Wostkinder

Wostkinder

Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen Ost und West.

Nicht mit dem Schmuddelkind

| 41 Lesermeinungen

Der Anti-Kommunismus hat in westlichen Gesellschaften eine gute Tradition. Das bekommt die Linkspartei heute zu spüren: Mit ihr spricht man nicht . Ist das der vielbeschworene "demokratische Anstand"?

Am Sonntag den 22. September fand eine Bundestagswahl statt. Der Wahlkreis-Fleckenteppich Deutschland war dabei insgesamt sehr schwarz, Angela Merkels Union fuhr vielerorts einen großen Wahlerfolg ein. Dennoch haben die drei (mehr oder weniger) linken Parteien SPD, Linkspartei und Grüne eine parlamentarische Mehrheit. Denn die FDP hat das Parlament verlassen müssen und die AfD hat es knapp nicht geschafft. Das sogenannte “bürgerliche” Lager wird nur noch durch die Union vertreten, und diese schrammte an einer absoluten Mehrheit vorbei. Die Wählerinnen werden Merkel bekommen, so viel steht fest. Die genaue Konstellation muss allerdings noch abgewartet werden, es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass die SPD ihr zur Seite springen wird.

Was hingegen nicht zur Debatte steht, ist eine Koalition aus SPD, Linkspartei und Grünen. Und das vor allem aus einem Grund: Die Linkspartei ist ein parteipolitisches Schmuddelkind – mit dem spielt man nicht.

Am vergangenen Mittwoch diskutierte eine Art “linker Presseclub” unter dem Dach der Rosa-Luxemburg-Stiftung über die Auswirkungen der Wahl auf diese Partei. Zugegen waren vier Menschen aus vier unterschiedlichen Blättern (taz, Neues Deutschland, Tagesspiegel und ich, wobei ich mir nicht anmaßen würde zu behaupten, diese Zeitung zu vertreten, ich vertrat aber durchaus dieses Blog). Gemeinsam suchte man nach Gründen für die Abwehr der beiden anderen linken Parteien gegen die Linkspartei. Stefan Reinecke von der taz ist der Meinung, es läge an der “Sünde”, dass die Linkspartei eine Abspaltung der SPD sei. Daraus resultiere, dass die SPD auf der einen Seite immer so tue, als habe man es mit Verrätern zu tun. Gleichzeitig ginge die Linkspartei auf der anderen Seite mit der SPD wie mit einem Schwererziehbaren oder Alkoholiker um, bei dem man immer aufpassen müsse, dass er nicht rückfällig werde und mal eben neue Hartz-Gesetze verabschiede. So gebe es gewissermaßen verhärtete Fronten, bissige bis eisige Atmosphären im Miteinander und die Unmöglichkeit, jenseits von Gezänk eine ordentliche Debatte über Inhalte zu führen.

Sozialismus als Reizwort
Das ist mit Sicherheit nicht falsch. Aber ich sehe noch einen anderen Punkt, der in meinen Augen eine wesentlich größere Rolle spielt: Die Linkspartei ist die Nachfolgepartei der PDS und diese eine Nachfolge der SED. Die Linkspartei hat außerdem das Wort “Sozialismus” in ihren Programmen. “Demokratischer Sozialismus” zwar, aber das ist, als stelle man dem Wort “Scheiße” das Attribut “glänzend” voran – es ändert nichts daran, dass wir über Scheiße reden. Sozialismus ist in Deutschland ein Unwort. Wenn man etwas als schlimm denunzieren will, dann kann man entweder mit einem Hitler-Vergleich punkten oder man schimpft es “Sozialismus”. Demokratischer Sozialismus ist für die Linkspartei eine schöne Sache – aber eben auch nur für sie, für alle anderen ist es ein absolutes Reizwort. Es dann auch noch in den Programmen einer Nachfolgepartei der DDR-SED zu lesen macht die Sache keinen Deut besser.

