Deus ex Machina

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Über Gott und die WWWelt

Sag ja zur 24-Stunden-Kita!

| 57 Lesermeinungen

Der technische Fortschritt hat die Arbeitslast nicht reduziert, Gleichstellungspolitik lediglich dazu beigetragen, dass Frauen nun ebenso viel Zeit für Erwerbsarbeit aufbringen müssen, wie Männer. Schon Studenten brennen aus. Das Schlagwort Vereinbarkeit ist dabei zu einem Synonym für Verzicht geworden: Selbstbestimmung, Sinn und Gesundheit führen wir willig zur Opferbank.

“The goal of the future is full unemployment, so we can play.”

Arthur C. Clarke

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Der technische Fortschritt hat die Arbeitslast nicht reduziert, Gleichstellungspolitik lediglich dazu beigetragen, dass Frauen nun ebenso viel Zeit für Erwerbsarbeit aufbringen müssen, wie Männer. Schon Studenten brennen aus. Das Schlagwort Vereinbarkeit ist dabei zu einem Synonym für Verzicht geworden: Selbstbestimmung, Sinn und Gesundheit führen wir willig zur Opferbank.

In Fragen der Vereinbarkeit von Beruf, Freizeit und all dem, das in den eigenen vier Wänden und im aufblühenden Garten getan werden muss, ist die Eurokrise schon lange über die Klippe gesprungen. Die Zeit, die man aufwenden müsste um zu verstehen, was der Fiskalpakt im Detail bedeutet, ob er nur annähernd einen Pfad aus der Krise einschlägt oder man sich als Bürger über den blanken Tisch gezogen fühlen muss, kann kaum jemand aufbringen. Vielleicht wenn die Jüngsten in ihrer Kitagruppe das europäische Finanzgeschehen spielerisch in einem Lied aufarbeiten müssten – die arbeitslosen Akademiker hätten derweil im Rahmen eines Aktionsplans für den Ausbau der Kinderbetreuung zum Erzieher umgeschult – dann könnten die Kleinen den Rettungsschirm singend erklären, während die Eltern Gräserpollen von den Tischen wischen und frisch geschlachtete, glückliche Hühner zum Abendessen servieren. Hoffentlich haben die Kinder einen Kitaplatz und lernen es dort. Ansonsten bleibt die Aufgabe, den Fiskalpakt zu vertonen und einen fröhlichen Refrain auf ihn zu dichten, auf den Schreibtischen ohnehin erschlagener Erwachsener liegen, die ihren Kopf auf den Berg der Steuerformulares sinken lassen. Hat sich selbst nach zweiundvierzig Besuchen in verschiedenen Kinderläden und liebevoll ausgefüllten Bewerbungsbögen noch immer kein Betreuungsplatz für den Sprössling gefunden, bekommen Eltern, die ihr Kind im heimischen Wohnzimmer die Bauklötze werfen lassen, bald immerhin 100 Euro. Doch all die Espressi, die man für diesen Betrag trinken kann, wirken schon lange nicht mehr.

Die Herausforderung nicht nur Kinder, die Katze, Erwerbsarbeit und unbezahlte Hausarbeit, sondern ebenso Sport gegen den Leibesumfang und für ein gesundes Herz, das Pflegen von Freundschaften und vielleicht der eigenen Eltern, ein Ehrenamt für den Naturschutz oder sogar in einer Partei, zu guter Letzt auch noch ein grobes Verständnis für die Tagespolitik und einen Blick in Feuilleton miteinander zu vereinbaren, ist eine Angelegenheit für fortgeschrittenen Rastlose. Manche Menschen versuchen dieses Kunststück tatsächlich, selbst wenn Ihnen als Leser schon nach dieser Auflistung die Puste ausgegangen ist.

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Die kollektiven Erschöpfungsanzeichen und Depressionen in Folge eines Lebenswandels, der keine Pausen mehr zulässt und zu wenige Momente für Freude und Freundschaft gewährt, ergreifen nicht nur Eltern und andere Workaholics. Bereits die Körper und Seelen von Schülerinnen, Studenten und jungen Menschen, die müde, aber glücklich ihren ersten befristeten Arbeitsvertrag in der Hand halten, verweigern sich. Aus Lernen und Persönlichkeitsbildung ist Verausgabung und Anpassung geworden. Irritiert schaut eine junge Generation auf Politik, die von Vereinbarkeit von Beruf und Familie redet und zusätzlich das Plastikwort “Zeitsouveränität” in den Ring wirft. Denn weit bevor die eigene Familie ein Thema sein könnte, müssen junge Frauen und Männer ganz andere Dinge zusammenbringen. Zwar haben die Universitätsbibliotheken den Ruf ein Flirttempel zu sein, wie man neben dem selbstfinanzierten Bachelor-Studium jedoch noch Zeit für andere Menschen haben soll, bleibt fraglich. Wer nach dem Studium in einer Werbeagentur unterkommt, lernt vielleicht dort jemanden kennen und die Zeit reicht für sporadischen Sex. Diejenigen, die es geschafft haben neben dem Beruf eine Beziehung aufrecht zu erhalten, grübeln über die Vereinbarkeit von Karriere und Familienplanung. Die meisten Abende sind sie selbst für Kuschelsex zu müde oder die Männer fühlen sich unwohl und fett, weil für den Waldlauf keine Zeit mehr übrig ist. Wer eine Fernbeziehung führt, muss Glück mit dem Eisprung haben. Stress, Whisky und Kettenrauchen schlagen auf die Spermienqualität. Wer Antidepressiva nimmt, bekommt eh keinen mehr hoch. Um zudem als Frau in einem befristeten Arbeitsverhältnis schwanger werden zu wollen, muss man mit viel Zuversicht oder einem gut situierten Partner ausgestattet sein. Denn in diesem Falle greift kein Kündigungsschutz; endet der befristete Arbeitsvertrag, wenn eine Frau im fünften Monat schwanger ist, dann endet er eben.

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Wer nicht über zu viel Arbeit klagt, hat sich in die Erschöpfung gelangweilt. Das lässt jedoch ebenso wenig Kraft dafür übrig, das Leben außerhalb des Arbeitsplatzes sinngebend zu verbringen. “More and more people in this country no longer make or do anything tangible; if your job wasn’t performed by a cat or a boa constrictor in a Richard Scarry book I’m not sure I believe it’s necessary. I can’t help but wonder whether all this histrionic exhaustion isn’t a way of covering up the fact that most of what we do doesn’t matter”, schreibt der Autor Tim Kreider in seinem Aufsatz “The ‚Busy’-Trap” in einem Blog der New York Times. Kreider glaubt, die “theatralische Erschöpfung” wäre vorgeschoben um zu verdecken, dass all das, was man beruflich tut, nicht von Belang ist. Vielleicht rührt aber diese Erschöpfung genau daher, da Arbeit, die in keiner Weise befriedigend ist und dem Menschen nicht mehr zurückgibt als Geld, den Geist verhungern lässt. Man verblödet über die Jahre. Gäbe es die wirtschaftliche Notwendigkeit nicht, würden sich wohl sehr viel mehr Eltern der Kindererziehung widmen, als letzte Möglichkeit, jeden Tag Wissen weiterzugeben, etwas dazu zu lernen und Liebe dafür zurück zu bekommen. Mir fallen nicht viele Menschen um die 30 in meinem Bekanntenkreis ein, die nicht von ihrer Arbeit entfremdet sind, die nicht darum wissen, wie leicht sie zu ersetzen sind, die gerne etwas anderes tun würden und im nächsten Job die gleiche Geringschätzung, Unterforderung und Perspektivlosigkeit erleben. Die anderen erzählen wie gedopt und atemlos davon, wie sehr sie in ihrer Arbeit aufgehen. Meist erscheint das wie ein psychologischer Trick, der sie überlistet hat, damit sie selbst nicht merken, dass sie nie in Worte fassen könnten, warum ihre Arbeit für sie selbst und andere einen Unterschied macht. Denn sie tut es nicht. Im Idealfall nimmt man einem Mensch nicht seine Persönlichkeit und den zentralen Sinn seines Lebens, wenn er seine Erwerbsarbeit verliert.

Die Debatten und Forderungen nach Rahmenbedingungen, die eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie erlauben, haben geschlechterpolitisch etwas bewegt. Dabei haben sie jedoch nur bewirkt, dass sich die Arbeitslast der Geschlechter in der Berufswelt angenähert hat. Wie der Begriff der Gleichstellung schon im Namen trägt: Frauen und Männern darf es im Zweifel auch gleich schlecht gehen. Beiden fehlt nun die Zeit, ihre Vorstellungskraft auf die Frage zu verwenden, wie die Zukunft der Arbeit aussehen könnte. Wie sie eigentlich arbeiten wollen. Die Politikprofessorin Linda Zerilli beschreibt die Blindheit für die eigene Situation in ihrem Buch “Feminismus und der Abgrund der Freiheit” wie folgt: “Der Zwangscharakter gesellschaftlicher Normen und Regeln kann uns dazu führen, unsere sozialen Arrangements als notwendig zu betrachten, während uns das unbewusste Wesen dieses Zwanges dazu bringen kann, sie als frei wählbar anzusehen.”

