Wostkinder

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Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen Ost und West.

Das Hamsterrad der ewigen Geldschaffung

| 29 Lesermeinungen

Weder ruht die Krise in Europa noch ist sie vorbei. Die Krise ist zu einem festen Bestandteil des Alltags eines Europas der Nationen geworden.

Europa geht es besser. Während noch vor einem Jahr der ganze Kontinent auseinanderzubrechen drohte, denkt heute kaum noch jemand an die Euro-Krise oder marode Peripherieländer, die von Banken zeitweise als „PIGS“ bezeichnet wurden. Für José Manuel Barroso war die Versuchung entsprechend groß, den Ronald Pofalla zu machen und die Krise für beendet zu erklären. Er beließ es jedoch bei: Die Existenzkrise ist vorbei. Die Vertrauenskrise ist nicht vorbei. Diese knappe Formel ist die neue Sprachregelung der EU in Bezug auf die Krise. Dem voraus gingen ein paar erfolgreiche Anleiheemissionen in Spanien und Italien (rund 4 % für zehn Jahre) oder auch Irland (3,54 % für zehn Jahre). Selbst die Bank of Ireland muss für eine unbesicherte Anleihe nur 3,34 % (fünf Jahre) berappen.

Die Situation selbst zeigt dadurch, wie fragil das Gebilde ist, auf das sich Europa momentan gründet. Keiner der direkt betroffenen oder der indirekt betroffenen Staaten der Euro-Krise hat es bisher geschafft, Schulden zu begleichen. Es wurde lediglich erreicht, dass die Neuverschuldung nicht mehr so stark ansteigt. Auch das durch wirtschaftliche Stärke glänzende Deutschland, mit seinen höchsten Steuereinnahmen aller Zeiten, schafft es nicht, einen ausgeglichenen Haushalt auszuweisen. Wie gestört die Wahrnehmung selbst bei den die Regierungen kontrollierenden Journalisten ist, kann dem verlinkten Artikel vom 31. Januar 2014 entnommen werden.

Die nach dem Wachstumseinbruch 2009 wieder gestiegenen Steuereinnahmen haben maßgeblich zur Sanierung der Finanzen von Bund und Ländern beigetragen. [..] bis Ende November 2013 [Anm.: schrieben die Haushalte] ein Finanzierungsdefizit von 8,5 Milliarden Euro – das sind 3,3 Milliarden Euro weniger als ein Jahr zuvor.

Eine Sanierung ist das Wiederherstellen der wirtschaftlichen Rentabilität. Schulden können zwar rentabel sein, wenn sie beispielsweise einer besser verzinsten Anlage dienen, aber niemals sind „weniger Schulden als geplant“ eine Form von Sanierung oder gar Rentabilität. Ihnen fehlt die Möglichkeit der Skalierung und das Positivereignis zeigt, dass aus seiner Funktionsweise heraus auch ein Negativereignis entstehen kann. Mindereinnahmen haben die Tendenz, immer dann zu entstehen, wenn Mehreinnahmen besonders wünschenswert wären. Man könnte das auch als banale Abhängigkeit vom Konjunkturzyklus ansehen.

Die Berichterstattung ist eine selbstreferenzielle Schleife

An zweifelhaften Formulierungen wie der dargestellten, lässt sich oftmals eine Art Wortmatrix erkennen, die sich durch die gesamte Wirtschaftspresselandschaft zieht. Sie scheint dem unbedingten Willen zu entspringen, alles in einem wirtschaftlich positiven Glanze erscheinen zu lassen, selbst dann, wenn etwas komplett verheerend ist. Ein Abbild der Realität in schön, das den außenstehenden Beobachter einer Art Gehirnwäsche unterzieht.[1] Aus einem „es ist weniger schlimm als befürchtet“, wird in der politischen Weitergabe ein „besser als erwartet“, das der Agenturmitarbeiter oder der Journalist dann selbstständig zu einer „Sanierung“ umformuliert. Eine Gewöhnung, die auf den Sprechblasen der Kommunikationsprofis beruht.

Journalisten und Agenturmitarbeiter[2] haben in der Wirtschaftsberichterstattung ein grundsätzliches Problem. Sie müssen Gründe finden. Keine Nachricht ohne Grund, denn man verkauft ja die Rechercheleistung. Bei Agenturen läuft das wie folgt: Der Agenturmitarbeiter sieht, dass der DAX fällt. Dann greift er zum Hörer und ruft ein paar bekannte Händler und sonstige Marktteilnehmer an, die den ganzen Tag nichts anderes tun, als Agenturmeldungen zu lesen und Kurse zu beobachten. Diese fragt er, warum denn der Markt fällt. Die Antwort ist dann gemäß der Indikatoren und der Agenturmeldungen. Also der Dax steigt, weil der Ölpreis fällt. Oder der Dax steigt, weil der Euro fällt und so die Bewertungsrelation zum Dow Jones gewahrt wird. Bestenfalls hat jemand ein Gerücht über eine anstehende Zinssenkung bei der FED gehört. Dass beispielsweise Bloomberg einen Newsfeed für Gerüchte hat, der genau diese Gerüchte in die Welt setzt, die sich dann alle per E-Mail, Traderboards- und Chats bestätigen, ist in diesen Gesprächen kein Thema.[3]

An diesem Punkt ist längst eine selbstreferenzielle Schleife entstanden, durch deren Nachrichten eine Realität erst erschaffen wird. Wie wenig hilfreich diese Realität ist, erfährt jeder am eigenen Leib, der versucht auf Basis dieser Nachrichten im Börsenhandel direkt Geld zu verdienen. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, denn die dargestellte Realität ist bereits das monetäre Ausreizen dieser Informationen. Geld verdienen demgemäß all jene, die Abseits der Nachrichtenlage des Mainstreams agieren. Und jene, die in der Lage sind Nachrichten zu erzeugen. Dafür bedarf es nur der reinen Verfügbarkeit von Geld. Dieses wird in einen Wert investiert und generiert dadurch Umsätze, die wiederum Aufmerksamkeit erzeugen. Agenturen und Journalisten beginnen zu recherchieren, denn wo Rauch ist, ist auch Feuer. Sprich ein Nachrichtenbedürfnis. Und jeder, der aufgrund der steigenden Umsätze investiert hat, hat ein Interesse daran, dass Journalisten ein Rechercheergebnis erzielen und dieses in die Welt hineinschreiben. Durch dieses Interesse wird der Investor eine potenzielle Quelle für „Gründe und Gerüchte“. Das heißt, in diesen Fällen erzeugt der reine Geldfluss die Gründe und diese Gründe sind rein willkürlich. Sie entspringen dem Charakter und der Strategie der Quellen der Agenturmitarbeiter und Journalisten.[4]