Ein solcher Umgang mit Sozialismus und Kommunismus ist in der westlichen Kultur fest verankert, er hat Tradition. Schon in den 1940ern erlebte Heinrich Blücher, ein deutscher Kommunist der in die USA exilierte, wie gefährlich es sein kann, in einem durch und durch kapitalistischen westlichen Land als Kommunist zu leben. Er musste lange fürchten, dass seine Gesinnung bekannt würde, die er bei seiner Einreise verschwieg. In den USA der 40er Jahre machte man mit ausländischen Kommunisten kurzen Prozess: Man schickte sie eiskalt in ihr Herkunftsland zurück. Blücher jedoch hatte Glück, niemand denunzierte ihn, oder er wurde schlichtweg geduldet. Jedenfalls durfte der Liebste Hannah Arendts bleiben – in Gegensatz zu etlichen anderen. So wurde ein Kommunist ein angesehener Hochschullehrer der Philosophie, aber nur, weil es ihm gelang, die KPD-Vergangenheit zu verbergen. Im freien und gelobten Land, das dem Rest der Welt seit dieser Zeit die Demokratie zu bringen angetreten ist, ist es bis heute besser, gewisse Einstellungen nicht zu zeigen. Die jüngste größere Kampagne erlebte der derzeitige Präsident Obama, als er die Gesundheitsreformen durchzusetzen versuchte. Sie wurden kurzum als “Sozialismus” denunziert (andere favorisierten doch den Hitler-Vergleich).

Der Antikommunismus hat in westlichen Gesellschaften also eine gute Tradition. In den USA wurden während der McCarthy-Ära regelrechte antikommunistische Hexenjagden veranstaltet, Berufsverbote und Abschiebungen waren keine Seltenheit. Die BRD wurde gleichzeitig von keinem Land in der Zeit nach dem Krieg so stark geprägt, wie von den USA. Die antikommunistische Rhetorik wurde weitestgehend übernommen. 1956 wurde die kommunistische Partei Deutschlands, die KPD erfolgreich verboten. Und die CDU wird auch im 21. Jahrhundert nicht müde, linke und rechte Extremisten auf eine Stufe zu stellen. Kristina Schröder schuf dafür eigens Präventionsprojekte (diese waren in mancher Hinsicht allerdings zweifelhafter Natur, wie die linken Spinner von der taz berichten). Mit einem NPD-Verbot ist hingegen so bald nicht zu rechnen.

CDU Wahlplakat, 1953

Blöd nur: Der Osten, der sehr sehr lange sozialistisch war (mit dem Fernziel des Kommunismus) gehört nun schon eine ganze Weile dazu. Und im Osten gehörte über 40 Jahre der Sozialismus dazu. Noch viel erstaunlicher aber ist: Im Osten gibt es Menschen, die zwar sozialistisch/kommunistisch waren oder sind, aber dennoch keine schlechten Menschen. Doch, anstatt eine solche Möglichkeit einzuräumen, setzte man nach 1990 lieber auf Härte und Null-Toleranz. Von Anfang an war es die politische Strategie im Westen, dem Osten dieses sozialistische Denken auszutreiben, gleich einem politischen Exorzismus. Bis heute gehen die westlichen deutschen Sieger mit ihrem annektierten Osten was das angeht alles andere als zimperlich um. Sobald gewisse Schlüsselworte fallen, wird einfach nicht mehr zugehört, setzt ein Reflex des Ohrenverschließens ein. Wer nicht überbetont, dass die DDR ein Unrechtsstaat gewesen sei, dem wird misstraut. Wer versucht nach Bereichen und Ideen zu suchen, die man vielleicht nicht als “best practice”, schon aber als “better practice” in Zeiten des nun komplett konkurrenzlos gewordenen Kapitalismus heranziehen könnte und seine antisozialistischen Scheuklappen dafür ablegt, macht sich verdächtig, wird als linker Spinner abgetan.

