An den Olympischen Spielen nehmen nicht nur Menschen teil: die deutsche Mannschaft ist auf dem Rücken der Pferde immer erfolgreich. Was lehrt der Umgang mit Tieren über die Leistungsgesellschaft?
Hüa! Über den Ausruf stolpere ich in den Updates auf Twitter, in denen es seit Beginn der Olympischen Spiele vor allem um Sport und Edelmetalle geht, weniger um Politik und das Klagen über das Wetter ist auch erst einmal passé. In einer ZDF-Übertragung springen gerade glänzend gestriegelte Turnierpferde über die halsbrecherischen Hindernisse in einem Military-Parcours. Mitterlweile formiert die Disziplin und dem Namen Vielseitigkeitsreiterei. Die Pferde und die Menschen in ihren Sätteln müssen an drei aufeinander folgenden Tagen ins Gelände, dann in ein Dressurviereck und abschließend auf einem weiteren Sandplatz bunte Strangen überwinden. Ich muss lachen. Hüa! Wenn ich das nur meinem Arbeitsrechner zurufen könnte, damit er von alleine Artikel schreibt oder wenigstens nicht so lange lädt. Das Hashtag #hüa und Tweets zu der Equipe der deutschen Reiter sieht man an den Turniertagen öfter. Nicht zuletzt, da Medien zunächst den Reitsportkommentator Carsten Sostmeier für seine poetische Berichterstattung loben und er dann im Überschwang einen kleinen Skandal verusacht: „Seit 2008 wird zurückgeritten“, freut er sich über den Erfolg der heimischen Mannschaft. Die Reiterinnen und Reiter tragen zum satten Medaillenspiegel schon immer erfolgreich bei. 2004 jedoch rutschte die Vielseitigkeitsmannschaft nach einem spät erkannten Zeitmessungsfehler auf den undankbaren vierten Platz.
Die Berichterstattung über den Pferdesport weckt bei mir Kindheitserinnerungen. Noch heute weiß ich die Namen der Warmblüter, die ich als Kind aus Zeitschriften abzeichnete oder ihre Poster aus der Wendy im Kinderzimmer hängen hatte: Rembrandt und Ratina Z. Die Popstars unter den Turnierrössern. Der Zeitvertreib auf dem Rücken eines Ponys war lange der einzige Sport, der mich als Kind begeistern konnte. Mittlerweile habe ich seit vielleicht zehn Jahren nicht mehr auf einem Pferd gesessen. Das in Berlin begonnene Veterinärmedizin-Studium brach ich ab, da die großen Tiere in der Politik auf mich doch mehr Faszination ausübten. Traben die Pferde mittlerweile auch durchs Netz? Als ich mit acht Jahren zu reiten begann, hatte meine Familie noch keinen Internetanschluss. Die Reitschulen, Gestüte und Hengststationen waren von der eigenen Website vermutlich noch ein ganzes Stück weiter entfernt als Privathaushalte. Aus diesem Grund googelte ich den bekanntesten deutschen Springreiter, während Carsten Sostmeister in einem anderen Tab verzückt eine Traversale kommentierte, und fand eine recht umständlich aufgebaute Internetpräsenz vor, auf der man Stammbäume der Vierbeiner in epischer Textlänge nachlesen kann und den edlen Hengstsamen gleich über ein Onlineformular für die eigene Zucht bestellen kann. Beinahe melancholisch schloss ich die Website, als ich dort las, dass Ludger Beerbaums Erfolgspferd Ratina Z 2010 verstorben ist. Die domestizierten Huftiere leben lange. Die braune Hannoveranerstute wurde 28 Jahre alt. Auf der Anlage von Ludger Beerbaum in Riesenbeck steht nun eine Bronzestatue von ihr.
