Wostkinder

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Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen Ost und West.

Das Internet ist nicht kaputt – die Politik ist es

| 22 Lesermeinungen

Der ehemalige Internetaktivist Sascha Lobo vollzog im Feuilleton dieser Zeitung eine wundersame Wende seiner Ansichten. Er fühle sich von der aktuellen Entwicklung gekränkt und das Internet sei kaputt. Daher müsse ein neuer Internetoptimismus entwickelt werden. „Eine positive Digitalerzählung, die auch unter erschwerten Bedingungen in feindlicher Umgebung funktioniert, denn der dauernde Bruch sicher geglaubter Grundrechte hält an. Das große Ausspähen ist nicht vorbei. Und wird es vielleicht niemals sein.“

Das Internet bleibt Zentrum

„Das Internet“ müsse sich also neu erfinden. Zu Recht kritisierte Evgeny Morozov in einer Replik auf Lobo, dass dieser sich von seinem ursprünglichen Denken nicht entfernt hat. Er modifiziert lediglich seine Ansicht dahingehend, dass er sich geirrt habe und belässt „das Internet“ im Zentrum seines Denkens. Die ausweichende Begrifflichkeit der „digitalen Erzählung“ kann darüber nicht hinwegtäuschen, zumal Lobo verschweigt, wie diese neue digitale Erzählung seiner Meinung nach aussehen könnte. Seine Worte legen nahe, dass er einen Brückenschlag in Richtung „Post-Privacy“ vorbereitet.[1] Einer Denkrichtung, die Privatsphäre für etwas nicht Durchsetzbares hält. Alle Daten die irgendjemandem auf dieser Welt zugänglich sind, werden potenziell verwendet. Das kann ebenso positive wie negative Folgen für das Individuum haben, ist jedoch in keinem Fall durch den Einzelnen kontrollierbar. Als Folge dessen muss die Gesellschaft ihr Verhalten ändern und ein neues „soziales Miteinander“ entwickeln. Dieser Denkrichtung liegt die Ideologie inne, dass der Mensch sich der Technik anpassen müsse und nicht die Technik gemäß dem Menschen gestaltet werden kann.

Wer sein Denken auf eine positive digitale Erzählung konzentriert, wird mit einem „Internet als Zentrum aller Dinge“ im Bunde nicht darum herumkommen, den Menschen den technischen Gegebenheiten unterzuordnen. Auch deshalb, weil der Mensch in dieser gedanklichen Konstruktion sich selbst nicht mehr als das Maß der Dinge gilt. Doch Sascha Lobo belässt es nicht dabei. In einem Gespräch mit Futurezone bekannte er freimütig[2]:

“Für eine Abschaffung der Nachrichtendienste einzutreten, wäre blauäugig. Im Gegenteil: Wir müssen die Geheimdienste auf europäischer Ebene stärken, um ein Gegengewicht zu den USA zu schaffen – natürlich unter strenger demokratischer Kontrolle. Dasselbe gilt für die Netz-Infrastruktur”

Abgesehen davon, dass die streng demokratische Kontrolle der Geheimdienste bisher nicht zu funktionieren scheint, und auch nicht in der Natur ihrer geheimen Sache liegt, zeigt sich hier der eigentliche Wandel im Denken von Lobo. Das große Ausspähen ist für ihn nicht vorbei und wird es vielleicht niemals sein, weil er der Meinung ist, dass die Geheimdienste in einen Überwachungswettlauf eintreten sollten. Geschähe dies, manifestiert sich der jetzige Status, dass das Ausspähen der Vielen und insbesondere anderer Staaten zu einer Notwendigkeit des Regierens geworden ist. Die postulierte Aufrüstung soll ein Gegengewicht schaffen, sprich die Machtverteilung der diversen Ausspähungsorgane zu Gunsten der Europäischen Union (EU) verschieben. Das bedeutet in letzter Konsequenz die Stärkung der EU als Institution. Einer über den europäischen Staaten schwebenden Entität, die sich nur bedingt aus einer demokratischen Legitimation heraus konstituiert.