Den fehlenden Zweifel daran, dass man auf eine Art und Weise arbeiten muss um Lebenstauglichkeit zu beweisen, dabei aber in Wahrheit kein Leben mehr übrig bleibt, sondern nur noch ein müdes Existieren, bringt die Autorin Laurie Penny auf den Punkt: “Im zeitgenössischen Pseudo-Feminismus dreht sich alles um die Kraft des »Ja«.” Ein “Ja”, das sich kritiklos in den Rachen der Leistungsgesellschaft wirft. Ja, wir wollen die 60-Stunden-Woche und Wochenendarbeit noch dazu. Ja, wir wollen die ersten E-Mails unter der Dusche beantworten, die Haare praktisch kurz und beige Hosenanzüge tragen. Ja, wir wollen unsere Eizellen einfrieren und ein Kind mit 45. Ja, wir wollen eine Kita, die bis 24 Uhr geöffnet hat und eine Fernbeziehung, die uns Freiraum gibt. Ja, wir wollen ein Jahr lang Betreuungsgeld, solange es die Hartz-IV-Empfängerin nicht bekommt. Ja, denn damit bezahlen wir die polnische Putzfrau, die auf dem Küchenboden kniend so reizend melancholisch schaut. Ja, auch die Rente mit 72 finden wir klasse, denn mit einem Burnout im Studentenalter ist es hoch wahrscheinlich, dass wir diesen Zeitpunkt gar nicht mehr erleben.

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Der Rhythmus dieser Akzeptanzreden schaukelt die Ja-Sager sanft in einen dämmrigen Geisteszustand, der nur durch ein beherztes Nein aufgeschreckt werden kann. Der Ekel vor den anderen ist dabei Selbstschutz. Gepolstert in Arroganz und Abwertung anderer Lebensmodelle schonen sich die Anhänger der bedingungslosen Ausbeutung davor, einmal tiefgreifender an den Verträgen, die sie unterschrieben haben, zu zweifeln. Obwohl ein jeder von ihnen täglich Kunst konsumiert, ist ihnen der Künstler, der freiwillig am Existenzminimum knabbert, suspekt. Anerkannt werden Kreative erst dann, wenn sie nach den Spielregeln der Arbeitswelt Erfolg haben: Geld zählt eben ein Vielfaches mehr als Glück.

Wovon hat Christoph Schlingensief eigentlich gelebt, als er die Kunstpartei CHANCE2000 gründete? Wovon lebt gerade die Frau oder der Mann, der die Lücke, die Schlingensief hinterlassen hat, einmal wieder füllen wird? Die Piratenpartei erscheint bisweilen wie das nachfolgende Kunstprojekt der Chancisten, die sich aufmachten die Politik vor den Kopf zu stoßen. Denn genau so wenig ernst nehmen die etablierten Parteien und ihre Kernwähler die jungen Politiker und Aktivistinnen bislang. Bis auf ein bißchen Twittern, ein paar Livestreams und der Simulation von Bürgerbeteiligung hat die öffentliche Wirksamkeit der Piraten in der politischen Sphäre nichts verändert. Den Generationendiskurs sucht man bislang vergeblich. Dass junge Menschen tatsächlich einen durchschnittlich gut bezahlten Arbeitsplatz, trotz Firmen-Smartphone und Betriebskindergarten ablehnen würden, bleibt für die Verfechter der alten Arbeitswelt unvorstellbar. Doch diesem Angebot gegenüber gestellt kann überall unter jüngeren und älteren Menschen das Begehren ausgemacht werden, selbstbestimmter zu arbeiten und zu leben, als die gesellschaftliche Norm es derzeit vorsieht. An diesem Umdenken ist die Kommunikation über das Internet nicht unbeteiligt. Ehrenamtliches und parteipolitisches Engagement werden anders und einfacher zugänglich, Debatten von einer intellektueller Qualität, die im beruflichen Umfeld so nicht stattfinden, werden ermöglicht, kreative Talente toben sich aus und sogar wirtschaftliche Unabhängigkeit kann über digitale Existenzgründungen gesichert werden. Hier wird nicht nur das “Cognitive Surplus” von freiwilliger geistiger Arbeit sichtbar, wie Clay Shirky es in seinem gleichnamigen Buch beschrieb – das digitale Zusammenleben, miteinander denken und arbeiten gibt vielen zurück, was ihnen Ausbildung und ihre Arbeit vorher genommen hatten: Selbstvertrauen, Wertschätzung, Denkanstöße, Zugehörigkeit und Freiheit.

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Dieser Gesellschaft ist zu wünschen, dass die Zukunft der Arbeit ihre neue Form über das “Nein” beginnt. Ein “Nein” zur Gleichstellung, sofern sie für alle Geschlechter nur ein grobes Ungleichgewicht von notwendigem Geldverdienen, Gesundheit und Zufriedenheit vorsieht. Dafür ein “Ja” zu einem Verständnis von Arbeit, dass endlich die Formen der gesellschaftlichen Beiträge miteinschließt, für die sich bislang niemand die Arbeit gemacht hat, ihren Geldwert zu ermitteln. Ein “Ja” dazu, nicht mehr zu beschäftigt, zu erschöpft oder zu borniert zu sein, um die bislang unbezahlte Arbeit anzuerkennen. Und ein großes Fragezeichen an die Vereinbarkeit des Menschenbilds einer aufgeklärten Gesellschaft mit der Praxis des “Existenzminimums”.

 


57 Lesermeinungen

  1. pkwierny sagt:

    eine bemerkenswerte,...
    eine bemerkenswerte, interessant zu lesende analyse, kompliment ! … bleibt nur zu hoffen, dass alle beteiligten – bürge wie politiker – in einer sich heftig verändernden welt wege zu mehr sinnhaftigkeit finden.

  2. xfk sagt:

    Ein herausragender Beitrag und...
    Ein herausragender Beitrag und äußerst angenehm geschrieben. Ich bin sehr angetan. Herzlichen Dank!

  3. muscat sagt:

    Ich fand den Beitrag auch sehr...
    Ich fand den Beitrag auch sehr gut und treffend. Hut ab!

  4. mapar sagt:

    Durch Arbeit versaut man sich...
    Durch Arbeit versaut man sich den ganzen Tag. Früher wußten die Frauen das und ließen die Männer für sich arbeiten. Interessanterweise ist diese Haltung heute noch absolut üblich. Frauen, die einen gutverdienenden Mann haben, arbeiten nur wenn, soviel und was sie wollen. Nur die Begleittexte haben sich geändert, die ganzen Gender-Phrasen eben. Man verwirklicht sich im Amüsierberuf, dabei die zeitüblichen Klagen auf den Lippen.
    Hart trifft es die Frauen, die den Traum von der angeblichen “Selbstbestimmung” verwirklichen (müssen) und ihren Unterhalt selber verdienen. Nichts ist ernüchternder, als wenn ein Karrieretraum in Erfüllung geht. Dann bezahlt man mit dem Leben, verbringt den größten Teil seiner aktiven Lebenszeit mit Dingen, die außerhalb des direkten Arbeitsumfeldes keinerlei Bedeutung haben, wie die Männer immer schon.

  5. ThorHa sagt:

    Ja, die Menschheit im Jahre...
    Ja, die Menschheit im Jahre 2012 ist schon auf besondere Weise gebeutelt.
    Unsere Eltern und Grosseltern können sich ja gar nicht vorstellen, WIE schauderhaft, unangenehm und repressiv der Leistungs- und Depressionsdruck geworden ist.
    Mein Vater, mit einer 56 Stundenwoche eine vierköpfige Familie in einer Zweizimmerwohnung durchbringend, weiss gar nicht, welchen Bedrohungen der Selbstausbeutung und des Smartphoneterrorismus er entgangen ist.
    Mein Grossvater, Rechtsanwalt in einer zerbombten deutschen Grosstadt, wäre gewiss entsetzt, würde er Kenntnis vom heutigen Selbstoptimierungsprogramm bekommen.
    Meine Grossmutter, deren Urlaubsträume zeitlebens zwei Wochen am Nordseestrand in St. Peter Ording waren, würde ihr Entsetzen über den Stress regelmässiger Mallorca-, Gran Canaria- oder Karibikurlaube nicht verbergen können.
    Und alle – da bin ich sicher – hätten volles Verständnis für die Burn Out Syndrome, Depressionen, Erschöpfungsanzeichen und sonstigen Krankheiten, die das moderne Leben so mit sich bringen. Was sind schon Kriege, Wiederaufbau, beengte materielle und räumliche Verhältnisse, Prügelstrafen, Hinterhoftoiletten, 50 Stunden Wochen, strikt hierarchische Arbeitsverhältnisse GEGEN Selbstoptimierung und den “Zwangscharakter gesellschaftlicher Normen und Regeln”? Nichts, Peanuts, kaum der Rede wert.
    Das vor Selbst- und Fremdmitleid triefende Traktat der Autorin ist das leuchtende Manifest einer Generation “Irgendwas mit Medien”. Die mangels ernsthafter Probleme in erster Linie an sich selber leidet. Mein Respekt vor denjenigen im 19. Jahrhundert, die in echter Lebensgefahr existentiell bedroht gewerkschaftliche Gegenmacht gegen Sklaverei, Ausbeutung und Gesundheitsgefährung am Arbeitsplatz aufgebaut haben, steigt bei der Rezeption solcher Traktate jedesmal wieder.
    Die Generation “Teresa” wäre dazu niemals in der Lage. Weil sie schon bei einem Hundertstel des damaligen Druckes mit Erschöpfungssyndromen depressiv geworden wäre. Weshalb sie es heute beim Klagen belässt, das ist psychisch gerade noch erträglich …
    Gruss,
    Thorsten Haupts