Trotz der mädchenhaften Begeisterung die in der Erinnerung an meine Jugend zu Pferd kurz in mir aufflammte, sehe ich das Turnierreiten und Pferderennen sehr kritisch. Der Verschleiß an Pferden, die in Geländestrecken und auf Rennbahnen umkommen oder aufgrund ihrer Verletzungen getötet werden müssen, ist nicht klein zu reden. Schon oft sind Trainingsmethoden insbesondere für Springpferde aufgedeckt worden, die grausam und klar als Tierquälerei einzustufen sind. Doping ist ebenso verbreitet wie unter den zweibeinigen Sportlerinnen und Sportlern. Der eigentliche Grund, warum die Reiterei in London mich sehnsüchtig seufzen ließ ist jedoch, dass ich die Nähe zum Tier vermisse. So wie Kleintiere in Seniorenheimen, für Kranke und Kinder erwiesener Maßen therapeutischen Nutzen haben und Einsamkeit lindern, hat das Freizeitreiten und anderer Umgang mit Tieren für viele Menschen erstaunliche Effekte aufs Gemüt. Es gibt Phasen in der Adoleszenz von Mädchen, in denen sie ihr Pflegepferd als wichtigste „Bezugsperson“ angeben – vor Eltern, Freundinnen und Freunden oder Geschwistern. Man mag diesem Phänomen ratlos gegenüber stehen, wenn man den eigenen Draht zu Tieren nie entdeckt hat. Doch was der Umgang mit großen Tieren für das Selbstvertrauen und die Selbstständigkeit von jungen Menschen tun kann, ist enorm. Sich auf den Rücken eines Pferdes zu setzen, ist die Inkaufnahme eines kompletten Kontrollverlustes, von Risiko und Gefahr. Der Schwung in den Sattel ist aber vor allem ein riesiger Vertrauensvorschuss und –beweis. Sofern das jeweilige Tier nicht mit den fragwürdigen Sicherheitsvorkehrungen des Reitsports – Ausbinder, Chambon oder Martingal – entschärft wurde, ist der Reiter immer der schwächere Teilnehmer in einem Zusammenspiel, das im Idealfall auf gegenseitigem Verständnis und Vertrauen beruht. Diese Beziehung mit einem unberechenbaren Muskelberg eingehen zu können, erfordert Mut, Ruhe und Geduld.
Die Kommunikation mit Tieren ist eine eigene Technik, die sich durchaus erlernen lässt. Dieser Versuch schult andere Fertigkeiten als die Fähigkeit, schnell mit neuen Technologien umgehen zu können – vielleicht sogar ihr stark entgegengesetzte. Es gibt das berühmte „Händchen für Tiere“, doch eine magische Kraft ist es nicht. Eine sehr genaue Beobachtungsgabe, die in einer Verhaltensanpassung mündet, die schon erwähnte Geduld, die Zeit erfordert, und die Bereitschaft, die Sprache des Tieres verstehen zu wollen und danach zu handeln, sind von Nöten. Vielleicht kann man einem Kind gar nicht früh genug ein Haustier anvertrauen. Vielleicht ist das, wenn der bunte Reigen von Gadgets für jedes Kinderzimmer erschwingbar geworden ist, schon wieder cool. Die Beschäftigung mit Tieren schult Fertigkeiten, die in den Durchschnittsberufen, in die Geisterwissenschaftlerinnen und andere Akademiker heute gehen und rutschen, kaum noch gefordert sind. Seit ein paar Monaten wohnen bei mir zwei Kaninchen und die Wirkung, die das Schlappohrpaar auf mich entfaltet hat, verwundert mich noch immer. Als Enkelin eines Kaninchenzüchters waren die Tiere aus meiner Kindheit nie wegzudenken, nach acht Jahren Großstadt habe ich dem Vermissen schließlich stattgegeben und zwei knopfäugige Fellknäule bei mir einziehen lassen. Die zum einen beruhigende und gleichzeitig aufmerksamkeitsschulende Wirkung wird jedoch noch von etwas anderem ergänzt, dass ich in den größeren Kontext einordnen möchte, warum ich denke, dass die Anforderungen der modernen Arbeitswelt ihre Mitglieder nicht zu neuen Höchstleistungen antreiben, sondern sie ausbrennen oder in traurige Trägheit hinein langweilen.
Der Gedanke entspinnt sich von der völlig unspektakulären Situation aus, dass Ihnen eine Katze um die Beine streift, eine kalbsgroße Dogge Sie umspringt, Sie mit den Finger durch das dicke Fell eines Angorakaninchens streichen oder Sie sich aus dem Sattel herunterbeugen und einem Pferd den warmen Hals tätscheln. Der alltägliche Körperkontakt wird um eine Spannbreite erweitert: zu menschlicher Haut, zum Jeansstoff, Wasser, zur Tastatur und zum Touchpad tritt strubbeliges, drahtiges oder flauschiges Fell. Eine kleine raue Zunge, die über den Handrücken leckt. Nun, das ist banal, Sie können freilich auch durch außereheliches Haar streifen, Rosen pflanzen und mit Fingerfarbe die Scheiben im Kinderzimmer anmalen, Sie können sich fesseln lassen, eine Urne töpfern oder den Handrücken beim Nähen als Nadelkissen gebrauchen. Am Wochenende bleibt ein wenig Zeit, um mit dem Körper wieder in Kontakt zu kommen.