Das Schwinden der Rückzugsräume

Natürlich würde Sascha Lobo sofort unterschreiben, dass die EU demokratischer werden müsse. Er übersieht bei seiner Forderung allerdings, dass der Prozess dieser Demokratisierung nur schleppend vorangeht. Stattdessen entscheiden sich auf EU-Ebene genau die Dinge in angemessener Geschwindigkeit, die einem gewissen Stress und damit Handlungsdruck unterliegen. Die Snowden-Leaks haben, in Bezug auf Überwachung und Informationsschutz, beides erzeugt, denn die Spionage der USA betraf nicht nur die der EU angeschlossenen Nationalstaaten, sondern auch die EU selbst wurde mit Wanzen und Abhöraktionen bedacht. Der Aufbau einer „Gegenmacht“ zum US-Abhörwahn dürfte demnach wesentlich schneller vorangetrieben werden als die Schaffung demokratischer Strukturen innerhalb der EU.[3]

Begleitet werden solle dieser Prozess mit einer generellen Stärkung der Infrastruktur. Gemeint sind wohl Gegenentwürfe und Alternativen zu den vorherrschenden Internetangeboten US-amerikanischer Konzerne. Die Problematik einer derart gestärkten Infrastruktur, die sich in den Händen des Staates oder gar europäischer Institutionen befindet, ist, dass sie keine Stärkung der Position der Zivilbevölkerung schafft. Sie stärkt nur die Institutionen, die die Infrastruktur kontrollieren und schwächt somit die Bürger der Staaten und insbesondere der EU. Es existieren weder für die Zivilgesellschaft, noch für das kleinteiligere Individuum, Rückzugsräume, die als Privat gelten können.

Angesichts dessen ist es verführerisch vom Ende der Privatheit zu sprechen, denn es ist der einfachste Weg. Es ist aber, und das ist viel schlimmer, auch die Kapitulation vor der Möglichkeit eines politischen Handelns durch den Bürger. Die Aufgabe politischer Handlungsfähigkeit erfolgt an dieser Stelle auch nicht, weil ein Tyrann das politische Verhalten unterdrückt, sondern weil es einfach aufgegeben wird. Dystopisch betrachtet ließen sich hierin die Anfänge eines moralischen Zusammenbruchs erkennen, der durchaus totale Ausmaße annehmen kann.

Der nicht vorhandenen Gegenwehr, gegen die Versäumnisse der Regierungen liegt diese Saat inne. Strukturell bedingt ist es nicht im Interesse der politischen Akteure, der allseitigen Freiheit der Daten Einhalt zu gebieten. Im Gegenteil, die Zugriffsmöglichkeiten staatlicher Institutionen (bspw. der Geheimdienste) wird durch die Freiheit der Wirtschaft, Daten aus dem Individuum heraus zu erzeugen, erst gewährleistet. Zugleich transportieren diese aus einer wirtschaftlichen Überlegung heraus erzeugten Daten auch ein ebenso wirtschaftliches Abbild des Individuums und reduzieren es somit auf sein ökonomisches Dasein. Der Staat hat in letzter Konsequenz ein starkes Interesse daran, dass sich Ideologien wie Post Privacy durchsetzen und ihm die Überwachung der Vielen ebenso erleichtert wie der Wirtschaft neue Märkte schafft.

Aufgeben von Bequemlichkeit

Die Bürger haben natürlich eine Wahl. Sie können durchaus in eine Lebensart eintreten, bei der die Nutzung der ach so bequemen Technik unbequem wird und sich die äußeren Einflüsse dadurch abmildern. Politisch betrachtet ist diese Hilfe zur Selbsthilfe eine Unzumutbarkeit. Niemand hat das unverfrorener erklärt als der ehemalige Innenminister Hans-Peter Friedrich, demnach die technischen Möglichkeiten zur Ausspähung existierten und allein deswegen auch genutzt würden. Eine Aussage, die vor allem nach Innen gerichtet war, denn Friedrichs politisches Verständnis war, dass auch in Deutschland eine ähnliche Selbstverständlichkeit für das behördliche Abhörhandeln und Speichern von Kommunikationsdaten gelten sollte.

