Stützen der Gesellschaft

Stützen der Gesellschaft

Leben, Bildung, Torten und sozialunverträgliches Spätableben unter Stuck und Kronleuchtern.

Das Schnee-Crystal, meth dem die Grünen talwärts fahren

Sie rappen hin, sie rappen her, dazwischen kratzen’s an die Wänd’.
Falco, Der Kommissar

Vom März bis Mai des letzten Jahres war ich eines der bevorzugten Ziele des grünen Bundestagsabgeordneten Volker Beck sowie seines Büroleiters Sebastian Brux auf Twitter. Ich hatte über den Fall einer Autorin des Westfalenblatts geschrieben, die ihren Job verlor, nachdem ihr harmloser Beitrag über Schwulenhochzeiten durch eine überzogene Darstellung einer gewissen Charlotte Obermeier einen Shitstorm ausgelöst hatte. Volker Beck bedankte sich damals bei Obemeier für die Kampagne. Inzwischen ist Obermeier, die bei der Grünen Jugend Berlin auch schon mal einen Deportationswunsch in Bezug auf mich veröffentlichte, Mitarbeiterin von Volker Beck. Kurz, möglicherweise bin ich in Bezug auf Volker Beck nicht neutral, aber das bin ich auch nicht bei meinem Landrat, den wo hier alle nur Beppo heissen, der wo auch a Greana ist, und ein sauberes Mannsbild mit Handschlagqualität, Familienvater und fähiger Masskrugheber. So eine Art Kretschmann des Oberlandes. Das, worauf Berliner Grüne mit Grausen blicken, aber halt auch das, was grün und und bei uns mehrheitsfähig ist.

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Beck ist nur grün. Seine Erklärung zum Drogenfund beinhaltet einen Satz, der programmatisch für die Grünen stehen kann: Er habe stets für eine liberale Drogenpolitik gekämpft. Das ist zusammen mit dem Drogenfund und dem Sitzkleben auf dem Volksvertreterstuhl eine sehr typische Haltung einer früher durchaus wählbaren Partei – bei uns im Westviertel der kleinen, dummen Stadt an der Donau hatten die Grünen lange Zeit eine solide Basis, weil sie sich für eine bessere Welt einsetzten. Denn in Bayern hatten viele genug von der “Wir sehen das so, wir machen das jetzt, wir scheren uns nicht um die Folgen“-Haltung der Staatspartei. Unser alter Landrat von der CSU war auch so einer. Er hat sich auch für einen gastfreundlichen Landkreis eingesetzt, als er sein luxuriöses Geburtstagsfest von der Sparkasse teilweise bezahlen liess. Er hat sich auch für den Tourismus eingesetzt, als die Sparkasse eine Reise in die Schweiz finanzierte. Als man ihm Unregelmässigkeiten bei der Doktorarbeit nachweisen konnte, zuckte er nur mit den Schultern und machte weiter wie Volker Beck, als man ihm Unregelmässigkeiten bei einer Veröffentlichung zu Sex mit Minderjährigen nachweisen konnte.

Becks Verhalten ist auch hier bei uns im Oberland nicht unbekannt, und es funktioniert noch nicht einmal bei der CSU im knallschwärzesten Landkreis der Republik, wo die Einschulung in Dirndl und Lederhose erfolgt. Do hod da Seehofa selbst higlangd, dass der widerstrebende Landrat in der Versenkung verschwand. Diese “Wir haben uns schon immer für das Wohl Aller eingesetzt und tun daher, was uns selbst am besten taugt“-Haltung zieht sich wie ein rotschwarzer Faden durch die Geschichte der CSU: Egal ob Wackersdorf oder Rhein-Main-Donau-Kanal, egal ob atomwaffenfähiges Uran im Münchner Forschungsreaktor oder dritte Startbahn in München, Donauzerstörung in Niederbayern oder Hotelneubau in Kaltenbrunn: Die CSU dachte aus Sicht ihrer Gegner immer zuerst an ihren eigenen Vorteil, dann an das Hinbiegen der Gesetze und erst zum Schluss daran, wie man es dem Volk zu seinem eigenen Wohle hinein drückt. Diese Methode, das höhere Ziel für niedrige Verhaltensweisen, die jetzt von Volker Beck für sich in Anspruch genommen wird, erlaubte es den Grünen erst, in Bayern Fuss zu fassen.

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Für die CSU gibt es keinen Weg zurück in die Zeit von Franz Josef Strauss. Bei den Grünen ist das anders, die setzen noch auf Volksbeglückung mit Zwang, ohne Rücksicht auf Verluste. Sie sagen: Wir sind schon immer für eine liberalere Sexualpolitik eingetreten, also musst ihr damit leben, dass wir mit euren Kindern in der Schule sehr ernste Worte über ihre sexuelle Orientierung reden. Bei der CSU hiess das: Wir sind für Anstand, also zetteln wir eine Revolte für das Schulkreuz und das Morgengebet an. Beide wollen in das Leben der Kinder mit ihrer eigenen Ideologie hineinpfuschen, in beiden Fällen gibt es viele Eltern, die sich dagegen wehren. Wer die intolerante Zeit vor dem Kruzifixurteil als Teil einer in Ethik unterrichteten Minderheit miterlebt hat, will auch nicht zwangsweise eine intolerante Zeit der verpflichtenden Genderhinterfragung, in der die von den meisten bevorzugte sexuelle Lust als fragwürdig gilt. Wer dagegen demonstriert, wird mit einer Photomontage diffamiert und mit Gewalt eingeschüchtert. Friedliche Wackersdorfveteranen kennen das noch von ihrer Rolle als Opfer der Staatspartei.

