Das sollte man ausprobieren: Im Winter passt malzbetontes Bier erstaunlich gut zu Weihnachtsgebäck. Zweite Hälfte unseres virtuellen Adventskalenders mit Anregungen unserer Experten aus dem Bierblog.
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Matthias Trum
Schlenkerla, Bamberg
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Hier in Bamberg sind natürlich die diversen Böcke im Herbst und Winter beliebt, und sie passen auch gut zur Adventszeit. Über den Tellerrand geschaut finde ich den Aventinus von Schneider Weisse klasse. Ganz besonders interessant ist davon die gestachelte Variante. Durch die Hitze des Bierstachels karamellisiert der Restextrakt etwas und gibt dem Bock eine leichte zusätzliche Süße, was ideal zur Weihnachtszeit passt.
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Stephan Hilbrandt
Weltmeister der Biersommeliers 2017
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Wenn es um Bierempfehlungen für die Adventszeit geht, darf meines Erachtens ein Stone Xocoveza nicht fehlen. Das kräftige Mochastout wird mit reichlich weihnachtlichen Gewürzen wie Vanille, Zimt und Muskatnuss gebraut. Ein angenehm präsenter, aber nicht zu scharfer Hauch von Chili unterstützt die schokoladigen und röstigen Noten die das Bier sowohl durch die eingesetzen Malze als auch durch die Zugabe von Kakao und Kaffee mit sich bringt. Die Gewürze binden sich dabei harmonisch in einen cremigen, harmonisch durch die Zugabe von Milchzucker unterstützen Körper ein und ergeben einen äußerst runden Vertreter eines weihnachtlichen Gewürzbiers.
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Sina Fürlauf
Studentin im 5. Mastersemester Brauwesen an der TUM in Weihenstephan
Für mich zählen in der Weihnachtszeit vor allem dunkle Biere durch ihre Aromavielfalt zu den Favoriten. Das Very Big Moose als Collaboration-Sud der schottischen Brauereien Fierce Beer und BrewDog hat mich dabei sofort überzeugt. Als Imperial Chocolate Stout mit seinen 12 Vol. % zählt es zu den mächtigen Bieren und ist somit ein perfekter Begleiter zum Dessert eines Festtagsdinners. Durch die Gewürze Zimt und Vanille werden die Schokoladen- und Trockenfruchtaromen unterstützt und es harmoniert dadurch zu Panna Cotta, weißer Schokoladenmousse oder einfach nur Vanilleeis.
Dagegen gibt sich das „Nikolaus Spezial“ der Bolten Brauerei als solide, süffig aber auch raffiniert. Die älteste Altbierbrauerei weltweit zaubert damit ein untergäriges dunkles Vollbier mit einer ausgewogenen, dezenten Röstnote. Hierbei passt das Winter-Spezial nicht nur zur regionalen Küche wie „Himmel und Ähd“ sondern auch zu Süßem wie Weihnachtsnascherei.
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Fritz Wülfing
Brauerei Ale-Mania, Bonn
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Ich empfehle als Winterbier das Stay Puft, Marshmallow Porter von Tiny Rebel aus Newport Wales. Dieses Sweet Stout passt mit seiner sämigen Süße und dem samtig röstigen Abgang wunderbar in die Adventszeit.
Ich denke da an ein Pairing mit all den leckeren vorweihnachtlichen Süßigkeiten, wie Lebkuchen, Pfeffernüsse, Spekulatius und Zimtsterne.
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Sandra Ganzenmüller
Sprecherin des Biersommelierverbandes, Brot- und Biersommelière, kommunikation.pur, München
Für mich ist die Brauerreserve 1237 vom Brauhaus Faust in Miltenberg ein Klassiker für die Winterzeit. Eine Bierspezialität, bei der ich bei meinem ersten Schluck damals zwar nicht geweint habe vor Glück, aber ehrlich gesagt nahe dran war. Cornelius Faust, Biersommelier und Mitinhaber der Brauerei, hat da mit seinem Team was ganz Großes in die Flasche gebracht. Es glitzert verheißungsvoll kastanienfarben im Glas, weist einen cremigen Schaum auf, der sich beim Kreisen des Glases aufgrund des hohen Alkoholgehalts nur behäbig in Gang setzen lässt. Dabei kitzeln schon erste, fruchtige Aromen die Nase. Man kann Melone, getrocknete Pflaume und Whiskey sowie einen süßlichen Sherry erschnuppern. Im Mund entfaltet das Bier ein komplexes Aromaprofil nach Dörrobst und Vin Santo, bei einem weichen, fast öligen Mundgefühl. Es ist wunderbar harmonisch und erwärmend.
