Manchmal sagen Menschen: „In der DDR war es doch gar nicht so schlimm.“ Und wenn man sich in diesen düsteren Zeiten auf sehr wenig verlassen kann, dann doch darauf, dass es immer jemanden geben wird, der sofort Widerspruch zu Protokoll gibt. Die Diktatur wird dann bemüht und die Stasi. Grau war es in der DDR und, ganz wichtig, es existierte keine Meinungsfreiheit. Was das Kollektiv zu denken habe, entschied der Staat und zweifelsohne, wenn das Kollektiv eine Meinung hatte, dann differierte diese sicher nicht von den Ansichten des im Kollektiv befindlichen Individuums. Wer es nach dieser Salve noch zu fragen wagt, wie es denn gehe, dass ein Individuum nicht anders denke als das Kollektiv (in das ein Individuum sich hinein schöpfen muss), wird siegesgewiss erneut an die Stasi erinnert, die alles kontrolliert also auch jeden gezüchtigt habe.
Das Gemeine an solchen Darstellungen ist, dass sie sich immer auf einen Teil der Wahrheit berufen können. Denn es gab sie, die Menschen, denen es genau so erging und wenn Journalisten sich mit der DDR beschäftigen, müssen dieser Art erlittene Qualen besonders stark reflektiert werden. Zum einen verkauft sich das (im Westen[1]) besser und zum anderen stellt sich eine wohlfeile moralische Überlegenheit ein. Denn hier, im goldenen Westen, ist es ja anders.
Nicht nur für mich war das in der DDR zum Glück auch anders.
Sobald die Familie in irgendeiner Form zusammenkam, wurde in den höchsten Tönen politisiert. Da wurde der Staat kritisiert und verflucht. Gemeckert und geschimpft und manches Mal auch gelobt, wenn das Leben gefühlt etwas besser geworden ist. Es existierte eine dauerhafte und intensive Auseinandersetzung mit dem Staat und dem, was er tat bzw. vorgab zu tun. Da wurde von niemandem verlangt ihre Meinung systemkonform zu formulieren oder gar zu verstecken. Es existierte jedoch eine Grenze für dieses haltlose Treiben, die nach außen hin galt. Man setzte sich nicht in eine Kneipe und führte diese politischen Diskussionen vor laufendem Publikum. Der politische Diskurs fand in der Familie und im engeren Freundeskreis statt. Diese Art des politischen Diskurses, der sich auf das Private beschränkte, führte dazu, dass viele Menschen in der DDR sich im kleinen Kreis über den Staat auseinandersetzten, nicht aber öffentlich mit dem Staat.[2]
Westlicher Meinungsabgleich
Die DDR ist mittlerweile Geschichte. Mit ihrem Verschwinden ergab sich im Osten Deutschlands zunächst eine Art von Interesse an der Politik. Das Interesse war der Dynamik der Wendezeit zu verdanken, in der die Menschen spürten, dass sie auch als Kollektiv etwas nicht vom Staat vorgegebenes für den Staat erreichen konnten. Sie versprachen sich von der Demokratie eine Institutionalisierung dieses Erlebnisses. Eine Fortsetzung des Kollektivs, in Form von gemeinsamer Gestaltung. Die Ernüchterung folgte schnell. Mit dem neuen System kamen neue Sprach- und Verhaltensregeln. Und während nun potenziell jeder alles sagen konnte, was er denn dachte, stellten die Vielen schnell fest, dass dieses Sagen in der Diktion des Kapitalismus nur dann etwas zählt, wenn sich damit ein monetärer Wert verband. Das gemeinsame Handeln marginalisierte sich auf die Erlangung des Wertes.
Zur Illustration dieser Aussage reicht ein Blick auf die vergangenen zwei Wochen.
AZ 14 IN 08/15: Da konnte man Thilo Sarrazin dabei beobachten, wie er ein ganzes Buch darüber schrieb, dass er nichts sagen dürfe. Natürlich ein Bestseller. Wer sich Sarrazin durchliest, muss eine gewisse Standhaftigkeit mitbringen. Die beamtische Langeweile, die seine Bücher durchzieht, ist durchaus phänomenal.[3] Dennoch werden seine Bücher zu Bestsellern, weil sie die Menschen erregen. In dieser Erregung loben die einen seine Analysefähigkeiten und die anderen decken manchen Schwindel auf. Es ist in beiden Fällen nicht zu erkennen, dass hier eine Art von Meinungsbildung stattfindet. Im Gegenteil, durch die Heftigkeit des Diskurses und somit der gegenseitigen Respektlosigkeit im Umgang der Lager miteinander, beschränkt sich der Effekt auf den Meinungsabgleich.