Obst aus eigenem Anbau im Straßenverkauf auf Corfu.
Copyright PP Pilch, CC BY-ND 2.0 via Flickr ohne Änderungen

Schulden als politischer Normalfall

Eine gewisse Ähnlichkeit kann der Betrachtung von Konjunkturdaten und Staatshaushalten nicht abgesprochen werden. Die verschieden Ämter und Ministerien formulieren eine Erwartung. Bei den Börsenteilnehmern wiederum formulieren sich Erwartungen zu den Erwartungen und Eigenschätzungen, die sich miteinander vermengen. Am Ende steht ein Durchschnitt, an dem sich die Handelsprogramme wie auch realen Protagonisten orientieren. Da es hier um das reine Geldverdienen auf Basis von Erwartungen geht, läuft die jeweilige Entscheidung, reduziert formuliert, gemäß dem Motto: „Ist das Ergebnis besser oder schlechter als die Erwartung?“[5] Auf Basis der Antwort wird dann gehandelt.

Die Antwort ist korrelativer Natur. Das ist wichtig zu wissen, denn genau diese Art von Fragestellung und Antwortgebung wird von den finanzmarktaffinen Ökonomen sowie auch den Protagonisten des Finanzmarktes selber auf die Betrachtung der staatlichen Ergebnisse umgelegt. Macht der Bund weniger Schulden als geplant, wird dies als gut wahrgenommen. Macht er mehr Schulden als geplant, wird es schlecht interpretiert. Dabei stellt sich nicht mehr die Frage, ob der Bund seine Schulden jemals wird zurückzahlen können oder ob es sinnvolle Schulden sind, die in Bälde zu Mehreinnahmen führen. Es herrscht die Prämisse vor, dass sich die Verschuldung in einem gewissen Rahmen befinden müsse. In der Europäischen Union (EU) wurde durch die EU-Konvergenzkriterien (vulgo: Maastricht-Kriterien) versucht, diese Relationen einzugrenzen. So darf die Verschuldung nicht mehr als 60 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) und das jährliche Haushaltsdefizit nicht mehr als 3 % betragen.

Auch diesem Konstrukt liegt eine Korrelation zugrunde, allerdings eine, bei der es einen Spielraum nach oben gibt. So werden die Finanzinvestoren beim überschreiten der Kriterien keine Flucht aus dem Euro antreten. Ohnehin hat sich für den Finanzmarkt die Interpretation für die Korrelation verschoben, denn der Staat, dem die aktuelle Leitwährung Dollar zuzuordnen ist, die USA, hat eine Schuldenquote von merklich über 100 % des BIP. Unter Zuhilfenahme genau dieses Argumentes, versuchen die USA die europäischen Länder dazu anzuhalten, sich noch höher zu Verschulden. Manchem ist das sehr recht. Griechenland, das kürzlich für 2013 erstmals wieder einen Primärüberschuss[6] in Höhe von 1 Mrd. Euro verkündete, gedenkt diesen sogleich zu investieren. Die Regierung möchte damit im anstehenden Europa-Wahlkampf Stimmen gewinnen.[7]

Es geht um Glauben

Nun soll an dieser Stelle nicht die ewigliche Diskussion über auf Schulden basierende Investitionsprogramme oder Austeritätspolitik geführt werden. Beide Seiten haben auf ihre Weise unrecht, denn dieser Diskurs ergibt sich allein aus der Logik des Systems. Es ist die Logik, die hier angezweifelt wird.

Auch der Blick nach Europa entspringt einem Glauben.
Ministry of Foreign Affairs of the Republic of Poland, CC BY-ND 2.0 via Flickr ohne Änderungen

Korrelationen erfordern Glauben. Egal in welche Richtung sie gedacht werden, es ist absolut zwingend, dass kein wesentlicher Teil des Geldflusses (nicht der Marktteilnehmer) ihnen gemäß handelt und dadurch das Handeln im Markt auf einen Standard reduziert. Eine der Marktwirtschaft zugrunde liegende Diversität, ist in diesem von Kapitalakkumulation geprägten Vorgang nicht wünschenswert. Schwindet der Glaube, ist das System umgehend am Ende. Zuletzt hat Griechenland diesen Prozess innerhalb Europas eindrucksvoll vorgeführt. Zunächst Pleite, weil der Glaube an die Zahlungsfähigkeit abhanden kam. Und plötzlich ohne Heilung geheilt. Dabei wurde keines der bestehenden Probleme gelöst. Doch die Gewöhnung an das Problem und der aufkeimende Ausgleichsschmerz in den sogenannten Tigerstaaten, ermöglichen es der Öffentlichkeit momentan sich nasführen zu lassen.

Dahinter versteckt sich die eigentliche Natur der Krise, die nicht nur in Europa wütet. Sie ist ein nicht lösbarer Vorgang innerhalb des bestehenden Systems. Durch mehr Geld kann sie zeitlich verzögert werden. Durch Inflation wird versucht die Schuldenquoten zu senken. Doch am Ende setzt sich das bestehende Handeln fort und erfordert den Glauben an die Beständigkeit des Seins. Dabei bewegen sich vor allem die Glaubensparameter, die einer steten Ausweitung unterliegen und damit sichtbar das immer gleiche Problem fortsetzen. Es ist kein Zufall, dass Politiker und Banker in Davos sitzen und nur halbherzig in der Lage sind zu besprechen, ob die Krise vorbei ist oder ruht. Sie ahnen zumindest, dass allein das Hamsterrad der ewigen Geldschaffung die Illusion des gefühlten Reichtums aufrechterhält.

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[1] Mir ist durchaus bewusst, dass eine Gegenöffentlichkeit bei Linken, AFDlern und Verschwörungstheoretikern existiert. Sie erzeugen aber ebenso eine Wortmatrix, in der das Gegenteil passiert: Alles ist schlecht. Immer.