Die Brauerreserve ist ein Bier für einen ganz besonderen Tag, an dem man es sich zum Abschluss gut gehen lassen möchte; ein Tag, an dem es draußen nass-kalt ist und man froh ist, wenn man in der warmen Stube sitzt. Ein Bier, das aber auch zu kräftigen Wildgerichten oder zu einem süßen, schweren Früchtebrot oder Cantuccini passt.
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Matthias Stephan Ebner
Brauingenieur, Initiator und Organisator des Innovationswettbewerbes für Getränke und Lebensmittel an der TUM in Weihenstephan
Der Holzknacker von Brew Age ist eine Weiterentwicklung der Barley-Wine-Serie der Craft-Brauer aus Wien. Nach dem “Nussknacker” und dessen Eisbockvariante, dem “Eisknacker“, ist der „Holzknacker“ die holzfassgelagerte Variante des Basisbieres. Er wurde 9 Monate in mehreren Bourbon-Fässern ausgereift und besticht durch sein komplexes und überwältigendes Aroma, in dem die dominanten „Holzfassnoten“ von Vanille und Eiche hervorstechen. Die stimmige Malznote rundet das Bier ab. An kalten Tagen sollte man es am besten mit ein paar Freunden genießen. Denn die Flasche will bei einem Alkoholgehalt von über 13% Vol. geteilt werden.
Zu Silvester empfehle ich als Alternative zu Sekt und Champagner das Bier Cerevisium. Es wurde von Studenten der TUM in Weihenstephan entwickelt, ist nach dem Reinheitsgebot von 1516 gebraut und veredelt nach Champagner Art – der Méthode traditionnelle. Das Bier, welches degorgiert und abgerüttelt wird, lagert bis zu seiner Auslieferung 9 Monate in einem wiederbelebten historischen Freisinger Bierkeller. Die feine Perlage, der Alkoholgehalt von etwas mehr als 10 Prozent und das komplexe, an Champagner erinnernde Mundgefühl vermittelt ein wahrlich ungewöhnliches Trinkerlebnis.
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Markus Becke
Braumeister und Biersommelier bei Braufactum
Ich empfehle das Bravo von Firestone Walker. Es ist ein Imperial Brown Ale, in amerikanischen Bourbonfässern ausgebaut, das harmonisch aufeinander abgestimmt röstige, schokoladige Malzaromen mit edlen Hopfennoten verbindet. Trotz der Stärke und Vielschichtigkeit beschert es eine hohe Trinkfreude. Ein muskulärer, aber geschmeidiger Typ. Glänzende, kräftig braunrote Farbe mit grobporigem, kaffeebraunem Schaum. Duftet dezent nach Rum und dunklem Dörrobst. Leicht süßliche Noten von Karamell, Toffee und Rosinen mischen sich unter. Im Mund überrascht zunächst eine herb-bittere Note, gefolgt von einer dezenten karamelligen Süße, die lange anhält. Der Körper ist voll, warm und samtig und passt somit perfekt zu einem kalten Wintertag.
Zum Pairing bieten sich an: Brisket und Pulled Pork, Chilli con carne, alter Gauda, Comté, offenes Kaminfeuer
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Johannes Tippmann
Leiter der Forschungsbrauerei Weihenstephan der TU München
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In der Weihnachtszeit steht mir als Alternative zum Glühwein der Sinn immer nach einem etwas wuchtigeren Bier. Ich empfehle den Sander Schokolator 2017 aus der Privatbrauerei Sander in Worms. Dieser tiefschwarze Doppelbock liefert das, was der Name verspricht: intensive Kakao- und Schokoladennoten! Durch die sehr aromatische Hopfung bekommt das Bier einen angenehm aromatischen Abgang, der die intensiven Röstmalztöne gekonnt abrundet.
Ein ideales Winterbier, welches perfekt zu Vanille- oder Nusseis, aber auch zu einen Apfelstrudel passt.
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Rainer Radke
Geschäftsleitung Technik und Logistik, Privatbrauerei Gaffel, Köln
Für den Adventskalender empfehle ich Walküren Schluck, ein Nordic Strong Ale von der Wacken Brauerei. In der Nase zeigt das Bier Aromen von Karamell, Kakao und eine leichte Mandelnote. Der Antrunk ist weich malzig und dezent fruchtig (Maracuja). Geschmacklich sind Karamell, Marzipan und ein flüchtiger Zimtgeschmack wahrnehmbar sowie eine angenehm bleibende Bittere von Kakao.