Dass die Regierungen sich mit dieser „Wahl“ zunächst selbst der Handlungsspielräume berauben, ist bisher den wenigsten Politikern aufgegangen. Sie wähnen sich auch heute noch in dem Irrglauben, dass die westliche Hemisphäre für den Erhalt der Freiheit kämpft. Kämpft, sich also im Krieg befindet und Opfer bringen muss. So setzen die westlichen Institutionen zwar auf freie Meinungsäußerung und möglichst wenig Beschränkungen des Individuums, doch verknüpfen sie diese Freiheit mit dem Zusatz, dass sie den Bürger die Überwachung kostet, sprich abverlangt. Das bedeutet im Kern, dass der Staat, der das Gewaltmonopol inne hat, durch das Erkennen störender Elemente in die Lage versetzt wird, „chirurgisch“ in die Gesellschaft einzugreifen und diese störenden Elemente, vulgo Menschen, zu entfernen. Im Gegensatz dazu dient die Überwachung in beispielsweise China und Russland dazu, Meinungen und Informationen direkt zu kontrollieren. Das Erkennen von Dissidenten ist nur ein Nebenprodukt, dem sich die besonders unwilligen Personen hingeben.

Am Ende führen beide Arten des Vorgehens zu einem sehr ähnlichen Ergebnis: Kontrolle und einem institutionellen Streben nach präventiven Maßnahmen. Der weitreichende Unterschied zwischen Ost und West ist, dass in der westlichen Hemisphäre nicht mehr der Mensch auf den Menschen einwirkt, sondern eine technische Abstraktion des Menschen beginnt das institutionelle Handeln zu leiten.

In diesem Diskurs existiert ein teilweise heftiger Kampf um auch nur die kleinsten Begrifflichkeiten. Wie wichtig diese scheinbaren Details sind, zeigte passenderweise der Übersetzer der ursprünglich englischen Antwort von Evgeny Morozov an Sascha Lobo. So forderte Morozov ein aktives Handeln der Politik, die (störend) eingreifen soll (More political interference!). Während die Übersetzung „Wir brauchen einen neuen Glauben an die Politik!“ postulierte. Es wäre neu, dass der reine Glaube an eine neue Politik zu einem veränderten politischen Handeln führt.

Die Politik ist kaputt

Auch wenn Morozov für seine Replik an Lobo im bestehenden Diskurs ein paar Schritte zurückgehen musste, hat er es glücklicherweise noch geschafft, diesen wesentlich wichtigeren Fakt mit auf den Tisch zu hauen. Denn die vor uns liegende Problematik lässt sich nicht anhand der Frage behandeln, ob „das Internet“ nun eine eigene Institution, eine eigene Entität ist oder nicht. Ganz konkret geht es darum, welche Art von Machtverteilung durch die neuen Möglichkeiten entstehen und wie deren Verteilung so gesteuert werden kann, dass keine der Interessengruppen ein zu starkes Übergewicht bekommt.

Dabei gilt auch zu konstatieren, dass die global agierenden und untereinander vernetzten Geheimdienste eine stärkere Macht darstellen, als dies bisher der Fall war, die sich auch gegen die eigene Regierung richten kann. Ein Vorgeschmack darauf lieferte der BND, der als von den „Five Eyes“ abhängiger Geheimdienst jenen zuarbeitet(e), die seine eigene Regierung ausspionieren.

Die Stärkung der Zivilbevölkerung verfolgt das Ziel, für das Subjekt die Möglichkeit zu schaffen, wieder selbstbestimmt in die Welt hineinhandeln zu können.

 

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[1] Es ist wirklich von entwaffnender Offenheit, dass manche Vertreter dieser Theorie den Brückenschlag bei Lobo nicht sehen wollen.

[2] Vielen Dank an Egghat für diese sehr wichtigen Hinweis.

[3] Es passt nicht ganz zu diesem Text aber das faszinierende an der EU ist, dass sie ähnlich wie das römische Reich ihre Konstituierung und Machtbasis durch die Schaffung eines Rechts zu erlangen versucht, unter dem sich die Staaten eingliedern. Es könnte sich im Nachgang für die Historiker durchaus als erheiternd erweisen, dass Agambens „lateinisches Reich“ bereits in der EU selbst seine Manifestation gefunden hat. Wenn auch unter anderen Vorzeichen.


22 Lesermeinungen

  1. Werlauer sagt:

    Stimme zu, bin aber ratlos
    Ich stimme Ihnen zu, was Ihre Einschätzung bzgl. des Wiederherstellens der Privatsphäre angeht. Ich halte es ebenfalls für (noch) möglich. Hier wird von vielen Seiten ein Fatalismus geschührt, der nur den großen Konzernen und den Staatsapparaten nützt.

