Every sperm is sacred.
Monty Python, Der Sinn des Lebens
Für die Steigerung der durchschnittlichen Verblödung eines Landes gibt es drei Methoden: Es gibt mehr Dumme. Es gibt eine Dominanz von Medien wie Privat-TV, BILD und Spiegel Online. Und es gibt weniger Gebildete.
Nun kann man sich natürlich hinstellen und ein Buch schreiben, wie viele Blöde es gibt, und versuchen, sie mit Herkunft, Religion und Rasse zu erklären. Das hat den Vorteil, dass jeder, der zustimmt, sich damit auch als nicht blöd empfinden kann, was auch beim Verkauf eines Buches an Unterschichten keine dumme Idee ist. In dem Moment, wo die Blöden als “die anderen” definiert sind, ist der Zuspruch zwar auch nicht gerade klug, aber fraglos vorhanden. Und natürlich ist dann auch die Schlussfolgerung klar: Man muss die ausgemachten “Blöden” von der Vermehrung abhalten. Ich habe keine Zweifel, dass in den nächsten Wochen viel über Kürzung von Hartz IV gesprochen wird, und weniger von Steuern für Atomkraftwerkbetreiber oder Bankenabgaben für die nächste grosse Finanzkrise.
Was mich aber wundert – und deshalb sehe ich die Zeit gekommen, hier darüber zu reden – ist der erstaunliche Umstand, dass Befürworter des vulgärdarwinistischen Sarassizinismus weiter ihrem Tagwerk nachgehen, als wäre nichts geschehen. Würde man Sarrazins Thesen ernst nehmen und der Verblödung entgegen wirken wollen – kann mir jemand erklären, warum dann noch Privat-TV Zuschauer hat, warum Ballerspiele verkauft werden, warum der Absatz von Büchern nicht explodiert, warum der Springerkonzern nicht pleite ist, und erkennbare Ansätze zur Verklugung der Nichtdummen unterbleiben? Jedem Klugen, der etwas an der Verblödung ändern möchte, sollte doch klar sein, dass jeder Einzelne für sich selbst etwas tun kann. Trotzdem hat mich in den letzten Tagen niemand nach meiner Meinung zum Einfluss der kynischen Philosophie auf die Halacha gefragt, und in meinem Postkasten wird weiterhin für Penis- und nicht für Bibliotheksvergrösserung geworben.
Das alles lässt nur einen einen ebenso betrüblichen wie erstaunlichen Schluss zu: Sarassizinisten halten sich für zumindest ausreichend klug. Vermutlich leiten sie es aus dem besagten Buch ab, vermutlich bevorzugen sie den Blick nach unten zu den “Dummen” und halten es für überflüssig, sich mal ein wenig in die Briefe des Ambrosius von Mailand zu vertiefen, in denen man sehr schöne und gleichzeitig schaurige Parallelen erkennen könnte. Das sei ihnen unbelassen, aber wenn sie wirklich ausreichend klug sind und die Verdummung befürchten – warum züchten sie sich nicht massiv weiter?
Denn das ist eigentlich die unangesprochene Kernfrage, die in der ganzen Debatte im Raum steht: Warum Kluge so dumm sind, ihre “Genteilungs”kompetenz nach dem Sarassizinismus auslaufen zu lassen, oder sie nicht als Waffe gezielt für ihre Sache einzusetzen. Ich weiss, warum ich das tue – ich will mein Geld selbst durchbringen, ich habe keine Lust auf Verantwortung und mag vor allem keine Kinder, die am Ende vielleicht mal Finanzsenator in Berlin werden, und ich bin dann mit schuld – aber die anderen müssten, wenn sie die Gefahrenpopoanze ernst nehmen, eigentlich sofort Pillen absetzen und Kondome wegwerfen, und in die Reduplikationsschlacht ziehen. Gerade die Kinder der besseren Gesellschaft könnten es sich leisten, die Elitenzucht zu intensivieren. Denn dort haben fast alle Abitur und beste Chancen, dort stehen die Bücher noch meterweise, dort gibt es noch Benehmen und Korpsgeist, Zucht und Ordnung oder zumindest einen befreundeten Anwalt, der die Sache mit den Drogen hinbiegt.