  6. Hermann.12 sagt:

    Eine bemerkenswerte...
    Eine bemerkenswerte Gesellschaftskritik, die den Nagel auf den Kopf trifft.
    Noch nicht jeder ist aufgewacht und hat bemerkt das nicht nur Ziele, sondern auch Aufwand dazu zu berücksichtigen sind.
    Und wer ohnehin nur Geld und Opportunität im Blick hat, wird sich schwer tun zu verstehen, was hier gesagt wird.
    H.

  7. @ThorHa: Schön, dass Sie sich...
    @ThorHa: Schön, dass Sie sich das Totschlagargument “…in Afrika hungern Kinder”” grad noch verkneifen konnten. ;-)

  8. <p>@mapar: Es ist schlimmer...
    @mapar: Es ist schlimmer als früher. durch dei Teilnahme beider Geschlechter am Arbeitsmarkt verdoppelt sich das Angebot. Das bedeutet die Gehälter je Teilnehmer werden halbiert. Und es sit schweiriger vernünfige Bedingugen (Ersatz von menschneenunwürdiger gensudnheitsschädigender monotoner Arbeit durch Maschinen durchzusetzen einfach weil nicht genug Druck da ist). Findet sich immer noch eine Indische Frau auf dem gloablisierten arebitsmarkt die das macht.

  9. ThorHa sagt:

    @Marco - "...in Afrika hungern...
    @Marco – “…in Afrika hungern Kinder” verkneifen:
    Das hätte hier nichts zu suchen gehabt. Ihre Kritik zielt ohnehin in die falsche Richtung: Ich bin keineswegs der Auffassung, weil früher alles schwieriger war, dürfe man heute nichts mehr verbessern.
    Aber für mich hat (nicht zum ersten Mal) die Autorin eine “rote” Linie überschritten, die ich beschreiben würde als “nüchterne Bestandsaufnahme verbesserungswürdiger Verhältnisse” versus “selbstmitleidiges Wehgeschrei”. Mein Kommentar war angemessen deutlich.
    Diese groteske Übertreibung des Blogs: “Die kollektiven Erschöpfungsanzeichen und Depressionen in Folge eines Lebenswandels …” ist übrigens durchaus vergleichbar mit den “hungernden Kindern in Afrika”.
    Gruss,
    Thorsten Haupts

  10. @ThroHa: Was denn für eine...
    @ThroHa: Was denn für eine Kritik, ich hab Ihren Kommentar doch ausdrücklich gelobt. ;-)
    .
    Ansonsten ist es schon interessant, wie unterschiedlich man einen Beitrag rezipieren kann. Diese wehleidige Jammerorgie, die Ihr Textverständnis draus macht, ist bei mir etwas anders angekommen – vielleicht zum einen, weil ich bis zum Schluss gelesen habe und womöglich auch, weil ich wohlwollenderweise unterstelle, dass die Kollegin ein gewisses Maß an Überspitzung durchaus bewusst als Stilmittel verwendet hat.

  11. ThorHa sagt:

    <p>@Marco:</p>
    <p>Wir werden...

    @Marco:
    Wir werden uns da wohl nicht einig werden. Zum besseren Nachvollziehen meiner Position (ja, ich habe den Artikel GANZ gelesen) reihe ich hier einmal auf, wo ich groteske Überzeichnungen sehe (mit Kennzeichnung der Überzeichnung in Grossbuchstaben):
    Gleichstellungspolitik lediglich dazu beigetragen, dass Frauen nun ebenso viel Zeit für Erwerbsarbeit aufbringen MÜSSEN, wie Männer
    Die HERAUSFORDERUNG nicht nur Kinder, … auch noch ein grobes Verständnis für die Tagespolitik und einen Blick in Feuilleton miteinander zu vereinbaren
    Die KOLLEKTIVEN Erschöpfungsanzeichen und Depressionen in Folge eines Lebenswandels
    MAN VERBLÖDET über die Jahre
    Frauen und Männern darf es im Zweifel auch GLEICH SCHLECHT gehen
    dabei aber in Wahrheit KEIN Leben mehr übrig bleibt, sondern nur noch ein MÜDES EXISTIEREN
    Ich nehme Ihre Kritik an meinem Kommentar als Warnzeichen. Wer darauf besteht, dass Leben kein Ponyhof ist, wird inzwischen als Fossil angesehen. Okay.
    Und da ich die Illusionswellen der “neuen”, “selbstbestimmten”, “freien”, “sinnvollen”, “nichtausbeutenden”, “familienfreundlichen” Arbeitswelt schon mehrfach an mir vorüberziehen sehen habe, jede Welle begleitet von 1 Million Arbeitsloser mehr und hunderttausendfacher Enttäuschung, muss ich eine Kollegin von Ihnen in Zukunft nicht so scharf angehen, dass Sie sich zur Verteidigung genötigt sehen.
    Gruss,
    Thorsten Haupts

  12. @Marco Den Text darf man...
    @Marco Den Text darf man durchaus als Polemik verstehen. Die kann ja ganz hilfreich sein, um Probleme herauszuarbeiten. Das setzt nur voraus, dass die Lesenden geneigt sind, sich mit ihnen zu beschäftigen und nicht gleich die Keule des Gejammers oder der Hysterie herauszuholen. Man kann einen Text freilich auch mit Zahlen untermauern, denn die Unsicherheit der jungen Generation ist nicht ausgedacht, oder übertrieben. Aktuell empfehle ich eine Studie der IG-Metall:
    „Persönliche Lage und Zukunftserwartungen der jungen Generation 2012“
    https://www.igmetall.de/cps/rde/xchg/internet/style.xsl/ig-metall-jugendstudie-2012-zukunftserwartungen-der-jungen-10372.htm
    https://www.igmetall.de/cps/rde/xbcr/SID-65DE8628-FB66AB8F/internet/docs_ig_metall_xcms_188823__2.pdf

  13. Vroni sagt:

    "Bis auf ein bißchen...
    “Bis auf ein bißchen Twittern, ein paar Livestreams und der Simulation von Bürgerbeteiligung hat die öffentliche Wirksamkeit der Piraten in der politischen Sphäre nichts verändert.”
    .
    Liebe Teresa,
    kann auch nicht. Veränderungen in den Köpfen dauern länger. Egal ob es um eine Arbeitsdepression wie Burn-out handelt oder ein positiveres Menschenbild, dass nicht alle Menschen erzfaule Hartz4-Betrüger sind.
    .
    Es ist genau der naive Irrtum (und nicht nur der Piraten), zu glauben, dass man nur etwas in die digitale Box setzen müsse und sofortiges digitales Aufrauschen als ‘hurra, es greift’ zu betrachten. Daher sehe ich diese ganz Liquid-Sache kritisch. Der menschliche Kopf ist langsamer als wir denken. Er braucht manchmal Generationen. Die Seele, die fundamentaler begreift, noch langsamer. Sie reitet immer hinterher. Ein guter Politiker weiß, daas man einen langen Atem haben muss, der länger ist als 160 Zeichen.
    .
    Zu dem “Nein”-Sagen. Ja das ist überfällig. Für alle Geschlechter.
    Wenns konkret wird, wirds aber wieder hässlich. Was sagt man seinem ‘old school’-Lehrstuhlherrn, wenn er einen aggressiv fragt, ob man denn nicht habilitieren wolle, wo da der gewünschte Super-Einsatz bis weit in die Freizeit hinein sei.
    .
    Ohne ‘Flei kein Prei’ gilt weiterhin. Weil die den Ton angeben, die nicht ganz ohne Grund einst damit erfolgreich wurden. Einmal erfolgreiches Verhalten wird beibehalten, kopiert und auch anderen gepredigt. Das sit das Script, das Drehbuch.
    .
    Nun, wie sagt man ihnen, dass die Grenze überschritten ist, dass sie mitterweile realitätsfern sind, weil sie es übertreiben, weil es nicht mehr passt. In einer grenzenlosen Welt der jugendlichen Movida, die einst sagte “Alles ist möglich”.
    .
    Da hilft nur Selbstschutz. Abgrenzen, aber per Fake.
    “Uups, na sowas, da ist mein Akku leer gewesen.” Oder die Dr. House-Methode “Öp up herk möp … fiep, ich kann Sie nicht hören!”
    .
    Die Dualität der Dinge. Ein Mobile macht einen nicht nur zum Sklaven, es bietet einem alle kreativen Gestaltungsmöglichkeiten. Transfers auf alle anderen Bereiche möglich. (Drucker ging nicht, die zu buchende Maschine war voll, die andere schon weg. Es geht noch mehr, man muss da etwas kreativ sein.)
    .
    Was leider – noch – nicht geht: das offene Nein. Das ist kein Selbstschutz. Wie einem realitätsferne Coaches leider erzählen wollen. Das ist meist gradewegs das Betteln, endlich gefeuert zu werden. Dann wirds bös existenziell. Der Coach zahlt einem nicht die Miete. Im Gegenteil: Der kriegt sein teueres Geld für seine Stunden und ward dann nimmer gesehen.
    .
    Wenn man mein Posting als Aufforderung zu hinterfotzigen Schweijkiaden betrachtet, dann liegt man richtig. Es ist ja auch wie im Krieg. Da kommt man als Kleiner, der nix zu sagen hat, ebenfalls nur heil raus, wenn man subversiv redet und handelt. Zuvor muss natürlich die Erkenntnis sein, dass es so nicht mehr weitergeht. Die haben einige noch nicht.