Doch ich bin skeptisch geworden, ob eine moderne Wissensgesellschaft ihre Höhepunkte erreicht, wenn sie auf den Ergebnissen und Ideen von Menschen beruht, die ihre Sinne nur noch einseitig nutzen. Menschen, die nicht an den Tod von gedruckten Zeitungen und Bücher glauben, und als eines der zentralen Argumente für ihr Überleben die Haptik der Erzeugnisse anführen, haben einen Punkt. Selbstverständlich könnte ich animierte Gifs von Tierbabys im Internet anschauen, sie sind unbestritten niedlich – ich will das Kaninchen jedoch als haptisches Erlebnis mit Herzschlag.
Manchmal denke ich darüber nach, was wäre, hätte ich das Studium der Tiermedizin abgeschlossen. Stünde ich dann auf einer sonnigen Wiese und würde Schafe impfen, oder säße ich in einem Labor, gebeugt über ein Mikroskop, was kaum besser wäre als sitzend vor einem flirrenden Monitor? Über den Begriff der „Ergonomie“, für den der Wikipedia-Autor als besonderes Augenmerk die “Verbesserung der Mensch-Maschine-Schnittstelle” anführt, kann ich nur lachen. Büroangestellte wissen, dass ein ergonomischer Arbeitsplatz nicht mehr beinhaltet, als dass Haltungsschäden durch Tipps zur optimalen Einstellung von Stuhl und Monitor vermieden werden sollen und es zuweilen noch Anleitung zur Gymnastik gegen Verspannungen gibt. Zur erweiterten Benutzerfreundlichkeit des Arbeitsplatzes zählen Brillen, Pillen und Schokolade.
Zusammengefasst könnte man sagen: wir loben den Fortschritt, der harte körperliche Arbeit auf ein Minimum reduziert hat, und lernen nichts daraus. Denn die Weiterentwicklung der Arbeit bedeutet lediglich andere Gesundheitsschäden. Für die Menschen, die ihre Aufgaben vorrangig vom Schreibtisch aus verrichten können, bedeute dieser “Fortschritt” eine enorm einseitige Auslastung ihrer Sinne und körperlichen Fähigkeiten. Wie man zu der Auslegung kommen kann, eine Vollzeittätigkeit im Büro könne überhaupt ergonomisch gestaltet werden, ist mir schleierhaft. Ob sich die geistige Leistungsfähigkeit durch kurze Unterbrechungen, wie das Bewegen zu einer Kaffeemaschine oder auf den Balkon zum Rauchen, über den Tag hinweg optimal nutzen lässt, auch daran habe ich große Zweifel. Würde man die Ausgestaltung der Berufswelt Büro – die triste Fortsetzung von Schule und weiterer Ausbildung – als Projektarbeit beurteilen, man käme nur zu dem Schluss, dass die Verantwortlichen hier dem Anschein von Effizienz aufgesessen sind, keine Kreativität zum Zuge kamen ließen, aber auch das Wesen Mensch nicht verstehen, sondern es zum Funktionieren bringen wollten. An dieser Stelle lohnt ein Rückgriff auf das „Händchen für Tiere“. Würde man den Mensch in seiner “natürlichen Wildbahn” beobachten und die Erkenntnisse ernst nehmen, fesselte man ihn nicht an einem Computerarbeitsplatz. Das Dilemma bei der Tierhaltung ist: artgerechte Unterkunft ist so gut wie unmöglich, doch ein Arterhalt wäre ohne Haltung und Zucht nicht machbar. Doch im Abgleich zur Arbeitswelt lohnt ein Eintauchen in die Welt der Tierliebhaber, die versuchen ihren Tieren abwechslungsreiche und artgerechte Beschäftigung zu bieten. Das Pendant zur Büroarbeit ist die Massentierhaltung. (Fabrikarbeit in Entwicklungsländern vielleicht schon der Schlachthof.) Mit jedem Biss in ein Bio-Schnitzel oder die Tofuwurst plädiert der Konsument für das Verbot des Einpferchens und kehrt doch nach dem Mittagessen zurück in den eigenen Käfig.