    Die Frage ist allerdings, wie man bei einer derart komplexen Gemengelage eine Idee vom Schutz der Privatspähre in die Breite tragen kann. Damit das funktioniert und die Masse mobilisiert werden kann, müsste die Komplexität der Idee so stark reduziert werden, dass selbst Hr. Morozov, der ein Übertragen von Internet-Sachverhalten in einen gewohnten Kontext immer ganz gut hinbekommt, an seine Grenzen stoßen könnte.

    Ein bißchen DDR-Erfahrung könnte zur Mobilisierung ebenfalls nicht schaden: Wer einmal auf der falschen Seite des Verhörtisches eines Geheimdienstes gesessen hat, weiß das er das für den Rest seines Lebens nicht mehr möchte.

    Leider werden diese Aspekte heute immer noch als Paranoia beiseite gewischt – eben weil die “Internet natives” bisher keine Erfahrung in dieser Richtung “machen durften”.

    • marco-herack sagt:

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      morozov hat als weißrusse ja einen ähnlichen erfahrungsschatz aufzuweisen wie ddr-bürger. für mich bedeutet die ratlosigkeit im angesicht lage, dass eines gegenentwurfes bedarf. in meinem verquasten kopf würde ich es so formulieren: es braucht einer neuen idee von der welt, die ebenso zur politischen theorie wie zum glauben taugt.

      wir sind ja leider erst in der phase, in der wir beginnen zu erkennen was da passiert. erst war es die euphorie… nun ist dieses weltbild kaputt und wird revidiert. das mutet von außen betrachtet so dystopisch an, dass es nur wenige schaffen daraus eine differenzierte sicht zu entwickeln, die eine bewegung in die zukunft ermöglicht. und das meinte auch mein ende vom in die welt hineinhandeln.

      mir ist leider zu sehr bewusst, wie untauglich die vielen zur veränderung dieser welt sind.. denn sie neigen auch dazu sich als mob zu gerieren. sie sind auch keine antwort, ihre schwäche momentan nur ein problem.

      ich schweife ab.

      mfg
      mh

  2. ThorHa sagt:

    Warum sollte die Politik in einer Demokratie kaputt sein, in der man Regierungsämter verliert,
    Wenn es einen erfolgreichen Terroranschlag gibt, aber nicht, wenn man flächendeckend überwacht bzw. diese widerstandslos zulässt?

    Leuchtet mir absolut nicht ein, da haben offensichtlich alle massgeblichen Politiker das Wesen des Mehrheitswillens ziemlich gut verstanden. Also funktioniert die Politik prima, selbst wenn dabei das Internet kaputtgeht.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

  3. tylerdurdenvolland sagt:

    Aber werter Marco.....
    Der Fehler liegt ganz auf Ihrer Seite, sie sehen das zu unrealistisch. Man konnte auch bisher im SPON auf Herrn Lobos Seite eigentlich immer deutlich erkennen, dass dieser sein Denken gar nicht ändern kann, denn um Denken zu ändern müßte man zunächst mal denken, und ich habe ihn in seinen Beiträgen bisher niemals beim Denken erwischen können.

    Er ist der Prototyp des heutigen Spiegel “Journalisten” (um die Berufsbezeichnung mal zu mißbrauchen), die ja fast ausnahmslos alle Volontäre und Praktikanten sind, weil diese gezwungen sind kostenlos zu arbeiten um im Resumee später mal den Spiegel anzugeben dürfen/müssen. Dieser Copy und Paste Journalismus ist auch die Schule des Herrn Sascha.

    Sie haben also ganz richtig bemerkt, daß Lobo seine „Einsichten“ keineswegs geändert hat, wie sollte er auch, nur den Grund haben sie übersehen. Herrn Lobos Interesse am Internet beschränkt sich zum größten Teil darauf von der Verbreitung seiner Weisheiten in diesem leben zu wollen. Und er und heutige Spiegelleser, da wächst zusammen…..
    Das Allerwitzigste an seiner und auch Morozovs Vorstellung (wenn ich den richtig verstanden habe) fällt beiden, und auch ihnen nicht auf! Beider Zukunftsvision besteht darin, daß jene vorher von beiden Herrn kritisierten Ignoranten, die an der Bespitzelung bisher schon nichts übles finden können, werden nun als Existenzform des normalen, auch des kritischen Bürgers empfohlen. Süss! Ob man nun von Anfang an meinte, man sei ja ein ehrlicher Mensch und habe deshalb nichts zu verbergen, wie man hundertfach in allen Foren landesweit lesen musste, oder ob man jetzt meint, man könne die Überwachung sowieso nicht vermeiden, also müsse man sich ihr halt ausliefern und sie akzeptieren, beides ist letztlich identisch.

