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Nordafrika – Theorie und Praxis

| 69 Lesermeinungen

Ägypten und Tunesien versuchen, den Westeuropäern ihre Strände wieder schmackhaft zu machen. Und die Autorin hat ein fünf Jahre altes Modell zu Demokratisierungsprozessen ausgegraben.

Ägypten und Tunesien versuchen, den Westeuropäern ihre Strände wieder schmackhaft zu machen. Und die Autorin hat ein fünf Jahre altes Modell zu Demokratisierungsprozessen ausgegraben.

Ich bin immer noch überrascht, auf wieviel Resonanz die Umbrüche in der arabischen Welt in unserer westlichen Parallelwelt stoßen. 80 % der Amerikaner waren angeblich in den letzten Tagen des Mubarak-Regimes für seinen Abgang – ohne Rücksicht auf Sicherheits- oder israelische Interessen. Die Formel 1 wird wegen ein paar Demonstranten in Bahrain plötzlich umgelegt und auch Großkonzerne tun ihre – sicherlich völlig uneigennützige – Meinung zu gestiegenen Lebensmittelpreisen kund.

Während die nationalen Medien wieder zum Alltag übergehen, rätseln nachdenklichere Geister immer noch darüber, wohin das führen wird – und woher es eigentlich kam. Tastsächlich befasst sich schon seit Jahren ein ganze Wissenschaftszweig an der Schnittstelle zwischen Politikwissenschaft und Wirtschaft mit Demokratisierung im Allgemeinen und Besonderen.

Fragt man, warum nach zwanzig oder dreißig Jahren autoriärer Herrschaft gerade jetzt die Bürger auf die Straße gehen, lautet die Antwort meistens: aus Hunger. Und tatsächlich ist der Zusammenhang zwischen Demokratie und wirtschaftlicher Wohlfahrt ganz offensichtlich und nichts mobilisiert Menschen so sehr wie existenielle Not. Fast alle wirklich reichen, industrialisierten Länder sind inzwischen nach landläufigen Maßstäben Demokratien. Sehr viele autoritäre Regimes hingegen findet man in den ärmeren Regionen dieser Welt. Soviel zur Korrelation. Über die Kausalität wird noch immer gestritten, mit wechselnden Ergebnissen.

Bild zu: Nordafrika - Theorie und Praxis

Mindestens ebenso interessant – aber nicht minder kompliziert – sind die Fragen nach den zugrundeliegenden Transitionsmechanismen. Wann geschieht Demokratisierung? Wann nicht? Und wann oszillieren Regimes – manchmal über Jahrzehnte – in einer Grauzone?

Die Politikwissenschaft versucht sich an solchen Fragen gerne mittels Fallstudien, Volkswirte hingegen schreiben Modelle. Das zugehörige Schriftwerk (“Economic Origins of Dictatorship and Democracy” von Daron Acemoglu und James Robinson) läßt sich nur bedingt als Bettlektüre empfehlen, weil der Mittelteil mehrheitlich aus Formeln, Ableitungen und mathematischer Optimierung von Gleichungssystemen besteht. Erfreulicherweise geben aber selbst die härtesten Zahlenfanatiker dem weniger mathematikaffinen Leser einführende Kapitel an die Hand, und die sind im Angesicht der Aufstände in Nordafrika eine faszinierende Lektüre. Wollte ich Ihnen das Modell erkären, ich müßte Sie auf 2013 vertrösten und mir Zeit fürs Verständnis ausbitten, aber die intuitive Logik ist sehr viel leichter zu vermitteln.

Die Autoren haben in sorgfältiger Quellenrecherche Demokratisierungsprozesse in verschiedenen Regionen untersucht und kommen zu dem Ergebnis, daß in Demokratisierungsprozessen zwei Parteien einander gegenüberstehen: Eliten halten de jure und de facto die Macht in Händen und bestimmen Entscheidungsprozesse – in der Regel so, daß möglichst wenig Umverteilung ihres Reichtums statt findet. Ärmere Schichten sind ohne Mitspracherechte, könnten sich aber qua Masse die Macht aneignen – unter bestimmten Bedingungen. Wenn sie das tun, dann wächst der Druck auf die Machthaber, sowohl weil die Wirtschaft leidet (Streiks, Proteste) also auch wenn akute Gewaltandrohung ins Spiel kommt. Machthabern bleiben dann zwei Optionen: die Proteste mit Gewalt zu unterwerfen – das ist teuer, und riskant. Oder aber der Umverteilung zuzustimmen – und dies ist besonders glaubwürdig, wenn die ärmeren Schichten durch Umbildung des politischen Systems in zukünftige Entscheidungen eingebunden werden, also durch Demokratisierung. Die Phasen, in denen die ärmeren Massen ausnahmsweise mal Macht haben, sind nämlich oft nur kurze Augenblicke der Geschichte. Würde man sich mit dem Versprechen auf zukünftige Umverteilung zufrieden geben, könnten die Eliten hinter alle ihre Zusagen zurückgehen, sobald die akute Gefahr verflogen ist – und die Massen stünden am Ende mit leeren Händen da. Dauerhafte Demokratisierung und vermehrte Mitsprache hingegen sind eine glaubwürdige Verpflichtung auch auf dauerhafte Umverteilung des Reichtums.

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Für welche Strategie sich die Eliten entscheiden (Repression oder Demokratisierung), hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem maßgeblich von den Kosten der Repression und auch der nach der Demokratisierung erwarteten Umverteilung Richtung ärmere Massen. So eines der wesentlichen Ergebnisse dieses Forschungszweigs – interessant als Modell, aber im konkreten Fall wenig erhellend.

Interessanter ist jedoch, daß die Autoren auch die Frage stellen, wann Demokratisierung stattfinden kann, .d.h. wann die Massen sich erheben.

Acemoglu und Robinson gehen die Frage in gut volkswirtschaftlicher Manier aus der Nutzenperspektive an. Sich in einem autoritären Polizeistaat an Protesten zu beteiligen ist riskant für den Einzelnen – zu groß ist die Gefahr, auf unabsehbare Zeit in finsteren Kellerlöchern zu verschwinden, wenn man der Staatsmacht erst mal aufgefallen ist. Die Stärke der Massen erwächst aus ihrer Zahl – dafür aber bedarf es der Koordinierung. Und vermutlich auch eines Auslösers, der die Menschen mobilisiert. Auslöser gab es in den vergangenen Jahren immer wieder genug und Facebook gibt es auch schon länger (vom Internet gar nicht zu reden) aber die Kombination von beidem war vor allem in Ägypten exemplarisch – und dies macht die Lektüre des Buches so interessant. Die Facebook-Seite “We are all Khaled Said” (ein von der Polizei zu Tode geprügelter Blogger), die zu seinem Gedenken eingerichtet wurde, die zum wiederholten Mal gestiegenen Lebensmittelpreise – und das Vorbild Tunesien. In Tunesien wiederum war es ebenfalls die Mischung aus Facebook-Koordinierung und existentiellen Sorgen, die die Jugend auf die Straße getrieben hat – möglicherweise im Duo mit irgendeinem Zufallsfaktor.

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Aus spieltheoretischer Sicht war Facebook sehr wohl ein bedeutsamer Faktor in den Abläufen, vor allem, weil er die Koordinierung von Massen ermöglicht hat, die früher schwieriger war. Dafür spricht auch, daß die Demonstranten in Ägypten sehr strategisch geplant haben, um möglichst viele Demonstranten einzusammeln und so die kritische Masse zu erreichen. Und dann auf dem Platz geblieben sind – um die kritische Masse zu halten und in der Gruppe Schutz zu gewinnen.

Stellt sich die Frage: wie wird es weiter gehen? Auch dazu hat die Wissenschaft inzwischen eine Meinung. Nicht so sehr das existierende Regime scheint von Bedeutung zu sein – es gibt formale Demokratien, die unendlich Korrupt und arm sind. Ebenso wie hervorragend funktionierende Autokratien. Neueste Studien hingegen deuten an, daß möglicherweise die Art des Übergangs entscheidend ist. Ohnehin scheint es, als würde jeder Transformationsprozess zuerst Kosten verursachen und damit in den unmittelbar folgenden Jahren zu geringerem Wohlstand führen – erst langfristig stellt sich eine positive Bilanz ein. Und dies – schaut man sich die dritte Welle von Demokratisierung an (u.a. die Staaten der ehemaligen Sowjetunion) – vor allem dann, wenn der Übergang leidlich friedlich war. Für Tunesien und Ägypten stünden die Chancen aus dieser Sicht gar nicht schlecht, tatsächlich bessere wirtschaftliche Rahmenbedinungen zu schaffen. Für Libyen hingegen verdüstert sich die Perspektive gerade sehr.


69 Lesermeinungen

  1. nun für diejenigen , die...
    nun für diejenigen , die über zugang zu den wiss. datenbanken verfügen sei an dieser Stelle auch auf deutlich weniger Mathelastige VÖ verwiesen.
    Scott Radnitz – the color of money (zu den ökon. ursachen der bunten Revolutionen)
    Przeworski – democracy and the market (auch eingängige Spielbaummodelle, bezogen auf die 3. Welle, elitenzentriert)
    und dann noch Stykow , Bunz und Wojczik im allgemeinen zu den bunten Revolutionen.
    und wenn man sich die Stabilität einiger Länder aus dem autoritären / hybriden Bereich anschauen möchte sind Schlagworte wie Rent-States, Ressource-curse und patrionalismus gute Ansatzpunkte.
    Das problem mit dem nichtlinearen Entwicklungspfad vieler Länder, die ab 89 “demokratisiert” wurden führte ja auch zu einer abkehr vom Transitionsbegriff. Gegenwärtig laufen die Prozesse dort eher unter dem neutraleren Begriff “transformation”, der bzgl. mögl. Outcomes deutlich weniger biased ist.
    kleine Berichtigung am Rande die “Arten des Übergangs” oder Transitionsmodi sind bereits seit den 70er 80er Jahren ein Thema und man streitet sich seit dem trefflich darüber welcher modus nun der beste ist. der letzte stand dürfte aber tatsächlich “verhandelt” sein.

  2. Yogi sagt:

    Wird der Faktor Religion bei...
    Wird der Faktor Religion bei der Entwicklung von Demokratie und Wirtschaft in den von Ihnen konsultierten Studien auch diskutiert? – Gerade für Nordafrika doch von größter Bedeutung.

