Am vergangenen Sonntag, den 2. Juni 2013, begab ich mich mit der S-Bahn zum Berliner Ostbahnhof, um von dort aus zu meiner Arbeitsstätte nach Oldenburg zu pendeln. Beim verlassen der S-Bahn sah ich auf dem gegenüberliegenden Gleis einen alten Zug stehen. Ich bin etwas weit hinten ausgestiegen, daher musste ich mich dem Objekt meines Interesses erst annähern, um zu erkennen, worum es sich handelt: Der Zug der Erinnerung
Wie aus dem Nichts war ich plötzlich mit der deutschen Vergangenheit konfrontiert und setzte mich innerlich mit ihr auseinander. Wie der Verlinkung entnommen werden kann, gab es um den Zug und seine Finanzierung wohl Streit und sicher auch Ansichten, die dem Projekt nichts abgewinnen können. An mir ist das alles vollkommen vorbeigelaufen, daher kann ich die Idee nur aus meiner unerwarteten Erfahrung heraus beurteilen. Ich begrüße sie. Das Auftauchen des Zuges löste in mir etwas aus, weil meine Lebensrealität sich plötzlich veränderte. Damit wird mehr erreicht als durch feststehende Denkmäler, an deren Präsenz man sich gewöhnt.
Der Diskurs über die DDR-Vergangenheit
Diese Erfahrung kam für mich in einem Moment, in dem ich nicht so recht weiß, wie ich mich zu einem aktuellen Diskurs verhalten soll. Dieser tobt seit ein paar Wochen und intensiviert sich zunehmend. Thematisch geht es um die DDR-Vergangenheit und wie wir sie bewältigen. Ob wir sie überhaupt bewältigen, denn der im Raum stehende Vorwurf lautet, dass die DDR-Vergangenheit unter dem Deckmantel des „War halt so, deal with it!“ einfach so abgetan wird. All dem liegt, nicht immer direkt ausgesprochen, der Vorwurf des Relativismus inne.
Dieser Streit war irgendwie erwartbarer. Mit dem Aufkommen der dritten Generation, Projekten wie Staatsbürgerkunde, den Eisen- und Wostkindern setzte sich eine Bewegung in Gang, die zunächst nur Fragen stellt und sich Vorwürfe meist erspart. Es geht um ein Erfahren und aus diesem wird ein Beurteilen. Die Rufe nach Verurteilung sie dabei selten. Das gefällt nicht jedem.
Seinen Anfang nahm der Diskurs mit einem Buch, das vorgibt, sich mit dem Leben von Angela Merkel in der DDR auseinanderzusetzen. Es heißt “Das erste Leben der Angela M.” und wurde von den bei Springer angestellten Ralf Georg Reuth (Bild) und Günther Lachmann (Die Welt) geschrieben. Einen Anhaltspunkt darüber, was von dem Buch inhaltlich zu erwarten ist, bietet ein Artikel von Nils Minkmar in dieser Zeitung.
Ich selbst habe mich nach einigem Überlegen dazu entschlossen, dieses Buch im Rahmen der Wostkinder nicht zu besprechen. Zum einen wurde es, der Einnahmenoptimierung wegen, gezielt vor dem Bundestagswahlkampf platziert. Das ist zwar legitim, reduziert den Bundestagswahlkampf dadurch bisher aber auf die zwei Themenkomplexe “Problem-Peer” und Merkels DDR-Vergangenheit. Das ist mir ob der Herausforderungen, vor denen dieses Land steht, zu wenig an politischer Auseinandersetzung. Ich fühle mich an die unangemessene Reduktion der „Rote-Socken-Kampagne“ erinnert.
Zudem ist der hauptsächliche Streitpunkt, den das Buch in Bezug auf Angela Merkel hervorgerufen hat, nämlich ihr Schaffen als “Sekretärin für Agitation und Propaganda bei der FDJ”, zumindest mir seit Anfang dieses Jahrtausends bekannt. Es ist keine Neuigkeit.
Diese Buchverkaufsaktion traf, zeitlich passend, auf ein Ereignis, das am 9. Mai 2013 im Treptower Park (Berlin) am “Sowjetischen Ehrenmal” staunende Blicke hervorrief. Mehrere Menschen trafen sich dort und liefen mit NVA- und Stasi Wach-Regimentsuniformen durch die Gegend. Oder marschierten sie gar? Der Vorfall polarisierte und rief eine entsprechende Empörung hervor. Die Berliner CDU will sich, diese Empörung aufgreifend, daher für ein gänzliches Verbot von DDR-Symbolen einsetzen.
