Stützen der Gesellschaft

Stützen der Gesellschaft

Leben, Bildung, Torten und sozialunverträgliches Spätableben unter Stuck und Kronleuchtern.

Ohne Ziegen: Verbotsminister Heiko Maas und seine willigen Helferinnen

Religion können wir nicht anbefehlen, da es niemandem in den Sinn kommen wird, dass er gegen seinen Willen glaubt
Theoderich der Grosse

Die Spätantike verdankt ihren schlechten Ruf vor allem jenen Jahren nach 402 n.u.Z., als der römische Kaiserhof vor allem im oberitalienischen Ravenna anzutreffen war, weil der sumpfige Ort besser geeignet schien – man kennt das vom Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin. Ravenna steht für den Niedergang der Sitten, denn obwohl auf der einen Seite das Christentum rigide Moralvorstellungen umsetzte, verlustierten sich auf der einen Seite hochgestellte Persönlichkeiten mit niedrigstem Treiben, sofern das damals eben ohne Crystal Meth möglich war. So mancher Würdenträger liess seine Familie sitzen, um sich mit einer Dame von schauspielerischem Ruf zu verlustieren. Das Volk maulte und fand, dass sich diese Gespielin wohl nie mit dem Herrn eingelassen hätte, wenn er nicht mächtig geworden wäre. Der Mächtige revanchierte sich damit, indem er das Volk überwachen liess, seine Spitzel ausschickte und in Verbindung mit der Kirche den ein oder anderen lockeren Brauch unter einem moralischen Vorwand verbieten liess. So bigott ging das damals zu im spätantiken Ravenna. Mit dem Bundesjustizminister und Vorratsdatenspeicherungsfreund Heiko Maas hat das natürlich so wenig zu tun wie mit der sexuell motivierten Penetration von Ziegen – das muss man in eo ipso tempore als Autor wohl explizit dazu sagen.

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Mir geht es bei Heiko Maas auch um etwas ganz anderes: Ravenna, das möchte ich nach dem kulturgeschichtlich bedeutsamen Incipit betonen, ist längst nicht mehr der stinkende, faulende Sündenpfuhl, der es einmal war. Man muss bei der nun anhebenden Betrachtung der Gegenwart diese wohlbekannte, schändliche Vergangenheit ignorieren. Ravenna ist heute eine wirklich sehr hübsche, mittelkleine Stadt ohne besondere Bedeutung, und kann exemplarisch für jene urbanen Räume gelten, die mit dem Richtschwert des Geschmacks zwischen italienischer Eleganz und deutschen Tennissocken scheiden. Es ist nicht die Modemetropole Mailand, es ist nicht allzu reich, und am Abend haken sich die Damen bei ihren Männern – so sie welche haben – unter und ziehen durch die Fussgängerzonen. Dort war ich gestern auch auf der Suche nach einem Restaurant. Die gibt es hier nicht. Dafür gibt es Modegeschäfte. Irgendwie passt das ja auch zusammen, der aktuelle Schlankheitswahn und das Fehlen von Restaurants. Das heisst, ich fand zwei vegane Restaurants, dann passt es natürlich wieder, aber ich wollte essen und nicht in drapierten Tellern herumstochern.

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In Ermangelung von Speisekarten schaute ich mir daher Italienerinnen an, und das, was sie sich anschauen: Schaufenster nämlich. Das kann ich gefahrlos tun, denn erstens passen mir keine Frauenkleider, zweitens trage ich sie nicht und komme auch drittens nicht in Versuchung, dort etwas zu kaufen, denn ich habe schon in Sachen Fetisch gesündigt: Für eine sehr schöne Frau liegt ein Seidentuch mit Mosaikmotiven im Auto. Es geht Sie ja nichts an, wir wurden uns nicht vorgestellt, aber gewisse Aspekte der spätantiken Dekadenz gefallen mir sehr und andere bekomme ich, ohne dass ich hochgestellter Beamter sein oder meine Familie verstossen müsste. Ich musste nichts mehr kaufen, um Frauen glücklich zu machen, also schaute ich. Und beim Schauen ist mir etwas aufgefallen. Und es hat wirklich nichts mit Ziegen zu tun.

