Deus ex Machina

Deus ex Machina

Über Gott und die WWWelt

Türhüter-Parabel reloaded

| 77 Lesermeinungen

In der Medienbranche wächst das Unbehagen über die Marktmacht der digitalen Gatekeeper Apple, Google, Amazon und Facebook. Aber mit Jammerarien und ordnungspolitischen Appellen ist die alte Ordnung nicht wieder herzustellen.

In der Medienbranche wächst das Unbehagen über die Marktmacht der digitalen Gatekeeper Apple, Google, Amazon und Facebook. Aber mit Jammerarien und ordnungspolitischen Appellen ist die alte Ordnung nicht wieder herzustellen.

Im Jahre 1981, also gewissermaßen im elektronischen Eozän, veröffentlichte Dietrich H. Ratzke einen Buchbeitrag mit dem programmatischen Titel „Fernlesen mit Bildschirmtext: Konkurrenz für Zeitungen?” Der Beitrag des Neue-Medien-Beauftragten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) erschien in dem Buch „Neue Medien, alte Politik” und wagte einen Blick in die elektronische Zeitungszukunft vor dem Hintergrund eines geplanten Feldversuchs der Deutschen Bundespost mit sogenanntem Bildschirmtext (Btx). Ratzke ging der Frage nach, wie sich eine Verlagerung von Serviceinhalten wie z.B. Kinoprogrammen, Börsenkursen, Fahrplänen und dergleichen mehr ins neue Bildschirmmedium auf die Kaufbereitschaft der Zeitungskundschaft auswirken würde. Und auch die Gefährdung des Geschäfts mit den Rubrikenanzeigen hat der Verlagsexperte klar gesehen. Seine Analyse kam daher zu dem Schluss: „Bildschirmtext kann Zeitungen und Fachzeitschriften zwar nicht substituieren, aber sehr leicht ruinieren.”

Bild zu: Türhüter-Parabel reloaded

Wie wir heute wissen, hat die elektronische Entwicklung einen etwas anderen Weg eingeschlagen. Aber wenn man statt „Bildschirmtext” einfach „Internet” liest, erscheinen die damaligen Fragestellungen und Problemlagen erstaunlich aktuell und zeitgemäß. Freilich, es ist auch nicht wie damals erwartet die Deutsche Bundespost der große Gegenspieler der Verlage auf dem elektronischen Sektor geworden, da haben es die Medienhäuser heute mehr mit globalen Schwergewichten wie Google, Apple und Amazon zu tun. Aber an der Grundtonart von Jammerarien über das Geschäftsgebaren von Monopolisten hat sich nichts Wesentliches geändert. Aktuelles Beispiel: die unangekündigte Preiserhöhung, die Apple vorige Woche in seinem App-Store vornahm. Über Nacht haben sich damit europaweit auch die Preise der dort mobil dargebotenen Zeitungen und Zeitschriften um rund zehn Prozent erhöht. Entsprechend groß ist die Verärgerung auf Verlagsseite: „Das Verhalten ist nicht erklärbar und absolut verantwortungslos”, heißt es dazu vom Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) und dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) in Berlin. „Die nicht angekündigten deutlichen Preisveränderungen von Apple für die Angebote im App-Store und iTunes-Store wirken sich als inakzeptabler Eingriff in die Preishoheit der Verlage aus, der ihrem wachsenden Mobile-Geschäft schadet und sich über die Kunden-Interessen hinwegsetzt.”

Im „Spiegel”-Redaktionsblog wird das Verhalten des US-Unternehmens unter der Überschrift „Die Arroganz der Monopolisten” mal so ganz grundsätzlich skandalisiert. Und ich bin versucht zu kommentieren, willkommen in meiner Welt, liebe Spiegel-Leute. Mein Gasanbieter macht das nämlich ganz genauso. Oder nehmen wir, um in der Branche zu bleiben, den namhaften Fachverlag, für den ich jahrelang tätig war und der mich für die lukrative Zusatzverwertung meiner zugelieferten Inhalte auf einer Bezahlplattform mit symbolischen Brosamen abgespeist hat. Nein, ich will da jetzt nicht nachtreten, aber mir scheint, so mancher Marktteilnehmer bekommt jetzt mal selber genau die bittere Medizin verabreicht, die er an anderer Stelle selber großzügig ausgeteilt hat. Oder wie es Rupert Murdoch, der alte Zyniker, mal so treffend ausgedrückt hat: „Monopole sind etwas schreckliches – solange bis man selbst eines hat.” Aber ich will nicht ungerecht sein, das Redaktionsblog stellt schon die richtigen Fragen. Etwa: „Was geht es Apple an, wieviel der Spiegel von seinen Lesern für die Lektüre seiner Inhalte verlangt? Wer gibt der Firma das Recht, den Preis zu bestimmen?” Die Antwort hätte der Verfasser übrigens im eigenen Hause finden können, denn irgendjemand aus der Geschäftsleitung des Nachrichtenmagazins muss die entsprechende vertragliche Vereinbarung mit Apple ja wohl unterzeichnet haben. So weit, dass das Technologieunternehmen aus Cupertino das Heft auf eigene Faust und ungefragt auf seine mobile Plattform hieven und kapitalisieren kann, reicht die Marktmacht des kapitalstarken Computerherstellers beim besten Willen nicht.