  3. Devin08 sagt:

    Damit der ganze Mist nicht...
    Damit der ganze Mist nicht wieder von vorne beginnt
    .
    Wenn die herrschende Wissenschaft die Revolution, und gar deren Zeitpunkt, genau vorher berechnen könnte, so ähnlich wie das Wetter (obwohl das auch nicht immer klappt), das würde diese Wissenschaft zur Masterwissenschaft werden lassen. Dennoch letztlich ist das nicht weniger komplex, als zum Beispiel wie jetzt auch heraus finden zu wollen, wohin die atomare Wolke, komme sie denn, wirklich treibt.
    .
    Die arabische Revolution z.B. ist in sich schon nicht identisch. In Ägypten verläuft sie anders als in Tunesien und insgesamt wieder anders als in Libyen, usw. usf. Dennoch gibt es einige Gemeinsamkeiten. In der Tat ist es die Armut. In all den Ländern sind die Armen die treibende Kraft. Es gibt dort so etwas wie ein revolutionäres Subjekt, das mit der marxistischen Klassenanalyse zu ermitteln ist. Die Landarmut, die Arbeiter, die Massen der Studenten… Darüber hinaus aber gibt es etwas, was definitiv nicht alleine der arabischen Revolution zugerechnet werden kann. Es ist die wachsende Erkenntnis insbesondere unter der (gebildeten) Jugend, aber auch unter den Frauen, dass es so etwas wie „Glück“ in ihrem Leben wohl nicht mehr geben wird. Dieses Bewusstsein ob der Aussichtslosigkeit quasi scheint im Widerspruch zu stehen mit der ökonomischen wie auch ideologischen Stärke des Kapitals, welches sich da seit dem Untergang der Sowjetunion als alternativlos präsentiert. Dennoch ist es ein Widerspruch. Und er entspringt unmittelbar den Heilsversprechen, den hedonistischen, wie auch den ethischen, welche da aus der Mitte der bürgerlichen Gesellschaft kommen. Der Zugang zum Internet verspricht eine Freiheit, die die soziale aber auch intellektuelle Beschränkung unter der Klassengesellschaft nicht einzulösen vermag. Die Genderdebatte eröffnet nur Karrieren für die bürgerliche Frau, ersetzt somit den bürgerlichen Feminismus. Und nur diesen. Aber das Glücksbewusstsein der Menschen scheint getrübt. Wo Frau ihre eigenen Kinder umbringen, weil diese ihnen im Weg stehen, scheinen nicht nur die sozialen Bindungen verdorben, sondern mehr noch die hormonelle Steuerung. Die Jugend und die Frauen fordern ihr Glück ein, jetzt und sofort und bedingungslos. Nicht das Bewusstsein, auch nicht das Klassenbewusstsein, leidet die revolutionäre Bewegung, sondern wohl eher das Unterbewusstsein. Nicht theoretisch abgesicherte Visionen steuern den revolutionären Kreislauf, sondern die Wut ob der Aussicht nichts mehr zu haben von einer Welt, die die Alten unter sich längst aufgeteilt haben.
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    Diese Wut, der „Wutbürger“ ist ja auch so ein Thema, allerdings ein mehr konservativ besetztes, lässt große Teile der Gesellschaft spontan zur Reserve einer Revolution werden, deren Richtung so unklar ist, wie deren Ausdrucksform. Auch und gerade die sozialistische Theorie wird hier stark heraus gefordert. Die globale Welt lässt sich nicht mehr zurück drängen, sowenig wie der Hormonspiegel bei 15 – 25-jährigen. Auch eine sozialistische Avantgarde-Bewegung muss sich nicht mehr nur national-politisch, sondern eben international-empathisch aufstellen. Auch sie muss begreifen, was junge Leute wollen und auch brauchen, weil ansonsten ihre Existenz für sie keine Bedeutung hat. Die 68er Bewegung war nicht zuletzt auch deshalb eine sexuelle Revolution, weil sie gesteuert war, von den sexuellen Bedürfnissen der ganzen jungen Generation. Welche da nämlich immer noch zu leiden hatten unter den Kompensationsleistungen ihrer Väter und Mütter. Nichts Neues könnte man denken. Dennoch: es ist ein Unterschied, ob eine Internationale mittelbar oder unmittelbar hergestellt wird. Die neue Internationale wird über Facebook und Twitter vermittelt, nicht über lokale Agit-Prop-Akteure und auch nicht über lokale Sit-ins.
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    Die neue Internationale, die sich da gerade formiert, wird nicht eine sein, die von einem Exekutivkomitee geleitet sein wird, welches sich da monolithisch darstellt, sondern von Internetaktivisten, die eben nicht nur das Medium der Sprache – der Propaganda also -, sondern vor allem das der Organisation perfektioniert haben wollen. Ihre Kompetenz in Sachen Revolution wird sie nicht so sehr aus theoretischer Klarheit herleiten, sondern aus der Fähigkeit eben schnell und klug zu handeln. Die Möglichkeit Zeit zu nutzen auch die in den Zeitdifferenzen, welche uns da das Internet eröffnet hat, hat nicht nur den Beruf des Börsenmaklers revolutioniert, sondern womöglich auch den „Berufsrevolutionär“. Ein Soros wird da als ein Lehrmeister erkannt, weniger ein Lenin.
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    Es sieht so aus, als wird die herrschende Klasse mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Wir dürfen aber davon ausgehen, dass die Herrschenden sich darauf einstellen und geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen. Das wiederum schafft das Feld für die Theorie. Die Theorie über die Rolle der Partei muss weiter entwickelt werden. Bei Lenin noch, war die Kaderfrage, soweit die Theorie erst geschaffen war, die Hauptfrage. Heute scheint es umgekehrt. Die Kaderfrage in einem auch in revolutionärer Hinsicht „Cyberkrieg“ bedarf der ständigen theoretischen Begleitung. Das Beispiel Wikileaks zeigt, wo die Schwächen liegen, auch die der revolutionären arabischen Jugend womöglich. Nicht nur, dass sie ihre Kader nicht ausreichend schützen (die Konspiration darf nicht vernachlässigt werden!), sondern auch, dass die theoretische Schulung der Kader selber sehr dürftig ist. Der Streit bei Wikileaks über den Schutz der Informanten zeigt sich als Kaderproblem, wie auch als Problem der Theorie. Nicht nur, dass die Handhabung der Informationsweitergabe dem Klassenkampf angepasst sein muss, also dem notwendigen Maß an Konspiration, wer darf welche Information und zu welchem Zweck haben, sondern auch die „oberste Führung“ (soweit es eine solche Hierarchie dort überhaupt gibt) scheint keine Ahnung davon zu haben, wie weit der Gegner womöglich schon in den eigenen Reihen eingedrungen ist.
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    Nur die revolutionäre Theorie schafft da das nötige Bollwerk. In der Außenwirkung dürfen keine Formulierungen auftauchen und auch keine Aktionen laufen, die genauso gut von einem gegnerischen Geheimdienst stammen könnten. Die Fähigkeit einen hochgerüsteten Gegner zu besiegen, hängt wesentlich davon ab, inwieweit man diesen überfordert – vor allem theoretisch dann. Die Wissenschaft des Marxismus ist kein Geheimwissen, dennoch nicht zu kopieren von Nichtmarxisten. Vorausgesetzt, es ist eine Wissenschaft. Nicht die Sprache allein, mehr der Geist des Klassenkampfes schafft da jene Aura, die für das Kapital nicht zu durchdringen geht. So gesehen ist der Klassenkampf nicht nur in der Realität mitnichten tot, sondern auch für die Theorie weiterhin lebensnotwendig, auch der Theorie selbst wegen. Ohne die Theorie vom Klassenkampf (und damit von der Diktatur des Proletariats – https://blog.herold-binsack.eu/?p=1361) wäre der Marxismus eine bürgerliche Wissenschaft. Und damit für jeden „Bürger“ erlernbar, wie die Mathematik zum Beispiel.
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    Alle linken Gruppierungen, die in der Theorie diesbezüglich schlampen, werden von Geheimdiensten unterwandert. Keine Kompromisse in den grundlegenden theoretischen Fragen, das ist die oberste Prämisse. Wo ein Wikileaks-Aktivist mit einer Formulierung an die Öffentlichkeit geht, die auch von einer „RAF“ – unseligen Angedenkens – stammen könnte, steht der Geheimdienst schon Pate, auch bei der Formulierung.
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    Wer auch immer die Revolutionäre Theorie gering schätzt, sollte das aus einem Grund wenigstens nicht tun: der Sache wegen. Denn die ist in diesem Moment schon verloren. Theoretische Achillesfersen können sich revolutionäre Bewegungen noch weniger leisten als wirkliche.
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    Die Achillesferse der arabischen Revolution zum Beispiel wäre der arabische Antisemitismus. Wenn da Fehler entstehen, hier sozusagen Konzessionen an den arabischen, sprich: antisemitischen Nationalismus (https://blog.herold-binsack.eu/?p=1437), gemacht werden, ist die Sache schon verdorben. Und genau daran setzen wir die Messlatte an bzgl. des Einflusses von gegnerischen Provokateuren überhaupt.
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    Und nicht nur dass die Abwehr von Provokateuren (https://blog.herold-binsack.eu/?p=1490) das Thema einer konspirativ arbeitenden revolutionären Bewegung ist, auch die Stellung der Theorie hierzu, darf nicht unterschätzt werden. In der Frage des Antisemitismus lässt sich da nur Klarheit schaffen, im Zusammenhang mit einer richtigen marxistischen Klassenanalyse. Nicht die Ethik spielt hier eine Rolle, die ist eh ein Wechselbalg, sondern die Klarheit darüber, welche Klassen genau welchen Interessen haben (gleich wie auch ihre Propaganda diesbezüglich aussehen mag), auch und gerade im Bezug auf den Antisemitismus.
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    Und wer hier davon spricht, dass Eigentum „Diebstahl“ (https://blog.herold-binsack.eu/?p=1451) sei, der ist schon mit halbem Fuß im antisemitischen Lager. Und auch die arabische Jugend darf sich nicht damit begnügen den „gestohlenen Reichtum“ ihrer gestürzten Herrscher einzufordern. Sie muss die Klasse der Bourgeoisie enteignen. Denn sonst beginnt der ganze Mist von vorne.

  4. elbsegler sagt:

    Herzlichen Glückwunsch der...
    Herzlichen Glückwunsch der Politikwissenschaft, dass sie gesellschaftliche Transformationsprozesse demnächst mithilfe der Mathematik erklären und vielleicht auch vorausberechnen kann. Das sind wunderbare Fingerübungen, um den Wissenschaftsbetrieb am Leben zu erhalten. Ich bin froh, die vier Grundrechenarten einigermaßen zu beherrschen, und habe deshalb keinen Zugang zu derart feinsinnigen Rechenoperationen. Aber Zahlen haben ja immer was absolutes. Zahlen sind unschlagbar. Die Aufstände in Nordafrika stehen unzweifelhaft in einem zeitlichen Zusammenhang. Solche Phänomene kann man an jeder Fußgängerampel bei “rot” beobachten. Erst stehen alle. Dann geht einer. Und schon gehen viele. Das war es dann aber auch mit der Vergleichbarkeit. Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind in allen Arabischen Ländern, die jetzt im Umbruch sind verschieden. Deshalb sind auch die Ursachen der Aufstände unterschiedlich. Gemeinsam ist allen, dass ein großer Teil der jeweiligen Bevölkerung die gegenwärtigen Regime satt hat und nicht mehr duldungsbereit ist. Was an ihre Stelle treten soll, ist noch nicht einmal ansatzweise zu erkennen. So zu tun, als wollten z.B. die Tunesier als nächstes unser Grundgesetz abschreiben und schön brav demokratisch werden, ist zunächst nur ein frommer Wunsch unserer postkolonialen Vordenker.
    Was in Libyen los ist, weiß offenbar keiner. Klar, Gaddafi soll weg. Wer aber soll an seine Stelle treten, mit welchem politischen Ziel? Dazu lese ich nichts. Es verwundert schon, dass dennoch sehr viele Politiker mit der Forderung nach einem militärischen Eingreifen “des Westens” schnell bei der Hand sind. Sind wir bereit, ein zweites “Afghanistan” in Kauf zu nehmen? Wo wir schon beim ersten in tiefem Zweifel sind, ob es dort Sinn hat weiterzumachen. Eigenartigerweise fordern die selben, die den Abzug aus Afghanistan wollen, jetzt ein Eingreifen in Libyen. Da dürfen dann auch gerne wieder die bösen Amis ran. Denn wir Europäer haben unsere Armeen ohnehin in einen Zustand gespart, der sie zu keinem eigenständigen Einsatz derartiger Komplexität befähigt.

  5. volltrafoproll, ich bin...
    volltrafoproll, ich bin manchmal einfach zu bequem, für die Links die beste Adresse rauszusuchen – und vertraue auf die Gugel-Kompetenz meiner Leser. Funktioniert wunderbar, wie man sieht. Danke!
    .
    Yogi, die Forschung zu Demokratie und Wohlstand verteilt sich auf etliche Gruppen, manche davon sehr dogmatisch. Am bedeutendsten sind vermutlich die genannten Autoren mit der Institutionen-Theorie, gleichauf (in etwa) mit den von J. Sachs angeführten Verfechtern von Geographie, Klima, Gesundheit. Daneben werden auch Bildung und – natürlich – Kultur und Religion diskutiert – sind aber als Haupttreiber weit abgeschlagen. Vieles zu Kultur beruft sich auf Max Weber. Da kenne ich mich aber zu wenig aus, um Lektüreempfehlungen abgeben zu können.

  6. Jeeves sagt:

    Vielleicht nur ein kleiner...
    Vielleicht nur ein kleiner Tipp für Manchen: ich lese auch gerne die Kommentare…
    …wenn sie kurz und prägnant sind.

  7. Devin08 und Elbsegler, von...
    Devin08 und Elbsegler, von vorausberechnen ist nicht die Rede- das kann niemand. Modelle zeigen Wirkungsmechanismen in stilisierter Form auf, mehr nicht. Das hingegen, lieber
    Elbsegler, ist in gleichem Maße Fingerübung, wir Grundlagenforschung in den Naturwissenschaften. Und hat definitiv seine Berechtigung in der Wissenschaft.

  8. colorcraze sagt:

    ist schon interessant, daß...
    ist schon interessant, daß mal die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Regierungsform durchwurstelt werden, wenn ich auch der Mathematisierung etwas skeptisch gegenüberstehe. Fürs Machen (Devin08, elbsegler) taugen solche Parametrisierungen überhaupt nichts, allenfalls als Anhaltspunkt, welcher Spielraum bei einer gegebenen Situation vorhanden ist.

  9. nu ob den meisten lesern mit...
    nu ob den meisten lesern mit google geholfen ist ? meine lit. tips gibts vermutlich nur bei jstore, springerlink und ähnlichen dbs. mit glück auch mal auszüge bei googlebooks
    darf man Fragen was die Autorin grob studiert hat ?
    @ devin und elbsegler … sie können hier den prophetischen teil wissenschaftliche arbeit wohl mit der eines geologen an einem vulkan vergleichen. der kann ihnen auch anhand von modellen und indirekten messungen grobe vorrausssagen machen ob und wann ca etwas ausbricht, aber er wird sich hüten aussagen über genauen zeit und ort zu machen bzw umfang oder ergebnis.
    die sozialwissenschaften können an der stelle auch nicht mehr und wer etwas anderes behauptet lügt ;)
    ein blick in die einschlägigen journale ala comparative politics hat gezeigt, dass zumindest die regionalexperten den nahen osten wieder verstärkt auf dem schirm hatten. das öffentliche interesse (und damit auch forschungsgelder) an OE und ZA ist in letzter Zeit ja auch etwas abgekühlt, da muss man sich umorientieren
    in aller Regel beschränkt sich die abreit darauf ereignisse im rückblick zu kategoriesieren und dann im detail zu analysieren. letzteres erfolgt dann mit allerlei methodik von simpler beschreibung, über vergleichende fallstudien oder large n Untersuchungen und was es da noch alles geben mag ( an den schnittstellen von soziologie, Wiwi und Politik den überblick über die verschiedenen Methodischen Zugänge zu bewahren ist auch ne Lebensaufgabe)

  10. Jeeves, es gibt solche und...
    Jeeves, es gibt solche und solche Kommentatoren – und solche und solche Leser. Wobei es schon schön ist, wenn die Kommentare einzeln nicht länger als meine Beiträge sind.
    .
    Colorcraze, eben. Die Richtung (=Anhaltspunkt) ist sehr wohl informativ, aber kein vernünftiger Wissenschaftler würde das genauer quantifizieren wollen.
    .
    volltrafoproll, die Autorin hat (siehe Vita) ziemlich vieles studiert, aber leider nichts so richtig. Was vermutlich daran liegt, daß ich die Interdisziplinarität immer noch am spannendsten finde, egal mit welcher Methode. Jede hat ihre Berechtigung und ihren Informationswert, solange keine für sich die absolute Wahrheit reklamiert.