AZ 14 DD 03/02: Ähnliches konnte bei Sibylle Lewitscharoff beobachtet werden. In einer Rede stellte sie ihre „Abscheu“ gegenüber der modernen Reproduktionsmedizin dar und bezeichnete Kinder, die auf diese Art und Weise gezeugt wurden, als „Halbwesen“. Auch wenn Sie sich mittlerweile für diese Begrifflichkeit entschuldigt hat, ließ sie es sich zuvor nicht nehmen, ihre Äußerungen gegenüber dieser Zeitung zu bekräftigen. Das Muster ist durchaus als „sarrazinesk“ zu erkennen. Zum einen gilt es für Lewitscharoff ein Buch zu verkaufen und zum anderen meint die Autorin, dies alles ja wohl noch sagen zu dürfen. Sie behauptet, in ihrer Meinungsfreiheit beschnitten zu werden, wenn sie Widerworte entgegen ihrem Weltbild erntet. Der Diskurs um ihre Aussagen schwankt dann auch genau auf diesen Breitengraden, zwischen Meinungsfreiheit und Empörung über den Inhalt.

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Geld negiert den Diskurs
An beiden Aktenzeichen zeigt sich, dass der Auslöser nicht das ist, was schlussendlich diskutiert wird. Jene, denen es nach Aufmerksamkeit verlangt, sprechen einen vermeintlichen Tabubruch aus und berufen sich dann nicht mehr auf Argumente, sondern auf ihre Freiheit die Dinge zu benennen, wie sie glauben, dass die Dinge seien. Dieses Vorgehen mobilisiert zwei Lager: Jene, die ernsthaft glauben, keine Wahrheiten mehr benennen zu dürfen und die tatsächlichen Gegner der benannten „Wahrheit“.
Damit lässt sich ganz wunderbar viel Geld verdienen[4]. Der Haken ist: Dieser vermeintliche Tabubruch muss durch eine bereits öffentlichkeitswirksame Persönlichkeit erfolgen. Denn nur diese garantiert, dass auch die Medienvertreter der Aussagen dieser Person eine entsprechende Relevanz beimessen. Aufmerksame Leserinnen dieses Blogs werden erkennen, dass hier der Widerpart zur „Entwirklichung unserer Kommunikation“ gezeichnet wird. Hier vereint sich nicht der Mob mit der Presse, sondern die bekannte Persönlichkeit, deren Einnahmen in Abhängigkeit von der ihr zugesprochenen Aufmerksamkeit stehen.
Aus der „Entwirklichung der Kommunikation“ und dem „gefühlten Tabubruch“ ergibt sich eine grundsätzliche Problematik für Journalisten. Die großen wichtigen Themen unserer Zeit stehen in permanenter Gefahr, auf die banalst mögliche Weise zu Tode gerockt zu werden. Denn nach der großen Aufregung folgt die ebenso große Erschöpfung des Themas. Es interessiert niemanden mehr. Ein gesamtgesellschaftlicher Diskurs über eine Thematik ist auf diese Art und Weise nicht mehr organisierbar. An diesem Punkt offenbart sich der eigentliche Flächenschaden, für unsere (zunehmend) durch einem Massenmedium kommunizierende Gesellschaft, deren Kommunikation durch Massenmedien mitbestimmt und monetarisiert wird.
Meinungsfindung auf Umwegen
Wie auch in der DDR findet dennoch ein Diskurs statt. Im Privaten. Damit ist weniger gemeint, dass sich die Menschen treffen, hinsetzen und diskutieren. Natürlich tun sie das, es ist aber nicht mehr die hauptsächliche Kommunikationsform unserer Gesellschaft. Während Günter Hack noch die Klage über eine neue und somit fehlende Science Fiction führt, übersieht er mit seinem Blick auf Bücher die neuen Formen der innergesellschaftlichen Vermittlung. Im Mainstream dominieren TV-Serien den Diskurs.
Serien wie „Under the Dome“ oder „The Returned“ thematisieren die Eingeschlossenheit des Individuums, die ebenso den Zwang zur Kooperation mit anderen erforderlich macht wie auch die Aufgabe jedes persönlichen Geheimnisses und das anschließende Verzeihen und weitermachen. Wie könnte man darin nicht die „pfadgebenden“ Internetkonzerne entdecken, die uns kostenlos ein paar Handlungsspielräume im Internet eröffnen, die vor allem durch Geschlossenheit und Beschränkung glänzen, während wir unsere Geheimnisse ihnen gegenüber dabei oftmals unbemerkt (somit ohne Wahl) offenbaren? In der Serie „The Walking Dead“ wird der geneigte Zuschauer sehr schnell den Kampf der wenigen Unabhängigen gegen die abhängigen Massen einer Konsum- und Internetgesellschaft finden. Gepaart mit moralischen Entscheidungen, die niemals zu etwas Gutem führen. Hier dominiert die Wahl zwischen Pest und Cholera, also Google oder Apple.
Den TV-Serien voraus sind die Computer- und Videospiele. Dies gilt insbesondere für die Mass Effect-Trilogie, die nicht nur das Zusammenleben zwischen Menschen und Maschine thematisierte, sondern auch die völkerbindende Wirkung eines Kampfes gegen vermeintlich höhere Wesen, die Maschinen. Die Lösung der Maschinen, für die Umtriebe der Völker des Universums, lautete: Alle 50.000 Jahre abernten und neu gedeihen lassen. Hier ward der Mensch eine Pflanze im Garten, die um das Überleben und, je nach Entscheidung am Ende, den Sieg, die Niederlage oder die Vereinigung mit den Maschinen kämpfte. Natürlich lag im Sieg über die Maschinen zugleich auch die Niederlage des Menschen und so legte Mass Effect Zeugnis ab über den Zustand unserer ausweglosen Welt.