Nun könnte man argumentieren, der mündige Mensch sei für die Integrität seiner Sinne und seines Körpers selbst verantwortlich. Büroarbeit kann als gemütlich, schonend und strukturierend empfunden werden. Doch ein anderer Teil der Arbeitnehmenden, der schon auf dem Grundschulstuhl zappelte, fühlt am Ende des Tages einen solchen Drang sich zu bewegen, dass er entweder schon vor Sonnenaufgang die Joggingschuhe anzieht oder erst spät am Abend nach dem Sport heimkehrt. Der Bewegungsausgleich zum stundenlangen Sitzen gerät dabei oft aus dem Gleichgewicht. Menschen, die regelmäßig Fitnessstudios aufsuchen, kennen die bedenklichen Formen des Trainings von anderen Personen oder sich selbst nur zu genau: Sportsucht oder Sportbulimie als weniger verdächtige oder krankhaft wirkende Ausprägungen von Essstörungen oder Körperwahrnehmungsstörungen. Orte der Gesundheit sind Fitnessstudios selten.
Die Zeit, die theoretisch zur Verfügung steht, um einen gesunden Ausgleich zum Büro zu schaffen, sei es durch Sport, Kochen, Spaziergänge und Spiel, nimmt ab, während die sich wandelnden Schönheitsnormen in der Regel nur durch eine enorme Zeitinvestition erfüllt werden können. Neben der zu einseitig ausgerichteten Arbeit und den etwaigen gesundheitlichen Einschränkungen von Büroarbeit, gesellt sich ein weiterer Aspekt, der die Bedeutung des ohnehin furchtbaren Wortes „Leistungsgesellschaft“ noch weiter pervertiert. Der Druck gesellschaftlicher Schönheitsnormen kann nur durch Leistungen erreicht werden, die wiederum andere Formen der Leistungsfähigkeit beschneiden. Die Anstrengungen und Zeitaufwendungen, die es erfordert dünn, muskulös, perfekt geschminkt, enthaart oder geschmackvoll gekleidet zu sein, fehlen für geistige oder zwischenmenschliche Aufwendungen quer durch alle Bevölkerungsgruppen. Der Mythos, Magersucht sei eine Krankheit der besseren Töchter, ist lange überholt. Die Unterdrückung des geistigen Kapitals durch zwanghafte Beschäftigung mit Idealvorstellungen von Gewicht und Aussehen geht dabei vor allem zu Lasten des weiblichen Geschlechts.
Wenn wir über Wege aus der Krise sprechen, ist es zumindest bedenkenswert, wenn nicht die Funktionsweise der Bankensysteme in Frage gestellt würde, sondern parallele Debatten geführt und ebenso die Systeme hinterfragt werden, die ohne große Gesetzesänderungen und Finanzhilfen erneuert werden könnten, deren Kriseln jedoch unmittelbar zu spüren ist: Arbeitswelt und Werte im gesellschaftlichen Miteinander. Ein Rettungsschirm über dem „Händchen für Menschen“.
Ihr sehr interessanter...
Ihr sehr interessanter Kommentar ueber den Umgang mit Tieren — besonders mit Pferden — erinnerte mich an mein eigene Erfahrung im jungen Alter — als ich noch dachte dass ein Mann hoch zu Ross doch richtig cool sei. Natuerlich war das ehe man von “cool” ueberhaupt sprach.
Ein oder zweimal mietete ich ein muedes Pferd auf so einer Mustang Riding Ranch im Winter. Ich dachte eine schnelle Runde durch Wald und Flur in der frostigen Februar Luft koennte toll sein.
Leider war das Pferd nicht von meiner Waghalsigkeit begeistert und konnte es sich nicht verkneifen mich an jedem Baum an dem wir vorbei gingen, zu versuchen mich abzustreifen. Unfreundliches Biest, was?
Um mich zu retten musste ich immer die Beine hochziehen um ohne Schaden weiter zu machen.
Pferdeliebhaber wuerden natuerlich gleich sagen, der Mann weiss nicht wie man ein Horse zuegelt. Und das stimmt voll und ganz.
Es wurde nicht besser, und das tapfere Ross fand die Februarluft anscheinend zu kalt und trabte nach dem warmen Stall.
