Du hast nach feldforschung gesucht - Blogseminar https://blogs.faz.net/blogseminar/ Diskutiert werden das Leben der Studierenden, aktuelle Fragen der Hochschulpolitik sowie die Zweiheit von Forschung und Lehre. Sun, 01 Mar 2020 07:20:32 +0000 de-DE hourly 1 Der Tränensammler https://blogs.faz.net/blogseminar/der-traenensammler/ Sun, 01 Mar 2020 06:54:30 +0000 https://blogs.faz.net/filmfestival/?p=1856 Lange Zeit stand Mohammad Rasoulof im Schatten seines berühmten Freundes und Kollegen Jafar Panahi. Mit dem Goldenen Bären der Berlinale erfährt nicht nur sein neuester Film There Is no Evil, sondern sein gesamtes Werk eine lange verdiente Würdigung. Weiterlesen

von Bert Rebhandl erschienen in Blogseminar ein Blog von FAZ.NET.

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“There Is No Evil” von Mohammad Rasoulof

Der Urmia-See liegt im nordwestlichen Winkel des Iran, nahe der Grenze zur Türkei. Er ist salzreich und nicht sehr tief, und er enthält zahlreiche Inseln, auf denen gelegentlich Menschen leben, die zu der modernen Gesellschaft auch des islamistischen Staats in großer Distanz leben. Auf diesem Urmia-See fährt in Mohammed Rasoulofs Film The White Meadows (2009) ein Mann herum, der es sich zur Aufgabe gemacht, die Tränen der Menschen zu sammeln. Rahman macht sich buchstäblich zum Gefäß der Sorgen und Nöte, und er dementiert das Versprechen nicht, das mit seiner Tätigkeit verbunden ist – dass die Tränen sich einmal in Perlen verwandeln würden.

Das ist nun wiederum ein Bild für den künstlerischen Prozess des Films selbst, in dem Rasoulof so etwas wie eine Feldforschung in poetischer Form betreibt. Er interessiert sich ganz eindeutig für die Ungleichzeitigkeiten, von denen das Leben der Menschen und die Regeln, die sie sich geben, bestimmt sind. Und er interessiert sich für die Opfer dieser Ungleichzeitigkeiten, zu denen etwa eine junge Frau zählt, deren in Salz konservierten Leichnam er auf seinem Boot an Land bringt – nach allem, was man schließen kann, wurde sie ein Opfer der extrem strengen Moralgesetze, die in dieser Gegend gelten. Sie war einfach „zu schön für diese Welt“, sie musste gewaltsam beseitigt werden.

Gestern wurde Mohammad Rasoulofs neuer Film There Is No Evil bei der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Es hatte etwas von einer Kampfansage an das iranische Regime, wie Jeremy Irons den Preis verkündete. Der Regisseur war nicht nach Berlin gekommen, die Ausreise war ihm verwehrt worden, er wurde bei der Zeremonie unter anderem von seiner Tochter vertreten. 2015 war das ganz ähnlich gewesen, als Jafar Panahis Taxi Teheran den Goldenen Bären gewann, den Preis nahm damals die Nichte des Regisseurs entgegen. Seit 2012 lebt Rasoulof eigentlich in Hamburg, dreht seine Filme aber weiterhin im Iran, und so ergab es sich, dass er derzeit dort festgehalten wird.

Sein Name wurde einer größeren internationalen Öffentlichkeit im Jahr 2010 bekannt, als er zusammen mit dem damals schon weltbekannten Jafar Panahi während Dreharbeiten zu einem gemeinsamen Projekt in Teheran verhaftet wurde. Als eine sechsjährige Haftsstrafe und ein zwanzigjähriges Berufsverbot über Panahi ausgesprochen wurde, war Rasoulof von dem gleichen Urteil betroffen – und doch wurde er meistens in westlichen Nachrichten lange Zeit einfach als „Mitarbeiter“ von Panahi bezeichnet, selten einmal wurde erwähnt, dass es sich bei ihm um einen Filmemacher eigenen Rechts handelt, bei dessen The White Meadows umgekehrt Panahi der Mitarbeiter war (er besorgte den Schnitt).

Dass Rasoulof lange Zeit insgesamt nicht die Rezeption hatte, die ihn als einen mit Pahahi oder Abbas Kiarostami vergleichbaren iranischen Filmemacher gewertet hätte, liegt wohl an seinem so deutlich allegorischen Stil, den er auch gelegentlich in Selbstaussagen ausdrücklich mit dem politischen System im Iran in Zusammenhang bringt. Die Zensur nötigt ihn zu verschlüsselten Erzählungen, zudem wählt er vorwiegend ländliche Schauplätze. Auch für den neuen Film There Is No Evil war die Suche nach den richtigen Orten sehr wichtig.

Rasoulof wurde 1973 in Shiraz geboren, also im Süden des Landes, wo auch ein frühes Hauptwerk spielt: The Iron Island (2005), eine ambivalente Exodusgeschichte: Sunnitische Iraner, die auf dem Wrack eines Öltankers im Persischen Golf leben, müssen feststellen, dass ihre Unterkunft langsam sinkt. Die mühsamen Ausbesserungsarbeiten, das improvisierte Festhalten an einer eigentlich unzumutbaren Lebensgrundlage sind deutlich als Bilder für das prekäre Leben im modernen Iran insgesamt zu sehen. Die Menschen müssen schließlich an Land und in die Wüste, und die weitere Geschichte nimmt einen für Rasoulof typischen, allegorischen, mehrdeutigen Verlauf, in dem die Symbolkraft des Wasser in der Einöde eine wesentliche Rolle spielt.

Bisher war Rasoulof mit seinen Filmen meistens in Cannes zu Gast. Sein bis vor kurzem bekanntester Film Manuscripts Don’t Burn (2013) erzählt in verschlungener Weise von der Allgegenwart eines Sicherheitsapparats im Iran, der umso unberechenbarer ist, als sich dort auch ein revolutionärer Idealismus zu bürokratischer Gewalt verhärtet hat.

Am Tag vor der Preisverleihung präsentierte die Berlinale dieses aktuelle Skype-Gespräch mit Mohammad Rasoulof, geführt von Lorenzo Esposito, einem Mitglied der Auswahlkommission des Festivals.

 

 

 

 

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Kenianisches Feldtagebuch (4): Abschied und Temperatursturz https://blogs.faz.net/blogseminar/kenianisches-feldtagebuch-4-abschied-und-temperatursturz/ https://blogs.faz.net/blogseminar/kenianisches-feldtagebuch-4-abschied-und-temperatursturz/#comments Tue, 27 Feb 2018 08:25:34 +0000 http://blogs.faz.net/blogseminar/?p=5416 Für ihren Masterabschluss im Fach Ethnologie musste unsere Autorin für vier Monate „ins Feld“. Hier berichtet sie von den letzten Tagen ihres Forschungsaufenthalts und ihrem „Feldaustritt“, dem Abschied von Kenia. *** Das Moskitonetz ist wieder im Schrank verstaut, meine Forschungspläne, … Weiterlesen

von kariwilhelm erschienen in Blogseminar ein Blog von FAZ.NET.

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Für ihren Masterabschluss im Fach Ethnologie musste unsere Autorin für vier Monate „ins Feld“. Hier berichtet sie von den letzten Tagen ihres Forschungsaufenthalts und ihrem „Feldaustritt“, dem Abschied von Kenia.

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© Katharina WilhelmWieder zuhause

Das Moskitonetz ist wieder im Schrank verstaut, meine Forschungspläne, die Liste potenzieller Gesprächspartner und die Kiswahili-Vokabeltabellen, welche vier Monate lang in meinem Zimmer in der Jomo Kenyatta University of Agriculture and Technology in Juja hingen, sind weggeräumt. Mit ein paar Mangos und großen Avocados im Gepäck habe ich mich gegen die ersten Tage zurück in der deutschen Kälte gewappnet. Der letzte prüfende Rundgang durch den Bungalow, der während der Feldforschung für meinen Masterabschluss in Ethnologie meine Heimat war, fiel nicht leicht.

Nun bin ich wieder zuhause in Deutschland. Vergessen habe ich nichts in Kenia, dafür aber eine Menge mitgenommen: Drei volle Notizbücher, fünfundvierzig Seiten Feldreport, etwa zwanzig Stunden Interviewmaterial auf dem Diktiergerät, Fotos, und natürlich unzählige neue Erfahrungen, Eindrücke und Erinnerungen, die ich nun gemeinsam mit dem Datenmaterial in den nächsten drei Monaten verarbeiten und in meiner Masterarbeit verpacken werde. Im Juni dann soll das etwa achtzigseitige Werk mit dem Titel „Sporterziehung und Wertevermittlung in Kenia am Beispiel der Organisation NGUVU Edu Sport e.V.“ abgabebereit sein.

Die Wärme Kenias

Dafür muss ich nun zunächst eine geeignete Gliederung finden, alle Notizen sichten und ordnen, die Interviews zu einem großen Teil transkribieren, Bücher in der ethnologischen Bibliothek meiner Universität für den theoretischen Teil der Arbeit wälzen und diesen schließlich mit der Analyse meiner empirischen Ergebnisse zusammenführen.

© Katharina WilhelmZuschauer bei der freitäglichen Straßenfußballliga.

Wie sehr mich mein Feld überrascht hat, wird auch Teil meiner Masterarbeit sein, und zwar in dem obligatorischen Kapitel, in dem ich über meine Methoden und meine eigenen Gefühle und Empfindungen während der Feldforschung Rechenschaft ablegen muss. Ich hätte nicht gedacht, so herzlich in das Team und im Forschungsort aufgenommen zu werden, als Weiße und als Frau noch dazu. Auch über meine eigene Person hinaus präsentierten sich die Jungs der “NGUVU Edu Sport e.V.”-Mannschaft tatsächlich als Paradebeispiel für Teamgeist und Integrationsbereitschaft. Die Früchte, die das Projekt trägt, zeigen, dass sein Modell weit zielführender ist, als ich vor meinem Feldeintritt vermutet habe.

Wie sehr mir das Leben in Afrika bereits fehlt, werde ich allerdings nicht in meiner Abschlussarbeit thematisieren. Deutschland empfing mich mit grauen und müden Gesichtern und der kältesten Woche des Winters, sodass mich der Temperatursturz von etwa dreißig Grad erst einmal ziemlich zermürbte. Ich vermisse aber nicht nur die Wärme Kenias, sondern auch die der Menschen, die vielen lärmenden Kinder um mich herum, die tausend Sterne am Nachthimmel, meine Freunde in Juja, die saftigen Mangos und klebrigen Softdrinks. Immerhin werde ich nun nicht mehr angestarrt, sobald ich ein Geschäft betrete, da ich jetzt wieder nur ein Mzungu unter vielen bin. Und auch die Käsebrote, auf die ich mich seit Wochen schon freue, erleichtern mir den kulturellen Übertritt ein wenig.

Die letzten Tage im Feld waren vollgestopft. Ein Programm des “NGUVU Edu Sport”-Projekts, das Gegenstand meiner Masterarbeit ist, begann erst im neuen kenianischen Schuljahr und damit am Ende meiner Forschung. Da ich die sogenannte “NGUVU Edu Sport”-Straßenfußballliga, die jeden Freitag mehrere Schulen aus Juja zu einem Turnier ohne Gewinner und Verlierer, aber dafür mit einem Fairplay-Ranking-System zusammenführt, gerne in meine Arbeit aufnehmen wollte, hatte ich zu diesem späten Forschungszeitpunkt nochmal ein eues Aktionsfeld zu bewältigen.

Gehen mit Glück

Gleichzeitig hatte ich Termine mit allen Gesprächspartnern, die mir zur Vervollständigung meiner Liste noch fehlten, zu koordinieren, Abschieds- und Dankesgeschenke für alle, die mir mit meiner Forschung geholfen haben, zu besorgen und einige Dinge von der utopisch langen Liste zu erledigen, die ich eigentlich während der vier Monate in Kenia hatte abhaken wollen. Zumindest einmal wollte ich einen Blick ins Nairobi National Museum geworfen haben.

© Katharina WilhelmDas Buffet bei unserer Abschiedsparty

Und dann hieß es am Ende Abschied nehmen: von meinem „Gatekeeper“, dem deutschen Projektleiter, dem ich meine ganze Feldforschung zu verdanken habe, meinen Mitbewohnern, liebgewonnenen Freunden aus Juja, meiner Lieblingsobstverkäuferin, der Vermieterin, den Babas, Mamas und Omas aus den Familien der Teammitglieder und natürlich von der Projektmannschaft, meinem Kernforschungsgegenstand, selbst.

Am letzten Wochenende gab die Mannschaft sogar eine kleine Abschiedsparty für mich, im Hof der Großmutter eines Teammitglieds. Wir kochten alle gemeinsam ein letztes Mal klassisch kenianisch mit Ugali, dem allgegenwärtigen Maisbrei, Sukuma Wiki, einer Spinatart, Reis, Bohnen und Wassermelone. Dann gab es Geschenke – ich hatte in Deutschland Erinnerungsfotos für jedes Kind drucken lassen, und auch die Mannschaft überreichte mir feierlich ein gerahmtes Foto von uns allen mit dem Versprechen, ab jetzt ein Teil des Teams zu sein, sowie einen Leso, ein großes, buntes Tuch, das Kenianerinnen meist um die Hüften tragen.

Als ich dann das allerletzte Mal gemeinsam mit den Kindern und Coaches des Projekts nach dem Fußballtraining vom Bolzplatz nach Hause lief, überfiel mich schon eine kaum zu verbergende Wehmut. Doch es hilft nichts – ich muss den Fußballplatz wieder gegen meinen Schreibtisch in Deutschland eintauschen. Diese wechselnden Arbeitsumfelder, verbunden mit Abschieden für lange Zeit vom „Zuhause“ sowie vom „Feld“, sind das Los eines jeden Ethnologen. Doch es gibt zwei Wege, sich in Kenia zu verabschieden, und beide halfen mir bei meinem „Feldaustritt“. „Tutaonana“, sagt man zum einen – wir werden uns wiedersehen. Und „kwa heri“, gehe mit Glück.

