Mit Mitte zwanzig mußte ich – höchst unfreiwillig – meinen Fernseher aufgeben. Ich hatte soeben das Studienfach gewechselt, kam in eine neue Stadt, in eine neue Wohnung, mit all dem Sress eines Umzugswochenendes. Meine Eltern und ich trugen den Fernseher ins Zimmer, meine Mutter wollte uns in die Nähe des Kabelanschlußes dirigieren – allein, es gab keinen. Bei der Wohnungsbesichtigung war mir der Gedanke überhaupt nicht gekommen, es könne noch Behausungen ohne Kabelanschluß geben, aber genauso war es. Die öffentlich-rechtlichen Programme konnte ich mit der Antenne gerade noch empfangen, Kabelanschluß verlegen zu lassen war zu teuer, und am Ende habe ich zwei Jahre damit verbracht, viele Bücher zu lesen, was auch nicht verkehrt war.
Ob Bücher dick oder dünn machen, ist nicht bekannt – aber Fernsehen macht angeblich dick (und Computer und Internet auch). Unzählige Studien, vor allem mit Kindern, versuchen den Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum und Körpergewicht nachzuweisen, und gerne wird dabei der Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität unterschlagen. Bei komplexen Phänomen greifen monokausale Erklärungen fast immer zu kurz, so auch hier. Es gibt unzählige Gründe, die alle dazu beitragen, daß der durchschnittliche Bürger eines Industrielandes immer schwerer wird.
Die moderne Wirtschaft ist vom tertiären Sektor, also Dienstleistungen, geprägt, und solche Tätigkeiten sind typischerweise weniger bewegungsintensiv als das Jagen und Sammeln von früher, oder die harte Arbeit auf dem Acker.
Veränderte Ernährungsmuster spielen ganz sicher auch eine Rolle. In Entwicklungsländern muß man Tütensaucen und Fertiggerichte im Supermarkt mühsam suchen, in der Schweiz ist die Auswahl begrenzt, in Deutschland erheblich größer, und in den USA sucht man eher die unbehandelten Nahrungsmittel. In der Schweiz ist eine Mahlzeit auf dem Sofa nahezu undenkbar, in Deutschland eine von mehreren Optionen und in amerikanischen Familien oftmals die einzige. Über die biologischen Mechanismen, die einen Zusammenhang zwischen der Art der Lebensmittel und Übergewicht herstellen können, weiß man – wie so oft – auch nicht genug. Glutamate machen dick, richtige Fette machen satt, Zuckerersatzstoffe hingegen regen den Appetit an – viele Korrelationen, Kausalität nachzuweisen ist hingegen mühsam.
Abgesehen vom reinen Erkenntnisinteresse, das man an solchen Fragen haben kann, ergibt sich aus unserem unzureichenden Verständnis der Zusammenhänge aber noch ein weiteres Problem: die Politik mischt sich immer öfter in solche privaten Entscheidungen der Menschen ein – das allerdings häufig im wissenschaftlichen Blindflug, weil so viele Mechanismen völlig unklar sind. Ob die New Yorker wirklich alle abnehmen würden, wenn 1-Liter-Colabecher verboten würden? Ob bunte Lebensmittelampeln tatsächlich jenen bei der Ernährung helfen, die Hilfe bräuchten? Und wo bringt man auf der von mir geliebten Weihnachtsgans das dunkelrote Schildchen an?
Wer sich schon mal mit Diäten versucht hat, weiß, wie schwierig abnehmen ist. Selbst bei optimaler Anleitung, ohne absurde Essenspläne à la “nur Weißbrot” oder “nur Kohlsuppe”, in Kombination mit einem sportlichen Ausgleichsprogramm, gelingt es doch nur wenigen, dauerhaft das Gewicht zu reduzieren. Als weitgehend gesichert gilt, daß der Körper, wenn man plötzlich weniger isst, den Grundumsatz reduziert – also den Kalorienverbrauch im Ruhezustand wie auch für Aktivitäten vermindert. Das war in früheren Zeiten sinnvoll, um Hungersnöte zu überbrücken – zumal zum Beispiel mangelernährte Kinder einen Teil des Entwicklungsrückstands relativ schnell wieder aufholen können. Studien zeigen, daß Kinder, die während Hungersnöten zu wenig wachsen, dafür umso schneller wachsen, sobald sie wieder angemessen ernährt werden. Der Rückstand wird zwar nicht völlig aufgeholt, aber zumindest teilweise. Die Evolution hat dem Menschen zusätzlich sogar noch einen psychologischen Hilfsmechanismus mitgegeben: bei Hunger werden Serotonine ausgeschüttet, zum Teil auch Endorphine, so daß Hungern glücklich macht (und Anorexie eine besonders fatale Eßstörung).
In Industrieländern hingegen sind die Hungersnöte für die meisten Menschen eine selbstgewählte Kasteiung – umso frustrierender, wenn man nicht ans Ziel gelangt, wenn die Gesellschaft trotz aller flankierenden politischen Maßnahmen immer schwerer wird. Dabei ist das Gewicht vermutlich zu wesentlichen Teilen von den Genen bestimmt – und gegen seine Gene anzuhungern ein aussichtsloses Unterfangen.
Bei den oben erwähnten Studien zu Fernsehkonsum und Kindergewicht ist die logische Lücke offensichtlich: Eltern, die den Fernsehkonsum ihrer Kinder begrenzen, achten vermutlich auch auf gesunde Ernährung und fördern sportliche Aktivitäten. Das ist mitnichten Kausalität, sondern Korrelation. Solange man den biologischen Mechanismen und Genen nicht im Labor zuleiberücken kann, bleiben nur beobachtende, statistische Studien. Das Ideal wäre, dieselben Kinder in veschiedenen Familien beobachten zu können: solchen, in denen auf gesunde Ernährung und Sport geachtet wird, solchen, wo der Fernseher der Babysitter ist, aber die Ernährung ausgewogen und solchen, wo das Abendessen von der Fastfoodkette serviert wird. Unterschiede im Gewicht wären dann tatsächlich auf die unterschiedlichen Umstände zurückzuführen – aber ein derartiges Experiment ist erstens unrealistisch und zweitens unethisch, daher ausgeschlossen. Studien mit ein- und zweieiigen Zwillinge deuten darauf hin, daß das Erbgut eine entscheidende Rolle für das Gewicht spielt – können allerdings die Umwelteinflüsse des familiären Umfelds kaum von den Genen trennen.
Ungleiche Umstände wie oben beschrieben künstlich herzustellen, wäre fragwürdig, aber das Leben beschert Forschern annähernd ähnliche Umstände, wenn Zwillinge zur Adoption freigegeben werden und in unterschiedlichen Haushalten aufwachsen. Schweden hat einen der am häufigsten verwendeten Zwillingsdatensätze jeden Alters (insgesamt 25.000 Zwillingspaare geboren zwischen 1886 und 1958). Die Zwillinge sind im Durchschnitt 60 Jahre alt, weil in der Zeit vor 1930 Zwillinge häufiger getrennt aufwuchsen als heute. Auswertungen dieser Daten zeigen, daß das Gewicht (und folglich auch Übergewicht) bis zu 80 % genetisch beeinflußt ist und die Umweltumstände nur eine begrenzte Rolle spielen. Dabei gibt es allerdings nicht das eine Gen, welches dick macht.