Bald wurde es ein Gallop und der Vierbeiner raste direct in die offene Stalltuer.
Ich konnte mich nur durch einen eleganen Sprung aus dem Sattel retten denn der Tuer Bogen war nicht hoch genug fuer Ross und Reiter. Ich konnte mich gerade noch retten — ohne Schaden. Ich glaub man kann das noch in alten Holliwoodfilmen sehen, wie die da abspringen.
Ich landete noch ohne Schaden.
Ich glaub ich hoerte das Biest noch beim Lachen im Stall.
Ich liebe Pferde, gehe sogar zum Pferderennen — um Geld zuverlieren — aber seit dieser Zeit habe ich mich fuer motorisierte Geraete entschlosen, dioe ihre eigenen Pferdestaerken haben.. Und je mehr PS desto besser. So ein 500 PS Jaguar, oder MB ist gerade richtig.
Ausserdem gibts da kein “Huei” und “Hot” oder andere merkwuerdige Instruktionen fuer Reiter und Pferd. Da hoert man nur “Vollgas”….!
Ergo: Happy Motoring — with lots of HP (Horsepower) oder PS ziehe ich vor.
Pax vobiscum
Außerordentlicher...
Außerordentlicher Artikel.
Sehr treffend. Auch der Mensch muss artgerecht gehalten werden, nicht nur das liebe Vieh.
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Wette jedoch beim Flausch meiner Katze, dass bald Welche aufschlagen werden, die versichern, das Leben sei kein Ponyhof und Arbeit sei nicht zum Vergnügen gemacht für naive Selbstverwirklicher.
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Das ist halt die Systemfrage und die Frage nach den Zielen:
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Will man (hoffentlich konstruktive und zukunftsfähige) ERGEBNISSE haben als Endresultat der Arbeit? [Die Arbeit ist für UNS da.]
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Oder will man LEIDEN, SCHLECHTE GEFÜHLE als Endresultat, als Beweis für getane Arbeit? [Wir sind für die ARBEIT da.]
"Noch heute weiß ich die...
“Noch heute weiß ich die Namen der Warmblüter, die ich als Kind…”
Huch?! Eine interessante Beobachtung: Auch mir fällt aus meiner Kinderzeit sofort ein Name ein: “Halla”, obwohl mein Interesse an Sport, an Pferden und an Reiterei Null ist und schon immer war.
Was sagt uns das? a) Wir sind altersmäßig sehr auseinander, b) ich las keine Kinderzeitschriften (außer Rasselbande und Micky Mauus gab’s ja kaum was) sondern hörte viel Radio.
Ach, übrigens schmeckte mir...
Ach, übrigens schmeckte mir Pferdefleisch als kleiner Steppke recht gut. Zu der Zeit, nach ’45, gab’s wohl oft nur dies, oder es war billiger.
@Vroni:
Wette verloren....
@Vroni:
Wette verloren. Bueckers Artikel lohnen weder das Lesen noch das Kommentieren.
Gruss,
Thorsten Haupts
Danke für diesen...
Danke für diesen Beitrag.
Glaube mich zu erinnern, dass auch schon mal über die Humanisierung der
Arbeitswelt nachgedacht wurde.
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Muss länger her sein.
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War wohl vor der Entdeckung des Humankapitals.
Werter ThorHa, das ist das...
Werter ThorHa, das ist das Gute an Krisen, jeder darf seinen Autopilot einschalten.
Aber Sie haben doch gerade...
Aber Sie haben doch gerade kommentiert.
Wette gewonnen.
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(__/)
(=’.’=)
(“)_(“)
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Ich finde ihn nicht...
Ich finde ihn nicht schlecht.
Das Layout ist gewohnt gut (,insbesondere die Bildauswahl,) und ich mag lange Sätze. Zwischen diesen Sätzen schwebt eine kleine Melancholie, die mir gefällt. Die “Icherzählerin” spricht streckenweise mit sich selbst. So etwas ist immer gut. Hier und da blinzeln kleine Eitelkeiten den Leser an – sie sind dann gelungen, wenn sie nicht politisch sind oder Modernität beweisen wollen.
Der Text entlässt den Leser in seine eigene Ratlosigkeit und ist insgesamt betrachtet gelungen. Bio-Schnitzel, Tofuwurst und die andauernden Anführungsstriche hätten nicht sein müssen und entfernen das Geschriebene nur von der anspruchsvollen Literatur.
