Mit der Hand zu schreiben kostet Zeit, ist mühsam und anstrengend – deshalb lassen wir es zunehmend. Möglicherweise zu Unrecht?
Das vielleicht vernünftigste, sinnvollste und langfristig wertvollste Geschenk meines Lebens bekam ich im Alter von fünfzehn Jahren, als meine Eltern mir einen Schreibmaschinenkurs an der Volkshochschule spendierten. Mehrere Wochen lang saß ich regelmäßig abends in einem Schulzimmer und tippte „asdf” und „jklö” mit einer elektrischen Maschine. Eine Emailadresse hatte der normale Bürger damals noch nicht, einen Computer ebensowenig, meine Eltern besaßen sogar noch eine mechanische Maschine, die auf herrlich antiquierte Art und Weise sowohl lauter als auch schwerer im Anschlag war.
Ich kann nicht behaupten, daß wir uns damals großartige Gedanken um die Zukunft des Schreibens gemacht, die Erfindung von Computern oder den Wandel der Kommunikation antizipiert hätten. Ich wollte Geld verdienen, durch das Tippen ergab sich ein Nebenjob – andere Gründe hatten wir nicht. Heute jedoch kann ich die Gelegenheiten nicht mehr zählen, bei denen ich dankbar für diese spezielle Fähigkeit bin – nicht nur bin ich schneller als andere mit dem Ein-Finger-Adler-Suchsystem, sondern ich kann auch blind tippen, und ich kann tippen, ohne zu denken. Eine beneidenswerte Fähigkeit in unseren Zeiten, ich jedoch beneide vergangene Zeiten um die Kultur der Handschrift.
Es ist kein Zufall, daß geschäftliche Post heutzutage weitgehend handschriftlich erledigt wird und selbst kurze Anschreiben auf dem Computer getippt werden. Andererseits sind private Briefe ohne Handschrift noch immer eine möglicherweise noch größere Unhöflichkeit. Tippen ist praktisch, weil leserlich. Schönschreiben ist persönlich, aber für den modernen Menschen zunehmend mühevoll. Wer ständig unter Zeidruck steht, Zeit ist Geld, Geld ist wichtig, Freizeit kostbar, hat im Alltag jedenfalls keine Zeit mehr, alle Buchstaben säuberlich miteinander zu verbinden und dekorative Schnörkel an Kapitalen anzufügen. Wer über eine halbwegs ebenmäßige und leserliche Handschrift verfügt, ist da schon zufrieden mit sich.
Noch liefern sich Eltern, Lehrer und Wissenschaftler leidenschaftliche Grabenkämpfe über Sinn und Unsinn von Druckschrift und Schreibschrift in Grundschulen, und der neueste Taschenspielertrick der Computerindustrie, bei dem man seine handschriftlichen Buchstaben einscannen und als Schriftart ins Schreibprogramm übernehmen kann, geht am Problem völlig vorbei.
Zumindest in der Ausbildungsphase junger Menschen führt kaum ein Weg an der Handschrift vorbei. Zwar stirbt die Mitschrift an der Universität aus („Vorlesung” ist ein völlig überholtes Wort in Zeiten des PPS-Vortrags mit gedruckten Skripten), dennoch wären Schul- und Ausbildungszeit ohne lange Aufsätze und Klausuren kaum denkbar – sehr zum Leiden des Lehrpersonals. Meine Großeltern mußten noch Schönschrift lernen, und das war vielleicht gar nicht verkehrt? Wer einmal über einer Klausur oder einem Aufsatz gesessen, und mühevoll versucht hat, Wörter zu entziffern um die Antworten bewerten zu können, weiß was ich meine. Eine übermäßig schlampige Handschrift ist geradezu eine Zumutung für die Korrektoren, und hat schon manchen Schüler und Studenten Punkte gekostet.
Auch bei Gruppenarbeiten und Geburtstagskarten wird immer noch automatisch nach der Person mit der schönsten Handschrift gerufen – denn eine schöne Handschrift ist irgendwie, nun ja, etwas Schönes, während man für unleserliche Schrift gerügt wird, und sich regelmäßig beschämt entschuldigt. Im persönlichen Miteinander bleibt die Handschrift zumindest als Zeichen der Wertschätzung – „ich habe mir Zeit genommen” – erhalten.