Ein aktuelles Forschungsprojekt hat in verschiedenen Menschen und Tieren über 1.700 Genorte festgestellt, die mit dem Gewicht in Zusammenhang stehen (und auch interessante Überschneidungen zwischen Menschen und Tieren gefunden). Außerdem gibt es noch die Interaktion zwischen Genen und Umwelt, die Epigenetik. Diese befasst sich damit, wie frühe Außeneinflüsse, zum Beispiel frühkindliche Traumata, die Chromosomen verändern können und damit die zukünftige Entwicklung eines Menschen mitbestimmen. Im Zusammenhang mit dem Gewicht scheint es, als würden Kinder, die im Mutterleib signalisiert bekommen, daß Nahrung knapp ist, später zu Übergewicht neigen – möglicherweise weil der gesamte Stoffwechsel frühzeitig geprägt wird und damit auf reichhaltige Nahrung im weiteren Leben anders reagiert – nämlich mit Übergewicht.
Tröstliche Erkenntnis für all jene, die mit ihrem Gewicht unzufrieden sind, und auch jene, die abends lieber Fernsehschauen als noch drei Stunden auf dem Laufband zu schwitzen. Andererseits ein weiteres Beispiel dafür, wie wenig wir eigentlich über uns selbst und die Grenzen unserer Möglichkeiten wissen.
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Eine Assoziation(!) zwischen Fernsehen und Übergewicht (und auch anderen Endpunkten, die mit mangelnder Bewegung assoziiert sind), findet man jedoch in vielen Studien. Der verlinkte Stern-Artikel scheint keine spezifische Studie zu zitieren (zumindest finde ich keine), aber eine kurze Literaturrecherche bringt einige Daten zu Tage: und dort versucht man, zahlreiche andere Faktoren eben auch mit einzubeziehen (zum Teil auch Ernährung und Bewegung). NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey – die amerikanische Version der DVS), erfaßt zum Beispiel nicht nur die Stunden Fernsehkonsum, sondern auch Bewegung (beruflich und in der Freizeit) und die Ernährung, inklusive Information dazu, wo gegessen wurde (Tisch, Wohnzimmer, Sofa) und mit wem. Man kann mit den vorhandenen Daten also durchaus auch Kinder mit ähnlicher Ernährung und unterschiedlichem TV Konsum vergleichen.
Aber ein wichtiger Punkt – der regelmäßig gerne vergessen wird – ist, daß es sich bei den angegebenen Daten ja um eine Abschätzung für die gesamte Bevölkerung handelt. Für den Einzelnen mögen die Ergebnisse aus verschiedenen Gründen nicht relevant sein, aber wenn die gesamte Bevölkerung z.B. auf eine Stunde TV pro Tag verzichten würde, so wäre der Einfluß auf die gesamte Bevölkerung durchaus beachtenswert.
PS: Ich möchte mich sehr herzlich für Ihre Texte bedanken, die ich immer sehr interessant finde (zumal ihre Tätigkeit anscheinend manche Gemeinsamkeiten mit meiner hat).
Reichlich totalitär
…wenn sich wissenschaftliche Erkenntnisse nur in beachtenswerte
Ergebnisse umsetzen lassen, wenn die ganze Bevölkerung sich wunschgemäß
verhält.
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Gu X, vielen Dank für die netten Worte, das freut mich! Interessant ist doch, daß im Wust der soziologischen Studien zu diesem Thema kaum belastbare Ergebnisse kausaler Natur zu finden sind. Den Zusammenhang gibt es sicherlich – aber das Ausmaß ist mir nach meinen Recherchen für den Beitrag immer noch völlig unklar.
E.R.Binvonhier, ich glaube nicht, daß GuX das so totalitär gemeint hat, sonden sich eher auf das Phänomen von Durchschnittseffekten (mean treatment effect) bezog – und daß solche Studien immer mit Mittelwerten arbeiten, aber erheblichen Spielraum im Einzelfall lassen.
Buchstäblich genommen bezweifele ich, daß eine Stunde mehr oder weniger Fernsehen einen Unterschied machen würde – entweder kompensiert man das selbst durch mehr essen aus Langeweile – oder der Körper kompensiert für uns, indem er sich anpasst.
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Sophia – das Problem ist, daß sich diese Fragen kaum experimentell beantworten lassen. Ein Problem haben Sie ja schon angesprochen: es ist nicht sehr ethisch. Aber es ist auch praktisch kaum durchführbar, weil man eine sehr große Zahl von Personen (kleine Effektgröße) braucht – insofern sind Beobachtungsstudien wohl das beste, was man hat. Wir (ich arbeite in einem sehr ähnlichen Gebiet) versuchen mit sehr großem Aufwand, Störfaktoren zu erkennen und in unsere Modelle zu integrieren, aber das geht natürlich nur bis zu einem gewissen Grad; und Sie haben natürlich recht – weniger Fernsehen kann einfach nur ein Indikator für eine bestimmte Persönlichkeit sein, die eben generell weniger leicht übergewichtig wird. Wer im UK eine Universität besucht, erhöht seine Lebenserwartung um mehrere Jahre – das liegt wahrscheinlich nicht direkt am Besuch der Uni.
Der Effekt einer Stunde dürfte auf die Gesamtbevölkerung schon etwas ausmachen – aber wohl kaum für den Einzelnen. Der Mensch wird diese Stunde anders zubringen – idealerweise eben nicht bewegungslos und essend auf dem Sofa, und diese kleine Veränderung bringt den Erfolg. Das ist ähnlich wie mit Blutdrucksenkungen durch eine Verringerung des Salzkonsums: dem Einzelnen bringen die 2-3 mmHg nicht viel, aber auf die Bevölkerung bezogen reduziert es die Sterblichkeit um rund 5% – wenn man von 70,000 Todesfällen im Jahr ausgeht, dann sind das über 3000.
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Mir ist nicht ganz klar, was daran totalitär ist, aber ich vermute, Sie haben mich Mißverstanden. Es geht darum, daß eine kleine Veränderung im Verhalten für den Einzelnen oft keinen direkt spürbaren Nutzen hat.
Ein Beispiel (das ich auch in meiner Antwort auf Sophia erwähnt habe): eine Verringerung des Salzkonsums auf unter 6 g/d kann zu einer Verringerung des Blutdrucks von rund 2-3 mmHg führen – für den einzelnen ist das wenig und daher mag das Interesse in einer Ernährungsumstellung auch gering sein. Durch diese Blutdruckänderung reduziert sich aber natürlich auch das Risiko für Herz-Kreislauferkankungen, und zwar auch für diejenige, die nicht an hohem Blutdruck leiden (IIRC ist der Zusammenhang zwischen log(OR) und Blutdruck linear) – für die Gesamtbevölkerung bedeutet das also ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Man kann das sogar messen bzw. modellieren, und in diesem Fall sind es rund 5%, was eine beachtliche Zahl von Fällen ist.
Ich hoffe, daß diese Erklärung den Irrtum beseitigt hat.
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Zum Thema “totalitäre Versuchsanordnung” darf ich in österlicher Stimmung auf einen etwas älteren, aber faszinierenden Artikel von Sven Knebel hinweisen? (Sven K. Knebel: Vom Ursprung der Soziologie aus der posttridentinischen Theologie, in: Freiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie 41, 1994, S.463-490).
