Mein Pendel-Abenteuer beginnt ganz klassisch: Am Bahnhof, am Schalter, in der Schlange. Hier plane ich eine Bahncard 100 zu erwerben, die mir demnächst das ICE-Pendeln zwischen Köln und Frankfurt zum Pauschalpreis ermöglichen soll. In den vergangenen Jahren bin ich eigentlich zum eingefleischten Automaten-Käufer geworden. Aber die Super-Luxus-Variante der Bahncard für den schlappen Preis von 3650 Euro ist dann doch nur von Angesicht zu Angesicht zu erwerben. Oder auch nicht.
Der Verkäufer am „Bahn Comfort Schalter“ trägt blonde Locken, einen blonden Bart und ansonsten den blau-roten Deutsche-Bahn-Einheitslook. Nach gefühltem halbstündigem Formular drucken, Antrag ausfüllen und Kästchen ankreuzen ist der Moment gekommen. Ich darf mein Geld loswerden. 3650 Euro. Was man dafür nicht alles kaufen könnte…
Während der Blondgelockte meine Kreditkarte in den Kartenleser schiebt, fahren vor meinem geistigen Auge mehrere Varianten gebrauchter Kleinwagen vorbei – allesamt gut in Schuss und durchaus für 3650 Euro zu haben. Man könnte auch ungefähr sechsmal nach Indien und zurück fliegen von dem Geld. Oder in eine neue Küche investieren. Der Staubsauger ist auch letztens kaputt gegangen und der Laptop voller Viren. Oder man könnte einem dieser armen Menschen aus der dritten Welt, die am Tag von weniger als einem Euro leben, jeden Tag sein Einkommen verzehnfachen. Oder man könnte…
„Das funktioniert hier alles nicht!“, reißt mich der blau-rot-blonde Bahnmitarbeiter aus meinen Gedanken. Es ist ihm ernst. Er spricht nicht von der Subventionierung eines Drittweltbürgers, sondern von meiner Kreditkarte. „Da ist ein Sicherheitslimit drauf. Mehr als 2500 Euro auf einen Schlag können Sie damit nicht bezahlen.“ – „EC-Karte?“ – „Geht auch nicht. Auf den allermeisten ist das Limit bei 1000 Euro.“ – „Überweisung?“ – „Nee, das dauert, da müsste ich Sie für das Lastschriftverfahren anmelden und da haben wir eine Bearbeitungszeit von zwei Wochen.“ – „???“ – „Also ehrlich gesagt, das beste wäre, wenn Sie bar bezahlen.“
Ich schiele zur Uhr: 19.50 Uhr. Meine Bank schließt immer gegen vier am Nachmittag. Der Geldautomat gibt mir nicht mehr als 1000 Euro auf einen Schlag. „Dann klappt das heute nicht mehr mit dem Bahncard-Kauf“, erkläre ich dem Blonden fast erleichtert. Jetzt kann ich noch mal eine Nacht drüber schlafen. Nochmal überlegen, ob mein Gewissen das aushält, dieses ganze schöne Geld statt an arme Kinder ausgerechnet an die Deutsche Bahn zu geben. Der Blonde lächelt schief, als habe er meine Gedanken gelesen. Aber nein, da schiebt er etwas über den Tresen. Einen Werbeflyer. „Setzen Sie alles auf eine Karte“, steht darauf. Langsam dämmert es mir. Es geht um eine Deutsche-Bahn-Kreditkarte. Wenn ich mir die zulege, dann sind mir offenbar künftig keine Sicherheitslimits mehr Wege.
Das verspricht ein...
Das verspricht ein interessanter Blog zu werden, viel Spass! – Uebrigens: ein Anruf bei Ihrer Bank, die die Karte herausgibt, haette vielleicht auch weitergeholfen: natuerlich muss man sich dann erstmal Wartemusik anhoeren und zu einem kompetenten Mitarbeitenden durchhangeln, seine PIN usw. dabei haben, aber dann sollte man eigentlich erreichen koennen, dass fuer diese bestimmte Transaktion das Sicherheitslimit aufgehoben wird. Ansonsten ist es vielleicht ja auch gut so, dass nicht jeder mit der Karte gleich hoch einkaufen kann 🙂
<p>Einen Kleinwagen wird man...
