Das „beste Bier der Welt“ sorgt in Belgien für Verstimmungen. Eine Supermarktkette hat Ärger mit den Mönchen eines Trappistenordens, weil sie deren Bier ohne Erlaubnis verkauft hat – “unethisch teuer”.
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Die Mönche des belgischen Trappistenklosters Sankt Sixtus mögen keinen Rummel. Doch ganz abschotten können sie sich nicht. Seit vor mehr als 10 Jahren eines ihrer Klosterbiere von der Internetseite „ratebeer.com“ zum „besten Bier der Welt“ gekürt wurde, müssen sie mit einem ungeahnten Hype leben, den sie selbst für reichlich übertrieben halten. Sie selbst tun alles, um den Kommerz von sich fernzuhalten, heizen den Mythos aber womöglich genau damit unabsichtlich an. Wer ihr Bier „Westvleteren“ kaufen will, muss einige Mühen auf sich nehmen: Das Bier wird nur direkt am Kloster in der belgischen Provinz Westflandern verkauft. Und das auch nur nach einer telefonischen Reservierung. Wer Bier kaufen will und das Glück hat, telefonisch durchzukommen, muss sein Autokennzeichen angeben, darf einen Termin vereinbaren und kann das Bier dann zu bestimmten Terminen am Tor des Klosters abholen: Je Besuch maximal zwei Holzkisten mit 24 Flaschen ohne jegliches Etikett – der Kasten kostet je nach Sorte zwischen 35 und 45 Euro. Zu kaufen gibt es die Sorte, die es gerade eben gibt; welche das ist, muss man telefonisch erfragen. Wer Bier eingekauft hat, darf frühesten nach 60 Tagen wiederkommen, ein Weiterverkauf ist strikt verboten.
Doch genau daran hat sich jetzt die niederländische Supermarktkette Jan Linders nicht gehalten. Für 9,95 Euro je Flasche stand das Bier der Trappistenmönche plötzlich bei einer Aktion in deren Supermarktregalen, obwohl es direkt bei der Brauerei weniger als 2 Euro kostet. Insgesamt rund 300 Kisten, also 7200 Flaschen, hat die Kette laut Medienberichten bei einer Aktion am 9. März verkauft. Alle 60 Märkte hätten jeweils 5 Kisten zum Verkauf erhalten.
Die Mönche sind verärgert. Der Preis verstoße gegen ihre „ethischen Standards und Werte“, sagte ein Sprecher der Abtei der niederländischen Zeitung „de Volkskrant“. Jeder Bierliebhaber wisse, dass „die Trappisten von Westvleteren keine Gewinnmaximierung anstreben“. Es werde immer nur so viel Bier produziert, wie für den Lebensunterhalt des Klosters notwendig sei. Die Supermarktkette verteidigt sich. Der Verkauf sei eine einmalige Sache gewesen, man wolle die Aktion nicht wiederholen. Man habe selbst auch kaum Gewinn mit dem Verkauf des Bieres erzielt. Die Begeisterung der Kunden sei aber groß gewesen.
Das Unternehmen gibt sich jetzt reumütig. Man habe vielleicht „die Stimmung, die hier entstanden ist, unterschätzt“, heißt es in einer Meldung auf der Internetseite der Supermarktkette. Grundsätzlich habe man aber „aus guter Absicht gehandelt“. Man habe gewollt, dass auch Verbraucher im Süden des Landes das Bier kennenlernen könnten. Um die „Exklusivität und den besonderen Charakter von Westvleteren nicht zu untergraben“, habe man selbst rationiert: Jeder Käufer habe maximal zwei Flaschen mitnehmen dürfen, dennoch sei nach einem Tag fast alles verkauft worden. Wo die Supermarktkette das Bier erworben hatte, wollte das Unternehmen nicht verraten, nur so viel: Es seien mehrere „Einkaufspartner“ beteiligt gewesen. Die Enttäuschung der Mönche habe sie „besonders berührt“. Um den Ärger aus der Welt zu schaffen, habe man Kontakt zu einem Sprecher der Abtei aufgenommen, das Problem soll jetzt besprochen werden.
Der graue Handel mit dem seltenen Bier ist offenbar gar nicht so selten. Glaubt man einschlägigen Foren im Internet, gibt es einige Rentner, die sich vor Ort darauf spezialisiert haben, immer wieder gemäß den strengen Regeln einzukaufen und anschließend das Bier mit saftigem Aufschlag weiterzuverkaufen. Wer auf Ebay nach dem Bier sucht, wird schnell fündig. Dort werden nicht nur volle Flaschen angeboten, auch leere Flaschen finden offenbar ihre Liebhaber als Devotionalie, genauso wie die leere Holzkiste („Rarität, 19 Euro“) und sogar die Kronkorken (gebraucht, 1 Euro).
Westvleteren ist eine von insgesamt 12 Trappistenbrauereien auf der Welt – zu den bekanntesten gehören neben Westvleteren die Brauereien Chimay, Westmalle, Orval und La Trappe. Der Name „Trappistenbier“ ist streng geschützt. „Trappist“ ist die umgangssprachlich Bezeichnung für „Zisterzienser der strengeren Observanz“. Ein Verein überwacht, ob die Regeln eingehalten werden. So muss das Bier in den Mauern einer Trappistenabtei von den Mönchen selbst oder unter ihrer Aufsicht gebraut werden. Die Brauerei darf nicht gewinnorientiert arbeiten, die Erlöse „dienen dem Lebensunterhalt der Mönche und der Erhaltung der Abteigebäude“, heißt es in den Regeln. Was übrig bleibt, muss für karitative und soziale Zwecke oder für Menschen in Not verwendet werden.