Manchmal stolpere ich im Internet über Sätze, angesichts derer es mich fast ein bisschen ärgert, dass nicht ich sie geschrieben habe. Ich hätte sie im Prinzip so ähnlich schreiben können, wenn ich mich hingesetzt hätte und über die Thematik nachgedacht hätte, aber dann muss ich erkennen: Ein anderer war eben schneller und dazu noch gut auf den Punkt. Und in diesem Fall kommt noch verschärfend hinzu, dass der Urheber ein Netz-Theoretiker ist, mit dessen Thesen ich sonst nicht unbedingt konform gehe.
Ich entdecke in mir eine ansteigende Müdigkeit für die ganzen Debatten zum Internet, digitalen Zeitalter, Web, Facebook und Bla. Ich glaube, der Netz-intellektuelle Diskurs verliert massiv an Relevanz, gerät zu einer zumindest temporären Sackgasse. Ich bekomme den Eindruck, das Wesentliche ist für den Moment gesagt und gedacht; der Diskurs-Acker hinreichend bestellt, der Bedarf an Thesen erstmal gesättigt. Alles, was ich zu diesen Themen lese, zur Dynamik der Sozialen Netzwerke, zur Krise des Geistigen Eigentums, zu Datenschutz und Kontrollverlust, zur Filter-Bubble und Ambient Intimacy, zu Überwachung und Transparenz, zum Offenen Web und Geschlossenen Gärten, kommt mir vor wie schon tausendmal gehört, und alles, was ich selbst dazu schreibe, wie schon tausendmal gesagt, und alles, was ich beantworte, wie schon tausendmal gleichermaßen widerlegt und bestätigt.
So schreibt Christian Heller, der Autor des hier kürzlich besprochenen Post-Privacy-Buches, dieser Tage auf seiner wikiartigen Webpräsenz plomlompom.de – und ich ertappe mich bei heftigem Kopfnicken. Abgesehen davon, dass mir das Stichwort Ambient Intimacy nicht viel sagt und ich hier in diesem Blog das Thema geistiges Eigentum nicht beackert habe (das hat die Kollegin Sophia Infinitesimalia dankenswerterweise erledigt), könnte ich diesen Absatz auch fast 1:1 als Jahresbilanz meiner Mitarbeit bei „Deus ex Machina” übernehmen. Nun gut, die Filter-Bubble hatte ich hier nicht thematisiert, dafür aber die sogenannten Facebook-Revolutionen im nahen Osten, Datenliebe, Cloud-Computing, Wikileaks und diverse andere Themen, die talk of the town im Netz gewesen sind.
Das soll nicht heißen, dass damit der ganze Horizont der Möglichkeiten abgeschritten wäre und die kommenden Jahre keine spannenden Themen mehr versprächen. Aber irgendwie bleibt das Gefühl zurück, dass sich der Netzdiskurs irgendwie im Kreis dreht, dass große visionäre Würfe (seien sie nun utopischer oder dystopischer Natur) mit Bezug auf das Internet kaum noch zu erwarten sind. Sascha Lobo ist kürzlich der Frage nachgegangen, ob das Netz politisch rechts oder links tickt. Im Prinzip weder noch, vielmehr sei im Netz viel von der „kalifornischen Ideologie” eingewebt, die vernetzte Technologie als grundsätzlich gut begreift, weil sie der umfassenden Selbstermächtigung des Einzelnen diene – und das unerachtet der ungeheuren Abhängigkeit dieser Struktur von Politik, Infrastruktur und Energie. Im Kern gehe die Internetideologie davon aus, dass jedes soziale Problem eine technische Lösung hat. Oder anders ausgedrückt beruht die kalifornische Ideologie auf dem Glauben, dass der technologische Fortschritt liberale Prinzipien unweigerlich zu einer gesellschaftlichen Tatsache machen werde.