Bild zu: Türhüter-Parabel reloaded

Das ganze Gezeter wäre auch nur halb so bemerkenswert, hätten nicht Vertreter der Verlagsseite wie zum Beispiel Springer-Chef Mathias Döpfner Apple anlässlich der Präsentation des iPads die Palmwedel geschwenkt bis zur Peinlichkeitsgrenze: „Jeder Verleger sollte sich einmal am Tag hinsetzen, beten und Steve Jobs dafür danken, dass er mit diesem Gerät die Verlagsindustrie rettet”, ließ sich Döpfner seinerzeit vernehmen. Aber die erste Ernüchterung ließ nicht lange auf sich warten. So kommentierte Marco Kitzmann schon vor fast zwei Jahren: „Wer sich dafür entschieden hat, im Vergnügungspark eines anderen zu spielen, weil er nicht den unternehmerischen Mumm hatte, seinen eigenen zu eröffnen, muss damit leben, dass nicht er die Hausordnung bestimmt.”

Was nicht heißt, dass das Unbehagen auf Verlegerseite völlig unberechtigt wäre. Medienunternehmen (das gilt für TV-Sender, Plattenlabels und Buchverlage gleichermaßen) sehen sich auf ihrem Weg in die digitale Zukunft neuen Türhütern gegenüber, deren schiere Größe und Marktmacht die der alten Gatekeeper Postvertrieb, Telekom, Kabelnetzbetreiber und stationärer Einzalhandel weit übersteigt. „Aus dem Quartett der dominierenden Vier – Apple, Amazon, Facebook, Google – ist ein quasi allmächtiges Oligopol geworden. Was ihnen nicht gefällt, sortieren sie aus. Sie sind Zensoren aus eigener Kraft”, schreibt das „Spiegel”-Blog. Ins gleiche Horn hatte der Wirtschaftsteil der „Zeit” schon im Sommer gestoßen mit dem Aufmacherthema „Vier Sherrifs zensieren die Welt”. Zuletzt hat der „Spiegel” der Datenkrake Google mal wieder ein Titelthema gewidmet – und den Suchmaschinen-Konzern unter Generalverdacht gestellt, seine Suchergebnisse nicht mehr neutral zu präsentieren, sondern die Rangfolge und Relevanz der Treffer zunehmend nach Maßgabe der eigenen wirtschaftlichen Interessen festzulegen.

Bild zu: Türhüter-Parabel reloaded

So richtig beobachtet und berichtenswert das grundsätzlich auch sein mag: Über den Generalverdacht, dass die eigene medienpolitische Agenda oft genug die redaktionelle Feder führt, sind freilich auch die ehrwürdigen Holz- und Rundfunkmedien nicht völlig erhaben. Ob es um den Streit über die Tagesschau-App der ARD geht oder um das geplante Leistungsschutzrecht, mit Hilfe dessen die Verlage an die Erlöse von Suchmaschinenbetreibern und Aggregatoren heranwollen, das Bemühen um halbwegs neutrale Darstellung ist bei solchen heiklen Themen oft nicht mal ansatzweise erkennbar. Medienkonzerne sind immer ganz groß darin, ihr Geschäft als systemerhaltend für die Demokratie zu preisen und sich von schnöden Schraubenfabriken abzugrenzen. O-Ton „Spiegel”-Blog: „Medienhäuser produzieren nun mal keine Schrauben oder Angry-Birds-Fortsetzungen. Sie liefern Informationen, Zusammenhänge, Nachrichten. Sie sind ein relevanter Baustein jeder funktionierenden Demokratie. Ihr Grundkapital ist ihre Glaubwürdigkeit, die sich wiederum aus Unabhängigkeit speist.” Aber wenn von den neuen Mitspielern im Markt mehr Transparenz gefordert wird, wie es mit dem Einfluss der eigenen wirtschaftlichen Interessen auf die präsentierten Informationen steht, dann müssen sich die traditionellen Medienunternehmen an diesem Anspruch ebenfalls messen lassen. Da braucht es weniger staatstragende Sonntagsreden, sondern eine offensivere Offenlegung eigener Interessenslagen und Involvements.