  11. elbsegler sagt:

    @Sophia Amalie Antoinette...
    @Sophia Amalie Antoinette Infinitesimalia, 16. März 2011, 13:49
    Die Berechtigung möchte ich auch nicht in Zweifel ziehen. Ich habe nur meine unwissenschaftlichen Zweifel, ob es gelingen kann, derart komplexe und in hohem Maße auch von irrationalen Aspekten abhängige Prozesse auf diese Weise zu strukturieren. Im Grunde ist das “Strickmuster” sicher immer das gleiche. Auslöser von Umstürzen jeder Art ist doch wohl immer die Unzufriedenheit des Einzelnen mit seiner aktuellen Lebenssituation. Dabei muss die Unzufriedenheit ein Ausmaß erreicht haben, dass der Betroffene auch auf die Gefahr der Selbstschädigung hin bereit ist, die Spielregeln der Machthaber zu mißachten und seinerseits eine Gegenmacht aufbaut. Spannend ist sicher, herauszufinden, wie sich der Druck im Kessel einer Gesellschaft aufbaut, um wie an der roten Ampel, scheinbar plötzlich eine Massenbewegung zu erzeugen, obwohl immer erst nur wenige den Start wagen. Wenn es bei solchen Prozessen typische Verhaltensmuster gäbe, müsste sich auch eine Prognose wagen lassen, wenn alle wesentlichen Parameter bekannt wären. Vielleicht ist es auch bloß Zufall, der dazu führt, dass auf einmal die kritische Masse erreicht ist, die für einen Aufstand erforderlich ist. Wir lieben zwar lineare Entwicklungen in allem Möglichen zu entdecken, aber bekanntlich sieht man häufig nur das, was man sehen will. Auch in der Wissenschaft.

  12. elbsegler, die Parameter sind...
    elbsegler, die Parameter sind ja genau das Problem. Modelle arbeiten mit vereinfachten Annahmen – zum Beispiel eine pauschalen Kostengröße für alles, was so eine Revolution kaputt macht oder kostet. Könnte man die quantifizieren und alles andere auch, DANN könnte man auch berechnen. Trotzdem, glauben Sie mir: die Lektüre ist erhellend, weil die Autoren die Argumentation (die Sie in Ansätzen beschreiben) so unglaublich klar gliedern. Das ist geradezu ein Erweckungserlebnis, wenn man während der Vorgänge in Ägypten und Tunesien an Al-Jazeera klebte.

  13. Realist sagt:

    Ja, in Libyen sieht es nicht...
    Ja, in Libyen sieht es nicht gut aus, und die hiesige Antwort auf die Hilferufe erinnert an einen Verwaltungsgerichtsbeschluss. Libyer und arabische Liga, Cameron und Sarkozy, alle wollen die Flugverbotszone, sofern es nicht schon zu spät dafür ist. Nur “wir”, bzw. die deutsche Bundesregierung, hadern, zaudern, und blasen viel heiße Luft in Form theoretischer Erwägungen in die Atmosphäre, während in Libyen die Demokratiebewegung erfolgreich militärisch bekämpft wird. Warum kann sich Deutschland dann nicht wenigstens ganz raushalten, woher dieses Sendungsbewusstsein? Müssen jetzt Libyer sterben, damit es in den Umfragen für FDP und CDU ein paar Zehntel raufgeht? Gaddafi lobt Merkel, und ich schäme mich.

  14. elbsegler sagt:

    @Realist
    Alles schön und gut....

    @Realist
    Alles schön und gut. Wollen Sie den Einsatz deutscher Soldaten in Libyen? Oder sollen die anderen die Kohlen aus dem Feuer holen, vorzugsweise die Amis? Flugverbot und Parkverbot hören sich ähnlich an. Allein die Durchsetzung erfolgt auf sehr verschiedenen Wegen. Und die müssen vorher klar sein. Flugverbot über Libyen heißt Krieg mit Gaddafi. Wer soll diesen Krieg führen? Ich kann kein Sendungsbewußtsein der Bundesregierung erkennen. So wie Schröder die Bundeswehr nicht in den Irak schicken wollte, will Frau Merkel sie nicht in Libyen sehen.

  15. Realist, es ist Superwahljahr...
    Realist, es ist Superwahljahr – da muß man als Politiker mit Samtpantoffeln durch die Weltgeschichte schleichen, um nix falsch zu machen. Wähler sind ja so erschreckend volatil, manchmal. Wobei ich dem
    .
    elbsegler zustimmen würde: das ist eine nationale Angelegenheit und mit Einmischungen in souveräne Staaten muß man sehr vorsichtig sein. Im Zweifel haben alle Länder (auch die Nachbarn zur Linken) ihre eigene politische Agenda.

  16. @elbsegler...

    nunja die...
    @elbsegler…
    nunja die wiwi-herangehenweise an diese probleme ist wie man sieht sehr abstrakt. etwas eingängiger wird es vlt wenn man mal die “inputfaktoren” für demokratische entwicklungen anschaut. die kann man dann recht konkret erfassen zb.
    .
    Präsenz ausländischer NGOs
    .
    Pressefreiheit
    .
    Finanzierungsquellen für die opposition
    .
    Stärke des Präsidenten
    .
    vlt auch Anzahl der Studenten mit Studienaufenthalten in demokrat. Ländern
    .
    usw usf. auf solche Variablen kann mann seinen Untersuchungsgegenstand abklopfen und da lassen sich durchaus gewisse Muster erkennen. andereseits hat jede region oder jede Welle wieder Spezifika, die dann individuell erklärt werden müssen. Kulturell-religiöse faktoren oder in OE & ZA die überbleibsel kommunistischer Herrschaft,

  17. ... und nicht, zu vergessen,...
    … und nicht, zu vergessen, immer schön Kausalität und Korrelation auseinanderhalten.

  18. elbsegler sagt:

    Sophia Amalie Antoinette...
    Sophia Amalie Antoinette Infinitesimalia, 16. März 2011, 15:35
    Ich denke, man sollte bei Fragen über Krieg und Frieden immer zumindest Samthandschuhe tragen. Ich muss mich da auch an die eigene Nase fassen. Den Irakkrieg und den Afghanistaneinsatz habe ich damals auch befürwortet. Aus heutiger Sicht sehe ich diese Einsätze ganz anders. Die Versuchung, aus humanitären Gründen einen Krieg zu beginnen, ist groß, auch wenn man jetzt das Leid in Libyen sieht. Aber man darf die eigenen Leute nicht vergessen. Es muss vorher auch überhaupt klar, sein, welches Ziel erreicht werden soll. Gaddafis Truppen zu schlagen dürfte nicht das Problem sein. Aber was kommt dann? Und die, die heute nach Hilfe rufen, beschweren sich vielleicht schon morgen über die Okkupation. Mourir pour Danzig ? Mourir pour Bengasi?

  19. elbsegler, wann man die ...
    elbsegler, wann man die Souveränität anderer Staaten ignorieren und eingreifen sollte, ist selbst im Einzelfall noch schwierig – es gibt schließlich genug Unrechtsregimes, die müßte man dann ja konsequenterweise auch alle absägen. Wo anfangen, und wo aufhören?

  20. elbsegler sagt:

    @volltrafoproll
    Da gebe ich...

    @volltrafoproll
    Da gebe ich Ihnen völlig recht. Es gibt sicherlich diese Grundmuster, die Voraussetzung für eine Demokratisierung sind. Und dann gibt es die unzähligen Spezifika. Da läßt sich durch systematische Forschung sicher einiges aufklären. Wobei einem politisch interessierten Menschen die Eckpunkte schon einfallen, ohne dass er sich mit einem konkreten Fall beschäftigt hat. Wie kann aber der umgekehrte Weg erkannt und vielleicht verhindert werden? Die Geschichte ist keine Einbahnstraße. Wie kann man also den Zerfall einer Demokratie erkennen und möglicherweise aufhalten. Es ist sicherlich spannend, im nach hinein zu analysieren, wie sich undemokratische Staaten in Demokratien verwandelt haben. Aber den anderen Weg, den unser Land vor nicht allzu langer Zeit schon gegangen ist vielleicht doch vermeiden zu können, wenn die Mechanismen nur bekannt wären, das wäre noch wertvoller.

  21. elbsegler sagt:

    Sophia Amalie Antoinette...
    Sophia Amalie Antoinette Infinitesimalia, 16. März 2011, 16:50
    Ja, das ist die Frage aller Fragen. Wenn wir schon in Libyen einrücken, könnten wir gleich Richtung Elfenbeinküste weiterreisen und auf dem Rückweg auch noch in Simbabwe aufräumen. Gibt es vielleicht so etwas wie humanitären Kolonialismus im “Westen”? Manche Leute glauben offenbar, wir müssten die Welt zum Guten zwingen. Wobei wir selbst noch nicht so recht wissen, was das Gute denn nun ist.

  22. Filou sagt:

    @elbsegler, die Frage des...
    @elbsegler, die Frage des “Humanitaeren Kolonialismus” ist garnicht so abwegig und wird nicht nur in “schlechten” Kreisen (und noch vor dem 5ten Bier) ventiliert.
    Aus dem Bauch heraus neige ich zu einer skeptischen Sicht, denn auch in der besten Kolonialarmee gibt es zuviele Schufte.

  23. nun erkennen lässt sich sowas...
    nun erkennen lässt sich sowas erstmal “recht einfach*” es gibt genug institutionen, die sich intensiv mit der Messung von Demokratie usw beschäftigen.
    die erstellen dann tolle Indizes (freedom house, usaid, reporter ohne grenzen) und man kann sich anschauen wos auf und abwärts geht.
    .
    die Frage was tun geht schon sehr in die Ecke politikberatung, ähnlich wie das Wahrsagerbusiness nicht bei allen Wissenschaftlern sonderlich beliebt.
    .
    da kommen dann so vorschläge wie korruptionsbekämpfung, politische bildung, transparenz, Stärkung der Zivilgesellschaft. was ja auf den erstn blick auch noch sehr nett klingt, aber die implementierung sowohl von innen wie von außen ist dann nochmal was ganz anderes. (Man denke mal an die Ratlosigkeit bzgl der Entwicklungen in Georgien und der Ukraine)
    .
    .
    .
    * die Kritik an den entsprechenden Indizes füllt viele regalmeter, aber was besseres scheint man nicht zu haben.

  24. Filou, es gibt Gutmenschen,...
    Filou, es gibt Gutmenschen, die trotzdem alles falsch machen, Machtpolitiker, Realpolitiker, Vaterlandsverehrer, Besserwisser – wer kann das schon auseinanderhalten. In Rwanda hätte man früher eingreifen sollen – andernorts vielleicht besser gar nicht.

  25. elbsegler sagt:

    Sophia Amalie Antoinette...
    Sophia Amalie Antoinette Infinitesimalia, 16. März 2011, 18:14
    In Rwanda hätte man früher eingreifen sollen – fragt sich nur, wer “man” ist und auf welcher rechtlichen Grundlage der “Eingriff” erfolgt. es ist natürlich eine unerträgliche Vorstellung, einen Völkermord wie den in Rwanda einfach so geschehen zu lassen, weil ein paar rechtliche Formalien nicht erfüllt sind. Aber es ist ein Spiel mit dem Feuer, mal eben so zum guten Zweck in fremde Länder einzumarschieren. Das Beispiel könnte abfärben und wer weiß welcher Despot einen guten Zweck sieht auch uns einmal anzugreifen. Zwar haben wir mit dem Weltsicherheitsrat und seinen Mandaten eigentlich eine sichere völkerrechtlich anerkannte Grundlage. Aber wie die derzeitigen Probleme mit Libyen zeigen, mahlen die Mühlen am East River recht langsam. Das andere Problem ist die militärische Potenz. Im Grunde sind nur noch die USA in der Lage militärisch zu intervenieren. Alle anderen können nur als Unterstützer oder Statisten mitwirken. Diese selbstgewählte Unfähigkeit hat ja auch was Entlastendes. Schuld sind, wenns schief geht, immer die Amis. Wenn die Stimmung dann kippt sind es wieder die bösen Amis, die die Welt beherrschen wollen. nach 5 Jahren Bürgerkrieg in Libyen wollte dann auch keiner mehr wissen, wie die westlichen Truppen denn da überhaupt mal hingekommen sind. Das wird dann ein eben solch entwürdigendes Theater wie in Afghanistan. Die Bevölkerung sitzt am Straßenrand und beobachtet die Fremden bei der Verteidigung ihres Landes.