[2] Diese Unterscheidung wird bewusst gezogen und ergibt sich aus der Darstellung.

[3] Verbände und Lobbyisten agieren sehr ähnlich. Ein bezeichnendes Beispiels hierfür sind die alljährlichen Bekundungen seitens des Einzelhandels, dass das Weihnachtsgeschäft besonders gut verlaufe und sich das Volk regelrecht im Kaufrausch befinde. Im Januar kommen dann immer die offiziellen Zahlen, die das Gegenteil anzeigen. So verringerten sich im Dezember 2013 die Umsätze im Einzelhandel um real 2,4 % gegenüber dem Vorjahr.

[4] Es gibt manchmal die Menschen, die sich Fragen, was das alles mit Wost und Kindern zu tun hat. Ich verzichte bewusst auf das zwanghafte Erklären im Text. Das würde nun nämlich dazu führen, dass ich einen Vergleich zwischen der Realitätsschaffung in der DDR und dieser Form der westlichen Realitätsgenerierung ziehen müsste. An dieser Stelle soll die Gegenwart im Vordergrund stehen.

[5] Man kann die Beantwortung dieser sehr simpel scheinenden Frage durchaus sehr komplex gestalten. Am Ende steht aber eine Antwort in all ihrer Reduktion, die zu einem aktiven Handeln führt.

[6] Diese Kennzahl ist eine sehr erheiternde Erfindung. Man lässt einfach die zu zahlenden Zinsen auf die gemachten Schulden weg.

[7] Es sei erwähnt, dass sich daraus auch die Strategie der griechischen Regierung ableiten lässt, dauerhaft auf eine Senkung der Zinszahlungen zu drängen, oder eben Gelder für Investitionen zu erhalten. Aus dem bestehenden System heraus betrachtet scheint das auch der einzig sinnvolle Weg, wenn der Lösung ein humaner Anteil zugrund liegen soll.

 


29 Lesermeinungen

  1. Werlauer sagt:

    Die Emotion und der Glaube
    Ich blicke natürlich nicht in dem Maße hinter die Kulissen wie Sie, aber haben wir nicht zwei Effekte im realexistierenden Journalismus, die jene von Ihnen beschriebene Selbstreferenz heutzutage geradezu provozieren: Kostendruck und Emotionalisierung.

    Indem immer mehr journalistische Tätigkeiten in Bereiche abwandern, in denen freischaffende Autodidakten ohne redaktionellen Überbau Marktanteile wegbeißen und die Kostenloskultur im Nachrichtensektor grassiert, steigen zwar die IT-Kosten, aber nicht die Einnahmen. Es entsteht der Zwang, die Ausgaben zu reduzieren. Dadurch steht den noch vorhandenen Journalisten weniger Zeit zur Verfügung und was liegt dann näher eine Pressemitteilung oder dpa-Meldung zu nehmen und leicht verändert als eigenen Artikel ins Rennen zu schicken.

    Im Rahmen der Kostenloskultur und der steigenden Komplexitätsaversion der Endabnehmer gewinnt derjenige, der die Nachricht am schrillsten präsentiert. Das erreicht man am besten, wenn man komplizierte Sachverhalte entweder nicht nennt oder stark vereinfacht und stattdessen beim Leser ein Gefühl erzeugt. Am besten scheint sich dabei “Abscheu” zu verkaufen. Dazu braucht man zwei verlässliche Gegenpole, zwischen denen man Spannung aufbauen kann. Alle an der Ausformung der Pole beteiligten Parteien (Politiker, Journalisten, ggf. Wirtschaft) sind sich (nach einer kurzen Zeit der Richtungsfindung) über den Standort der Pole einig und arbeiten zum eigenen Nutzen aktiv daran, die Polarisierung aufrecht zu erhalten. Das Thema “EU” kennt die Pole “Ein gemeinsames Brüsseler Europa” und “Kleinstaaterei”. Dazwischen gibt es nichts. In Bezug auf die europäische Währungsunion kann man aber “Katastrophen” in Deutschland nicht gut verkaufen, weil man dann sofort als “Anti-Europäer” und letztlich als Nazi abgestempelt wird. Die Argumente zur Rechtfertigung der eigenen Position wären zu komplex und zu rational und würden nicht in den etablierten Dualismus passen. Der Aufwand wäre also hoch. Deshalb haben wir deutlich mehr Jubelpresse als kritische Stimmen.

    Die Börse war schon immer ein Platz, an dem man extrapolieren musste, welche Auswirkungen eine Nachricht auf die Markteinschätzung des überwiegenden Teils der anderen Marktteilnehmer hat und nicht auf den Gegenstand, für den sie eigentlich relevant ist.

    (Es ist also nicht wichtig, ob in der Nachricht von der anziehenden Konjunktur die Aussage “Addidas verkauft mehr Schuhe.” enthalten ist, sondern nur, dass viele glauben, sie hätte diese Bedeutung.)

    Was heute anders ist, ist die Reaktionsgeschwindigkeit (und damit die Höhe der Welle). Betrogen, im Sinne des Streuens falscher Gerüchte, wurde an der Börse – soweit ich weiß – schon immer. Vielleicht ist das heute etwas industrialisierter – es gibt Handelsprogramme, die auf Newsfeeds parametrisiert werden können – aber im Grundsatz hat sich nichts geändert.

    Die Zinsen für die bereits überschuldeten Länder sind deshalb so niedrig, weil der Markt von einer bereits existerenden gemeinschaftlichen Haftung ausgeht. Es ist also die Bonität Deutschlands, die Italiens Schuldzins niedrig hält. Was denken Sie, würde passieren, wenn Deutschlands Vertreter heute eine klare Absage an die gemeinschaftliche Haftung formulieren würden? Oder Griechenland den Austritt aus der Währungsunion?

    Ein Schuldner erfreut sich solange einer guten Bonität, wie der überwiegende Teil der Gläubiger von einer Rückzahlung ausgeht. Wenn die Stimmung umschlägt, ist die Bonität schlagartig weg. Der Schuldner bekommt kein neues Geld und ist pleite. Es gibt aber keine Übergangsfrist, in der sich eine Bonität langsam verschlechtert. Es funktioniert wie bei einem Schwellwertschalter: Entweder an oder aus. Im Zustand >ANAUS< sind die Zinsen extrem hoch, weil "jeder" eine Risikoprämie für sein Engagement verlangt. Dazwischen gibt es nichts oder nur wenig.

