Stützen der Gesellschaft

Stützen der Gesellschaft

Leben, Bildung, Torten und sozialunverträgliches Spätableben unter Stuck und Kronleuchtern.

Wie man Frauenaugen leuchten lässt

Ich weiß nicht, ob ich berechtigt bin, diesen Text zu schreiben. Denn ich muss Ihnen vorneweg gleich etwas mitteilen, sofern Sie es an meinem Namen nicht bemerkt haben: Ich bin eine Frau.

Das wird Sie vielleicht überraschen, vielleicht auch nicht.

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Vermutlich wird der eine oder andere von Ihnen das bereits vermutet haben. Aber ich betone es lieber gleich zu Beginn, damit wir uns nicht am Ende in die Wolle bekommen, und ich Ihnen sagen muss, dass ich doch eben nur eine Frau bin. Ganz normale Frauen haben heute in den Medien eigentlich nichts zu sagen. Wir haben nur das Recht, uns Einschätzungen über unser Leben von 30-jährigen Jungautorinnen anzuhören, die genau wissen, was gut für uns ist.

Denn wissen Sie, mit uns Frauen ist es so: Wir wissen wirklich nicht, was gut für uns ist. Wir sind ein bisschen, nun, sagen wir mal, dumm. Wir bekommen das gerade vom Team Recherche der SZ – eine Analyse dazu finden Sie hier – wieder erklärt. Was dort steht, reiht sich ein in unsere bereits bekannten Laster: Wir verdienen im Schnitt weniger Geld als Männer, wir interessieren uns sogar weniger für Karriere und Statussymbole als Männer. Wir sind dafür aber bereit, mehr Geld, von dem wir ja folglich weniger haben müssen, für Schönheit und Nahrung auszugeben. Und wir ergreifen lieber soziale Berufe, als uns für Technik zu begeistern. Natürlich, Sie haben Recht, sind wir nicht alle so. Aber die Tendenzen liegen im Vergleich auf der Hand. Im Vergleich zu den Männern.

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Hinzu kommt, dass wir so verflucht weich sind. Und damit meine ich nicht unsere zarte Haut und unsere sanften Kurven. Ich meine, wir sind emotional so richtig, richtig verweichlicht. Wir kreischen in Konzerten, wir quietschen wenn man uns ein Baby in die Hand drückt, und wir schreiben Textnachrichten in epischen Längen, damit unser Gegenüber sich auch ja wohl fühlt. Wir beziehen gerne Dinge auf uns, so dass wir häufiger autoagressives Verhalten zeigen als Männer. Wir wollen gefallen, wir wollen geliebt werden und wir wollen das alles in hübsch dekorierten Orten haben, gerne mit Blümchen und viel Milchschaum. Natürlich stößt das nicht überall auf Gegenliebe.

Nun könnte man einwerfen, dass wir Frauen doch schon immer so gewesen seien. Wir hätten bei Eva, der Schlange und Adam mit diesem Benehmen begonnen und bis heute einfach nicht aufgehört. Und weil das schon immer so war, waren wir auch schon immer auf Hilfe von außen angewiesen. Früher hatten wir dafür unsere Männer. Sie halfen uns, den richtigen Arbeitgeber zu finden und achteten darauf, dass wir unsere Pflichten als Mutter und Hausfrau nicht vernachlässigten. Waren wir überfordert, konnte uns der Ehemann mit seiner schützenden Hand die notwendige Kündigung schreiben, so dass wir wieder mehr Raum und Zeit für das Wesentliche hatten. Damit war gesellschaftlich gesichert, dass unsere Kinder eine liebevolle und nicht überlastete Mutter daheim hatten, um gesund heranzuwachsen. Wohingegen der Mann alleine in der rauen Arbeitswelt kämpfte, um uns ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen.

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Was dann geschehen ist, kann ich Ihnen leider nicht sagen. Vielleicht waren die Männer es müde, alleine in den Stürmen der Arbeitsmärkte zu segeln. Vielleicht hat die ein oder andere Tochter aus weniger gutem Elternhaus in der Welt jenseits des Haushalts nach Grenzen gesucht, die ihr daheim verwehrt wurden. Aber unser angeleitetes und sorgenfreies Leben brach Stück für Stück weg. Wir mussten lernen, selber zu entscheiden, ob wir einer Berufstätigkeit nachgehen wollten, obwohl wir eine Familie zu bekochen hatten. Wir fingen an vermehrt zu studieren, und die ersten Verrückten fingen an, Rechte für uns zu fordern. Die gleichen Rechte, wie sie die Männer hätten. Obwohl wir uns nach wie vor weigerten, die gleichen Pflichten wahrzunehmen. Öffentliche Parkplätze und deren oft beklagter Missbrauch durch uns Frauen mit schräg gestellten Autos sind nur einer von vielen stummen Zeugen.