A- und B-Note sind aber gleichrangig und daher: Not bad.
Liebe Vroni,
die immer...
Liebe Vroni,
die immer wiederkehrenden Argumente, Arbeit sei eben nicht als Vergnügen gedacht, beweisen aus meiner Sicht nur einen Mangel an Vorstellungskraft. So lange wir diese nicht bemühen, kann sich gesellschaftlich nur wenig ändern. Ich beobachte, dass wir die Dinge, die nur mäßig funktionieren oder schädlich sind, immer versuchen zu optimieren und weniger schlecht zu machen, als zu sagen: Weg damit. Wir fangen neu an.
Natürlich muss man in diesem Zuge auch Ideen dazu entwickeln, was man mit der Arbeit macht, die wirklich niemand will, die niemals Spaß bringen kann, die lästig ist. In der Hinsicht ist es vielleicht wichtig, “Spezialisierungen” nicht mehr so eng zu sehen, so dass die Computerarbeitskraft wieder ihren Körper gebrauchen kann, und die Putzkraft auch etwas anderes tun kann. Wichtig sind sicher für alle Menschen Möglichkeiten, sich immer wieder neu zu orientieren und weiterzuentwickeln. Vielleicht muss man dabei gar nicht immer an sozialen Aufstieg “nach oben” denken, sondern kann auch Flexibilität und Veränderung “zu den Seiten” schaffen.
Viele Grüße
Teresa
Lieber Thorsten Haupts,...
Lieber Thorsten Haupts, verraten Sie uns doch einmal, was Sie gerne lesen. Vielleicht können die Autoren und Autorinnen sowie die Leserschaft Empfehlungen für Sie zusammenstellen, damit sie nicht die Bürde auf sich nehmen müssen, die Texte hier zu lesen. Davon ab freue ich mich natürlich, dass Sie als regelmäßiger Gast hier sogar Zeit finden, Kommentare zu schreiben.
Lieber EgonOne,
vielen Dank...
Lieber EgonOne,
vielen Dank für diese kleine Geschichte, und schön, dass Sie heile geblieben sind.
...und ich hätte nichts...
…und ich hätte nichts dagegen den ‘controlern’ des Humankapitals den Spaß an ihrer
Arbeit zu verderben,
in dem man allen anderen einen Vertrauensvorschuss einräumt.;-)
Geehrte Frau Bücker,
ich habe...
Geehrte Frau Bücker,
ich habe Ihren aktuellen Text tatsächlich nicht gelesen, bis auf die drei Sätze der fett gedruckten Einleitung.
Aber nach den Kritiken von dreien Ihrer Blogeinträge weiss ich (!), was Ihr Artikel enthält: Ein Lamento über die Haltung des modernen Menschen im Fabrik- oder Bürokäfig, wo er täglich dem ungeheuren Druck des Zwanges zur Selbstoptimierung standhalten muss und dabei mieser behandelt wird, als manche Tiere. Selbstverständlich (wie immer) ohne jeden weiterführenden Gedanken, konkreten Vorschlag oder Rückbezug auf ein aus Ihrer Sicht erfolgreiches Experiment.
Stimmt´s?
Gut, dann betreiben Sie hier das Pendant zum gemeinen Stammtisch. Einziger Unterschied: Mehr theoretische Halbbildung, weniger Lebenserfahrung und elaboriertere Sprache.
Ihren vortrefflichen Gedanken der Autorenempfehlung aufgreifend (Tip: Wenn Sie sarkastisch werden wollen, spitzen sie stärker zu), hätte ich ja einige Kommentatoren-Empfehlungen für Sie:
Verzichten Sie auf folgenloses Nörgeln. Beschreiben Sie konkret, was Sie stört. Wagen Sie Handlungs- und Entwicklungsempfehlungen zur Verbesserung. Und wiederholen Sie nicht den Fehler, Ihre Arbeitsumgebung für typisch für alle Arbeitsumgebungen zu halten.
Dann könnten Ihre Artikel tatsächlich lesenswert werden. Wehklagen kann jeder Mensch, in 2 oder 200 Zeilen.
Gruss,
Thorsten Haupts
Sehr geehrter Herr...