Freilich kann Netzideologie außer der speziell kalifornischen Verbindung von Hippie-Denke und Halbleiter-Lötzinn noch eine ganze Reihe anderer Ingredienzen in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen enthalten. Zu nennen wäre hier Brechts Radiotheorie mit der Forderung des Dramatikers, den Rundfunk vom Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln – und damit jedem Empfänger die Möglichkeit zu geben, auch Sender zu sein. Dazu nehme man Marshal McLuhans Metapher vom globalen Dorf, das Cluetrain-Manifest („Märkte sind Gespräche”) oder auch die hochtrabende Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace, in der es anno 1996 hieß: „Regierungen der industriellen Welt, Ihr müden Giganten aus Fleisch und Stahl, ich komme aus dem Cyberspace, der neuen Heimat des Geistes. (…) Wo wir uns versammeln, habt Ihr keine Macht.”
Aber genau das hat sich in der Zwischenzeit als Wunschdenken entpuppt. Die Macht der Regierungen und Konzerne ist nicht zerbröselt. Angesichts der neu entstandenen gigantischen Datenkraken wie Google und Facebook sowie der immer weiter reichenden staatlichen Überwachungsmaßnahmen stellt sich die Machtfrage vielmehr nachdringlicher denn je. Zumal die Geschichte der sogenannten Facebook- und Twitter-Revolutionen auch keine überwältigende Erfolgsbilanz aufweist. Kurz gesagt: Das Netz mag emanzipatives Potenzial haben, aber es wirkt per se nicht unbedingt und überall als Katalysator für gesellschaftlichen Fortschritt und den Abbau von Hierarchien. Bei aller Begeisterung über die bunte Welt und die Mitteilungsmöglichkeiten bei Facebook, Twitter & Co. ist die Vision einer Gesellschaft ohne nennenswerte Privatsphäre für die Mehrheit immer noch ein Schreckensszenario. Und Denkansätze wie die Plattformneutralität, die der Blogger Michael Seemann vor einiger Zeit im Dienste dieser Zeitung ausarbeitete, sind so abstrakt und erklärungsbedürftig, dass sie die Massen nicht unbedingt in gesellschaftsverändernde Aufbruchsstimmung versetzen. Selbst die Piratenpartei, die Netzpolitk gewissermaßen in ihrem Genom verankert hat, muss erkennen, dass große gesellschaftliche Würfe nicht unbedingt mit dem Hebel HTML zu stemmen sind. Und egal, wie man im Einzelnen zu der Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) stehen mag, es ist ein mutiger Schritt in die richtige Richtung – nämlich heraus der Nerd- und Netznische.
So ist es nur folgerichtig, dass sich zu den ganzen Dampfplauderern der Daseins-Digitalität und Erweckungspredigern des elektronischen Zeitalters neuerdings ein anderer Typus des Netzdenkers gesellt – der Skeptiker, wie ihn zum Beispiel der Weißrusse Ewgeny Mozorov verkörpert. Sein Artikel „Das Elend der lnternetintellektuellen” ist mehr als nur eine Abrechnung mit dem Vorzeige-Netzdenker Jeff Jarvis und dessen neuestem Werk „Public Parts”. Es geht ihm prototypisch um das ganze Genre der von der kalifornischen Ideologie durchdrungenen Netz-Topcheckern, ob sie nun Jarvis, Shirky, Scoble oder Godin heißen. Morozovs Urteil: „Der Mangel an elementarer intellektueller Neugier ist das Wesensmerkmal des Internetintellektuellen. Die Geschichte besteht nun einmal aus kleinen Dingen, doch kein Internetintellektueller möchte klein denken. Sie denken lieber groß – nachlässig, ignorant, hochtrabend und ohne den geringsten Sinn für den Unterschied zwischen kritischem Denken und Marktpropaganda.”