Hier gibt es sämtliche Folgen des Kenianischen Feldtagebuchs.

© Katharina WilhelmMein Abschiedsgeschenk von der Mannschaft

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Kenianisches Feldtagebuch (3): Unerwartete Heimatgefühle https://blogs.faz.net/blogseminar/kenianisches-feldtagebuch-3-going-native/ Mon, 15 Jan 2018 09:37:59 +0000 http://blogs.faz.net/blogseminar/?p=5192 Für ihren Masterabschluss im Fach Ethnologie muss unsere Autorin für vier Monate „ins Feld“. Hier berichtet sie über den Stand ihrer Forschung nach der ersten Halbzeit - und unerwartete Heimatgefühle. Weiterlesen

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Für ihren Masterabschluss im Fach Ethnologie muss unsere Autorin für vier Monate „ins Feld“. Hier berichtet sie über den Stand ihrer Forschung nach der ersten Halbzeit in Kenia – und einen neuen Blick auf die Heimat.

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© Katharina WilhelmDer Forschungsstandort Juja von oben

Jeden Mittag brennt die Sonne gnadenlos auf den staubigen Bolzplatz im kenianischen Juja nieder. Schatten gibt es keinen, doch das stört niemanden. Im Gegenteil, viele Mitglieder der Fußballmannschaft des NGUVU-Edu-Sport-Projekts, das Gegenstand meiner Feldforschung für meinen Masterabschluss in Ethnologie ist, spielen sogar in langärmligen Trikots und scheinen die Hitze gar nicht zu spüren. Sie sind jeden Tag aufs Neue mit Begeisterung dabei und zeigen auch noch beim zehnten Übungsspiel der Woche ungezähmten Eifer, ebenso wie die Trainer, die ihnen vom Spielfeldrand Anweisungen zurufen oder sie zur Eile antreiben.

Auch ich stehe nach wie vor beinahe jeden Tag auf dem Fußballplatz und bin wegen der Hitze froh, dass sich die ethnologische Königsdisziplin der teilnehmenden Beobachtung hier oft nur auf die Beobachtung beschränkt. Kritzelte ich in der ersten, explorativen Phase meiner Feldforschung noch jedes kleine Detail eines solchen Trainings in meinen Notizblock, schreibe ich jetzt, nach knapp zwei Monaten „im Feld“, nur noch auf, was mir für meine Fragestellung relevant erscheint. Wie reagieren die Kinder bei Niederlagen, Foulspiel oder Verletzungen? Wie drückt sich der Teamgeist aus, den der deutsche Gründer des Projekts immer wieder beschwört? Über was unterhalten sich die Kinder in den Trinkpausen, vor und nach dem Training? Was ist ihnen wichtig?

© Katharina WilhelmNicht immer nur Fußball: Workshop zum Thema Projektziele und Vorsätze zu Beginn des neuen Jahres

An manchen Tagen steht mittlerweile kaum ein Satz in meinem Notizbuch, aber ich mir dafür auf dem Platz die Beine in den Bauch. Dass mein Leben einmal eine derart fußballerische Wendung nimmt, hätte ich mir noch vor ein paar Monaten nicht träumen lassen. Freilich wusste ich bei der Wahl des Themas, dass meine Feldforschung zu einem großen Teil auf einem Sportplatz stattfinden würde, doch die flammende Begeisterung der Kenianer für Fußball habe ich unterschätzt. Nicht nur das NGUVU-Edu-Sport-Team selbst spielt jeden Tag mit einem Enthusiasmus, als ginge es um die Auswahl für die kenianische Nationalmannschaft, auch andere Kinder, Jugendliche und Erwachsene finden sich jeden Nachmittag auf dem Bolzplatz ein, um dem Nachwuchs beim Training zuzugucken. Damit nicht genug – die Kinder kennen jeden Spieler, alle Mannschaften, Trainer, Tabellenstände und Ergebnisse von Premier League und Bundesliga. Habe ich letztere zuhause nur sporadisch verfolgt, werde ich hier zum echten Experten – Unkenntnis in irgendeiner Richtung lassen mir die Jungs nicht durchgehen, und ich bin selbstverständlich bemüht, mir die Informationen anzueignen, die es braucht, um mir den steten Zugang zu meinen Informanten zu sichern. Dafür setze ich mich samstagabends auch durchaus als einzige Weiße in eine Wellblechhütte, in der sich nichts befindet außer ein paar Bänken und einem Fernseher, auf dem man für umgerechnet dreißig Cent ausgewählte Premier-League-Spiele verfolgen kann. Wo junge Menschen zuhause in Deutschland jedes Wochenende von Club zu Club ziehen, ist diese Art des Public Viewing in Juja das größte soziale Event.

Unerwartete Heimatgefühle

Die Konzentration meiner Forschung hat sich mittlerweile von der stetigen, allumfassenden Beobachtung hin zu themenfokussierten Gesprächen und Interviews verschoben. Somit nimmt nun neben Sporttreiben, ausdauerndes Reden und Fragen zunehmend Platz in meinem Tagesplan ein. Ich habe Interviews mit allen Kindern der NGUVU-Edu-Sport-Mannschaft geführt und mehrere längere, sogenannte Expertengespräche mit den Trainern. Nun, in der zweiten Hälfte meiner Forschung, werde ich die Familien der Mannschaftsmitglieder aufsuchen, um ihr Lebensumfeld kennenzulernen und auch um die Eltern zur Entwicklung ihres Kindes im Sportprojekt zu befragen. Darüber hinaus werde ich mit so vielen Akteuren wie möglich in Juja sprechen, die das Projekt kennen oder etwas damit zu tun haben: Nonnen aus dem örtlichen Waisenhaus, dem Bürgermeister, der Besitzerin der kleinen Hütte, in der die Mannschaft einmal die Woche zu Mittag isst, der Obstverkäuferin, wichtigen Figuren aus der südsudanesischen Gemeinde im Ort, einzelnen Mitgliedern aus Jujas Senior-Mannschaft, die auf dem gleichen Bolzplatz trainiert, oder einfach anderen Zuschauern, die mir auf dem Fußballfeld oder anderswo auffallen und begegnen. Am Ende meiner Forschung werde ich so beinahe der halben Stadt zu Leibe gerückt sein und hoffe, dadurch dann ein umfassendes Bild von Position und Status des Projekts am Standort wiedergeben zu können.

© Katharina WilhelmBei der NGUVU-Edu-Sport-Weihnachtsfeier

Nicht zuletzt durch diese Gespräche und Interviews werde ich immer mehr in das Ortsgeschehen involviert. Alle Kinder scheinen meinen Namen zu kennen, auch solche, die ich noch nie gesehen habe. Mein Kiswahili wird besser und funktioniert zunehmend als Türöffner, der mich den Menschen näher bringt. Zu Mannschaft und Trainern habe ich mittlerweile ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut, und auch Außenstehende wundern sich nicht mehr über meine Präsenz im Team und auf dem Platz. Fast muss ich sagen: Wenn mich morgens um sechs Uhr die ersten Sonnenstrahlen und der Hahn der Nachbarn wecken, ich mich aus meinem Moskitonetz wickele und starken kenianischen Kaffee aufbrühe, bevor ich mich auf den Weg auf den Platz oder zu meinen Interviewpartnern mache, dann überkommen mich mittlerweile beinahe so etwas wie Heimatgefühle.

Auch dafür haben Ethnologen einen Begriff: „Going native“. Wenn man eine gewisse Zeit an einem Ort geforscht hat, in die Leben der Menschen dort eingetaucht ist und sich am lokalen Geschehen beteiligt, baut man als empathischer Forscher automatisch Freundschaften auf, spannt auf den neuesten Klatsch und Tratsch, nimmt an Feierlichkeiten teil – kurz: Man wird selbst ein wenig zum Einheimischen. Für eine gelungene Forschung ist diese Transformation wichtig und nötig, sollte allerdings niemals zu weit gehen. Es gibt unter Ethnologen viele allseits bekannte Geschichten von Forschern, die wirklich glaubten, vollends zum „Native“ geworden zu sein und somit sämtliche Objektivität, Distanz und damit auch am Ende ihre wissenschaftliche Glaubwürdigkeit verloren haben. Bei aller Sympathie zu Ort und Informanten dürfen wir niemals vergessen, dass wir nur Zaungäste im Leben der Einheimischen sind, die selbiges nach einiger Zeit wieder verlassen werden.

Anpassungsprobleme während der Feldpause

Mein Forschungsstandort macht es mir auch in dieser Hinsicht leicht. Sobald ich meine Haustür morgens verlasse, fällt mir sehr schnell wieder ein, dass ich hier nicht „native“ bin. Denn abgesehen von zwei anderen deutschen Studenten und dem deutschen Projektleiter bin ich die einzige Weiße in Juja. Die, die meinen Namen nicht kennen, rufen mir „Mzungu“ hinterher, die ostafrikanische Sammelbezeichnung aller Weißen. Auf dem Weg durch Juja werde ich darüber hinaus nach wie vor von den meisten Leuten beäugt. Alles, was ich tue, wird beobachtet – und im Ort freudig diskutiert, wie ich immer wieder mitbekomme. Auch wenn ich es schon mehrmals erklärt habe, verstehen die meisten immer noch nicht, was genau ich eigentlich hier mache und halten mich wahlweise für eine neue Mitarbeiterin des Projektleiters, dessen Frau oder Schwester, deren Hauptaufgabe es ist, irgendwelche Dinge zu dokumentieren und mit den Leuten zu reden. Zu Beginn war ich öfter von dieser ständigen Beobachtung irritiert und genervt, mittlerweile nehme ich sie gelassen hin, erkläre geduldig immer wieder meine Aufgabe, winke allen, grüße und lächle.

© Katharina WilhelmGroßer Ernst auf dem Sportplatz

Weihnachten habe ich in Deutschland verbracht. Eine sogenannte Feldpause wird uns ohnehin ans Herz gelegt, auch wenn sie bei einem viermonatigen Aufenthalt keine Pflicht ist. Der zu erwartende „Schock“ bei meiner temporären Heimkehr war für mich weniger klimatischer oder kultureller Art, sondern hing vielmehr damit zusammen, wie sehr mir gerade an Weihnachten die Probleme unserer Gesellschaft im Vergleich zur kenianischen vor Augen geführt wurden. Vor einigen Tagen war ich noch zutiefst betroffen und traurig, dass ein südsudanesisches Flüchtlingskind aus der Projektmannschaft in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ohne Vorankündigung abgeholt und wieder zurück nach Kakuma gebracht wurde, einem Flüchtlingscamp nahe der südsudanesischen Grenze, in dem katastrophale Zustände herrschen. Die Person, bei dem der Junge in Juja untergebracht war, konnte finanziell nicht mehr für ihn aufkommen. Ereignisse wie dieses passieren in Kenia beinahe täglich: Menschen verschwinden, Kinder haben tagelang nichts zu essen, kein Dach mehr über dem Kopf und keine Möglichkeit, zur Schule zu gehen. Und dabei ist die Region in Zentralkenia bei weitem nicht die ärmste des Landes. Sich dann über die Feiertage wieder damit zu beschäftigen, wer welche Parfümmarke bevorzugt, ob die Verpackung auch hübsch genug ist oder ob an Heiligabend zum Nachtisch lieber Tiramisu oder Mousse au Chocolat serviert werden soll, war hart für mich.

Ich freute mich, der existenziellen Probleme zum Trotz, die mir an meinem Forschungsort täglich begegnen, richtiggehend auf meine Rückkehr. Denn auch wenn mir hier der meiste Komfort der Heimat fehlt, meine Ernährung hier wenig Abwechslung von Reis, Bohnen, Mangos, Avocados und Bananen bietet, auch wenn die einzige Abendunterhaltung darin besteht, zu lesen, Feldreporte zu schreiben oder sich Fußball in einer Hütte anzusehen, und auch wenn ich wahrscheinlich in acht weiteren Wochen immer noch mit „Mzungu“ gerufen werde, fühle ich mich in meinem Feld und in der Mannschaft angekommen und bin bereit für die zweite Halbzeit.

Hier geht es zu den früheren Folgen des Kenianischen Feldtagebuchs

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Kenianisches Feldtagebuch (2): Pole, pole https://blogs.faz.net/blogseminar/kenianisches-feldtagebuch-2-pole-pole/ https://blogs.faz.net/blogseminar/kenianisches-feldtagebuch-2-pole-pole/#comments Sun, 19 Nov 2017 09:32:01 +0000 http://blogs.faz.net/blogseminar/?p=4742 Für ihren Masterabschluss in Ethnologie muss unsere Autorin für vier Monate „ins Feld“. Hier berichtet sie von den ersten Tagen in Kenia, von Wolkenbrüchen, Studentenstreiks und anderen Hindernissen. *** Dass ich genügend Zeit habe, diese Zeilen zu schreiben, liegt daran, … Weiterlesen

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Für ihren Masterabschluss in Ethnologie muss unsere Autorin für vier Monate „ins Feld“. Hier berichtet sie von den ersten Tagen in Kenia, von Wolkenbrüchen, Studentenstreiks und anderen Hindernissen.

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Unser Garten nach den heftigen Regenfällen.

Dass ich genügend Zeit habe, diese Zeilen zu schreiben, liegt daran, dass ich den Bungalow, den ich zusammen mit zwei anderen deutschen Studentinnen auf dem Campus der Jomo Kenyatta University of Agriculture and Technology in Juja bewohne, zur Zeit nicht verlassen kann. Über Nacht hat sich die Straße vor der Haustür in einen Fluss verwandelt, und ein Baum der Nachbarn ist umgefallen, hat unser Vordach knapp verfehlt und blockiert nun die Straße. Am Ende der kleinen Regenzeit, die momentan in Kenia herrscht, gibt es oft ein großes Finale, bei dem sich der Himmel nochmal so richtig ausweint, erzählen mir die Leute im Ort und versichern mir, dass die stundenlangen Regenfälle damit nun ein Ende haben werden.