  14. mapar sagt:

    Wir hatten am Wochenende...
    Wir hatten am Wochenende Straßenfest in unserer Neubau-Stichstraße. Die Erwachsenen zwischen knapp 30 und Mitte 40, dazu 24 Kinder zwischen null und zwölf aus zehn Haushalten. Keins davon in der Kita, obwohl die meisten der Mütter wenigstens einem kleinen Job nachgehen. Was machen wir falsch?
    Zugegeben, ein paar von den Männern arbeiten ziemlich heftig, dafür andere recht entspannt im Homeoffice, so wie ich. Es gibt keinen Zwang zur Überlastung. Die Tretmühle ist fast immer selbstgewählt. Sei es das Bedürfnis, sich wichtig zu fühlen oder berufliche Tätigkeit als Lebenssinn, sei es das Abarbeiten von nie endenden Konsumwunschlisten.
    Vielleicht werden hier die Befindlichkeiten eines bestimmten Millieus auf die gesamte Arbeitswelt übertragen. Woanders ist man aber auch ohne iPhone mit minütlich eintreffenden Nachrichten gesellschaftsfähig.

  15. @mapar Danke für den...
    @mapar Danke für den Kommentar. Natürlich ist das hier Skizzierte nicht überall anwendbar oder Realität. Bestimmte Sektoren sind davon sicherlich stärker betroffen, andere gar nicht. Tim Kreider, dessen Text oben verlinkt und zitiert ist, vermutet ja auch, dass die Überlastung selbstgewählt ist: “I can’t help but wonder whether all this histrionic exhaustion isn’t a way of covering up the fact that most of what we do doesn’t matter.”
    Zudem gibt es Unternehmen, die selbst gegensteuern und Betriebsvereinbarungen treffen, die z.B. nach 18 Uhr keine Mails mehr auf Smartphones weiterleiten. Ich glaube VW ist ein aktuelles Beispiel. Arbeitsorte werden ebenfalls flexibler; bei anderen geht das jedoch aufgrund der Natur der Arbeit nicht. Die Entwicklung die dann festzustellen ist, ist, dass wir auf einen tief gespalteten Arbeitsmarkt hinauslaufen, indem abseits der Bezahlung auch die Arbeitsbedingungen sich immer stärker unterscheiden.

  16. ThorHa sagt:

    @Vroni - Ohne Fleiss kein...
    @Vroni – Ohne Fleiss kein Preis:
    Ich masse mir nicht an, für Ihren Arbeitsbereich (oder den von Frau Bücker) mitreden zu können. Nur für die Ausschnitte, die ich persönlich in IT und Ingenieurwesen gesehen habe.
    Und für die gilt ganz sicher: Wer einen geregelten 7,5 Stunden Arbeitstag mit ebenso sicherem Freizeitbereich wirklich haben will, der bekommt ihn auch. Der Preis dafür ist der ebenso endgültige Verzicht auf berufliches Weiterkommen. Ich stand kürzlich vor der gleichen Wahl, mein Spezialistenwissen in einem bestimmten Bereich unter bestimmten Umständen hätte mir, auf einem sogar sehr komfortablen Gehaltsniveau, eine ruhige Nische gesichert. Die ich nicht wollte, alle damit verbundenen Folgen selbst gewählt.
    Was ich ganz sicher auch in der Nische nicht akzeptiert hätte, wäre ein Teilzeit”chef”. Den meisten Managern fällt es aus verschiedenen Gründen eh schon schwer genug, sich bei auftretenden Problemen wirklich bis ins Detail durchzubeissen, um das Problem nicht zu reporten, sondern zu lösen. Bei einem Teilzeitchef wäre das gänzlich unmöglich.
    Wer also ALLES möchte – berufliche Fortentwicklung + Teilzeitarbeit + Rente mit 55 nach Berufsbeginn mit 25 + Familie + unkündbaren Job auf Lebenszeit, dem stehen Enttäuschungen noch jahrzehntelang ins Haus. Vielleicht sogar noch für Jahrhunderte. Alles hat einen Preis, jede Entscheidung und jede Unterlassung.
    Gruss,
    Thorsten Haupts

  17. mapar sagt:

    Ich finds gut daß nicht alle...
    Ich finds gut daß nicht alle Berufe die gleichen Arbeitsbedingungen haben. Als heimarbeitender Freiberufler erlebe ich es oft, daß jemand die Hände über dem Kopf zusammenschlägt deswegen. Da habe man ja eine Restunsicherheit (ob man immer Aufträge habe), oder, gern von Frauen: “Für mich wäre das nichts, zu einsam, ich brauche die soziale Interaktion im Büro”.
    Dagegen läßt sich wenig sagen, denn wir sind nicht alle gleich. Ich ziehe ab und zu auslaufende Aufträge dem Ewiggleichen als Angestellter vor, und ich sehe weit lieber meine drei Kinder tagsüber, als die Gruppendynamik eines Büros zu genießen, plus den Arbeitsweg. Was für mich gilt, ist aber nicht universell.
    Daher ist die Gleichheit der Arbeitsweisen und -bedingungen meiner Meinung nach gar kein positives Ziel.
    Die genannten Maßnahmen mancher Arbeitgeber gegen die selbstgewählte Überlastung finde ich gut. Doch wirklich Abhilfe schaffen kann nur der Einzelne für sich. Eine freie Gesellschaft kann nicht jedes Individuum von dummen Dingen abhalten. Die Gesellschaft, die das könnte, wäre sehr repressiv. Selbstbestimmung schließt die Möglichkeit ein, sich für das Falsche zu entscheiden.
    Die Gesellschaft und vor allem die veröffentlichte Meinung treibt allerdings gerade Frauen in die Überforderungsfalle, durch das Propagieren des Powerfrauen-Ideals. Jemand hat mal geschrieben: Wenn eine Frau von “Selbstverwirklichung” spricht, will sie arbeiten gehen. Männer verstehen darunter, sich aufs Bärenfell zu legen. Das Bärenfell ist hinsichtlich “Selbstverwirklichung” fast allen realexistierenden beruflichen Tätigkeiten überlegen.

  18. tricky1 sagt:

    @marco
    Warum denn ein...

    @marco
    Warum denn ein derartiges ‘Lob’ für TorHa?
    .
    Seinen Kommentar finde ich ebenso überzeugend und zutreffend wie den Blogtext, und nur wenn man beides betrachtet wird es klar, welche enormen Veränderungen die letzten 100 Jahre gebracht haben.

  19. EgonOne sagt:

    When work interferes with...
    When work interferes with pleasure !
    .
    Nun ja, warum denn nicht 24-Stunden Kita?
    Wenn der Bedarf da ist und jemand bereit ist den Service zu liefern, und Leute bereit sind dafuer zu zahlen, warum auch nicht?.
    Let the market decide. I think, zynics call that free enterprise. Not a novel concept, I believe.
    Pax vobiscum
    .

  20. <p>@ThorHa: "Warnzeichen"?...
    @ThorHa: “Warnzeichen”? Puh, so hoch würde ich das nun wirklich nicht hängen, wenn ich sage, dass man das auch anders lesen kann (nicht muss, wohlgemerkt).
    EDIT: Das beantwortet vielleicht auch gleich die Frage von tricky1.

  21. tricky1 sagt:

    @Marco:
    Nach dem bedenklich...

