Reinheitsgebot

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Das Blog zum Bier

Der Hopfen kehrt zurück

Der Bierausstoß stagniert. Dennoch ist die Anbaufläche von Hopfen in den vergangenen vier Jahren um ein Viertel gewachsen. Das hat viel mit dem Erfolg von Craft-Bier zu tun.

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In diesen Tagen beginnt in der Hallertau die Hopfenernte. Im größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt – gelegen zwischen München, Nürnberg und Regensburg – gehen die Hopfenbauern trotz des wenigen Regens und der Hitze bislang von einer durchschnittlichen Ernte in diesem Jahr aus. Die frühen Sorten hätten etwas stärker gelitten, sagt Werner Brunner, Stellvertretender Vorsitzender des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer: „Wenn es jetzt aber weiter so heiß bleibt und nicht mehr regnet, kann sich das Bild auch bei den anderen Sorten noch verschlechtern“. Im zweitgrößten deutschen Anbaugebiet Elbe-Saale und im fränkischen Anbaugebiet Spalt sieht es schon jetzt schwieriger aus, weil es dort deutlich weniger geregnet hat. Beziffern lassen sich die Ernteausfälle aber noch nicht.

Insgesamt geht es der Hopfenwirtschaft aber gut. Die Hopfenanbauflächen wachsen seit Jahren. Im vergangenen Jahr wurde weltweit so viel Hopfen angebaut wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr – und das, obwohl der Bierausstoß rund um die Welt seit Jahren stagniert: Rund 118 000 Tonnen Hopfendolden haben die Bauern von den Reben gepflückt – davon knapp 42 000 Tonnen in Deutschland. Die Anbaufläche ist im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent gestiegen auf 58 700 Hektar. Das entspricht etwas mehr als der Fläche des Bodensees. In den vergangenen vier Jahren legte die Anbaufläche sogar um 27 Prozent zu.

Der größte deutsche Hopfenhändler Barth-Haas geht von einem weiteren Anstieg der Anbaufläche aus. Treibende Kraft hinter dem Hopfenboom ist die Ausbreitung der sogenannten Craft-Bier-Bewegung, also handwerklich gebrautem Bier von meist kleineren Brauereien mit deutlich intensiverem Geschmack. Die Craft-Brauer hopfen ihr Bier viel stärker als herkömmliche Brauer: Rund ein Gramm Hopfen werde für ein Liter herkömmliches Bier gebraucht, erklärt Brunner, „Craft-Brauer verwenden für ihre Biere bis zu sieben Mal so viel Hopfen“. Das macht sich in den Bitterwerten bemerkbar. Während ein herbes Pils auf der Bitterkeitsskala einen Wert von rund 30 erreicht, kommen die Lieblingssorten der Craft-Brauer – etwa das Indian Pale Ale (IPA) – auf über 40, oft auch weit mehr.

Video aus dem September 2016

 

Doch es geht nicht nur um den bitteren Geschmack, sondern vor allem um andere Aromen: Anders als herkömmliche Brauer hopfen Craft-Brauer ihr Bier nach dem Brauen ein zweites Mal – für die sogenannte „Kalthopfung“ im Lagertank, die auch „Hopfenstopfen“ genannt wird. Dabei lösen sich weniger die Bitterstoffe im Hopfen, dafür aber die ätherischen Öle. Hierfür werden überwiegend besondere Aromahopfensorten verwendet, während für die herkömmliche Würze am Anfang des Brauens Bitterhopfensorten verwendet werden. Zwar macht Craft-Bier nur rund 2,5 Prozent der global gebrauten Biermenge aus, doch für das Brauen der Craft-Biere werden inzwischen rund 20 bis 25 Prozent der Welthopfenernte benötigt, heißt es im neuesten Bericht von Barth-Haas, den der größte Hopfenvermarkter der Welt einmal im Jahr vorstellt. Auffallend sei auch, dass im Zuge des Erfolgs der stark gehopften Biere auch der Hopfenbedarf beim herkömmlichen Bier wieder zugenommen habe.

In Deutschland dominiert die Bittersorte „Herkules“ das Geschehen in den Hopfengärten. Auf knapp 30 Prozent der Anbaufläche wird diese Sorte angebaut. Die Branche arbeitet allerdings auf der ganzen Welt fieberhaft an neuen Sorten und hat zuletzt etliche Neuzüchtungen auf den Markt gebracht – mit klangvollen Namen wie „Saphir“, „Smaragd“, „Citra“ und „Amarillo“. In Amerika haben die Hopfenbauern ihre Anbauflächen für Aromasorten zu Lasten der Bittersorten sogar so stark ausgeweitet, dass sie dem Bedarf vorausgeeilt ist. Im vergangenen Jahr gab es daher eher zu viel Aromahopfen und zu wenig Bitterhopfen. Die größten Hopfenanbauländer sind die Vereinigten Staaten (38 Prozent), Deutschland (33 Prozent) und Tschechien (8 Prozent).