Was folgt nun aus alledem? Wir werden uns auf der Suche nach neuem und inspirierendem Input zwangsläufig woanders umsehen müssen, uns aus der Komfortzone der Retweets, Trackbacks, Netzkongresse und der selbstreferenziellen Medienzirkel auch mal hinauswagen. Zum Beispiel in Richtung Naturwissenschaften und Geschichte, Welt-Erfahrung und Meditation, Kunst und Spiel, wie Christian Heller vorschlägt. Denn, so sein Zwischenfazit nach anderthalb Jahrzehnten Netz-Erkundung: „Wie furchtbar eng und staubig kommt mir da inzwischen eine Rollen-Definition als ‚Netz-Intellektueller‘ vor.” Tja…
Lieber Marco,
alles ganz...
Lieber Marco,
alles ganz richtig. Klingt wie ein déja-vue, als ob ich das hier von dir schon einmal gelesen hätte. Kann natürlich auch am windigen murmeltierhaften Dezember-Sonntag liegen, an dem man per Internet die letzten Weihnachts-Bestellungen tätigt, die man im Laden nicht kriegt …
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” Die Macht der Regierungen und Konzerne ist nicht zerbröselt. Angesichts der neu entstandenen gigantischen Datenkraken wie Google und … ”
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Das Telefon, bei dem zum ersten Mal – theoretisch – jeder mit jedem reden konnte, hat uns auch nicht viel demokratischer gemacht. Es gab auch keine Telefonie-Intellektuellen … eine absurde Idee.
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Warum soll uns ein rein technisches Medium absehbar in eine bessere Welt katapultieren. Wenn wir doch die Gleichen gebleiben sind: Kaufleute, Narzissten, Diktatoren, Adabeis, Popcorn-Esser, Zweifler …
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“uns aus der Komfortzone der Retweets, Trackbacks, Netzkongresse und der selbstreferenziellen Medienzirkel auch mal hinauswagen.”
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Ich wusste nicht, dass Intellektuelle sich je eingrenzen ließen. Das widerspricht diametral der Definition des Intellektuellen. Also seid ihr keine.
*duck*
Vroni, ich würde mir das...
Vroni, ich würde mir das Etikett eines Internet- oder sonstigen Intellektuellen eh nicht anheften wollen, dafür kann ich zu wenig mit hochgelahrten Zitatschnipseln von irgendwelchen Geistesgrößen von Hannah Arendt über Niklas Luhmann bis hin zu Michel Foucault um mich werfen.
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Gut, Telefonie-Intellektuelle hat es nicht gegeben, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, das viele technische Neuerungen utopische Ideen angeregt haben. So phantasierte man zur Zeit der ersten Transatlantik-Kabel und der zunehmenden Verbreitung der Telegrafie von der “technisch gestützten Eintracht der Völker, welche nichts Geringeres als den Weltfrieden” bringen sollte. Wie wir wissen, war es damit ja dann nicht weit her. Entsprechend skeptisch bleibe ich angesichts der Erwartungen mancher Vordenker, das Internet werde einen neuen Menschen zum Vorschein bringen.
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Monsignore,
Netz-Intellektueller löste bei mir ohnehin zwangsweise den Gedanken “ein bisschen schwanger” aus. Und ob ein Vollintellektueller eine anzustrebende Rollendefinition wäre? Ich habe meine Zweifel. Die vielgerühmten deutschen Intellektuellen der siebziger und achtziger (danach fragte sie keiner mehr) haben sich auch zu allem und jedem geäussert, immer entscheiden, seltener durchdacht. Und seltenst kundig. Allround-Amateure mit literarischem Hintergrund. Mit der Aufgabe, gestrichen, Mission betraut, dem kleinkarierten durchschnittlichen Halblinks-Deutschen die Worthülsen zu liefern, mit denen sich jener allen anderen gedanklich überlegen dünken konnte.
Statt dieser Generalistendilettanten in Generalissimo-Pose bevorzuge ich ganz persönlich neugierige, fragende Menschen, die sich auf wenigen Gebieten wirklich gut auskennen, mich auf vielen anderen aber alleine durch ihre Fragen weiterbringen (können). Mit mehr dieser Sorte Intellktueller könnte ich meine alte Vereinfachungsgleichung Intellektuell = Hochtönendes Geschwurbel ohne Substanz durch eine neue ersetzen. Und intellektuell stünde wieder für klug formuliertes Denken, nicht mehr für gedankenlosen Hochmut :-).