Sehr geehrter Herr Haupts,
dass Sie einen Artikel kommentieren, ohne ihn gelesen zu haben, muss mich schon wundern, denn ich verstehe Ihre Motivation den Text anzuklicken in diesem Falle nicht. Sie könnten meinen Texten bei genauem Lesen durchaus entnehmen, dass ich keinesfalls annehme, dass meine Arbeitssituation und die restlichen Umstände meines Lebens typisch seien.
Ich verstehe meine Texte eher als Denkanstöße, nicht als “Jammerei”, aber auch nicht als Vorgabe, was sich nun bitte zu ändern habe. Ich ziehe es vor diese Ideen gemeinschaftlich zu entwickeln, natürlich habe ich durchaus einige in meiner gedanklichen Schublade.
Z.B. spreche ich mich dafür aus, Arbeitsorte und Arbeitszeiten weitgehend zu flexibilisieren. Für große Teile der Aufgaben, die heute in Büros verrichtet werden, gibt es heute keine Notwendigkeit mehr, sie in genau diesen Büros zu klassischen Geschäftszeiten zu erledigen. Diese Idee setzt sich in deutschen Unternehmen sehr langsam durch, da man warum auch immer an dieser klassischen 9-19 Uhr Arbeit an einem Ort hängt, obwohl viele Tätigkeiten sich ohnehin darüber hinaus entgrenzt haben. Mehr Flexibiität kann in diesem Fall insbesondere Familien dabei unterstützen, Familie und Erwerbsleben in Einklang zu bringen, ganz gleich, ob das Kindererziehung oder die Pflege von Familienmitgliedern betrifft. Kristina Schröder nennt dies “Zeitsouveränität”, mehr Kitaplätze reichen aber nicht, um diese zu realisieren.
Interessant auch, dass Sie mir “fehlende Lebenserfahrung” vorhalten. Sollten sich Ihrer Meinung nach jüngere Menschen aufgrund dieses Mankos in Debatten und Politik vornehm zurückhalten? Liegt es nicht an ihrer fehlenden Repräsentanz an entscheidenden Stellen, dass sie beginnen zu jammern, weil sie sich nicht gehört und ihre Interessen nicht vertreten sehen?
Juli Zeh schrieb in diesem Kontext im vergangenen Jahr in der Berliner Republik:
“Meines Erachtens gibt es nur eine Möglichkeit, um wieder auf die Beine zu kommen: Die SPD muss akzeptieren, dass sich das Menschenbild in unserer Gesellschaft wandelt, und dementsprechend ihre Politikangebote sowie die Rhetorik an die neue Bedürfnislage anpassen. Überspitzt formuliert: Was gestern der ausgebeutete Fließbandarbeiter bei Opel war, ist heute der sich selbst ausbeutende Freiberufler mit vier verschiedenen Jobs und ohne Krankenversicherung. Die Antwort der SPD auf diese Situation lautet: Die müssen alle in die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zurückgeführt werden. Als ich einmal bei einem längeren Gespräch versuchte, Franz Müntefering zu erklären, dass der Freiberufler ein bestimmtes Lebenskonzept verkörpert, das nicht nur Ausdruck einer Notfallsituation ist, sondern für eine bestimmte Mentalität steht, die etwas mit freiem Zeitmanagement, mit Kommunikationstechnik, auch mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu tun hat, antwortete er sinngemäß: Wer keinen festen Job will, dem können wir nicht helfen.”
https://www.b-republik.de/aktuelle-ausgabe/die-menschen-sind-jetzt-anders
Ich hätte gerne mal eine...
Ich hätte gerne mal eine ontologische Untersuchung des Nucki Nuss Eises.
Fallbeispiele, Subjekt-Objekt-Interaktion, Semantik, Hermeneutik. Versuch über das Nucki Nuss Eis.
—–
@Thorsten
I’m your man aber bleiben Sie charmant.
Nun, so Out-Of-Print wie...
Nun, so Out-Of-Print wie Müntefering muss nicht jeder sein. Wenngleich man vielleicht
im nachhinein feststellen wird, dass er in der SPD der Weichensteller war wie viele andere.
Überhaupt vertraue ich bei diesem Prozess auf die vollkommen arglosen ‘Entscheider’,
die die gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation schaffen:… leider, leider geht es
jetzt nicht mehr anders.
Da ist es gut, wenn man vorbereitet ist.
Teresa Maria Bücker,
das...