Im Alltag hingegen verschwindet die Handschrift zunehmend, parallel mit Briefen und papierhafter Korrespondenz. Für Einkaufszettel, kurze Notizen und die Unterschrift scheint es nun wirklich unnötig, Millionen Schüler durch die Qualen der Schönschrift zu prügeln, vor allem jene, denen es besonders schwer fällt, die eigenen Hände zu disziplinieren. Auch die Verfechter der Handschrift können jedoch gute Gründe ins Feld führen: ohne Handschriften verlieren wir den Zugang zu einem wesentlichen Teil unserer Geschichte. Wer selbst nicht schreiben kann, wird sich schwer damit tun, historische Texte und Dokumente zu entziffern. Handschriften sind auch schwerer zu fälschen und im Gegenzug leichter zuzuordnen: Unwahrscheinlich, daß zukünftige Generationen Autorenschaft anhand von Computerausdrucken oder digitalen Dokumenten werden bestimmen können. Nicht davon zu reden, daß sich ganze Wissenschaften mit dem Zusammenhang zwischen Schrift und Charakter beschäftigen.
Darüber hinaus gibt es zunehmend wissenschaftliche Anhaltspunkte dafür, daß man handschriftlich anders denkt. Es ist kein Zufall, daß viele kreativ-schaffende Berufe ihre ersten Ansätze immer noch in Skizzen auf Papier festhalten. Architekten, bildende Künstler, viele Schriftsteller, planen immer noch auf Papier, nicht auf Bildschirm. Auch stupide Tätigkeiten, wie das Auswendiglernen von Stichpunkten oder Verinnerlichen von Wissen fallen leichter, wenn man Dinge aufschreibt – jedenfalls scheint es den meisten Menschen so zu gehen.
Das rein motorische Vorgehen kann dafür nicht ursächlich sein, Tippen ist schließlich auch irgendwie motorisch – allerdings auf andere Art und Weise. Einen Buchstaben mit dem Stift aufs Papier zu bringen, erfordert Striche, Kreise, Bögen, Verbindungen und folglich auch mehr feinmotorisches Geschick als eine Taste anzuschlagen. Auch die Haptik macht vermutlich einen Unterschied: nicht umsonst haben Flugsimulatoren viel technisches Zubehör, um auch das Gefühl nachzubilden, nicht umsonst lernt man auf einem E-Piano nicht so Klavierspielen wie auf einem richtigen Instrument mit Hammermechanik.
Es ist also nicht überraschend, daß die Forschung in diesem Bereich meistens bestätigt, daß die Nutzung von Papier & Stift gegenüber Tastatur & Bildschirm zu schnelleren Lernfortschritten und besseren Erfolgen führt, egal ob es um Buchstaben lernen, Aufsätze schreiben, oder Dinge merken geht. Tatsächlich werden beim handschriftlichen Schreiben andere Gehirnregionen aktiviert als beim nur passiven Lernen. Irgendwie scheint sich das auch auf die komplexeren geistigen Vorgänge auszuwirken: schreiben involviert schließlich, Buchstaben zu Worten zu sammeln, Worte zu Sätzen, Sätze zu Texten und das gelang Kindern in diversen Studien besser, wenn sie handschriftlich arbeiteten als am Computer.
Das steht natürlich im Gegensatz zu den Erfahrungen im Alltag. Ich bezweifele, daß diese Beiträge bei handschriftlicher Konzeption an Qualität gewinnen würden – ich hätte nämlich schon längst frustriert aufgegeben, weil das Schreiben soviel länger dauert und nachträgliche Korrekturen aufwendiger sind. Unsere Generation hat allerdings den Vorteil, die Handschrift noch vernünftig gelernt zu haben, so daß wir für jede Aktivität das richtige Medium nach Belieben wählen können, und mit fortgeschrittenem Alter in beidem leidlich versiert sind.
Diese Wahlmöglichkeit sollten wir uns erhalten. Davon abgesehen: Was sollen unsere Nachfahren von uns denken, wenn die einzigen handschriftlichen Belege unserer Existenz Einkaufszettel und Post-its wären?