    • marco-herack sagt:

      Titel eingeben
      woran wollen sie das denn festmachen? mir ist ja durchaus gewahr, dass die menschen selbst bei sehr banalen tätigen wie essen mittlerweile eine offenherzigkeit an den tag legen, die zarten gemütern wie mir den magen umdreht. siehe diese fürchterlichen “backshops”, die ihre kunden wie mampfende trophäen an ihren glasfenstern ausstellen. von der erniedrigung, die der mensch durch dieses ekelhafte essen erfährt, ganz zu schweigen. (eine bemerkenswerte ausgeburt dieses wahnsinns ist in der unteren etage des bahnhofes in hannover sichtbar)

      aber selbst solche menschen haben das bedürfnis ihre eigenen vier wände zu schützen und in diesen keine öffentlichen personen zu sein. sie ergeben sich der handelnden politik nur ebenso wie den backshops. es ist halt so und wird hingenommen. da sehe ich viel mehr das problem, denn es ist resignativ… und ermöglicht erst den moralverfall der politischen akteure.

      mfg
      mh

    • tylerdurdenvolland sagt:

      Sie überschätzen die Leute....
      Resignativ wäre ja ein Indiz für eine falsche Entscheidung, aber doch zumindest zeigt diese auch ein Verstehen. Aber da liegen sie falsch. Die Leute sind schlicht und einfach tatsächlich so dumm, die kommen sich toll und wichtig vor wenn sie sich “wie mampfende trophäen an ihren glasfenstern” ausstellen können!
      Endlich ist man mal wer!

      Sollten sie sich nicht irgendwann zum Zwecke des Trostes der Pharma Industrie oder dem Alkohol in die Arme werfen wollen, kann ich ihnen nur eine gehörige Zynismus empfehlen. ;-)

    • ThorHa sagt:

      Resignativ? Nein. Zuviel Vertrauen!
      In Behörden und Dienste. Bei aller Hyperventilation bitte nicht vergessen – bisher gab und gibt es kein Beispiel eines Schadens für europäische Otto Normalverbraucher durch die NSA Massendatenhaltung. Also fühlt der sich schlicht nicht bedroht, mangelndes Gefahrenbewusstsein kraft westlicher Sozialisation.

      Der Schaden WIRD eintreten, Missbrauch von Daten ist sicher, sind diese einmal frei verfügbar. Aber bis zum Öffentlichwerden derartigen Missbrauches werden wir warten müssen, wollen wir eine Massenreaktion.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

  4. microplan2002 sagt:

    Super Beitrag von Marco Herack. Es ist selten hier auf FAZ.NET, ...
    … dass in dieser Form Klartext geredet wird! (Z.B. : “Der Staat hat in letzter Konsequenz ein starkes Interesse daran, dass sich Ideologien wie Post Privacy durchsetzen und ihm die Überwachung der Vielen ebenso erleichtert wie der Wirtschaft neue Märkte schafft… Niemand hat das unverfrorener erklärt als der ehemalige Innenminister Hans-Peter Friedrich …Ergebnis: Kontrolle und … institutionelle(s) Streben nach präventiven Maßnahmen”)

  5. microplan2002 sagt:

    Das ("„Post-Privacy“ ... Eine Denkrichtung, die Privatsphäre für etwas nicht Durchsetzbares h
    … Denken kenne ich und ist besonders in der Politik weit verbreitet. Damit wird Fatalismus und die Anpassung an angebliche Sachzwänge gepredigt. Selbst in der Wissenschaft ist das Thema aktuell! Ich erinnere mich an ein politikwissenschaftliches Seminar, in dem u.a. die Frage diskutiert wurde, ob etwa “nationale Souveränität” konkret etwas zur Lösung polit-ökonomischer Probleme beitragen könne. Ein Prof argumentierte dabei ernsthaft (so wie Schäuble im Herbst 2011), dass “wir alle sowieso nie souverän gewesen seinen und nie souverän sein werden” und dass es daher müßig sei, über diese Frage überhaupt ernsthaft zu diskutieren. Gegenbeispiele wurden als “historisch-überholt” abqualifiziert. So geht es demnächst hierzulande auch mit der “Post-Privacy”: Es sind halt die “Sachzwänge”, die die Privatsphäre “historisch überholt” haben, und wer dagegen aufmuckt, ist im Zweifel ein Verfassungsfeind oder gar Terrorist, der etwas zu verbergen hat… So einfach sind heutzutage die Regeln in der real-existierenden “Post-Demokratie”!