Man müsste dazu gar nicht umfassende Promiskuität einführen. Wenn man allgemein der Überzeugung ist, dass einem die Ausrottung durch die Blöden droht, muss aber jeder zumindest ein paar kleinliche Bedenken über Bord werfen, um den Erhalt der Art und der Dominanz zu garantieren – ganz oben auf der Liste überflüssiger Verhaltensweisen: Eheliche Treue, denn das steht dem Sammeln vieler toller Gene im Wege. Es geht nicht um Unzucht, sondern um Prioritäten, denn wenn genug Kluge da sind, werden sie die Dummen auch weiterhin in Schach halten können. Genauso, wie es einen Zusammenhang zwischen Zuwanderungen und Problemen mit der deutschen Sprache gibt, gibt es einen unbestreitbaren Zusammenhang zwischen guten Wohnlagen und guten schulischen Leistungen, über dessen Ursachen man nicht nachdenken muss. Ausserdem lehrt die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts den Klugen – wenn sie ihnen trotz guter Argumente schon nicht lehrt, dass Eugenik nicht wirklich intelligent ist – dass im historischen Urteil, im Ruf der Geschichte Unternehmungen wie der Lebensborn immer noch besser wegkommen, als diverse Versuche, anderen die Arterhaltung möglichst zu erschweren.
Kurz, man bräuchte ganz andere Bedingungen und Mentalitäten bei der Produktion der Ressource Geist. Positive Ansätze sind schon genug vorhanden; so beurteilen Eltern und Tanten Liebschaften der Kinder unter sehr viel rationaleren Überlegungen; da spielt ein Blick auf die verwandtschaftlichen Verhältnisse mit hinein, die Vorzeigbarkeit ist von Bedeutung wie auch die Erwartung, dass der Partner sich dereinst nicht bei einer Scheidung mit dem Familienvermögen von dannen macht. Älteren Generationen denken bereits in den Kriterien, die optimale Bedingungen für Massengeisteszucht versprechen. Könnte man nun noch die nächste Generation von der Notwendigkeit der Opfer an der Wiegenfront überzeugen, vielleicht Anreize geben oder eine passende Ideologie… auf der anderen Seite sind durch zusätzliche Kinder die Kosten, Aufwendungen und Zeitverluste für die eigene Vergeistigung so gravierend, dass sich die zeugungsfähige Generation vielleicht doch fragen wird, ob das alles wirklich so stimmt, wie Sarrazin schreibt. Und ob es für das Überlegenheitsgefühl nicht auch reicht, wenn man mal in Berlin Mitte Turbomütter gucken geht. Na also , genug tolle Kinder, dann muss man sich keine Sorgen machen.
Somit wäre es also an den prominenten Befürwortern all dieser Thesen – den Abdruckern in gewissen Medien, Kommentatoren, die meinen, dass Sarrazin viel Wahres sagt, Abendlandgefährdungsseher, Politiker, die sich zu spät in Deckung begeben haben – ein gelebtes Vorbild abzugeben. Fern liegt es mir, hier konkrete Namen zu nennen, aber all jenen möchte ich anraten, das gute, alte, christliche Europa durch eine Art Kommune genetisch und mit ihren Geistesanlagen aufzufrischen. An Frauen, manche einfach nur berufsmüde und andere Freundinnen der Zweckbeziehung, und allesamt mit besten Vorfahren, wird es dabei ganz sicher nicht mangeln; und so ist es ihnen allen möglich, sofern es ihnen biologisch noch möglich ist, ein krakelendes Zeichen ihrer Überzeugung in die Welt zu setzen. Ergötzliche Kombinationen mag sich der geneigte Leser selbst ausdenken, und sollte das nicht zum Vorbild gereichen, was ich, wenn ich mir manche dieser Leute anschaue, fast zu befürchten wagen möchte, oder nein, natürlich nicht möchte, bei so hehren Zielen der Klugen-Genteilung, also, was wollte ich
Ach so, Vererbung. Darum geht es ja. In drei, vier Wochen wird man das alles wieder vergessen haben und so denken, wie die Klugen immer denken: Von Genen kann man sich nichts kaufen, aber von Geld sehr wohl. Und um das Geld beisammen zu halten, ist es sinnvoll, die Zahl der Geldempfänger klein zu halten. Kann schon sein, dass in 200 Jahren die Dummen die Mehrheit stellen, aber erzählen Sie heute mal Ihrer Tochter, dass sie statt dem Pferd noch so einen blöden Bruder von der Sorte bekommt, wie sie schon einen hat. In 200 Jahren sind Sie tot, aber Ihr Seelenheil ist heute.