Auf den Bergen wohnt die Freiheit, auf den Bergen ist es schön,
wo des Königs Ludwigs Zweiten alle seine Schlösser stehn.
Vor zwei Wochen gaben im Internet Tausende von progressiven, fortschrittlichen Menschen zu Protokoll, dass nach dem Wahlergebnis von Mecklenburg-Vorpommern ein Urlaub in dieser Region für sie nicht mehr vorstellbar ist. Statt dessen werden sie vermutlich Hamburg, Sylt, oder eine günstige Flugreise in wahrhaft demokratische und menschenfreundliche Länder wie die Türkei Ägypten oder Saudi-Arabien buchen, wo man die Vollverschleierung der Frau als Mittel ihrer Emanzipation staatlich toleriert oder gar fördert, und wo es auch keine Lesungen von Birgit Kelle gibt. Oder sie machen bei uns Biourlaub auf dem Biobauernhof im gentechnikfreie Landkreis Rosenheim. Auch das stösst in Berlin sicher auf mehr Verständnis als das Strandliegen in einem Bundesland, in dem mehr als jeder 5. Wähler trotz totaler Volksaufklärung nicht begriff, was er tat.
Heute nun wird in Berlin gewählt, und neueste Umfragen zeigen, dass unsere progressive und fortschrittliche Metropole rund um das grüne Kalifat Friedrichshain-Kreuzberg möglicherweise auch von Fehlgeleiteten bewohnt wird, obwohl die Kräfte des Antifaschismus, Antisexismus und der Philanthropie mit abgerissenen Plakaten, Brandanschlägen und gewalttätigen Auseinandersetzungen dem Wähler sehr eindrücklich erklärt haben, welches Zeichen er nun zu setzen hat. Auch der regierende Bürgermeister der SPD hat noch einmal in aller Deutlichkeit verkündet, dass er von Wählern nach der Auszählung ein Ergebnis von unter 10 Prozent für die Kräfte des Rückschritts und der Finsternis sehen will. Es kann nämlich aus Sicht der wahren Bewahrer der deutschen Willkommenskultur in den Schlangen vor dem Lageso und den Baracken auf dem Tempelhofer Feld nicht so sein, dass all diejenigen, die sich abgehängt und benachteiligt fühlen, nun anders entscheiden, als man sich das für das Ansehen der Stadt wünscht.
Dennoch ist zu befürchten, dass die Argumente bei vielen nicht hinreichend verstanden wurden. Deutschland kann seine Grenzen nicht schützen, wir können nicht beweisen, dass Menschen ohne Pass älter als 18 Jahre sind, wir müssen sie dann besonders betreuen und das kostet halt deutlich mehr als ein Kind, das auf Hartz IV angewiesen ist. So will es das Gesetz. Manche Zyniker behaupten auch, dass die steigende Zahl von Migranten dazu beiträgt, die Qualität der schulischen Bildung zu reduzieren – ganz so, als hätte der Berliner Schulabschluss seinen glänzenden Ruf bei Universitäten und Firmen nicht ganz allein durch seine hohen, normativ-faktischen Ansprüche an die Prüflinge gewonnen.
Kurz, es steht also zu befürchten, dass besonders im Umfeld der Partei “Die Linke“ und bei den noch ernsthaft arbeitenden und das alles finanzierenden Kernwählern der SPD, sowie bei Unionsanhängern, die die integrative Kraft der freien Drogenmarktwirtschaft an U-Bahnen in ihrer Verblendung nicht erkennen, weil sie keine Joints rauchen und ihre Privilegien nicht checken, der ein oder andere sein Kreuz an einer Stelle machen wird, die dem Ansehen von Berlin nicht förderlich sein wird. Vielleicht äussert sich auch mancher Brummi- und Wirtschaftslenker total frauenfeindlich gegen Frau Merkel, weil sie in ihrer Weisheit – darauf kommt es an! – es für eine gute Idee hält, Syrern ihre Führerscheine mit einem Kredit umschreiben zu lassen: Damit sie in der Logistik mit 40-Tonnern, den Lebensadern der deutschen Wirtschaft, mit hohen Anforderungen an Leistung und Zuverlässigkeit, den Einheimischen zeigen können, was sie zu leisten in der Lage sind (Eventuell brauchen sie auch eine Zusatzausbildung, aber wer wird denn kleinlich sein und nachfragen, in Nordkorea ist das auch nicht üblich). Man wird nach 18 Uhr vielleicht auch sagen, dass Frau Merkel das mit ihrer Politik gar nicht verursacht hat, und dass es nichts mit ihrer einsamen Entscheidung am Parlament vorbei zu tun hat, und nun vielmehr das offen zu Tage tritt, was schon immer in den Deutschen war.