Ohh, wie gerne würde ich...
Ohh, wie gerne würde ich Ihnen handschriftlich antworten! Meine Schrift ist leserlich und ich schreibe lieber, als zu tippen, auch weil ich keine Tippausbildung genossen habe. Ich vermute, selbst die Tastatur wird bald überflüssig, sowie auch die Maus, wie Wir dann die Sprache bebildern, beibringen und nutzen, wer weiss? Schöner Beitrag. Danke.
Oliver-August Lützenich, ich...
Oliver-August Lützenich, ich schreibe auch gern, aber leider bin ich so ungeduldig, daß ich mich für Schönschrift disziplinieren muß – tippen geht schneller. Tastatur überflüssig?… mir fällt keine passende Weiterentwicklung ein, die das sinnvoll machen würde.
AusgeZEICHNET! Danke für...
AusgeZEICHNET! Danke für diesen Artikel. Ich aktiviere seit ca. 3 Jahren neue Hirnregionen, indem ich wichtige Texte einfach abschreibe. Ich habe schon zehn Moleskine-Hefte mit allerlei Unsinn vollgeschrieben. Klingt bescheuert, ist mir aber ein ständiger Quell der Freude. Man eignet sich die Texte in anderer Weise an. Bestätigt fühle ich mich durch diesen Text von Walter Benjamin:
“Die Kraft der Landstraße ist eine andere, ob einer sie geht oder im Aeroplan darüber hinfliegt. So ist auch die Kraft eines Textes eine andere, ob einer ihn liest oder abschreibt. Wer fliegt, sieht nur, wie sich die Straße durch die Landschaft schiebt, ihm rollt sie nach den gleichen Gesetzen ab wie das Terrain, das herum liegt. Nur wer die Straße geht, erfährt von ihrer Herrschaft und wie aus eben jenem Gelände, das für den Flieger nur die aufgerollte Ebene ist, sie Fernen, Belvederes, Lichtungen, Prospekte mit jeder ihrer Wendungen so herauskommandiert, wie der Ruf des Befehlshabers Soldaten aus einer Front. So kommandiert allein der abgeschriebene Text die Seele dessen, der mit ihm beschäftigt ist, während der bloße Leser die neuen Ansichten seines Innern nie kennenlernt, wie der Text, jene Straße durch den immer wieder sich verdichtenden inneren Urwald, sie bahnt: weil der Leser der Bewegung seines Ich im freien Luftbereich der Träumerei gehorcht, der Abschreiber aber sie kommmandieren läßt. Das chinesische Bücherkopieren war daher die unvergleichliche Bürgschaft literarischer Kultur und die Abschrift der Schlüssel zu Chinas Rätseln.”
1998, ich hatte schon immer...
1998, ich hatte schon immer gerne handschriftlich geschrieben, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass sich beim Schreiben die Aufmerksamkeitskraft und Wahrnehmung fast ausschließlich auf den Inhalt des Schreibens richtet, dass aber, das Schreiben selbst als Prozess und Setzung eine komplexe und differenzierte Angelegenheit ist. Daraus ist ein Projekt entstanden, dass dieses Verhältnis umdreht, dem Schreiben die Semantik aus dem Sinn nimmt. Was zunächst wie eine merkwürdige oder sogar unsinnige Idee der Entkernung erscheint, erwies sich als eine Öffnung in eine Dimension der Schrift, die nicht mehr im Gewußten sondern nur im Ungewußten und scheinbar endlosen skripturalen Reservoirs unterwegs ist. Diese Projekt ist (inkl. Schreib-Video und Audio von Schreibgeräuschen) online einsehbar. http://www.die-skripturale-methode.de Mehr als 80 (Tage-)Bücher mit über 25.000 Seiten dieser leeren “Handschrift” sind seitdem entstanden.
Ich war auch ca. 15 Jahre alt,...
Ich war auch ca. 15 Jahre alt, als ein Freund von mir einen Schreibmaschinenkursus nicht alleine machen wollte und zu mir sagte:
“Komm’ doch einfach mit! Schreibmaschine kann man doch immer gebrauchen!”
Da wir seinerzeit bereits einen PC daheim hatten (Internet gab es allerdings noch nicht), habe ich nicht lange gezögert und genau wie die Verfasserin es noch nie bereut.