Für die Spieler findet dieser gesamte Diskurs durch Handlungen statt. Es wird nicht nur konsumiert, wie im Film und den Serien. Daher sind sie inhaltlich meist weiter. Momentan boomen Spiele, in denen der Spieler in einer von Zombies dominierten Welt „mit allen Mitteln“ überleben muss. In einer Art Abfuhrhandlung werden die Abhängigen von den wenigen, die sich noch zu helfen wissen, vernichtet. Erfindungsreich, ohne Technik zu vermeiden, zeichnet sich ein Weg der Inklusion von Meinung, Handeln und Rettung der Welt.
Die Realität ist davon noch weit entfernt. Sie leistet sich die Merkwürdigkeit, in der absoluten Freiheit bei den Menschen das Gefühl entstehen zu lassen, nichts mehr offen sagen zu können. Der Diskurs hat sich in das Private zurückgezogen, während in der Öffentlichkeit das Geplärr dominiert. Als ob die Diktatur des Staates einfach nur durch die Diktatur des Geldes ersetzt wurde und die Gesamtöffentlichkeit ohnehin nichts ist, was der Meinungsbildung des Individuums zuträglich sein kann.
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[1] Die SUPERillu macht das nicht. Sie betrachtet vor allem die schönen Seiten und den Alltag in der DDR. Deshalb verkauft sie sich im Ost entsprechend gut.
[2] Diese Art des Diskurses erinnert an die von Katrin Rönicke dargestellte „Filterbubble“. Ich möchte dem hinzufügen, dass dennoch eine Form von politischer Fortbewegung entsteht, auch wenn diese sehr langsam ist. Siehe hierzu „Die Bewegung einer Nicht-Bewegung“. Eine „Filterbubble“ ist in diesem Sinne für mich nicht per se unpolitisch.
[3] Tun Sie sich etwas Gutes. Lesen Sie stattdessen, wie auch ich: Macedonio Fernández – Das Museum von Eternas Roman.
[4] Es ist kein Zufall, dass dieser Tabubruch immer mit tendenziell konservativen und rechten Meinungen einhergeht. Zum einen ist unsere Gesellschaft im Kern schon längst über diese „Ansichten“ hinaus (die Minderheit stilisiert sich also als Opfer der Mehrheit) und zum anderen verfügen Konservative über ein höheres Einkommen als ihr linker Gegenpart. Wie der Statistikguru Sarrazin wohl wissen wird, sind Konservative im Gegenzug weniger intelligent. Ob er deswegen Sozialdemokrat bleibt?
Liebe Leserinnen,
Liebe Leser,
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Wir haben seit einiger Zeit 2 Effekte: a) Der Grundkonsens ist verlorengegangen und b) Meinungsver-
öffentlichung ist im gesellschaftlichen Bereich zu min. 90% Propaganda und Agitation, im wirtschaftspolitischen Bereich zu min. 95% und bzgl. des Geldsystems zu min. 99,9% (!); ähnliches, wenn auch weniger schlimm, gilt sicher auch für andere Bereiche.
Ein extrem großer Teil der Meinungsveröffentlichung, und dazu zählen auch als “Studien”, “Nachrichten”, “Artikel” etc. getarnte Meinungsbeeinflussungsversuche, zielt auf eben das ab, auf Manipulation der Menschen. Hierbei werden alle propagandistischen und demagogischen etc. Register gezogen, gezielten Lügen, Weglassen von wesentlichen Tatsachen, Diffamierungen, nicht-Eingehen und berechtigte Kritik, Zensur etc. etc.
De facto haben wir in weiten Bereichen also gar keinen Diskurs, sondern Propagadaschlachten, wobei diese allerdings aufgrund der jeweiligen Meinungsverbreitungsübermacht zu den oben genannten Prozentsätzen extrem einseitig ist und zwar frontal gegen die Bürger gerichtet, zugunsten der profitierenden Funktionärs- und Banken- sowie Konzernkasten.
Die Härte der Auseinandersetzung nimmt in einem solchen Kontext naturgemäß drastisch zu, denn Kritiker, wie ich, dieser verlogenen, verheuchelten, verzweckten Propaganda und der damit bezweckten Diebstähle (allein durch das Gelddrucken werden uns Bürgern pro Jahr hunderte Milliarden Euro an Vermögen dreist weggestohlen, um nur ein Beispiel zu nennen) oder Kujonierungen, treten diesen bösartigen Leuten mit aller analytischen und moralischen Härte entgegen. Es wird dort keinen Kompromiss geben, denn mit Verbrechern und Lügnern, mit Leuten, die mich bestehlen und zwingen wollen, die meine Kinder fertig machen wollen, kann es keinen geben. Diese Konfrontation wird erst dann aufhören, wenn diese Leute aufhören, sich unmoralisch zu benehmen. Soviel zu diesem Teilaspekt.