Aber was ist zu tun, wenn ARD und ZDF nicht in der Lage sein werden, die schon vorbereiteten Kommentare mit dem Titel “Höhenflug der AfD gestoppt“ zu bringen? Was bleibt Berlinern, wenn ihre geliebte Stadt wie ein Vorort von Mecklenburg-Vorpommern entscheidet und die Bäckereiverkäuferin, der Bierlieferant für den Späti, der türkischstämmige Gemüsehändler und der ein oder andere aus der Mitte der Gesellschaft, die so radikalisiert ist, falsch wählt? Diese Progressiven müssen dann jahrelang damit leben, in einer Stadt zu wohnen, die möglicherweise das beste städtische Ergebnis für die AfD aufweist. Kann man wohnen, wo man eigentlich nicht mal Urlaub machen würde?
Für politisch korrekte Menschen bleibt, so sie ihren Schwur gegen die Barbaren an der Ostseeküste ernst meinen, eigentlich nur eine einzige konsequente Haltung: Emigration dorthin, wo die AfD keine Alternative ist. Das Land gibt es, es heisst Bayern, denn dort wird die AfD von der CSU vergleichsweise klein gehalten. Ausserdem sind die Schulen dort anerkannt sogar noch etwas besser als in Berlin, und es gibt Arbeit für jene, die bereit sind, sich in den kapitalistischen Prozess einzubringen. Es mag nicht ganz optimal für jene sein, die sich eine freie Arbeit mit Kulturfördermitteln des Staates im Kampfe gegen Hate Speech und für die richtig-progressive Kunstfreiheit erhoffen, aber eines steht zumindest fest: Wir haben mehr hier Jobs und weniger AfD-Wähler als das gesamte, ostblöckische Umland von Berlin.
Ich möchte daher die Gelegenheit nutzen, schwankenden Berlinapostaten eine Handreichung für eine mögliche Migration in meine schöne Heimat darzubieten: Was immer Sie tun – geben Sie sich als Wirtschaftsflüchtling und keinesfalls als politisch Verfolgter aus. Sicher, das Asylrecht sieht es anders, aber der Wald- und Wiesenbayer hat gute Erfahrungen mit anpackenden und sich in das System einordnenden Leistungsfreunden. Da ist der Bayer gar nicht ah so. Wer hier bereit ist, die Arbeiten zu übernehmen, die der Bayer übrig lässt, und seine Miete in der Wohnung des Bayern angemessen begleicht, wird gern aufgenommen. Weniger beliebt dagegen sind Leute, die ihren Umzug mit den aufkommenden rechten Tendenzen in der Heimat begründen: Wir lesen hier auch Spiegel Online und bekommen schon mit, wie das Neue Deutschland der Nichtwerktätigen seine willkommenskulturellen Theorien gegen unsere schöne Heimat in Stellung bringt. Natürlich steht es Ihnen frei, Ihren Aufenthaltsort in den Grenzen der BRD frei zu wählen, selbst wenn Sie davor Zonenbewohner waren, aber dem gütlichen und kommoden Auskommen ist es durchaus förderlich, die neue Heimat als Chance zur Integration und nicht als umzupflügenden Urwald zu betrachten. Sonst beginnt nämlich das Problem schon bei der Wohnungssuche und wird bei der Arbeit nicht kleiner. Bedenken Sie bitte, dass das Volk, das Sie als Gast aufzunehmen bereit ist, kein besonderes Interesse an Vorschlägen zur Verbesserung hat, wenn sie auf Berliner Erfahrungen begründet werden.