  26. Devin08 sagt:

    Die gar oft geforderte...
    Die gar oft geforderte Möglichkeit für den Beweis einer immer jungen Aktualität des Marxismus
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    @volltrafoproll: Nicht die Sozialwissenschaften, kein Max Weber, welcher eh nur Marxismus light wäre, können solches leisten. Nur auf der Grundlage des historischen und dialektischen Materialismus können auch die neuesten Phänomene einer Massenbewegung, der revolutionären Massenbewegung im Besonderen, soweit aufgearbeitet werden, dass ganz allgemeine Gesetze formuliert werden. Ich verweise hier auf meinen Versuch die revolutionäre Bewegung der Jugend im Allgemeinen und die der Frauen im Besonderen auf dialektische Weise als Teil einer sozialistischen Bewegung zu begreifen, welche immer noch die Grundform aller revolutionären Bewegungen unserer Zeit darstellt. Die revolutionäre Kritik der politischen Ökonomie kann dem Verhältnis nachgehen, welches z. B. das 2. Gesetz der Thermodynamik (https://blog.herold-binsack.eu/?p=1457) zum sog. „tendenziellen Fall der Profitrate“ haben könnte. Dass solche Diskussionen geführt werden, habe ich dargestellt. Und nicht zuletzt habe ich im Rahmen eines wissenschaftlichen Sozialismus‘ die Kaderfrage der gegenwärtigen revolutionären weltweiten Jugendbewegung zu skizieren versucht. All das läuft endlich auf eine aktuelle Klassenanalyse hinaus, dessen Teilproblem auch das Verhältnis von Führung und Masse ist, Theorie und Praxis, ja von Realität und Virtualität ist. (Und das ist eben neu, „Philosophus Mansisses“, https://www.herold-binsack.eu/downloads/philosophus_mansisses.pdf .)
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    Auch die Tatsache, nämlich, dass die Theorie des Marxismus durch den Niedergang der Sowjetunion vor völlig neue Fragen gestellt wird, sehe ich eher als eine Chance als eine Tragödie. Vor diesen Fragen kann man kapitulieren oder sich des revolutionären Geistes des Marxismus mal wieder vergewissern.
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    Lenin nannte es noch das „Reißen des schwächsten Kettengliedes“, wenn eine Revolution ausbricht. Diese Definition ist nicht völlig überholt. Aber was wir gerade beobachten, ist, dass die Revolution sozusagen im Kessel getrieben, wandert, mäandert und sich dabei noch auflädt, also eben nicht gleich am schwächsten Punkt zu ihrem Ende kommt. Somit stellt sich die Revolution als etwas dar, was man auch als Wirkmechanismus innerhalb eines „geschlossenen Systems“ begreifen kann. Und wie gesagt, da treffen sich physikalische Gesetze womöglich mit denen der Gesellschaft, Naturgesetze mit denen der politischen wie der sozialen Ökonomie. Ich bin überzeugt, dass die Bemühungen unserer herrschenden Klasse, hier in Deutschland z.B., genau auf diesen Punkt zielen. Sie haben vielleicht begriffen, dass es falsch sein könnte, die Revolution bei der Konkurrenz abzuladen, sie dort gar noch gezielt anzuheizen, gewisser Vorteile wegen. Denn die Teilbefriedigung der revolutionären Bedürfnisse der Massen auch dort, hülfe die revolutionäre Bewegung insgesamt wieder zu befrieden. Daher auch ihr Liebäugeln mit einer arabischen Revolution, trotz der damit verbundenen Risiken, also der Gefahr des Revolutionsexports. Von dem damit möglichen Mangel an Rohöl völlig zu schweigen.
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    Solches Verhalten bleibt aber nicht ohne Auswirkung auf die Gesamtbewegung. Denn die bleibt weiterhin als eine „im Kessel“. Man könnte auch sagen: es hilft ihr wenig, solange die Grundbedürfnisse der Massenbewegung im Ganzen nicht befriedigt sind, also die Massenbewegung als ganze noch nicht außer Kraft gesetzt ist. Und genau das vermag sie nicht. Nicht mal ansatzweise. Wo dann (und vor allem wie dann) die Revolution doch noch ausbricht, wäre schließlich ein Problem für die revolutionäre Theorie nicht eins für die eine oder andere Form von Prophetie. So wie die Gesetze der Physik nur Sinn machen innerhalb eines geschlossenen Systems, so ist das auch in Bezug auf die Revolution. Der Kessel ist das „geschlossene System“ und das ergibt sich aus jener Summe von Widersprüchen, die ständig nicht gelöst werden, nicht gelöst werden können. Und darin finden wird dann Gesetzmäßigkeiten. Dennoch beide Systeme enthalten ein Element, eine „Konstante“, was nicht nur die Entstehung von „Masse“ erklären ließe, sondern eben auch deren Transzendenz, also deren Überleitung in ihr scheinbares Gegenteil. Wo verhält sich Explosion gleich einer Implosion? Das ist vielleicht nicht nur die alles entscheidende Frage im Bezug auf unsere Perspektive auf den Kosmos, sondern auch in Bezug auf das, was wir eine revolutionäre Kettenreaktion nennen dürfen. Was die Revolution einem unkontrollierbar gewordenen physikalischen Prozess nämlich gleichen ließe.
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    Wir haben die historisch einmalige Chance beides nicht nur gleichzeitig zu studieren, sondern gar auch in seiner Wechselwirkung. Nämlich am Fall der arabischen Revolution wie auch am Beispiel der geradezu beispiellosen japanischen Katastrophe. Das mag jetzt zynisch klingen – gerade aus unserem Abstand. Dennoch: wären unsere Atomphysiker nicht so furchtbar abhängig vom Kapital, dann hätten sie längst eine Wahrscheinlichkeitsberechnung für eben genau solche Katastrophen vorgelegt. Doch wie es solche zu leugnen gilt, solche Katastrophen nämlich, so werden diese Berechnungen wohl formuliert, aber dabei nicht wirklich ernst genommen und schon gar nicht veröffentlich worden sein. Allein der Marxismus hat diesbezüglich keinerlei Skrupel. Denn er hat eine Welt zu gewinnen. Seine Welt. Eine völlig neue. Nur er schöpft aus dem Paradigmenwechsel – in vollen Zügen.
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    Was ich als „revolutionäre Potenz“ (Philosophus Mansisses) bezeichne, lässt sich nicht alleine aus sog. endogenen/objektiven Faktoren herleiten. Die Rolle der Theorie als quasi virtueller Faktor, wäre nämlich ein solch exogener und somit nicht wirklich positiv zu bestimmender. Dass die revolutionäre Theorie von außen in die Massen hinein getragen werden muss, das ist dem Marxisten nicht neu. Dass die Theorie aber quasi selber Wirklichkeit schafft, das könnten wir auch am Rande eines „schwarzen Loches“ so formulieren. Wie sich dort virtuelle Energie in materiale, in reale, verwandelt, das gleicht dem, was die Theorie der empirischen Wirklichkeit an Realität hinzufügt, ja diese erst als solche ausmacht. Aus einer solchen Perspektive erscheint einem eine revolutionäre Massenbewegung als etwas völlig anderes, als wenn man nur die Tatsache zur Kenntnis nähme, dass im evolutionären Prozess (unseres Kosmos) Materie und Antimaterie sich gegenseitig ausschließen, dennoch die Materie und nicht die Antimaterie dabei gesiegt hat. Denn hier enden nämlich alle Erklärungsversuche innerhalb der bürgerlichen Wissenschaft. Die Evidenz dessen erklärt eben nicht abschließend worin die Besonderheit der „Antimaterie“ überhaupt besteht. Auf welche Weise und warum überhaupt am Rande eines schwarzen Loches sog. virtuelle Energie neue materiale Wirklichkeit schafft. Vor allem aber wird nicht ersichtlich wie solches unser Bewusstsein von der Wirklichkeit überhaupt verändern könnte. Der revolutionäre Prozess ist genau das, was sich da vielleicht am Rande eines „schwarzen Lochs“ abspielt, nicht das, war wir am Rande unserer vergleichsweisen bedeutungslosen Milchstraße erleben.
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    Die entscheidende Erkenntnis (die sog. Vorhersage), nämlich wann und wo es dann zu einer revolutionären Veränderung kommt/kommen kann, erklärt sich dem Außenstehenden so sehr als „Eingebung“, also nicht als wirklich nachvollziehbar, wie auch dem Laien die Formeln (manchmal auch die Visionen) eines gewissen Hawking. Auch über diesen wird gestritten, wie seinerzeit über Marx. Nur dass dieser Marx einem nicht halbwegs so esoterisch vorkommt, wie eben dieser Hawking. Auch ein Hawking ist und bleibt ein bürgerlicher Wissenschaftler, dessen äußerster Horizont, wie weit der auch von einem entfernt sein mag, vom Agnostizismus getrübt ist. Dennoch den damaligen Kritikern eines Marx muss dieser genau so vorgekommen sein. Er war in aller Regel den meisten nicht verständlich.
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    Nur was bedeutet das auch und gerade für eine revolutionäre Bewegung? Hier eröffnet sich vor allem ein weites Feld für die Philosophie des Marxismus, den dialektischen Materialismus. Lenins Kritik des bürgerlichen Empiriokritizismus („Materialismus und Empiriokritizismus“, LW Bd. 14) bedarf dringend der Aufarbeitung und der Weiterentwicklung. Die grundlegenden Fragen der aktuellen revolutionären Bewegung können nur vor dem Hintergrund der Überwindung des Agnostizismus und des Relativismus in der herrschenden Wissenschaft gelöst werden. Und ob diese gelöst werden, hängt von der Intensivität des Klassenkampfes ab, nicht so sehr vom guten Willen innerhalb der bürgerlichen Wissenschaft. Wie sehr ist Virtualität eben real und nicht einfach nur „relativ“. Und gibt es ein Zentrum im Kosmos (und wo wäre dieses Zentrum, wie wäre dieses Zentrum zu beschreiben, oder gibt es gar nicht nur ein Zentrum?) oder ist alles Zentrum und Peripherie zugleich? (Oder wäre gar der Mensch, das denkende Subjekt, das eigentliche Zentrum?). All das sind Fragen, die den Revolutionär auf eine ganz bestimmte Weise ungleich mehr beschäftigen als den damit beschäftigten Wissenschaftler. Und vielleicht als Nebenfrage: inwieweit ist die Standardtheorie mit solchen Fragen längst überfordert? Oder anders formuliert, und das mag jetzt wirklich forsch daherkommen: muss gar der Marxismus sich zur Standardtheorie weiter entwickeln? Muss und kann er diese in Frage stellen? Die Fragen, die sich der Marxismus stellt, sind doch längst die der Menschheit, nicht nur die aus einer bestimmten Perspektive.
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    Für mich war die „Öffnung der Mauer“, der Fall des Eisernen Vorhangs, der Beginn einer völlig neuen revolutionären Entwicklung, einer, die letztlich auch das kapitalistische System selbst gefährdet. Ein Pyrrhussieg des Kapitals. Nicht nur mit der Globalisierung wurde es dann erst richtig ernst, sondern auch mit einer Jugendbewegung, wie wir sie jetzt – 20 Jahre danach – erleben. Die Beendigung der Betrachtung und Behandlung der Welt aus einer völlig überalterten Perspektive, steht auf der revolutionären Agenda.
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    Dort wo der Kessel am dichtesten ist, dort bricht die Masse unter ihrer eigenen Gravitation zusammen. Erzeugt dadurch aber einen Druck, bzw. einen Sog, was alles drum herum da hinein fallen lässt. Die Revolution ist nicht die Fortsetzung des Alten, also nicht die positive Ansammlung von Masse, sondern deren Zusammenbruch. Deren Implosion, die sich auch als Explosion darstellt. Selbst die Gesetze scheinen also andere zu sein. So sehr die Gravitation Teil wie Bedingung der Masse selbst ist, so sehr ist sie zugleich deren Endbedingung. Auch aus diesem Grund sind die Herrschenden mit sich im Unklaren, nämlich ob sie die Flüchtlinge zurück schicken, oder eben aufnehmen. Aber gleich was sie da tun, am Ereignishorizont eines „schwarzen Lochs“ – bleibt es sich gleich.
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    Die Überforderung/die Überlastung unserer völlig überalterten Gesellschaft mit den Massen an jungen Flüchtlingen, könnte das entscheidende Nadelöhr sein, welches zum „schwarzen Loch“ unserer Gesellschaft werden wird.
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    Heute ist es eben nicht mehr egal, ob in China der sprichwörtliche Sack Reis platzt oder nicht. Dieser geplatzte Sack könnte eine nicht mehr kontrollierbare Kettenreaktion hervorrufen. So sehr hat sich die Welt verdichtet. Das Alte gerät gnadenlos in den Sog einer Bewegung, die ihr Ende erst in einer neuen Epoche findet, wo das Alte unter sich irreversibel begraben ist, in sich hinein gezogen, völlig verdaut ist.
    Für mich ist das, trotz all der Unkenrufe, die Probe aufs Exempel. Die gar oft geforderte Möglichkeit für den Beweis einer immer jungen Aktualität des Marxismus.

  27. <p>elbsegler, genau das meine...
    elbsegler, genau das meine ich: wann ist Eingreifen gerechtfertigt und wann nicht?
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    Devin08, bitte fassen Sie sich etwas kürzer. Ich meine das ernst!