Genau wie Jordanus habe ich vor einiger Zeit das gute alte Notizbuch wieder entdeckt und scanne sogar Notizen für mein Blog ein – ein analoges Twitter, sozusagen.
Allerdings gibt es keine Wissenschaft, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Schrift und Charakter beschäftigt:
Die sogenannte “Graphologie” ist eine Pseudowissenschaft.
gab es die Diskussion nicht...
gab es die Diskussion nicht schon mal, als wir das Scheiben auf Tontäfelchen einstellten und auf Papyrus übergingen?
Ich habe mir erst letzten...
Ich habe mir erst letzten Samstag einen neuen Füller gekauft. Den ersten seit meiner Schulzeit. Gleich darauf habe ich mich hingesetzt und mich entschieden einen bereits geplanten längeren Text für einen Bekannten, anstatt am Computer, mit der Hand zu schreiben. Das bedeutete fünf DIN A4 Seiten als Entwurf vorschreiben und dann korrigiert abschreiben. Am nächsten Tag hatte ich ordentlich Muskelkater in meiner Schreibhand.
Ich bin gespannt auf die Reaktion meines Bekannten, wenn ich die Seiten heute Abend überreichen werde.
@Jordanus: Schön! Ja, das...
@Jordanus: Schön! Ja, das Nutzen der Hand für die Sprache (und deren Ergebnisse) bietet ein ganz anderes, intensiveres erleben, als das blosse Einnehmen mit den Augen oder den Ohren, obwohl das Einnehmen mit den Ohren schon etwas intensiver ist, als das mit den Augen, aber die Hand zur Vermittlung der Sprache zu gebrauchen ist sicherlich der intensivste Kontakt mit der Sphäre des Geistes. Wenn das weggfällt brauchen Wir Ersatz, aber was?
@Sophia: Schon jetzt gibt es annehmbare Programme zur Umsetzung gesprochener Sprache in digitale Signale und wenn das mit der Neuro-Forschung so weiter geht, werden Wir auch Maschinen und Bits bald ohne Hände oder Füsse bewegen, vielleicht mit den Augen, vielleicht direkt aus dem Hippocampus? Alles schon machbar, denken Sie an den berühmtesten Fall, an Stephen Hawking.
Jordanus, tippen ist besser...
Jordanus, tippen ist besser als lesen, und schreiben besser als tippen, keine Frage.
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axelmalik, interessant!
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Flusskiesel, Graphologie, hm, ja. Irgendwie glaube ich schon, daß die Handschrift tendenziell etwas über den Schreibenden aussagt, auch wenn ich nicht so weit gehen würde, den ganzen Charakter hineinzuinterpretieren. Aber Eile oder Sorgfalt, Schwung oder Zurückhaltung – sowas sieht man manchmal schon, wenn auch nicht immer.
tiberiat, ich erinnere mich...
tiberiat, ich erinnere mich nicht? Ich erinnere mich allerdings an Fortschrittsdiskussionen bei der Frage Disketten/CDs versus Papier. Und vermutlich werden Gesellschaften noch viele weitere solche Debatten führen.
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Turmalin, sehr löblich, aber dafür bin ich zu faul. Leider kommt das auch zurück aus dem Universum, und ich erhalte (gefühlt) noch weniger handschrifltiche Post als ich meinerseits versende. Ich habe allerdings Zweifel, ob ich das durch Reziprozität werde ändern können – andere sind nämlich mindestens genauso faul wie ich.
Ein gelungener Artikel, vielen...
Ein gelungener Artikel, vielen Dank!
Ich bin vor gut 2 Jahren von Kugelschreibern zurück auf Füllfederhalter umgestiegen und bemühe mich (obwohl ich mit Computern aufgewachsen bin) seitdem so viel es geht handschriftlich zu schreiben.
Schon oft habe ich festgestellt, dass dies ein durchaus differenzierendes Merkmal ist, das auch anderen Menschen positiv auffällt. Neben dem “mit der Hand schreiben” fängt das Schreiben auch mit den richtigen Schreibutensilien an (keine Werbekulis), die heute auch nur noch wenige Menschen besitzen.
war eigentlich ironisch...
war eigentlich ironisch gemeint;
wie Kark Kraus sagte:”in Deutschland Ironie: kursiv!”