Es geht um die Vereinbarkeit des göttlichen Gnadenwirkens mit der menschlichen Willensfreiheit, und die Lösung der jesuitischen Gnadentheologen hat einen Namen: Wahrscheinlichkeitsrechnung. Der totale Herrscher schlechthin, Gott, verlässt sich auf die Wirkung der Durchschnittseffekte, um seine Ziele zu erreichen, ohne die Willensfreiheit seiner Kreaturen zu beeinträchtigen. (Welche Handlungsoptionen sich daraus für Frau Merkel et al. ergeben, ist eine andere Frage.)
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Gu X, wenn ich meinen Recherchen zu dem Thema glauben darf, brächte die Stunde gerade eben nicht besonders viel, weil der Mensch entweder selber kompensiert (und zum Beispiel mehr isst) oder aber der Körper den Stoffwechsel anpasst. Das wäre allerdings nur meine persönliche Schlußfolgerung… .
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Paul Bademeister, das ist ja hochinteressant! Im Hause Infinitesimalia herrscht heute Arbeits- nicht Osterstimmung, aber den Verweis nehme ich zu meinen Ideen für zukünftige Beiträge – wobei ich fürchte, so ein Thema könnte Krawallmacher und Fanatiker anziehen. Dennoch, mal sehen.
Naja
Ihr Beispiel erinnert mich an die Rechnung, wenn ich
jedem Buerger 10 Cent wegnehme, dann merkt er das kaum.
Habe ich die Macht das zu tun, dann bin ich selbst Millionär.
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Auch ein beachtliches Ergebnis.
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E.R.Binvonhier, Multimillionär, sogar! Andererseits bin ich sicher, Dr. Erlinger von der Konkurrenz (https://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/39737) hätte Einwände.
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man sollte die umwelt aber auch nicht unterbewerten. mit genetischen faktoren lassen sich beispielsweise unterschiede zwischen den populationen verschiedener industrieländer nicht erklären (zb USA vs EU vs JP).
Erbgutdifferenzen taugen fraglos um Unterschiede zwischen Individuen zu erklären (warum kann DIE alles essen, das ist ungerecht blablub), für gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge sehe ich da keine große Relevanz. Als Argument gegen staatliche Einmischung taugts damit auch nicht, sry
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fresssack, das sehe ich anders. Wenn das individuelle Gewicht tatsächlich 80 % determiniert ist, dann bringen die unzähligen erzieherischen, politischen und soziologischen Maßnahmen nämlich nicht viel. Umgekehrt wäre es gerade daher spannend, zu sehen, ob solche Programme wirklich etwas bringen oder nicht.
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ja liebe Sophia, dass Sie das ander sehen geht aus ihrem urpsrünglichen Beitrag eindeutig hervor ;)
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die Sache mit “den Genen” ist aber nicht so einfach. Wenn ich das noch richtig auf dem Schirm habe, gibt die Genetik eher einen “Korridor” vor. solange sich die Energiezufuhr innerhalb dieses korridors befindet bleibt das Gewicht weitgehend konstant. Sprich, wer ein wenig Sport macht und sich ausgewogen ernährt verändert sein Gewicht nur in Folge von mehrjährigen Hormonzyklen.
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Wer jedoch nach unten oder oben aus diesem Korridor ausbricht (z.B. während einer Diät oder Sportler in Muskelaufbauphasen) kann durchaus Einfluss auf sein Gewicht nehmen. bei der “volkskrankheit” übergewicht können also durchaus eine veränderte Ernährungskultur (z.B. Verzehr von kalorienreichem “processed food) das Durchschnittsgewicht der betroffenen Bevölkerung verändern.
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Ob eine singuläre MAßnahme wie “Fernsehverbot” sinnvoll ist sehe ich aber ähnlich kritisch. Da gibt es idT genug Raum um so etwas anderweitig zu kompensieren. Als Teil einer Gesamtstrategie kann das aber durchaus Teilerfolge schaffen. = nicht nur weniger tv, merh bewegung, weniger Tiefkühlfraß, usw.
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noch ein pkt am rande, nicht nur hunger auch fette und zucker führen zur ausschüttung von angenehmen botenstoffen im hirn. auch hier können sich fatale abhängigkeiten entwickeln, die nicht genetisch determiniert sind.
Werter Fresssack, stellt sich allerdings die Frage, ob der Korridor sich verschoben hat, oder mehr Menschen aus ihrem Korridor ausbrechen? Es gibt a auch mehr Magersüchtige, die den Effekt im Durchschnitt nach unten korrigieren. Mir kommt das alles sehr verwirrend vor, und Studien, die das generelle Gleichgewicht wirklich analysieren, scheint es eben doch nicht zu geben.
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ich glaube eine verschiebung der korridore (die sind auch individuell) können wir ausschließen. wenn sich erbgut innerhalb von wenigen generationen so stark verändern ließe, wären monsanto oder bayer crop science bei traditionellen methoden der zucht geblieben ;)
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die abwesenheit von detailstudien zur “gewichtsverteilung” wundert mich dann aber doch sehr. sowas dürfte ja mit large-n Studien erfasst werden. kann mir nicht vorstellen, dass in den erhebungen dann nur das Gewicht erfasst wird. Normalerweise müssten da doch noch weitere faktoren in die datensätze hineincodiert werden. alter, geschlecht, körpergröße, “race” in den USA, bekannte stoffwechselerkrankungen, EK, usw usf.
mit ein wenig SP(A)SS und verteilungskurven/scatterplots müssten sich da doch ratzfatz entsprechende Erkenntnisse ableiten lassen ohne eine untersuchung nennenswert zu verteuern (*hust* “forschungspraktische gründe…” )? wenn nicht die basisdaten vergangener untersuchungen verschütt gegangen sind können dann auch lustige zeitreihen zu bestimmten gruppen oder extremwerten erstellt werden.
sollten die Outlier in den letzten 20-50 Jahren wirklich zugenommen haben (fett- vs magersucht) dann verlöre ein schlichter mittelwert natürlich erheblich an aussagekraft und man könnte zumindest mal auf den medianwert zurückgreifen.
bin aber zugegebenermaßen zu faul mir so ne medizinerstudie mal im detail anzuschauen um etwas licht ins dunkel der verwendeten Methodiken zu bringen.
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fresssack, ich bin schlicht zu faul gewesen, nach solchen Studien zu suchen, vermute aber, daß historische Daten, die mit heutigen vergleichbar sind, nur begrenzt existieren. In früheren Volkszählungen war das Gewicht noch nicht von so akutem Interesse. Aber wenn sich einer meiner Leser nützlich machen möchte und eine solche Studie auftut, wäre das natürlich hervorragend.
Daten
Fresssack, die Daten sind vorhanden, zumindest für die USA auch frei zugänglich:
https://www.cdc.gov/nchs/nhanes.htm
Es gibt dazu auch eine gute Mailingliste (allerdings benutzen die meisten Anwender SAS), und Sie können die Daten nach belieben verwenden.
Wenn ich mir die Daten ansehe, die ich zur Verfügung habe, dann ist der BMI hübsch normalverteilt (beinahe – etwas skewed to the right; mean ist etwa 1 kg/m2 höher als median), und das ändert sich nur unwesentlich durch die verschiedenen Altersgruppen; also nicht unbedingt eine Zunahme der Outlier, aber die Daten beschränken sich auch auf rund 20 Jahre.
Ich habe auch keine Studie mit historischen Daten zur Hand, allerdings kann ich fresssack beruhigen: auch Mediziner schauen sich Verteilungen an, und so eine extreme Veränderung würde auffallen. Allerdings scheint es eher so zu sein, daß Extreme (also stark unter- und übergewichtige Menschen) eher auffallen, in der ganzen Bevölkerung sich aber einfach nur die Verteilung verschiebt.