  28. manmanman so viel text und ich...
    manmanman so viel text und ich hab immer noch keinen plan was sie mir sagen wollen. ne stringente argumentation lässt sich da beim besten willen nichtma innerhalb eines absatzes finden (und ja marx und interpreten sind durchaus bekannt). Jetzt weis ich auch warum ich ihre Kommentarbrocken immer übersprungen habe und ich wünschte die dame hier hätte die eier besessen (man verzeihe mir meinen sexismus) den ranz nicht freizuschalten. denn er reiht sich ein in die schlange der unsäglichen agendapusher in eigener sache, die in den FAZblogs aufschlagen. ein wunder, dass sie bei ihrem zusammenhanglosen buzzworddropping nicht auch noch die ESA und ungeklärte Rechtsverhältnisse in supranationalen Institutionen angeschnitten haben.
    mit mittelschwergenervten Grüßen …
    nachujzmarxem

  29. Devin08 sagt:

    Ich verachte keine inhaltliche...
    Ich verachte keine inhaltliche Kritik
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    @volltrafoproll: Auch wenn Sie das übersehen haben wollen, aber ich habe Ihrer forschen Behauptung widersprochen, dass revolutionäre Ereignisse keiner Prognose zugänglich seien. Natürlich bedienten Sie sich dabei eines gängigen Vorurteils, nämlich das gegen die „Soziologie“. Da die Soziologie nicht Teil der marxistischen Wissenschaft ist, sondern der bürgerlichen, deren Ergebnisse aber der marxistischen Wissenschaft üblicherweise angelastet werden, wegen des „Sozio“ vor der „logie“, sah ich mich gezwungen, den Wirkungsbereich des Marxismus mal so deutlich zu beschreiben wie nur irgendwie möglich. Dabei lag mir etwas daran, die aktuelle revolutionäre Bewegung in Arabien und anderswo vor dem Hintergrund auch der hier vorgestellten Beziehung zwischen (mathematischer) Theorie und Praxis zu beleuchten.
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    Ja, das war ein langer Vortrag, das gebe ich zu. Dennoch habe ich versucht, das Thema in seinen inneren Zusammenhängen vorzustellen. Also keineswegs so, dass der roten Faden nicht mehr erkennbar wäre. Dass man das sozusagen nicht nachvollziehen könne, hängt wohl auch am Interesse.
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    Ihre „Eier“ übrigens halte ich nicht für einen Ausrutscher, sondern für genau das, was Sie hier grundsätzlich vorzustellen suchen: den volltrafo-„proll“. Und nur ob Ihres aufgeblähten Vortrags, nämlich, dass die Stringenz „nicht mal innerhalb eines Absatzes“ zu finden wäre, verdienen sie sich diese direkte Antwort – zum ersten wie auch zum letzten Mal.
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    Und bitte, überspringen Sie meine Kommentare und Blogs, das ist allemal besser, als wenn Sie auch nur einen zu kommentieren suchen, den Sie definitiv so wenig verstanden haben wie vermutlich auch gelesen.
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    Ansonsten gilt meine weiterhin ernste Absicht, dass ich mich natürlich so kurz fasse, wie ich kann. Dennoch: gerade dieses Blog hier fordert mich selber über alle Maßen. (Teilweise erarbeite ich mir hier Standpunkte ganz neu.) Es genügt nicht, mir jedenfalls nicht, da mit dem üblichen Small Talk zu reagieren. Das ist kein Plauderblog, wie ihn Don Alphonso netterweise und zur Entspannung anbietet. Hier wird hart gearbeitet. Ich verachte daher auch keine hier geäußerte inhaltliche Kritik. Ganz im Gegenteil, ich wünsche sie mir, so wie die Themen mir eine Herzensangelegenheit sind – jedenfalls die meisten. Dabei will ich mir allerdings nicht Ihr freundliches Gemüt verderben – und das richtet sich jetzt nicht nur an die Verfasserin des Blogs. Daher schließe ich jetzt diesen Vortrag und versichere Ihnen, dass das sicherlich eine Ausnahme war.

  30. Devin08, ich nehme Ihren...
    Devin08, ich nehme Ihren Kommentar als Kompliment und freue mich über Sie als Leser – gerade, weil Sie oft Standpunkte vertreten, die man sonst hier nicht unbedingt liest. Dennoch wäre es der Debatte zuträglicher, Sie würden sich kürzer fassen – dann fällt es nämlich auch leichter, zu antworten. Ich kämpfe ja selbst manchmal damit, gerne eine erschöpfende Antwort geben zu wollen – aber darunter leidet der Diskurs. Jedenfalls werde ich Sie weiter gerne freischalten, solange es beim Thema bleibt und die Länge nicht ausufert.

  31. gabriele sagt:

    @ Devin, Ihr Zitat:
    "Und...

    @ Devin, Ihr Zitat:
    “Und bitte, überspringen Sie meine Kommentare und Blogs, das ist allemal besser, als wenn Sie auch nur einen zu kommentieren suchen, den Sie definitiv so wenig verstanden haben wie vermutlich auch gelesen.”
    – empfinde ich als elitäres Distinktionsgebaren, den “Plebs” nicht teilhaben lassen zu wollen. Sollte man in dieser Zeit nicht weiter sein, und gerade andere an (wichtigem) Wissen teilhaben lassen?
    Ich denke – genau dafür ist das Internet doch da!
    Dies beinhaltet doch, dass man versucht sich klar auszudrücken.
    Als lernwilliger wissensdurstiger Mensch, der nicht studieren durfte…(das brauchts doch nicht, du heiratest ja eh)…bin ich nämlich sehr sehr dankbar für neue weiterführende Gedanken. Ich hoffe, Sie verstehen überhaupt was ich meine.

  32. Devin08 sagt:

    Ich lebe auch innerhalb meiner...
    Ich lebe auch innerhalb meiner sprachlichen Welt
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    @Gabriele: Ich verstehe Sie sehr gut. Auch ich bin nicht von Haus aus – Erbe -, schon gar nicht eines geistigen. Ich kämpfe um jeden Satz, jedes neue Verständnis, auch und gerade, wenn ich Dinge zu lesen bekomme, die weit über meinem Niveau angesiedelt sind. Mein Urteil darüber, inwieweit das dann doch vielleicht nur sprachlicher Müll gewesen ist, halte ich solange zurück, bis ich den Text verstanden habe. Dennoch, hier habe ich mit mir gerungen, nämlich, ob ich es so formulieren soll, oder nicht. Da ich mir aber sicher bin, dass ich kein Distinktionsgebaren“ absondere, so grenze ich nicht mal mir extrem feindlich gegenüber eingestellten Kontrahenten aus, sondern antworte in aller Regel weiterhin sachlich, habe ich mir erlaubt, frontal solche Stimmungsmache – „Jetzt weis ich auch warum ich ihre Kommentarbrocken immer übersprungen habe …“ – zurück zuweisen. Marxisten machen nicht selten die Erfahrung, dass das vorgeblich „nicht verstehen können“ eine nicht klar formulierte inhaltliche Kritik darstellt. Solches ist nicht nur unfair, sondern im höchsten Maße unproduktiv.
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    Den „Plebs“ auszuschließen, das ist wahrlich nicht mein Ding (doch auch Marx schon, mit dem ich mich wahrlich nicht vergleiche, hat „Das Kapital“ ohne Rücksicht darauf geschrieben, ob der „einfache Arbeiter”, für den es ja geschrieben ist, dies überhaupt versteht, dennoch: der einfache Arbeiter, war der erste, der sich diesem „Monster“ gestellt hat; und auch ich kämpfe seit 30 Jahren mit demselbigen). Ich halte aber ein gewisses Niveau für unverzichtbar, wenn man nicht nur Trolle fernhalten, sondern auch professionelle Provokateure (ich gehe nicht davon aus, dass das hier der Fall ist!) „überfordern“ möchte. So wie ich es weiter oben schon beschrieben habe.
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    Sollte diese „Überforderung“ aber ausschließlich durch meine Sprache bedingt sein, dann lehne ich eine dementsprechend begründete Kritik natürlich nicht ab. In so einem Fall darf und soll man mir direkt antworten und mich auffordern, mich doch verständlicher auszudrücken. Nur kann mir keiner kommen und erklären, dass das was ich schreibe, grundsätzlich, also ausnahmslos immer, nicht verständlich wäre. Sprachliche Kapriolen meinerseits – ich lebe natürlich auch innerhalb meiner sprachlichen Welt (was mal überhaupt ein Thema wäre, nämlich: Wie viele Welten gibt es diesbezüglich?) – schließe ich natürlich so wenig aus, wie den Umstand, dass ich Fehler mache, zumal wenn die von mir erwähnte Absicht in einer Übertreibung enden sollte. Das wäre dann definitiv zu viel des „Schlechten“.

  33. lukeman sagt:

    Das Radnitz-Paper "the color...
    Das Radnitz-Paper “the color of money” zu den Farbrevolutionen gibt’s übrigens online als PDF – sehr interessant (danke, volltrafoproll). Aus dem Abstract:
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    “Instead of creating a postcommunist middle class, reforms across the former Soviet Union have weakened the state, impoverished the majority of citizens, and produced a small, kleptocratic elite that uses political connections to serve its interests.”
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    “I distinguish between two types of opposition: “activist,” which is typically ideological, pro-democracy, and represented predominantly by the urban intelligentsia; and “capitalist,” which is pragmatic, ambivalent toward democracy, and diverse in terms of background and origins. Only coalitions involving both groups can succeed in toppling a government, and this alliance can occur only in states that have undergone privatization.”

  34. colorcraze sagt:

    @elbsegler/realist: Was bei...
    @elbsegler/realist: Was bei dem Überschwang zu Libyen eben zuerst unterschlagen wurde, war zum einen, daß die Verhältnisse in Libyen andere sind als in Ägypten oder Tunesien, und zum anderen, daß “Flugverbotszone” eine Entscheidung über Krieg oder Neutralität ist. Mir stieß auf, daß viele die Opposition in Libyen gleich zur Demokratiebewegung erklärten, obwohl dafür zumindest für mich keinerlei Anzeichen auszumachen waren (ich habe eher den Eindruck, es handelt sich um konservative Stämme, die sich regional benachteiligt sehen, und deswegen das Gaddafi-Regime beerben wollen). Da rief keiner “civilité” oder das inzwischen vielleicht auch auf Arabisch vorhandene Pendant wie in Tunesien. Zum zweiten fand ich den Unernst beschämend, wie die EU-Parlamentarier mit dieser Frage “Krieg oder Frieden” umgingen: als handle es sich um eine Spielerei von geringem Aufwand und ohne irgendwelche Auswirkungen, die man dann so im Verbeigehen natürlich jemand anders (den USA) an die Backe kleben könnte.
    @Devin08: mit dem Marxismus tue ich mich auch schwer, aber Sie bringen doch immer wieder Erkenntnisse, die es wert sind, genannt zu werden, auch wenn man sich durch lange Texte bohren muß. Die Sache mit den Kadern und der nötigen Konspiration ist eine (aktuelles Beispiel war ja die Vorbereitung der Tahrir-Demonstrationen), und daß es sich in mancher Hinsicht um eine Jugendbewegung handelt. Ansonsten, daß seit 1989 eine neue Ära begonnen hat, sehe ich auch so.

  35. Realist sagt:

    Ob nun Flugverbotszone wie in...
    Ob nun Flugverbotszone wie in Jugoslawien damals, ob nun Waffenlieferungen, Spezialeinheiten oder ein paar Marschflugkörper in das Hauptquartier, etwas hätte man schon vor Wochenfrist tun können, müssen. Und wenns alles zuviel ist im Superwahljahr, wenigstens ehrlich sagen, dass jemand anders den Libyern helfen muss, Deutschland aber zu feige ist, weil es sich ja schon “am Hindukusch verteidigt”, auch wenn da niemand darum gebeten hatte außer George Bush. Einfach sagen “Macht ihrs, wir halten uns raus”. Aber nein, Deutschland will unbedingt ganz vorne bei den “Großen” mitspielen, blockieren, bläst sich auf als unersetzlich, muss unbedingt in den Weltsicherheitsrat. Wozu? Um den Rest der Welt auch mit hirnloser Zauder- und Lobbypolitik zu beglücken? Um zu mahnen und zu warnen, vulgo rumzulabern? Wie se es gewohnt sind?
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    Ihr Recht auf Ihre anderweitige Meinung sei Ihnen unbenommen. Aber dann in Zukunft einfach überhaupt keine Auslandseinsätze mehr, und die Leute aus Afghanistan SOFORT heimholen. WAS MACHEN WIR DA? Das ist schließlich auch ein souveräner Staat und geht uns nichts an. Wie kamen wir da überhaupt hin? Wir können dort ja auch dort Sanktionen verhängen. Und an die Taliban appelieren, sich doch nett zu verhalten. Reicht doch, so wie in Libyen.
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    Falls nun Al Quaida hilfreich für den zaudernden Westen einspringt und irgendein Emir erst Gaddafi stürzt und sich dann an die Macht putscht und die islamische Republik ausruft, ist es aber Merkel und Co. sicher auch nicht recht. Das gibt dann wieder lange Gesichter, und dann Auslandseinsätze.
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    Ich werde nie der Gesichter der Libyer vergessen, die unter Bombenabwürfen und Maschinengewehrbeschuss für Freiheit und Demokratie kämpften, demonstrierten, starben, “helft uns!” in die Kameras schrien. Falls sie noch am Leben sind, sollten sienatürlich alle Asyl in Deutschland beantragen nach dem Fall von Bengasi. Und natürlich zu hunderttausenden bekommen, denn sie werden ja von einem tollwütigen Diktator verfolgt, den wir dort gestützt haben. Scheckbuchdiplomatie, das ist doch Deutschlands Metier. Ablasshandel.

