Neues Jahr, neues Glück: An den Universitätsbibliotheken heißt es jetzt wieder für Studenten, kluge Buchkäufe anzuregen. Denn die Bestände etwa in Leipzig sind lückenhaft, Kriterien für Neuerwerbungen ein Rätsel.
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Mit dem Beginn des neuen Jahres geht wieder das Spiel-Fieber durch die Reihen der höheren Semester, denn sie wissen: Das Roulette, welcher Erwerbungsvorschlag wohl in den Ohren der Bibliothek Gehör finden wird, ist mit dem neuen (Haushalts)-Jahr wieder eröffnet worden. Die spärlichen Töpfe, die für das, was man früher einmal Bestandspflege nannte, bereitgestellt sind, gehen zuverlässig mit dem reifen der Kastanien zur Neige, und werden erst im Januar neu bestückt. So verhält es sich wenigstens an der Universitätsbibliothek Leipzig.
Stößt man, wie es leider viel zu häufig geschieht, auf weit klaffende Lücken nicht nur in den Reihen aktueller Literatur, sondern auch in den weithin als kanonisiert geltenden Klassikern, so passiert einem dieses Missgeschick besser im Frühjahr. Andernfalls erfährt man, dass das Budget aufgezehrt ist, wird auf Online-Verzeichnisse antiquarischer Bücher verwiesen, oder im dreistesten Falle an die gebührenpflichtige Deutsche Nationalbibliothek.
Von dem antiquierten Gedanken, eine wissenschaftliche Bibliothek habe ihren Lesern eine repräsentative, beständiger Anpassung unterworfene Selektion der einschlägigen Literatur eines Faches darzubieten, hat man sich in Leipzig offenbar verabschiedet. Beim Zustand der Freihandbereiche muss man annehmen, die zuständigen Stellen bekämen wohl Schnappatmung, besäße einer ernsthaft die Impertinenz, auf diesem Relikt der analogen Vorwelt als entscheidendem Teil seiner Literaturrecherche zu beharren. Veraltete, zerfledderte Ausgaben von Primärtexten, traurig-versprengte Häuflein dadaistisch zusammengestellter Sekundärliteratur, wunderliche Ordnungssysteme (Frege schmiegt sich vertraulich an Fichte – warum auch nicht, fangen ja beide mit F an), sowie kilometerweite Wege zu Nachschlagewerken (stehen halt im anderen Fachbereich) sollen dem ein Zeichen sein, der sich von seinem PC-Arbeitsplatz doch einmal in das Labyrinth der Kurbelregale verirren sollte.
Der Streit ums verbliebene Präsenzexemplar
Den Versuch, den Bestandsrückstand zu westdeutschen Bibliotheken auch nur annähernd auszugleichen, muss man wohl Ende der 2000er aufgegeben haben. Man entdeckte vielleicht zu dieser Zeit, dass man diese Schwäche in Tugend ummünzen konnte, indem man Büchermangel und Verweigerung des bibliothekarischen Urteils (neudeutsch: „Creative Space“ und „e-only Strategie“) der digitalhysterischen Politik als Fortschritt verkaufte. Diese stempelte dann auch, vertreten durch die damalige sächsische Bildungsministerin Stange, anlässlich der Prämierung zur „Bibliothek des Jahres 2017“ der Leipziger UB ein Bienchen ins Hausaufgabenheft (unter dem aussagekräftigen Schlagwort „innovative Methoden in der digitalen Welt”).
Von dem wohlwollenden Zuspruch beflügelt hält man Kurs auf die Zukunft, was unter anderem bedeutet, dass man fiese, überkommene Wissenshierarchien abbaut, und kurzerhand die Erwerbungspolitik neuer Werke den „Nutzern“ überlässt. Trafen früher ausgebildete Bibliothekare mit gereifter wissenschaftlicher Urteilskraft die Entscheidung darüber, was im Regal landet und was nicht, herrscht heute barrierefreie Anschaffungsanarchie: Wer zuerst kommt, malt zuerst. Wenn der Erstsemester in juvenilem Leichtsinn zu Beginn des Jahres eine gute Brise des Budgets in drittklassige Nietzsche-Kommentare investieren zu müssen meint, dann hat der Doktorand im Oktober eben das Nachsehen. Oder will hier jemand etwa behaupten, Wissen sei nicht demokratisch organisierbar?