Bei der Lektüre dieses...
Bei der Lektüre dieses schönen Artikels fällt mir ein, daß ich vor ein zwei Jahren eine Studentin gefragt habe, ob sie Stenographie könne. Sie wußte nicht einmal, was das ist!
Der Hintergrund der Frage war, daß man in PowerPoint-basierten ‘Vorlesungen’ mit 90 Folien in 90 Minuten weder mitschreiben noch mitdenken kann. Bei einem Kreide-basierten Vortrag mit Hilfe einer Wandtafel geht meistens wenigstens eins von beiden.
Wer sagt was zu diesem ganzen Flipchart- und Smartboard-Geraffel?
Gruß K
Oliver-August Lützenich,...
Oliver-August Lützenich, dafür bin ich zu altmodisch, fürchte ich.
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Reineke, ja, das Schreibmaterial…. für Füllfederhalter ist allerdings der geschätzte Kollege Don Alphonso zuständig.
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tiberiat, es muß ja gar nicht ironisch sein – die Debatte lebt ja tatsächlich alle Jahre wieder auf?
Kalchas, ein Rhetorikprofessor...
Kalchas, ein Rhetorikprofessor eröffnete vor Jahren einen Vortrag mit den Worten: Nutzen sie PowerPoint oder haben sie etwas zu sagen? Da ist viel Wahres dran.
Wer gerne schön schreiben...
Wer gerne schön schreiben will, kaufe sich ein Schönschreibheft, das mit den zusätzlichen Linien für Ober- und Unterlängen, und übe!
Meine Hand war schwerer zu disziplinieren als ein junger Hund.
Ich gehöre ja noch zur...
Ich gehöre ja noch zur Generation, die ihre Arbeiten auf der mechanischen Maschine getippt haben.
An der Uni habe die Professoren meistens noch mit Kreide an die Tafel gescchrieben, ganz moderne auf eine Folie auf dem Overhead Projektor.
Da hát Kalchas völlig recht mit seiner Beobachtung bzgl. der Aufnahme von PP Geraffel.
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Als ich vor zwei Jahren nochmal ein postgrad. Studium absolvierte, stellte ich bei den Klausuren fest, daß ich erst etwas Anlaufschwäche hatte, wieder 20 DIN A 4 Seiten mit dem Füller zu schreiben.
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Da habe ich erst gemerkt, was das jahrelange Tippen am Computer angerichtet hat.
Man liest ja immer öfter...
Man liest ja immer öfter Artikel über “Sinn und Unsinn” der Handschrift bzw. Schreibschrift, und Gott sei’s gelobt auch zunehmend Aufrufe wie diesen, die Schreibschrift zu erhalten und nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Im Englischen nennt man Schreibschrift ‘Penmanship’, ich mag dieses Wort sehr weil es viel eher die Persönlichkeit und Handfertigkeit in den Vordergrund rückt.
Ich selbst schreibe übrigens, schon als Zeichen der Wertschätzung, immer wieder Briefe und Postkarten (Weihnachts- und Geburtstagskarten sowieso) an Freunde, und zwar ausschließlich mit Füllhalter; Kugel- und Filzschreiber versauen einem das Schriftbild schnell und nachhaltig. Die Hand verkrampft sich zu schnell, weil man ‘nichts in den Fingern’ hat.
Hmmm, was machen wir...
Hmmm, was machen wir eigentlich, wenn die Mensch/Maschine-Schnittstelle direkt über das Gehirn läuft, wir uns also gar nicht mehr mechanisch betätigen müssen, weder in Schönschrift noch an der Tastatur?
Bezüglich der PPS – Filme: Sie sind nur die logische Fortsetzung der Prokifoliofilme, mit denen Professoren ihre Studenten regelmässig zum Einschlafen brachten. Nach meiner ersten Vorlesung an der Uni Hannover 1986 habe ich dem vortragenden Professor in aller Freundlichkeit erklärt, bei mir (Bundeswehr) wäre er mit seinem Vortrag (2 Stunden, 150 Folien in handgeschriebener 8 Punkt Schrift, monotone Stimme) nicht mal durch die Unteroffizierprüfung gekommen …
Gruss,
Thorsten Haupts
Rupaloka, gibt es sowas...