Die Aufregung hat dazu geführt, dass beide Diskussionen, die um Merkel und die um DDR-Symbolik, sich vermischen konnten. Heraus kommt der Vorwurf des Relativismus, dessen eloquentester Vertreter bisher Robert Ide vom Tagesspiegel ist. Seinen Worten liegt ein Furor inne, der von außen betrachtet unverständlich scheint. Zumal Angela Merkel, als Bundeskanzlerin im Wahlkampf, vielleicht nicht gerade jene welche ist, von der eine auf Selbstreflexionen beruhende Rückblende in die DDR erwartet werden sollte.
Bildquelle: RIA Novosti archive, image #475738 / Yuriy Somov / CC-BY-SA 3.0
Nicht nur wie es war…
Robert Ide lässt in seinem Text einen Wust an Fragen von Stapel. Von denen behauptet er, sie würden nicht gestellt oder schlimmer noch, Angela Merkel würde mir ihrer Art der Antwort verhindern, dass andere Menschen diese Fragen beantworten oder stellen. Das ist schon sehr dick aufgetragen und in all dem steckt der Vorwurf des Relativierens. Für andere Menschen kann ich nur schwerlich sprechen, aber über meine eigenen Eindrücke. So würde ich beispielsweise behaupten, dass wir uns in diesem Blog mit vielen dieser Fragen beschäftigen. Und wir geben auch (nicht immer direkt) Antworten. Sie bilden sich mit jedem Beitrag ein Stück weiter aus.
Die Wostkinder gibt es in dieser Form seit rund fünf Monaten. Schaue ich auf unsere Beiträge zurück, dann bin ich selbst etwas über das Themenspektrum erstaunt. Es hat sich ergeben, dass wir zunächst sehr viele Fragen über und an den Osten haben, deren Antwort wir erfahren müssen, um uns dem Westen zuwenden zu können. Auch reicht das Lesen und Schreiben bei Weitem nicht aus. Das gesprochene Wort ist für uns zu einem sehr wichtigen Aspekt geworden. Gehen wir direkt an Orte, dann ergeben sich für uns sehr beeindruckende Bilder, die wir erst einmal verarbeiten müssen und aus denen sich nur noch mehr Fragen ergeben.
Bei den Antworten, die wir erlangen, erfahren wir viele negative wie auch viele positive Dinge. Es ergibt sich in nur wenigen Geschichten ein Bild, in dem ausschließlich der „Unrechtsstaat“ DDR existiert und dominiert. Da wir keine Agenda haben, sondern einfach nur verstehen wollen, wenden wir uns all diesen Aspekten zu. Dabei entdecken wir auch immer wieder Parallelen zum Westen Deutschlands. Daraus wird im Idealfall ein Gesamtbild kenntlich, aus dem sich für die Zukunft lernen lässt. Durch das ausschließliche Betrachten negativer Aspekte würde sich solcherlei nie ergeben können. Einseitigkeit ist nichts Erstrebenswertes. Wozu sie führt, habe ich im Westen zu spüren bekommen. Da war der Ossi die Lachnummer, das Opfer und der Untertan. Einer, der gerettet wurde und jetzt dankbar zu sein hat. Das kann der Weg nicht sein.
Die Logik, die dem Relativierungsvorwurf inne liegt, scheint mir ohnehin etwas perfide. Sprechen wir jetzt von Relativierung, weil auch positive Seiten des Ostens zur Sprache kommen, dann steht dahinter die Aussagen, dass man sich nur mit dem Negativbild zu beschäftigen habe. Schon die Gesamtbetrachtung ist damit auch eine Form der Relativierung: Das absolute Negativbild wird relativiert. Bitte! Gerne! Jederzeit! Es handelt sich doch nur um eine notwendige Ausdifferenzierung.
Für eine Kultur der Auseinandersetzung
Würde vor meinen Augen plötzlich ein Trupp NVA-Soldaten durch die Gegend marschieren, wäre ich sichtlich irritiert. Ich bin in solchen Momenten meist zu doof, einfach das Mobiltelefon zu nehmen und diesen Marsch in Bewegtbildern für die Nachwelt festzuhalten. Oder für die Berliner CDU als Beweismittel.