Ich hoffe, dass sie recht behalten, denn der Regen bringt meine Pläne mindestens einmal am Tag durcheinander. Der Gründer und Leiter des ortsansässigen Projekts Nguvu Edu Sport e.V., das ich für meine Masterarbeit beforsche, und dem ich in der ersten, sogenannten „explorativen“ Phase meiner Feldforschung auf Schritt und Tritt folge, ruft mich einmal am Tag an, um mir mitzuteilen, dass sich die nächste Trainingseinheit oder Abfahrt verzögern wird, bis der Regen aufgehört hat.

Und plötzlich verläuft ein Fluss vor unserer Haustür.

Eigentlich bin ich dankbar für die unfreiwilligen „Regenpausen“, denn meine Tage sind von morgens bis abends mit Aktivitäten und Terminen vollgestopft. Meist geht es morgens zwischen acht und neun Uhr los – etwa, um in die Nachbarstadt Thika zu fahren und Straßenkinder zu besuchen, von denen die meisten Klebstoff schnüffeln und oft schon morgens durch die Dämpfe, die sie einatmen und die ihnen helfen, den Hunger zu unterdrücken, nicht mehr zurechnungsfähig sind. Nguvu Edu Sport unterstützt sie morgens mit Brot, Milch und einer warmen Tasse Tee, aber auch durch Aktivitäten wie gemeinsame Wanderungen oder Ausflüge.

Nachmittags steht von montags bis mittwochs Fußballtraining mit der Nguvu-Edu-Sport-Mannschaft aus Juja auf dem Plan, an den anderen Tagen läuft das Ferienprogramm des Projekts in Juja: Fahrradfahren, Freundschaftsspiele gegen andere Teams, längere Läufe oder bisweilen auch Schwimmen, interaktive Workshops zu einem bestimmten theoretischen Thema oder gemeinsames Kochen.

Die Nguvu-Edu-Sport-Mannschaft beim Freundschaftsspiel gegen ein Team aus Kiambu.

All diese Aktivitäten begleite ich in der explorativen Phase meiner Feldforschung als mehr oder minder stummer Beobachter – nur den Leiter des Projekts, „Schlüsselinformant“ und „Gatekeeper“ meiner Forschung, löchere ich von Beginn an mit Fragen. Mit diesen Begriffen bezeichnen wir Ethnologen den Informanten einer Forschung, ohne den selbige nicht möglich gewesen wäre – weil er eine wichtige Position etwa in einer Firma, einem Dorf oder kulturellen Kreis innehat, oder, wie in meinem Fall, Leiter und Gründer eines Projekts ist, der mir gestattete, meine Forschung in diesem durchzuführen. Gleichzeitig hat dieser „Schlüsselinformant“ aufgrund seiner Stellung auch den umfassendsten Überblick über das Feld.

Ab der zweiten Woche beginnt sich meine Rolle hin zu der eines teilnehmenden Beobachters zu verschieben. Ich versuche, Vertrauen, Respekt und Akzeptanz vor allem meiner jungen Informanten zu gewinnen, indem ich beim Völkerball mitspiele, Essen mit ihnen teile und sogar eine eigene kleine Trainingseinheit gestalte. Dennoch besteht der größte Teil meiner Forschung auch weiterhin noch darin, dass ich am Spielfeldrand stehe oder jede sonst verfügbare Minute nutze, um Notizen zu machen – über alles, was mir auffällt, was wichtig werden könnte, oder einfach zunächst noch nicht verständlich für mich ist. Ein halber Notizblock ist bereits voll, sondiert und gesichtet wird allerdings erst am Ende meiner Forschung, wenn ich zurück in Deutschland bin.

Am Anfang meiner Forschung bin ich meist noch nicht mitten im Geschehen, sondern beobachte von außen.

Ebenfalls ab der zweiten Woche führe ich Interviews auf Grundlage meiner vorab erarbeiteten Fragebögen durch – die ich natürlich in Kenia nach und nach anpasse. Befragt werden neben dem Leiter zunächst die Mitglieder der Projektmannschaft, alles Jungs im Alter von zehn bis sechzehn Jahren.

Zwischen Interviews, Beobachtungen und hastigem Gekritzel im Notizbuch fallen verschiedene Besorgungen oder Einkäufe meist in der Hauptstadt Nairobi an, oder ich stehe mit dem Matatu, in dem ich sitze, im Stau. Matatus sind vollgestopfte Kleinbusse und die meistgenutzten öffentlichen Verkehrsmittel in Kenia.

Ich bin nicht der einzige Zuschauer, wenn die Mannschaft des Projekts trainiert.

Täglich um 18:30 Uhr geht die Sonne hier in der Nähe des Äquators so schnell unter, als hätte jemand das Licht ausgemacht. Da es für Weiße in vielen Gegenden des Landes noch immer nicht ratsam ist, sich bei Dunkelheit draußen aufzuhalten, schalte ich zu dieser Zeit meinen Laptop an, um mein tägliches Protokoll und Feldtagebuch zu schreiben.

Der dauerhafte Regen ist jedoch nicht das einzige Problem, mit dem ich in den ersten Tagen meiner Forschung zu kämpfen habe. Kürzlich wand sich auf dem Nachhauseweg eine ziemlich dicke Schlange plötzlich aus der Pfütze neben meinem linken Fuß – Gott sei Dank habe ich im Vorfeld meiner Forschung ein intensives Lauftraining absolviert und konnte in angemessener Geschwindigkeit Reißaus nehmen. Außerdem streiken nach sämtlichen Dozenten auf dem Campus, auf dem ich lebe, nun auch die Studenten, was sich so weit hochschaukelte, dass das Militär anrückte, Tränengas einsetzte und alle Studenten aus den Wohnheimen warf. Als Gaststudenten durften wir bleiben, allerdings leben wir jetzt auf einem Geistercampus und der Weg zu unserem Bungalow wird von grimmigen Militärs mit Schlagstöcken gesäumt.

Auch heftige Regenfälle und überschwemmte Plätze halten die Kenianer nicht vom Fußballspielen ab.

Dafür lachen die Kinder, die am Projekt “Nguvu Edu Sport” teilnehmen, umso mehr und haben mich mehr als herzlich und offen aufgenommen. Lediglich Sprachschwierigkeiten treten immer wieder auf, da mein dürftiges Schulbuch-Swahili regelmäßig mit der teilweise recht stark variierenden kenianischen Variante oder dem Soziolekt Sheng, der aus den Slums von Nairobi kommt, kollidiert.

Die Kenianer würden an dieser Stelle „Pole, pole“ sagen. Das bedeutet vieles, aber vor allem, dass man die Dinge besser ruhig angeht, denn meist klappen sie sowieso, irgendwie.

Abendstimmung über den Feldern der Universität.

 

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Kenianisches Feldtagebuch (1) https://blogs.faz.net/blogseminar/auf-feldforschung-in-afrika-1/ https://blogs.faz.net/blogseminar/auf-feldforschung-in-afrika-1/#comments Sun, 05 Nov 2017 08:25:38 +0000 http://blogs.faz.net/blogseminar/?p=4476 Für ihren Masterabschluss im Fach Ethnologie muss unsere Autorin für sechs Monate “ins Feld”. Hier berichtet sie von den Vorbereitungen auf Kenia, in das sie wegen Unruhen verspätet einreist. *** Teil Eins: Die Vorbereitungen Die alten, berühmten Ethnologen, die „Urväter“ … Weiterlesen

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Für ihren Masterabschluss im Fach Ethnologie muss unsere Autorin für sechs Monate “ins Feld”. Hier berichtet sie von den Vorbereitungen auf Kenia, in das sie wegen Unruhen verspätet einreist.

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Teil Eins: Die Vorbereitungen

Die alten, berühmten Ethnologen, die „Urväter“ des Fachs, die uns das gesamte Studium hindurch hinterher jagen wie unliebsame Hausgeister, schleppten zu ihren Zeiten den halben Haushalt in schweren Truhen „ins Feld“. So zogen ganze Trosse von meist einheimischen Trägern durch den afrikanischen Busch oder den Dschungel einer Südseeinsel, bepackt mit viktorianischem Mobiliar von Spiegel bis Schreibtisch, kiloweise Papier und literweise Alkohol für die einsamen Abendstunden.

Heute ist kein Ethnologe mehr stolz auf diese kolonialistischen Feldeintritte, deswegen tragen wir unseren Rucksack selbst, wenn wir auf Forschung gehen. Die Feldforschung, eine in der Regel mehrmonatige oder gar jahrelange Forschung zu einer bestimmten Fragestellung, die meist im Ausland stattfindet, ist dabei nicht nur Alleinstellungsmerkmal, sondern auch immer noch eine Art Initiationsritus im Fach. Und so begeben wir Studenten uns allerspätestens im Masterstudium, finanziert durch Stipendien und Universitäten, allesamt ins Feld, um danach unsere Abschlussarbeiten über diese Zeit zu verfassen.

In meinem Gepäck befinden sich weder Möbel noch Schnaps, dafür zwei dicke Schmöker, ein Schlafsack, eine leichte Regenjacke, Laufschuhe, viele T-Shirts und Sportklamotten. Denn mein „Feld“ heißt Kenia. Kenia liegt am Äquator und somit herrscht in vielen Landesteilen eine konstante Temperatur zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Grad – auch während der Regenschauer, die das Land in der bald beginnenden Regenzeit gelegentlich überziehen.

Ich habe vor, ein Projekt in Juja zu „beforschen“, wie der Ethnologe sagt. Juja ist eine Kleinstadt und liegt etwa fünfundvierzig Minuten von der Hauptstadt Nairobi entfernt. Das dort ansässige Projekt „Nguvu Edu Sport e.V.“, gegründet von einem deutschen Auswanderer, hat sich zum Ziel gesetzt, sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen durch Sport – insbesondere Fußball – Werte wie Respekt, Toleranz und Selbstbewusstsein zu vermitteln. Meine Aufgabe als Ethnologin wird – grob gesagt – sein, innerhalb von vier Monaten herauszufinden, ob und wie das funktioniert. Dabei stellen sich als Forschungsfragen, welche Elemente der Projektarbeit entscheidend auf die Wertebildung der Kinder wirken, mit welchen anderen Werten der teilnehmenden Kinder die zu vermittelnden Konzepte eventuell im Konflikt stehen und inwiefern sich die Wertideen der Organisation tatsächlich in der sozialen Realität der Teilnehmer abbilden.

Deshalb habe ich Laufschuhe und Sportkleidung eingepackt. Denn die zentrale Forschungstechnik der Ethnologie nennt sich „teilnehmende Beobachtung“. Dass unsere Untersuchungen auf einem Oxymoron fußen, impliziert nicht nur gelegentlichen Spott aus anderen Disziplinen, sondern auch eine besondere Vorbereitung und Herangehensweise in der Forschung. Ich werde mich nach den Trainingseinheiten der Kinder nicht einfach nur neben sie stellen und fragen, ob sie schon selbstbewusster geworden sind oder versuchen, derartiges aus ihrem Verhalten zu erkennen. Ich soll teilnehmen, die Gruppendynamik und einzelne Ereignisse mitfühlen und -erleben – und das heißt, ich werde mitlaufen, mitspielen, im Team dabei sein.

In der Vorbereitung hieß das zunächst für mich auch: trainieren. Ein Großteil der sportlichen Aktivitäten des Projekts besteht aus Ausdauersport: Fußball, Zehn-Kilometer-Läufe, Wandern, Sprint-Training. Also kaufte ich mir gute Laufschuhe und rannte zwei Monate lang den Main auf und ab, denn in meinem bisherigen Tempo hätte ich gegen eine Horde kenianischer Halbwüchsiger nicht den Hauch einer Chance.

Auf gepackten Koffern

Natürlich besteht meine Feldforschung nicht nur aus einem viermonatigen Training mit afrikanischen Nachwuchssportlern. Deshalb befinden sich in meinem Handgepäck auch eine Menge leere Hefte und Notizbücher, die später zu Feldtagebüchern, Personenregistern und Feldprotokollen werden. Einige Fragebögen und Interviews stecken ebenfalls bereits vorbereitet im Rucksack.

Es war ein recht langer Weg bis zum gepackten Koffer. Da ich bereits meine Bachelor-Arbeit über ein Entwicklungszusammenarbeitsprojekt in Kenia verfasst habe, waren Thema und Feldzugang schnell gefunden. Dann musste ein Konzept ausgearbeitet, Methoden-, Zeit-, Arbeits- und Kostenpläne erstellt und in verschiedenen Kolloquien und Seminaren mehreren Dozenten und vor allem dem Betreuer meiner Masterarbeit präsentiert werden. Um ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes zu bekommen, habe ich zusätzlich die Landessprache Kiswahili gepaukt, meine Englischkenntnisse testen lassen und verschiedene Dozentengutachten eingeholt.

Nun kann ich mich mäßig auf Kiswahili verständigen, mein Konzept steht, das Stipendium habe ich in der Tasche, und zehn Kilometer laufe ich auch in einem halbwegs ordentlichen Tempo. Am dritten Oktober hätte mein Flug gehen sollen – doch ich bin immer noch in Deutschland. Der Leiter des Projekts äußerte in der letzten Septemberwoche Sorge über die zunehmend instabile politische Situation in Kenia im Vorfeld der Präsidentschafts-Neuwahlen am 26. Oktober und bat mich, meinen Forschungseintritt um einen Monat zu verschieben. Auch meine Universität riet mir, die Wahlen angesichts der aktuellen Entwicklungen abzuwarten. So habe ich meinen Flug auf den 6. November verschoben und sitze bis dahin auf gepackten Koffern.

Der Bericht wird fortgesetzt.

von kariwilhelm erschienen in Blogseminar ein Blog von FAZ.NET.

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Studieren in Tasmanien https://blogs.faz.net/blogseminar/studieren-in-tasmanien/ https://blogs.faz.net/blogseminar/studieren-in-tasmanien/#comments Mon, 02 Oct 2017 14:02:45 +0000 http://blogs.faz.net/blogseminar/?p=4319 Studieren in Tasmanien: Bücher zu - und ab in die Natur Weiterlesen

von ruthpeacock erschienen in Blogseminar ein Blog von FAZ.NET.