Rupaloka, gibt es sowas überhaupt noch?
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Don Ferrando, trotzdem haben Sie hoffentlich fein ordentlich geschrieben, zur Freude der Professoren….
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misterpocket, ich gestehe, ich sehe keinen großen Unterschied zwischen den Schreibgeräten, wobei ich Füller trotzdem irgendwie bevorzuge. Allerdings aus rein nostalgischen Gründen.
@Kalchas: Meine Tochter (23),...
@Kalchas: Meine Tochter (23), die im Vergleich zum Durschnitt extrem schnell und gut mitschreiben kann, macht das in ihren Medizin-Vorlesungen so: sie fotografiert die PPP-Folien.
Werte Sophia,
schöne...
Werte Sophia,
schöne Handschrift hin oder her – das wichtigste ist wie ich finde, dass es langt, um seine eigene Handschrift noch lesen zu können, wenn möglich auch noch nach ein paar Jahren.
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Was die Bedeutung der Mitschrift im Studium angeht bin ich ein bisschen anderer Auffassung. Ich finde nichts hilft besser beim Lernen als das zu lernende handschriftlich und in der Form, in der man es versteht zu Papier zu bringen. Ich habe aus Zeiten meines Studiums hier geschätzt etwa einen halben Regalmeter handschriftliches stehen und ich denke, es hat durchaus geholfen. Aber jeder lernt anders und man kann das vermutlich nicht verallgemeinern…
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Und Ihr Blogbeitrag als handschriftliches Manuskript wäre sicher nett – wäre das nicht mal ein interessanter Versuch? Beim nächsten mal lassen Sie den Computer aus, schreiben alles auf Papier und veröffentlichen das dann als Bild.
Ein Lob der Schreibmaschine,...
Ein Lob der Schreibmaschine, Verdammung des Handschriftlichen und Preisung des Computers.
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Grobmotoriker, der ich bin, war schon zu Schulzeiten meine Handschrift mir und meinen Lehrern ein vollendetes Raetsel. Die Lesbarkeit tendierte gegen Null.
Erst der Erwerb einer Reiseschreibmaschine machte es mir moeglich, mich schriftlich bemerkbar zu machen.
Der Computer erst enthob mich der Muehe, viele Seiten wegen Formulierungs-und Orthografiefehlern nicht mehr neu tippen zu muessen.
Wenn ich mit der Hand...
Wenn ich mit der Hand schreibe, sieht es aus als wie ein EKG beim Herzinfarkt. Wenn ich tippe, dann im Zweifingersystem.
Ich denke schneller als ich schreibe, dafür sollte man mal was erfinden. Oder nicht!? Am Ende stellt sich vielleicht heraus, dass gerade das richtig ist. Vielleicht verleitet das Tippen mehr zu unüberlegten Äußerungen, zu längeren Texten, das mag für Autoren mit Zeilenhonorar gut sein, für Romanschriftsteller. Doch allzu oft wird doch Unnötiges für die Nachwelt festgehalten. Twitter, Facebook, Blogs… Diesem Artikel merkt man an, dass er mit der Hand geschrieben wurde:)
Spitze_Feder, das ist mal eine...
Spitze_Feder, das ist mal eine ganz neue Methode, davon hatte ich noch nichts gehört. Aber smart.
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Chris, ich habe inzwischen sämtliche Notizen meines Studiums vernichtet – zu umständlich bei Umzügen (und deren gab es einige). Die Idee, einen Beitrag handschriftlich zu veröffentlich ist zwar charmant, aber anstrengend, und so fürchte ich, werden Sie darauf weiterhin verzichten müssen.
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Filou, ja, Wunder der Technik. Ich bin auch immer noch dankbar, daß ich kein Korrekturband, oder schlimmer noch: Tippex mehr brauche.
Bei der Gelegenheit könnte...
Bei der Gelegenheit könnte ich ja mal eine Frage loswerden (wenn das hier erlaubt ist):
Kann jemand einen Stift oder eine Stiftart empfehlen, die praxistauglich ist und sich auch gut dazu eignet, in einem Notizbuch zu schreiben?