Gruss,
Thorsten Haupts
Naja ThorHa,
Intellektuelle...
Naja ThorHa,
Intellektuelle als “Amateure” doof finden ist leicht.
Wohin uns jedoch die Allround-Professionellen hingeführt haben, kann man spätestens seit 2008 genüsslich bewundern.
Das Internet wird...
Das Internet wird überschätzt.
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Ja, es ist eine ungeheuer praktische und nützliche Einrichtung, genau wie die Eisenbahn, elektrische Strom, oder das Telefon — die Menschheit verändern wird es nicht.
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Was die politische Dimension, den Schutz der Privatsphäre anbelangt, so sind in Deutschland alle wichtigen Debatten schon in den 80er Jahren geführt worden, vom Chaos Computer Club und anderen im Zuge der Kampagnen gegen RAsterfahndung, maschinenlesbaren Personalausweis und gegen die Volkszählung.
Das heisst zu einer Zeit, als noch niemand was vom Internet ahnte!
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Alle damaligen Warnungen und Befürchtungen sind eingetreten uder von der Wirkichkeit überholt worden. Das Internet hat diese Entwicklung stark beschleunigt, möglich gewesen wäre sie auch so.
@Marco Settembrini di Novetre:...
@Marco Settembrini di Novetre: Sie sind zumindest ein Intellektueller im WWW, ein Internetter, oje, jetzt wird es gleich zudringlich, nein, keine Bange, noch ist das WWW ein Veranstaltung der Distanz, das Netz füllt “nur” die Lücke zwischen Uns, aber so richtig durchkriechen, so richtig anfassen, das ist noch Keines gelungen, so tätscheln auf die Wangen, so klopfen auf die Schultern, nein, alles nur virtuell, mit schnellen Fingern, mit schnellem Verfallsdatum, ein Klick fort, aber Dumm- oder auch Klugheiten gibts darin und dazwischen reichlich. Sie sind so eine Klugheit, also eine Netz-Klugheit, und davon gibt es zwar Viele, aber wesentlich weniger als Netz-Banalitäten oder gar Netz-Dummheiten, aber wem sag ich das.
Aber zum Thema: Aus Ihrem Beitrag entnehme ich, das so etwas wie eine erste Sättigungsphase eingesetzt hat. Die ersten Speisen sind gegessen, der Hunger gestillt, die ersten Schlucke getrunken, Mensch hat ausgiebig gekaut und darüber gesprochen und jetzt kann langsam das Dessert aufgetragen werden. Also, was gibts? Noch dazu, wo jetzt bald das Fest der Kerzen und Süssbomben ansteht. Wo ich mich doch schon auf den Schnaps danach freue, aber ich greife schon wieder zu weit voraus, Verzeihung.
Tja, womit beschäftigt sich das Intellektuelle jetzt, wo das Netz vorerst genug durch die Neuronen gezogen wurde, ausgiebig zwischen den Hirnwindungen diskutiert und malträtiert wurde? Na, bis zum Schnaps bleibt ja noch ein wenig Zeit, vielleicht fällt Uns Intellektuellen noch was dazu ein; das kann doch nicht schon alles gewesen sein! Das ist übrigens mein voller Ernst, auch wenn es mit einem Lächeln daher kommt.
Ich plädiere dafür, erst mal alles sacken zu lassen, die Nachspeise abzuwarten, zu geniessen, einen Fernet hinterher und dann eine Nacht darüber zu schlafen und dann … Sie werden sehen, dann fallen Uns die grossartigsten Ideen ein, die mit dem WWW noch möglich sind, um Uns zu erfreuen, um Uns näher zu bringen, um Uns zu erweitern und zu erheitern, um Uns friedlicher und sicherer zu machen, um Uns aneinander zu gewöhnen und miteinander zu versöhnen, um Uns zu erleichtern von der Unwissenheit und Unsinnigkeit, um Uns zu befreien aus den Klauen der Vergangenheit, der Gewöhnlichkeit, der Halsstarrigkeit der Triebe und irgendwann vielleicht auch aus der Ewigkeit der Vergänglichkeit.