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In Tasmanien ist das Studentenleben noch einfach. Zumindest, wenn man weiß, wo sich die Kommilitonen abends verstecken. Es herrschen klare Regeln, mit denen man sogar einen Gang in die Wildnis überlebt.

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© dpaHobart: Eine Stadt, die sich zwischen Berge und Meer schmiegt

“Tassie”, wie die Einheimischen ihre herzförmige Heimat nennen, ist ungefähr so groß wie Irland. Mit etwas mehr als fünfhunderttausend Einwohnern ist die Insel aber trotzdem eher klein. Wer mit offenen Augen und einem guten Pullover dorthin fährt, wird feststellen, dass dieser Ort einen nie wieder loslässt.

Wo sind die jungen Leute hin?

Es ist fast unmöglich sich in Hobart, der Haupt- und Universitätsstadt Tasmaniens, zu verlaufen. Oben steht der Mount Wellington, unten liegt das Meer. Dazwischen eine lange Straße. Als eine Freundin einst diese Straße in Richtung Campus entlang lief, traf sie auf eine der vielen internationalen Studierenden aus Asien. Dieses Mädchen fragte mit einer verwirrten und etwas verlorenen Stimme, wo denn die ganzen jungen Leuten seien. In der Tat ziehen die jungen Studierenden in Hobart nicht in Rudeln umher. Partys finden meist Zuhause statt und ansonsten sind die Studierenden normalerweise dort zu finden, wo der Rest der Bevölkerung sich auch aufhält: beim Essen, Lesen, oder Wandern.

In Tasmanien raucht fast niemand mehr, und mit einer offenen Flasche Alkohol in der Öffentlichkeit umherzulaufen, ist eine Ordnungswidrigkeit. So bleiben die Straßen sauber und das soziale Leben auf Pubs, Bars, BBQs und eben Zuhause konzentriert. Bars und Live-Musik findet man in Salamanca, direkt am Hafen.

Blick über den Salamanca Market

Hobart beheimatet sowohl das Antarktis-Forschungszentrum als auch den tiefsten Hafen der Südhalbkugel. Mit etwas Glück sieht man hier nicht nur das Aurora Australis Forschungsschiff, sondern auch die grünen Lichter der echten Aurora Australis. Tasmanien gehört zwar theoretisch zu Australien, aber der Winter hat eher etwas vom Polarkreis, komplett mit Seehunden und Pinguinen. Wenn es am Strand dunkel wird, watscheln diese in Frack gekleideten Zwerge ziemlich flott vom Meer durch die Dünen zu ihren Höhlen.

© dpaSeeelefant mit Haubenpinguinen auf Macquarie Island

© dpaAurora Australis über der Antarktis

In der Stadt sind die Dämmeigenschaften der Häuser leider suboptimal. Seeluft und Kälte sind gesund, aber es gibt einen Grund dafür, dass Merinowolle im Alltag sehr beliebt ist. Das sehen die Wallabys, eine Art Minikänguru, genau so, auch sie meinen, einen kuscheligen Schlafplatz zu verdienen. Spätestens, wenn man einmal vergessen hat, die Tür zu schließen und früh morgens ein Wallaby aus dem Haus davon hoppeln sieht, weiß man, dass man doch in einer anderen Welt lebt. Im übrigen kann es auch vorkommen, dass nicht nur der Nikolaus Geschenke in den Schuhen hinterlässt.

Wallabys

Die klassische Uniform der Tasmanier alter Garde besteht aus Flipflops, einer kurzen Hose, einem Wollpullover, Jacke oder Hoodie und einer Wollmütze. Beim Wandern trägt man unter der kurzen Hose eine Thermo-Leggings und ersetzt die Flipflops durch Bergschuhe und Gamaschen. Gore-Tex und andere Funktionsstoffe werden gleich vom Gras, das im kalten Regenwald Tasmaniens rasiermesserscharf ist, einfach durchschnitten. Wandern heißt bei uns nicht ohne Grund “Bushwalking”. Es gibt viele Büsche und man läuft einfach durch. Nass wird man egal wie.

Ein leichter Drang zur Gotik

Tasmanische Ausgehuniform

Der Trick ist, dabei warm zu bleiben. Es ist wichtig, die Füße schnell abtrocknen zu können, und, wenn die Sonne nach halbstündiger Abwesenheit wieder scheint, schnell etwas auszuziehen zu können. Dabei das Nach-oben-Schauen nicht vergessen! Tasmanien hat unglaublich viele Regenbogen.

So ist diese Insel. Sie lässt einen wissen, dass man letztendlich der Natur untergeordnet ist.

Kein Wunder, dass es hier einen leichten Drang zur Gotik gibt. Im Sommer treffen sich die Zombies für den jährlichen Zombie-Marsch und im Winter vertreibt man die bösen Geister mit Feuer bei dem Dark-Mofo-Festival.

 

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Weg vom Meer, die lange Straße hoch und leicht links befindet sich The New Sydney mit exzellentem Pubessen und mittwochs auch klassischem Live Pubrock. In derselben Straße gibt es sonntags den “Farmers Market”, berühmt unter anderem für seinen Halloumi-Kürbis-Burger, für den allein sich der Flug von Deutschland herüber schon lohnt. Etwas weiter bergauf gibt es andere Möglichkeiten, sich mit Freunden zu verabreden, zum Beispiel das Klub Kino mit Dachleinwand, sehr geeignet für Zweibeiner, oder das Hobart Cat Café für diejenigen, die lieber mit Vierbeinern abhängen.

Egal was für Freunde man bevorzugt, man wird festzustellen, dass eines der wenigen australischen Klischees, welches auf Tasmanien zutrifft, die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen ist. Freundliche Gesichter und Hilfe findet man überall. Enge Freunde muss man suchen. Die beste Möglichkeit, schnell Anschluss an der Uni zu finden, ist die sogenannte O-Week (O für Orientation). Hier gibt es vieles, auch Bier, umsonst und die Möglichkeit den StuRa und andere Studierende zu treffen. An einem Tag stellen sich dann noch die verschiedensten Vereine der Uni vor. Es gibt für jeden etwas: von der Anime-Society (welche die jährliche AICon organisiert) bis hin zum Wildwasser Kajak Club und Ultimate Frizbee.

Eltern in Australien haben keine Unterhaltspflicht für ihre volljährige Kinder, und das Leben in Tasmanien ist teuer. Die gute Nachricht ist, dass der Stundenlohn im Supermarkt oder beim Bäcker nicht bedeutend niedriger ist als bei einer Anstellung im Öffentlichen Dienst. Jobben lohnt sich. Zählt man die Lebenshaltungskosten und ausreichend Taschengeld zusammen, ist man schnell bei 2000 Euro im Monat angelangt. Wer nebenbei jobben geht, sollte wissen, dass der Arbeitgeberanteil an der Rente mindestens neun Prozent des Gehalts beträgt. Mit der Abgabe der Steuererklärung und dieses Formulars hier wird das Geld beim Verlassen des Landes an den Arbeitnehmer ausgezahlt. Wenn man nicht zu viel schwarz gearbeitet hat, bedeutet das in der Regel ein hübsches Sümmchen.

TÜV auf Tasmanisch

Bei der Einrichtung der Studentenwohnung muss man in Tasmanien ohne Ikea auskommen. Sogenannte Op-Shops, wie Vinnes sind eine bessere und sparsamere Alternative. Hier werden Sachen gespendet und für wenig Geld verkauft. Der Erlös geht an die Bedürftigen.

In Hobart ist alles innerhalb einer Dreiviertelstunde zu Fuß erreichbar. Für Lauffaule gibt es öffentlichen Verkehr, sprich den Bus. Da er die einzige Alternative zum Auto bietet, verdienen Busfahrer in Tasmanien ein “Thanks” beim Verlassen des Fahrzeugs. Um die Insel unmotorisiert erleben zu können, braucht man ein freundliches Gesicht und viel Zeit fürs Trampen in den dünnbesiedelten Gebieten. Bei uns gibt es noch Dörfer, die nicht einmal auf Google Maps zu finden sind. Mit einem  deutschen Führerschein (und beigefügter Übersetzung) oder einem internationalen Führerschein bietet der Mietwagen eine zuverlässige Alternative zum “Daumen raus”. Oder man kauft sich einfach ein altes Fahrzeug. Ein Auto in Tasmanien hat TÜV bis es abgemeldet wird, das heißt bis es auseinanderfällt.

© dpaTasmanischer Teufel

Mit einem Auto sind die Wombats, Tasmanian Devils, und Wallabys im Bonorong Wildlife Park endlich in Kuschelreichweite. Gegen Studienstress helfen auch leichte Tages- und Wochenendwanderungen sowie  der Bay of Fires oder der Wineglass Bay. Also regelmäßig Bücher zu, Handy weg und ab in die Natur!

© dpaDer Bay of Fire gilt als einer der schönsten Strände der Welt.

Die Tasmanische Wildnis bietet noch ganz andere Herausforderungen. Hier lernt man eine andere Welt und auch sich selbst ein wenig besser kennen. Circa vierzig Prozent der Insel bestehen aus hart gewonnenen und immer noch hart umkämpften Nationalparks. Wobei es eine sonderbare Ironie der Geschichte darstellt, dass gerade die so hochgeschätzte einzigartige Natur Tasmaniens ihr Bestehen einer der dunkleren Seiten unserer Geschichte zu verdanken hat. Als eine der ersten britischen Siedlungen war Tasmanien von Anfang an sowohl das Versprechen eines neuen Edens für Auswanderer als auch eine Strafkolonie, eine Hölle auf Erden. Gefängnisse wie Sarah Island oder Port Arthur brauchten keine Mauern, denn sie waren vom Meer, der Wildnis und dem sicheren Tod umzingelt.

© dpaDer Hafen von Hobart mit Häusern im viktorianischen Stil

Heute finden gut vorbereitete Wanderer in dieser Hölle vielleicht aber doch ein Stück Himmel. Die Geschichte und der Geist Tasmaniens bestehen genau darin – das Weggeworfene und Verpönte zum eigenen Wunder zu machen.

Die Tiere haben Vorfahrt

Wanderhütten bieten Unterschlupf mit Wasser, Toiletten, Lagerbetten und Gasheizungen, die den Raum bis zu kuscheligen zehn Grad aufheizen. Matratze, Schlafsack, warme Klamotten (unbedingt Wolle), Essen und ein Notzelt sind dabei stets mitzubringen – auch im Sommer. Ein Satellitennotrufsender ist empfehlenswert. Nichts erfreut die Einheimischen so sehr, wie halberfrorene Teilzeitalpinisten in überteuerten Wanderklamotten mit dem Hubschrauber abholen zu dürfen.

© dpaWombat

Die Tiere stört das alles nicht. Die Wombats sehen nur immer etwas verblüfft aus, wenn man sie dabei erwischt, wie sie ihre kleinen dreieckigen Päckchen direkt auf dem Weg hinterlassen. Sie wissen ganz genau, dass sie hier Vorfahrt haben. Dreister und klüger noch sind die Currawongs. Diese Vögel bekommen alle Reißverschlüsse auf, die nicht durch ein Schloss oder einen Knoten gesichert sind. Der Wochenvorrat an Schokolade ist dann schnell weg. Die verstreute Unterwäsche wieder einzusammeln, sorgt für allgemeine Erheiterung. Ein schnabelförmiges Loch im Klopapier finden aber wirklich nur die Vögel lustig. Ja, die Tiere in Tasmanien haben durchaus Sinn für Humor.

Mit gesundem Menschenverstand und der ehrenen Regel “erst schauen, dann setzen” kommt man selbst mit den giftigen Tieren gut zurecht. Die Schlangen wollen auch nur ein warmes Zuhause und für ihre Kinder Ruhe. Die Haie bleiben einsam im Meer, wo nur Rammstein ihre Tränen bemerkt. Die Huntsman Spider sieht zwar erschreckend aus, ist aber ein fleißiges Haustier und hält die wirklich gefährlichen Spinnen fern.

Nächstenliebe auch für Ungeheuer, Bush Pepper, Lemon Myrtle und gute Gesellschaft würzen den BBQ am besten – bis man heil zurück ins Vaterland fliegt.

 

Alle Folgen unserer Serie Feldforschung.

von ruthpeacock erschienen in Blogseminar ein Blog von FAZ.NET.

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Ökonomen am Pranger https://blogs.faz.net/blogseminar/sind-alle-oekonomen-autisten/ https://blogs.faz.net/blogseminar/sind-alle-oekonomen-autisten/#comments Mon, 04 Sep 2017 11:54:40 +0000 http://blogs.faz.net/fazit/?p=9082 Ökonomen haben von der Realität keine Ahnung, sagen Kritiker. Was für ein Märchen. Weiterlesen

von Johannes Pennekamp erschienen in Blogseminar ein Blog von FAZ.NET.

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Es ist ein Wunder, dass in diesem Land überhaupt noch etwas läuft. Denn unsere Wirtschaftsstudenten werden an den Universitäten zu weltfremden Modell-Fetischisten abgerichtet. Stupide lernen sie mathematische Modelle, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben. Eigennutz steht dabei über allem. Überlegungen zu Ethik und Ideengeschichte? Sind ihnen völlig fremd.

So lautet, etwas überspitzt, die Kritik, die seit der Finanzkrise mit voller Wucht auf die Wirtschaftswissenschaft einprasselt. Vorgebracht wird sie von Studenten, kritischen Ökonomen und Vertretern anderer Sozialwissenschaften. Ihr Wunsch: mehr Vielfalt an den Wirtschaftsfakultäten. Gesprochen wird dabei mehr über- als miteinander. Vertreter des sogenannten Mainstreams, wie der Münsteraner Finanzwissenschaftler Johannes Becker, fühlen sich angegriffen. Der Ton der “Pluralen” reiche von “spöttisch bis offen aggressiv”, schreibt er im Ökonomenblog “Makronom”. Das bedauert Becker, denn “Fundamentalopposition” gefährde den Erfolg der Bewegung – die man doch eigentlich sympathisch finden müsse: Nichts sei falsch daran, wenn junge Menschen aktuelle ökonomische Probleme diskutieren und mehr Ideengeschichte und Wissenschaftstheorie im Curriculum fordern. Die spitze Replik der Pluralen, die bald erscheint: “Wie kann man sie nicht mögen: etablierte VWL-Professor*innen, die die Erfolge der Pluralen Ökonomik loben und sich Sorgen um unsere Zukunftsperspektiven machen.”