Daten - Gefunden
Es gibt eine NHANES Studie, die die Entwicklung des BMI (in den USA) von 1999/2000 bis 2009/10 untersucht, und zwar hier:
Flegal et al. Prevalence of obesity and trends in the distribution of body mass index among US adults, 1999-2010. JAMA 307(5):491-7
https://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1104933
Ich vermute, daß ich hier nicht einfach Abbildungen oder Texte übernehmen kann, aber in dem Text ist eine Abbildung, die die Entwicklung des BMI über die fünf erfassten Cyclen zeigt, und dabei ergibt sich, daß:
* bei Männern und Frauen die Entwicklung unterhalb des Medians relativ konstant bleibt (bei Frauen auch oberhalb des Medians).
* bei Männern der BMI ab p75 ansteigt (innerhalb der 10 Jahre), und zwar um rund 4 kg/m2 für p95.
* es keine offensichtlichen Veränderungen in der Verteilung gibt
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Vielen Dank für die Mühe, ich bin fast ein bißchen beschämt von Ihrem Einsatz! D.h. also, die durchschnittliche Zunahme wird vor allem von den sehr dicken Männern getrieben, die in den letzten zehn Jahren noch ein bißchen dicker geworden sind – was ja schon in vielen normalen Medienbeiträgen nicht deutlich wird.
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Das mache ich doch gerne – schließlich ist das in gewisser Weise mein Fachgebiet, und solche Studien kann man auch immer sehr gut für Vorlesungen verwenden!
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Bei mir läuft es umgekehrt: mehr als eine Idee für Beiträge hat sich aus dem Beruf ergeben.
Also die Gene!
Aber wir hatten doch ähnliche Gene in den 50gern und 60gern. Und damals war doch die deutsche Bevölkerung recht schlank. Letztlich ist es doch die falsche Ernährung und der Mangel an Bewegung was uns fett macht
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Fritz Schruff, ich bin mir im Moment nicht mal sicher, wo überhaupt die Verschlechterung liegt. Menschen sind ja auch größer geworden, und eine durchschnittliche Veränderung in relativen Maßen (wie dem BMI) könnte daher kommen, daß weniger Menschen magersüchtig sind, oder alle im Durchschnitt minimal schwerer, oder die schwersten Menschen noch schwerer. Ohne präzise Information über die Verteilung und den Maßstab, ist das erst mal auch nur …. mäßig informativ.
Wie das allerdings mit den Ergebnissen zu vereinbaren ist, daß das Gewicht genetisch bestimmt ist – keine Ahnung. Das wundert mich zugegebenermaßen auch.
Viel richtiges...
was hier beschrieben ist, vor allem der Unterschied Kausalität und Korrelation ist gut erklärt. Hier werden oft Fehler gemacht und unsinniges “verzapft”, Ursache und Wirkung miteinander vertauscht. Widerspruch jedoch in dem Punkt, der suggeriert, es gäbe Gene, die dick machen. Das ist nur in wenigen extrem seltenen Fällen nachweisbar aber dann als pathologisch einzustufen. Wohl aber gibt es Gene, die “falsche” Verhaltensmuster prägen und somit zu falscher Ernährung und zu wenig Bewegung führen. Am häufigsten aber wird das aber als Ausrede benutzt, “schützt” es doch den Einzelnen vor Veränderungen.
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R.S., ich würde niemals behaupten, oder auch nur andeuten wollen, daß bestimmte Gene dick machen, das wäre ja offensichtlich viel zu simpel und der Beitrag zeigt doch (hoffentlich) gerade, daß auch die naturwissenschaftliche Forschung NICHT genau weiß, wie das mit den Genen funktioniert. Wobei ich durchaus glaube, daß die Mischung aus genetischer Disposition und erlerntem Verhalten es dem Einzelnen enorm schwer macht, in fortgeschrittenen Jahren am Gewicht zu drehen.
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Sophia, es gibt die interessante Theorie, wonach viele der “Dickmach-Gene” hauptsächlich über das Sättigungsgefühl wirken (das sind diejenigen, die erst das Buffet plündern und dann an Bauchschmerzen durch Völlegefühl leiden). Evolutionär ist es sicher sinnvoll, über das Sättingsgefühl hinaus zu essen, denn man weiß ja nie, wann es mal wieder etwas gibt.
Das tröstliche ist jedoch, daß die Wirkung vieler Gene z.B. durch Bewegung verringern läßt.
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Gu X, dann müßte die sozialwissenschaftliche Forschung abe rdoch reichlich Evidenz dafür gefunden haben, daß Diäten mit Sport funktionieren?
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Sophia, es gibt zahlreiche Studien die zeigen, daß mehr Bewegung mit einem kleineren BMI assoziiert ist (ich habe hier einen Datensatz, bei dem sind es, für Alter und Geschlecht korrigiert, mehr als 0.5 kg/m2 zwischen den ganz aktiven und den wirklich inaktiven – da fehlen natürlich Daten zu Genotyp, und es ist eine besondere Bevölkerung, die aber in dieser Hinsicht einigermaßen repräsentativ ist).
Es gibt Studien (z.B. bei Cochrane) die zeigen, dass Diäten mit Sport und Ernährungsumstellung funktionieren (also zu Gewichtsverlust führen), aber natürlich nicht immer. Aber Sport führ zu mehr Fitness und dadurch zu mehr Gesundheit, was vom Standpunkt der Gesundheit eigentlich wichtiger ist als nur Gewichtsverlust.
Gu X, das sind aber doch Personen, die vermutlich in jeder Hinsicht disziplinierter sind? Womit wir wieder bei Zwillingen wären, wenn von denen einer mehr Sport macht, der andere weniger, bei gleicher Ernährung, dann… .
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Bei der Querschnittsstudie kann man das schlecht sagen, denn dort wird nur die Aktivität gemessen (bei den Daten, die ich verwende, recht genau). Aber bei Diäten kommt es natürlich auf die Diszplin an, nur würde ich von einer guten Diätstudie erwarten, daß dies berücksichtigt wird. Es sind oft Kleinigkeiten, die langfristig einen großen Unterschied machen können (wie zB 30 Minuten/Tag sich bewegen, Treppen statt Fahrstuhl nehmen etc) – davon wird man wohl kaum den BMI verringern, aber fitter werden.
Das Hauptproblem bei der Ernährung ist für viele Menschen die Unfähigkeit, Portionen richtig einzuschätzen (es gibt dazu das “bottomless bowl” Experiment – Freiwillige, die keinen Hinweis auf die gegessene Menge haben, essen deutlich mehr), und mMn dürften da die Gene eine wichtige Rolle spielen. Allerdings kann man auch durch Disziplin viel erreichen, und die könnte vielleicht eher durch Erziehung vermittelt werden (womit man Unterschiede bei getrennten Zwillingen erklären könnte).
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Gu X, ich bezweifele ganz arg, daß man den kausalen Beitrag von Sport und Ernährung getrennt bekommt – und die Zwillingsstudien zeigen ja gerade, daß Unterschiede in der Erziehung eben keinen sensationellen Unterschied im Gewicht machen.