    @Marco:
    Nach dem bedenklich schwachen Rückzieher ins Unverbindliche muss ich meine Meinung über das Geschlecht der _di_ Novetre revidieren…

  22. @tricky1: Wir sollten nicht...
    @tricky1: Wir sollten nicht vergessen: Das hier ist nicht mein Beitrag/Thread (und ich bin nicht hier, um Streit zu suchen). Sollte mein erster Kommentar an die Adresse des geschätzten Herrn Haupts diese Hoffnung im Publikum geweckt haben, wäre mir das eher unlieb. Bei ihm kam der Beitrag als WEHGESCHREI an, bei mir als etwas überzeichnete Gegenwartsbeschreibung, von der Verfasserin intendiert war eine Polemik, und wenn wir diese Lesarten nicht zu 100 Prozent in Übereinstimmung kriegen, kann man sich auch darauf verständigen, dass man da halt nicht zusammenkommt. Unbedingt recht haben wollen in Internet-Diskussionen, das ist irgendwie so 90er:
    https://xkcd.com/386/

  23. daneschmas sagt:

    So ein Artikel habe ich seit...
    So ein Artikel habe ich seit Langen nicht gelesen, Danke.

  24. Ich hätte den Text eher als...
    Ich hätte den Text eher als ein autobiografisches Werk gelesen. Für eine Polemik fehlen die Pointen, für eine Analyse die Differenzierung, wie Thora anmerkte. Aber die Themenkreise sind doch ganz interessant: Frauenbild zwischen Gebärmaschine am Herd und Karrierefrau im Kostüm, selbstbestimmtes Arbeiten oder sicherer Job, von der biologischen zur geistigen Selbstoptimierung, Wandel der Dienstleistungsgesellschaft durch neue Medien, Wertewandel der Jugend…
    .
    “Arguing on the internet is like running in the Special Olympics. Even if you win, you’re still retarded.” :P

  25. tricky1 sagt:

    @Marco
    Nur Ihr Link am Schluss...

    @Marco
    Nur Ihr Link am Schluss lässt mich verstummen ;)

  26. @Veil of ignorance Ich kann...
    @Veil of ignorance Ich kann sie beruhigen: autobiografisch ist der Text nicht, sicherlich speist er sich aus Beobachtungen und Erfahrungen aus meinem Umfeld. Dies aufzuschreiben setzt wohl auch voraus, sich abgrenzen zu können und die ständige Verfügbarkeit nicht als notwendig zu rechtfertigen. Ich bin in den 80er Jahren in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen, das ist heile Welt, ohne Burnout, ohne Kitas sondern mit Vollzeitbetreuung durch die Mutter.

  27. @tricky1: Hihi, genau für...
    @tricky1: Hihi, genau für solche Fälle hab ich den in ja der Bookmarkliste. Und den Spruch mit “…retarded” schreib ich mir auch gleich mal auf, damit der nicht wieder in Vergessenheit gerät. ;-)))

  28. Wieder ein Text über die...
    Wieder ein Text über die Probleme von Akademikerinnen in Laberwissenschaften. Gebt diesen Text mal berufstätigen jungen Frauen mit, sagen wir, Hauptschulabschluß. Die werden mit dem Text gar nichts anfangen können, ihn höchstens komisch finden. Bildungsferne Frauen mit drei Kindern von drei Vätern kichern nur. Und mit “Migrationshintergrund” dürfte die Verständnisquote noch einmal signifikant sinken.
    Leute, ihr habt den falschen Berufs- und Lebensweg gewählt. Was Handfestes lernen wäre besser gewesen, Krankenschwester, Bäcker, Klempner, alles solide Berufe, die es immer geben muß. Die gibt es aber auch nicht geschenkt, Anstrengung ist immer. “Stress ist was für Leistungsschwache” und “Wer fünf Stunden schläft, fällt durchs Diplom” waren die Lieblingssprüche meines Physikprofs alter Schule.
    Zwei Wochen Stromausfall in D und 90 Prozent der Menschen wissen nicht mehr was “Gender-Kompetenz” oder “geschlechtergerechte Sprache” war…

  29. aram sagt:

    So, der H-Kennzeichen-Fahrer...
    So, der H-Kennzeichen-Fahrer spricht nun explizit die Akademikerinnen an. Wenn Sie schon kritisieren, dann nehmen Sie doch beide Geschlechter mit auf. Wenn Sie hier nur die Frauen und ihr Gendergedöns bashen, fällt das doch auf und ist gleich unglaubwürdig.
    Freilich spricht der Text nur eine kleinere Gruppe von Menschen an. Ich fand die verzinkte Studie recht aufschlussreich. Das sind nicht nur Akademiker. Vielleicht liegt die Entscheidung zu Kindern eher in Herkunft und im Wertesystem, viele der Mittelschichtskinder wollen an Lebensstandard nicht verlieren und verzichten daher zunächst auf Kinder. Doch wissen Sie, Frauen mit Ausbildung verdienen ebenfalls weniger als, sagen wir die Männer, die statt Erzieher Mechaniker geworden sind. Wenn man dann an die Rentenunterschiede denkt und sich ausmalt was passieren würde wenn ein Ehepaar sich trennt, kann einem ganz anders werden.

  30. T.I.M. sagt:

    <p>Werte Teresa,</p>
    <p>gerade...

    Werte Teresa,
    gerade wollte ich mich ueber das Gejammer echauffieren, aber Thorsten Haupts hat das bereits in mir aus dem Herzen sprechender Art und Weise getan.
    Ich moechte nur anmerken, dass die (meinetwegen polemisch) beschriebene Haltung nicht die einer ganzen “Generation” sondern die einer bestimmte Gruppe ist, die leider im dt. Journalismus momentan oft tonangebend ist.

  31. J.Brinkmann sagt:

    Wir haben uns von der...
    Wir haben uns von der Emanzipationslüge einlullen lassen.
    Wir dachten, wir kämen aus freien Stücken. Doch es war der Markt, der uns brauchte.
    Wir dachten, wir könnten uns nun selbst verwirklichen.
    Doch unser Selbst war längst okkupiert und wir liefen einem Idol hinterher.
    Wir dachten, wir befreiten uns von unseren Männern. Doch längst trieb Autarkiesucht uns zu den Anwälten und die Kinder hörten die Schreie des Nachts.
    Wir dachten, wir gäben unsere Kinder, um uns zu entlasten. Doch wir sahen nicht, dass auch sie dem Kapital dienen sollten und wir selbst immer noch keine Zeit gewonnen hatten.
    Wir kritisierten die Sprache, bis sie uns fast abhandenkam.
    Nun sind wir um eine Erfahrung reicher, aber um ein Leben ärmer.
    Es wird Zeit für ein neues Kapitel.

  32. Mit autobiografisch war...
    Mit autobiografisch war gemeint, dass der Text ein gutes Schlaglicht auf die Situation von Menschen wirft, die in der gleichen sozialen Lage sind wie Sie.
    .
    Es gibt ja die These, dass der Kapitalismus hinsichtlich der sozialen Inklusion mehr für die Gleichstellung der Frau getan hat, als jede feministische Bewegung. Daher auch die Allianz von Feministen und Kapitalisten. Was nun aber die gesellschaftlichen Auswirkungen sind, wenn Frauen sich genauso bereitwillig durch die Tretmühle der Arbeitswelt jagen lassen, ist ein spannende Frage, weil es eine historische Singularität darstellt.
    .
    Den Zusammenhang von zu viel Eigenverantwortung und Freiheit einerseits und Depression andererseits sehe ich nicht-schon gar nicht mit dem Arbeitsmarkt als Schuldigen. Wenn das Lösen von Klassen und Gruppenzugehörigkeit und Wertesystemen zur Autonomie und Selbstbestimmung des Ich führt, dann müssten aber auch Ideale der Arbeitswelt und Konsumgesellschaft egal sein und folglich keine pathologischen Krankheiten produzieren.

  33. Dinsch sagt:

    Danke für die Worte....
    Danke für die Worte.

  34. tricky1 sagt:

    Wie am Beispiel von TorHa...
    Wie am Beispiel von TorHa anschaulich gemacht, waren frühere Generationen einen sehr viel direkteren Überlebenskampf ausgesetzt.
    .
    Frau Bücker dagegen beschreibt trefflich wie sich Teile der heutigen Gesellschaft ganz ungeahnte Probleme selber geschaffen haben.
    .
    Erich Fromm hat solche Entwicklungen schon 1976 in “Haben oder Sein” (https://de.wikipedia.org/wiki/Haben_oder_Sein) vorhergesehen.
    .
    Es wird noch ein paar Jährchen dauern bis die Gesellschaft die Auswirkungen des enormen Produktivitätsfortschritts sinnvoller ausnützt oder daran zugrunde geht.