    Die professionellen Marktteilnehmer mögen (individuell) von der Absurdität der Situation überzeugt sein, sie müssen aber weiter auf der Welle reiten bis sie bricht, weil sie sonst für die kurzfristig erzielte Minderperformance in der Luft zerrissen werden. Und hey, es ist nicht ihr Geld, oder? Also, warum sich den Hintern versohlen lassen für eine rationale Handlung, wenn einem durch die irrationale Handlung entweder Lob ins Haus steht, weil der Crash ausbleibt oder allen das Gleiche passiert und man dann in der Masse unterschlüpfen kann und keine Verantwortung trägt?

    • marco-herack sagt:

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      das renditeorientierte streben ist ja va für die protagonisten einträglich. die nachhaltigkeit für jene, deren geld da über jahrzehnte für die rente verwaltet wird, ist nach abzug von gebühren, boni und sonstiger späße oftmals gering bis geldvernichtend. die meisten sinnvollen kategorien greifen momentan gar nicht erst, da die anreize auf sehr simple art (z.b. jährliche boni) falsch gesetzt sind. die negative rückkoppeluing betrifft dann aber nicht nur den einzelnen, dem geld verlustig geht, sondern auch alle jene, bei denen er sein geld untergebracht hätte. das wird in den gängigen theorien zur lage der finanzmärkte dann schon nicht mehr bedacht.

      was den journalismus betrifft, sollten wir uns vielleicht nicht von plattformen wie focus oder bild nasführen lassen. digital können mit miesem journalismus natürlich viel mehr menschen erreicht werden als analog. dass sich dieser miese journalismus aber weitestgehend durch werbung finanzieren muss, spricht auch bereits bände über seinen wert.

      demgegenüber steht dann eben die wirkliche qualität, die schon immer weniger leser hatte .. aber auch ein bündnis mit dem aufstiegswilligen und gut gebildeten bürgertum. es gibt kein anzeichen dafür, dass diese sich gegenseitig bedingende bande gebrochen wurde. den fehler den diese zeitungen nur machen ist, dass sich gedanken- und kostenlos “dem internet” hingegeben haben. wenn ich kostenlso lesen kann, statt zu bezahlen, dann werde ich natürlich nicht bezahlen. das wäre ja quatsch. und statt sich auf das zu konzentrieren was man gut (verkaufen) kann, versucht man auf gedeih und verderb basierend auf kostenlosen angeboten zu wachsen und mindert dabei die qualität… denn nur so kann gegen die großen boulevardesken bestanden werden.

      ich sehe darin keinen sinn. “das internet” ändert nur die art der darstellung, die form des konsums. aber gutes wird dadurch nicht wertlos.. außer eben man mindert seinen wert selbst. da finde ich die eindimensional denkenden wirtschaftsredaktionen dieser republik ein wunderbares beispiel. da ist durchweg nicht nur die recherche schlecht. auch die art der darstellung. man erzählt platte geschichten oder schreibt gleich von agenturen ab. eine gesellschaftliche tiefe in form von bedeutung existiert an diesen stellen fast gar nicht. und so ist es wohl auch kein wunder, dass die wichtigen ökonomischen debatten in den feuilletons geführt werden.

      aber auch hier hat das alles mit qualität zu tun. die financial times deutschland war inhaltlich ganz ok, aber hat aber einen boulevardesken anstrich per headlines gehabt. gescheitert. das handelsblatt ist weitestgehend auf dem niveau der bildzeitung. die onlineangebote scheitern. besonders schlimm: wirtschaftswoche. das capital vorm relaunch des magazins.. ein graus an idiotie.

      die börsenzeitung liefert täglich sehr gute analysen. das ding läuft. die deutsche online ausgabe des wsj ist recht gemischt aber sticht positiv hervor. da weiß ich nicht wie die ergebnisse aussehen.

      der punkt ist. viele behaupten “qualitätsjournalismus” zu liefern und tun es nicht. und genau denen geht es dreckig. gerade im bereich wirtschaft ist das auf frappierende weise sichtbar.

    • Werlauer sagt:

      Kapitalsammelstellen und Journalismus
      Wenn Sie über mehrere Züge hinweg ihr Handeln abschätzen wollen, so sollten Sie die nützliche Seite der Geldverteilmaschine nicht ausser Acht lassen, die Sie kritisieren. Natürlich lohnen sich die geförderten kleinvolumigen Sparkonstrukte nicht und bringen kaum Rendite. Was am Ende zu Kaufkraftverlusten der Sparer führt. Das liegt aber nicht daran, dass die Kapitalanlagen so schlechte Renditen abwerfen, sondern daran, dass vorher so viele die Hand aufhalten. Dadurch kommt das Geld also schon vor Ablauf des Sparvertrags wieder unters Volk (nur unter anderes) und könnte damit – Vertriebler sind oft auch konsumorientiert – einen positiven Aspekt auf die Wirtschaft haben.

      Alles in Allem gebe ich Ihnen aber recht, sind und bleiben kleinvolumige Sparkonstrukte eine – auch noch vom Staat gefördert – Mogelpackung. Die Deutschen sind schlechte Sparer – zumindest was den Sparerfolg angeht. Das hat sicher verschiedene Ursachen. Aber eine ist m.M. die im Durchschnitt hohe Unwilligkeit, sich mit der Materie auseinanderzusetzen. Besser man denkt nicht selber nach, kauft einem netten Herren in schönem Anzug ein Rundumsorglos-Paket mit amtlichen Siegel ab und lebt und spart glücklich und zufrieden, nur eben ohne Rendite. Würde man sich selbst mit der Materie auseinandersetzen, wäre man auch nicht so ahnungslos und müsste sich die Welt nicht auch noch von Wunschdenkern, Verkäufern mit hidden agendas oder Informationsaufmontierern mit Kulissen füllen lassen.

      Die Medallie hat also zwei Seiten.