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eine gute balance zwischen innen und außen zufinden in der tat nicht immer leicht. also auch zwischen energien, die uns selbst gehören, oder eben nicht. und auch als funktion der zeit biographisch nicht konstant. häufig gibt es objektive äußere zwänge. eigene kleine kinder sind ein gutes beispiel. und auch die frage nach dem nutzen oft in einem vollkommen manipulativen spinnennetz von wiederstrebenden kräften. welche mutter oder welcher chef sind schon objektiv? oder welcher coach? oder welche urlaubsbekanntschaft? oder welches talent? am beispiel pavarotti sähe man womöglich überdeutlich, dass ein langes leben nicht errreicht wurde. jedenfalls bei weitem nicht das maximal mögliche talentfreie alter. also, wenn er nicht gesungen hätte, stattdessen aber sicht stets optimal ernährt, mit viel möhren und so, und nie in der öffentlichkeit gestanden. oder jedenfalls nicht so. könnte man womöglich auch noch nett drüber resümieren, was ihn anteilig mehr früh zugrunde richtete: die eigene seele inkl. talent, oder der ständige externe fokus auf ihn. und trotzdem hat er sich verdient gemacht. um uns alle. für manche sogar auf herausragende art und weise. und was eigentlich früh heißt. und warum eine soziale entetität breit aufgestellte vielfalt anscheind (aus kurz- u. langlebern abgemischt) mehr brauchte. und welche feigen und dummen davor angst hätten. eher zur mitte, zur reinen mitte tendierten. anstatt wahlfreiheit plus gleichgewicht zu kombinieren, wo immer möglich.
Die Freuden der politischen Korrektheit, oder, Warum so kompliziert?
„Wenn das individuelle Gewicht tatsächlich 80 % determiniert ist…“
Ja, aber nur: „Wenn“ (bzw: „Falls“….)
Heutzutage ist ja auch die Wissenschaft schon längst politisch korrekt, und hat für jeden der eine braucht, eine Ausrede parat. Alkoholismus ist eine Krankheit und auch Ritalin gibt’s nur für ganz, ganz ernsthaft erkrankte Kinder. Alles, nur bitte nicht banale Realitäten und Wahrheiten. „Dabei ist das Gewicht vermutlich zu wesentlichen Teilen von den Genen bestimmt….“, vermutlich reicht also heute bereits? Nicht wissen ist nun mal nicht wissen, und warum sogenannte „Erkenntnis“ nun mal von „Interesse“ geleitet wird, sollten wir auch schon seit dem Habermas der 70er Jahre wissen.
Einfach mal nachzuzählen wie oft die Betreffenden und ihre weniger fette Vergleichsgruppe bei McDonalds, oder zu Hause Fast Food fressen, das wäre politisch nicht korrekt genug oder, wie sie es umschrieben haben „ein derartiges Experiment ist unethisch“.
Nicht das Ergebnis, aber das unverblümte Aussprechen desselben wird in der heutigen, verdummt, politisch korrekten Welt als unethisch gesehen.
Glauben sie wirklich, jemand der 8 Stunden vor der Glotze sitzt, oder bei den Jüngeren, wer die meiste Zeit seines Lebens vor dem Monitor sitzt, der kocht sich dann eine Gemüsesuppe zum bewussten Essen?
„Ob die New Yorker wirklich alle abnehmen würden, wenn 1-Liter-Colabecher verboten würden?“
Es wäre nicht darum gegangen alle weniger dick zu machen, es wäre darum gegangen etwas zu tun, das tatsächlich möglich ist. Aber ein Gericht meinte ja, es sei ein US Grundrecht, sich selbst und so ganz nebenbei auch die eigenen Kinder in kleine fette Schweinchen zu verwandeln.
„Ob bunte Lebensmittelampeln tatsächlich jenen bei der Ernährung helfen, die Hilfe bräuchten?“
Nein, das würden sie sicher nicht, aber sie würden uns Anderen dabei helfen sich den Betrügereien und Lügen der Konzerne bei der Inhaltsangabe etwas leichter zu entziehen, und letztlich auf simple Art und Weise seinem Körper etwas Gutes zu tun.
Ein kleiner Tip, eine jener Wahrheiten zum Thema die man nicht aussprechen darf wäre: Meist ist es nur Dummheit, die dick macht!
Sie umschreiben diese banale Wahrheit nur weniger provokativ:
„Eltern, die den Fernsehkonsum ihrer Kinder begrenzen, achten vermutlich auch auf gesunde Ernährung und fördern sportliche Aktivitäten.“
So einfach ist das nämlich wirklich.
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TVD, nach vielen Jahren, in denen Naturwissenschaftler ihre Erkenntnisse als absolute verkauft haben, hat man inzwischen erkannt, daß es eben doch nicht so einfach ist. Zum einen – und das Wissen sie sicher – lassen sich die meisten Theorien nur widerlegen, aber nicht bestätigen, zum anderen ist die Wechselwirkungen von Genen und Umwelt in den meisten Fällen (so wie hier) zu kompliziert, um eindeutige Aussagen zu machen – daher bleibt eine Vermutung; eine wohlbegründete, aber eben keine Sicherheit.
Der Konsum von fast food ist durchaus Bestandteil von Studien zum Übergewicht, und es gibt genug Veröffentlichungen in diese Richtung; allerdings ist es nicht das Fastfood, das zu Übergewicht führt, sondern die Menge und die Art der Ernährung – man kann sich auch von Fastfood ernähren und schlank bleiben, schließlich wird niemand gezwungen, zuviel zu essen.
Es ist etwas ganz anderes (meiner Meinung nach), und das schreiben sie weiter unten: es sind Unterschiede in der Persönlichkeit, und jemand, der sich regelmäßig von Fastfood ernährt (oder 8 Stunden Fernsehen schaut) achtet wahrscheinlich weniger auf seine Ernährung. Aber auch hier kann man das nicht absolut sagen, denn natürlich gibt es Ausnahmen.
Paternalistische Methoden um Menschen zu einer gesünderen Lebensweise zu erziehen sind immer ein Problem, denn Sie schränken die Wahlfreiheit ein. Darf man Menschen gegen ihren Willen zu ihrem Wohl zwingen? Wenn ich mich recht erinnere, dann sind sie besser qualifiziert, diese Frage zu beantworten. Aber ich habe erlebt, wie im UK über das Rauchverbot diskutiert wurde – das eindeutige gesundheitliche Vorteile hatte. Der Effekt von 1l Colabechern ist deutlich geringer. Und andere, vergleichbare Massnahmen wie die “fat tax” in Dänemark sind ziemlich erfolgreich gescheitert (d.h. sie werden wohl nicht so bald wieder probiert).
Die “Ampel” ist in meinen Augen etwas ganz anderes, denn sie legt die Entscheidung in die Hand des Verbrauchers, und sie ermöglicht es, Informationen rasch und ohne großes Vorwissen zu erfassen. Im UK ist die Ampel sehr erfolgreich und hat auch zur Reformulierung von manchen Nahrungsmitteln (besonders Frühstücks”cerealien”) geführt – die Verbraucher versuchen, mehr “grün” zu kaufen (außer am Wochenende), sind sich aber durchaus der Einschränkungen der Information bewußt. Die deutsche Regierung hat ja in der EU erfolgreich die Ampel verhindert, und die üblichen Verdächtigen (Pollmer et al) lassen keine Möglichkeit aus, dagegen zu hetzen – die vorhandenen Daten deuten aber durchaus auf einen Erfolg hin, und zwar auch in den Gruppen, die man normalerweise nicht erreicht.