In dieser Irritation und Doofheit liegt für mich ein Wert. Wie auch beim eingangs beschriebenen Zugerlebnis, setzt man sich in solchen Momenten mit der Vergangenheit auseinander. Einige jubeln, viel mehr andere schütteln den Kopf. Einige empören sich und Wenige versuchen einen Mittelweg zu finden. Das Erblicken einer Symbolik führt in keinem der Fälle zu einer „Spontanbekehrung“, dafür braucht es schon mehr.
Ohnehin möchte ich mich dafür aussprechen, dass aus der momentan dominierenden „Kultur der Erinnerung und des Gedenkens“ zumindest ein Stück weit abgerückt wird. Das ist für mich ein Lernen aus der Entwicklung der rechten Szene. Die Symbole, die sie nutzen wollen, sind verboten. Diverse Texte sind verboten. Auch Organisationen sind verboten. Musik ebenfalls. Dennoch existiert all das. Für das öffentliche Auftreten wurden einfach Ersatzzeichen geschaffen. Worte wurden gewandelt, der Habitus verändert. Und während die Mitte der Gesellschaft sich gegenseitig bekundet wie schlimm früher alles war, entwickeln sich die Verdrängten weiter und passen ihre Ansprache für die Mehrheitsgesellschaft an. Das macht es schwierig, sich mit diesen Menschen in einer Form auseinanderzusetzen, die anderen die Problematik aufzeigt.
Es reicht eben nicht, Dinge als feststehend zu deklarieren. Im Gegenteil, um die Deutung muss in jedem Fall von jeder Generation erneut gekämpft werden. Dabei hilft das Irritieren. Ein schlechtes Buch und ein paar Spinner reichten, um diesen Debatte auszulösen. Eine Aufgabe, die eigentlich der Kunst zufällt, doch sie traut sich bei diesem Thema (noch?) nicht das zu tun, was sie seit Jahrtausenden tut: radikal sein und im Zweifel einfach mal randalieren.
Komplizierter wird es bei der generellen Frage danach, wie wir mit dieser jüngeren Vergangenheit umgehen. Robert Ide liegt durchaus richtig, wenn er mehr Debatte und Gespräche fordert. Dazu gehört auch das Hinterfragen. Zugleich irritiert dieses Anliegen, denn er ist Journalist. Wäre nicht genau das seine Aufgabe? Journalisten können die notwendigen Fragen stellen, dokumentieren und die Debatte durch eigene Recherchen fördern. Zwischen ehemaligen sowie neuen Schichten vermitteln und dadurch Dinge offen legen, die nicht offen gesagt im Raum stehen.
Das ist eine Frage der eigenen Verantwortung. Dafür braucht es mehr, als nur die Geschichte der Kanzlerin. Diese ist vielleicht noch nicht einmal hilfreich. In jedem Fall ist es zu einfach, mit Angela Merkel begründen zu wollen, warum der Dialog nur schwerlich in die Gänge kommt. Meine persönliche Erfahrung ist beispielsweise, dass durch gestellte Fragen erst ein Prozess in Gang gesetzt wird. Skepsis wandelt sich im Lauf der Zeit und geht in ein Interesse über. Das geschieht nur nicht von heute auf morgen.
Was will man durch die Beschäftigung mit der toten DDR erreichen? Fragen über Fragen
Darstellen was durch (“Täter”) und mit (“Opfer”) Menschen möglich ist? Wie schnell Leute umzupolen sind? Die Siegermächte des 2. Weltkrieges setzten gegen – falsche – Umpolungen auf technische Bremsen (u.a. Ewigkeitsgarantie für Länder), Umerziehung, militärische Beschränkungen und – wegen der Spaltung der Siegermächte – auf Einbindung. Nun sei Deutschland im Westen nach einem langen Weg (Winkler) angekommen. Will man die Kommunismusdiskussion retten und sich nicht von der öffentlichen Diskussion bereits durch den Verfassungsschutz ausschließen lassen, so verweist man auf die demokratischen, linken Defizite und ansonsten kommt man mit linken Spruchweisheiten durch. Dabei werden bundesrepuplikanisch große biographische Kehren toleriert bzw. gewinnen Vorbildcharakter (Willy Brandt von der SAP und Herbert Wehner von der KPD, aktuell: Joschka F. und Jürgen T.).