  36. lukeman, wenn ich mir so die...
    lukeman, wenn ich mir so die Welt anschaue, habe ich allerdings das Gefühl, daß die Kapitalisten in der Überzahl sind.
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    colorcraze, die Frage hat sich mir auch schon gestellt – wer da eigentlich hintersteckt. Andererseits: wenn auf Demonstranten geschossen wird – wer möchte da entscheiden, ob Regimes das dürfen? Setzen sich schießwütige Regimes vielleicht ohnehin ins Unrecht, quasi per Definition? Und wer entscheidet sowas?

  37. Realist sagt:

    "Appeasement". Kann ich mich...
    “Appeasement”. Kann ich mich noch gut erinnern. Die Friedensbewegung wollte keinen Irakkrieg, hielt die Begründungen für herbeigelogen, meinte, man könne Demokratie nicht herbeibomben. Da hagelte es dann die höhnischen Leitartikel. Das sei Appeasement. Und Saddam war Hitler, und Milosevic war Hitler, die Taliban waren religiöse Nazis, und wir mussten immer die armen Länder/Ölvorkommen befreien. Dass dieser Vorwurf bzgl. Libyen von irgendwem erhoben worden, wäre ist lächerlich. Der einzige, der sowas äusserte, war Gaddafi. Wie stellt man sich das eigentlich vor, nach seinem “Sieg” dann eine Anstandsfrist, und dann ist er wieder unser witziger Kumpel mit dem Öl, verbündet im Kampf gegen den Terror? Wer soll den Mist dann noch glauben? Was ist mit Bahrain, Saudi Arabien? Wo sind die Sanktionen? Hat Westerwelle die Botschafter einbestellt? Was sagen EU, Nato, Weltsicherheitsrat? Wer spricht aus, dass für die ganzen lächerlichen Operetten”könige”, “Revolutionsführer” und “Präsidenten” die Zeit abgelaufen ist? Dass sie keinerlei Legitimation haben, und nie hatten? Wo ist die “Drohkulisse”? Ich möchte keinen dieser Scheichs und ihrer verwöhnten Bälger hier mehr im Land sehen, die Hände unserer Politgrößen schüttelnd. Und des Sitzes im Weltsicherheitsrat hat sich Deutschland als unwürdig erwiesen, es sollte ihn zurückgeben.

  38. Devin08 sagt:

    Man wäscht die Hände in...
    Man wäscht die Hände in Unschuld
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    @Sophia Amalie Antoinette Infinitesimalia: Die Sache mit den schießwütigen Diktatoren hat natürlich noch eine ganz andere Seite. Ich kann mir das klammheimliche Grinsen nicht verkneifen, höre ich von unseren Herrschaften, dass ein Verbrecher sei, der da auf sein eigenes Volk schießt. Nun ja, man darf gespannt sein, was sie tun, diese Saubermänner, wenn hier „zurück geschossen“ werden muss. Mag sein, dass die Frage sich so schnell nicht stellt. Doch darauf verlassen, würde ich mich nicht.
    Wenn ich es noch erlebe, werde ich sie ganz sicherlich daran erinnern, an ihre Sprüche von heute.
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    Und dass das kein leeres Gerede ist, kann man vielleicht auch daran ermessen, dass im Kontext der nicht verabschiedeten europäischen Verfassung, also im Kontext des „Lissabon-Vertrages“, die Todesstrafe im europäischen Rahmen, im Kriegsfalle nämlich, gegen gewisse innere Kombattanten, mit verabschiedet wurde (so ist das ein nicht unwesentlicher Teil in der Verfassungsklage gegen den Lissabon-Vertrag). Die Todesstrafe ist in Deutschland wohl abgeschafft, auch im Kriegsfall. Denn nach deutschem Recht, ist die Todesstrafe „Unrecht“ – per definitionem. Aber nicht in Europa! Das heißt: eben nicht in allen Ländern Europas. So macht man das dann. Und man wäscht die Hände in Unschuld. Ach Ja: und von da bis zum Bombereinsatz gegen Demonstranten ist es nur noch ein kleiner Schritt. Die Demonstranten werden dann einfach als „Terroristen“ deklariert. Man sagt dann vielleicht nicht „Ratten“ zu diesen, wie ein Gaddafi, nur meint man halt dasselbe.

  39. colorcraze sagt:

    @Sophia: man muß jeden Fall...
    @Sophia: man muß jeden Fall im Kontext entscheiden, nehme ich an, da kommt man nicht drumherum.
    @Devin08: gut, daß Sie das erwähnen.
    @realist: guggugg, aufwachen, Krieg gegen Terror ist keine Großmachtangelegenheit mehr. Drohkulisse ist lange weg.

    Ich hab mich in letzter Zeit etwas zu Pakistan belesen. Soweit ich es verstanden habe, wurden die Kämpfe zwischen diversen islamischen Glaubensfraktionen dort im Laufe der Jahrzehnte immer heftiger, und die bevorzugten Glaubensrichtungen immer fundamentalistischer. Attentate sind quasi an der Tagesordnung, weil ja alle außer einem selbst Ungläubige sind. Ich stelle mir den Alltag dort recht mühsam und recht belagert vor. Diese Belagerung kommt aber von innen heraus, etwa dadurch, daß die armen Leute ihre Kinder nur in Medresen schicken können, weil staatliche Schulen Geld verlangen oder garnicht vorhanden sind.
    Die Tunesier und Ägypter, die auf die Straßen gegangen sind, wandten sich nicht gegen irgendwelche Ungläubigen, und die Gläubigkeit oder nicht der verhaßten Regierung interessierte sie nicht die Bohne.
    In Afghanistan oder Pakistan interessiert sowas sehr wohl, wie die Reaktionen auf den Versuch von Abgeordneten, den Blasphemieparagraphen in Pakistan zu streichen oder wenigstens zu lockern zeigen: sie wurden alle durch Attentate getötet, und die Attentäter als Helden gefeiert.
    Gaddafi hat bis jetzt wenig Ehrgeiz gezeigt, Gläubigkeit als Hauptunterscheidungsmerkmal zu pushen, um auf diese Weise große Gruppen an den Rand zu drängen. Dschalil hat einen Gebetsfleck auf der Stirn – er ist gewiß ein ehrenwerter Mensch, aber ich traue ihm die nötige Toleranz in solchen Dingen, die ein Staat braucht, nicht zu.

  40. @ lukeman und Sophia ......
    @ lukeman und Sophia …
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    aus dem grund gibt es ja auch eine wachsende Anzahl von Forschern, die bzgl der demokratisierung in eher skeptisch sind. die bunten revolutionen OE’s werden eher als reproduktionsmechanismen autoritärer Regime angesehen. sprich nach einer kurzen liberalisierungsphase findet auch der vordergründig liberale kandidat in alte verhaltensmuster zurück.
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    etwas empirie zu den “kapitalisten” in radnitz. in Georgien und der Ukraine waren das zb akteure aus der Energiebranche. In dem Zusammenhang möchte ich auch an die Revolution im Iran erinnern, bei der immer wieder auf die Bedeutung der Basaris verwiesen wurde (denn der Energiesektor liegt dort zunehmend in den Händen der Rev. Garden).
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    in Belarus gibt es in dem Sinne keine kapitalistische Klasse, die einer Massenbewegung finanziell unter die Arme greifen könnte. Es fehlen auch solche Basics wie Pressefreiheit. Sowohl in Georgien als auch der Ukraine hatte die Opposition Zugang zu Massenmedien, in Ägypten und Tunesien konnte das Info-monopol durch das Netz gebrochen werden.
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    Etwas spekulation zu den rückschlägen in georgien und Ukraine. dort fehlte womöglich der anreiz der EU Mitgliedschaft, was wiederum mit der von Sophia eingebrachten Theorie erklärbar sein dürfte. Den Kapitalisten fehlt schlicht ein Anreiz, da die Gewinne aus Patronagesystemen und Renteneinkommen nicht durch Zugang zu neuen Märkten ersetzt wurden.
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    und damit das nicht alles so pessimistisch ausfält ein Verweis auf Kirgisien. Dort sind scheinbar mechanismen am Werk, die eine nachhaltige dem. Entwicklung angestoßen haben. Mit etwas Glück wird es der erste parlametarische Staat ZA’s.
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    @ devin. geht doch auch kurz, danke.

  41. Devin08, ich bin zutiefst...
    Devin08, ich bin zutiefst überzeugt, daß hier so schnell nicht mehr im großen Stil und mit System auf Bürger geschossen wird.
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    colorcraze, eben. Und selbst Einzelfallentscheidungen sind schwierig genug, weil man damit Präzedenzfälle schafft und später in Erklärungsnot kommen kann. Ich möchte bei solchen Entscheidungen kein Politiker sein – darum sind sie nämlich nicht zu beneiden. Vom Spielfeldrand hingegen hat man leicht reden.
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    volltrafoproll, Erklärungsmuster sind etwas wunderbares und machen die Welt begreifbarer – man darf nur nicht den Fehler machen, sie überzubewerten. Am Ende ist die Realität eh immer komplexer als wir es uns vorstellen können.

  42. Treffen sich ein Operator und...
    Treffen sich ein Operator und eine Funktion. Sagt der Operator: “Lass mich vorbei! Oder ich leite Dich ab!”
    Sagt die Funktion: “Mach doch, mach doch… ich bin die Funktion ex ”
    Erweiterung: Entgegnet der Operator: “Ich bin aber d nach dt.”
    Next exit vatican:
    “Am Ende ist die Realität eh immer komplexer als wir es uns vorstellen können.”

  43. @ sophia
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    einen höheren...

    @ sophia
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    einen höheren Anspruch hat man ja auch nicht. die Realität begreifbar machen, indem man die komplexität reduziert. dabei auftretende unschärfen* sind unvermeidlich, überwiegen aber die nachteile des nicht verstehens.
    .
    ziel des kleinen exkurses ein paar posts weiter oben war es ja auch nur interessierten Geistern aufzuzeigen wie man etwas weniger abstrakt (also deskriptiv oder empirisch quantitativ) an das Transformationsproblem herangehen kann und wann sich auch solch abstrakten herangehensweisen wie die von Ihnen beschriebenen sinnvoll nutzen lassen.
    .
    * zu unschärfen durch reduzierung aufs wesentliche kommen noch die Fallstricke des Forschungsdesigns, wo sich auch nochmal komplett verrennen kann.

  44. colorcraze sagt:

    @volltrafoproll: doch, Ihre...
    @volltrafoproll: doch, Ihre Anmerkungen zu den ehem. SU-Staaten machen mir manches einleuchtender. Kirgisien, sagen Sie? Da ist tatsächlich was imgange? Nicht nur ein versprengtes Grüppchen leidender Intelligenzler mit 3 gesponsorten Kopierern?

  45. colorcraze sagt:

    @Sophia: Im Fall...
    @Sophia: Im Fall Unterstützung der Opposition in Libyen – ich bin sehr froh über Herrn Juppé, weil er diese Option, die sich tatsächlich einige Tage stellte, in voller Klarheit herausgearbeitet hat – sehe ich die Unterstützung der Mudschahedin gegen den von den Russen installierten Nadschibullah in Afghanistan seinerzeit als Präzedenzfall. Dadurch zerfiel das Land wieder in ein Stammesgebiet, und man heizte den Fundamentalismus nicht nur in Afghanistan, sondern zusätzlich auch in Pakistan an. Hätte man das nicht gemacht, wäre Afghanistan heute vielleicht so weit wie volltrafoproll es von Kirgisien sagt. Aber so – oh je, das Kind aus dem Brunnen holen…
    Aus diesen Gründen erscheint mir die Gaddafidynastie immer noch das kleinere Übel, auch wenn sie einen Teil der Bevölkerung schlecht behandelt.

  46. HansMeier555 sagt:

    Also ich gehe davon aus, dass...
    Also ich gehe davon aus, dass die eigentliche Refeudalisierung uns erst noch bevorsteht.

  47. HansMeier555 sagt:

    Ein leibhaftiger...
    Ein leibhaftiger Revolutionsblog,
    mitteninder mitteninder mitteninder
    Fatz

  48. Plindos sagt:

    colorcraze@:Kinder fallen...
    colorcraze@:Kinder fallen immer, ich betone immer, in nicht abgedeckelte Brunnen in Oasen und anderswo, das ist gewissermaßen systemisch bedingt….
    Fünf Jahre alte, ausgegrabene Modelle zu Demokratisierungsprozessen im Nahen Osten lassen hiesige Defizite durchaus in ähnlicher Form effizient & evident im Wahrnehmungsbereich/radar hiesiger Bürger aufleuchten:
    Zitat aus Telepolis:
    “Auch in Deutschland haftet schließlich jeder Steuerzahler für die Risiken, die von AKWs ausgehen, weil der ansonsten so gepriesene freie Markt hier (in diesem (Wirtschaftssektor, da Monopolartig) nicht existiert, es also keinen Versicherer gibt. Konzerne und Politiker übernehmen keine Verantwortung, aber sie nehmen alle in die Pflicht.”

  49. Realist sagt:

    "So richtig es sei, dem...
    “So richtig es sei, dem mörderischem Treiben des Gaddafi-Regimes Einhalt zu gebieten, so falsch sei es, dies mit Krieg erreichen zu wollen, erklärten die Vorsitzenden von Partei und Fraktion, Gesine Lötzsch, Klaus Ernst und Gregor Gysi.”.
    Ach ja? Wie denn sonst? Mit einer Mahnwache vielleicht? Oder mit einem kritischen Flugblatt? Was die Linke fordert, würde in letzter Konsequenz weiter jammernd-händeringendes Zuschauen bedeuten. Diesmal liegt sie komplett daneben, auch wenn sie mit Afghanistan recht gehabt haben mögen. Diesmal ist es nur der übliche Wählerstimmenabgreif-Reflex, nicht anders als bei der CDU. “Links” ist das nicht.