Es gibt noch soooooooooo Viel! zu bedenken und zu befragen und zu tun, und da Wir dazu eine Gemeinsamkeit brauchen, schöpfen Wir das Internetz, das zwischen Uns hindurchwebt, ohne Uns zu verletzen, und Uns Alle einbindet, in die Geborgenheit der WICHTIGKEIT, denn das brauchen Wir, um das Alles zu schaffen, was in Uns steckt, aber vor-lauter Mächtigkeit stecken bleibt und vor-lauter Angst jetzt erst mal eine Pause braucht, also erst mal auf den Nachtisch warten und die ersten Blähungen austreten lassen. Ist oft nicht zu behindern.
So sind Wir in der Phase, wo die Internetten einen Schritt zurücktreten und das Werk beschauen, um zu beurteilen und zu befragen, was Mensch damit noch so alles anfangen kann, mit diesem Geschöpf der Natur … Aber nicht zuweit austreten, sonst reisst die Verbindung zum Netz und das wäre ein Verlust, also bleiben Sie Uns -netten erhalten @Marco. Gute Nacht.
@Thorsten Haupts: dito.
Was will uns der Dichter Nebel...
Was will uns der Dichter Nebel Oliver-August Lützenich
eigentlich damit sagen?
Ich versteh’s nicht.
@Oliver-August Lützenich: Sie...
@Oliver-August Lützenich: Sie haben recht, die Entwicklung hört ja nicht auf, und es werden sich weitere Fragen stellen, die sich jetzt nur nebelhaft oder noch gar nicht so recht abzeichnen. Es ist würdig und recht, mal sacken zu lassen, was die letzten 15 Jahre so alles auf uns eingeprasselt ist (wobei das Stichwort “Internet” anno 93 erstmals einigermaßen prominent auf meinem Radarschirm auftauchte). Um dann, wenn es drauf ankommt, bereit zu sein für den nächsten Gang.
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@HansMeier555: So verlockend und frappierend die Parallelen sind (es hilft – im Sinne von: ernüchtert – auch nicht zu knapp, sich viele Debatten rund um die Einführung von BTX nochmal zu vergegenwärtigen), einige Aspekte der WWW-Öffentlichkeit hat die Datenschutz-Debatte aus den frühen 80ern doch nicht antizipieren können, etwa die freudige Freiwilligkeit, mit der viele Zeitgenossen heute Dinge preisgeben. Es wird künftigen Medienhistorikern überlassen bleiben, die gesellschaftsverändernde Rolle des Privatfernsehens mit seinen Nachmittagstalkshows und späteren Reality-Formaten in diesem Kontext entsprechend zu würdigen.
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@ThorHa: Möchte Vroni da beipflichten, platten Intellektuellen-Bashing schließe ich mich nicht an. Habe in meinem stockkonservativen Elternhaus diese angebliche linke Hegemonie in Geistesfragen nie als etwas absolutes wahrgenommen. Und geistig und moralisch überlegen dünkte sich den linken Gutmenschen und von Moskau ferngesteuerten nützlichen Idioten der Komintern auch der brunzblöde Spießer vom Ekel-Alfred-Typus, von daher bestand da immer ein Gleichgewicht des Schreckens, finde ich.
Marco,
haha, "Gleichgewicht...
Marco,
haha, “Gleichgewicht des Schreckens” …
Exakt.
Zwischen Google, amazon, Facebook und Apple.
@Marco S. di...
@Marco S. di N.
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Privatfernsehen, Facebook, ojoje, machen Sie sich keine Sorgen, das geht alles von allein wieder weg.