Einen Kleinwagen wird man auch nicht mit Kreditkarte und schon gar nicht über Limit bezahlen können. Dieser Blog dient einfach nur dazu wie ‚Haudraufwienich‘ auf die Bahn zu wettern, weil das gerade hip ist. Es ist ziemlich schwach aus persönlicher Betroffenheit und eigener Unfähigkeit eine Nachricht machen zu wollen. Obwohl, nun weiss jeder das Nadine Bös nicht mit einer Kreditkarte umgehen kann.
<p>Herr Meier: Welchen Posten...
Herr Meier: Welchen Posten haben Sie bei der DB? Viraler Öffentlichkeitsarbeit? Dann hören Sie sich die Kritik an, sie ist berechtigter, als es Ihnen lieb sein kann. Ich hoffe, das ist nur der Anfang. Nach meiner Erfahrung sind alle Schläge, die die Bahn kriegt, nur ein Zehntel dessen, was sie verdient. Fragen Sie einen Berliner S-Bahn Pendler. Und nichts, aber auch gar nichts was mit der Bahn in Verbindung steht, nicht einmal Kritik daran, kann hip sein. Das wäre ein Oximoron.
<p>Na die meisten Karten haben...
Na die meisten Karten haben wohl so ein Limit. Es sei denn sie sind schwarz, dann pendelt man aber wahrscheinlich nicht mehr sondern hat ne Zweitwohnung in der Nähe des Arbeitsplatzes.
Oh wie hip - ein Blog übers...
Oh wie hip – ein Blog übers ICE-Pendeln. Ich komme jeden Tag aus der anderen Richtung mit dem ICE nach Frankfurt und freu mich schon auf weitere Beiträge. Zum erfolgreichen Bezahlen der Bahncard100 hats bei mir auch ein paar Telefonate gebraucht, ging aber dann.
Ich freue mich schon auf...
Ich freue mich schon auf weitere Blogeinträge.
Ich hatte einmal die große Freude, als Student im Rahmen eines Praktikums eine Bahncard First für Studenten zu erstehen. Es bedurfte einiger Überzeugunskraft dem Bahnmitarbeiter beizubringen, dass es dieses Produkt wirklich im Hause gab. Großes Kino.
Für die Kreditkartenproblematik sei auf die Lösungsmöglichkeit einer zweiten Karte hingewiesen (hier gibt es diverse kostenlose Möglichkeiten), da lassen sich im Ausland auch Akeptanzprobleme lösen (keine Amex oder keine MC) – wobei hier der Bahnmitarbeiter in der Lage sein muss, den Betrag in 2 Beträge <2.500 € zu splitten.
Viel Spaß beim Bahnfaren. Und nicht die Chance verpassen, sich einmal auszuprobieren. Falls man bereut, bei der Berufswahl nicht eine Tätigkeit im Security- oder Law & Order - Bereich eingeschlagen zu haben, kann man im vollen Zug sich von Personen die auf "Bahn Comfort" - Plätzen sitzen, die Berechtigung zeigen lassen und Ihnen ggf. einen Platzverweis zu erteilen.
nfs76
BahnComfort? Wer...
nfs76
BahnComfort? Wer braucht das?
In der 1. Klasse ist immer Platz.
@nfs76: Bahn.Comfort-Plätze...
@nfs76: Bahn.Comfort-Plätze sind ein interessantes Thema, über das ich auch manchmal nachdenke (Siehe Link oben, html wird hier ja nicht akzeptiert.)
Haben Sie damit Erfahrung?
Das ist ein klassisches...
Das ist ein klassisches Problem des Bahn-Vertriebssystems, das sich mit einem Trick umgehen lässt: Man kauft einfach mit anderen Karten/Bargeld etc. Geschenkgutscheine am Schalter, die man umgehend wieder einlöst. Damit lässt sich der Betrag bis auf das Limit der Kreditkarte drücken und die Sache ist gut.
Mein Bahncard 100 bezahle ich...
Mein Bahncard 100 bezahle ich grundsätzlich bar, da ich schon vor Beginn meiner Pendelei vor drei Jahren gewarnt wurde, es könnte Probleme geben.