Kurz nach der Wende wurde vieles, was nach Sozialismus roch, ohne großen Prozess platt gemacht. Ein Beispiel ist das DDR-Schulsystem. Ein Schulsystem, das sich seinerzeit die PISA-Gewinner in Finnland zum Vorbild nahmen um aufzubauen, was heute weltweit als bildungspolitische Avantgarde gilt. In Deutschland wehren sich bis heute “bürgerliche” Stimmen gegen die Gemeinschaftsschule mit dem Verweis, dass eine solche “Einheitsschule” eben “sozialistisch” anmute (ein aggressiv in NRW vorgebrachtes Argument von CDU und FDP). Der drohende Sozialismus ist eine erfolgreiche Strohmannstrategie in Deutschland, und in meinen Augen der Hauptgrund für die Abseitsstellung der Linkspartei. Denn in den Ohren der meisten Deutschen klingt “demokratischer Sozialismus” bis heute eben so, wie “glänzende Scheiße”.

Sicher: Es gibt auch diverse reale inhaltliche Unterschiede. Die Außen- und Sicherheitspolitik, die Wirtschaftspolitik und die Euro-Politik der Linkspartei werden gerne und nicht zu unrecht als Argumente angeführt, wenn es darum geht zu rechtfertigen, dass man mit dem Schmuddelkind nicht einmal sprechen wird. Die gleichen Leute aber, die so argumentieren, sehen es als “Pflicht des demokratischen Anstandes” an, mit der CDU Gespräche zu führen. Wobei jedoch die sozialpolitischen Gräben, die es zu dieser gibt, plötzlich nicht so wichtig genommen werden, wie noch im Wahlkampf. Stefan Reinecke ist sogar der Meinung gewesen, Sozialpolitik sei das zentrale Wahlkampfthema gewesen. Nun, je nach Perspektive mag man dieser Ansicht folgen oder auch nicht. Nicht leugnen lässt sich allerdings, dass Außen- und Euro-Politik keine Kernpunkte waren. Da kann es schon überraschen, dass sie nun als Begründung herangezogen werden, dem “demokratischen Anstand” im Falle der Linkspartei eine Absage zu erteilen. Das riecht nach Ausrede. Eine Ausrede, die dazu führt, dass in den kommenden vier Jahren weitergemerkelt werden kann, weil das Mitte-Links-Lager nicht vorhanden ist. Denn es will lieber Mitte sein, als links. Ein Bestreben, das sich nun vor allem bei den Grünen Bahn bricht. Die Grünen sind regierungsunfähig, die SPD dürfte zur Großen Koalition übergehen und die Linkspartei bleibt nach wie vor die Partei der Unberührbaren. Alles wie gehabt. Es steht nicht zu erwarten, dass sich daran bis 2017 irgendetwas ändern sollte. Das könnte einem egal sein. Man könnte sich aber auch fragen, was das eigentlich für die Demokratie bedeutet. Zumal in einem Vier-Parteien-Parlament.

Disclaimer: die Autorin steht der Linkspartei nicht im Geringsten nahe. Darüber hinaus will sie auch nicht den Sozialismus zurück. Sie findet nur, dass man über politische Ideen und Visionen vorurteilsfreier reden können sollte. Und ist von der Sozialismus-Schnappatmung genervt.

HINWEIS: Wir befinden uns gerade außer Landes und können aus diesem Grund Ihre Kommentare erst ab Montag, 30.09., freischalten. Wir bitten um Ihr Verständnis.


41 Lesermeinungen

  1. philipp_stroehle sagt:

    Demokratischer Sozialismus
    Was hier als “Argument” gegen das so bezeichnete “Schmuddelkind” angeführt wird, findet sich u.a. auch im Parteiprogramm der SPD: https://www.spd-berlin.de/positionen/grundsatzprogramm/

    Auf Seite 16 f. heißt es zum Demokratischen Sozialismus:

    “Unsere Geschichte ist geprägt von der Idee des demokratischen Sozialismus, einer Gesellschaft der Freien und Gleichen, in der unsere Grundwerte verwirklicht sind. Sie verlangt eine Ordnung von Wirtschaft, Staat und Gesellschaft, in der die bürgerlichen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Grundrechte für alle Menschen garantiert sind, alle Menschen ein Leben ohne Ausbeutung, Unterdrückung und Gewalt, also in sozialer und menschlicher Sicherheit führen können.