  50. nuja im falle libyen bin ich...
    nuja im falle libyen bin ich mir nicht so sicher was da die treibenden kräfte sind. werden vlt nur felle neu verteilt ? stammes und regionalkonflikte? haben sich dort 2 Hurensöhne in den Haaren und “der Westen” hat sich gerade einen neuen ausgesucht ?
    sah nicht nach einer massenrevolution (mit dem. Gesinnung) aus, eher nach Ost gegen West, ein hübscher Seperationskonflikt, mehr nicht.
    für sowas kann es zweifelos auch gründe geben dort einzugreifen, aber wen unterstützen wir da eigentlich ? ich Blicke da noch nicht durch.

  51. @ colorcraze, freut mich....
    @ colorcraze, freut mich. detail hab ich da auch nicht im blick , aber in kirgisien hats ja 2005 die tulpenrevolution gegeben. passte im weitesten Sinne auch in das Konzept der bunten Revolutionen ala Serbien Georgien und Ukraine und die Rückkehr ins autoritäre im Anschluss ebenfalls, soviel zu den Modellen. Also zumindest für mich völlig überraschend gab es ob des polit Kurses 2010 erneute Massenproteste und der Präs. musste nach Kasachstan fliehen. Jetzt hat Frau Rosa Otunbajewa den Laden am Wickel und strukturiert groß um. Die Stellung des Präsidenten wird zugunsten des Parlaments geschwächt und könnte somit zukünftigen allmachtsansprüchen erheblich entgegenwirken. Einschränkung am Rande ( ob parlamentarisches oder präsidentielles System der optimale ausgangspunkt für eine Transition sind ist noch gegenstand der wiss. Debatte. 2 Köpfe, 3 Meinungen… wie überall)

  52. Plindos. sagt:

    Realist@: Nein mit...
    Realist@: Nein mit Lichterketten, die sollen effizienter sein, vor allem, wenn den danach zu erwartenden Opfern nach den allfälligen Massakern, durch den Colonel G. verursacht, gedacht wird. Herr Dr. Gysi und Konsorten haben es sich genau so bequem und denkfaul eingerichtet wie die anderen Parteien auch, man braucht sich sich nur das feige Staats-Raison-Geschwafel von Herrn Dr. G. Westerwelle, Aussenminister anzuhören:”….das ist dort kein Aufstellen von Verkehrsschildern!”. Wohl wahr.
    Das Demokraten eventuell Menschen helfen könnten, notfalls mit Waffengewalt, die nach Freiheit dürsten, ist demnach nicht unbedingt ausgemacht (wie zu besichtigen ist). Eine der wenigen rühmlichen Ausnahmen, Herr Todenhöfer CDU, der um ein Haar dieser Tage dort ums Leben gekommen wäre, sowie manch ein deutscher Auslandskorrespondent in Lybien.

  53. Revolutionärer Transit,...
    Revolutionärer Transit, herzlichen Dank für Ihre überaus erhellende Wortmeldung.
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    volltrafoproll, es scheint wir gehören beide zur kleinen Fraktion jener, die fast allen Methoden etwas abgewinnen können – in Grenzen. Dogmatiker, die auf die eine Wahrheit schwören gibt es da draußen ja genug.
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    colorcraze, ich bezweifele sehr, daß Afghanistan irgendwo anders als da wäre, wo es ist. Mit oder ohne NATO – manche Mißstände sind so fundamental, daß es schon ein Wunder braucht. Was den Einsatz nicht besser macht.

  54. HansMeier555, ich glaube, die...
    HansMeier555, ich glaube, die Refeudalsierung in Europa wird sich nicht so schnell einstellen, aber ich gespannt zu hören, warum Sie anderer Meinung sind.
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    Plindos, sehr wahr. Für Banken, Atomreaktoren und vieles mehr.
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    Davon abgesehen würde ich in Libyen auch eher auf Felle verteilen (mit volltrafoproll) also auf innige Demokratiewünsche spekulieren. Aber da kann man nur mutmaßen, die Informationen sind ja eher spärlich (und ich kennen keinen einzigen Libyer persönlich, den ich fragen könnte).

  55. Realist sagt:

    Ich denke, die libysche...
    Ich denke, die libysche Demokratiebewegung war wie die ägyptische von Tunesien inspiriert, und möchte einfach selbst ihre Regierung wählen, as simple as that. Das ist doch kein Zufall, dass ist Teil der Bewegung, die den ganzen arabischen Raum erfasst. Dass bisweilen irgendwelche Stammeskonflikte, konkurrierende Gruppen oder auch Religiöses mitspielen mgen, kann auch sein. Siehe Bahrain, dort ist es einerseits ein Sunni-Schiiten-Konflikt. Andererseits aber auch das Aufbegehren gegen einen König – im 21. Jahrhundert!!! Auf dem Perlen-Platz versammelten sich da zu Beginn Sunniten und schiiten, und stellten ihre Zelte auf. Und wiesen die Behauptung, es ginge um einen religiösen Konflikt, als Regimepropaganda zurück. Bevor sie niedergeetzelt wurden. Warum traut man den Menschen dort so wenig zu, was ist das für ein Blick auf die arabische Welt? Welche Klischees spielen da mit hinein? Sind es die vielen Filme? Lawrence von Arabien, der Dieb von Bagdad, oder die Mumie haben wenig mit dem Heute dort zu tun. Kara Ben Nemsis Weisheiten sind obsolet.
    .
    Das ist für mich bischen so, als würde man erst “beweisen”, dass die Anti-Atomkraftbewegung im nördlichen Deutschland wesentlich stärker ausgeprägt ist als in Bayern oder Baden-Würtemberg. Und dann sagen, es handele sich hier offensichtlich um einen maskierten deutschen Stammeskonflikt, oder um Katholiken vs. Protestanten.
    .
    Demonstrationen gab es anfangs fast überall in Libyen. In Tripolis wurden sie nur schnell von bewaffneten Söldnern erstickt, und dann wurden Pro-Gaddafi-Demos inszeniert, mit gezwungenen Teilnehmern und Soldaten in Zivil. Hier scheint man darauf hereinzufallen. Vielleicht ist es ja doch al Quaida, die für Demokratie demonstriert hat, wie Gaddafi sagt?

  56. Devin08 sagt:

    Die Ölimporteure stellen die...
    Die Ölimporteure stellen die Berater der Generäle
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    Wir wissen doch wie das ist mit den Interventionsarmeen. Selbst die revolutionäre französische Armee unter Bonaparte konnte den annektierten Ländern bestenfalls den Code Napoléon aufoktroyieren, dennoch aber nicht das Verständnis dafür. Und auch infolge dessen verlor auch die revolutionäre Armee Frankreichs, die republikanische Armee, ihren revolutionären Geist. Und als revolutionäre Armee würde ich weder die amerikanische noch die französische, noch überhaupt irgendeine heute existierende, bezeichnen wollen. Apropos revolutionäre Armee: Auch die sowjetische Rote Armee verlor spätestens in dem Moment, wo sie die Besatzungsmacht repräsentierte, ihren revolutionären Charakter. Was soll dem revolutionären arabischen Volk in Libyen diese Intervention bringen?
    .
    Hier stellt sich sofort die Frage nach den Interessen. Doch mehr noch nach den Konsequenzen. Ich habe es hier so beschrieben: https://blog.herold-binsack.eu/?p=1516.
    Gaddafi stürzen ist die eine Sache. Eine revolutionär-demokratische Revolution zu Ende zu führen, eine andere. Natürlich könnte man einwenden, und man wird es vermutlich, dass so betrachtet auch der Krieg der Alliierten gegen die faschistischen Achsenmächte ein nutzloser gewesen wäre. Nur wer das einbringt, stellt das Gaddafiregime, d.h. gleich welche arabische Marionette, dem imperialistischen Faschismus gleich. Einen Bürgerkrieg einem apokalyptischen Weltgemetzel. Ganz im Gegenteil, dass es damals gelang, Teile der imperialistischen Front dem Faschismus entgegen zu stellen, war nicht zuletzt doch auch ein Sieg über den Imperialismus im Ganzen, wenn auch ein teuer erkaufter und mit vielen Fehlern verbundener (Hitler-Stalin-Pakt, etc. https://blog.herold-binsack.eu/?p=922).
    .
    Im Falle von Bahrain sehen wir deutlich welche Interessen hier dominieren. Nicht die eines lokalen Machthabers, und auch nicht die der arabischen Völker, sondern hinter den dynastischen Interessen gewisser Ölscheichs, letztlich die der westlichen Ölimporteure. Nicht dass hier das Missverständnis aufkäme, ich billigte einem Gaddafi gar eine antiimperialistische Rolle zu. Mitnichten! Sein „Stammbaum“ (seine Funktion innerhalb des kapitalistischen Ölkonzerts) gleicht den übrigen arabischen Machthabern. Man könnte höchstens einwenden, dass das Kapital einen der ihren hier bereitwillig opfert, zumal der schon immer ein unsicherer Kandidat war, dem Ganzen zuliebe. Und seit wann wäre es Sache der Revolution „dem Ganzen“, nämlich dem des Kapitals, zuzuarbeiten?
    .
    Etwas völlig anderes wäre es, wenn die Volksmassen selber die Grenzen überschritten und ihren arabischen Brüdern und Schwestern zu Hilfe eilten. Nicht aber hinter der Armee der Saudis z.B. ginge das, sondern vielleicht als revolutionäre Armee der Völker Tunesiens und Ägyptens, soweit eine solche es dort schon gäbe. Das wäre dann den „Internationalen Brigaden“ im spanischen Bürgerkrieg zu vergleichen. Welche übrigens von den demokratisch-kapitalistischen Ländern dabei im Stich gelassen wurden (https://blog.herold-binsack.eu/?p=1293). Auch das spricht doch Bände bzgl. dessen, wofür das Kapital da in Libyen bereit ist zu intervenieren.
    .
    Und last not least, es wird ja oft erwähnt und zwar zu Recht: Dass der politische Islam in den bisherigen revolutionären arabischen Bewegungen so gut wie keine Rolle mehr gespielt hat, das könnte sich jetzt wieder ändern. Unterschätzen wir nicht die Affinität der Ölimporteure zu den islamistischen Provokateuren! Und genau jene Ölimporteure stellen wohl nicht die Hauptmacht im militärischen Einsatz, dennoch: so wie sie sich im zivilen Einsatz der Staatsekretäre bemächtigen, so im Kriegsfall der Berater der Generäle.
    .
    Nach der Intervention werden wieder antisemitische Exzesse folgen. Und was das bedeuten könnte, auch und gerade in Bezug auf die Opfer der Revolution, das habe ich beschrieben (https://blog.herold-binsack.eu/?p=1377).
    .
    Nachtrag: Die Tatsache, dass das Gaddafi-Regime unter der Androhung von militärischer Gewalt, offenbar einknickt (wie da gerade in den Nachrichten zu hören ist), ändert nichts an dem, was ich gerade geschrieben habe. Es zeigt vielleicht nur, wie da hinter den Kulissen taktiert wird. Und natürlich auch, wie diese Marionette versucht ist, an den Fäden selber zu ziehen. Da bietet sich aber vielleicht ein wertvoller Zeitgewinn für die revolutionären arabischen Völker, die sich da zum Sturm rüsten sollten! Um die Sache selber in die Hand zu nehmen.

  57. Plindos sagt:

    HansMeier555@: Lieber Herr...
    HansMeier555@: Lieber Herr H.M.: Man müßte Sie glatt als Kandidat für den Karlspreis der Stadt Aachen vorschlagen. Nach dem Niedergang Westroms und dem Entstehen des neuen Imperiums fing ja schon einmal eine Refeudalisierung Europas an. Und nun steht die Dritte ante portas?
    Nebenbemerkung:
    Dazu dient Libyen nicht mehr als Kornkammer (ehem. Besitz des SPQR und danach später der ruhmreichen Res publica Italia) sondern als unser, dringender denn je, benötigter Ressorcenlieferant für die Befüllung unserer Öllämpchen nach dem Wegfall der AKWs.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Karlspreis

  58. Plindos sagt:

    Devin08: "Das wäre dann den...
    Devin08: “Das wäre dann den „Internationalen Brigaden“ im spanischen Bürgerkrieg zu vergleichen.” Sie hätten noch hinzufügen sollen: Und hinter deren Linien hatte J. W. Stalin seine Komissare installiert um diversen Teilnehmern der Roten Brigaden den Genickschuß zu verpassen. Von diesem Trauma inspiriert, schrieb der ehem. Spanienkämper Orwell, seine bekannten Essays und Romane.
    ..
    Sehr schön finde ich allerdings Ihre Ausführung bezüglich der Bemächtigung der Staatssekretäre, ähnliches gilt wohl auch für die Uranmineure und den Betreibern von AKWs. Die FAZ hatte in Ihrem Printmedium darüber aktuell einen sehr aufschlußreichen Artikel zu diesem Thema, was den diesbezüglichen japanischen Filz betrifft, geschrieben.

