Reinheitsgebot

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Das Blog zum Bier

Guinness verbannt den Fisch aus dem Bier

In Zeiten nachlassenden Bierkonsums zeigen sich die großen Braukonzerne flexibel wie selten zuvor. Jetzt hat Guinness seine Filtertechnik überdacht – und das irische Traditionsbier damit gleich mehreren neuen Konsumentengruppen erschlossen.

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© Sylvestre/MAXPPPFischt jetzt mit neuen Methoden im Trüben: Guinness vom Fass ist neuerdings vegan

Die irische Traditionsbrauerei Guinness will zum Herstellen ihres Bieres künftig keine tierischen Substanzen mehr einsetzen. Mit Hilfe eines neuen Filterverfahrens könne man auf den Einsatz tierischer Produkte gänzlich verzichten, heißt es auf der Internetseite der Brauerei. Die Rezeptur des Bieres bleibe unverändert.

Bislang hat die irische Brauerei ein sehr traditionelles Verfahren zur Klärung des Bieres verwendet, bei dem ein Nebenprodukt aus der Fischerei-Industrie als Hilfsmittel zum Einsatz kam, um das dunkle Bier von Trübstoffen zu befreien. Aus getrockneten Schwimmblasen von Fischen wird seit über hundert Jahren Gelatine gewonnen, die bis heute noch von einigen Brauereien eingesetzt wird, um trübende Partikel im Bier zu binden. Früher wurden bei diesem Verfahren getrocknete Schwimmblasen der Hausen (“Isinglass”) verwendet, einer Störart, heute kommen die Schwimmblasen anderer Fischarten zum Einsatz.

Keine tierischen Stoffe beim deutschen Bier

Guinness reagiert mit den neuen Filtermethoden auf Einwände von Vegetariern, Veganern und Tierrechtsorganisationen wie Peta, die sich über die Verwendung von Tierprodukten im Bier beklagt hatten. Guinness-Bier aus dem Fass sei jetzt schon vollständig vegan, heißt es auf der Internetseite von Guinness. Bis Ende des Jahres soll auch das Bier in Flaschen und Dosen vollständig umgestellt sein. Die Brauerei hatte schon vor eineinhalb Jahren angekündigt, eine neue Filteranlage anzuschaffen, doch die Umstellung hat sich verzögert, weil der Einsatz der neuen Technologie nach Aussagen der Brauerei schwieriger war als gedacht.

© Picture AllianceDie Guinness-Brauerei in Dublin

Die Tierschutzorganisation Peta begrüßte die Entscheidung der irischen Brauerei. In Deutschland werden zum Filtrieren von Bier keine tierischen Stoffe verwendet, sagt der bayerische Brauwissenschaftler Fritz Briem auf Nachfrage. Dieses sehr traditionelle Verfahren sei vor allem bei Brauereien in Großbritannien und dessen früheren Kolonien verbreitet. Die deutsche Brauindustrie setze schon lange andere Verfahren ein. Oft wird Polyvinylpolypyrrolidon (PVPP) verwendet, ein pulverförmiges Klärungsmittel. Die ganz kleinen Kunststoffpartikel binden die Schwebstoffe im Bier. Solange solche Mittel anschließend durch einen Filter, oft Kieselgur, mechanisch in einem sehr feinen Sieb zurückgehalten werden, widerspricht deren Einsatz juristisch auch nicht dem deutschen Reinheitsgebot. Gesundheitlich ist das unbedenklich, dennoch fordern einige Reinheitsgebots-Puristen schon länger, die Verwendung solcher Hilfsmittel solle zumindest auf dem Etikett offen deklariert werden.

Auch nach Aussagen der Peta-Ernährungsreferentin Felicitas Kitali ist der Einsatz von tierischen Filterstoffen in der deutschen Brauindustrie nicht verbreitet. Allerdings würden ähnliche Filterstoffe hierzulande bei Wein und Fruchtsäften eingesetzt. Die Tierschutzaktivistin fordert ähnlich wie Reinheitsgebots-Puristen grundsätzlich eine strengere Deklarationspflicht. Viele Verbraucher würden sich für die eingesetzten Hilfsstoffe in Lebensmitteln interessieren.

Laut Brauwissenschaftler Briem könnte auch die Furcht vor einer strengeren Deklarationspflicht von Allergenen ein Grund für die Umstellung bei Guinness sein. Bestimmte Fischprodukte seien nämlich als Allergene eingestuft. Im Labor können mit immer genaueren Messverfahren auch noch die kleinsten Spuren solcher Stoffe im Endprodukt nachgewiesen werden. Laut Briem verabschieden sich in Großbritannien auch aus diesem Grund immer mehr Brauereien von tierischen Klärmitteln.