    Das Ende des Staatssozialismus sowjetischer Prägung hat die Idee des demokratischen Sozialismus nicht widerlegt, sondern die Orientierung der Sozialdemokratie an Grundwerten eindrucksvoll bestätigt. Der demokratische Sozialismus bleibt für uns die Vision einer freien, gerechten und solidarischen Gesellschaft, deren Verwirklichung für uns eine dauernde Aufgabe ist. Das Prinzip unseres Handelns ist die soziale Demokratie.”

  2. HansMeier555 sagt:

    Was die demokratischen Biederbürger den Sozialisten niemals verzeihen werden, ist...
    … dass die damals, 1933, als einzige gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt hatten (sofern sie dazu noch die Möglichkeit hatten).
    .
    Und nicht wie all diese liberalen und katholischen und nationalen bürgerlichen Nichtnazis mit beiden Händen dafür.

    • ThorHa sagt:

      Nicht die Sozialisten haben gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt,
      sondern die Sozialdemokraten.

      Die Kommunisten der Weimarer Republik wollten im Ergebnis das gleiche wie die Nazis – die Beseitigung der Demokratie und deren Ersatz durch eine stalinistische Diktatur.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

    • Mauraven sagt:

      Jetzt wirds lächerlich.
      a) Die “Sozialdemokraten” der Weimarer Republik waren de facto Sozialisten, da war auch in der SPD der Begriff Sozialismus kein Unwort.
      b) konnte die KPD ja gar nicht gegen das Ermächtigungsgesetz stimmen, da ihre Mandate bereits annuliert waren.
      c) wollten KPD und NSDAP im Ergebnis nie und zu keiner Zeit das gleiche, diese Gleichsetzung ist selbst für Konservative eine Spur zu einfach. Beide hatten allenfalls die Abschaffung des Parlamentarismus gemein, für die NSDAP war der Parlamentarismus allerdings zu viel Partizipation, für die KPD zu wenig und zu indirekt! Und um einzusehen, das Kommunismus und Faschismus gänzlich unterschiedliche Menschenbilder zu Grunde liegen und sie vollkommen unterschiedliche Zielstellung verfolgen, muss man nun wahrlich kein linker sein.

    • ThorHa sagt:

      Stimme Ihrer Überschrift zu!
      Es ist einigermassen albern, einer Ideologie das abzusprechen, was sie bisher (und zwar ausnahmslos!) immer getan hat, wenn ihre Subjekte (Kommunisten) an der Macht waren – eine brutale Diktatur aufzubauen, die Wirtschaft zu ruinieren und alle Andersdenkenden einzusperren oder umzubringen.

      Will Sie, Herr Rabe, aber wirklich nicht daran hindern, weiter gegen bekannte historische Fakten Sturm zu laufen.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

    • HansMeier555 sagt:

      Der Unterschied zwischen "Sozialisten" und "Sozialdemokraten" ist künstlich
      Da braucht man nur das obige CDU-Plakat anzugucken.
      .
      Ganz im Ernst, die SPD berief sich bis 1959 explizit auf Marx. Demokratisch war sie aber trotzdem. Um nicht zu sagen: Sie war in der ersten Jahrhunderthälfte die einzige konsequent demokratische Partei in Deutschland.
      .
      Davon abgesehen regieren Kommunistische Parteien auch heute noch in einigen Ländern wie China oder Kuba. Man kann die dortige Diktatur natürlich als “brutal” bezeichnen (und die Frage beiseite lassen, ob antikommunistische Diktaturen humaner sind). Aber dass sie die Wirtschaft ruinieren oder “alle Andersdenkenden einsprren” stimmt jedenfalls nicht. Im Gegenteil, von deren Aufträgen leben wir jetzt.

  3. HansMeier555 sagt:

    Bitte keine FDJ-Logos aufhängen
    Das sind nämlich Symbole verfassungsfeindlicher ORganisationen und ihr Zeigen kann darum strafrechtlich verfolgt warden.
    Das Symbol ist ein Relikt aus den 50er Jahren, als tausende von Bundesbürgern wegen hanebüchenen Landesverratsprozessen überzogen wurden.
    Da kam es oft genug vor, dass alte Nazi-Opfer von alten Nazi-Richtern abgeurteilt wurden, während Waldemar Pabst seine wohlverdiente Rente erhielt. Von all diesen Dingen haben 95 Prozent der Westdeutschen noch nie was gehört. Die glauben im Ernst, es hätte in Westdeutschland seit 1949 tatsächlich “politische Meinungsfreiheit” gegeben.