Angela Merkel wird gar nicht mal gefragt, warum sie so gut in russisch war. Trotz Besatzungsregimes oder – wenigstens – wegen des Einmarsches in die CSSR. Nach diesem Einmarsch gehörte es zum guten Ton im Ostblock nicht mehr auf russisch beim Umsteigen in Prag nach dem Umsteigebahnhof zu fragen. Wolfgang Thierse wird gar nicht gefragt, warum und wie er nach Biermann seinen sehr realsozialistischen Arbeitsplatz halten konnte. Man rettet die Kommunismusdiskussion aber nicht, wenn man – wie einer der Mitdiskutanten – über die DDR schlecht informiert ist. Z.B. steckten die “Obdachlosen” im Arbeitslager Rüdersdorf mittels des “Asozialen-Paragrafens”. Für die Kommunismusdiskussion wäre Robert Kurz eine bessere Adresse als die DDR oder westzoneske linke Organe.
Will man den Antitotalitarismus nicht bis auf’s Neurotische reduzieren, so hilft, auch bei allem Verständnis für die Opfer, eine Ahnung von Historisierung. Abschreckendes Beispiel war mal die Kerner-Schau, wo Frauen anfingen zu schreien als das Wort “Autobahn” fiel. Soweit sollte man sich auch bei der DDR nicht treiben lassen: Vergangenheitsbewältigung über Wortmagie zu Tabus.
Will man sich mit der DDR beschäftigen, weil man etwas gegen das schlechte Image hat, das auf einem persönlich abfärbt, weil man zufällig dort geboren ist, selbst wenn man sich die DDR inzwischen anlesen muß?
Das wird nix. Selbst wenn man noch soviel Bücher in Stellung bringt. Wenn man das Negativ-Image nicht aushalten kann, wäre ich für Dialektwechselkurse und notfalls für Geburtsortverschiebungen. Langfristig besser ist, das >Image< auszuhalten. Es hilft auf die "Meta-Ebene" zu kommen, den Sinn von technischen Einrichtungen zu verinnerlichen (Demokratie). Aber seit Griechenland und seiner korrupten politischen Klasse zu wissen, dass Demokratie ohne Zivilcourage verwelken kann. Vermutlich wie der nächste "Kommunismus". Nebenbei: Die gelegentliche, kostenlose Lektüre-Begleitung der DDR-Ereignisse mittels der "Jungen Welt" hilft auch zum Verständnis der deutschen Geschichte. Etwa wenn die DDR-Recken in Uniform Befreiung und Sowjetunion spielen und – dagegen – die Junge Welt "neulich" mit Margot Honecker u.a. anfragte, ob die mangelnde Distanz zur Sowjetunion nicht für den DDR-Untergang verantwortlich war. Immerhin fangen selbst "DDR-Linke" an zu denken. Im Gegensatz zu den pseudo-üblichen Neo-Lizenz-Prolls im Westen mit ihrem Bomber-Harris-do-it-again.
Bewußter "Rückbau"?
Vielleicht wollen aber gar nicht wirklich alle, daß die DDR-Realität objektiv aufgearbeitet wird. Oder woher kommt es, daß zB im zentralen Teil Berlins an die Mauer bestenfalls noch ein farblich abgesetzter Pflasterstreifen erinnert? Mauerstücke habe ich dort keine gesehen, dafür in der Nähe des US-Konsulats in München am Rande des Englischen Gartens und auf dem Hof der Deutschen Botschaft in Santiago de Chile (!).
Wie war es mit der Grenzkontrollstelle Probstzella, die “leider, leider” so weit verfallen war, daß sie nicht mehr unter Denkmalschutz gestellt werden konnte und 2008 abgerissen wurde?
Solche Einrichtungen können die beklemmende Wirkung einiger Aspekte des täglichen Lebens besser zeigen als jede nüchterne Ausstellung oder Abhandlung – auch denen, die die Hintergründe nicht so gut kennen.
"...Die DDR war schrecklich..."
Eine sehr, sehr eigenartige Einladung zu einer differenzierten Betrachtung. Einem Gespräch gar.