Das ist, grob zusammengefasst, der Stand der Diskussion. Zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise ist das ernüchternd. Was die Frage aufwirft, ob der viel gescholtene Mainstream wirklich so starr ist wie behauptet – oder die Pluralen die Augen vor dem verschließen, was sich in dem Fach tatsächlich tut.

Eine erste Beobachtung auf der Suche nach Antworten: Es gibt wohl kaum eine andere Wissenschaft, in der so viel reflektiert und an Althergebrachtem gezweifelt wird. Das gilt zwar leider nicht für die Vorlesungen für Bachelor-Studenten, in denen ein verkürztes Standardprogramm durchgeackert wird, aber sehr wohl für die Spitzenforschung. Aktuelle Veröffentlichungen erfolgreicher “Mainstreamforscher” untermauern das. Bruno Frey (Universität Basel) und David Iselin (ETH Zürich) haben in ihrem Buch Dutzende einst etablierte ökonomische Ideen zusammengetragen, “die man vergessen sollte”. Auf der Abschussliste: “Märkte sind effizient”, “Volatilität bedeutet Risiko”, “Mehr Auswahl ist immer besser”, “Das Coase-Theorem”, “Ökonomie hat nichts mit Religion zu tun”. Annahmen zu bezweifeln sei der Kern der Ökonomie, schreiben die Autoren. Viele Ökonomen würden heute Ideen vertreten, die mit der Orthodoxie und Teilen des Lehrbuchwissens kollidierten.

Plurale Kritiker mögen einwenden, dass es sich bei vielen Beispielen eher um Korrekturen innerhalb des bestehenden Systems handelt als um einen echten Paradigmenwechsel. Was zu der Gegenfrage führt, welche Alternative es zu diesem Entdeckungsverfahren innerhalb des Systems gibt, wenn man sich nicht in einer beliebigen Vielfalt mehr oder minder begründbarer Ansätze verlieren möchte.

Eine klare Position hierzu vertritt der angesehene Harvard-Ökonom Dani Rodrik. Er geht auf die Kritiker ein, macht Zugeständnisse, verteidigt aber im Kern seine Disziplin: Auch wenn manch einer die Modellwelt der Ökonomen als zu enges Korsett ansehe, so habe sich diese doch als sehr nützlich dafür erwiesen, sozialen Phänomenen auf den Grund zu gehen. “Die Regeln haben meine Forschung diszipliniert und sichergestellt, dass ich weiß, worüber ich spreche”, schreibt Rodrik. Sie seien keineswegs so einengend, “dass sie mich davon abgehalten hätten, Interessen und Pfaden nachzugehen, die unorthodoxe Schlussfolgerungen produzieren”. Der von den Pluralen vorgebrachte Vorwurf, die Etablierten bildeten einen Club, der Außenstehenden verschlossen sei, laufe ins Leere. Es komme ständig vor, dass von den bestehenden Annahmen abgewichen wird. Aber nicht alle Annahmen seien gleich akzeptabel. Je größer die Abweichung, desto besser müsse man sie begründen.

Was der unkonventionelle Entwicklungsökonom Rodrik an der eigenen Zunft kritisiert, ist die Überhöhung einzelner Modelle zu allmächtigen Erklärmaschinen. Modelle seien immer dann gut, wenn sie richtig eingesetzt werden. Genau das hätten Ökonomen verlernt, zum Beispiel vor der Finanzkrise. Ökonomen hätten zahlreiche Ansätze in den Schubladen gehabt, die gefährliche Fehlentwicklungen als solche enttarnen konnten. Der dominante Glaube an die Effizienz der Märkte habe sie dafür blind gemacht.

Unter dem Strich sieht Rodrik genügend Spielraum für Wandel. Die Forschung sei heute eine völlig andere als vor drei Dekaden: Empirie und Feldforschung sind der Goldstandard; psychologische, institutionelle und historische Faktoren bestimmen die Agenda.

Es ist also möglich, vom Rand ins Zentrum zu rücken – vorausgesetzt, man bringt genügend theoretische und praktische Substanz mit. Ob das bei jedem Alternativansatz der Fall ist, müssen sich die Pluralen kritisch fragen. Unbestritten sollte jeder Ökonom lernen, was es mit dem Marxismus auf sich hat. Doch nicht zwangsläufig erwächst aus einer ideengeschichtlichen Bedeutung ein Anspruch auf Lehrstühle und Forschungsgelder.

Auch die etablierte Forschung hat Nachholbedarf. Frey und Iselin kritisieren eine “Machtstruktur” in der hierarchisch organisierten Disziplin. Konformismus wird belohnt, Doktoranden denken aus Karrieregründen mehr über Veröffentlichungen in bestimmten Fachzeitschriften nach als über eigene Forschungsinteressen. Wirtschaftsethiker weisen zu Recht darauf hin, dass der Geist des längst begrabenen “Homo Oeconomicus” im eng gefassten Rationalitätsbegriff weiterlebt. Und sowohl Rodrik als auch Frey und Iselin bemängeln eine “fehlende Narrationskultur”: Ökonomen schaffen es zu selten, ihre Erkenntnisse und deren Vielfalt als gute Story zu verpacken, was zu Missverständnissen führt.

Es ist sinnvoll, über all das zu streiten. So wie in Siegen, wo es seit einem Jahr einen Studiengang “Plurale Ökonomik” gibt, oder an der alternativen Cusanus Hochschule an der Mosel. Finanzwissenschaftler Becker fordert in seinem Blogeintrag zum konstruktiven Dialog auf. Die Pluralen schlagen in ihrer Replik eine gemeinsame Tagung im kommenden Jahr vor. Nur zu.

von Johannes Pennekamp erschienen in Blogseminar ein Blog von FAZ.NET.

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https://blogs.faz.net/blogseminar/sind-alle-oekonomen-autisten/feed/ 15
Ein Ende des Kampfes ist nicht in Sicht https://blogs.faz.net/blogseminar/ein-ende-des-kampfes-ist-nicht-in-sicht/ https://blogs.faz.net/blogseminar/ein-ende-des-kampfes-ist-nicht-in-sicht/#comments Thu, 24 Aug 2017 08:30:43 +0000 http://blogs.faz.net/blogseminar/?p=3990 Wer in der Ukraine studiert, kommt nur schwer am Militärdienst vorbei – doch viele ziehen freiwillig in den Krieg. Ein Gespräch mit drei Kiewer Studenten über ein Land in Europa, in dem Zerstörung und Aufopferungsbereitschaft zur Normalität geworden sind. *** … Weiterlesen

von niklaszaboji erschienen in Blogseminar ein Blog von FAZ.NET.

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Wer in der Ukraine studiert, kommt nur schwer am Militärdienst vorbei – doch viele ziehen freiwillig in den Krieg. Ein Gespräch mit drei Kiewer Studenten über ein Land in Europa, in dem Zerstörung und Aufopferungsbereitschaft zur Normalität geworden sind.

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© Elizaveta SergienkoEin Land im Krieg: Ukrainische Soldaten in Kiew, festgehalten von unserer Gesprächspartnerin Elizaveta

Elizaveta liebt ihr Land. Die Ukraine zu verlassen, kommt für die 20 Jahre alte Studentin aus Kiew nicht in Frage, auch wenn sie außer bei einem Ungarnausflug noch nicht viel sehen konnte von der Welt. Die Patriotin, als die sie sich ohne Einschränkung bezeichnet, zog es nicht wie viele gleichaltrige Abiturienten aus der Zentral- und Westukraine ins Nachbarland Polen, das mit einem europäischen Abschluss bei vergleichbaren Studienkosten lockt. Elizaveta blieb – aus Überzeugung.

„Ich glaube fest daran, dass in einigen Jahren alles gut wird in der Ukraine. Aber damit sich das Land verändert, müssen sich die Menschen verändern“, sagt sie nach drei Semestern Soziologiestudium an der Kiewer Taras-Schewtschenko-Universität mit großer Überzeugung. Eine Ausbildung oder ein anderes Studium waren nie ein Thema für sie, ebenso wenig wie der Auszug aus dem knapp fünfzehn Kilometer von der Stadtgrenze entfernten Elternhaus in Bojarka – wegen der hohen Mieten in Kiew.

Vier Jahre dauert Elizavetas Studium insgesamt, zwei davon werden von Militärkursen begleitet sein: zwölf Dienstage im Semester, immer von 9 bis 13 Uhr, dazu ein dreiwöchiges Sommercamp. Neben grauer Theorie, erklärt sie, gehe es da auch um Soziologie und Militärpsychologie – genau ihr Ding also. Doch nicht jedem teilnehmenden Studenten sind diese Brücken zum eigenen Studienfach vergönnt. Und anders als in kleineren Städten wie Lemberg muss man am ehrwürdigen Militärinstitut ihrer Uni besonders tief in die Tasche greifen: vier Semester à 6000 Griwna (umgerechnet etwa achthundert Euro insgesamt), dazu eine Uniform, macht insgesamt fast tausend Euro.

© Elizaveta SergienkoPatriotin: Die 20-jährige Soziologiestudentin Elizaveta in Kiew

Dabei müsste Elizaveta die Kurse eigentlich gar nicht belegen. Anders als alle jungen Männer unter 27, denen sonst eine Blitzmusterung zehn Tage nach Studienabschluss und ein 18-monatiger Wehrdienst bevorstehen, sitzt sie dort, weil sie Polizistin werden möchte. Die Teilnahme an den Militärkursen ist für männliche Polizeianwärter verpflichtend und erscheint ihr deshalb auch für Frauen nicht ganz unnütz. Das gilt auch für den Zwischenstopp bei der Armee, den sie für die Zeit nach dem Soziologiestudium eingeplant hat.

„Ich möchte meinem Land dienen und Menschen helfen“, sagt sie und macht deutlich, dass ihr auch die sich hartnäckig haltenden Vorurteile gegenüber Frauen bei der Polizei ein Dorn im Auge sind; „normal“ sei die Situation noch lange nicht. Normal hingegen ist der krisenhafte Zustand ihres Landes im vierten Jahr nach Kriegsbeginn geworden, der bislang schätzungsweise 10000 Tote gefordert hat. Überall erlebe man eine permanente Verschlechterung der Situation, so Elizaveta. Nicht nur im Donbass, wo unablässig Leben ausgelöscht würde, auch in den übrigen Regionen sinke der Lebensstandard, die Menschen träten immer wütender und aggressiver auf.

In Kiew, das Elizaveta von Geburt an kennt, blühe zwar das kulturelle Leben an vielen Ecken der Stadt, doch die Atmosphäre bleibe angespannt. Davon abgesehen teilten viele Ukrainer die Zuversicht, dass Besserung einkehre, wenn alle mitzögen, das sagt Elizaveta mit Nachdruck.

© Mykhailo BoikoElizaveta (zweite von rechts) möchte ihrem Land dienen, am Militärcamp nimmt sie freiwillig teil

Weil sie sich nebenher als Reportagefotografin etwas dazu verdient, kann sie, wie sie sagt, allerorts Alltagsszenen ablichten, die von Einsatzbereitschaft und Hoffnung zeugen. Sie selbst engagiert sich in einer Organisation, die Lebensmittel an die Soldaten im Donbass sammelt und verschickt. Eine Zeitlang hat sie als Freiwillige im Kiewer Militärkrankenhaus ausgeholfen. Dort begegnete sie vielen Menschen, deren Leben, wie sie sagt, sich deshalb „radikal verändert hat, weil sie sich dafür entschieden haben, unser Land zu verteidigen“.

Bleibt es bei dem geplanten Wehrdienst nach dem Studium, wird sich das in zweieinhalb Jahren womöglich auch über ihr Leben sagen lassen. Das dreiwöchige Camp, das noch nicht lange zurückliegt, hat sie jedenfalls darin bestärkt, für einige Jahre zu kämpfen. Denn ein Ende des Kampfes in der Ukraine ist nicht in Sicht.

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Auch Mykhailo, 20, lernte im Sommercamp das Schießen mit der Kalaschnikow. Das sei ebenso interessant gewesen wie die Taktikschulungen im Wald und im Geröllfeld, „aber nicht unbedingt so produktiv, wie der Kommandeur es wollte“. Alkohol war im Camp zwar tabu, auf Disziplin wurde großer Wert gelegt, insgesamt aber hätte eher die Atmosphäre einer Klassenfahrt geherrscht: so viel Anstrengung wie nötig, so viel Abhängen wie möglich. Mykhailo hat zwar kein Interesse an einer Karriere bei der Polizei oder beim Militär. Doch die drohende Einberufung nach dem Studium sprach trotz der hohen Gebühren für die Teilnahme, erklärt er bei einem Gespräch während eines deutsch-ukrainischen Studienaustauschs in Regensburg.

Anders als Elizaveta musste Mykhailo seine galizische Heimatstadt Iwano-Frankiwsk verlassen, um in Kiew Geschichte zu studieren. Seinen Lebensunterhalt bestreitet er dort seit jeher aus eigener Tasche. Ihm fehlen die Mittel, sich eine Wohnung im Zentrum zu leisten. Die könne monatlich schnell 300 Euro kosten und wäre nur etwas für Studenten aus wohlhabenderem Hause, die in aller Regel Jura oder Internationale Beziehungen studierten. Augenzwinkernd berichtet er von der auffälligen Aneinanderreihung von SUV auf dem Boulevard vor der Fakultät für Rechtswissenschaften.