      Meine Anmerkungen zum Journalismus entsprechen meiner Wahrnehmung im Allgemeinen. SPON konnte ich z.B. irgendwann nicht mehr lesen, weil es nur noch Meinung und Stimmungsmache gab und die Informationen auf der Strecke blieben. Hier in der FAZ gibt es die gleiche Tendenz, allerdings noch nicht so weit fortgeschritten.

      Für Tagesmedien sehe ich, anders als Sie, schwarz, was hochwertigen Journalismus angeht. Zumindest im Kostenlos-Umfeld. Allerdings wird es auch nach meiner Meinung immer eine dankbare Leserschaft geben für Beiträge, die aus der ganzen Flut der Informationen die großen Linien und Zusammenhänge herausarbeiten. Das muss/kann(?) aber nicht täglich geschehen. Einen hochwertigen deutschen Anbieter von Wirtschaftsnachrichten (nicht Kapitalmarkt) möchte ich Ihrer Aufzählung noch hinzufügen: Die Lebensmittel Zeitung [sic!].

    • marco-herack sagt:

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      die vertriebler, die ja auch in sparkassen und volksbanken als banker ihr unwesen treiben, wollte ich ausnahmsweise mal in ruhe lassen. mE verschlingen die großen konstrukte der quasi staatenlosen banken und und fondsgesellschaften ausreichend gebühren und boni um die renditen zu schmälern. das problem ist mE aber auch, dass es keine skalierbarkeit der modelle gibt. die sind mal gut, mal schlecht und die wenigsten über die jahre hinweg einträglich. als anleger müsste man also ständig das pferd wechseln. und das wird ob dieser gebühren zum zweiten renditekiller.

      aber dahinter steht für mich auch eine andere problematik. dieses geld wird aktiv dafür verwendetr lobbyisten zu bezahlen, die dann versuchen auf die gesetzesgestaltung zum vorteil der kapitalakkumulation zu nehmen. deswegen ist der vorgang interessant und wurde von mir gesondert erwähnt. man gibt da nicht nur geld um rendite zu erwirtschaften, sondern finanziert auch verbraucherunfreundliche gesetzgebungen. da läuft was ganz gewaltig schief.

      ein wirtschaftsjournalismus, der gut wäre, würde diese politischen vorgänge mit den wirtschaftlichen zusammenbringen und erläutern. das sieht man ganz selten. statt dessen wird hier ja in einem anderen blog-beitrag vermutet, dass der neue journalismus nicht mehr die quartalszahlen von shell wiedergibt, sondern dass shell die preise erhöht. da fehlt ja jegliches bewusstsein. und das schlimmste ist, dass wir hier nicht über irgend etwas neues reden, sondern über dinge, die schon in den frühen 80ern in westdeutschland schon bemerkt wurden. vielleicht macht man es sich da auch zu einfach.

      aber was die tageszeitungen betrifft, da habe ich ebenfalls wenig hoffnung. es wird nur wenige geben die überleben. ich sehe da aber gerade im internet eine gute möglichkeit, auch qualität anzubieten. so wie eben auch blogs.. und als leser meidet man dann vielleicht den newsteil und schaut nur noch bei recherchen rein o.ä.

  2. dspeth sagt:

    Es kreist alles um die Handhabung von "Demokratie" und "Währung"
    Praktiziert ein Staat seine Demokratie im Sinne volksnaher Entscheidungen, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass seine Wirtschaft real wächst, seine Währung eine geringe Inflation aufweist und im Außenverhältnis zur Aufwertung tendiert – kurzum, Arbeit lohnt sich, sparen lohnt sich, der Bürger bekommt jährliche Kaufkraft hinzu, sein Familienvermögen wächst. Ein solches Beispiel ist die Schweiz. Ursprünglich bettelarm, hat sie durch Selbstdisziplin, vor allem in der Politik, den Weg in die Spitzengruppe der Welt geschafft. Ihr „Rohstoff“ ist Selbstdisziplin. Die Schweizer brauchen weder Nordsee-Öl noch Erz aus Brasilien. Als 1913 der US-Dollar eingeführt wurde, kaufte der Schweizer Franken 16 Dollarcents. Heute kauft er davon 100. Es geht also.
    Ich sehe den Grund, wie gesagt, in der Selbstdisziplin der Schweizer. Jeder Schweizer Politiker muss jederzeit damit rechnen, dass in einem Kanton oder auf Bundesebene eine Volksabstimmung stattfindet. Das erzieht. Übrigens: In der Stadt Basel, rd 200.000 Einwohner, hat jeder Dritte einen Migrationshintergrund, aber es gibt kein Ghetto. Man wohnt Tür an Tür.
    Wir Deutschen hatten eine solche Chance auch einmal. Das war 1949. Unser Grundgesetz mit seiner starken föderalen Struktur ging in die richtige Richtung. Solange wir unsere eigenen Entscheidungen treffen konnten, verliefen Einkommens- und Vermögensbildung ähnlich wie in der Schweiz. Die DM wertete im Außenverhältnis um bis zu 200 % auf. 1989/1990 befand sich der westdeutsche Bürger mit seinem Einkommen in der Spitzengruppe der Welt.
    Das alles änderte sich mit der Wiedervereinigung. Denn wir bekamen sie nur, indem wir zusagten, das wiedervereinigte Deutschland auf immer und ewig in EU, Euro und NATO einzubinden. Eine vom Volk anzunehmende Verfassung, die das Grundgesetz in seinem Art 146 für den Fall der Wiedervereinigung vorgeschrieben hatte, entfiel. Wir Deutschen haben bis heute über keine demokratische Verfassung auf Reichs- oder Bundesebene abgestimmt.
    Infolgedessen braucht kein deutscher Politiker jemals zu befürchten, von den Bürgern zur Ordnung gerufen zu werden, geschweige denn gestraft zu werden.
    Das Ergebnis haben wir in unserem öffentlichen Finanzen. Vor der Wiedervereinigung war die Staatsschuld pro Kopf rd 8.000 Euro. Heute ist sie mit rd 25.000 Euro rund dreimal so hoch.
    Das wird einstweilen so weitergehen. Zinsen und Tilgungen auf Staatsschulden werden jeweils durch neue Kredite ersetzt. Unser Staat ist zu einem Ponzi-System verkommen.
    Natürlich ist auch ein Ponzi-System endlich. Dann kommt es zu einer Währungsreform. Finden wir Deutschen die Kraft zu einer eigenen, verschaffen wir uns eine Chance. Wenn nicht, wird Deutschland als Staat untergehen. Der CDU-Abgeordnete Norbert Röttgen ist für mich ein „Wasserstandsmelder.“ Hat er kein Gegengewicht, führt er uns ins politische Niemandsland, weil er dessen Präsident zu werden hofft. Seine jüngsten Auftritte in Sachen Ukraine lassen schlimmes befürchten.