In den neunzigern haben die Neu-User manisch alles abgespeichert und ausgedruckt, heute scannen sie manisch ein und laden hoch.
In zehn Jahren, oder schon in fünf, werden alle darüber nur noch die Köpfe schütteln wie wir heute über die Frisuren der 80er.
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Eine neue Generation von Pop-Literaten wird ihre frühe Kindheit aufarbeiten, als Mama jeden vollgesabberten Latz von ihnen im Facebook aufhängte.
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Vielleicht sollte man sich einige mehr oder weniger zufällig ausgewählte Accounts abspeichern und fürs Museum konservieren. Schon jetzt sehe ich den Moment voraus, wo es Ihnen mit peinlichen Facebook-Seiten geht wie vor ein paar Jahren mit den besetzten Häusern in Berlin: Grad wenn Sie eines brauchen (um es den Gästen aus Übersee einen wohligen Ekelschauer zu verschaffen) müssen Sie feststellen, dass es da gar keine mehr gibt.
Apropos (linke) Intellektuelle...
Apropos (linke) Intellektuelle und Prägungen durchs Elternhaus:
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Da gibt es halt verschiedene Entwicklungswege, die einen emanzipieren sich von ihrer Familie und Umgebung, die anderen identifzieren sich mit ihr. Typisch ist auch die Rebellionsphase während der Pubertät zwischen 15 und 35, um dann spätestens mit 50 wieder auf die Linie der politischne Gefühle und Überzeugungen einzuschwenken, die man während der Vorpubertät (d.h. zwischen 5 und 15) authentisch empfand.
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Im normalen deutschen Bildungsbürgerhaushalt konnte das nichts anderes bedeuten als das Gefühl von nationaler Kränkung und einem diffusen Ressentiment gegen alle als “zersetzend” empfundenen Tendenzen. Und als “zersetzend” empfunden wurde alles, was der Wiederherstellung einer sieghaften, wirtschaftlich hochproduktiven und militärisch schlagkräftigen Volksgemeinschaft entgegensteht.
Und die anderen bekämpfen bis...
Und die anderen bekämpfen bis ans Lebensende bei allen anderen denjenigen unterschwelligen Faschismus, dem sie selber als Kind vollkommen erlegen waren und dessen Versuchung sie immer noch spüren und anders nicht in Schach halten könnten.
@HansMeier555: Solche...
@HansMeier555: Solche biographischen Muster erklären sicher vieles bei Vielen, aber halt auch nicht alles bei Allen. wenn auch nicht alles.
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Dass einzelne Erscheinungen wie bestimmte Formate (etwa: Nachmittagstalkshows) und bestimmte Online-Treffpunkte (myspace, anyone?) nur eine begrenzte Lebensdauer haben ist sicher richtig, zumal wenn man in erdgeschichtlichen Zeiträumen denkt. Aber die übergeordneten Plattformen wie Internet oder TV als erweisen sich doch als etwas langlebiger als die wechselnden Moden und Haartrachten. Wenn aber jeder Trend im Kern seinen Gegentrend in sich birgt (im Sinne von: Hinten ist das neue Vorne), sehen wir in naher Zukunft vielleicht auch Trendsportarten wie Extrem-Offlining, bei denen es z.B. drauf ankommt, mit seiner Existenz möglichst wenige Google-Treffer zu erzeugen, wer weiß.
Das ist aber gewagt:
"Ich...
Das ist aber gewagt:
“Ich entdecke in mir eine ansteigende Müdigkeit für die ganzen Debatten zum Internet”
Da wäre ja über kurz oder lang diese ganz Blog-Reihe hier …
@anderl: Wieso gewagt? Selbst...
@anderl: Wieso gewagt? Selbst wenn diese zustimmend zitierte Müdigkeit exakt auch meine wäre, würde es an den Existenzgrundlagen dieser Off-Broadway-Veranstaltung nicht rütteln, wenn ich ihr nachgäbe. Meine Stimme ist hier lediglich eine unter mehreren, und meine Stimmlage ist ersetzbar.