© Miroslav KuschnirDrei Wochen Sonne und Disziplin: Elizaveta, hier mit offenem Haar, Mykhailo mit Cappy links darüber

Mykhailo wohnt wie viele ukrainische Studenten von außerhalb in einem der Betonwohnheime im Südwesten der Stadt, er teilt sich sechzehn Quadratmeter mit drei Kommilitonen. Zwei Doppelstockbetten, Tische, Kühl- und Kleiderschrank – voll ist die Bude. In die Duschen, sieben an der Zahl für dreihundert junge Männer, kann er von morgens 6 Uhr bis Mitternacht. Für die Unterkunft muss er nur 360 Griwna im Monat zahlen, also gerade einmal 12 Euro. Da Mykhailo noch ein Stipendium von etwas über 30 Euro erhält und sich als Werbetexter etwas hinzuverdienen kann, gibt er an, trotz Metroticket und dem ein oder anderen Bier im Pub einigermaßen gut über die Runden zu kommen.

Beklagen will er sich allein deshalb nicht, weil er den Umzug ins Ausland bewusst ausgeschlagen hat. Wie Elizaveta will Mykhailo sein Land nicht im Stich lassen. Dabei spricht er fließend Deutsch, das im früher habsburgischen Galizien viele Schulkinder schon von klein auf lernen, verbrachte mit DAAD-Hilfe ein Semester an der Uni Konstanz und wühlt sich in seinem Spezialisierungsfach, der deutschen Geschichte nach 1945, durch Gesetzestexte und Entnazifizierungsprotokolle aus den Besatzungszonen. Warum dann nicht auch ganz in Deutschland studieren und arbeiten?

Mykhailo: „Ein zweijähriges Masterstudium in Deutschland wäre mein Traum. Aber danach möchte ich zurück in die Ukraine“. Dort stünden ihm mit einem deutschen Diplom alle Türe offen. „Ich liebe die Ukraine“, sagt auch er über sein Land, denn sie habe ihm viel gegeben: „meine Ausbildung, eine schöne Natur und gute Menschen“. Er wolle nicht nur stiller Beobachter aus der Ferne sein, sondern zurückgeben, was er erhalten habe – und zugleich mithelfen, eine neue und junge Ukraine zu repräsentieren.

© Lars SmekalMykhailo, 20: „Die Europäer, die nach Kiew kommen, sollten nicht nur Wodka und rote Kosakenhosen zu sehen bekommen“

Das fängt für ihn schon mit der Abkehr von plumper Folklore an. „Die Europäer, die nach Kiew kommen, sollten nicht nur Wodka und rote Kosakenhosen zu sehen bekommen“, findet Mykhailo und verweist exemplarisch auf die junge Band Onuka, die ihren Mix aus Volksmusik und elektronischen Klängen zumindest schon mal als Pausenfüller beim diesjährigen Eurovision Song Contest präsentieren durfte. Auch jungen Schriftstellern wie Ivan Baidak oder Mark Liwin solle endlich die ihnen gebührende Aufmerksamkeit zuteil werden. Ukrainische Literatur sei mehr als Taras Schewtschenko.

Dass ausländische Gesprächspartner bei der Ukraine sofort an Krieg denken, ist für Mykhailo, der schon mehrmals in Polen und Deutschland damit konfrontiert wurde, nichts Neues. Ganz anders seine Erfahrung mit den eigenen Landsleuten, die entweder nicht so gerne über die offiziell nur „Anti-Terror-Operation“ genannte Auseinandersetzung im Donbass sprächen oder, viel schlimmer, sie wegen der eingefrorenen Fronten gar nicht mehr richtig wahrnehmen würden.

Manch ein Kommilitone, der die Nachrichten nicht aufmerksam verfolge, habe den Krieg sogar schon für beendet gehalten, erzählt er – auch, weil Gaunern mittlerweile das Handwerk gelegt worden sei, in der Metro auf Geldkästen trommelnd zur vorgetäuschten Flüchtlingsspende aufzurufen. So verschwinde der Krieg aus den Augen der Öffentlichkeit.

Was in Kiew bleibe, sei „ein Gefühl, dass etwas schlecht“ ist. Nur langsam erhalte ein leichter Stimmungswandel Einzug. Als Janukowitsch das Land 2014 verließ, sei der Staat pleite und die Armee heillos unterfinanziert gewesen, erklärt Mykhailo, der damals als Schüler in Iwano-Frankiwsk auf einer Protestveranstaltung zum Mikrofon griff. Mittlerweile sei immerhin Geld da, um der Armee neue Ausrüstung bereitzustellen. Vielleicht stabilisiere sich nun auch die wirtschaftliche Lage. Und vielleicht sei dann auch der Krieg zu gewinnen – „in zehn Jahren“.

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Viacheslav, 25, kennt das Knattern der Maschinenpistole nicht nur aus dem Sommercamp. Er war im Krieg. Schon im Frühjahr 2014, als der Kampf auf dem Majdan in blutige Auseinandersetzungen überging, wollte er sich dem Freiwilligenbataillon anschließen und im Donbass verteidigen, wofür er in Kiew auf die Straße gegangen war: die Freiheit der Ukraine, seines Landes, wie er betont. Doch litt er da noch an den Folgen einer Schießerei mit bewaffneten Polizeikräften, die seinen linken Arm gefechtsunfähig gemacht hatte. So konnte er seinen „Freunden vom Majdan“ erst Anfang 2015 in die Ostukraine folgen. Dort stand er dann für zwei Monate an vorderster Linie.

© Viacheslav MasniyViacheslav nahm 2015 für einige Wochen an der „Anti-Terror-Operation“ im Donbass teil.

Pisky, schon bei seiner Ankunft mehr Ruine als noch lebendiges Zweitausendseelendorf, war wie der nahegelegene Flughafen in Donezk schwer umkämpft, er liegt auch heute noch lediglich zwei Kilometer von den separatistischen Stellungen entfernt. Auf seinem Posten sah Viacheslav die Granaten aus nur wenigen Hundert Metern Entfernung ihm entgegenrasseln – immer für vier Stunden, ehe es für Schlaf und Verpflegung zurück ins Lager ging. Ob er getötet hat, kann er nicht sagen. Wenn überhaupt, erkannte er höchstens die Umrisse gegenüberstehender Panzer, ansonsten blieb der Feind ein gesichtsloser Kontrahent.

Während er einige Wochen später auf offenem Gelände am Granatwerfer stand, fiel in Pisky ein guter Freund von ihm. Das jedoch sei, erklärt er mit unveränderter Tonlage, eher die Ausnahme als die Regel. Auch sein Bataillon hätte nur fünf Gefallene zu beklagen gehabt. Viacheslav selbst entkam, wie er erzählt, im Schlaf einmal nur knapp dem Tod, als direkt neben seinem Unterstand Granaten der feindlichen Artillerie einschlugen – wobei ihn erst das Schreien seiner herbeieilenden Kollegen aufweckte, die ihn im ersten Moment für verschüttet gehalten hatten. Andernfalls hätte er, hundemüde von den Strapazen, von dem Beschuss gar nichts mitbekommen, sagt er.

Dass er vom Krieg kein Trauma davongetragen hat, hält Viacheslav für einen glücklichen Zufall. Ebenso, dass er nicht wie viele andere dem Alkoholismus verfallen sei. Soldaten panschten mit reinem Ethanol und selbstgemachten Wodka. „Ein riesiges Problem“, beklagt er, „und die offizielle Seite tut nur wenig dagegen“.

© Viacheslav MasniyViacheslav in Kiew

Weil Viacheslav heute an der Taras-Schewtschenko in Militärgeschichte promoviert, ist nur selten klar, wann genau in seinen Berichten die unmittelbare Fronterfahrung und wann der nüchterne Blick des Historikers spricht, der die Dynamik des Schlachtgeschehens wie auf dem Risiko-Spielbrett überschaut. Schnell sind systematische Fehler auf der eigenen Seite aufgezählt, die den Sieg der ukrainischen Truppen bislang verhindert hätten.

Die Regierung, sagt er, wolle sich eine gefügige Armee mit überkommenen Hierarchien halten, die, wie er es nennt, bis ins letzte Mark „archaisch sowjetisch“ sei und stehe damit der erforderlichen Modernisierung im Wege. Vor allem deshalb habe er im März 2015, als alle Freiwilligenverbände in die geordneten Militärstrukturen eingegliedert wurden, seinen Rückzug nach Kiew angetreten. Seitdem ist der Veteran wieder Student, träumt von einer Laufbahn am Historischen Institut und schult nebenher in einer privaten Organisation jüngere Kommilitonen an der Waffe. Im Fall einer Totalmobilmachung, erklärt er, würden auch solche Organisationen scharfe Munition erhalten.

Doch im seit über drei Jahren andauernden Normalfall, in dem der Krieg allmählich zur schaurigen Gewohnheit geworden ist, bezichtigt Viacheslav die Regierung in Kiew eines falschen Spiels: andauernd halte der Krieg als Ausrede her, um den Kampf gegen Korruption auf die lange Bank zu schieben und – viel schlimmer – statt alles für einen schnellen Sieg zu tun, besiegele die Regierung durch Handel mit den Separatistengebieten jenen Status quo, für den junge Ukrainer noch immer Tag für Tag bluten müssten.

Auf diese Weise sieht Viacheslav ein zweites Transnistrien heraufziehen, das angrenzend an seine Heimat Podolien in der Südwestukraine von der moldawischen Zentralregierung abgekapselt zu einem völkerrechtswidrigen De-facto-Staat geworden ist.

© Viacheslav MasniySolange sich die Gesellschaft nicht aufgibt, habe sein Land eine Zukunft: Viacheslav, der aus einem kleinen Dorf in der Südwestukraine stammt, beim Wandern in den Karpaten

An den Missständen an der obersten Spitze des Staates habe sich nur wenig geändert seit dem Euromajdan und dem Sturz Janukowitschs. Doch wenigstens seien die Zeiten vorbei, in denen „das Volk wie Sklaven gehalten“ wurde, so Viacheslav – der keinen Hehl daraus macht, weder für Poroschenko noch für die amtierende Regierung gestimmt zu haben. Seine Enttäuschung halte sich nur deshalb in Grenzen, weil er sich ohnehin keine Hoffnungen gemacht habe. Richtig schlimm werde es aus seiner Sicht erst dann, wenn sich die Gesellschaft aufzugeben begänne, die er partout nicht mit der Regierung verwechselt sehen möchte.

Viacheslav berichtet, dass selbst in den entlegensten Dörfern Ehrenamtler Essen und Medikamente für Kriegsflüchtlinge und Veteranen bereitstellen würden. Schon auf der Rückfahrt aus dem Osten hätten ihm ältere Männer im Zug auf die Schulter geklopft und unablässig Kaffee und Wurst angeboten. Zurück in Kiew sei er, solange er eine Uniform trug, von wildfremden Menschen angelächelt worden, auch manche Rechnung in Café und Bistro hätte man für ihn beglichen. Das sei die Art von Wertschätzung, die ihn stolz mache, Ukrainer zu sein.

Der Kontakt zu Elizaveta kam über Mykhailo zustande, den ich im Rahmen eines deutsch-ukrainischen Studienaustauschs in Kiew kennenlernte. Dort traf ich auch auf Viacheslav. Ihn und Elizaveta habe ich vor wenigen Tagen auf elektronischem Wege interviewt, Mykhailo bei unserer zweiten Begegnung in Regensburg Anfang August. Der Auswahl der Gesprächspartner lag die Frage zugrunde, wie ukrainische Studenten in Kiew leben und denken, die, wie so viele Kommilitonen, mit Militär und Krieg in Berührung gekommen sind.

Sämtliche Folgen unserer Reihe “Feldforschung”

von niklaszaboji erschienen in Blogseminar ein Blog von FAZ.NET.

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Lebende Männer und das Ende der lustigen Witwen https://blogs.faz.net/blogseminar/lebende-maenner-und-das-ende-der-lustigen-witwen/ https://blogs.faz.net/blogseminar/lebende-maenner-und-das-ende-der-lustigen-witwen/#comments Fri, 14 Jul 2017 07:35:59 +0000 http://blogs.faz.net/stuetzen/?p=7983 Ich bin eine anständige Frau und nehm’s mit der Ehe genau. Valencienne in Lehars “Lustige Witwe” Also wissen Sie, es ist ist doch so: Natürlich gibt es heute Wissenschaft und Untersuchungen und Balkendiagramme, es gibt Modelle und Algorithmen. Das alles … Weiterlesen

von Don Alphonso erschienen in Blogseminar ein Blog von FAZ.NET.

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Ich bin eine anständige Frau und nehm’s mit der Ehe genau.
Valencienne in Lehars “Lustige Witwe”

Also wissen Sie, es ist ist doch so: Natürlich gibt es heute Wissenschaft und Untersuchungen und Balkendiagramme, es gibt Modelle und Algorithmen. Das alles hat den enormen Nachteil, dass man sich dafür mit Mathematik auseinander setzen muss, und kein Mensch von Geist und Anstand hat es mit diesem Fach leicht. Ich selbst, wenn ich das anekdotisch evident berichten kann, war darin ein ausgesprochener Versager sowohl im Begreifen als auch in der grundsätzlichen Bereitschaft, mehr als zwei der vier Grundrechenarten zu beherrschen, denn mehr braucht man nicht, wenn die Karriere letzthin im Erhalt des Familienvermögens besteht. Ich stehe Forschung eher ablehnend gegenüber, und auf dem Standpunkt, dass Macchiavelli sein berühmtes Buch vom Fürsten ebenfalls nicht auf Basis von – damals gar nicht möglichen – Untersuchungen der Politologen mit Umfragen und Gesellschaftsanalysen gestaltete, sondern auf Basis sorgfältig ausgesuchter Anekdoten berühmter Menschen. Für das Buch vom Plebs braucht man Forschung und Soziologen, aber ich bitte Sie, doch nicht für Leute von Stand wie Sie und mich.