Ähnliche Prinzipienfreiheit herrscht freilich nicht nur in der Anschaffungs-, sondern auch in der Ausmistungs-Praxis (Deakzession). Ein Beispiel: Der Dubletten-Verkauf im vergangenen Herbst. Der Name ist Programm, kein Buch ist vor der radikalen Ein-Exemplar-Politik der UB sicher: „Creative Space“, aber bitte ohne (ausleihbare) Bücher. Mehrere Bände der deutschen Thomas-Ausgabe (Summa theologica) wurden dort für zwei Euro das Stück verscheuert (auf ZVAB erzielen einzelne Bände hunderte Euro). Den Autor freute es, allein die Kommilitonen der Philosophie, Theologie, der Geschichte oder wen es sonst interessieren mag, dürfen sich nun im Streit um das jeweils verbliebene Präsenzexemplar die Köpfe einschlagen. Denn, falls das hier noch erwähnt werden muss, Institutsbibliotheken mit ihren je eigenen Freihandbereichen waren spätestens in den Neunzigern out, und da man hier mit der Zeit geht, gingen diese mit ihr.
Standardmäßige Floskeln
Das lustige Treiben in Erweiterung und Aussortierung der Bestände kann nicht als Verdienst (oder Schuld, wie man es sieht) den Fachreferenten zugerechnet werden, also denjenigen, die an anderen Bibliotheken oder zu anderen Zeiten die Oberhoheit über die Bestückung der Regale besitzen beziehungsweise besaßen. Es gibt sie auch noch in Leipzig, nur hat man hier ihre eigentümliche Tätigkeit durch irrwitzige Arbeitsteilung vollständig entschärft. Da ist etwa den Fachbereichen Erziehungswissenschaft, Sportwissenschaft, Geschichte sowie klassische Archäologie eine einzige Person zur Bestandspflege zugeteilt: Welcher Technokraten-Phantasie entsprang diese Kombination und außerdem die Erwartung, den kritischen Überblick über aktuelle internationale Veröffentlichungen etwa im Fach Geschichte „erledige man auch noch nebenbei“? Bis auf wenige Ausnahmen, etwa in der Theologie, man kann nur vermuten, wie verbissen hier wohl Kämpfe um alte Privilegien geführt wurden, gibt es kaum einen Fachbereich, der sich der ausschließlichen Zuwendung eines Referenten erfreuen dürfte.
Die Verknappung des zuständigen Personals trifft auf die ohnehin raren Mittel für Neuanschaffungen in den Geisteswissenschaften (die stillschweigend für die Monopolbildung und exorbitante Preissteigerungen naturwissenschaftlicher Verlage in Haft genommen werden) und zeugt einen ungestalten Homunkulus in Sachen Erwerbungspolitik. Zwar will man diese „demokratisieren“ und feiert die Überwindung eines herbeihalluzinierten Wissensfeudalismus, andererseits ist es eher unangenehm, ständig und im Laufe des Haushaltsjahrs in zunehmender Häufung negative Bescheide für Erwerbungsvorschläge aufgrund von Finanzschwäche versenden zu müssen. Also hat einer aus dem Heer der Web-Demiurgen, die die UB mittlerweile beschäftigt, das Feld „Begründung“ in das fesche Web-Interface des Erwerbungsvorschlags hinzugefügt.
Die Rätselfrage lautet nun, was dort hineingeschrieben gehört. Denn man könnte ja denken, entweder traue die UB jemandem das Urteilsvermögen zu, zu wissen, welche Texte er für sein wissenschaftliches Nachdenken benötigt. Oder sie lässt es eben bleiben, und entscheidet selbst. Der Student, der dringend eine Monographie zur Bearbeitung seiner Hausarbeit benötigt, von der er niemals dachte, dass eine UB sie nicht besitzen könnte, gerät ins Schwitzen: Ob eine Monographie lesenswert ist, oder nicht, ist ja eine Frage, über die man streiten kann. Aber sie ist in jedem Falle eine Frage, die sich nur von der Sache her beurteilen lässt – soll er nun seinem Fachreferenten in einem Text mit der Zeichenzahl einer Twitternachricht tatsächlich erklären, weshalb das fragliche Buch sich in der Auslegung von xy auf dem richtigen Weg befindet? Da das absurd scheint, behilft er sich mit standardmäßigen Floskeln: „klassischer Text in der Hinz-und-Kunz-Rezeption“, „repräsentative Darstellung der gegenwärtigen Forschungslage“ und so weiter. Nach ein paar Versuchen meint er dann den Bewertungskriterien für die sinnvolle Begründung einer Neuanschaffung näher gekommen zu sein. Begründungen für Werke mit einem Anschaffungspreis unter 50 Euro werden für gut erachtet, die für Teureres fallen durch.