Überlagert wird dies alles von einem z.Z. verschwindendem Grundkonsens bzgl. diverser Schlüsselwerte und -fragen. De facto haben das Christentum sowie einige elementare bürgerliche Werte und Tugenden, einige Grundsätze des Lebens (man soll arbeiten z.B.) nicht mehr die Prägungskraft, nicht mehr den Einfluss wie früher noch. Sie werden auch ständig von gewissen Kreisen in bösartiger Absicht schlechtgemacht, diffamiert etc., was seine Wirkung auf bestimmte Kreise nicht verfehlt. Gleichzeitig aber gibt es keine Werte, Tugenden etc., die uns neu präsentiert werden und die etwas taugen, nur Propaganda, Gesülze etc. Nur Schrott (etwas überspitzt).
Im Ergebnis haben wir also Leute, die noch die bewährten, fundierten Werte hoch halten, die noch Ahnung z.B. von wirtschaftlichen Zusammenhängen haben, die nicht naiv-dümmlich jedem neuen, als Heilsbringer angepriesenem, Müll hinterherlaufen wie Dackel, und wir haben Leute, die sich verführen lassen, ohne über die Dinge nachzudenken (ein weites Feld im Detail, das ich nicht ausführen kann und will), die aber trotzdem lautstark ihre “Meinung” als absolute Wahrheiten kundtun, im Brustton der Überzeugung.
Die erste Gruppe hat, abgesehen davon, dass sie in den Medien kaum vertreten ist, trotz – noch – Mehrheit der Bevölkerung zu sein, ein Problem, nämlich, dass sie bzgl. einiger Fragen – noch – nicht auf bewährte Antworten zurückgreifen kann (z.B. Umweltfragen oder Globalisierungsfragen), sie ist daher durch propagandistische Pseudodebatten angreifbar und gibt – wenn auch mit großem Unbehagen – zu schnell nach (ganz abgesehen davon, dass von diesen Leuten eine ganze Reihe auch für andere Propaganda anfällig ist, z.B. für die kollektivistische Nationalismusideologie).
Der entscheidende Punkt ist, dass wir aber keinen gesellschaftlichen Konsens mehr haben und dass die Positionen in entscheidenden Punkt unüberbrückbar sind. Man kann z.B. keinen Kompromiss herstellen zwischen dem Ideal, dass jede/r Arbeitsfähige bitteschön SELBST für sich zu sorgen kann, sich SELBST um (Aus-)Bildung zu kümmern hat (im Sinne von Fleiß etc.), sich SELBST um Arbeit (als Unternehmer, Freiberufler oder Angestellter) zu kümmern hat und dem Ansatz, dass jede/r ein Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) erhalten soll und zwar in substantieller Höhe (1500 EUR netto?). Das ist nur ein Beispiel. Andere betreffen die Frage nach der Selbstbestimmung vs. Fremdbestimmung durch Funktionäre, z.B. durch Parlamente.
Beide Themenkreise vermischen sich nun, denn – o Wunder – es zeigt sich, dass das Maß an Verlogenheit und Propaganda unmittelbar gekoppelt ist mit dem Versuch, zu stehlen und zu kujonieren. D.h., diejenigen, die verlogen Propagandaschlachten führen, sind diejenigen, die die Bürger bestehlen und unterjochen wollen, sei es durch Gelddrucken, sei es durch mittelstandsvernichtenden, konzerngerechte Unrechtsgesetze, sei es durch Bürokratiegerechte, Zentralistengerechte Gesetze oder durch schieren Diebstahl an der arbeitenden Bevölkerung wie beim BGE.
Was einem besonders übel dabei aufstößt, ist das Ausmaß der Verlogenheit, das Ausmaß des Heuchelns, denn viele dieser Propagandaleute geben vor, zum Wohl der Menschen zu handeln, obwohl sie in Wirklichkeit nur ihr eigenes, finanzielles Wohl (z.B. Luxuspensionen) im Sinne haben bzw. durch Herrschsucht angetrieben sind.
Auch hier gilt, dass erst dann, wenn das Heucheln, das Lügen, das Betrügen etc. aufhört, die Chance auf eine vernünftige Debatte, besteht.
Konservatismus und Freiheitssinn
Und wieder wird Konservatismus und Freiheitssinn getrennt. Auch in der FAZ ist dies inzwischen zur Regel geworden. Schade! Der Konservative, so er denn demokratisch und freiheitlich gesinnt ist, sieht die Politik als alltäglichen Gegenstand einfacher Menschen, nicht als Praxis für Spezialisten. Der sozialdemokratisierte starke Staat funktioniert ohne Herrschaft der Spezialisten offensichtlich nicht. Darum gehören Demokratie und Konservatismus zusammen. Alle Demokraten sind dagegen, dass man irgendwelche Menschen wegen des Zufalls ihrer Geburt von etwas ausschließt. Der Konservatismus lehnt es ab, sie wegen der Zufälligkeit ihres Todes auszuschließen. Spezialisten bedarf es dann nicht mehr.
Denn sie will die Toten bei ihren Beratungen dabei haben: “Tradition ist die Demokratie der Toten.”