Das Buch vom Fürsten ist heute noch so populär, weil die anekdotische Evidenz einfach glaubwürdiger als alles andere erscheint: Einen Balken kann man problemlos wie die Süddeutsche Zeitung verlängern und verdicken, und Zahlen durch Auslassungen wie die Zeit fälschen, aber eine wirklich gute, glaubwürdige Anekdote erfinden: Dazu muss man schon mehr als Tabellenkalkulation und Photoshop beherrschen. Mit der anekdotischen Evidenz arbeiteten die Propheten der Bibel und Pornographen der Aufklärung, und deshalb ist für mich die neueste Untersuchung zum Scheidungsverhalten der Deutschen nicht mehr als eine statistische Unterfütterung meiner anekdotischen Beweisführung, die ich dem verdanke, was Politologen als Feldforschung bei der verheirateten Männlichkeit und der Einwirkung ihrer Frauen auf die Lebensverlängerung bezeichnen würden.

Denn als überzeugter Single mit wenig Arbeit und viel Freizeit ist es immer wieder ganz nett, ein altes Rad zu kaufen und es fachgerecht wieder auf die Strasse zu bringen. Gerne kaufe ich Räder in der Nähe und gern hole ich sie persönlich ab, und ich behaupte, schon anhand der Anzeigen Rückschlüsse auf die Besitzer machen zu können. Sehr oft sage ich: Der Verkäufer ist ein Mann, lebt in den angesagten Vierteln des Grossraums München, wo Vollbeschäftigung herrscht, hat vor ein paar Jahren geheiratet und mindestens ein, vermutlich aber eher zwei Kinder, die langsam alt genug sind, um in die Schule zu gehen. Das Rad hat er entweder zu seiner Junggesellenzeit bekommen, oder rund um seine Hochzeit gekauft, um fit zu bleiben. Es ist sicher mehr als ein Zufall, dass meine beiden neuen Räder von Eddy Merckx aus der ersten Kategorie stammen, und die beiden Specialized Roubaix vom zweiten Typus gekauft und praktisch nie gefahren wurden.

Sondern eben anekdotisch evident. Das war früher, als Scheidungen zur Regel werden drohten – und die Mehrheit meiner Altersgenossinnen ist tatsächlich geschieden, ich komme aus der Generation der Scheidungsfreudigen – noch ganz anders. Meine Generation war eine des grossen “Wenn Du meinst, dann mach es”. Es war die Generation der offenen Beziehungen, die das gschlamperte Verhältnis zur notwendigen Erfahrung eines erfüllten Lebens hochkultivierte. Es war die Generation der Doppelcabrioeigentümer, denen zwei Sitze in allen Lebenslagen reichten. Die Benutzung allerlei wenig sicherer Fortbewegungsmittel wie Paraglidingschirme und Motorräder galt als Zeichen der notwendigen Unvernunft in einem ansonsten allzu geregelten Leben. Eventuelle Kritik bügelte man nieder, indem man erzählte, wie man damals am Gardesee fast ertrunken wäre, oder am Monte Baldo, damals noch ohne Helm, mit fast 100 Sachen – ein Guter hält es eben aus und um einen Schlechten ist es nicht schade. Die 80er Jahre waren eben noch eine Zeit, in der das Leben nicht ohne Risiken und der Schulsport nicht ohne Schlägerei war, und die Jugend von Böhmfeld versammelte sich am Sonntag bei der Kirche, um durchfahrende Radler mit Steinen zu bewerfen und mit Mofas zu jagen. So war das damals! Anekdotisch evident und gefährlich.

Das ist nicht ohne Einfluss auf das Lebensalter, und der frühere Tod der Singles, den jede Untersuchung ausweist, ist die direkte Folge: Die einen leben in kürzerer Zeit viel mehr als die anderen in ihrem längeren Leben, das jenseits der 90 ohnehin nicht mehr so schön ist. Davor regierte eine gewisse Wahllosigkeit bei den Vergnügungen, und war der eine spannende Sexualpartner weg, war der andere vielleicht dafür bald wieder geschieden und frei auf dem Markt verfügbar. Wer heiratet und das nicht gerade ernst nimmt, hat auch kein besonderes Interesse an der langfristigen Erhaltung des Partners: So erkläre ich mir, dass sich früher zwar der Beziehungsstatus, aber nicht die Neigung zum riskanten Leben änderte. Damals wäre der Mann im Porsche wild hupend auf die Frau im BMW-Cabrio losgefahren, wo heute der junge Manager im stadtökologisch günstigen Drivenow-Carsharingauto brav darauf wartet, dass eine Mutter mit SUV ihren Anhänger mit Pferd von der Leopoldstrasse entfernt.

Heute ist es nicht mehr so, dass Frauen es befürworten, wenn Männer mit ihren Freunden auf schnellen Rennrädern in Richtung Alpen aufbrechen, um Bräune zu suchen und Schürfwunden zu finden. Im Zeitalter der Trennung war das noch egal, aber in der Epoche der neuen Dauerhaftigkeit ist jede Verletzung, jeder Unfall, jeder blaue Fleck ein Memento Mori. Auch sind Kinderräder heute keine billigen BMX-Schleudern mehr, mit denen der Stahl der Jugend gehärtet wird. Sie sind teuer, sie haben eine komplette Sicherheitsausrüstung, sie haben funktionierende Bremsen, und kein Kind weiss, dass man ohne Helm fahren kann. Und so kommt es eben, dass aus mehr oder weniger grauer Vorzeit in den Kellern des schönen, früher wilden Münchens, nur wenige Kilometer vom Parkcafe entfernt, die Merckxe, Pinarellos und Chesinis in Kellern schlafen, bis die Frau das ideale, perfekte und 700€ teure Kinderrad findet, und außerdem da unten mehr Platz braucht, und auf dem Rad fährt der Mann doch ohnehin nicht mehr: Mit einer Mischung aus Fürsorge für die Kinder und Sicherheitsempfinden für den Partner werden die alten Maschinen abgestoßen, wie man nach dem Ende des zweiten Weltkriegs die Spitfires, Helldivers und Corsairs über Bord der Flugzeugträger warf.

Und alle sind froh und kaufen sich Urban Bikes im Retro-Stil und leben ein ganz neues, ökologisches, nachhaltiges Ideal zwischen den veganen Köstlichkeiten vom Viktualienmarkt und dem, was die Gentrifizierung vom Viertel der kleinen Leute am Schlachthof übrig gelassen hat. Auf der einen Seite gefährdet das für unsereins den Nachschub an passablen Geschiedenen, an den wir uns gewöhnten. Auf der anderen Seite verhindert es die Entstehung neuer lustiger Witwen, mit denen sich unsere Urgrossväter erfreuen konnten, weil damals die Medizin noch nicht so weit war, und eine junge Frau das schnelle Ableben eines alten Mannes noch fördern konnte. Das sind Nebenwirkungen der neuen Häuslichkeit und Dauerhaftigkeit, an die niemand denkt. Aber man muss sich damit abfinden, dass die Nachhaltigkeit, von der alle so viel reden, auch in den Beziehungen umfassend gelebt wird. Früher mietete man für die Hochzeit eine Stretch Limousine oder einen Ferrari. Heute nimmt man mit dem Käfer Cabrio der Grosseltern vorlieb.

Frauen, die ihren Männern das kleine Alltagsglück des schnellen Rades madig machen, denken selbst bei begrenzten Gefahren strategisch mit grosser Risikoaversion. Es ist nur logisch und nachvollziehbar, dass sie in den grossen Dingen des Lebens dann nicht sorglos und frei von Berechnung sind: Wer den Rippenbruch nicht mag, wird den Ehebruch erst recht nicht lieben. Die fürsorgliche Hand, die den gebogenen Rennlenker nicht mag, schätzt auch keine krummen Lebenswege, und plant, was zu planen ist. Es gibt Ziele, und was im Wege steht, muss weichen. Die Durchsetzungsfreude, mit der sich Mini und Fiat 500 durch den Stadtverkehr wühlen, wird nicht geringer, wenn sie mit einem SUV auf die Menschheit und den Partner losgelassen wird. Sie meint es nur gut. Sie denkt langfristig an seine Gesundheit. Sie macht es aus Liebe und Zuneigung in Erwartung eines langen, gemeinschaftlichen Lebens. Und lässt sich, weil alles schon vorher durchdacht wurde, seltener scheiden, und bekommt mehr Kinder, weshalb diverse Gruppen gerade überlegen, wie an älteren Menschen mit zu viel Wohnraum die Deportati den Auszug erleichtert. Alt werden soll nur der eigene Mann – wer im Weg steht, darf sich gern auf der unbekannten Kellertreppe im Altenasyl das Genick brechen.

Noch freue ich mich, wenn ich ein neues Restaurierungsprojekt habe, aber langfristig, steht zu befürchten, werde ich vom Sorgenabnehmer auch zum asozialen Besitzer degradiert, der allein genug Platz hat, um zwei Münchner Mittelschichtsfamilien die Aufzucht ihrer Kinder zu erlauben. Man wird mich nicht mehr fragen, ob ich nicht vielleicht diese und jene Geschiedene attraktiv finde, sondern erwähnen, dass diese und jene Jungfamilie unbedingt dort leben möchte, wo meine Räder stehen. Für den Single, so zeigt ein Beispiel bei Ikea, reicht auch eine Businesswohnung mit 25m² als einziger Wohnsitz. Heute entsorgt unsereins die alten Träume vom Dahingleiten in Richtung der Berge, morgen sind wir selbst das Problem und das Hemmnis für mehr Platz für die neue Generation. Stürbe Deutschland wirklich als Singlegesellschaft aus, wäre man froh um uns, die wir den Wohnraum füllen.

Aber das ändert sich gerade. Und ich fürchte, bei den Genderistinnen, die ideologisch siegen und anekdotisch evident dennoch finanziell auf niedrigstem Niveau leben, wird später einmal nichts außer Mahnungen wegen der Nebenkostenabrechnung zu holen sein. Heute noch schnallen wir das Merckx auf den Gepäckträger und schieben die Minis und 500er von unserer dritten Spur, wo sie nichts verloren haben. Aber es sind viele. Und mir scheint es anekdotisch evident, dass das veränderte Heirats- und Vermehrungsverhalten der Deutschen uns in Zukunft den Raum nimmt, den wir dereinst den Familien genommen haben. Auf natürliche Lösungen wie riskantes Leben oder schnelle Scheidungen kann sich die Singleelite jedenfalls nicht mehr verlassen. Und das gute, alte Argument, dass man eine Familie in weniger als, sagen wir mal, 200m² gar nicht gründen kann, hilft wenig bei denen Entwöhnten, die nicht einmal mehr den Platz haben, um die Träume der Jugend vor dem Zugriff der Ehefrauen zu schützen.

von Don Alphonso erschienen in Blogseminar ein Blog von FAZ.NET.

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https://blogs.faz.net/blogseminar/lebende-maenner-und-das-ende-der-lustigen-witwen/feed/ 521
In der Wüste Lut habe ich mich ziemlich verschätzt https://blogs.faz.net/blogseminar/in-der-wueste-lut-habe-ich-mich-ziemlich-verschaetzt/ https://blogs.faz.net/blogseminar/in-der-wueste-lut-habe-ich-mich-ziemlich-verschaetzt/#comments Wed, 05 Jul 2017 08:25:55 +0000 http://blogs.faz.net/blogseminar/?p=3446 Der Mainzer Student Philipp Thiele fuhr in einem alten Geländewagen von Australien nach Deutschland. Im zweiten Teil unseres Interviews gibt er Tipps für Weltenbummler, Warnhinweise - und bedankt sich. Weiterlesen

von florianbarz erschienen in Blogseminar ein Blog von FAZ.NET.

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Der Mainzer Student Philipp Thiele fuhr in einem alten Geländewagen von Australien nach Deutschland. Im zweiten Teil unseres Interviews gibt er Tipps für Weltenbummler, Warnhinweise – und bedankt sich.

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Video: Philipp Thieles Extremreise in 2:40 Minuten

Hier geht es zum ersten Teil unseres Interviews: “Ich trug sie zum Mount Everest – zehn Tage lang”

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F.A.Z.: Philipp, du warst insgesamt ein Jahr unterwegs, bist durch 29 Länder gereist. Unter dem Aspekt der Nachreisbarkeit: Welche Region auf deiner Route sollte man unbedingt gesehen haben?

Philipp Thiele: Pakistan ist der absolute Wahnsinn – landschaftlich, aber auch von den Menschen her. Iran ebenso. Ich empfehle auch Armenien und Georgien. Aber wenn ich einen Ort herausgreifen soll, dann wäre das Omalo im Tusheti Nationalpark in Georgien. Das ist ein ganz einfaches Dorf im Kaukasus ohne Strom, sechs Stunden von der nächsten geteerten Straße entfernt. Umgeben von Bergen und herrlichen grünen Landschaften. Das ist definitiv der friedlichste Ort, an dem ich war.

© Philipp ThieleOmalo, Georgien

Reisejournalisten und -Blogger überbieten sich ja gerne mit den schönsten Stränden der Welt. Was ist deine Meinung?

Natürlich ist Thailand da ganz vorne dabei. Aber puderweißer Strand und Sonne – das ist nicht so meins. Mein persönliches Highlight ist der Sevan-See in Armenien. Das ist ein Frischwassersee, umgeben von wunderschönen Wiesen und Bäumchen.

Noch so ein Reisemythos: Die schönste Aussicht …

Da muss ich nicht groß überlegen: Hunza, eine Region im Karakorum-Gebirge in Pakistan. Dort ist man umgeben von den größten Gipfeln der Erde und blickt zugleich in ein wunderschönes grünes Tal. Atemberaubend.

© Philipp ThieleHunza, Pakistan

Insgesamt hast du auf deiner Reise 45.000 Kilometer zurückgelegt. Das alles in einem 30 Jahre alten Toyota Land Cruiser. Was lernt man über ein Land, wenn man mit dem Auto reist?

Sehr viel, denn die Straße ist in Asien der Lebensmittelpunkt. Alles findet draußen statt, hier wird gekocht und gegessen, verkauft, geredet. Das Auto ist deshalb auch ein sehr kommunikatives Fortbewegungsmittel. Sobald ich irgendwo angehalten habe, kam ich ins Gespräch. Oft hab’ ich auch Menschen im Auto eine Strecke mitgenommen. So sind viele Kontakte entstanden.