Aufgepasst und umgeschaut
Die Banner der Open-Access-Propaganda im Eingangsbereich kündigen eine schöne neue Zukunft an, deren Anbruch man in Leipzig lieber heute als morgen feiern möchte. Wenn das, was als lesens- und bedenkenswert gilt, auf zentralen staatlichen Servern vorgefiltert und von „Impact-Indices“ vorsortiert wird, dann kann das Prinzip “Bestandspflege” und mit ihm das Konzept des begründeten Urteils eines Wissenschaftlers als Maß zur Beurteilung von Texten endgültig in den Ruhestand verabschiedet werden. Bis es soweit ist, bereitet man dem, was da kommen mag, diensteifrig Tür und Tor (und nebenbei gegenwärtig-bildungspolitischem Willen den Weg), indem man renitenten Studenten die Nutzung der Freihandbereiche vergrault, oder darauf hofft, dass früher oder später nach den unausgesprochenen Plänen der sächsischen Landesregierung die hiesige Geisteswissenschaft in Fachdidaktik degeneriert ist. In der Lehrbuchsammlung stört es seit Jahren niemanden, dass bändeweise Sekundärliteratur zu Wittgensteins “Tractatus” herumsteht, das Werk jedoch selbst nicht zu finden ist.
Solange es jedoch noch ein paar Verbliebene gibt, die Bücher für ihre Arbeit benötigen, so gilt es für diese wieder einmal: Aufgepasst und umgeschaut, es ist Januar – besser jetzt als später ein paar Bände für das Jahr bestellt, vielleicht hat man ja Glück. Sagt es weiter, aber nicht zu vielen, sonst ist diesmal im Sommer schon Flaute.
Wie wäre es mit Fernleihe?
Seltsam, keiner erwähnt hier die Fernleihe. Meine Doktorarbeit – lang, lang ist es her – wäre ohne undenkbar gewesen.
“… eine wissenschaftliche Bibliothek habe ihren Lesern eine repräsentative, beständiger Anpassung unterworfene Selektion der einschlägigen Literatur eines Faches darzubieten …” Wann soll das denn so gewesen sein? Vor 200 Jahren vielleicht, als die Unis und die Publikationsmenge noch überschaubar waren. Das hat schon lange vor der bösen Computerisierung nicht mehr funktioniert.
Merkwürdigkeiten
Die Denke ist schon ganz verkehrt !
Ein 50 Jahre altes Medizinbuch über die “richtige” Behandlung von Herzinfarkten ist inzwischen wertlos geworden. Eine 50 Jahre alte Monographie über den Segeberger Kalkfelsen mit Höhle ist nicht deshalb wertlos, weil das Buch seit 40 Jahren niemand mehr ausgeliehen hat.
Dann ist das ÖD, es gilt Arbeit für die Arbeitsplätze heranzuschaffen. Also müssen jedes Jahr Bücher ausgemustert werden, um Platz für Neuanschaffungen zu bekommen und das ist handwerkliche Arbeit ! Unter jeden Stempel in dem auszumusternden Buch, dass dieses Buch zur Bibliothek XYZ gehört, muss nun ein Stempel, dass es ausgemustert ist, dazu im Bestandsverzeichnis der Bibliothek gelöscht. Weiter müssen die neuen Bücher mit einer NICHT-entfernbaren Signatur versehen werden, eine Lesekarte eingeklebt und mit zahllosen Stempel versehen werden, dass dieses Buch in den Bestand der Bibliothek XYZ gehört, sowie ins Bestandverzeichnis aufgenommen werden.