  35. Vroni sagt:

    Na dann ist ja alles gut, wenn...
    Na dann ist ja alles gut, wenn das alles selbst gemacht ist und nur ein paar überempfindliche Damen aus ‘Laber’-Wissenschaften betrifft. Wie mir zackige letzten Hardliner-Kommentare erzählen wollen.
    .
    Ich frag mich dann nur, weshalb Bäcker, Altenpfleger, KrankenpflegerInnen, Friseure und Straßenbahnfahrer ebenfalls “jammern”. Also Flachpfeifen und Weicheier sind. Kann es sein, dass nicht die Arbeitenden, sondern einige Kommentaristen den Bezug zur Realität des ganz normalen Mittelstandes nicht ganz so auf dem Radar haben, wie sie vorgeben?
    Also auf Deutsch, denn wir befinden uns ‘auf’ der FAZ: Von nix eine Ahnung, das aber gewaltig? Darf man auch fragen, womit sich diese ‘Harteier’ so ihre Brötchen verdienen?

  36. @Vroni Etwas als "Jammerei"...
    @Vroni Etwas als “Jammerei” oder “Hysterie” zu bezeichnen ist ja eine typische Abwertungsstrategie oder eben auch Abwehrstrategie.
    Ich war immer vorsichtig mit dem Burnoutbegriff, weil er in der Tat oft fachlich falsch und als Modewort verwandt wird und Leute darüber klagen, sich aber nicht ärztlich beraten lassen. Andererseits ist der Blick in die wahrhaftige Krankheitswelt wirklich unschön, ernüchternd und besorgniserregend. Fachleute sehen bei der Behandlung tatsächlich Geschlechtsunterschiede und geben an, dass Männer sich in der Regel sehr viel später ärztlich beraten lassen, meist erst nach dem ersten Herzinfarkt.

  37. Vroni sagt:

    Liebe Teresa,
    das mag gern...

    Liebe Teresa,
    das mag gern auch Abwehr und Widerstand von Kommentatoren sein.
    .
    Halte das hier in der Medienlandschaft für noch plausibler:
    Den Burn-out-Begriff mögen vor allem die medizinisch ausgebildeten Kassen-Psychotherapeuten nicht. Also die, die den Leuten wunderschöne Pillchen wie Prozac alias Fluctin oder nette Dinge wie Trevilor verpassen. Man fährt eine regelrechte Kampagne gegen den ‘modischen’ Begriff als Fehldiagnose. Sie hätten schon gerne die gute alte Depression wieder. Ohne die knackige Diagnose ‘Depression’ nach ICD-10 nix Pharmaka.
    Das halte ich für den echten Hintergrund des Rauschens in den Medien.
    .
    Dieses ‘selber schuld’ wird aber dennoch überall gern gepredigt. D. ist ein Volk von Predigern, das über andere immer bestens Bescheid weiß.
    .
    Zum Begriff Burn-out:
    Warum nicht. Ausgebrannt, das trifft es doch sehr gut.
    Dass noch dazu noch andere Ko-Morbitäten (bipolar, neurotische Persönlichkeitsstörungen) sein können stattgegeben.
    Doch mancher ist tatsächlich ‘nur’ ausgebrannt. Und möchte nicht so lange herumhantieren, bis er wirklich perfekt ins ICD-10-Raster passt. Dann ist er nämlich entgültig ‘draußen’. Diagnostiziert = abqualifiziert als ‘normal individuell krank’ im Sinne einer Diagnose und nicht als beunruhigendes Gesellschaftsphänomen, und mit bis zu einem Jahr Wartezeit auf die oben beschriebenen Damen und Herren.

  38. Liebe Vroni,

    danke, das...
    Liebe Vroni,
    danke, das eröffnet mir eine neue Sichtweise. Ich hatte den Eindruck gewonnen, dass die Diagnose Burnout eher die Depression ablöst, weil ein durch Arbeit verschuldetes Ausgebranntsein besser in die Leistungsgesellschaft passt, als die Akzeptanz einer psychischen Erkrankung.
    Was ich wiederum in der Tat erlebe, ist das schnelle Verschreiben von Medikamenten, sogar auf Anraten von Hausärzten, schon bei Studenten, die dort über Müdigkeit und Schlafstörungen klagen.

  39. Vroni sagt:

    Liebe Teresa,
    ja, den Eindruck...

    Liebe Teresa,
    ja, den Eindruck kann man in den Medien gewinnen.
    .
    Wikipedia sagt so:
    “Burnout wird in der „Internationalen Klassifikation der Erkrankungen“ (ICD-10) als „Ausgebranntsein“ und „Zustand der totalen Erschöpfung“ mit dem Diagnoseschlüssel Z73.0 erfasst.[12] Er gehört zum (übergeordneten) Abschnitt Z73 und umfasst „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“.
    .
    Nach dieser Einstufung ist der Burnout eine Rahmen- oder Zusatzdiagnose und keine Behandlungsdiagnose, die zum Beispiel die Einweisung in ein Krankenhaus ermöglichen könnte.[13] Dagegen ist die Feststellung einer Depression[14] eine Behandlungsdiagnose. ”
    .
    Dass manche Hausärzte zu schnell verschreiben kann sein.
    Sie sind jedoch durch diesen zweifelhaften Ruf auch niedrigschwellig. Das bedeutet: man traut sich eher hinzugehen. Das stufe ich in der Gesamtschau trotz der Nachteile der zu schnellen Verschreibung als eher positiv ein. Nichts ist schlimmer, als aus Furcht vor einer Ablehnung oder anders: üblen Diagnose nie das Gespräch mit dem Allgemeinarzt zu suchen.
    .
    Dass Männer zu selten beim Arzt aufschlagen, ist schwer veränderbar. Ein Zwischending zwischen männlicher Sozialisation des harten Kerls und xy. Eher männlich tickende Frauen gehen ebenfalls zu selten zum Arzt.
    .
    All das darf nicht davon ablenken, das Burn-out in Betrieben anerkannt ein ausgemachtes, handfestes Führungsproblem ist. Und als solches auch management-bezogen diskutiert wird und werden muss. Die Konzentration auf individuelle Einzelschicksale von Untergebenen ist löblich und wichtig, um die Auswirkungen konkret vor Augen zu führen. Ergeben jedoch oft auch dem von Ihnen beschriebenen, kontraproduktiven Effekt: der Abwehr.
    .
    Die Polemik in Ihrem Artikel, dass Frauen sich die Hetze im Beruf qua Geschlecht nicht antun (sollen), wenn sie wirklich frei entscheiden wollten und sich besser auf ihre Wahlfreiheit qua Biologie zurückzögen statt auf die alten Feministinnen zu hören, die die Arbeit einst als Befreiung* der Frau predigten, liest sich stellenweise witzig. Doch ich würde mir das nicht antun: arbeitende Männer gegen arbeitende Frauen und gegen nicht-arbeitende Frauen oder vice versa ausspielen. Dazu ist Burn-out schon zu stark verbreitet, aber schon gar nicht Mode (Mode ist etwas, das man mag). Und richtet familiär wie wirtschaftlich zu enormen Schaden an, um es in die Mann-Frau-Schatulle zu verpacken.
    Natürlich hilft Humor immer, notfalls auch schwarzer und schwärzester.
    .
    Die 24-Stunden-Kita :-) aus Wirtschaftsinteresse möge nie eintreten. Wird auch nicht: die jetzigen sind bereits von den Kommunen fast unbezahlbar. [Kleinkinder kriegen das nicht geregelt. Kitas sidn o .k., aber Zweijährige leiden massiven Stress-Syndromen wie Burn-out, wenn sie länger als 4 Stunden täglich fremd-vertickt sind, auch wenn es auch liebevoll zugeht.]
    .
    * Befreiung von der finanziellen Bevormundung zuhause: Sie hat ihr eigenes Geld. Bis heute trotz der Auswüchse in der Wirtschaft nicht zu unterschätzen. Der Weg komplett zurück an den Herd ist eine Bad Idea, truely bad.

  40. Vroni sagt:

    Sorry für die gehäuften...
    Sorry für die gehäuften Überfälle,
    aber der Schmalspurmediziner in mir ist manchmal übermächtig.
    :-) Wär am liebsten Arzt geworden.

  41. Eigenartig, ich könnte...
    Eigenartig, ich könnte wetten, daß mein Kommentar von gestern abend, 23:33, nicht mehr in der Nacht freigeschaltet worden ist. Dennoch gibt es eine Reaktion auf meinen Kommentar, Uhrzeit 0:25. Das muß jemand aus dem Dunstkreis der Bloggerin oder die Bloggerin selber sein…

  42. @H-Kennzeichen-Fahrer: Wenn...
    @H-Kennzeichen-Fahrer: Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, habe ich Ihren Kommentar kurz vor Mitternacht freigeschaltet. Nicht, dass wir planmäßigen Schichtdienst leisten würden, aber wir halten das so, wer von den Mitautoren eh am Rechner ist, hat auch ein Auge drauf, was sich tut.

  43. T.I.M. sagt:

    Werte Vroni,
    es geht mir...