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Sondern mit Stevie Schmiedel und ihrer feministischen Lobbyorganisation Pinkstinks. Dazu habe ich in den letzten Tagen recherchiert, weil Pinkstinks Heiko Maas bei seinem Gesetzesvorhaben angeblich geholfen hat, die Werbung in Deutschland den Zielen der islamischen Republik Iran anzunähern – ein weiteres schönes Beispiel für die spätrömische Dekadenz, sich Arbeiten von Persönlicheiten machen zu lassen, die mir und anderen bislang eher als Ideologen, oder auch ordinäre Shitstormer bei Hasskampagnen und reichlich überzogene “Schöne Firma wäre schade wenn ihr was passiert”-Aktionen aufgefallen sind. Vielleicht will Maas später noch Minister für Inquisition und Scheiterhaufen werden, bei der Projekt-18%-SPD muss man ja nehmen, was man kriegen kann, aber wie auch immer: Laut aktuellen Berichten soll, wie das so ähnlich schon im grünen Kalifat Friedrichshain-Kreuzberg praktiziert wird, gegen “sexistische” Werbung rechtlich vorgegangen werden können. Maas möchte, dass zukünftig Gerichte darüber befinden, was in der Werbung zulässig ist. Pinkstinks, seine Berater, treten mittlerweile mit der entsprechenden Selbstherrlichkeit und Freude am Petzen auf. Begründet wird das gesamte iconoclastische Vorhaben mit den Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffen in Köln, die mutmasslich zumeist von Migranten verübt wurden, in deren Herkunftsländern sexpositive und westliche Frauen ansprechende Werbung wegen rigider Moralvorstellungen unterdrückt wird. Die Argumentation von Maas als Steigbügelhalter der Genderideologie ist so schlüssig wie das Verbrennen von Hexen nach Naturkatastrophen im christlichen Mittelalter.

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Man könnte also sehr wohl Fragen nach der Wirksamkeit solcher Gesetze stellen, aber Maas und Gabriel hat das auch nicht bei der Vorratsdatenspeicherung interessiert. Schmiedel und ihren Mitstreitern dagegen geht es nicht nur um blanken Sexismus und eine Empfehlung für das neue Buch von Julia Schramm, sondern vor allem um Rollenbilder, die ihnen nicht gefallen, und in die Menschen nicht gepresst werden sollen. Menschen sollen nicht zu Objekten gemacht werden, finden Schmiedel und ihre neuen Helfer in sozialdemokratisch geführten Ministerien. In Ravenna stehen Frauen dagegen mit leuchtenden Augen vor Kleidern an Modepuppen wie dieser.

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Es geht hier nicht um die Begattung der Gattung Capra aus der Familie der Bovidae, und auch nicht darum, Genderistinnen zu schockieren: Aber das Schaufenster ist heil, niemand beschmiert es, es gibt keinen Aufstand, im Gegenteil, der venezianische Lüster an der Decke zeigt, dass die Geschäfte besser laufen als bei einer “Wutmutter“-Initiative mit vier Teilzeitstellen. Nachdem auch in Italien die meisten Frauen berufstätig sind – ohne übrigens auf Förderung durch Ministerien zu schielen – und sich ihre Kleidung selbst kaufen, muss an dieser Stelle davon ausgegangen werden, dass sie die Objektifizierung der Frau auf einen kirschroten Kussmund bei zurücktretenden Gesichtskonturen so wenig stört, wie ein eregierter Penis den antiken Römer bei der Figur des Priapus – in der Mythologie u.a. der Beschützer der Ziegen – störte. Zur Frage, warum Priapus in Berlin und Ankara heute nicht mehr verehrt wird, will ich mich nicht einlassen. Statt dessen weitere Rollenbilder.