Noch etwas zur Ethik: im medizinischen Bereich (und dazu zähle ich die Ernährungswissenschaft in diesem Fall) werden recht große Anforderungen an die Ethik bei Versuchen gestellt, und man benötigt eine sehr gute Begründung, wenn man Studienteilnehmer stark benachteiligt oder in Gefahr bringt (Zulassungsstudien neuer Arzneimittel oder neue Behandlungsmethoden). Bei Kindern und Jugendlichen ist das noch schwieriger (aus diesem Grund gibt es nur wenig Daten zu Arzneimitteln in kleinen Kindern – und das wäre erheblich wichtiger als Studien zu Fernsehkonsum und Übergewicht). Abgesehen von den Problemen für das Kind, wenn es in eine andere Familie kommt, und deren Einfluß auf das Verhalten, wäre eine längere Trennung von Kind und Eltern wohl aus ethischen Gründen nicht akzeptabel. Die Kommissionen, die Studien genehmigen, sind aus gutem Grund oft unbeliebt, eben weil sie unangenehme Fragen stellen und augenscheinlich unproblematische Studien verhindern oder erschweren: aber die Medizin hat in diesem Fall aus der Geschichte gelernt und versucht, alte Fehler zu vermeiden.
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Tyler Durden Volland, wollen Sie mich absichtlich falsch verstehen? Man kann solche Fragen mit der eigenen Intuition beantworten – oder man sucht wissenschaftlich tragfähige Ergebnisse. Die aber zeigen meiner Meinung nach sehr deutlich, daß die Gene eine erhebliche Rolle spielen. Das ist kein absoluter Beweis, den gibt es in den Sozialwissenschaften nun mal nicht, aber doch indikativ aufschlußreich. Unethisch wäre es nicht, das Eßverhalten von Menschen zu protokollieren, das wird dauernd gemacht, aber die Ergebnisse sind eben nicht tragfähig, weil dabei die Unterschiede zwischen Eßverhalten, Sport, Medienkonsum und Genen nicht getrennt werden können. Unethisch wäre es lediglich, Menschen randomisiert wie Versuchskaninchen in Gruppen zu sortieren, um diese Faktoren aufzuschlüsseln – weil Menschen nun mal keine Versuchskaninchen sind. Siehe Kant.
Davon abgesehen dürfen Sie hier alle möglichen Wahrheiten aussprechen, aber von dick auf dumm zu schließen ist dumm, und keine Wahrheit. Aber auch dumme Sachen dürfen Sie hier sagen.
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Gast X, danke sehr für die differenzierte Antwort, die sich weitgehend mit dem deckt, was ich denke!
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Liebe Sophia – der Text von Gast X war von mir; aus mir unerfindlichen Gründen war ich plötzlich wieder abgemeldet.
Auch interessant: Über eine Korrelation von Schlafmangel und Übergewicht
“Five years ago, already aware of an association between sleep apnea and diabetes, Dr. Eve Van Cauter discovered a “neuroendocrine cascade” which links sleep to obesity. Sleep loss increases the hormone ghrelin, which signals hunger, and decreases its metabolic opposite, leptin, which suppresses appetite. Sleep loss also elevates the stress hormone cortisol. Cortisol is lipogenic, meaning it stimulates your body to make fat. Human growth hormone is also disrupted. Normally secreted as a single big pulse at the beginning of sleep, growth hormone is essential for the breakdown of fat. It’s drilled into us that we need to be more active to lose weight. So it spins the mind to hear that a key to staying thin is to spend more time doing the most sedentary inactivity humanly possible. Yet this is exactly what scientists are finding. In light of Van Cauter’s discoveries, sleep scientists have performed a flurry of analyses on large datasets of children. All the studies point in the same direction: on average, children who sleep less are fatter than children who sleep more. This isn’t just here, in America—scholars all around the world are considering it, because children everywhere are both getting fatter and getting less sleep. Three of those studies showed strikingly similar results. One analyzed Japanese first graders, one Canadian kindergarten boys, and Australian young boys the third. They showed that those kids who get less than eight hours sleep have about a 300% higher rate of obesity than those who get a full ten hours of sleep.” (zitiert aus: Nurtureshock: Why Everything We Thought About Children is Wrong)
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Herr Klamm, danke! Noch ein schöner Beweis dafür, daß die ganze Sache viel komplexer ist, als früher angenommen, und wir mit unserem Wissen und Verständnis noch am Anfang stehen. Weshalb man sich hüten sollte, andere Menschen nur aufgrund ihres Äußeren niederzumachen oder zu verurteilen.
@Gast X und @Sophia
@Gast X
Man kann natürlich alles missverstehen wenn man sich ein wenig Mühe gibt, sehr hilfreich ist dabei wenn man mit einer politisch korrekten Grundeinstellung an ein Thema herangeht.
Selbstverständlich gibt es eine Wechselwirkungen von Genen und Umwelt, aber wie bedeutend die letztlich ist weiss KEINER! Aber als politisch korrekte Ausrede kann man das ja trotzdem erst mal benutzen, oder?
Ich hingegen habe mich gegen die heute ach so beliebte Methode gewendet, für alles und jedes eine Ausrede anzuführen, statt in erster Linie mal das eigene Verhalten zu beobachten, und ich dachte ich hätte das deutlich getan.
Genauso wenig geht es mir um den Konsum von fast food. Es geht um bewusstes Einkaufen, Kochen und Essen. Wer zwischen diesem und dem Fett-sein keinen Zusammenhang sehen will, der soll es halt bleiben lassen und seine bösen, bösen Gene beklagen.
Und natürlich hat es nichts mit Schuld, sondern mit Konditionierung zu tun, wenn man mit angemessenem „Einkaufen, Kochen und Essen“ überfordert, aber es hat nun mal was mit Dummheit zu tun, oder was wäre Dummheit ihrer Meinung nach denn sonst? Will hier irgendjemand behaupten es gäbe gerade in Zeiten des Internets keine Informationen zum Thema?
Sie fragen: „Paternalistische Methoden um Menschen zu einer gesünderen Lebensweise zu erziehen sind immer ein Problem, denn Sie schränken die Wahlfreiheit ein. Darf man Menschen gegen ihren Willen zu ihrem Wohl zwingen?“
Dabei hatte ich doch extra sarkastisch angemerkt, dass man schon Amerikaner sein muss, um einen verwerflichen, staalichen Eingriff in die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit darin zu erkennen, dass einem verboten wird, ein Zuckergesöff in einem 1 Liter Becher kaufen zu dürfen.
Was genau kann man denn daran missverstehen?
Erfreulich, dass wir bei der Ampel einer Meinung sind. Aber lassen sie mich auch bei dem Thema noch mal politisch unkorrekt werden. Sie haben darauf hingewiesen, dass es die Merkel/Aigner Regierung war, die diese Regelung in Brüssel verhindert hat.
Diese Regierung wurde von einem Volk gewählt, das, dank der fürsorglichen Nachhilfe durch die Medien, damit überfordert ist zu sehen, wer seine Interessen vertritt, und dieses Volk scheint sich, trotz permanenter entgegengesetzter Hinweise auf das Gegenteil, selber für die Klientel der fünf Einheitsparteien des Landes zu halten….
Womit wir, wie gesagt, wieder beim Thema Dummheit wären.
Sie sprechen von Ethik für Grossversuche.
Ich spreche nur davon sich in Supermärkte zu stellen und Einkaufsgewohnheiten in Beziehung zu Körperumfang zu stellen, oder die Besucher von McDonalds mit den Besuchern einer Salatbar oder eines vegetarischen Restaurants zu vergleichen, und die Beobachtungen dann quantitativ zusammen zu fassen.