  3. solaris21 sagt:

    "das System der Naturwissenschaften ausgenommen"
    Sie brauchen die Naturwissenschaften nicht ausnehmen. Auch diese können auf Glaubenssätze nicht verzichten. Wissenschaft und Geld, dass sind die Hohepriester der westlich-kapitalistischen Glaubensgemeinschaften.

    “Studiere nur und raste nie! Du kommst nicht weit mit deinen Schlüssen
    das ist das Ende der Philosophie, zu wissen, daß wir glauben müssen.” – Emanuel Geibel

    • ThorHa sagt:

      Doch, die nehme ich aus. Aus einem ganz einfachen Grund - deren Gültigkeit ist physisch
      demonstrierbar. Rennen Sie gegen eine Mauer, nachdem Sie vorher die Gültigkeit der naturwissenschaftlichen Beschreibung bestritten haben, die diese Mauer vollständig beschreibt :-).

      Gruss,
      Thorsten Haupts

  4. ThorHa sagt:

    Ich finde ja, die Feststellung "Wenn genügend viele Leute etwas glauben UND danach handeln,
    schafft der Glaube die zu ihm passende Realität” hätte man schneller und einfacher ausdrücken können.

    Was dem Autoren entgangen sein muss – ausgelöst wurde die Eurokrise auch durch Glauben, genauer, durch einen Mangel daran. Bis zur Eurokrise war es der Glaube der Weltfinanz- und Ökonomieexperten, dass Staaten nicht pleite gehen können, dementsprechend niedrig waren die Zinsen für die als sicher geltenden Staatsanleihen.

    Und dann glaubten erst einige, dann immer mehr, dass es vielleicht doch untragbar hohe Schuldenlasten und damit die Gefahr von Nichtrückzahlung gebe, im Falle Griechenland wohl ein der Realität entsprechender Glaube. Und schwupps schossen die Zinsen für griechische Staatsanleihen in dwie Höhe, was sowohl die Neuverschuldung als auch den Ersatz alter Schuldtitel durch neue sehr, sehr teuer machte.

    Letztlich beruht jeder Kredit, also jede Verschuldung, auf der mehr oder weniger begründeten Annahme, der Schuldner werde schon zahlen (können).

    Nur was sagt uns das alles über die Eurokrise? Nichts. Der Autor deutet nur an, welche “Realität” er durch den derzeitigen Markt- oder Politikglauben überdeckt sieht.

    Ich habe für Sie, Herr Herack, noch eine richtig schlechte Nachricht: Alle menschlichen Prozesse und Systeme beruhen bei Licht betrachtet auf nichts als Glauben, das System der Naturwissenschaften ausgenommen. Ohne z.B. meinen und den Glauben von vielen Millionen anderer Deutscher daran, dass unsere Bürokratie das tun wird, was im Gesetz oder in Verordnungen steht, würde der deutsche Staat morgen zusammenbrechen. Ohne meinen Glauben daran, dass ich für 10 Euro 20 Brötchen bekomme und den Glauben des Bäckers daran, dass er für diese 10 Euro einige Kilos Mehl bekommt, würde unsere Währung morgen zusammenbrechen. Etc. Usw.

    Hilft uns das bei der Bewältigung der Eurokrise? Eher nicht. Glaube ich.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • marco-herack sagt:

      Titel eingeben
      guten morgen herr haupts,

      auf ihren kommentar war ich gar gespannt. ich hätte ja vielmehr erwartet, sie rügen mich mal wieder wegen der fehlenden lösung, die ich nicht auch noch schnell in den 10.000 zeichen untergebracht habe.

      nun erlauben sie mir jedoch den hinweis, dass ich nicht dazu neige meine hauptaussagen an das ende eines textes zu setzen. enden sind leider etwas, was in der natur der sache liegt und irgenjemand hat damit begonnen das fazit dahinzusetzen. es ist schrecklich. mein kern lag aber in der mitte, denn es zuvorderst ging es mir um die zustandsbeschreibung des wirtschaftsjournalismus, wie er in deutschland gängig betrieben wird.

      und das führte dann direkt zu einem in diesen kreisen betriebenen diskurs, den für vollkommen sinnfrei halte .. denn das sparen, wie auch das stimulieren per schuld führt am ende zu einem immer gleichen ergebnis des nicht-funktionierens des systems. den glauben musste ich dann lediglich noch erwähnen, weil er zum zeitweisen funktionieren des ganzen führt.

      was ich ihnen erspart habe ist die darstellung, dass dieses nmicht-funktionieren in unserer gesellschaft gar als wachstumstreiber kultiviert wird und dadurch erst die festigkeit dieses glaubens generiert. etc.pp

      mfg
      mh

    • ThorHa sagt:

      Nich einfacher, als ich vermutet hatte, Sie wollten in Wahrheit einfach ausdrücken,
      Dass der Kapitalismus nicht funktioniert? Mann, machen Sie immer so komplizierte Umwege?

      Und Ihre Standardantwort mit den fehlenden Lösungen, hmmm. Komisch. Sie wissen genau, zumindest schreiben Sie das, dass Sparen nicht funktioniert (seltsam, welcher europäische Staat hat denn in den letzten 20 Jahren gespart?) und dass Verschuldung auch nicht funktioniert.