Teresa Maria Bücker,
das liegr daran, dass die Ideen, die mal auf lavalampenbeschienenen Flokatiteppichen ausgedacht wurden, mittlerweile an Originaliät eingebüßt haben. Da hilft es auch nicht im Maßanzug Brüder, zur Sonne, zur Freiheit zu singen und dabei Hip-Hop zu tanzen.
Wenn man sich dann noch die Performance der letzten Zeit ansieht: Gabriel versus Banken, Vorhautspeicherung – Verzeihung, Vorratsdatenspeicherung, Meldeblödsinn usw.
Dazu diese Polit-Sprache (gilt für alle) – Kita, nachhaltig, nachbessern, Handlungsbedarf, interdisziplinärer Arbeitskreis, Reformstau, Strukturwandel, bla bla bla
Wenn man das bei einer Suchmaschine eingibt, bekommt man endlose Treffer und zieht sich ins Private zurück.
Epic fail, wie der Volksmund sagt.
Vermutlich bin ich ein...
Vermutlich bin ich ein Träumer, und mir ist durchaus bewusst, dass das Leben anders ist, aber ich will glauben, dass die artgerechte Haltung des Menschen nur ohne fremdbestimmte Arbeit möglich ist.
@Jeeves: In Belgien wird Pferdefleisch in den meisten Supermärkten unter der flämischen Bezeichnung “paardel” (zum Glück zwei “a”, ich bin nicht gemeint!) heute noch verkauft. Ich habe es aus Neugierde ein Mal versucht, meine Frau war nicht begeistert. Es war faserig und eher trocken, sehr fettarm. Vermutlich habe ich das falsche Rezept versucht.
Geehrte Frau Bücker,
können...
Geehrte Frau Bücker,
können wir in der Debatte vielleicht zwei Dinge voneinander trennen:
1) Meine Kritik an Ihren bisherigen Blogeinträgen. Die bezog sich im wesentlichen auf eine aus meiner Sicht deutlich überzogene Zustandsbeschreibung sowie darauf, dass Sie es beim Jammern (meine Sicht) bzw. bei Gedankenanstössen (Ihre Sicht) belassen.
2) Ihre in der aktuellen Kommentarantwort geäusserte Kritik an der Unfähigkeit der Sozialdemokraten, sich auf die auch durch sie selbst deutlich veränderte Arbeitswelt einzustellen. In diesem Punkt klare Zustimmung und das nicht nur auf die SPD bezogen.
Der Unterschied ist, dass man über mögliche Konsequenzen veränderter Arbeitswelt für den aktuellen Arbeitsplatz, für Besteuerung oder Sozialversicherungen etc. klar und an den bekannten Fakten orientiert diskutieren kann, am besten auf der Grundlage von konkreten Verbesserungsvorschlägen.
Weit schwerer ist es (für mich), über eine subjektive Befindlichkeit zu diskutieren, die in Ihrem Falle ernsthaft (?) behauptet, die Bedingungen der Arbeitswelt hätten sich seit den siebzigern des vergangenen Jahrhunderts im Durchschnitt erheblich verschlechtert und Berufstätige seien heute einem deutlich höherern, exogen verursachten, Druck ausgesetzt als damals. Und das sei irgendwie menschenunwürdig.
Ich bestreite nicht nur die “Analyse” energisch, sondern die Art der Darstellung macht es auch ungewöhnlich schwer, daraus eine fruchtbare Diskussion zu destillieren. Weil sie im ungefähren verbleibt, im gefühlten begründet wird und sich unspezifisch auf eine so heterogene Masse wie die aktuellen Arbeitsumgebungen bezieht.
Gruss,
Thorsten Haupts
Wunderschön formulierter Text...
Wunderschön formulierter Text mit geistreichem Inhalt und guten Querverweisen! Dass der Artikel sich mit einem Thema befasst, über das schon öfters sinniert wurde, beraubt ihn keineswegs seiner Brisanz. Unsere Einstellung zur Arbeit kann man gar nicht oft genug überdenken, außerdem müssen wir uns immer wieder daran erinnern, dass einiges schief läuft.
@ ThorHa: Einen Kommentar zu verfassen, ohne den dazugehörigen Artikel gelesen zu haben, ist schon blöd, selbst wenn man schon andere Einträge der Autorin kennt. Vielleicht ist Ihnen auch der Grundgedanke von Blogs fremd?