"...und was in diesem Jahr im...
“…und was in diesem Jahr im Fernsehen wichtig war”
@Marco:
Reines...
@Marco:
Reines Intellektuellenbashing fände ich gähnend langweilig. Aber für einen guten Teil der sogenannten Intellektuellen der siebziger/achtziger Jahre (namentlich: Alt, Böll, Enzensberger, Eppler, Grass, Habermas, Jens, Marcuse – Aufzählung nicht abschliessend) kann ich auf Wunsch auch mit Einzelbelegen nachweisen, warum ich sie als Intellektuelle für Grosschwurbler halte (das gilt nicht für Habermas in seiner Rolle als Phiosoph auf seinem Interessengebiet, ebensowenig für das literarische Werk einiger Genannter). Und die Ausnahmen waren damals dünn gesät, mir fällt unter gesellschaftspolitisch relevanten auf Anhieb nur Dahrendorf ein.
Ein Gleichgewicht der wechselseitigen Verachtung von Linken und Rechten? Vielleicht. Ich würde das allerdings anders formulieren. Linke verachten die theoretische Geistlosigkeit, Rechte den mangelnden Realitätsbezug :-).
Gruss,
Thorsten Haupts
@HansMeier555: Fernsehen ist...
@HansMeier555: Fernsehen ist ja auch irgendwie voll Eighties. ;-) Meinen letzten “Das sind die wichtigsten Programmtrends”-Artikel habe ich vor rund 10 Jahren geschrieben, und man kann wohl vereinfachend sagen, dass außer den Scripted-Reality-Pseudo-Doku-Formaten in der Zwischenzeit nicht viel Neues dazugekommen ist. Wenn bei Internet-Themen mal so ein Level von gepflegter Stagnation erreicht ist, werde ich wahrscheinlich auch wieder woanders sein. Vielleicht beackere ich dann Landwirtschaftsthemen.
@Thorsten Haupts: Dies Worte...
@Thorsten Haupts: Dies Worte möchte ich gerne wiederholen: “… bevorzuge ich ganz persönlich neugierige, fragende Menschen, die sich auf wenigen Gebieten wirklich gut auskennen, mich auf vielen anderen aber alleine durch ihre Fragen weiterbringen (können). Mit mehr dieser Sorte Intellktueller könnte ich meine alte Vereinfachungsgleichung Intellektuell = Hochtönendes Geschwurbel ohne Substanz durch eine neue ersetzen.” Dito. Bei dem Urteil “über” die (so!!!)genannten Intellektuellen, lege ich Widerspruch ein, sie waren es Alle und mehr und nicht bloss “so”. Aber das ist Geschmacksache und mir schmeckten Sie.
@Vroni: Eigentlich. Nebel. NovemberGrau, ohh, Halt, es ist ja schon DezemberGrün, also gut, und Danke der Nachfrage. Tja, was?