      Wenn Sie also schon wissen, was nicht funktioniert, dann wissen Sie automatisch auch, was ünrigbleibt. Und könnten das angeben. Angst vor der eigenen Courage? Schade.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

    • marco-herack sagt:

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      puristen könnten da so sehen wollen. auch wenn sie gekonnt den ihnen dargelegten kern ignorieren wie man so jemals zu einem verständnis von der welt, außerhalb der bestehenden wahrnehmung kommen will, ist mir allerdings unverständlich. da gilt dann wohl der glaube an sich selbst als größtes faktum.

      mfg
      mh

    • ThorHa sagt:

      Dargelegt, Herr Herack, haben Sie Ihr Verständnis von Krise, deren Rezeption und deren
      Bewältigung. Und dabei weitgehend mit Analogien, Plausibilitäten und raunendem Ahnen argumentiert. Inklusive eindeutiger Faktenverbiegung, seit Beginn der Eurokrise hat kein Staat gespart, lediglich die Neu-(=Mehr-) Verschuldung zurückgefahren.

      Wie man so jemals zu einem Verständnis von der Welt, außerhalb der bestehenden Wahrnehmung kommen will, ist mir allerdings unverständlich. Da gilt dann wohl der Glaube an sich selbst als größtes Faktum.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

    • marco-herack sagt:

      Titel eingeben
      “Inklusive eindeutiger Faktenverbiegung, seit Beginn der Eurokrise hat kein Staat gespart, lediglich die Neu-(=Mehr-) Verschuldung zurückgefahren.”

      wo behaupte ich denn das gegenteil?

    • ThorHa sagt:

      Hier:
      “denn das sparen, wie auch das stimulieren per schuld führt am ende zu einem immer gleichen Ergebnis”

      Es sei denn natürlich, Sie haben das behauptet, ohne für die eine Alternative überhaupt ein Beispiel zu haben. Dann sorry, aber dann greift mein Gesamturteil umso besser – Sie überschätzen die Gültigkeit Ihrer privaten Schlussfolgerung masslos.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

    • marco-herack sagt:

      Titel eingeben
      ich zitiere mich selbst aus dem artikel:

      “Keiner der direkt betroffenen oder der indirekt betroffenen Staaten der Euro-Krise hat es bisher geschafft, Schulden zu begleichen. Es wurde lediglich erreicht, dass die Neuverschuldung nicht mehr so stark ansteigt. Auch das durch wirtschaftliche Stärke glänzende Deutschland, mit seinen höchsten Steuereinnahmen aller Zeiten, schafft es nicht, einen ausgeglichenen Haushalt auszuweisen.”

      das ist genau das, was sie behaupten, dass ich es gegenteilig behaupten würde.

      die von ihnen zitierte stelle bezieht sich direkt auf den austeritätsdiskurs und hat in dem sinne nichts mit der argumentation zu den themen zu tun, über das sie behaupten, ich würde darüber sprechen.

      diese stelle ist aber durchaus wichtig für den gesamten gedankengang, denn sie führt zu dem für mich nur bedingt wichtigem fazit. auch werden ökonomisch bewanderte leser darin die aussage entdecken, dass ich wenig sinn in der austeritätsdebatte sehe, weil ich sie für eine art schattenboxen halte.

    • ThorHa sagt:

      Im Ausweichen sind Sie besser als ich. Ihr Schattenboxen hält Logik und Fakten nicht stand.
      Die einfachste aller denkbaren Fragen: Hätte es die Eurokrise bei halbwegs ausgeglichenen Staatshaushalten überhaupt geben können? Natürlich nicht, wenn ich keine Kredite aufnehme und keine Zinsen zahle, kann mir die Einschätzung einer Bank (Finanzmärkte) zu meiner Zanlungsfähigkeit völlig wurscht sein.

      Sind ausgeglichene Haushalte möglich? Natürlich. Wenn Staaten für zugesagte Leistungen ihren Bürgern die dafür üblichen Gebühren abknöpfen, aka Steuern.

      Beweisvortrag abgeschlossen. Sie brauchen nur zu antworten, wenn Sie eine überzeugende andere Antwort auf die erste der beiden von mir gestellten Fragen haben.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

    • marco-herack sagt:

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      herr haupts, ich sehe keinen sinn darin ihnen fragen zu beantworten die keine relevanz für meine ausführungen haben. fakt ist doch, dass sie mir etwas vorwarfen, was nun nicht haltbar ist. da brauchen sie sich keine fragen ausdenken. geben sies einfach zu. :P

      mfg
      mh

    • ThorHa sagt:

      Schon klar. Ihre Art der Diskussionsführung ist ... Interessant.
      Sie führen ein Argument ein, das soll dann keine Zusammenhang mit Ihrer Argumentation haben, aber doch wichtig für den gesamten Zusammenhang sein, aber ich habe Sie trotzdem an dieser Stelle falsch wiedergegeben und darum stellen Sie die Diskussion ein.

      Nagel einen Pudding an die Wand …

      Gruss,
      Thorsten Haupts

    • marco-herack sagt:

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      sie diskutieren mit den fragen etwas, um das es mir nicht geht und auch im text nicht ging. es ist ja nicht steittig, dass man ohne schulden keine schuldenkrise haben kann.

      mit ihrer antwort auf die zweite frage machen sie es sich etwas zu leicht. staaten stehen in konkurrenz zueinander. wenn einer schulden macht, bedeutet das einen wettbewerbsvorteil. in diesem konkurrenzkampf, zumal als exportnation, wird man politisch gewollt keinen wettbewerbsnachteil hinnehmen. also macht man schulden.

      das ist nur für den text und auch meine aussage nicht wichtig, denn die bezog sich auf einen anderen aspekt. nämlich welches die theoretisch richtige restrukturierungspolitik für einen staat ist… ausgabenbasiert oder sparsam. und da war die antwort (ich stehe da allein auf weiter flur) beides ist blödsinn.

      Mit freundlichen Grüßen
      mh

    • ThorHa sagt:

      Und genau das gibt der ursprüngliehc Text überhaupt nicht her,
      geschweige denn etwa eine Begründung dafür. Ihr Blogbeitrag hob in erster Linie auf die von Menschen geschaffene Realität durch gemeinsames Glauben ab. Selbst der letzte Absatz geht nur und auch nur nebenbei auf den Aspekt Geldflutung/Verschuldung ein.

      Wenn für Sie die Frage, ob man mit erhöhten Staatsausgaben oder mit verringerter Verschuldung aus der Krise kommt, die eigentliche ist und Sie beides für Blödsinn halten, wäre ich an Ihrer diesbezüglichenArgumentation mehr als interessiert gewesen.