Aber wer sich im Recht fühlt, fühlt sich auch im Recht, es anderen aufzudrücken. Die Grünen sind schon immer für eine liberalere Flüchtlingspolitik eingetreten, also freuen sie sich, wenn eine Schule widerrechtlich besetzt wird, und wenn es am Ende einen Toten gibt, unterschreiben sie Verträge, die den Bezirk finanziell in Schieflage bringen. Sie sind schon immer für Tierrechte, also soll sich das Volk gefälligst an den Veggieday halten. Sie sind für soziale Gleichheit, also müssen andere mit ihrem Schulexperimenten leben. Während Wähler der Grünen in Berlin alles tun, damit ihre Kinder auf Schulen mit niedrigem Migrantenanteil kommen, zu den passenden Leuten, wie der Apfelstrudel in die Vanillesosse oder gleich auf eine Privatschule, am besten von den Kirchen betrieben. Da landeten übrigens früher in Bayern die Kinder der besonders linientreuen CSU-Anhänger.

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Ältere wie ich erinnern sich in Bayern noch gut, wenn mal wieder ein regionaler CSU-Grande im Suff einen Unfall gebaut hat – wie der Vater einer Bekannten, der König von °°°°-ing, der nach dem Volksfest beim Ausparken zwei Autos weg-S-klassierte und gegenüber der Polizei lallte, das sei schon so gewesen. Da hat sich die CSU-dominierte Lokalpresse auch erst einen Maulkorb verpasst und dann Respekt vor der Privatperson gefordert, so wie das jetzt die Medienfreunde von Volker Beck tun. Man müsste doch auch seine Verdienste sehen – dem einen seine Prozessionen auf Altötting und Stammtische mit der Lokalpresse sind dem anderen seine Christopher Street Days und vertraulichen Hintergrundgespräche. Früher haben sich die Grünen als Alternative zu den verkrusteten Strukturen, ihrem Filz und ihrer totalitären Meinungsmacht angeboten. Der Hauptstadtjournalismus von heute ist dagegen voll mit Typen, die für die Dealer vom Görli eintreten, und jederzeit andere als Nazis bezeichnen, wenn die auf den Zusammenhang von Drogenhandel, Gewalt und Migration hinweisen.

Die Grünen hatten in der Vergangenheit unzweifelhaft wichtige Erfolge, die sie für sich in Anspruch nahmen, wie die CSU die Erfolge Bayerns für ihre eigenen ausgab. Das Gefühl, das einzig Richtige getan zu haben, besser zu sein, mehr zu verstehen, ist die Droge, auf der die Grünen und ihre Helfer in den Medien talwärts fahren. Dass eine Haltung, die vor 20 Jahren in einer anderen Welt richtig war, in der Gegenwart und im Extrem ausgelebt, grundfalsch sein kann, übersehen sie im Rausch der Erfolge. Die Gleichberechtigung der Frauen ist heute gesellschaftlicher Grundkonsens, Binnen-I, Männerhass und Privilegien für alle nur denkbaren sexuellen Minderheiten werden es auch nach dem tausendsten Beitrag der bei den Grünen angedockten Genderextremistinnen nicht sein. Wenn die meisten Flüchtlinge erkennbar schlecht ausgebildet sind, wird die Gesellschaft nicht die Lügen glauben, sie seien Ärzte und Facharbeiter. Im Bereich der Pädokriminalität haben die Grünen mittlerweile – und mitunter nicht gerade freiwillig – verstanden, dass man mit extremen Standpunkten auch mal daneben liegen kann. Kann gut sein, dass die Legalisierung für Haschisch irgendwann kommt, so wie man heute auch locker mit Pornographie umgeht – sofern man kein Grüner ist und fehlende Genderneutralität bemängelt. Aber die Überwindung des Abstandes zwischen Drogenliberalisierung und Crystal-Meth-Sucht ist demokratisch nicht möglich. Crystal-Meth-Konsum schadet Drogenliberalisierung wie Päderasten, egal ob grün oder in kirchlichen Einrichtungen, dem Ansehen von Homosexuellen. Es schadet wie Zwangsprostitution dem liberalen Umgang mit freiwilliger Sexarbeit. Oder wie besoffene Bürgermeister in der S-Klasse dem Anschein einer Volkspartei als Wahrer von Recht und Ordnung, und ein Hypo-Alpe-Adria-Skandal der Wirtschaftskompetenz einer Staatspartei.

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Historisch betrachtet waren die Grünen notwendig. Viele ihrer Vorstellungen sind ein wertvoller Beitrag zur politischen Debatte. Gegenwärtig aber frage ich mich schon, wie die Zivilisation, die mit den Grünen erreicht wurde, heute vor ihnen und ihren bilderfälschenden Extremisten, Gesinnungsschnüfflern und Steinewerferfreunden geschützt werden kann. Und die Antwort ist leicht:

Mit dem Verbleib von Volker Beck im Bundestag. Der Umstand, dass die Grünen mittlerweile die gleiche Moral und die gleichen Selbstreinigungskräfte wie die Alte CSU haben, mag angesichts der linken Alternativen vernachlässigbar erscheinen. Man täusche sich nicht: Die Alte CSU hatte sehr duldsame Wähler. Die Anhänger der Grünen sind oft besserverdienend und wollen cleane Kids, und mag es auch für Volker Beck nicht die Höchststrafe sein, wenn er auf seinem Sitz kleben bleiben kann: Bei den Grünen als Partei sieht das anders aus. Die müssen meth ihm als Repräsentanten leben.