Ich benutze momentan einen Kugelschreiber (allerdings einen etwas besseren), der geht mir allerdings ein wenig zu schwer.
Füller schmieren und häufig saugt sich das Papier sehr unschön mit der Tinte voll.
Sind evtl. Gelstifte eine Alternative?
@Flusskiesel, Druckbleistift...
@Flusskiesel, Druckbleistift mit 5B-Mine; das hat sogar meinem Schriftbild geholfen. Ideal. Es gibt huebsche Druckbleistifte. Und schoen teure.
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zu 22:55 Uhr. Das Schreiben mit der Textverarbeitung fuehrte bei mir allerdings zu einem breiteren oekologischen Footprint. Der Sermon wurde geprintet, liegengelassen, einen Tag spaeter kritisch durchgelesen, am Computer verbessert, geprintet-der alte Text kam in den Shredder. Und so weiter und so weiter. Man hat halt so Hobbys.
Was mir im Nachgang noch...
Was mir im Nachgang noch einfällt: Leute wie Leibniz, Euler und Goethe haben mit dem Gänsekiel geschrieben. Und jetzt rufe man sich mal bitte den Umfang ihrer Gesamtausgaben ins Gedächtnis. Wobei Leibniz auch noch einen Teil seines Werkes in rumpeligen Postkutschen zu Papier gebracht hat und Euler mit Enkelkind auf dem Schoß. Nur Seine Exzellenz der Geheimrath hat wohl auch viel diktiert.
Wer jemals mit dem Federhalter 2 Zeilen geschrieben hat, erblaßt vor dieser Arbeitsleistung.
Gruß K
Wann habe ich den letzten...
Wann habe ich den letzten Brief per hand geschrieben? es ist ehrlich gesagt lange her. Dafür habe ich im Büro einen DIN A4 Schreiblock vor mir liegen auf dem ich meine Notizen verewige. Es macht Spass wieder zu schreiben, seine eigene Handschrift zu sehen. Nach anfänglichen Irrungen und Wirrungen des Schriftbildes gewinnt meine Schreibe zusehends an Eleganz und ich möchte meinen Block nicht mehr missen. Das wichtige wird dann in den PC übernommen und ist damit zugleich eine Maßnahmen das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen.
Hier eine Geschichte (nichtkommerzieller Link) zum Thema mit dem Titel “von Bierdeckeln, Geburtstagsterminen und dem Älterwerden…” –
https://goodnewstoday.de/gute_nachrichten/2011/01/05/von-bierdeckeln-geburtstagsterminen-und-dem-alterwerden/
Ich schreibe gerne mit der...
Ich schreibe gerne mit der Hand, weil ich auch gerne zeichne.
Wenn auch noch erste Ideen mit der Hand gezeichnet werden,
hat die Umstellung auf CAD der Architektur IM DETAIL geschadet.
Das menschliche Maß blieb auf der Strecke.
Zu besichtigen in Berlin: Ungers/Dudler-Fassaden nebst Epigonen
> copy&paste…
Jetzt in Berlin-Mitte:…ein furchterregendes Gebirge für den BND entsteht da.
Auf der Visualisierung sieht es noch hübsch modern und unaufgeregt aus.
https://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/staedtebau-projekte/bnd/pix/startbild_bnd_470x300.jpg
Doch beachten Sie bitte die putzigen Menschlein…deren Blickrichtung
zeigt uns das menschliche Maß und die spätere Realität für Passanten.
Die Städtebauer mit ihren Verdichtungsorgien ruinieren das Klima in jeder Hinsicht: Kein Wind lüftet mehr so richtig durch. Aggressionen wabern herum.
Die Bebauung am Potsdamer Platz hatte erhebliche Auswirkung auf das Stadt-Klima Berlins…sowas muss man wissen als Planer … und auch als Jedermann!
Die Verlockungen der augenfreundlichen Visualisierung vernebeln das Hirn.
Architekten wohnen gern in Altbauten, wo die Proportionen noch stimmen.
Andere lieben halt ihre “kuschelige” Laube.