    Werte Vroni,
    es geht mir weniger darum, zu urteilen, ob sich jemand ueberfordert fuehlen darf oder nicht, sondern um das Anspruchsdenken, das dahinter steckt. Entweder kann man einen individuellen “pursuit of happiness” vertreten, mit Hinblich darauf, wie dadurch auch der Gesellschaft als ganzes gedient werden kann, oder aber man vertritt die Ansicht, dass die Gesellschaft doch dafuer zu sorgen habe, dass man moeglichst ungestoert die Glueckseligkeit erreicht. Da die Gesellschaft aber letztlich ueberwiegend die Summe ihrer Mitglieder ist, halte ich letzteren Ansatz fuer utopisch (typisch europaeischer Salonpostkommunismus)
    Wenn man die Utopie aber weiter treiben will, dann muss man als Ziel haben, dass irgendwann ALLE Arbeit von Maschinen verrichtet wird. So lange noch Menschen den Muell einsammeln oder die Kanalisation reinigen muessen, ist es beinahe unverschaemt von wie auch immer priviligierten Leuten, derartige Ansprueche an die Gesellschaft zu stellen. Der technische Fortschritt hat uns ja schon einige Erleichterungen gebracht – wer wirklich das Ziel hat, Lohnarbeit endgueltig ueberfluessig zu machen, darf eigentlich nichts anderes als Ingenieur werden, denn nur die haben ueberhaupt die Aussicht, zur Verwirklichung der Utopie konstruktiv beizutragen.
    Ich bin uebrigens keiner, mit meiner prekaeren (zeitlich und oertlich, nicht unbedingt finanziell) Lohnarbeit als Naturwissenschaftler momentan aber durchaus zufrieden. Nicht in die lukrativere und weniger prekaere Industrie zu gehen, ist uebrigens im Moment mein persoenlicher pursuit of happiness.

  44. ThorHa sagt:

    @Vroni - burn out:

    Ich bin...
    @Vroni – burn out:
    Ich bin erstens nicht davon überzeugt, dass dieses Symptom in jüngster Zeit zugenommen hat. Und selbst, wenn das der Fall ist, müssen die Ursachen noch lange nicht am Arbeitsplatz zu finden sein. Stichworte: Selbstdefinition ausschliesslich über Arbeit, erhöhte Empfindlichkeit wegen abnehmender Zumutungen in der Kindheit, überhöhte Joberwartungen gerade bei Jungakademikern, vorauseilender Gehorsam, abnehmende stabilisierende Faktoren (Klasse, Nachbarschaft, Religion, Familie).
    Was Ihre Überlegungen zu Krankenschwestern oder Altenpflegern könnten dagegen zutreffen. Wenn es Berufe gibt, in denen die Anforderungen gestiegen sind, dann dort, wo man mit weniger Personal mehr leisten muss, ohne dass die Mehrleistung durch Technik ausgeglichen wird (wie in der Buchhaltung oder in der Montage).
    Was nichts daran ändert, dass es wieder einmal ein Blogeintrag einer “irgendwas mit Medien” über den unerträglichen Arbeitsdruck war. Ich habe in den vergangenen Jahren vieler solcher Berichte aus dem immer gleichen Umfeld gelesen. Erhöhte Burn Out Syndrome in meinen wechselnden Jobs und Arbeitsumgebungen dagegen nicht. Und da war u.a. ein job in der Automobilzuliefererindustrie dabei – was Arbeitsverdichtung, Qualitätsanforderungen und Preisdruck angeht die härteste Industriebranche der Welt.
    Gruss,
    Thorsten Haupts

  45. Vroni sagt:

    Werter T.I.M.,
    eine...

    Werter T.I.M.,
    eine zivilisierte Gesellschaft (von einer zivilisierten Gesellschaft reden wir doch, oder? Oder meinen Sie irgendwelche rotärschigen Pavianhügel?) hat einen zuvor gesunden Menschen, der einfach nur arbeiten will, um sein Brot zu verdienen, aber auch nicht so krank zu machen, dass er nicht mehr arbeiten kann.
    Sie sind mir einer.

  46. Vroni sagt:

    Ach ThorHa,
    bekämpfen Sie...

    Ach ThorHa,
    bekämpfen Sie doch nicht immer Ihre Feindbilder “eine mit etwas mit Medien”. <:-) Ein Krankenpfleger oder Straßenbahnfahrer, diese Salz-der-Erde-Typen haben nun mal keine Zeit, kunstvoll zu formulieren und ihre Gedanken Artikel- und druckreif in einer FAZ abzulaichen. Ist so. Und das sind die Mehran (die Mehreren). . Gez. eine, die beide Seiten sehr sehr gut kennt. Das Salz der Erde und die, die mit Denken und Schreiben ihr Geld verdienen. . Daher sind mir Reports aus den salzigen Sphären am liebsten. Leider sind sie dazu auch selten. Denn da müsste einer dieser Denker mal seinen Hintern von seinem Schreibtisch und Notebook wegbewegen, sich in diese andere Welt mischen und gut beobachten. Von daher haben Sie Recht, wenn Sie es für unglaubwürdig halten, wenn immer nur Medientypen Beobachtungen ausgerechnet von ihren Kumpels aus der Medienwelt anbieten und diese Single- oder Multi-Cases empirisch gesehen endemisch auf Sphären übertragen, von denen sie eigentlich keine Ahnung haben. Vor Gericht würde man das 'Hörensagen' nennen (und ablehnen).

  47. ThorHa sagt:

    @Veil - "Wenn das Lösen von...
    @Veil – “Wenn das Lösen von Klassen und Gruppenzugehörigkeit und Wertesystemen zur Autonomie und Selbstbestimmung des Ich führt …”
    Das greife ich gerne noch einmal auf. IMHO steht dahinter ironischerweise dasselbe Menschenbild, das seine Verfechter in der Ökonomie so heftig als realitätsfern geisseln. Das des selbstbestimmten, rationalen, vernunftgeleiteten Individuums. Niemandenm, der die Lösung von Klassen- und Gruppenzugehörigkeiten begrüsste, ist offenbar eingefallen, dass diese Zugehörigkeiten für die menschliche Psyche wichtig sein könnten. Und ihr Verschwinden eine Lücke hinterlassen könnte, die dann so gefüllt wird, wie es sich die Vernichter der tradierten Verhältnisse ziemlich sicher nicht gewünscht haben.
    Zweimal dieselbe Illusion, nur aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Und zweimal nichtintendierte Ergebnisse. Ich habe die echten 68er und die unechten “Neoliberalen” schon lange als siamesische Zwillinge angesehen.
    Gruss,
    Thorsten Haupts

  48. Vroni sagt:

    Wer von überzogenem...
    Wer von überzogenem Anspruchsdenken und dass das Arbeitsleben kein Ponyhof ist, faselt, der muss als rational denkender ‘homo oeconomicus’ eigentlich einen an der Lampe haben. Denn genau das kommt die Unternehmen teuer, wenn sie ihre Leute ohne Not deckeln, drücken, ängstigen, demotivieren.
    .
    Seit Jahren ist bekannt, dass Burn-out nicht vom Arbeiten selbst kommt, sondern von fast gezielter De-Motivation mieser, selber überforderter Chefs, die eigentlich da nicht sitzen dürften, wo sie sitzen.
    .
    Hitliste mieser Firmen:
    – Schlechte oder kaputte Arbeitsmittel.
    .
    – Zu viel Kritik. Auf den Misserfolgen herumreiten.
    .
    – Angst schüren (z. B. den Arbeitsplatz verlieren). Angst blockiert.
    – Information zurückhalten. Fördert ebenfalls die Angst. Fördert Intrigen und Ausbrennen.
    .
    – Unklare oder bewusst keine Ziele formulieren. Mitarbeiter müssen ihre Kräfte fokussieren können und wissen, was sie tun müssen. Nur dann können sie und damit das Unternehmen erfolgreich sein.
    .
    – Die Leute überfordern, anschreien.
    .
    Nach oben und unten offen.
    Keine Lösung: Wenn Frauen beschließen, daheim zu bleiben, weil das ja soo viel angenehmer ist. Wie wäre es stattdessen, mit achtsamen Männern an der Seite gemeinsam dafür sorgen, dass sich das ändert. Polemik hier nicht sehr hilfreich.

  49. T.I.M. sagt:

    Werte Vroni,
    wer "nur...

    Werte Vroni,
    wer “nur arbeitet, um sein Brot zu verdienen” kann das in aller Regel durchaus tun, ohne daran zu Grunde zu gehen. Was er/sie dann aber nicht erwarten kann, ist die subventionierte Selbstverwirklichung. Da liegt doch der Hund begraben.

  50. Vroni sagt:

    T.I.M.
    was ist denn daran...

    T.I.M.
    was ist denn daran ‘subventionierte Selbstverwirklichung’, bitte, wenn einer nicht jeden Tag zur Sau gemacht werden will. Ich glaube, Sie waren noch nie richtig im Arbeitsleben zugange, tut mir leid. Aber schon kräftige Sprüche klopfen, Respekt.