Ich habe einen Spezialatlas aus den 30er Jahren erwerben können, der nach 50 Jahren von einer Bibliothek angekauft wurde und entsprechend gekennzeichnet. Selbstverständlich muss jede Karte einen Bibliotheksstempel erhalten (Narrenhände beschmieren Tisch und Wände). Aus der Lesekarte ging hervor, dass es während 16 Jahren keine einzige Ausleihung gegeben hat, also wurde der ausgemustert mit Ausmusterungsstempeln auf jeder Karte und anschliessend verkauft.
UB’s sind riesige Bücherbeschädigungs- und Vernichtungsanstalten. Wer seinen Buchbestand einer UB vermacht, will das nicht sehen, als Intellektueller sollte er das in seinem Leben aber gelernt haben, sonst ist er kein Intellektueller (von lat. intelligere = erkennen, wissen). Lieber sollte man seine Bücher an ein Antiquariat verschenken, dann ist noch der Verkaufspreis eine Zerstörungsbremse für UB’s.
By the way, seit der “Bolognareform” sind in den einschlägigen Universitätsbuchhandlungen die Bücher für die MINT-Fächer zum Studieren verschwunden. Ich frage mich,wie das überhaupt geht, studieren ohne Bücher, nur bei Jus und Medizin ist alles wie immer.
Kein Wunder
Wenn der Autor seine Anschaffungsvorschläge (oder sollte ich besser sagen „-forderungen“?) in dem Ton vorgebracht hat, wundert es mich nicht, dass manches davon übergangen wurde. Man kann nicht jedem Querulanten jeden Wunsch erfüllen.
Ein Trauerspiel - typisch bildungsfeindlich und antielitär
Das wäre ja noch schöner, wenn ein Student/Wissenschaftler selbst denken und schlussfolgern will. Passt aber in die journalistische Tendenz – besonders im ÖR Bereich – nur noch vorgefasste Meinung zu transportieren und die Fakten nach dieser Maßgabe vorzufiltern. Wir geben unser Geld an den falschen Stellen aus.
Deutsche Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek ist ab 1. März 2020 nicht mehr kostenpflichtig (zumindest in Leipzig).
Im Osten -wie im Westen- nichts neues
Die Computerisierung des Bibliothekswesens treibt seit einiger Zeit sehr bunte, neue Blüten.
Das die im Text genannte Thomas-Ausgabe deutlich unter Wert angeboten wurde, hängt ganz einfach damit zusammen, dass der Fachreferent kein Antiquar ist, sich also nicht mit Buchpreisen für gebrauchte und benutzte Bücher auskennt. Dies ist auch nicht seine Aufgabe, und er hat auch nicht die Zeit, die Preise zu recherchieren.
Es kommen nur Bücher in den Verkauf, die seit einigen Jahren keine Ausleihe mehr zu verzeichnen haben. Warum sollen diese auch ungenutzt im Regal stehen, sagt die Abteilung Ökonomie zum Bibliotheksdirektor.
Der Ökonom hat aus fast neuen Büchern sein ganzes Studium bestritten, in der Ökonomie und einigen wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereichen oder auch in Jura und Medizin ist altes Wissen und somit alte Bücher für den Normalstudierenden nicht relevant.
Die Ökonomie regiert unsere öffentlichen Behörden mit fast diktatorischem Klammergriff, wenn die Universitätsbibliothek also gerne etwas Geld jenseits der üblichen Jahreszuteilung hätte, so muss sie sich das selbst finanzieren.
Also befragt man den Computer, welche Bücher längere Zeit nicht ausgeliehen wurden. Und dann geht das selten gelesene Buch in den Buchverkauf, es kostet nur Regalplatz, der für neuere oder häufiger benutzte Bücher fehlt.
So kommt es zum “Verschenken” von seltenen Buchausgaben zu Schleuderpreisen.
Da kann man sich natürlich fragen, warum die Studierenden des Fachbereiches seit so langer Zeit nicht zur Thomas-Ausgabe in der Universitätsbibliothek gegriffen haben? Wichtigere Infos im Internet oder auf dem Smartphone? Den Weg in die UB gescheut? Wir wissen nur, dass es Bücher gibt, die jahrelang nicht ausgeliehen werden, das sagt uns der Computer.
Einige Bücher stammen auch aus Nachlässen, die der UB als Erbschaft zugefallen sind. Für diese fehlt jedoch die Zeit, den Nachlass zu sichten und diese in das Signatursystem der UB einzunehmen.