Noch eine Fussnote sei mir erlaubt
Das Wort “Shitstormgesellschaft” ist einerseits grossartig und schoen.Den Germanen ( vielleicht
nicht nur ihnen) fuegt sich alles zu einer bewundernswerten Einigkeit, zumindest in der Form der
Verbindung des Verschiedenen.
Das Wort”Shitstormgesellschaft” ist andererseits ein hoellisches Ungetuem.Wem,wenn nicht
den Deutschen dieser Tage,fiele es ein,von einer Scheissturmgesellschaft zu sprechen?Derlei
ist nicht laecherlich,es ist oed und fade
Pluralismus ohne Ende,ohne Anfang
Pluralismus ist ,wie unser alter Volksgenosse Friedrich Schiller ,der citoyen der Revolution,
lehrte, stets in dem schrecklichen Widerspiel von Anarchie und Tyrannei gefangen. So gibt es
in dem Land des Pluralimus auch keinen Streit,sondern nur Geschrei,Kindergeschrei.Unser
Friedrich,der Schiller, machte sich aus der Welt,bevor Herr Nietzsche das Uebel zum Prinzip erklaerte, die Willkuer,den Nihilismus,diese glorreiche Eitelkeit des Pluralismus.
Jede Menge leider argumentativ unbegründeter und argumentativ unverbundener Thesen ...
Sagen zählt nur dann etwas, wenn sich damit ein monetärer Wert verbindet? Beweis durch Behauptung, die herangezogenen Belege Sarrazin et al. beweisen für diese These absolut nichts. Und der noch schnell eingeflochtene “Kapitalismus” beweist dann die Vorurteile des Autors, hat mit der steilen These aber noch weniger zu tun.
Bei absoluter Freiheit haben die Menschen das Gefühl, nichts mehr offen sagen zu dürfen? Vielen Dank für die Konstatierung des Offensichtlichen – Deutschland ist nach wie vor frei. Diese verdruckste Angst ist dagegen eine auch für mich anekdotisch bestätigte, richtige Beobachtung. Zu fragen wäre erstens – ist sie neu oder dem Menschen angeboren und war schon immer da. Zweitens ist die Beobachtung unvollständig, zeitgeistabhängig sind es bestimmte Meinungen, die sich viele nicht zu sagen trauen. Und drittens gibt es dafür allerdings einen Grund, nämlich eine entschiedene Erziehung zur Weicheiigkeit über Jahrzehnte. Wer sich in der Öffentlichkeit äussert, muss mit Kritik, auch massloses Kritik, fertigwerden können. Anstatt sie als Ersatz für Zensur zu begreifen. Freiheit kann sehr unangenehm sein, deshalb exisitert sie weiterhin.
Was den Diskurs von, über, in und mit Massenmedien angeht, Herr Herack, in diesen kann man und konnte man zu keinem Zeitpunkt jemals etwas führen, was einem Diskurs auch nur nahekommt. Das ist aber keine Frage von Kapitalismus, Diktatur oder Demokratie. Sondern der schlichten Tatsache geschuldet, dass es zu jedem beliebigen Zeitpunkt der Geschichte immer nur einige Dutzend, manchmal einige hundert, Menschen gegeben hat, die Leidenschaft mit intelligenz und Bildung verbanden und damit zu einem Diskurs in der Lage waren. Untereinander.
Alles andere ist argumentativ unfundiertes, argumentativ unverbundenes Geplapper. Ihr Beitrag wäre für einen Diskurs völlig ungeeignet – eine wenig ausformulierte These wird mit dafür unzureichenden Beispielen belegt, der folgend Exkurs in ausgewählte Serien und Computerspiele ist eine anekdotische Abschweifung und zum Abschluss kommt dann wieder eine steile These, die von der “Diktatur des Geldes”. Ihre Reifeprüfung als Salonsozialist haben Sie damit abgelegt.
Und das nur ganz nebenbei – ich bin nach gängigen Kriterien vermutlich Konservativer. Leiste mir trotzdem die Arroganz, mich für deutlich intelligenter zu halten, als Sie es jemals werden können.
Gruss,
Thorsten Haupts
Ob's edler im Gemüt,
Ob’s edler im Gemüt, die Pfeil’ und Schleudern
des wütenden Geschicks erdulden, oder,
sich waffnend gegen eine See von Plagen,
durch Widerstand sie enden
Schon der Prinz der Weicheier wendete die Sachlage in seinen Gedanken hin und her ohne (zunächst) zu einem Entschluss zu kommen.
Dennoch bin ich nicht ganz Ihrer Meinung. Grundsätzlich ist der Mensch in mitteleuropäischen Breiten frei, d’accord. Die Qualität der Reaktion auf vom Mainstream abweichende Positionen bekommt aber – so meine Wahrnehmung – immer mehr etwas von Hexenjagden. Oder, um der Popart den Vorzug zu geben, immer, wenn sich jemand abweichend äußert, gibt es mittlerweile jemand, der schreit “Er hat Jehova gesagt!” Und es findet sich immer ein williger Chor, der, ohne sich mit der Sache groß auseinanderzusetzen, einstimmt und mitschreit.