    • tylerdurdenvolland sagt:

      Leider hatte der Prof recht, auch wenn es ihnen noch so missfallen mag...
      Da Sie das ja so wunderbar druchschauen, helfen Sie uns!

      Zeigen Sie uns einen Weg der die Entwicklung zu mehr und mehr Überwachung stoppen kann.

      Aber bitte keine infantilen Gut-Menschen-Träume, sondern etwas, das in dieser realen Welt, mir ihren real existierenden Menschen auch umsetzbar ist…

      Oder, Sie entschuldigen sich bei dem Prof, der Ihnen die Wahrheit vor Augen halten wollte.

  6. Kimble2001 sagt:

    Geheimdienste und demokratische Kontrolle schließen sich gegenseitig aus

    • tylerdurdenvolland sagt:

      Völlig korrekt!
      Und genau dshalb hat Frau Merkel jetzt auch ein Problem. Man stelle sich vor, es gäbe tatsächlich noch Nischen in denen Teile des Rechtsstaates überlebt haben, man verfolgt die Strafanzeige wegen des Überwachens des Kanzler Handys weiter…. und die Justiz weigert sich der Weisung von oben zur Einstellung zu folgen.
      Und alles was mit diesem einen überwachten Handy zusammenhängt käme ans Tageslicht, Muttis Ruf wäre ein für allemal ruiniert

  7. A.Vomberg sagt:

    Wie soll das aussehen?
    »Wir müssen die Geheimdienste auf europäischer Ebene stärken, um ein Gegengewicht zu den USA zu schaffen – natürlich unter strenger demokratischer Kontrolle.«

    Sollen wir staatlich Wirtschaftsspionage dann auch mit einer gemeinsamen europäischen Wirtschaftsspionage beantworten?
    Also ein Gegenstück zu den Five Eyes aufbauen?

    Die gemeinsame Bedrohung der europäischen Wirtschaft könnte so endlich zu einem Zusammenwachsen Europas führen.
    Gleichzeitig würde das den überfälligen Ausschluss Englands bedeuten.
    Die große Frage ist, ob Frankreich da mitmacht oder doch wieder lieber sein nationales Süppchen kocht.
    François Hollande versucht sich ja im Moment, durch eine Betonung des Nationalismus innenpolitisch zu retten.
    Wenn das nicht auf europäischer Ebene geht, sollte sich Deutschland mit Russland zusammentun.
    Wirtschaftlich sind wir keine Konkurrenten, sondern ergänzen uns.
    Das kommt dann aber schon einem Austritt aus der NATO gleich.
    So viel Souveränität wird anstrengend.
    Dazu dürfte Deutschland schon zu überaltert und bequem sein.

  8. A.Vomberg sagt:

    Äpfel und Birnen sortieren!
    Der Schutz der Privatsphäre ist einen Sache, Wirtschaftsspionage und das Ausspionieren von Regierungen eine andere.

    Für die Privatsphäre ist die internationale Zusammenarbeit von Geheimdiensten der Sargnagel.
    Da lässt man die eigene Bevölkerung einfach durch die an keine Gesetze gebundenen Partner ausspionieren.
    Weder der englischen, noch der amerikanischen Bevölkerung dürfte das klar sein.

    Der Schutz der Privatsphäre lässt sich nur durch anonymes Surfen realisieren.
    Dazu muss man bei den Providern ansetzen und die IP von vornherein anonym vergeben.
    Das ist natürlich der Albtraum aller Geheimdienste und Sicherheitsbehörden.
    Außerdem öffnet es dem Missbrauch Tür und Tor.

    Computer könnten nur bei einem begründeten Verdacht überwacht werden.
    Internet Betrüger hätten so leichtes Spiel.
    Der Preis für die Gewährleistung der Privatsphäre ist leider hoch.
    Ob wir den zahlen wollen, muss diskutiert werden.
    Aus technischen Gründen gibt es da aber nur ein entweder/oder.