  51. T.I.M. sagt:

    Welche Sprueche haette ich...
    Welche Sprueche haette ich geklopft, werte Vroni? Das waren doch Sie, die Sie von rotaerschigen Pavianhuegeln angefangen haben oder – wie gerade – meine Ansichten durch eine bloss vermutete Kenntnis meines Lebenslaufes versucht haben, zu diskreditieren.
    .
    Niemand will jeden Tag zur Sau gemacht werden. Ein ordentliches und respektvolles Miteinander ist einen Kampf wert (den die aufstaendigen Bauern (16. Jhd.), die aufstaendigen Arbeiter und Soldaten gegen Ende von WWI oder auch die aufstaendigen Studenten ’68 schon gekaempft haben).
    Aber darum geht es doch in dem Artikel und besonders in meiner Argumentation gar nicht. Teresa schreibt ganz eindeutig, dass es ihr darum geht, “selbstbestimmter zu arbeiten und zu leben, als die gesellschaftliche Norm es derzeit vorsieht”, um die “Freiheit”, die “Ausbildung und [normale Lohn-]Arbeit vorher genommen”. Letzlich darum, “die bislang unbezahlte Arbeit anzuerkennen” – oder konkret: zu bezahlen (evtl., aber nicht unbedingt als BGE)!
    .
    Interpretieren wir die Intention der Autorin bis hierhin zumindest aehnlich (noch ganz ohne Wertung)?
    .
    Wenn dem so ist, was bitte entgegnen Sie meinen Argumenten, dass wir als Gesellschaft auf so unglaublich viel menschliche Arbeit angewiesen sind, die wohl von niemandem jemals gemacht wuerde, wenn nicht um des reinen Geldverdienens Willen?
    Was spricht dagegen, dies fuer eine schoene Utopie zu halten, die aber unter den gesellschaftlichen und technologischen Realitaeten zum jetzigen Zeitpunkt einfach (noch?) nicht zu verwirklichen ist?
    Die Idee, die Menschheit aus dem Wuergegriff der Arbeit zu befreien, ist sicher nobel, aber noch ist Arbeit (und zwar nicht nur die, die einem gerade Spass macht) die notwendige Grundlage unseres Wohlstandes.

  52. Das zieht sich natürlich...
    Das zieht sich natürlich schon seit dem Anbeginn des methodolgischen Individualismus bei Thomas Hobbes durch die Geschichte. Mit Freiheit wird immer nur die negative Freiheit, also die Freiheit von etwas, verstanden. Deshalb hat der Liberalismus keine konstituierende Wirkung und ohne einer übermächtigen Aristokratie oder Kirche, sich selbst obsolet gemacht. Er gibt keine Antwort darauf wie Deutschland in 20 Jahren aussehen soll, wie die moderne die Arbeitswelt gestaltet werden soll, wie das Verhältnis von Mann und Frau aussehen soll. In diese Lücke stößt dann eben das Marketing; H&M produziert die Schönheitsideale , amerikanische Serien wie Sex&City Zeichnen die neuen Rollenbilder für Geschlechter, McKinsey sagt uns was Selbstverwirklichung heißt. Nur weil die alten Institutionen an Bedeutung verlieren, heißt das eben nicht, dass gesellschafltiche Normen verschwinden, sie werden nur neu gesetzt. Selbstbestimmung bleibt ein Trugbild, das nur zur Selbstausbeutung führt. Zur Selbstbestimmung müsste das Selbst sich selbst bestimmen, was nicht nur sprachlogisch dumm klingt, sondern auch empirisch unmöglich ist.

  53. Vroni sagt:

    Soso, der Herr (oder die Frau)...
    Soso, der Herr (oder die Frau) T.I.M.
    will in der obigen Polemik gelesen haben, dass Teresa, die Autorin, ganz eindeutig geschruben habe, dass es ihr darum gehe, “selbstbestimmter zu arbeiten und zu leben, als die gesellschaftliche Norm es derzeit vorsieht”.
    .
    In Wirklichkeit hat sie das geschreiben:
    “Doch diesem Angebot gegenüber gestellt kann überall unter jüngeren und älteren Menschen das Begehren ausgemacht werden, selbstbestimmter zu arbeiten und zu leben, als die gesellschaftliche Norm es derzeit vorsieht. ”
    .
    Dass das ihr Begehr war/ist, steht da nirgends.
    Und was genau die gesellschaftliche Norm sei (und was drüber und was drunter) und was “schöne Utopie”, darf sich jeder FDP-Anhänger hier weiterhin trefflich und müßig unterhalten.

  54. ThorHa sagt:

    @Vroni - "überzogenem...
    @Vroni – “überzogenem Anspruchsdenken und dass das Arbeitsleben kein Ponyhof ist, faselt …”

    Starke Worte. Anstatt in grauer Theorie zu verharren, versuche ich es doch mal mit einem real existierenden Beispiel. Manche Werksstudentinnen werden von einer Firma nach Abschluss ihres Studiums als Teamssistentinnen übernommen. Den Job machen sie ein oder zwei Jahre, danach verschwinden sie auf einer freiwerdenden Stelle in der Kaufmannschaft/HR/Marketing, der ihre Qualifikation voraussetzt.
    Darauf gibt es (grob vereinfacht) vier Reaktionen:
    1) Die der betroffenen Frauen. Sie nehmen die Arbit, für die sie überqualifiziert sind, in Kauf, um sich für einen qualifizierten Job zu empfehlen
    2) Die Teresa Bücker/Gewerkschaftsreaktion. Skandal! Ausbeutung! Gesetzgeber!
    3) Die Reaktion der mental Starken. Kommt nicht in Frage, ich bin sicher, woanders in jedem Fall etwas besseres zu finden. Tschüss!
    4) Die Reaktion des falschen Stolzes: So eine Sauerei. Das mache ich nicht mit. Ich finde zwar im Moment auch hier in der Gegend sonst nichts, aber wenn die mich nicht sofort adäquat einstellen, gehe ich lieber in Hartz IV.
    Ich betrachte die Reaktion 2 und 4 als überzogenes Anspruchsdenken, Sie die Reaktionen 1 und 3 als unnötige und unzumutbare Härte. Und da werden wir uns kaum einig werden.
    Und da das auch gegen mich ging: Die Arroganz, z.B. mir Kenntnis des realen Arbeitslebens abzusprechen, ist schon ziemlich niedlich. Ich schlage mich seit 17 Jahren in wechselnden Jobs fast ausschliesslich in echten Projekten durch, die erste halbwegs “sichere” Festanstellung habe ich seit 3 Jahren und könnte sie bald wegen “Bore out” freiwillig wieder aufgeben.
    Gruss,
    Thorsten Haupts

  55. Vroni sagt:

    ThorHa,
    "betrachte die...

    ThorHa,
    “betrachte die Reaktion 2 und 4 als überzogenes Anspruchsdenken, Sie die Reaktionen 1 und 3 als unnötige und unzumutbare Härte”
    .
    Steh ebenfalls nirgends, dass ich (falls mit dem Sie ich gemeint sein sollte), das als unzumutbare Härte bezeichnet hätte. Hab ich nie gesagt. Bitte nicht Sachen reininterpretieren.
    .
    Ich schätze Ihr Engagement. Doch wer wo wann zu viel Anspruch hat, da würde ich persönlich nie die Deutungshoheit drüber beanspruchen. Geht nicht.
    Mir geht es vorwiegend um die geringschätzende oder wenig wertschätzende Art, wie über Leute geurteilt wird, die sich eben wehren. Es gibt viel zu Wenige, die sich wehren, zu Viele, die ducken. Und viel zu viel Selbstgerechte, nur weil sie es gerade mal halbwegs gut erwischt haben.
    .
    Bitte jetzt deswegen keine reflexhafte Replik in Richtung “Sozialromantik”. Dieses “Hach, was sind wir Harte” ist wirklich langweilig.

  56. Rotwild sagt:

    @ThorHa:

    Sie haben es leider...
    @ThorHa:
    Sie haben es leider nicht verstanden! Denn in dem Artikel wird ja gerade der Mangel an Herausforderungen als Ursache für die Symptome beschrieben. Ich ziehe meinen Hut vor der Aufbaugeneration, ohne Frage, aber unsere Generation hat nichts mehr aufzubauen und leidet einfach an einem Bore-Out – und jeder redet es sich schön!

  57. cornelia sagt:

    ich sage ja zum 24h...
    ich sage ja zum 24h kindergarten!
    ich bin erzieherin und möchte auch gern einen solchen kindergarten eröffnen.
    leider bekomme ich von anderen schon existierenden 24h kitas nur einblicke in ihre konzeption gegen geld!
    das finde ich erbärmlich da man mit sowas kein geld scheffeln sollte!
    also dauert es noch etwas bis es bei mir losgehen kann!
    mamas und papas haltet aus!
    irgendwann gibt es mich dann auch!
    liebe grüße conny

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