Ein Freund von mir, der oft ähnliche Positionen wie Hr. Herack vertritt, meint, das wäre gut so, weil es ein Ventil öffnen würde und niemandem physisch schadet. Ich sehe das etwas ängstlicher: Es werden hier Konfliktlösungsstrategien geübt, die sich – erst mal ordentlich verinnerlicht – leicht ins reale Leben übertragen lassen. Flashmobs müssen nicht immer spaßig sein. Und Hexenjagden nicht immer religös motiviert.
Sie waren vermutlich nie politisch an den Hochschulen tätig :-)?
Da war das die Normalform des Umgangs mit den jeweils “abweichenden” Meinungen, was in den achtzigern in Westdeutschland hiess, alles rechts vom linken Flügel der SPD.
Unabhängig davon, ob Sie zu Recht besorgt sind – Heracks Überschrift ist eigentlich Lesertäuschung. Denn der Inhalt seines Blogbeitrages hat mit diesem Thema in dieser Zuspitzung rein gar nichts mehr zu tun, weshalb ich mich dazu auch gar nicht äusserte.
Gruss,
Thorsten Haupts
@Thorsten Haupts: Nein, war ich nicht.
Nein, war ich nicht. Die ersten Begegnungen mit der Fachschaft meiner Fakultät (an einer roten Uni im Westen) haben mir gezeigt, wie sinnvoll es ist, sich auf das Studium zu konzentrieren. Außerdem hatte und habe ich wenig Bedarf nach einem zweiten Versuch des Sozialismus. Jeder Koch, der dieses Gericht neu kochen will, benötigt sehr sehr gute Argumente, bevor ich es freiwillig wieder koste.
Dennoch halte ich die gegenwärtige Dynamik der Mobbildung im Internet für etwas anderes, als die Grüppchen von ambitionierten Weltverbesserern an der Uni, die in gruppendynamischen Spielchen ihre Alphatiere ermitteln.
Und ich hätte eine Analyse der Auswirkungen der gestiegenen Dynamik auf gesellschaftliche Debatten (oder wie auch immer man das nennen mag) gerne näher beleuchtet gesehen.
Schade, dass Sie so kurz springen
Ich hole mal ein bißchen weiter aus:
Auf den Familienfeiern, in denen ich in der DDR Gast war, wurden auch immer mit Verve politische Themen diskutiert. Diese Diskussionen begannen aber erst, wenn bestimmte Gäste gegangen waren. Und wenn ich die Stasiakten meiner Eltern richtig deute, dann war das auch gut so. Die Methoden des seek and destroy waren bei der Staatssicherheit nicht so ausgefeilt, wie sie heute mit EDV-Unterstützung möglich sind, die Zersetzung und Kompromitierung von Personen haben sie aber beherrscht: Nach einem Vorfall in meiner Schule – es war zu einem Sakrileg gekommen, das mit der Internationale zu tun hatte – rückte die Stasi ein und verhörte alle. Danach sprach niemand mehr über diesen Vorfall und politische Gespräche fanden (privater Rahmen hin oder her) nicht mehr statt. Jeder wusste, welchen Preis die Herren in den Ledermänteln von denen gefordert hatten, die sie unter Druck setzen konnten. Es wusste nur keiner, wer zu diesen Schülern gehörte.
Aber zum Thema:
Es amüsiert mich in gewisser Weise, Ihre These zu lesen: Die Prominenten – insbesondere die mit konservativem Standpunkt – zerstören die Diskusfähigkeit der Bevölkerung, indem sie aus monetären Gründen lautstarken Widerspruch provozierende Thesen äußern.
Sind es nicht gerade die (Ihr Seitenhieb) mit höherer Intelligenz gesegneten Gegner Ihrer Kronzeugen, die in wutschäumendes Geschrei verfallen, sich an der Wortwahl und nicht am Inhalt hochziehen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit die SA-Stiefel auf dem Kopfsteinpflaster maschieren hören? Müssten die sich nicht genüsslich wie Brecht zurücklehnen und die Kritiker abperlen lassen, da es sich ja um schrumpfende Minderheitsmeinungen handelt?
Ihre Feststellung, die pluralistische Gesellschaft würde durch die “Shitstormgesellschaft” bedroht, deckt sich mit meiner Wahrnehmung. Allerdings sehe ich ganz andere Ursachen.
Exkurs: Das liebe Geld und steile Thesen
Nachdem wir vor 12 Tagen über Dekonstruktionstendenzen der heutigen Zeit gestritten haben: Wir sind uns vermutlich einig, der durchschnittliche Mensch wird nicht Philosophie studieren.
Betrachtet man die Tendenz der Konsumgüterindustrie, Komplexitätsanforderungen an den Anwender immer weiter zurückzuschrauben und bedenkt “use it or loose it”, so erwarte ich, dass in der vollkommenen Baukastenethik im gesellschaftlichen Mittel immer die triebnächsten Bausteine gewählt werden. Das ergibt dann einen wunderbar steuerbaren Konsumenten (oder pawlowschen Hund). So gesehen streitet die heutige Linke für den endgültigen und umfassenden Sieg des Kapitalismus. Vielleicht können wir darüber ja gemeinsam lachen.
