Früher war alles besser. Der Himmel war blauer, das Wasser frischer, die Männer noch Männer und es gab noch Anstand und Ordnung. Und selbst, wenn es mal keinen Anstand und Ordnung mehr gab, wie etwa beim stürmischen Auf- und Abtritt von Heiratsschwindlerin und Mitgiftjäger, war es immer noch besser als heute, da sich deren Nachfolger nicht zur Abreise entschliessen können, sondern langweilig und spiessig bleiben, wo sie sind, und stören. Weiterlesen
Artikel im: Oktober 2009
Die kollektive Erfahrung der Silberschale
Es gibt nicht viel, was Aussenstehenden so banal, ja sogar überflüssig erscheint wie jene Silberschalen, die bei besseren Häusern oft im Eingangsbereich zu finden sind. Aber wie so oft verbergen sich hinter der eitlen Oberfläche wichtige, unaussprechliche Funktionen, die man nur kennt, wenn man sie auch selbst erlebt hat. Es kann also nicht schaden, sich damit zu beschäftigen – gerade, wenn man in Zeiten wie diesen als Abkömmling solcher Häuser gelten und Karriere machen will. Weiterlesen
Der unmögliche Bank Run auf Bürgerkonzern Deutschland
Entweder leben wir in einer Gesellschaft. Dann gibt es Rechte und Pflichten, eine Gemeinschaft und Verantwortung. Oder wir leben in einem effektiven und nach marktwirtschaftlichen Prinzipien organisierten Bürgerkonzern. Dann hätte ich jetzt gerne marktradikal gewusst, wo ich meinen Anteil verkaufen kann, wenn ich mit der Leitung des Konzerns und seinem Geschäftsgebahren nicht einverstanden bin. Nach etwas Überlegung jedoch scheint das nicht möglich zu sein: Der Konzern ist eher ein Fonds des Grauen Kapitalmarkts. Und als Gesellschafter trägt man auch noch das Verlustrisiko. Weiterlesen
Treffe und grüsse die jungen Konservativen
Früher wurde man geboren und getauft, ging in die Kirche, glaubte das einzig Richtige und machte bei der richtigen Partei das Kreuz, die das Richtige für die Kirche machte, zeugte Kinder und starb in der Hoffnung, in den Himmel zu kommen. Wenn die junge Union heute Klage erhebt, dass dies nicht mehr so sei, die Wähler anderswo ihr Kreuzerl machten, und man sich als Partei nach einem schlimmen Wahlergebnis mit neuen christlich-konservativen Werten wappnen müsste, ist das natürlich ihr gutes Recht. Trotzdem würde ich in aller Freundschaft raten wollen, sich mal ein wenig bei der eigenen Kernzielgruppe umzuschauen und zu verstehen, warum es heute nicht mehr so ist, wie es früher einmal war. Denn: Gwies is nix, sagt der Bayer. Weiterlesen
Die Entdeckung des Nachdenkens in der leicht verstörten Provinz
Man kann nicht immer nur gewinnen bei jenem Roulettespiel, das da Globalisierung genannt wird. Heute noch spottet man über das Schicksal der Opels und Chryslers dieser Welt, und morgen zieht einem deren Finanzierer das nächste Sakko aus. Natürlich ist man froh, wenn man insgesamt als Sieger aus dem Krieg um Geld und Vermögen hervorgeht, aber in solchen Momenten erfährt man, dass dabei für jeden schmerzliche Verluste hinzunehmen sind. Mal verliert man den Schneider, mal die Amerikaner ihr Vermögen, und Chinesen wechseln vom Ausbeuter, der unter Qualitätsdruck steht, zum letzten Schinder, dem das alles egal ist. Immerhin, man denkt nach. Das ist auch schon was. Weiterlesen
Motorisierte Müttergangs vor meinem Haus
Die Altstadt ist eine feine Wohnlage, und sie ist allerorten wieder schwer im Kommen: Die Wege sind kurz, man hat alles in der Nähe, und man braucht kein Auto. Leider kann hier nicht jeder wohnen, und so kommen sie umgekehrt mit dem Auto herein – nachts die Proleten mit ihren tief gelegten Schleudern und lauter Musik, am Wochenende die Hochzeitspaare mit ihren Hupen, und an den Werktagen die weiblichen Angehörigen der besseren Gesellschaft. Wenigstens sind sie halbwegs leise, wenn sie mein Haus zuparken. Weiterlesen
Jung, dumm und glücklich dank 68
Also, ich finde die 68er sicher besser als die 18er, die 28er, die 38er sowieso, die 48er sollen auch nicht so prickelnd gewesen sein, und die 58er hatten gerade mal ein Goggombil. Die 68er dagegen hatten Spass und waren auch so freundlich, ihren Kindern etwas davon mit ins Leben zu geben, wie das Versprechen, dass sie eines Tages einfach aufbrechen würden, die Heimat hinter sich lassen und auf einem Berg sitzen und meditieren. Das mit dem Meditieren hat zumindest in meinem Fall nicht funktioniert, aber dafür geht es mir prima, der Kofferraum ist voller Speck, und ich verstehe überhaupt nicht, was all die Gegner von 68 überhaupt dagegen haben können. Weiterlesen
Die Manieren meiner Bohnenfrau und des Thilos Unterschichten
Kurt Tucholsky empfahl einmal, mit der Wahrheit – im höchsten Masse feuergefäherlich – wegzubrennen, was da morsch ist – "und wenn's dein eigner Bruder Schorsch ist". Was er nicht empfohlen hat: Sich selbst mit seinen Ressentiments zu übergiessen und dann anzuzünden. Aus gutem Grunde, möchte ich sagen. So vor aller Augen verkohlt kommt man bei uns nicht zum Tee, weshalb ich ja auch meiner Bohnenfrau vom Wochenmarkt den Vorzug vor Thilo Sarrazin geben möchte. Weiterlesen