Das Adlon in Berlin: Keine Proportionenstimmigkeit, keine Strukturierung.
Den einen schmerzt sowas, aber der andere sieht es nicht.
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Bei der schönen Computerschrift überliest man eigene Schreibfehler
und ich lese oft was ganz anderes.
Z.B. heute: Lilo Pulver … > lila Pullover zischt bei mir durch. Muss ich zum Arzt?
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Huhu Jazzfans: Das NOTIZBUCH von Steve Lacy mit Th.Monks Rat
https://blogs.sueddeutsche.de/feuilletonist/2012/02/13/monks-rat/
Flusskiesel, Bleistifte mit...
Flusskiesel, Bleistifte mit weicher (B) Mine mag ich auch, aber am Ende hilft wohl nur probieren.
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Filou, ich überlege mir immer gut, was ich wirklich drucken muß und was nicht – aber da ist natürlich was dran. Ich frage mich ja, ob die Texte wohl länger geworden sind im Computerzeitalter, weil es einfacher geworden ist, zu schreiben.
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Kalchas, vielleicht sind die Werke deshalb so gut, weil das Schreiben so anstrengend war, daß jeder Satz möglichst von Anfang an sitzen sollte? Ich habe noch nie mit Gänsekiel geschrieben, stelle es mir aber fürchterlich vor.
Raoul, gelegentlich schreibe...
Raoul, gelegentlich schreibe ich Briefe noch mit Hand, oder Karten – vor allem, wenn ich Geschenke verschicke. Ganz gelegentlich Danksagungen, oder so. Aber ja, je mehr man schreibt, desto besser wird es.
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Gabriele, diese Dreher sind, glaube ich, normal. Das Gehirn nimmt ja oftmals nur einen Teil der Buchstaben und ergänzt das nächstliegende Wort – je nachdem, was gerade näherliegt (Pullover oder eine Schauspielerin), vertut man sich auch schon mal.
@Kalchas:
Das Geheimnis der...
@Kalchas:
Das Geheimnis der mir Gänsekiel schreibenden Leute war ganz einfach – sie haben gedacht, bevor sie geschrieben haben. Das funktioniert auch heute noch, sogar mit Computer.
Gruss,
Thorsten Haupts
Um den Piraten endlich den...
Um den Piraten endlich den nötigen, gesellschaftlichen Respekt zu erweisen, möchte hinzufügen, dass es sich bei dem von Ihnen abgebildeten Keyboard um eine “IBM Lenovo Thinkpad-Tastatur” für die Modelle T60, T61, R60, T400 und T500W handelt, die ein Original-Tastaturlayout trägt und die Original-Bestellnummer bei IBM/Lenovo FRU 42T3282 lautet.
@Sophia Amalie Antoinette...
@Sophia Amalie Antoinette Infinitesimalia
Ich empfehle die Lektüre des Artikels zu “Graphologie” bei Esowatch:
https://esowatch.com/ge/index.php?title=Graphologie
"Es ist kein Zufall, daß...
“Es ist kein Zufall, daß geschäftliche Post heutzutage weitgehend handschriftlich erledigt wird und selbst kurze Anschreiben auf dem Computer getippt werden.”
Da stimmt doch irgendwas nicht. Copy&Paste-Fehler? :-)
Ich liebe Füllfederhalter....
Ich liebe Füllfederhalter. Ich habe nur noch nicht herausgefunden, wie ich die damit verfassten Texte auf meinem iPad wieder löschen kann. Gibt es eine Lösung?
Fehlerteufel - stimmt. Aber...
Fehlerteufel – stimmt. Aber nachdem der Beitrag schon so lange online ist, gehört der Fehler zum Inventar. Ist ja hier unten dokumentiert. Trotzdem danke!
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Flusskiesel, danke. Immer wieder faszinierend, was die Menschen alles glauben – und mit welcher Detailfreude!
Der Vergleich von E-Piano und...
Der Vergleich von E-Piano und richtigen Klavieren ist in heutigen Zeiten von E-Pianos mit richtiger Hammermechanik aber nicht mehr gültig. Man kann durchaus auf einem E-Piano genauso Klavier spielen lernen wie auf einem “richtigen” Klavier. Es ist natürlich trotzdem anders ;)