Wie gut ist das Essen, das man da an der Straße bekommt?

Naja, lecker ist das nicht immer, teilweise auch richtig eklig. Fleisch zum Beispiel lagert fast nie in Kühlschränken, sondern hängt halt an Haken, so lange, bis es gegessen wird. Gerade deshalb ist es wichtig, dort zu essen, wo auch die Einheimischen hingehen. Wenn du ein schickes Restaurant aufsuchst und glaubst – hier geht sicher alles mit rechten Dingen zu – bist du vielleicht der erste, der am Tag ein Hühnchen bestellt. Und auf Kühlketten braucht man sich nicht verlassen. In Nepal zum Beispiel gibt es an großen Teilen des Tages gar keinen Strom.

© Philipp ThieleStreet Food in Indonesien

Was war das Ungewöhnlichste, was du auf deiner Reise gegessen hast?

Hoffentlich keinen Hund (lacht). Also in Pakistan habe ich Spatzen probiert, in Indonesien frittierte Frösche. In Myanmar stehen sie total auf so kleine frittierte Heuschrecken. Das ist eine Delikatesse für die, gibt’s als Snack, an jeder Straßenecke.

Und?

Sagen wir so: Kartoffel Chips sind mir dann doch lieber. Aber eine kulinarische Spezialität kann ich empfehlen.

Gerne ….

Catfish – auf Deutsch “Wels” – in Indonesien. Der schwimmt noch in kleinen Eimern, bevor er auf den Grill kommt. Frischer geht es nicht. Super lecker.

Bist du auf deiner Reise mal ernsthaft krank geworden?

Nee, gottseidank nicht. Es gab natürlich immer wieder Tage, an denen ich mich schlecht gefühlt habe, meist wenn ich Essen nicht vertragen habe. Einmal war ich in Kambodscha im Meer schwimmen, ganz nahe am Ausfluss der Haupt-Kanalisation. Am nächsten Tag ging’s mir richtig schlecht, mit Durchfall und allem. Ging aber wieder vorbei.

© Philipp ThieleWerkstatt an der Straße in Indien

Wie gut war deine Reiseapotheke gefüllt?

Nicht besonders. Erste Hilfe hatte ich immer dabei, das war’s. Wenn ich mal was brauchte, habe ich es mir gekauft. Das ist ja eh so ein Irrglaube, dass man auf einer Reise für alle Eventualitäten gerüstet sein muss. Gerade die Deutschen haben mich immer gefragt: Was ist, wenn du krank wirst, was ist, wenn dein Auto kaputt geht? Dabei haben die Einheimischen ja auch Autopannen und finden Lösungen. Außerdem achten sie mehr auf einander. Mein Mitbewohner hat sich mal morgens in Deutschland auf dem Weg zur Arbeit mit seinem Auto überschlagen, 15 Minuten lag er im Straßengraben, niemand hat angehalten. Da habe ich doch lieber eine Panne in Pakistan. Dort würde jeder sofort helfen.

Voraussetzung wäre allerdings, dass überhaupt jemand vorbeikommt. Denn du bist ja auch durch viele abgelegene Gegenden gefahren.

Klar, und natürlich sollte man Werkzeug und Ersatzteile immer im Auto haben, wie in Deutschland auch. Wagenheber, Keilriemen, Ersatzreifen, Kompressor. Ganz wichtig sind Messer. Die braucht man quasi immer und überall.

Thema Sprit: Immer wenn ich dringend eine Tankstelle brauche, ist auf einmal keine in Sicht – und das in Deutschland. Du warst mit deinem Wagen teilweise Hunderte Kilometer von der Zivilisation entfernt. Bist du mal liegen geblieben?

Glücklicherweise nicht, auch wenn es manchmal ziemlich eng war. In Pakistan, im Gebirge, musste ich einmal Diesel am Straßenrand kaufen, in PET-Flachen. Ein paar Jungs hatten da ihre eigene kleine Tankstelle aufgemacht. Das sieht man häufig in Asien, besonders in Gegenden, in denen es wenige Tankstellen gibt. Aber verlassen sollte man sich natürlich nicht darauf. Besser immer einen Reserve-Kanister dabei haben.

© Philipp ThieleTankstelle in Indonesien

Wie hast du es mit Notfall-Vorräten gehalten, sprich Nahrung und Wasser?

Das habe ich von der Route abhängig gemacht. Nüsse bieten sich immer an, weil sie bei der Hitze nicht schlecht werden. Ein Vorrat an Wasser ist selbstverständlich. In Iran habe ich mich da einmal ziemlich verschätzt. Ich bin in die Wüste Lut hineingefahren, eine der heißesten Regionen auf der Erde. Dort wurden mal über 70 Grad Bodentemperatur gemessen. Aber dort gibt es berühmte Sanddünen, die über 400 Meter hoch sind, die wollte ich mir ansehen. Ich hatte auf Google Maps gesehen, dass sie 30 Kilometer von der Hauptstraße entfernt liegen. Also bin ich mit dem Wagen abgebogen und durch ein ausgetrocknetes Flussbett in die Wüste hinein. Ich hatte über 20 Liter Wasser dabei, aber das meiste musste ich dazu verwenden, den Motor zu kühlen. Denn der Weg war uneben, voller Steine, sodass ich nur sehr langsam fahren konnte. Ohne Fahrtwind war das für den Motor brutal anstrengend. Als ich wieder zurück an der Straße war, war alles Wasser aufgebraucht. Ich weiß nicht was passiert wäre, hätte ich unterwegs einen Motorschaden gehabt.

© Philipp ThieleIn der Wüste Lut. Iran

Muss man als Reisender auch mal leichtsinnig sein, um Besonderes zu erleben?

Sagen wir so: Wer generell ein ängstlicher oder sorgenvoller Typ ist, sollte besser nicht auf Weltreise gehen. Aber man muss die Lebensgefahr ja auch nicht suchen.

Gestartet bist du in Sydney. Von dort ging es quer durch Australien, per Schiff nach Osttimor und auf dem Landweg weiter Richtung Europa – durch zahlreiche Gebirge. Was war die gefährlichste Straße, die du befahren hast?

Das war in Pakistan, im Karakarum Gebirge. Zweihundert Kilometer ging es auf einer schmalen Straße rauf und runter durch Gebirge, unter dir nur der reißende Fluss. Es gab auch nur eine Fahrbahn, man musste also immer anhalten, wenn ein Auto entgegen kam. Viele Einheimische sind trotzdem gerast wir die Irren. Dummerweise ist mir ausgerechnet dort die Lichtmaschine kaputt gegangen.

Was hast du gemacht?

Es gab im Umkreis von 200 Kilometern keine Stadt. Also war mein Plan, so lange wie möglich weiterzufahren, so lange die Batterie mitmacht. Als es dunkel wurde, habe ich mich an einen Truck gehängt und sein Licht mitbenutzt. Es regnete in Strömen, Erdrutsche drohten. Man kann sich vorstellen, wie verkrampft ich hinter dem Lenker saß. Irgendwann tauchte dann eine Hütte auf, wo die einheimischen Truckfahrer übernachtet haben. Einer von denen hat mir eine volle Batterie verkauft. Damit habe ich es dann am folgenden Tag in die nächste große Stadt geschafft, wo ich das Auto reparieren lassen konnte.

Wo hast du sonst so geschlafen?

Unterschiedlich. Wenn ich auf Straßen unterwegs war, oft im Auto oder Zelt, meist etwas versteckt, abseits der Straße. Empfehlen kann ich übrigens die schickeren Hotels abseits der Touristenhochburgen. Das sind teilweise riesige Anlagen, von denen man glaubt, sie nicht bezahlen zu können. Weil aber da nur einheimische Geschäftsreisende einkehren, zahlt man weniger als in den schäbigen Hostels der Backpacker. Die Preise machen so gesehen keinen Sinn.

Thema “Geld”: Wo hast du dein Bargeld aufbewahrt?

© Philipp ThieleEinschiffen am Hafen (Bali)

In zwei Brieftaschen. In dem, was ich am Körper getragen habe, war immer nur ein bisschen Geld.

Wie oft musstest du Menschen bestechen?

Häufig, in fast jedem Land, besonders an Häfen und Grenzen. Am gierigsten sind die Russen. Wer mit einem ausländischen Kennzeichen dort lang fährt, sollte unbedingt unauffällig fahren, sonst wird man wegen jedem Pieps angehalten und muss blechen. Mein Rat ist: Wenn man in eine Kontrolle kommt, am besten locker und freundlich bleiben. Sonst wird es nur schlimmer.

Wie funktioniert das Geldabheben in Asien?

Das hat selten Probleme gemacht. Großer Sonderfall ist Iran. Aufgrund der Sanktionen gegen iranische Banken gibt es dort keine Möglichkeit Geld abzuheben. Für mich kam das ehrlich gesagt komplett überraschend. Dabei steht das in jedem Reiseführer. Das Problem ist so bekannt, dass auch kein Backpacker mich darauf angesprochen hat. So wie man jemandem, der nach Thailand fliegt, auch nicht raten würde: Pack die Badehose ein! Ziemlich peinlich.

Du warst also in Iran ohne Chance, an frisches Geld zu kommen. Zurück ging es auch nicht, weil dein Visum für Pakistan abgelaufen war. Wie hast du das Problem gelöst?

Ich hatte Glück. An der Grenze habe ich einen Typen kennengelernt, dessen Bekannter aus Teheran ein Paypal-Konto im Ausland besitzt. Darauf habe ich dann Geld überwiesen, der Mann aus Teheran hat es meinem Freund an der Grenze überwiesen und der wiederum mir ausgezahlt. Ohne deren Hilfe hätte ich wohl Sachen aus meinem Besitz verkaufen müssen.

© Philipp ThieleGastfreundschaft in Pakistan

Gastfreundschaft ist sowieso ein zentrales Thema deiner Reise. Du hast in unserem ersten Interview erzählt, dass dich die Menschen in Iran besonders fasziniert haben.

Ja, dafür gibt es unzählige Beispiele. In Isfahan kam ich am Straßenrand mit einem anderen Land-Cruiser-Fahrer ins Gespräch. Wir wechselten kaum zwei Sätze, da lud er mich zu sich nach Hause ein. Mehrere Tage lang habe ich bei ihm gewohnt. Oder der Polizist, den ich nach der nächsten Tankstelle gefragt habe. Der verschwand kurz und kam mit zwei Kanistern Diesel zurück. Ein Geschenk. Insgesamt 40 Liter.

Für alle, die eine ähnliche Reise planen – worauf sollte man unbedingt achten?

Ganz klar auf die Visa-Angelegenheiten, das ist die nervigste Sache der ganzen Reise. Damit ist man pausenlos beschäftigt. Man muss sich in die Gesetze einlesen, immer zwei drei Länder voraus denken, wissen, welche Länder sich nicht mögen. Zum Beispiel kann man in Thailand kein Visum für Indien beantragen. Also musste ich einen Umweg über Kambodscha fahren.

Du bist mit dem Auto gereist. Kannst du dir auch einen Trip mit dem Motorrad oder Fahrrad vorstellen?

Mit zwei Rädern ist man natürlich flexibler. Man kommt leichter auf Fähren unter, kann zur Not auch mal bei einem Pick-Up mitfahren. In der Stadt kann man überall parken, kommt leichter durch Staus. Der Nachteil sind aber die Straßen. Der Verkehr ist teilweise irre, extrem gefährlich, gerade für Fahrräder. Man kommt auch langsamer voran. Und das Auto bietet auch mehr Schutz, du kannst jederzeit die Türen abschließen und schlafen. Mit einem Dach über dem Kopf.

© Philipp ThieleCamping im indischen Kashmir-Gebirge

Was würdest du jemanden noch mit auf den Weg gehen, der eine ähnliche Reise zum ersten Mal angeht?

Wer das Auto nimmt, sollte unbedingt genauso unverschämt fahren wie die Einheimischen. Mit den deutschen Verkehrsregeln kommt man in Asien nicht weit. Du musst aggressiv fahren, sonst gehst du unter. Ansonsten, ganz allgemein: sich treiben lassen, reisen, nicht urlauben. Und immer ruhig und entspannt bleiben, auch wenn mal etwas nicht funktioniert. Gerade die Pannen führen manchmal zu den schönsten Erinnerungen. Man sitzt in einer Werkstatt, trinkt Tee, lernt neue Menschen kennen. Ich habe auf der Reise ein neues Sprichwort verinnerlicht: Egal ob man eine gute oder schlechte Zeit hat, es ist die einzige Zeit, die man hat.

Du bist durch viele Länder gefahren, hast sehr viel Gastfreundschaft erfahren. Würdest du auch einer Frau empfehlen, auf der Strecke alleine zu reisen?

Davon würde ich eher abraten.

Du bist mittlerweile seit über einem halben Jahr zurück in Deutschland. Steigt das Reisefieber wieder?

Definitiv. Ich habe mir vor einigen Wochen in Estland einen Land Cruiser gekauft. Der ist noch älter als der von meiner letzten Reise. Mit dem Wagen möchte ich nach Afrika fahren. Von Mainz nach Südafrika und wieder zurück. Wann, steht aber noch nicht genau fest.

Philipp Thiele mit seinem im Himalaya adoptierten Hund Tiksa und einem neuen alten Land Cruiser in Mainz

Und wo steht dein alter Wagen?

Der verbringt seinen Ruhestand in einer Mainzer Garage. Das Auswanderermuseum in Hamburg wollte ihn gerne ausstellen, aber leider passt er nicht in die Räumlichkeiten. Jetzt bauen sie das Modell nach.

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Sämtliche Folgen unserer Reihe “Feldforschung”

 Auf seiner Homepage 07phil.com sammelt Philipp Spenden für den kleinen Binod aus Nepal. Das erste Interview bei faz.net hat viel bewirkt. Mehr als 800 Euro sind danach auf dem Konto eingegangen. So konnte das neue Schuljahr von Binod gesichert werden. Philipp Thiele bedankt sich dafür bei allen Spendern.

von florianbarz erschienen in Blogseminar ein Blog von FAZ.NET.

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