alltag. Liberalismus als Freiheit tun zu können, was man selbst will und für richtig hält, nicht was Eltern, Lehrer, die Mischpoke, der Mainstream etc für angebracht halten. Im Gegensatz zu Krokos Fürsorgestaat kann man sich auf den Standpunkt setzte: “Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.” Wobei Gott auch Religiösen nicht hilft, sondern Gott für die Fähigkeit steht, kreativ zu sein. Freiheit ist dann die Freiheit vom Staat, indem ein mit Durchschnittsbürger besetzter Bundestag die Rahmenbedingungen für ein Leben mit sehr reduzierter Selbstverantwortung setzt.

  4. ThorHa sagt:

    Die "Dynamik zwischen politischen, ökonomischen, massenmedialen, wissenschaftlichen,
    rechtlichen und kulturellen Eigendynamiken” ist mir zu kompliziert, “Dynamik von Dynamiken” ist darüberhinaus – mit freundlichem Verlaub – ebenso eindruckschindend wie inhaltsleer.

    Ich könnte für die liberalen “Bauchschmerzen” etwas viel einfacheres anbieten, nämlich die Anerkennung zweier ebenso simpler wie beobachtbarer Tatsachen:
    1) Märkte produzieren zwangsläufig Verlierer, was bei betroffenen Menschen persönlich existenzbedrohend wirken kann.
    2) Wenn Menschen ihr Schicksal autonom mitbestimmen sollen, brauchen sie dafür eine Mindestausstattung an Qualifikationen, deren Erwerb manchen Gruppen ausserordentlich schwerfällt (Hartz IV Biographien in bildungsfernen Elternhäusern) bzw. unmöglich ist (z.B. Behinderte).

    1) impliziert die Notwendigkeit von Regelungen, die eine echte Existenzbedrohung von Menschen verhindert (Sozialstaat).
    2) impliziert die Notwendigkeit, die Fähigkeit von Menschen zur teilautonomen Lebensführung dort gezielt zu fördern, wo ihnen deren eigenständiger Erwerb kaum möglich ist.

    Sobald Liberale bereit sind, die Existenzsicherung wie die grundsätzliche Autonomiefähigkeit von Menschen als Grundbedingungen freier Gesellschaften anzuerkennen, haben sie danach jedes Recht, linken Utopisten und Gesellschaftsumbautheoretikern ins Gesicht zu lachen. Deren Vorstellungen von Staatseingriffen haben de facto zwangsläufig totalitären Character und laufen darauf hinaus, Chancen und Möglichkeiten zu beschneiden (natürlich immer NUR im Interesse der Betroffenen, die das zu verstehen zu doof sind).

    Gruss,
    Thorsten Haupts

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