Aber das Ergebis wäre dabei natürlich niemals politisch korrekt genug….
@Sophia
Ich missverstehe sie keineswegs, aber ich weise darauf hin, dass man eben nicht „wissenschaftlich tragfähige Ergebnisse“ sucht, sondern Thesen dazu benutzt Mangel an Eigenverantwortung zu entschuldigen.
„Die aber zeigen meiner Meinung nach sehr deutlich, daß die Gene eine erhebliche Rolle spielen.“
Genau das “Deutlich” tun sie eben nicht, wenn sie genau nachlesen.
Es reicht heutzutage simple Allgemeinbildung um zu wissen, dass dieses Verhalten selbstverständlich eine Mischung aus Genen, Konditionierung und eben nun mal dem, das ich „Dummheit“ nenne ist. Gene konditionieren nämlich noch dazu in den seltensten Fällen zwingend, sie schaffen bestenfalls eine Veranlagung.
Was ist denn ihrer Meinung nach sinnvoller, Leuten das eigene Verhalten aufzuzeigen oder ihnen nur eine weitere Ausrede zu liefern?
Selbstverständlich habe ich nichts dagegen wenn sich einer im Prinzip totfressen will, also einen früher als nötigen Tod in Kauf nimmt.
Man gibt dieses Verhalten aber nun mal nicht nur mit den Genen, sondern in allererster Linie als Vorbild, an die eigenen Nachkommen weiter.
Ich schliesse auch nicht generell von dick auf dumm, aber das Wort macht unmissverständlich klar, was ich ausdrücken will.
Dass es dem politisch korrekten „Denken“ (welche ein Oxymoron!) widerspricht, freut mich allerdings.
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TVD, “Ich hingegen habe mich gegen die heute ach so beliebte Methode gewendet, für alles und jedes eine Ausrede anzuführen, statt in erster Linie mal das eigene Verhalten zu beobachten,…” – Sie befassen sich ja aber gar nicht, mit dem eigenen Verhalten, sondern mit dem anderer Leute, und da ist grundsätzlich Vorsicht geboten. Weder steht es Ihnen zu, andere Menschen für Ihr Eßverhalten zu verurteilen, noch sind Sie die letzte Instanz dafür, was politisch korrekt ist oder nicht, oder wie politisch korrekt man sein sollte.
Davon abgsehen gibt es a) reichlich Studien zum Fast Food Konsum und Eßverhalten und wozu b) diese gut sind mit ihrer begrenzten Aussagekraft, ist mir immer noch rätselhaft.
@TVD
(zur Klarstellung – ich habe aus Versehen als Gast X geschrieben)
Mir ist nicht ganz klar, an welcher Stelle das Missverstaendnis liegt – irgendwo muss es liegen. Ich habe aaO eindeutig geschrieben, dass der Einfluss der Gene durchaus mit Verhalten kompensiert werden kann, zumindest bis zu einem gewissen Grad (es gibt durchaus “Gene”, die Risiken fuer Krankheiten derart veraendern, dass selbst der gesuendeste lebensstil kaum etwas ausmacht). Es geht dabei ueberhaupt nicht um Ausreden sondern darum, die Hintergruende zu verstehen. Wenn ich weiss, dass Genotyp X bei Menschen dafuer sorgt, dass sie leichter dick werden, wenn sie sich nicht bewegen – dann kann ich etwas dagegen tun. Andererseits ist es Unsinn, Menschen mit Diaeten zu quaelen wenn man absehen kann, dass sie nicht helfen. Es geht hier um Erkenntnis – nicht um eine moralische Bewertung, die Ueberlasse ich gerne den Philosophen und Sozialwissenschaftlern.
Was verstehen Sie unter “bewusstes Einkaufen”? Vom ernaehrungswissenschaftlichen Standpunkt ist bewusstes Einkaufen, wenn man sich einigermassen vielfaeltig und mit Nahrungsmitteln mit moeglichst geringer Energiedichte ernaehrt. Im Gegensatz dazu halten Verbraucher Modeerscheinungen wie “Bio” fuer “bewusst”, obwohl es vom Standpunkt der Gesundheit dafuer eigentlich keinen Grund gibt (es ist eher wie bei einem Ablasshandel – man bezahlt ein wenig mehr und fuehlt sich besser; ich lasse hier andere Aspekte, wie z.B. Tier- und Landschaftsschutz, bzw. hoehere Preise fuer Verbraucher, bewusst weg, weil sie nichts mit der Gesundheit zu tun haben).
Sie verwenden hier ein sehr vereinfachte Erklaerung fuer Uebergewicht und behaupten letztendlich, dass man Uebergewicht durch angemessenes “Einkaufen, Kochen und Essen” verhindern koennte – glauben Sie wirklich, dass es so einfach ist? Und wenn ja – warum haben wir dann ein Problem mit Uebergewicht selbst in Gesellschaftsgruppen, die durchaus zu angemessenem “Einkaufen, Kochen und Essen” in der Lage sind? Es gibt gerade in Zeiten des Internets ein zu viel an Information, gerade zu solchen Themen, denn jeder kann seine (unfundierte) Meinung in ein serioeses Kleid huellen und auf diese Weise Unsinn verbreiten. Natuerlich kann man mit Atkins, Lucan, Purple, Onion, LOGI oder was-auch-immer Diaet abnehmen – aber zum einen haelt dieser Erfolg oft nicht lange an, zum anderen haben diese Diaeten in den meisten Faellen auch ihre Nachteile. Im Internet wird schliesslich auch DNP angeboten, das man in den 30er Jahren zum abnehmen verwendet hat – leider hat DNP einen so kleinen therapeutischen Index, dass es in vielen Faellen zu einem permanenten Gewichtsverlust fuehrt.
Sie meinen, Europaer faenden nichts dabei, wenn man 1L Becher verbieten wuerde? Komisch, bei Rauchverboten klang das bisher immer anders.
Die von Ihnen vorgeschlagenen Vergleiche werden doch gemacht – Studien zu Ernaehrungsgewohnheiten und Gewicht gibt es in grosser Menge, mit deutlich mehr Details.
@Gux Ich begrüsse sie,
GuX, nur noch kurz….
„es gibt durchaus “Gene”, die Risiken fuer Krankheiten derart veraendern, dass selbst der gesuendeste lebensstil kaum etwas ausmacht“
Ja, das sind vielleicht drei Leute von drei Millionen, oder hat irgendjeamnd präzise Zahlen? Nein.
Das Problem des Übergewichtes besteht aber darin, dass zB in den USA 2 Millionen von drei Millionen auf ihrer Fressgewohnheiten zu fett sind. Das wissen sie so gut wie ich. VIELLEICHT gibt es ja tatsächlich viele, bei denen ausschliesslich die Gene Schuld sind. Die lass ich gerne aussen vor, ich spreche von denen, bei denen es am Fressen liegt.
Sie fragen: „Was verstehen Sie unter “bewusstes Einkaufen?“ und beantworten die Frage ja selber schon. Wer statt Joghurt, mit Chemikalien und Zucker angereicherte gelatinierte Milk kauft, das ist jemand von dem ich spreche. Eltern die an Kassen in der Schlange stehen und ihre kleinen Schreihälsen mit den von der Konzernleitung in praktischer Reichweite ausgelegten Süsswaren ruhigstellen. Usw usw usw
„…behaupten letztendlich, dass man Uebergewicht durch angemessenes “Einkaufen, Kochen und Essen” verhindern koennte – glauben Sie wirklich, dass es so einfach ist?“
Nein, das habe ich nie behaupte, dass dies bei 90% der Betroffenen, oder ähnlich, möglich wäre, das hingegen behaupte ich. Es gibt keinerlei wissenschaftlichen Nachwies, der dem widerspricht. Es gibt Vermutungen und Hinweise und diese werden als Ausreden verwendet, weil politisch korrekt heute „in“ ist.