In Ihrem Dasein unter der Tarnung eines Wirtschaftsmigranten ist es völlig in Ordnung, wenn Sie bei uns die ökonomischen Vorteile preisen und betonen, wie gern Sie zur Mehrung derselben beitragen. Sie dürfen gern Hausbaupläne kommunizieren, und die Meinung vertreten, ein SUV sei für die Kinder nun mal sicherer als ein Lastenrad. Es steht Ihnen frei, Ihre Landlustneigungen hier auf Biobauernhöfen auszuleben und von Ihren neuen Erfahrungen bei der Heuernte zu berichten. Weniger gern gesehen sind dagegen Hinweise auf die tatsächlichen Beweggründe Ihrer Flucht. Das Herumlaufen mit Bierflasche wird nicht gern gesehen, und trotz der in Berlin von Feministinnen verbreiteten Legenden über sexuelle Exzesse unserer Festkultur reagieren die Einheimischen gar nicht erfreut, wenn Sie beabsichtigen sollten, unsere Feiern zur Selbstbedienung an unser Fleisch und Blut zu begreifen: Das ist nicht der Darkroom im Berghain, wo Wähler aufgerufen werden, das Richtige anzukreuzen. Ein Pakistani wäre in Niederbayern vor Kurzem beinahe selbstjustiziert worden, weil er die freizügige Festkultur nicht richtig einordnen konnte. Pakistan, Berlin: Geographie ist des Bayern grosse Schwäche, also vertrauen Sie nicht darauf, dass Sie hier anders als jeder andere Wirtschaftsflüchtling im Falle des Fehlverhaltens beurteilt werden.
Versuchen Sie einfach, hier unauffällig zu bleiben, so lange Sie Berlin politisch nicht mehr ertragen, weil auch die Mutter von Leona in ihrer KiTa nicht richtg wählte. Setzen Sie sich her, beseufzen Sie die Landschaft, und es nimmt Ihnen hier auch keiner krumm, wenn Sie auf regionale Herkunft der Nahrung bestehen. Sie können einen Teil Ihrer Einstellungen durchaus geschickt an die hier lebende Otwoläh Haute Volee anpassen, und wenn Ihnen die Musik zu leise ist, nehmen Sie einfach eine Bank näher an der Blasmusikkapelle. Nach vier Bierkrügen werden Sie den Unterschied zwischen dem Anton aus Tirol und dem DJ aus dem Berghain ohnehin nicht mehr erkennen. Wir verlangen von Wirtschaftsflüchtlingen lediglich Anpassung bei der Art des Rausches, aber keinesfalls ein generelles Verbot. Ihre synthetischen Drogen lassen Sie aber besser daheim: Sie entsprechen nicht der hier gängigen Vorstellung von Bio.
Der Rest ist ganz einfach: Am Berg sagt man “Grüss Gott“ oder “Servus“, Multikultitime ist ab 18 Uhr mit dem italienischen Hugo oder Spritz, und wenn Sie die Strassenbahn blockieren, nehmen Sie einen 7er BMW mit Starnberger Kennzeichen anstelle Ihres Schrottrades. Achten Sie ein wenig auf ihr Äusseres und tragen Sie Ihren Hipsterbart nach der althergebrachten Mode des Werdenfelser Landes. Erscheinen Sie pünktlich bei der Arbeit und erzählen Sie am Montag, wie schön Ihre Kinder das Bergwandern in der Alpenluft fanden, und dass die Laktoseintoleranz ebenso wie das ADHS überhaupt keine Themen mehr sind, seitdem Sie hier dem Bayerischen Volke dienen dürfen. Die CSU übergehen Sie einfach schweigend und schwappen es mit einem Biah nobe, ausser es geht um die Bewahrung der Naturschönheiten und des Altbaubestandes: Da darf man, vereint mit unseren renitenten Fortschrittsverweigerern, gern auch mal den Mund aufmachen.
Es ist also gar nicht so schwer, sich hier als Wirtschaftsflüchtling zu integrieren. Sollte der Reichshauptslum in fünf Jahren wieder politisch gereinigt sein, weil sich unter der drohenden RotRotGrün-Regierung nur noch Antifas, staatlich geförderte Stiftungen. Parlamentarier. Drogenhändler, Leuten, denen alles egal ist, und Bentoautorinnen dort halten können, können Sie immer noch zurück und beim Wiederaufbau des zerstörten Landes helfen. Vielleicht haben Sie sich sogar so weit bei der Freiwilligen Feuerwehr integriert, dass die Ihnen auch ein paar Hilfsgüter und schweres Gerät für das Bohren von Brunnen und den Aufbau von Schulen überlässt.