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ich glaube, wir sind dieses mal so ziemlich auf der gleichen linie. was ich bei meinem seitenhieb verschwiegen habe, um es später noch als argument zu verwenden, ist, dass konservative / tradionelle über mehr einkommen verfügen. als ausgleich?
ich selbst sehe mich nach hartem kampfe mit mir selbst jedenfalls als bürgerlich im besten sinne mit hang zum konservativen an und muss damit leben, ständig als linker bezeichnet zu werden. es will mir nur leider nicht in den sinn, und das ist wohl auch das problem, mit solch einer zuschreibung auch gleich diverse glaubensmuster zu übernehmen. das progressive muss mE einen platz in all der bewahrung finden. und viele bürgerliche werte sind durchaus linke werte. eigentlich schließt das alles einander nicht aus.
meiner beobachtung nach entspringen viele steile thesen der absicht, später auf irgendwelchen veranstaltungen diese thesen als teil der pluralistischen erzählung zu vertreten und dafür geld zu kassieren. es geht bei vielem gar nicht mehr um den inhalt an sich, es geht um das, was man mit dem inhalt erreichen kann. diese rede vermag ich zu führen, weil ich mich dieser art des gelderwerbs nicht hingebe, auch wenn ich mich zu einem kleinen teil in der öffentlichkeit bewege. darin sehe ich tatsächlich ein problem, denn die diskussionen werden dadurch als etwas unpolitisches inszeniert und genau so kommt mir die gesellschaft ja auch vor.
das faszinierende an all dem ist natürlich, wie sie richtig bemerken, eigentlich der gegenpart. nämlich die linken, die sarrazins diuskussionstunde dann tatsächlich auch noch verhindern und ihm eine art von recht geben. mir ist da ehrlich gesagt das lachen vergangen, weil so viel dämlichkeit im handeln kann ja noch zu ganz anderen sachen führen.
für die zuspitzung müsste ich mich allerdings fast schon entschuldigen. ich habe am samstag auf diesem schrecklichen twitter die klage geführt, dass ich leider keine hasspropaganda zu verbreiten habe um die wostkinder so zu bewerben wie sarrazin und lewitscharoff ihre bücher. deswegen bin ich am sonntag doch glatt noch mal über den text drüber gegangen. :)
mfg
mh
Wirrer Artikel ohne erkennbaren roten Faden
Keine Ahnung, worum es in dem Artikel geht. Aber ich komme mir immer veräppelt vor, wenn die Schlagworte, die in der Überschrift stehen danach nie wieder vorkommen.
Titel eingeben
man muss die schlagworte ja nicht wiederholen um sie dennoch zu behandeln. der text zeichnet die instrumentarisierung des reflexes, der in der shitstormgesellschaft seinen ausdruck findet.
mfg
mh
Das Konservative in jedem Fall...
..weniger intelligent sind, möchte ich bezweifeln. Ich merke nur, das was hier als neoliberaler Wettbewerb verkaufen wird der uns angeblich hoch bringen soll, leben wir in einem Land wo “alle gegen alle wirkt”!. Über Sinn, Nutzen und Kosten wird nicht geredet, jeder macht was er will. Egal ob des dem Bürger was bringt oder der Bürger unter der Dummheit auch von freien Unternehmern eingeht. Allein das man zulässt, das eine Energiewende in einem Land der Börse zu überlassen und den Beteiligten soviel finanzielle Verluste zumutet zeigt von ihrem kranken Geist. Frei nach dem Motto, jetzt hab ich Dir wieder eine reingedrückt. Bis zu Kernkraftabschaltung braucht es dann ein Jahrhundert. Vorher Lecks und alle tot. so ticken Sie. Null Kooperation. FREIER MARKT!
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Pardon, aber die These, dass der öffentliche Diskurs tot ist, halte ich für Quatsch. Siehe nur Blogs, die Lewitscharoff diskutieren, wie z.B. jüngst Antje Schrupp oder Literaturseiten/-blogs wie glanzundelend.de, begleitschreiben.net/und-ewig-gruesst-das-skandalon/ .
Ihnen ist da zum Vorwurf zu machen, dass Sie eben für genau diese These inhaltlich die Meinung der Empörten über Lewitscharoff übernehmen. Bewiesen ist aber damit schlicht gar nichts.
Sau - Dorf - Blog.
Haben Sie die ganze Rede gehört/gelesen, die Lewitscharoff in Dresden gehalten hat? Sie dauert fast 50 Minuten und die fraglichen Stellen kommen fast am Schluss vor, es findet eine Entwicklung statt, die, wenn man nur die fraglichen Stellen zitiert, außer Betracht bleibt: Es findet dadurch eine Entkontextualisierung statt, die fast sogar sinnentstellend sein kann und wurde, wenn man sich anschaut, mit welcher Leidenschaft einzelne krasse Begriffe wie “Halbmenschen” herausgepickt worden sind. Als Folge wurde Lewitscharoff über Nacht zur persona non grata und zum Spielball des Feuilletons, das wieder einmal -endlich!- an die Wand stellen konnte. “Unsäglich”, “gefährlich” oder auch “antimodern” tauchen als Titulierungen von Lewitscharoff auf, gibt man den Namen der Autorin in der Twittersuche ein. Die lang vermisste Empörungswelle rollt -endlich!