  4. WOELPHCHEN sagt:

    "Schmuddelkinder" vs. demokratische "Zwang-Erzieher".
    “Schmuddelkinder” werden hier vom demokratischen “Erziehungszwang”, mittels
    demokratischer “Zwangserzieher”, geohrfeigt, mit dem Stock…und in die Ecke
    geschickt. Herzliche Gesellschaft kann ich da nur sagen….2013….traurig…
    die mangelnde Selbsterkenntnis und Einsicht.

    Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will.
    Jean-Jacques Rousseau

    …auch nicht Demokratie…:-)

    MfG
    W.D.H.

  5. FlohSacher sagt:

    Neuer Wein gehört in neue Schläuche
    Aus Ostdeutschland kommen sehr sehr gute Traditionen. Nur die DDR gehört eben nicht dazu.
    Wir Ostdeutschen können stolz sein auf Städte wie Dresden, Leipzig oder Berlin. Wir können mit Freude auf Wittenberg und Luther blicken. Auch die Rostocker Hanse hat vieles gut gemacht. Man kann seinen Hut ziehen vor den Geistern von Weimar und Jena, die wunderschöne Landschaft genießen und vieles mehr. Dahr bin ich sehr froh, ein Ostdeutscher zu sein.
    Aber Sozialismus und DDR?
    Warum wollen sich viele von meinen Altersgenossen damit (teil-)identifizieren?
    Die DDR hat meinen Großeltern ihren Lebenssinn genommen. Sie hat uns um einer krummen Idee willen gefangen gehalten. Sie gab uns das Gefühl der Knechtschaft; alles wurde letztendlich von Parteibürokraten überwacht und bestimmt. Nie fühlte man sich wirklich zu Hause. Grundeigentum wurde geraubt und einem abstrakten und korrupten Kollektiv anvertraut. Keinem durfte irgendetwas richtig gehören. Wer sich zu sehr wehrte, bekam unfairen Druck zu spüren oder wurde gar wegsperrt. Wer in der Kirche war, hatte mit indirekten oder direkten Konsequenzen zu rechnen. Das Schulsystem war keineswegs besser als im Westen. Die Kinder wurden früh auf Linie gebracht und mussten sich von parteinahen Lehrern, die oftmals keine Ahnung hatten, indoktrinieren lassen. Die Kita war längst nicht so goldig, wie man uns heute weißmachen will. Bei einem Restaurantbesuch musste man sich für wenig Auswahl oftmals lange anstellen und wurde nicht selten unfreundlich behandelt. Denn der Kunde war Bettler und keiner musste sich vor ihm verantworten.
    Unser Haus konnten wir nicht vernünftig bauen, weil es ständig an Material fehlte und die Planungen der Wirtschaft fast immer falsch lagen. Unser Staat war kategorisch überschuldet und ist daran zugrunde gegangen. Und vo viel anderes lag wegen des sozialistischen Gedankenguts im Argen.
    An Relativierungen aus reinen Identifikationsgründen habe ich daher wirklich keinerlei Interesse und verstehe es sehr gut, dass man scharfe Schmuddelkinder-Grenzen aufbaut. Den Westen gibt es jetzt genauso wenig wie den Osten. Das Kasinokapitalistische ist stärker geworden. Daher sollte man unbedingt die soziale Marktwirtschaft wieder stärken wie es in der alten BRD war. Doch ein demokratischer Sozialismus ist und bleibt ein Oxymoron.
    Nie wieder DDR, nie nie wieder!!!