  59. Devin08 sagt:

    Stalin war nur ein...
    Stalin war nur ein Symptom
    .
    @Plindos: Meine Kritik am Hitler-Stalin-Pakt (siehe oben) beinhaltet auch eine solche an dem unerträglichen Taktieren (und den damit verbundenen Verbrechen) Stalins (der Komintern) im spanischen Bürgerkrieg. Dennoch kann man die Solidarität der Völker der Welt, der Proletarier aller Nationen, nicht gänzlich damit denunzieren. Das würde nicht nur der vielen Opfer nicht gerecht werden, sondern auch den Möglichkeiten, eben in diesem Bürgerkrieg, nicht nur für die antifaschistische, sondern auch antikapitalistische Sache, die es bis zuletzt nämlich gegeben hatte. Das war nicht nur ein antifaschistischer Bürgerkrieg, sondern auch die Fortführung des Klassenkampfes jener Proletarier, die zuhause schon vom Faschismus geschlagen waren. Es war insofern ein bewaffneter Bürgerkrieg schon mehr auf internationaler als auf nationaler Ebene. Und entsprach somit dem Geist des Marxismus – in Theorie und Praxis.
    .
    Mal ganz abgesehen davon, dass dieser Bürgerkrieg ein Lehrstück dafür ist, wie die revolutionäre Sache definitiv nicht von Konterrevolutionären (auch nicht im Bündnis mit ihnen) vertreten werden kann und auch nicht vertreten wird. Die Sabotage der bürgerlichen Demokratien, war insofern konsequent. Und verwies auch darauf, auf welche Weise sie den Faschismus gegen die revolutionären Massen instrumentalisierten, auch und gerade gegen die Massen im eigenen Land. Und mit Sicherheit verweisen die Schwankungen der Sowjetunion in diesem Bürgerkrieg auf den Beginn ihrer „Entartung“ – nämlich zu einer bürgerlichen Diktatur. „Wer wen“, wurde im spanischen Bürgerkrieg auch für die Sowjetunion mit entschieden.
    .
    Die Schwierigkeiten bei der Herstellung einer alliierten Front, verschleierten dies allerdings noch eine Zeit lang, ebenso wie dies auch verschleierte, auf welche Weise auch die demokratischen bürgerlichen Regierungen, während sie sich gegen den äußeren Faschismus wappneten, in ihrem eigenen Innern faschisierten. Der Klassenkampf der US-Kapitalisten gegen die US-Proletarier, welcher schon immer ein brutal geführter war, wurde während des 2. Weltkrieges noch einmal verschärft. Diesmal unter der Prämisse: Alles für den Krieg.
    .
    Dass da die Komintern in dieser Frage sich plötzlich überfordert sah (Trotzkis Kritik in diesem Punkt stimme ich völlig zu, allerdings wirklich nur seine Kritik, nicht sein eigenes Verhalten!), nämlich darin, dass man den Krieg gegen den Faschismus nicht dem Krieg gegen das Kapital entgegen stellen durfte, führte schließlich zu ihrer Auflösung. Dass das opportunistische Taktieren eines Stalins, seine völlige Unfähigkeit die internationalen Klasseninteressen des Proletariats zu vertreten, auch dann, wenn die Verteidigung des Sozialismus (in einem Land) zur internationalen Hauptaufgabe geworden ist, zeigt nur, wie wenig er vom Leninismus wirklich (noch) verstand. Er war ein bürgerlicher Machtpolitiker geworden, ähnlich darin seinen bürgerlichen Alliierten – Churchill – Roosevelt. Dennoch: Stalin war nur ein Symptom für den längst verdorbenen Gesamtzustand der Komintern, nicht ihr Verderber.

  60. Realist, mir kann niemand...
    Realist, mir kann niemand vorwerfen, ich hielte Araber generell für demokratieunfähig oder sei islamfeindlich. Aber der Mangel an authentischen Informationen macht es eben viel schwerer, sich selbst einen Eindruck der Kräfte zu verschaffen. Freunde von mir haben auf dem Tahrir gesessen – in Libyen fehlt mir das und folglich würde ich nicht kategorisch ausschließen, daß da auch andere Motive mitspielen. Mehr nicht.
    .
    Plindos, die pragmatischen, strategischen Interessen, die der Westen in manchen Ländern hat und in anderen nicht, führen eben auch zu unterschiedlichen Bewertungen. Tunesien: juhei, das ist nur der verlängerte Strand vom Ballermann. Ägypten: als strategischer Partner schon bedeutsamer. Libyen: ganz heisses Eisen. Ich sag’s noch mal: Politiker möchte ich in diesen Zeiten nicht sein. In überhaupt keinen Zeiten, wenn ich so drüber nachdenke.

  61. Realist sagt:

    Das war ja nun auch kein...
    Das war ja nun auch kein Vorwurf an die Autorin. Da sei obiger Artikel vor. Man weiß wirklich nicht so viel (wie in Ägypten), aber Guardian, Al Jazeera und auf Twitter die Rebellen selber haben mir schon das Bild vermittelt, dass da letztlich nichts anderes passiert als in Ägypten oder tunesien, nur weitaus gewalttätiger. In Ägypten gab es die Straßenschlachten mit Knüppeln, Molotow-Cocktails und nur vereinzelt mal Schüsse, das Militär hielt sich größtenteils zurück. In Libyen ging es sofort viel gewalttätiger zu, und Gaddafi unterband in der Hauptstadt von Anfang an alle Demos, und ließ Söldner auf die Libyer los. Diese erbeuteten Waffen und wehrten sich. Aber inhaltlich geht es wohl um ähnliches wie in Ägypten, und es sind wieder die Jungen.

  62. Realist sagt:

    In Bahrain hat seine Majestät...
    In Bahrain hat seine Majestät heute übrigens den berühmten Perlen-Platz komplett planieren lassen. Das bekannte Wahrzeichen wurde abgerissen.

  63. Plindos sagt:

    Sophia Amalie Antoinette...
    Sophia Amalie Antoinette Infinitesimalia@: Sie handeln aber eminent politisch, indem Sie diesen Blog betreuen und durchaus heterogene Meinungen aufeinander prallen und sichtbar werden lassen. Was ich übrigens, samt Vorspann, ganz infinitesimal großartig finde.

  64. colorcraze sagt:

    Die Ägypter stimmen ja heute...
    Die Ägypter stimmen ja heute wohl über Verfassungsänderungen ab. Es sei die gleiche Verfassung wie vor, ergänzt um 7 Artikel (Mubarak hatte schon 6 versprochen). Ich hoffe, daß das NEIN stark überwiegt!!! Ich wünsche den Ägyptern eine andere Verfassung!! Sie sollen unbedingt den Schura-Rat tiefer hängen, und um eine kleines Koptengremium ergänzen – aber das letzte Wort muß das Parlament (bei Unentschieden der Präsident) haben, nicht die Religion!!

  65. colorcraze sagt:

    Bahrain (@realist): was ich...
    Bahrain (@realist): was ich bisher mitbekommen habe, wollen die dort eine Art Königsrat oder Kabinett, das NICHT mit Königsverwandten besetzt ist, wie jetzt. Das stinkt ihnen wohl, daß es eine ausschließliche Clanwirtschaft ist, in der alle anderen nichts zu melden haben.

  66. colorcraze sagt:

    @Sophia: "ich bezweifele sehr,...
    @Sophia: “ich bezweifele sehr, daß Afghanistan irgendwo anders als da wäre, wo es ist.” Vielleicht auch so. Man kann es nicht wissen. Es ist nur so, daß ich aus meiner quasi familiengeschichtlichen Rückschau – die Salpeterer gegen Habsburg – meine, daß die Russen damals eine Modernisierungsphase hätten bilden können. So wie halt auch in den anderen ehemaligen SU-Südstaaten.
    @volltrafoproll: das war halt das, was mich arg stutzig gemacht hat, alles Oppositionelle kam aus Bengasi, aus Tripolis wurden keinerlei Umtriebe gemeldet. Wenn ich was über Aktivitäten in Tripolis gehört hätte, wäre ich viel eher dem Risiko “eingreifen” zugeneigt gewesen. Aber so – nein.

  67. Plindos sagt:

    Nebenbetrachtung:
    Zur Rhetorik...

    Nebenbetrachtung:
    Zur Rhetorik des Komforts
    “Wenn dein Pferd tot ist, dann steig ab.” Georg Nüßlein MdB CSU.
    Die endogene psychische Kraft, die aus dem Menschen hervorbricht, hat er schon immer mit Geschick verstanden mit rationalen Argumenten zu ummanteln. So wohl vor sich selbst als Einzelnem, wie auch gegenüber seinen Mitmenschen und seiner Umwelt. Eines dieser Argumente ist die Beherrschung der Umwelt, sprich der Natur, auch die der eigenen. Jeder Christ kennt sie, jene Ableitung, die unter anderem zu dem heutigen Denken führte ist die Fehlinterpretation aus dem Deuteronium 1. Mose1, 28. Gemeint ist darin aber die Verantwortung und nicht die Überwältigung der Schöpfung. Schön, das könnte jeder Sonntagspredigt entnommen sein.
    ..
    Von der Antike bis zur beginnenden Neuzeit hatte der Mensch durchaus das rationale, analytische Denken zur Verfügung um damit als reflektierend Handelnder in die Physik und in den Bios seiner Umwelt verändernd einzugreifen. Zwar hatte er schon früh eine Ahnung mit welchen Kräften er umsprang und welche Folgen damit verbunden sind, realisiert im Mythos vom prometheischen Feuer.
    Nach dieser Zeitenwende gelang im aber eine neue Qualität seiner Betrachtungen: Die mögliche Emanzipation von der metaphysischen Bedingtheit zur Fähigkeit abstrakt und ohne Transzendenz die Grenzen seiner Bedingtheit zu überwinden. Modellhaft (sic) konnte er immer öfters Vorgänge antizipatorisch sich vor Augen führen, durchkalkulieren, abwägen und womöglich optimieren. Mittels der Spieltheorie und Wahrscheinlichkeitsrechnung gelang sogar die Rationalisierung des Risikos,samt Folgenabschätzung mittels der Mathematik und verwandter Methoden.
    ..
    Die Dynamisierung der technischen Fähigkeiten und Entwicklung von handhabbaren Technologien in Verbindung mit systematischer Wissenschaft und Innovation auf allen Feldern des irdischen Daseins entwickelte sich exponentiell. Grob avisiert von der Entdeckung des Schießpulvers über die Dampf-kraft zur „Atomtechnik“ und Informations- und Nanotechnologie. Parallel verläuft die Entwicklung der Chemie aus der Alchemie, Vererbungslehre hervorgehend aus diversen Züchtungsmethoden bis zur momentanen Verfügbarmachung des Genoms aller Arten und Gattungen. Einer der Ersten, der diese Entwicklung einer näheren Betrachtung unterzog war Pierre Bertaux, Mutation der Menschheit : Zukunft und Lebenssinn. Scherz, München 1963
    https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_Bertaux
    In ähnlicher Weise denkend und mahnend schrieb der eigentliche Entdecker der DNS, Erwin Chargaff
    Erforschung der Natur und Denaturierung des Menschen, Marburg: Basilisken-Presse, 1988
    ..
    In der evolutionären Entwicklung des Gattungswesen Mensch ist signifikant zu beobachten der Hang zum Komfort, Hand in Hand gehend mit der Ideologie des Fortschritts. S. Siegfried Giedeon, Die Herrschaft der Mechanisierung. Europäische Verlagsanstalt.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Komfort
    Befeuert wird diese Entwicklung mit der Entstehung des Geldwesens und dessen weiterer Transformation hin zum Kapitalismus und dessen Sturzgeburt, dem Sozialismus. Beide Ideologien versprechen unendlichen Wohlstand und das Paradies auf Erden. Eine erstaunliche Vernutzung der globalen Lebenräume ist die Folge.
    Die geradezu eschatologische Erwartungshaltung in Bezug auf Leidensvermeidung und unendlicher Verfügbarmachung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zeichnet sich ab. Daran anknüpfend ergeben sich Glaubensgewissheiten in Bezug auf Sicherheitsversprechungen von Politikern, Wissenschaftlern und Technikern, resultierend aus dem Negierungswahn des möglichen Erwartungshorizontes im Hier und Jetzt aus dem mathematisch wahrscheinlichen Restrisikos. Diese massenhafte Einstellung befeuert einen geradezu metaphysischen Machbarkeitsglauben. Im Endeffekt entsteht seit dem 18./19. Jhdt. ein, alle Gesellschaftsschichten durchziehendes, Krisenbewußtsein, welches sich im politischen Raum in furchtbaren Massenkriegen seit der Napoleonischen Ära entlädt. Geradezu zyklisch auftretende und zu beobachtende neue Komfortmodelle lassen immer größere Erwartungen an die Energietransformierung wach werden, ohne das z. B. der Gedanke der Entropie Massenwirkung entfalten könnte.

  68. colorcraze, nicht sicher, ob...
    colorcraze, nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe…. die SU als Modernisierer? Den meisten Ländern der Region geht es ja nicht so sonderlich toll…

  69. colorcraze sagt:

    @Sophia: ja, weil die...
    @Sophia: ja, weil die zumindest Zentralisierung und Industrialisierung über Stammesniveau hinaus durchzusetzen willens waren.
    @Plindos: hübsch beschrieben. Aber meins ist der alleinige Fortschritt nicht so. Ich seh da immer viel auf und ab, und es sind schon viele Zivilisationen zusammengekracht.

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