Natürlich, ich will ja nicht polemisieren, sind wir nicht alle dumm. Das nicht. Nur der Großteil von uns eben. Und dass wir wie ein Haufen orientierungsloser Hühner sind, die weiterhin eine fürsorglich leitende Hand benötigen, ist selbst der superschlauen Elite von uns aufgefallen. Sie haben sich daher, nicht ohne die tatkräftige Unterstützung einiger Männer, zusammengetan und überlegt, wie uns zu helfen sei. Besonderes Augenmerk lag dabei natürlich auf den Müttern unter uns. Denn es ist gesellschaftlich besonders heikel, wenn ausgerechnet wir Mütter mit unserem Leben alleine gelassen werden. Das würde nämlich nicht nur uns, die Frauen, betreffen, sondern die gesamte künftige Generation unseres Landes gleich mit.

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Weil wir uns leider aber inzwischen an den Geschmack der Freiheit gewöhnt hatten, konnte das Rad nicht ganz zurückgedreht werden. Das ist die Krux mit den Privilegien. Selbst der Dümmste gibt seine Vorteile, wie berufliche Freiheit, nicht gerne ab. Und weil wir nicht hinterher kamen mit dem Haushalt und dem Arbeiten, einige Verwirrte von uns wieder in altes Verhalten verfielen und ganz daheim blieben sobald sie Kinder hatten oder andere wiederum dennoch Vollzeit (man stelle sich das mal vor!) gearbeitet haben, statt sich ihrer Familie zu widmen, musste eine neue Struktur geschaffen werden. Ein neuer Rahmen, an dem wir uns orientieren konnten, ohne die Zukunft des ganzen Landes aufs Spiel zu setzen. Dies ist nun mit vereinter Hilfe von Politik, Feminismus und vielen klugen Männern und superklugen Frauen geschehen.

Wir dürfen jetzt nämlich als Mütter gemeinsam mit den Vätern Teilzeit arbeiten.

Ja! Sie haben richtig gelesen! Wir dürfen das jetzt! Und wenn wir das machen, dann belohnt uns Vater Staat mit einem Taschengeldzuschuss. Unser Mann ist dann öfter daheim, um nach dem Rechten im Haushalt zu schauen. Wir können dennoch unseren elterlichen Verpflichtungen im Haushalt und bei den Kindern nachkommen und ab und an bleibt sogar genug Zeit übrig, damit wir entspannt selber den Pizzateig für das Abendessen belegen und uns dazu ein Glas Rotwein und eine hübsche Gesichtsmaske gönnen. Welch ein Fortschritt! Dazu bekommen wir von unseren Freundinnen und Freunden aus feministischen Kreisen dann noch ein wenig die Welt erklärt, so dass wir politisch auch auf der Höhe bleiben (irgendein Depp hat uns nämlich aus Versehen das Wahlrecht eingeräumt, aber das ist ein anderes Thema) und nicht nur über Deko und so reden, wenn wir mal abends mit dem Mann ausgehen. Das wäre heutzutage nämlich ein bisschen peinlich, so ungebildet und unengagiert zu sein. Es ist also, das kann sogar ich als Frau erkennen, so wie früher, fast alles wieder in Ordnung.

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Fast? Naja. Ein paar Durchgeknallte unter uns haben auch Kinder, und den Mann dazu irgendwie vergrault. Was ja auch verständlich ist. Nicht jeder Mann hält das aus, wenn er nicht regelmäßig etwas Anständiges zu essen bekommt und dafür aber ellenlange SMS sein Smartphone verstopfen. Und für diese “Alleinerziehenden” haben die entscheidenden Kreise noch nicht so richtig die Lösung gefunden. Aber ganz unter uns, ich vertraue da auf unsere Politiker, auf den Feminismus und nicht zuletzt auf unsere Gesellschaft. Gemeinsam werden die es sicher schaffen, auch diesen gefallenen Schwestern den richtigen Weg aufzuzeigen. Und im Bundeshaushalt findet sich dafür vielleicht sogar auch ein kleiner Taschengeldzuschuss, um die Augen der Alleinerziehenden wieder richtig leuchten zu lassen. Zeit wäre es ja.