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Schrecklich. Die Arme der Frau, vom Gewicht herabgezogen und die schlaffe Hand nicht zur Faust geballt, und schwer mit Schmuck behängt. Wirklich viel Schmuck. In Ravenna schätzt man das.

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Ein Hemd mit aufgedruckten Handtaschen. Wirklich viele Handtaschen. Ich verstehe das nicht, aber Frauen hüllen sich nun mal in Kleidung, die Handtaschen zeigt. Es ist eindeutig Objektifizierung. Ganz schlimm. Das Leichenhemd des Konsumverzichts.

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Gold um den Hals und kein Kopf. Fällt eigentlich niemandem auf, was wir da jeden Tag in Schaufenstern als Werbung vorgeführt bekommen? Müsste da nicht sofort noch ein Gesetz her, dass Modepuppen Gesichter tragen müssen, die den Erfolg des Feminismus in der Gesellschaft verdeutlichen? Jutta Ditfurth, Marine Le Pen, Andrea Nahles, Frauke Petry, Sarah Palin, Claudia Roth, Petra Pau, sie alle könnten doch Modell dafür stehen, dass es auf das ankommt, was im Kopf ist. Den Damen von Ravenna ist es egal, sie huschen hinein und kaufen und gehen nachher ins Cafe an der Piazza del Populo, und was gibt es da aus Schokolade?

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Schuhe mit hohen Absätzen. Das alles findet seine Abnehmerinnen, und mein privater Eindruck ist ja, dass die Objektifizierung, die mit Schönheit und Fetisch immer einhergeht, von Frauen und Männern gleichermassen gewollt ist. Sonst könnten Modefirmen und Sportwagenhersteller, Parfumlabore und Schneider gleich alle Tore schliessen. Natürlich geht es um Reduktion auf sexuelle Reize und attraktive Rollen, denn der Hinweis auf Gewünschtes und das Vertuschen von weniger angenehmen Aspekten erzeugt erst das Begehren. Sehr viele Menschen möchten tatsächlich das Objekt sexueller Begierden sein, auch wenn alte Hofeunuchen, die Satzung des Reichsfrauenbundes und neue Genderforschung da anderer Neinung sein sollten. Das ist nicht werblich, sondern umfassend menschlich, und erhebt den Menschen über Geissbock und Ziege. Man nennt die Ausprägung solcher Rollen gemeinhin Zivilisation, und nur, weil Werbung wie unter den Taliban rechtlich verfolgt werden soll, habe ich, wie vermutlich die meisten Menschen, immer noch eine private Meinung über die Hierarchien des Begehrens, geboren aus Verhaltensmustern und Objektifizierung. Was oben steht, geht Sie nichts an, aber das darf ich hier anmerken: Die Ziege ist fraglos ganz unten auf dem Nullniveau des Undenkbaren, und sie ist da wahrlich nicht allein. Aber bevor ich mit 35.973 weiteren Zeichen Auskunft gebe, wer ihr da Gesellschaft leistet, möchte ich lieber noch ein Bild aus dem Campo Santo, dem Friedhof am Dom von Pisa zeigen.

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Es ist ein Bild, ein Rollenbild, das mir wirklich gefällt – und das, obwohl ich hohe Absätze sonst so gar nicht schätze. Aber die hier, die mag ich. Weil hier eine Frau mit rot lackierten Nägeln über eine Grabplatte schreitet, in der ein toter, moralinsaurer Würdenträger der Kirche verfault. Er hat damals viel Geld dafür gezahlt, dass er an einem Ort liegt, an dem für sein Seelenheil gebetet wird. Nun also schlendert eine Frau über ihn hinweg und möchte anderen gefallen. Die sexuelle Freiheit, der Wunsch nach Begierden und die Lust an der Auffälligkeit – sie alle schreiten über die Bigotten der Vergangenheit hinweg. Denn die sündige Fleischeslust ist unsterblich, ganz im Gegensatz zu den Bigotten. Und Ziegen.