1991 gab es ein Gespräch Maaz/Moeller “Die Einheit beginnt zu zweit”, das sich u.a. und vor allem dadurch auszeichnete, dass die beiden einander sehr aufmerksam zuhörten. Der Geist dieses Gespräches, ja sogar die Themen hätten die weitgehende ausgebliebene bzw so fürchterlich einseitige gesellschaftliche Diskussion tragen können bzw. m.E. müssen. Der Westen, da sollte man sich nichts vormachen, hat den Kalten Krieg gewonnen. Die Geschichts- und mehr wohl noch die Grundbücher wurden rasend schnell umgeschrieben. Der Osten hat ihn mit den bekannten Folgen verloren. Es war wenig Zeit und Raum in der Gesellschaft für ein solches vertrauensvolles Gespräch wie zwischen den beiden Psychoanalytikern.
Zu der Aktion am Ehrenmal:
Warum gibt es dort eigentlich dieses Ehrenmal? Warum sind diese ehemaligen Soldaten und Offiziere dort aufgezogen (und nicht am Rosinenbomber z.B.)? Kann man vermuten, dass sie mehr als nur mal die alten Uniformen ausführen wollten? Wer hat gefragt? Verurteilt haben umgehend, bis zu dieser absurden Forderung nach einem Verbot der Symbole, sehr viele? Und wer von den Politikern war zu den großen, für Russland so wichtigen Maiparaden? Hat die BRD der Sowjetunion/Russland gar nichts zu danken? Hätte die US-Army auch nur einen Fuß auf den französischen Atlantikstrand bekommen, wenn die Rote Armee nicht unter diesen fürchterlichen Verlusten nach Berlin gegangen wäre? Ich habe keine dieser Fragen in den Medien gestellt geschweige denn beantwortet gefunden.
Es ist meine feste Überzeugung, dass eine deutsche Eineit frühestens in der zweiten oder dritten Nachwendegeneration möglich sein wird. Wenn Erinnerungen verblasst, Zeitzeugen verschwunden sind. Und neue, wahrscheinlich sehr existentielle Probleme bewältigt werden müssen. Aber vielleicht werden auch zukünftige Generationen nicht ohne Fragen nach diesem scheinbar verschwundenen Land auskommen. Wer weiß? Die Wurzeln dieser DDR gehen ja offensichtlich doch sehr viel tiefer als gedacht. Unter dem Stichwort “dritte Generation” sind junge Menschen auf der Suche. Mögen sie die ihren finden.
Schicksal
Nun ja, selbstverständlich war die DDR schrecklich. Als Historiker sehe ich das ganz klar, komma aber. Momentan befasse ich mich mit Kampfstoffen im Zweiten Weltkrieg und mit Kohlehydrierung. Da kommt das DDR-Abitur sofort zum Tragen, ich weiß, wovon die Akten sprechen. Kritische Masse einer Atombombe ausrechnen, na klar, das war Abiturstoff beim versoffenen Lehrer K. in Lichtenstein/Sa. Was für einen Raketentreibstoff würden Sie nehmen? Falsch, setzen 5. Mit dieser Gasmaske haben Sie genau fünf Minuten um aus dem Kampfgebiet zu fliehen, sagte Lehrer R. aus O., dann sind sie tot. Die Bilder in dem Buch zur Zivilverteidigung sind falsch. Wenn Sie den Pilz sehen, sind sie in 20 Minuten tot. Seine Kinder hatten die Ausreise beantragt und wie es diesen grandiosen Lehrer an eine Grundschule in die hinterletzte, finsterste, sächsische Provinz verschlagen konnte, wissen nur er und das Schulamt. Solche Männer waren Glücksfälle, genauso wie die hochrote Direktorin, die auf ihrem Karriereweg zwei Jahre dort abreißen musste – Sie erklärte der Arbeitsgemeinschaft Junger Journalisten die 7W (da war ich 11). Hat mir nicht geschadet und mein Überleben als Student nach der Wende gesichert. Beim Studium habe ich Marx und Engels gelesen, und in der Wende Kautsky und Bernstein, und dann Hitler und Spengler und Nietzsche und Wagner und Trotzki und den verpönten Stalin entdeckt und durchgearbeitet. Faust war in der DDR-Pflichtlektüre und das Bündnis mit Mephisto eine ernsthaft diskutierte Option. Insofern war die DDR ein Schicksal, das jeden traf. Der DDR-Stempel lässt sich jedoch nicht reduzieren auf das was vor 1989 war. Menschen lernen, lesen und bei 60 Seiten pro Stunde sind das etwa 17500 Buchseiten für die Zeit vom bedrückenden Sommer 1989 bis zur Währungsunion 1990.