    • philipp_stroehle sagt:

      DDR-"Sozialismus"
      Was kann denn “der” Sozialismus dafür, dass die DDR ihn in den Dreck gezogen hat, jedenfalls in vielerlei Hinsicht? Besser: dass er in der DDR in den Dreck gezogen wurde? Das spricht vielleicht dagegen, es nochmals auf ähnlichem Wege zu versuchen, nicht aber gegen die Gedanken des Sozialismus, wie er auch verstanden werden kann, nämlich in einer menschlichen Weise mit dem Ziel, ein gutes Leben für alle Menschen zu ermöglichen, und nicht nur für die Mächtigen, Reichen und Schönen.

    • Werlauer sagt:

      @philipp stroehle: Sozialismusbegriff und realexistierender Sozialismus
      Gibt es irgendwo auf der Welt eine menschliche Gemeinschaft, die größer als 2 Mio Menschen ist, wo der von Ihnen beschworene “Gedanke des Sozialismus” zu einer bewundernswerten Realität geworden ist?

    • philipp_stroehle sagt:

      @ Günther Werlau
      lieber Günther Werlau, leider kann ich das so genau nicht wissen. im grunde denke ich aber, dass es hierauf für mich nicht ankommt, denn selbst wenn diese frage z.zt. noch mit nein zu beantworten wäre, würde dies der hoffnung auf eben eine solche menschliche gesellschaft nicht das wasser abgraben. sich aus pragmatischen gründen darauf auszuruhen, dass es bisher ja noch nicht geklappt hätte, halte ich für einen sehr bequemen weg, den ich zu gehen für mich in größten zweifel ziehen möchte. allein: “Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.”

    • Werlauer sagt:

      @philipp stroehle: Stimmt, bei Raumschiff Enterprise funktioniert es ja auch
      Erstmal möchte ich Sie zu Ihrem Spiel auf der retorischen Klaviatur beglückwünschen. Zudem hoffe ich, dass Sie noch recht jung sind. Ich nehme nicht an, dass Sie bereits Erfahrungen mit dem Leben in einem real existierenden Sozialismus machen konnten. Ihr Tonfall wäre sonst vermutlich nachdenklicher. Sollte ich richtig liegen, empfehle ich Ihnen ausdrücklich, ein Jahrzehnt Ihres Lebens beim Aufbau des Sozialismus in einer der verbliebenen Oasen mitzuhelfen.

      Mir wurde das Geschenk zuteil, einen größeren Teil meines Lebens in einem solchen real existierenden Sozialismus verbringen zu dürfen. Ich behaupte, meine Erfahrungen dort haben meine Wahrnehmung von Machtstrukturen und -mechanismen geschärft und auch wenn ich Ihr Utopia durchaus für erstrebenswert halte, sehe ich, ähnlich wie Herr Haupts doch ersthafte Probleme auf dem Weg dorthin. Bisher konnte mir noch niemand schlüssig erklären wie diese gelöst werden können. Bleiben Sie weiter eifrig, vielleicht gelingt es Ihnen ja sie zu lösen. Mir die Lösung zu erklären, darauf bestehe ich nicht (aber Sie hätten hier natürlich 6000 Zeichen Platz).

      Ihrem Bibelspruch möchte ich zum Abschluss Oscar Wilde entgegenhalten: “The way to hell is paved with good intentions.”

  6. ThorHa sagt:

    Es ist völlig in Ordnung, nicht mit Kommunisten über Regierungsbildung zu reden.
    Da, wo sie regierten, füllten sich noch immer und als erstes die Arbeitslager und Gefängnisse mit allen (!) Leuten, die öffentlich darauf beharrten, Nichtkommunisten zu sein.

    Ein Blick ins “Schwarzbuch des Kommunismus” reicht auch durchaus dafür, Links- und Rechtsextremisten auf eine Stufe zu stellen. Ob ich für die kommunistische Ideologie oder für die nationalsozialistische einige dutzend Millionen Menschen über die Klinge springen lasse, macht für einen liberalen Demokraten im Ergebnis keinen Unterschied.