Ich will ganz bestimmt niemandem daran hindern, sich von Dreck zu ernähren bis er platzt, selbstverständlich MUSS jeder die Freiheit dazu haben können. Aber ich bestehe darauf den Ausreden zu widersprechen, das ist alles.
@TVD
Sie behaupten also, dass bei nur 3ppm der Fettsüchtigen die Gene hauptverantwortlich für das Übergewicht sind, und daß bei 2/3 ausschließlich(!) die Ernährungsgewohnheiten? Wie kommen Sie zu diesen Zahlen? Nur etwa 30% der Bevölkerung haben einen FTO Genotyp der _nicht_ mit Übergewicht assoziiert ist, d.h. Ihre Behauptung stimmt mit den derzeit vorhandenen Daten nicht überein – und es gibt noch zahlreiche andere Genotypen, die einen Einfluß auf die Körpermasse haben. Natürlich ist letztendlich der Energiekonsum vs -verbrauch ausschlaggebend, aber beides wird eben auch durch Gene gesteuert – insofern muß ich Ihnen widersprechen.
Ich weiß nicht, weshalb Sie den Ausdruck “politisch korrekt” so gerne verwenden; glauben Sie mir, daß der bei meiner Arbeit keine Rolle spielt – es geht primär um Zahlen. Natürlich könnte man Übergewicht ganz einfach vermeiden, indem man den Menschen vorschreibt, was sie essen. Insofern haben Sie natürlich recht wenn Sie behaupten, man könne durch bewußtes Einkaufen etc Übergewicht vermeiden.
Übergewicht ist ein großes Problem, besonders die Begleiterscheinungen wie Typ II Diabetes – und man versucht mit großem Aufwand, eine geeignete Lösung zu finden, bisher jedoch ohne Erfolg. Diäten helfen nur bedingt, und dann auch nur unter geeigneter Kontrolle. Es gibt eine große Zahl von Studien die ziemlich genau das sagen – wenn Sie also eine Idee haben, wie man 90% der übergewichtigen oder adipösen Bevölkerung zum Normalgewicht bringen könnte, dann sollten Sie das nicht für sich behalten. Aber dann sollten Sie auch konkrete Anweisungen bringen und nicht nur wage von “bewußten” Handlungen sprechen.
Das Schlimmste....
…Armut durch Eltern, die den ganzen Tag mit den Kindern zu Hause sind. Dafür braucht man gar keine Forschung, das sind Alltagsbeobachtungen. Früher wurden solche Sachen ebnen von der Stasi dokumentiert. Heute kriegt man sich Gegenseitig mit. Und dann stehen sie da, jammern, klagen, betteln, kriegen weiter Kinder, rauchen Cannabis, gehen allen Nachbarn auf die Nerven und warten darauf noch mehr Geld für sich und die Kinder zu bekommen, vom Staat natürlich. Ethisch nicht vertretbar ist, sich sein Leben lang darauf einzustellen, das andere zahlen, und das ist aber die Einstellung die dahinter steckt. Das da nämlich kein Zufall hinter steckt sondern das Verhalten und die mentale Einstellung der Leute ist doch klar. Und das ganze hat auch was mit Menschenkenntnis, Psychologie und Forschung zu tun.
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Heike Schneider, meinen Sie nicht, daß das ein wenig pauschalisierend ist?
Bitte,
Von welcher Sozialen Randgruppe reden Sie eigentlich.
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Von den Armen?
Oder doch von den Reichen, die selbstverständlich erwarten ohne eigene Leistung durchgefüttert
Zu werden. Und diese Kreise vermehren sich mindestens so schnell wie die Armen.
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Arme sind da doch billiger. An Ihrer Stelle würde ich nicht erwarten, dass die Einsparungen bei
den Armen in der eigenen Tasche landen.
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Liebe Sophia, ich habe mir – aus reiner Neugierde – die 2009 NHANES Daten besorgt um nach Korrelationen zwischen BMI und TV Konsum zu schauen. Daten zum TV Konsum sind für 2226 Personen zwischen 2 und 11 vorhanden.
Da der BMI in dieser Altersgruppe leider mit dem Alter zunimmt, läßt sich kein einfacher Vergleich machen; eine simple Regressionsanalyse (BMI ~ Alter + TV) zeigt keinen signifikanten Effekt für den TV Konsum, und auch wenn ich mir jeden Jahrgang einzeln anschaue, gibt es keinen (statistisch signifikanten) Unterschied zwischen Kindern mit mehr, und Kindern mit einer oder weniger Stunde Fernsehen pro Tag (der BMI ist durchschnittlich höher in Kindern mit mehr TV Konsum, der Unterschied ist aber nur in einer Altersgruppe signifikant, und das auch nur knapp). Es scheint also so zu sein, daß in diesem Datensatz der Fernsehkonsum keinen starken Einfluß hat; gleiches gilt für die Verwendung von Computern.
Anderseits haben Bewegung (-0.05 kg/m2 pro 60 Minuten/Tag) und das Einkommen der Eltern einen ganz klaren Effekt.
Wenn man jedoch schaut, inwieweit TV Konsum mit dem Risiko für Adipositas (definiert als BMI über p95 für das entsprechende Alter) korreliert, so findet man in der Tat, daß das Risiko pro Stunde/Tag um etwa 8% zunimmt.
Was sagen diese Ergebnisse: es kommt ganz darauf an. Die Analyse ist natürlich nur ad hoc (oder quick & dirty), und insofern werden sich einige Fehler eingeschlichen haben. Meiner Meinung nach deuten die Werte darauf hin, daß der TV Konsum in der Tat einen (leichten) Einfluß auf den BMI hat, und man wohl bessere Daten und bessere Methoden braucht, um genauere Informationen zu finden. Andererseits zeigen die Ergebnisse aber auch, daß der Effekt wohl eher klein ist und nicht so stark, wie man es vielleicht gerne hätte.
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Gu X, ich bin beeindruckt, das Thema scheint Sie ja wirklich zu interessieren! Davon abgesehen, nach all dem Gerede über Korrelation: der TV-Konsum hat keinen Einfluß, sondern ist assoziiert mit Gewicht. Davon abgesehen ist der Zusammenhang natürlich schlüssig… .
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Sophia, ich muß zugeben, das war nicht ganz ohne Eigennutz. Ich wollte eigentlich schon immer mit den NHANES Daten arbeiten, allerdings galt es, den inneren Schweinehund zu überwinden und die Daten in ein für mich verwendbares Format zu konvertieren (und dann auch noch zu bearbeiten). Letztendlich war das Thema hier ein Anreiz, es mit einem kleineren Datensatz zu probieren – und es ging erstaunlicherweise besser als gedacht.
Natürlich haben Sie recht – es ist assoziiert. Schlechten englischen lab-slang zu übersetzen ist selten eine gute Idee.
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Haha, ich weiß. Zuviele Sprachen bringen mich ohnehin immer durcheinander, und Englisch als Wissenschaftssprache – ein Thema für sich, aber leider nicht meins, in diesem Forum.