HE
Ja, die DDR müsste mehr hinterfragt werden, aber es interessiert kaum jemanden. So weh es tut.
Gut ist M. Herack’s Einschätzung, dass das Buch über A. Merkels DDR Vergangenheit wohl nur Einfluss auf den Wahlkampf nehmen soll, damit faktisch Werbung darstellt. Schon daher ist jegliche Aussage des Buches anzuzweifeln.
Kritisch stehe ich aber seiner Aussage zu Robert Ide gegenüber, dass es seine Aufgabe sei, als Journalist die DDR intensiver zu hinterfragen, in die Medien zu bringen. Dabei weiß doch jeder, dass nur in die Medien kommt was die Menschen interessiert, welche Berechtigung hätten sonst Fußball oder Tatort im TV. Faktisch interessieren sich zu wenig Menschen für die DDR. Für die Medien sind da RAF,… wesentlich attraktiver. Das Thema DDR Sozialismus muss wesentlich intensiver behandelt werden, denn es ist allgegenwärtig mit der PDS, mit den Kindergärten oder anderen so toll erscheinenden Errungenschaften der DDR, die aber fast immer vorsätzlich die Hintergründe ausblenden. Die Hintergründe, wie die aggressive Einschränkung der Meinungs- und Reisefreiheit, die allgegenwärtige Staatssicherheit. Oder die Gleichmacherei, die Enteignungen, das Missachtung jeglicher Demokratie, die Medien -Ausblendung jeglicher Kritik. Auch das ist derzeit allgegenwärtig. Immer mehr Umverteilung wird angestrebt, Leistung quasi bestraft. Die Medienfreiheit immer mehr eingeschränkt, Kritik ausgeblendet(EU, Euro, Bankenrettung, A. Merkel, W. Schäuble, EEG). Die Demokratie wird immer mehr missachtet, indem Politiker sich anmaßen Recht zu brechen, aber dies bei den Bürger tagtäglich hart bestrafen. Man vergleiche W. Schäuble und U. Hoeneß. Wer ist die schlimmere Persönlichkeit, wer log mehr, wer betrog mehr, zerstörte mehr?
Es scheint sich ein Zentralstaat etablieren zu wollen, mit ähnlichem Charakter, wie die DDR. Schon daher gehört die DDR diskutiert und hinterfragt.
Die DDR war schrecklich ...
… aber, Obdachlosigkeit, Armentafeln und Hartz4 gab es nicht einmal dort.
Die DDR und ihre Symbole gewinnen doch nur relativ wieder etwas an vermeintlichem nostalgischem Glanz, weil von unserer gegenwärtigen Republik der Turbokapitalisten, Bankster und Lobbiyisten der soziale Firnis rasant und in riesen Flatschen abblättert … .
Also nicht das Verbot der Gestriegen ist die Lösung, sondern die endliche und menschliche Lösung unserer heutigen Probleme … … !!
Nein, die DDR gewinnt ob der Gier so an "nostalgischem Glanz".
Gier und soziale Kälte. Weil jeder alles haben muss und dies so viel wie möglich. In unserem Sozialstaat muss niemand obdachlos sein, aber es gibt sie, denen niemand eine Wohnung vermieten will, siehe Süchtige,… In der DDR wurde dies per Zwangseinmietung vermieden. In einem Sozialstaat, in dem derartig umverteilt wird, wie derzeit, fühlen sich nur noch sehr wenige verantwortlich etwas für andere zu tun, bezahlen tun die meisten ihrer Meinung nach schon genügend, m. E. der Hauptauslöser für soziale Kälte. Und die Empfänger haben anderseits ausufernde materielle Ansprüche, sei es auf Flachbildschirme, auf sehr gute Wohnungen,… Eine Lücke muss sich da auftun. Diese gilt es zu schließen, um sozialen Frieden zu wahren. Empfänger sind da aufgefordert etwas zu tun, gerechter gegenüber den Gebern zu sein und anders herum sollten auch diese ihre Augen öffnen. Es wird aber nie eine gerechte Gesellschaft geben können.
Lobbyismus existiert derzeit hauptsächlich in streng regulierten zentralisierten Gesellschaften. Passend vor allem auf die EU. Turbokapitalisten und Bankster sind ein Teil dessen.