    Kurz – ein Schmuddelkind bleibt ein Schmuddelkind. Sollte es anständige Kommunisten geben, haben Sie mein durchaus begrenztes Mitleid. Ihre politische Stellung in Deutschland haben sie all ihren Gesinnungsgenossen weltweit zu verdanken. Die niemals und nirgendwo in der Lage waren, eine halbwegs menschliche Gesellschaft aufzubauen. Gelegenheit dazu hatten sie nun wahrlich genug.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • WOELPHCHEN sagt:

      Demokratie-Kommunismus
      Kommunismus-Zwang…Würgehalsband mit Stacheln.
      Demokratie-Zwang…dynamisches Würgehalsband ohne Stacheln,
      verlängert den Würge-effekt dynamisch.
      Jeglicher “Zwang” führt früher oder später in “Existenzkrisen”.
      Das gilt für “Einzelpersongesellschaft” und “Vielpersongesellschaft”.
      Komplexe Gesellschaftszwänge machen komplexe “Plagen”.
      Je intelligenter, komplexer der Zwang, desto versteckter, schleichender, der Würge-Effekt.
      Zwang bedeutet “Zerstörung” und “Selbstzerstörung”, je freier-komplex,
      desto schleichender pervers…aber mit gleichem End-Ergebnis.

      Versuche niemals jemanden so zu machen, wie du selbst bist. Du solltest wissen, dass einer von deiner Sorte genug ist.
      Ralph Waldo Emerson

      Gruß,
      W.D.H

    • Mauraven sagt:

      Im ernst?
      Ich möchte hier ein mal verbindlichst und mit vollem Ernst, ohne jegliche Ironie, um Belege für Arbeitslager in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern bitten!
      Grüße, der “linke Spinner”

    • ThorHa sagt:

      Machen Sie´s mir doch bitte nicht so einfach.
      https://www.wdr5.de/sendungen/erlebte-geschichten/s/d/23.06.2013-07.05.html

      Wieviele Links brauchen Sie für Ihren Erkenntnisprozess? 100 unterschiedliche weitere kosten 5 Minuten, danach müsste ich tatsächlich ein bisschen suchen.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

    • Mauraven sagt:

      Heute?
      Dass ich eventuell, scheinbar im Gegensatz zu ihnen, in der Gegenwart lebe, und unter rot-rosa eingerichtete Arbeitslager meinte, haben sie nicht in Betracht gezogen, oder? Wäre auch logisch, denn da gibt es ja keine, obwohl das Schmuddelkind regiert bzw. regiert hat.

    • ThorHa sagt:

      Sie werden schon verzeihen, wenn ich zur Klarstellung notiere,
      dass die LINKE erstens nur in einer Koalition regierte, zweitens sich nicht wie 1945 auf die Macht der damalig sowjetischen Gewehrläufe stützen konnte und sich drittens (noch) ans Grundgesetz halten muss. Und sie konnte die SPD auch nicht mit vorgehaltener Pistole dazu zwingen, sich mit ihr zu vereinigen, wie ihre Vorläuferpartei SED.

      Bin ich davon überzeugt, die LINKE würde Arbeitslager wiedererrichten, wenn diese Hemmschuhe nicht mehr bestünden? Absolut. Kommunisten können nicht anders.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

  7. KeimB sagt:

    Ganz so einfach ist dies nicht
    Zum einen ist die Linkspartei nicht eine Nachfolgepartei, sondern eine Fortsetzung der SED. Diese hat sich niemals aufgelöst, sondern nur mehrmals umbenannt. Der Grund ist ebenso einfach wie trivial: man wäre des nicht unerheblichen Parteivermögens bei Auflösung verlustig gegangen.

    Zum anderen lohnt es sich durchaus auch einen Blick in das Programm der Partei zu werfen. Dort wird ziemlich ungeschminkt eine Art Räterepublik gefordert, in denen nicht mehr der Eigentümer und das Management, sondern die Arbeiter (nennt sich heute Belegschaft) darüber bestimmen soll, wer wieviel bekommt, was produziert und wie investiert wird. Selbstverständlich soll die Belegschaft auch darüber befinden, an wen man liefert. Bedürfnisse des Kunden und des Marktes spielen in dieser Perspektive eine nachgeordnete Rolle.
    All das kann man sich natürlich wünschen. Aber man sollte das Kind auch beim Namen nennen. Die Bezeichnung “demokratischer Sozialismus” ist eine Farce, die zu verhehlen versucht, dass es um nichts weiter als eine Planwirtschaft light geht.