      Statt dessen halten Sie ein Referat darüber, dass gemeinschaftlicher menschlicher Glaube Realität herstellen kann.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

    • marco-herack sagt:

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      guten morgen herr haupts,

      das können wir ruhig so stehen lassen.

      allein die kommentare zum text, die nicht ihrer gedankenwelt entspringen, weisen ja bereits den weg gen den verschiedenen wahrnehmungsebenen und somit themen des textes. oder anders gesagt: ich hege durchaus eine faszination für die standfestigkeit ihres glaubens.

      mfg
      mh

  5. uwebus sagt:

    Wohin Schulden führen, die nicht durch Waren/Dienstleistungen gedeckt sind,
    kann man gerade wieder in Argentinien beobachten. Da steht ein neuer Staatsbankrott vor der Tür, die Inflation liegt bereits bei über 30%. Die Gauchos haben ihre Notenpresse einfach mal wieder zu schnell laufen lassen. Und wenn der Herr Draghi so weitermacht, kommt auch auf uns etwas vergleichbares zu.

  6. Werholt sagt:

    @Zu Ihrem Artikel weitesgehend Zustimmung, aber ....
    “[1] Mir ist durchaus bewusst, dass eine Gegenöffentlichkeit bei Linken, AFDlern und Verschwörungstheoretikern existiert. Sie erzeugen aber ebenso eine Wortmatrix, in der das Gegenteil passiert: Alles ist schlecht. Immer.”

    … warum nennen Sie die AFDler in einem Atemzug mit Linken und Verschwörungstheoretikern? Beschreiben Sie nicht selbst exakt die Gründe, weswegen es die AfD gibt, sie sich eben nicht gemäß dem Wunschdenken der etablierten Parteien selbst demontiert und sie demnächst bei den Europwawahlen reüssieren wird?

    Oder sind Sie in der Beziehung selbst in der “Wortmatrix” sprich der geistigen Parallelwelt befangen, die die Realität ausblendet, weil sie nicht in die gewohnten Klischees der Wahrnehmung hineinpassen, die uns allen jahrzehntelang anerzogen wurde?

    • marco-herack sagt:

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      sie beantworten diese frage eigentlich schon von selbst. eine partei, die sich geriert wie eine bewegung, in der also die erleuchtung zum habitus der mitglieder zählt, findet sich genau das was ich schreibe. und das, was ich schreibe, setzt keinen mainstream in der gesamtbevölkerung voraus.

  7. MOSEROTTO sagt:

    Es ist der Euro, es ist die völlig verfehlte EU, die uns in die Krise
    geführt haben, und dank idiotischer politischer Entscheidungen in Berlin, drin halten.

    Die Krise weltweit hätte Deutschland ohne EU und Euro wesentlich weniger getroffen.

    Und wehe, wenn ich daran denke, was noch kommt, wenn Haftungen und Garantien für fremde Länder oder das Brüssler Klopapier Euro schlagend werden !

  8. sxyxs sagt:

    Eine sehr schöne Veranschaulichung
    die einemzwei der bewährtesten Stilmittel moderner Berichterstattung
    (Wortmatrix,selbstreferentiell) etwas näher bringt.Zumal sie nicht nur in der Ökonomie sondern auch in der Politik verwendung findet.

    Leider vergisst man auch hier zu erwähnen dass die bestehenden Probleme unseres Geldsystems(Geld das aus nichts bzw Schulden erschaffen wird) inkl. des unvermeidlichen Scheiterns einer jeder Papierwährung dem System unvermeidlich innewohnen.
    Dem exponentiellen Wachstum unseres Geldes durch Zinseszins(welches ein Schneeballsystem,eine PONZI,also illegal ist)kann die echte Wirtschaft irgendwann nicht mehr folgen.(diese Stufe haben wir aktuell erreicht)
    Macht man zu viele Schulden vernichtet die Inflation den Geldwert ,baut man zu viele Schulden ab können die Banken aufgrund des fractional Banking nicht genügend Geld generieren u Deflation droht.
    Oder wie es das Genie Voltaire treffend ausdrückte:
    “Jede Papierwährung wird letztenendes ihren Wahren Wert erreichen=0”

    Mike Maloneys “hidden secrets of money-part 4” erklärt ihnen sehr anschaulich wie das Geldsystem funktioniert.

  9. RDMAEHLER1 sagt:

    Was man u.a. auch aus der Berichterstattung entnehmen kann, genau so wie aus vielen Dingen...
    …des täglichen Lebens und aus dem Umgang miteinander in Unternehmen, ist einer der schlimmsten Fehler unseres Bildungssystems, aber eben nicht nur der Schulen: Jungen Menschen wird eingeschärft, um nicht zu sagen eingebläut, dass man alles immer nur positiv zu sehen und darzustellen hat. Immer nur lächeln und auf garkeinen Fall so etwas wie Realismus zu zeigen. Das führt dazu, dass man sich mit nichts mehr auseinandersetzen muss – alles ist immer nur gut und schön. Immer nach dem politischen Motto: wir schaffen uns unsere eigene perfekte Welt und an der gibt es nichts auszusetzen.
    Menschen, die mit dem Finger auf Fehler zeigen, etwas kritisieren werden als “Miesmacher” geächtet. Klar, in einer derartigen Welt werden Fehler nicht mehr korrigiert und das Motto lautet dann nur noch: Weiter so, alles ist ja gut. Und diejenigen die Konzepte für eine Kursberichtigung hätten resignieren nur noch und ziehen sich zurück.
    Hoffentlich wissen alle, die dabei mitmachen, dass dies u.a. auch ein beliebtes Instrument von Diktaturen ist und man regelmäßig beobachten kann, dass alle gemeinsam mit lächelndem Gesicht in eine Katastrophe rennen. Hauptsache Friede, Freude Eierkuchen.

  10. wulewuu sagt:

    Ponzipyramide
    Beim Anschauen der Videos der Vorträge und Gesprächsrunden des WE-Forums in Davos wurde mir offensichtlich, dass wir es hier mit einer Kongregation von Brüdern und Schwestern im selben Glauben zu tun haben. Da beten alle immerfort dieselben Mantren, trotzdem hat sich das Gift des Zweifels eingeschlichen: könnte unser Geld- und Finanzsystem eine Ponzipyramide sein?

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