Als Kombination mit Hochprozentigem empfehle ich einen Whisky (≥ 50 vol. %, ohne Rauchnote) oder Rum. Zur Kombination beim Essen eignen sich Wild und Schmorgerichte sowie herzhafter Käse (Cheddar, Stilton). Als Dessert bieten sich Tiramisu oder Christmas Pudding an.
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Markus Berberich
Inhaber und Geschäftsführer der Rügener Insel-Brauerei
Ich empfehle Kennedy – Ich bin ein Berliner Weiße von Schneeeule Berlin. Die Braumeisterin Ulrike Genz hat sich ganz der Welt der wildvergorenen Sauerbiere verschrieben und vor allem der fast vergessenen Berliner Weiße. Mit „Kennedy“ bringt sie ein sehr erfrischendes, fruchtig-säuerliches und zart herbes Bier mit nur 3 Vol.-% Alkohol. Den besonderen Kick bekommt die traditionell mit Milchsäurekulturen und einem wilden Hefemix gebraute Weiße durch eine zusätzliche Kalthopfung mit dem amerikanischen Aromahopfen Summit. So erreicht das Bier eine besondere geschmackliche Dimension nach Citrus, Grapefruit und Orangen. Gepaart mit den wilden Hefen ergibt das einen sehr spannenden, vielschichtigen Trunk.
Gerade beim Weihnachtsmenü kann Kennedy den Wein zur Ente oder Gans gut ersetzen und für eine unerwartete Frische und Eleganz im Glas sorgen.
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Tanja Leidgschwender
Braumeisterin im Eiswerk, München
Ich empfehle Simsala Loh vom Bräu z’Loh. Durch eine feinporige Schaumkrone bahnen sich intensiv fruchtige Aromen nach Stachelbeere und Kiwi ihren Weg. Angenehm cremig-moussierend auf der Zunge, ist dieser leuchtend bernsteinfarbene helle Bock eine wahre Gaumenfreude. Die malzige Süße hebt die Stachelbeer- und Kiwinoten auch im Geschmack sehr deutlich und angenehm hervor. Der vollmundige Körper sowie eine leichte Hopfenbittere runden das für 17 Wochen in einem sizilianischen Marsalafass gelagerte „Simsala Loh“ ab. Im Abgang überraschen Nuancen von Kokos und grünen Melonen.
Dazu würde ich ein fruchtiges Pastagericht mit süßen sizilianischen Tomaten und Radicchio empfehlen oder, es ganz einfach für sich alleine wirken zu lassen.
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Thomas Vilgis
Max-Planck-Institut für Polymer-Forschung, “Bierphysiker”, Kochbuchautor
hier geht es zum Interview mit T. V.
Ein hervorragendes Adventsbier stellt die Eulchen Brauerei in Mainz ausschließlich in den kalten Monaten des Jahres auf den Tisch. Ein 7,6 Vol % starkes, dunkles, bitter-röstig-malziges Bockbier, dessen öliges Orangenaroma über das Nachstopfen mit der Hopfensorte Saphir verstärkt wird.
Das Bockbier eignet sich damit tatsächlich zum Paaren mit realen Adventskalendern, sofern sich hinter den Türchen (gute) Dominosteine verbergen: Deren schokoladige Bittere fügt sich zur herb-karamellartigen Süße des Biers, die Süße zum Malz, und die Fruchtnoten der Füllung zu den würzigen, fruchtigen und zitrusschaligen Aromen des Hopfens.
Selbst zum Apero lässt sich vom Eulchenbock nippen, besonders, wenn Räucheraal, Räucherspeck oder Rohwürste mit von der Partie sind. Die verbrannten Noten der Röstmalze streben mit den rauchigen Aromaten Seit an Seit in die Riechzellen.
Im Hauptgang überzeugt der Eulchen-Bock bei Wildragouts, besonders, wenn deren Sauce die ein oder andere Trockenfrucht (Aprikose, Feige, Pflaume) enthält. Auch der süßliche Geschmack rosa gebratener Lebern, mit leicht karamellisierten Zwiebel und Äpfeln, fügt sich bestens zu diesem Gebräu.
Die holzige Orangennote des Hopfens Saphir lässt den Eulchen-Bock außerdem als ungewöhnlichen Begleiter zur Schokoladentorte glänzen.
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