@Vroni und @Marco Settembrini di Novetre: Dass das WWW mit all seinen Verästelungen noch in den Kinderschuhen steckt und die Erbauer und Erschauer, vielleicht erst mal eine Pause machen oder auf die Ablösung warten, auf die “junge” Generation mit neuen erfrischenden Ideen und Taten, wie Mensch das Netz weiterspinnen und (Achtung! deutsches Erbe) nachhaltiger gestalten kann, z.B. um die grossen, aber auch die kleinen Fragen zu beantworten. Das WWW ist ein Mittel dazu, nicht die Lösung, die Lösung liegt in und an Uns Erschaffern, so sehe ich das. Gestern lass ich einen Artikel über den Gift-Müll-Transport aus EU nach Afrika, im WWW. Dort wird beschrieben, wie wir Europäer aus Ignoranz und Bequemlichkeit Ghana, Nigeria und andere Staaten vollmüllen und die Menschen und die Umwelt dort vergiften, weil .. tja, sie können sich weitere Gründe aussuchen. Da schreit in mir alles auf! Aber ich bin ohnmächtig, das ist das schlimmste. Und und und …. Das Netz macht mir Hoffnung, das Wir Menschen uns -a u c h- dadurch und mit diesem Werkzeug, im Wissen, im Weit- und Nahblick, in der Aufmerksamkeit und Sensibilität für-einander annähern, und Uns bald so achten und organisieren, das diese Verbrechen und Gleichgültigkeiten aufhören. Noch schlagen Wir oft genug aufeinander ein, weil Wir voneinander nichts wissen und auch nichts wissen wollen, vielleicht entwickelt sich das Netz zu einer Plattform, auf der Wir einander auf Augenhöhe und Aufrichtig begegnen, das hoffe ich nicht nur, da bin ich (aufgepasst!) eigentlich sicher. Denn die Unterschiede in der Menschheit sind enorm, während Wir hier über Habermas, Voltaire und Marshal MacLuhan diskutieren oder auch nur nachdenken, kennen 96 Prozent der Menschheit nicht mal deren Namen und fast 70 Prozent der Menschheit können kaum schreiben und lesen. Mich wundert, wie Wir diesen gewaltigen Spagat in Bildung und Gefühl überhaupt aushalten!? Manchmal befürchte ich, Wir sind langsam dem Zerreissen nahe, und es entsteht mitten in Uns ein Riss, der die Menschheit spaltet, aber das führt hier zu weit. Ich setze auf jeden Fall auf das Internet, auf die Technik, um diesen Riss, diese Spaltung zu vermeiden, dafür schrei[b]e ich @Vroni. Mag sein, dass das etwas überspannt ist, aber ich fühle es so, und ich mag das Gefühl nicht. Guten Abend.
Nur das Datenschutzthema...
Nur das Datenschutzthema bleibt aktuell, da muss man sich genausowenig Sorgen machen.
Stichwort Wahlcomputer....
Stichwort Wahlcomputer.
@hansMeier555 - nationale...
@hansMeier555 – nationale Kränkung und diffuses Ressentiment:
Sind die Menschen in Ihrer Umgebung tatsächlich so einfach gestrickt? Dann tun Sie mir leid.
Gruss,
Thorsten Haupts
@ThorHa
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nationale...
@ThorHa
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nationale Kränkungen und diffuse Ressentiments können eine hochkomplexe Angelegenheit sein, gerade wenn man sie schon während der Kindheit aufgesogen hat. (Aus natürlicher Empathie mit den Eltern).
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Denken Sie an Martin Walser, Horst Mahler und viele andere. Nein, die gehören nicht zu meiner persönlichen Umgebung.
was zu denken geben sollte ist...
was zu denken geben sollte ist doch, dass der diskurs im netz kaum neue thesen zu tage fördert, während außerhalb der blase nur die wenigsten daran teilhaben. der diskurs ist beschränkt auf die zahl derer mit twitter-account.
vielleicht brauchen wir keine neuen thesen, aber ein breiteres publikum. politik passiert dann, wenn sich mehr menschen mit einem herzensthema identifizieren als eine kleine digitale publizistische gruppe.
@Eva Ricarda Lautsch: Ganz...
@Eva Ricarda Lautsch: Ganz wichtiger Punkt. Gegen diese Blasen-Binnenperspektive tippe ich mir hier ja seit längerem die Finger wund. Grad dieser Tage wird ja wieder viel gejammert (auch drüben beim Netzökonomen), hach, Deutschland ist ja nur so Mittelmaß im Internet, die digitale Gesellschaft stagniert, und boah-wie-schlimm. Aber ernstgemeinte Ursachenforschung, warum die digitalen Verheißungen längst nicht überall Begeisterung auslösen, ist dabei nicht gefragt. Es ist ja so viel einfacher, die Draußenbleiber als rückständig und technikfeindlich abzuqualifizieren als sich zu fragen, wo es auf Angebotsseite noch hakt.