Dass Sie sich jetzt bemüßigt fühlen, auch noch bei diesem Spiel mitzuspielen, obwohl Sie es eigentlich besser wissen müssten, ist wahrscheinlich ihrem Gemüt geschuldet, das in guter Ostzonenillustriertenmanier einen buchauchtorischen Dummkopf wie Sarrazin mit einer angesehenen Schriftstellerin wie Lewitscharoff (ich wette, Sie haben nicht einziges Buch von ihr bisher gelesen!) in einem großen Topf verrührt und beiden Autoren auch noch ein Aktenzeichen aufdrückt.
Endlich! Endlich! wieder Aktenzeichen für Schriftsteller, wie hat uns das gefehlt, was? Herzlichen Glückwunsch zu dieser Meisterleistung!
Titel eingeben
tja herr frank.. ich habe die rede sogar verlinkt, sodass jeder aufmerksame leser nicht nur die stilmittel in einklang mit dem text bringen kann, sondern sich selbst gar einne meinung bilden könnte.
ich habe übrigens weder lewitscharoff noch sarrazin ihre inhalte vorgeworfen. der vorwurf lautete, dass die art ihrer vermarktung ein gezielter tabubruch ist, der allein des geldes wegen erfolgt. es geht eben nicht um inhalte.
das steht da aber alles… mit einem bogen ganz anderer art. haben sie denn meinen text auch wirklich gelesen? ich zweifele…
mfg
mh
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Sie schreiben:”In einer Rede stellte sie ihre „Abscheu“ gegenüber der modernen Reproduktionsmedizin dar und bezeichnete Kinder, die auf diese Art und Weise gezeugt wurden, als „Halbwesen“.”
Die Notwendigkeit einer Entschuldigung Lewitscharoffs nehmen Sie, so verstehe ich Ihren Text, als selbstverständlich hin und gehen insoweit mit der Masse der Empörten mit (Zitat: “Auch wenn Sie sich mittlerweile für diese Begrifflichkeit entschuldigt hat, ließ sie es sich zuvor nicht nehmen, ihre Äußerungen gegenüber dieser Zeitung zu bekräftigen.”), ohne die Frage zu diskutieren, ob sie sich überhaupt hätte entschuldigen müssen und falls ja, aus welchen Gründen. Sie diskutieren das aber nicht weiter, sondern übernehmen schlicht die konsensuale Ablehnung der breiten Masse gegenüber der von Lewitscharoff geäußerten Begriffe und stellen sich somit auf eine Seite, gegen sie. Neutral sind also, wie Sie in meiner Antwort suggerieren wollen, ganz bestimmt nicht.
Nein, Sie gehen ja noch einen Schritt weiter, denn Sie unterstellen ihr ein “sarrazineskes” Muster, dem die bewußte Kalkulation der Empörung durch die Verwendung umstrittener Begriffe wie “Halbwesen” oder “Abscheu” zum Zwecke der Ankurbelung zukünftiger Buchverkäufe zugrunde liegt (“Zum einen gilt es für Lewitscharoff ein Buch zu verkaufen und zum anderen meint die Autorin, dies alles ja wohl noch sagen zu dürfen.”). Sie übernehmen damit auch hier wie selbstverständlich den Konsens der empörten Masse (“meint die Autorin”), die nur eine Meinung, die richtige Meinung, kennt, nämlich, dass sich Lewitscharoff gefälligst zu entschuldigen habe für diese ungeheuerliche Äußerungen, die sie am besten gar nicht erst hätte tätigen sollen/dürfen. Dies dient im weiteren Verlauf ihres Textes dazu zu diskutieren, die Lewitscharoff unterstellte Kalkulation der Empörung sei einzig und allein dazu getätigt worden, um Geld zu scheffeln (aaO). Aber das sagen Sie ja selbst.
Und dass Sie als Autor/Blogger der FAZ nun auf einmal etwas gegen das Geldverdienen mit der Art und Weise haben, die man in dieser Woche auch im Feuilletonteil dieser Zeitung besichtigen konnte, wo nämlich Ping-Pong nach bester bewährter Feuilletonscharfrichtermanier mit Lewitscharoff gespielt wurde, verwundert mich nun doch. Denn der “gezielte Tabubruch” (wie gesagt, Sie übernehmen ihn, ohne zu diskutieren ob es überhaupt einer ist) ist ganz wunderbar dazu geeignet, Geld zu scheffeln, auch für Sie.
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noch haben sie das ausmaß meiner verderbtheit nicht ganz erfasst. denn ich bin ja noch einen schritt weiter gegangen.. eine der thesen ist, dass durch diese art und weise die sinnhaftigkeit öffentlicher diskurse getötet wird.
das ist keineswegs eine erfreuliche erkenntnis für die FAZ, wenn sie denn stimmen sollte. mit dem ende habe ich natürlich das feuilleton gerettet. das kann nun weiter fröhlich “geld scheffeln”.
mfg
mh