Es ist nicht gerade wenig, was den UBs durch materielle Vererbung zukommt. Aber es gibt niemanden, der die Zeit hat, diese Nachlässe in genauen Augenschein zu nehmen, zumal diese meistens nicht nur in eine Fachrichtung ausgelegt sind.
So stehen die Nachlässe jahrelang im Keller, und irgendwann fehlt der Platz und man bringt sie in den Bücherverkauf, wohl wissend, dass sich einige aufmerksame Finder ein Loch in den Bauch freuen, wenn sie für ein paar Euro seltene Ausgaben als ihr Eigentum nach Hause tragen können.
Und was die Neuanschaffungen und die Begründungen anbelangt: An der UB im Westen der Republik, an der ich tätig war, gibt es die Begründungssehnsucht schon mindestens seit 15 Jahren.
Das kann durchaus sinnvoll sein. Es gibt folgende Begründungen: Ich habe in einer Zeitung etwas positives über das Buch gelesen und will es auch lesen. Wenn mehrere Nutzer so argumentieren, kann das Buch durchaus anschaffungswürdig sein.
Der im Text geschilderte Fall, dass man ein Buch für eine Hausarbeit oder andere wissenschaftliche Arbeit benötigt, heißt nicht, dass das Buch, gar wenn es teuer ist, angeschafft wird. Bei sehr spezieller Fachliteratur können da mal ganz schnell hohe Rechnungen entstehen. Und wenn das Buch danach nur jahrelang ungelesen im Regal steht, passiert wieder ähnliches wie mit der Thomas-Ausgabe, und das will ja niemand! Insofern ist der Ankauf und auch der Verkauf von Büchern eher der Not des mangelnden Personals geschuldet.
Mehr Personal -gerade das Fachpersonal- kostet Geld.
Aber gerade im Bereich der Bildung feiert die Ökonomie fröhliche Urständ.
Auch die Computerisierung ist nicht immer der Weisheit letzter Schluss.
Manchmal gehen Katalogdaten verloren, und schon stehen hunderte Regalmeter Bücher in einer Bibliothek, von deren Existenz niemand etwas weis und auf die mit dem Computer-Ausleihsystem logischerweise nicht zurückgegriffen werden kann.
Ein Stromausfall an einer heutigen UB heißt, dass man nicht arbeiten kann. Die Zettelkataloge sind in den 2000er Jahren alle verschwunden, weil Ökonomen den Bibliothekaren erklärt haben, dass der Computer das Allheilmittel für alle bibliothekarischen Belange ist. Und man musste ja mit der Zeit gehen.
Ja, die Computerisierung hat auch enorme Vorteile, vor allem was die Bestandsverwaltung betrifft.
Bücher werden in den UBs nicht als Wertgegenstand betrachtet -außer man muss sie kaufen- sondern als zu verwaltendes, platzaufwändiges Füllmaterial für die eigene Daseinsberechtigung.
Die Kriterien für die Neuerwerbungen werden tatsächlich rätselhaft bleiben. In den 1990ern wurden die Fachbereiche der Referenten zusammengelegt, man sollte sparen. Kein Wunder, dass die jeweiligen Referenten sich nur noch in ihrem Bereich auskennen, aber nicht mit den weiteren, ihnen einfach zugeteilten Bereichen. Das geben sie offen zu.
Helfen sollten eigentlich die jeweiligen Fachbibliothekare in den spezialisierten Instituten und Seminaren. Aber die sind wohl auch nicht mehr die, die sie einmal waren, bzw. haben auch unter Personalnotstand zu leiden und sind froh, wenn sie ihre eigenen bibliothekarischen Aufgaben bewältigt kriegen. Auch hier wurden -dank der Computerisierung- nicht besetzte Stellen (wegen Rente oder Krankheit) eingespart.
Und der Ökonom hat auf der letzten Sitzung gesagt, dass durch weitere Computerisierung weitere Zeit und Geld gespart werden kann.
Außerdem lesen die jungen Leute heute ja alles viel lieber auf dem Computer oder Smartphone. Wozu noch Bücher? Es gibt doch Youtube.
Lesen, Denken und Schreiben strengt doch so an, das einem der Kopf davon schmerzen kann. Dann lässt man es lieber gleich sein!