    Zahlen wir ihn nicht, wird es in Zukunft Programme geben, die automatisch detaillierte Persönlichkeitsprofile von Personen erstellen, die ihnen(!) verdächtig erscheinen.
    Meiner Meinung nach ist diese Perspektive weit erschreckender als der Sicherheitsverlust durch anonymes Surfen.

    • tylerdurdenvolland sagt:

      Am Anfang ihres Beitrages hatten sie noch Recht..
      … aber dann wirds dasselbe positive Geschwafel wie überall….

      “Der Schutz der Privatsphäre lässt sich nur durch anonymes Surfen realisieren.
      Dazu muss man bei den Providern ansetzen und die IP von vornherein anonym vergeben.”

      Lizenzen zum IP verteilen erhalten definitions gemäss nur mehr staatsstragende Firmen, die den Diensten den Einbau gewünschter Software ermöglichen.

      Wenn die Welt so wäre, dass eine ihrer Ideen eine Chance hätte, dann hätten wir das ganze Problem ja überhaupt nicht….

  9. kinky_So sagt:

    .
    Die Gesellschaft muss ein “neues soziales Miteinander” entwickeln. Was die Gesellschaft nicht alles muss. Die Gesellschaft muss dies, die Gesellschaft muss das. Im Kontext zu diesem und im Kontext zu jenem.
    Das Web der Wichtigtuer.

    • marco-herack sagt:

      Titel eingeben
      wobei die ansprüche an “die gesellschaft” universal aus allen richtungen an sie gestellt wird.. das ist nicht nur ein privileg der web-wichtel.

      wichtiger war mir an dieser stelle, dass viele ansprüche an “die gesellschaft” im kern schon so unausgeift sind, dass sie wichtige beschränkungen aufheben oder gar nicht erst ermöglichen.

      Mit freundlichen Grüßen
      mh

    • kinky_So sagt:

      ...
      Oder sie heben sich gegenseitig auf oder koalieren, mutieren etc. etc. – das ganze Spektrum – ein riesiges Durcheinander. Vermutlich ein Grund, warum viele auf Durchzug schalten. Die Fülle der Information ist nicht mehr sinnvoll zu verarbeiten. Das Nebeneinander des Expressionistischen, Impressionistischen und sonstiger Stilgattungen, Denkrichtungen, Habitus.
      Interessant ist das alles schon. Eine Herausforderung für den Menschen des 21. Jahrhunderts.

      (Kurzer Anmerkung: Dieses Blog gehört nicht zu den ironisch Skizziertem. Ganz im Gegenteil.
      Ich erwähne es nur, weil ich nachträglich bemerkte, es könnte missverstanden werden.)

    • tylerdurdenvolland sagt:

      Stimmt...
      Nur leider interssiert eben genau dies kein Schwein.

      Die Web Welt wimmelt vor lauter klugschei***** Helden die alle ihre lächerlichen Ideen haben wie man “unsere” Freiheit sichern kann.

      Und die andere Seite, von Mrekel/Obama bis zu General Alexander grinst dazu….

  10. Avvocato sagt:

    Wostkinder
    Und was bitte hat das mit dem Thema des Blogs Wostkinder zu tun?
    Wo ist da die spezifische Problematik für Menschen, die als Kind in der DDR geboren wurde, aber nach 1989 maßgeblich (im Westen) sozialisiert wurden??

    • marco-herack sagt:

      Titel eingeben
      z.b. dass an dieser stelle sehr gut sichtbar wird, wie ein ungleichgewicht der machtverteilung innerhalb von staaten entsteht oder, wie sehr direkt auch in dem text benannt, die verschiedenen ideologisch geprägten vorgehensweisen zu ähnlichen ergebnissen führen. an dem besprochenen ja sogar noch zu einem ergebnis, das im westen wesentlich schädlicher auf das individuum einwirkt als in der östlichen hemisphäre.

      mfg
      mh

    • tylerdurdenvolland sagt:

      NUn....
      .. sie könnten heimatliche Gefühle entwickeln, weil sie erkennen dürfen, dass es hier auch nicht gar so viel anders ist, als es bei ihnen war.
      Schliesslich war drüben auch nich alles schelcht, oder?

      Irgendwie freut einen das ganze Schlamssel denn doch, man kann Snowden & Co gar nicht so oft danken. wie diese Leute es verdienen.
      Das ganze dumm-doof Volk wird mit wesentlich mehr Details seiner Existenz konfrontiert, als es je wissen wollte… Herrlich!

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