    • Mauraven sagt:

      Interessant.
      Ich sags einfach mal mit Volker Pispers:”Ist das wie ein Armer mit Geld? Oder ein Vatikan ohne Kindesmissbrauch?”
      Wenn wir hier jetzt plötzlich über Planwirtschaft als Ersatz für den Begriff des demokratischen Sozialismus reden, hat hier jemand was verpasst: demokratischer Sozialismus ist eine Utopie einer politischen Ordnung, Planwirtschaft, wie der Name schon sagt, ist eine Wirtschaftsordnung. Planwirtschaft impliziert außerdem eine zentrale Regelung der Gesamtwirtschaft, Belegschaftseigentum das genaue Gegenteil, eine dezentrale Wirtschaftsverwaltung, bei der -völlig richtig festgestellt- der Mensch vor Profitinteressen kommt. Und ich persönlich sehe nicht, warum das Teufelszeug sein sollte. Denn was viele Unternehmerinnen und Unternehmer gerne vergessen: Sie könnten ohne die Belegschaft nie die Stütze dieses Landes sein, die sie so gern vorgeben zu sein.

  8. katrin-roenicke sagt:

    vielen Dank
    vielen Dank für Ihre Geduld.
    Sie können nun kommentieren und wir bemühen uns so zeitnah Ihre Kommentare freizuschalten, wie Sie das von uns gewohnt sind.
    mfG

  9. peterherbeck sagt:

    "Die Linke": warum gibt es hier noch eine Kommunistische Plattform u. Marxistisches Forum!!
    Die Mitgliedschaft von Sahra Wagenknecht ruht bei der KPF.

    Dies sagt schon alles !!

    • Mauraven sagt:

      Wo liegt denn das Problem?
      Das Elementare bei der Existenz von KPF und MF in der Partei die Linke ist für mich, dass diese Partei es schafft, mit diesen Strömungen umzugehen. Es gibt wenige bis keine Vertreter dieser Strömungen, die in wichtigen Ämtern der Partei sind. Die Aufregung über diese Zusammenschlüsse ist nur eine von vielen Ausreden um die Millionen von Wählerinnen und Wählern, die diese Partei gewählt haben, weiter ignorieren zu können.
      Und außerdem: Wo liegt denn das Problem an einer kommunistischen Plattform? Also wo liegt das Problem an einer Utopie, die vom freien und friedlichen Menschen träumt? Denn ich gehe davon aus, dass sie sich am Begriff Kommunismus aufgehangen haben, nicht etwa an Inhalten dieser zusammenschlüsse, von denen lese ich hier nämlich nichts.

  10. ErnstKraatz sagt:

    Schmuddelkind, das ist stark untertrieben!
    Die Sozialisten Stalin, Hitler und ihre Satelliten haben im letzten Jahrhundert die halbe Welt ins Unglück gestürzt, an dem wir noch heute leiden. Darum gehört jedwede Variante des Sozialismus geächtet, der nationale Sozialismus, heute gern als Neonazi apostrophiert, genauso wie der Sozialismus in den Programmen der SED-Nachfolger. Und für alle, die es noch nicht wissen: der Kommunismus ist die Höchstform des Sozialismus, dahin streben alle Sozialisten.

    • J-M-K sagt:

      Was für ein Vergleich
      Hitler und Stalin mit der Linkspartei gleichzusetzen.

    • Mauraven sagt:

      Eben nicht!
      Hitler war also Sozialist. Interessant. Das sagen sie mal den Angehörigen der Sozialisten und Kommunisten, die zu tausenden in Hitlers KZ’s ums Leben kamen. So eine Realitätsverweigerung habe ich tatsächlich noch nie erlebt. Ein Sozialist träumt von einem friedlichen Zusammenleben ALLER (!) Menschen, egal welchger Religion, Hautfarbe, Herkunft oder sexueller Orientierung, wollen Sie das etwa auch von Hitler behaupten? Wenn das der Fall ist, spare ich mir dann eine weitere Antwort, die wäre dann höchstwahrscheinlich nicht mehr sachlich.

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