Im „Spiegel”-Titel zum Thema Google kommt übrigens John Malone ausführlich zu Wort. Dass der legendäre Cowboy der Kabelfernsehnetze, der aufgrund seiner berüchtigten Verhandlungstaktiken auch gerne mit Darth Vader verglichen wurde, jetzt angesichts der Marktmacht von Google regulatorische Eingriffe in den Markt fordert, liefert schon ein sehr deutliches Signal dafür, wie sehr sich die Zeiten und Vorzeichen geändert haben: „Für mich ist das eine sehr interessante Debatte, denn über Jahrzehnte war ich in den USA jemand, der genau solche Sorgen auslöste. Ich galt als Gatekeeper, der darüber entscheidet, was wie prominent in die Netze kommt.” Und heute, möchte man ergänzen, stehen da noch ganz andere Türhüter vor dem Gesetz.


77 Lesermeinungen

  1. Mann. Erlauben Sie mir bitte...
    Mann. Erlauben Sie mir bitte ein paar grundsätzliche Bemerkungen:
    1) Alle 10 bis 15 Jahre geht die Welt wegen Monopolismus unter. Vor 10 war es Microsoft mit seinem de facto Monopol “Windows”, heute kräht da kein Hahn mehr nach.
    2) Wenn Kleinere einem Monopolisten mit erdrückender Marktmacht gegenüber stehen, gibt es ein praxiserprobtes und probates Mittel dagegen: Man schliesst sich freiwillig zusammen, kooperiert. Da die Entwicklung seit mindestens 5 Jahren auf die heutige Situation zuläuft, haben Verlage offenkundig geschlafen?
    3) Im Internet funktionieren Monopole zeitweise, nicht auf Dauer, weil die Markteintrittsbarrieren gering sind. Diese Grundweisheit wird auch durch den momentanen Erfolg von google und facebook nicht ausser Kraft gesetzt, Apple habe ich nach dem Abgang seines Unternehmensgenies Jobs bereits abgeschrieben.
    4) Ohne gesetzlichen Schutz funktioneren Monopole, weil die Nutzer der von ihnen erzeugten Produkte alles in allem zufrieden sind. Weshalb es überhaupt keinen Grund für regulatorische Eingriffe gibt, menschheitsweit betrachtet ist google ohnehin nur ein, nicht aber DER Hecht im Karpfenteich.
    Bis zu nächsten Monopoldiskussion in 10 Jahren, mit Unternehmensnamen, die heute noch keiner kennt …
    Gruss,
    Thorsten Haupts

  2. @Thorsten Haupts:...
    @Thorsten Haupts: Weltuntergang ist in diesem Zusammenhang eine ziemlich große Banknote, auf die ich nicht herausgeben möchte. Dass ich mir manchen Alarmismus meiner Auftraggeber nicht zu eigen mache, sollte in dem Beitrag eigentlich deutlich geworden sein. Was aber nicht heißt, dass ich ordnungspolitische Versuche, bestimmte Wettbewerbsregeln aufrechtzuerhalten. von vornherein blöd finde.

  3. HansMeier555 sagt:

    Monopol?
    Es hindert die doch...

    Monopol?
    Es hindert die doch keiner daran, einfach selber auch eine Suchmaschine, ein soziales Netzwerk oder ein mobiles Internet zu betreiben.

  4. @HansMeier555: Ist ja auch...
    @HansMeier555: Ist ja auch nicht so, dass es nicht noch paar andere Suchmaschinen oder Freundesnetzwerke gäbe. Von daher würde ich statt von Monopol auch eher von Marktdominanz sprechen.
    .
    Aber interessant finde ich das ja schon, dass das Internet mit all seinen verschiedenen Möglichkeiten dann doch solche Dominanzen begünstigt in bestimmten Bereichen.

  5. ThorHa sagt:

    @Marco - warum...
    @Marco – warum Marktdominanz:

    Ich finde das nicht ganz so spannend. Wo jedwede Regel oder Industrienorm fehlen, fühlt sich Otto Normalverbraucher nicht wohl. Aus guten Gründen (Austauschbarkeit) wie sehr guten (Bequemlichkeit, Autoroutinen).
    Die Marktdominanz von früher Mircrosoft oder Nokia, heute google oder facebook, schafft Vorhersehbarkeit, Berechenbarkeit, Standardisierung von Abläufen, (Teile)Austauschbarkeit.
    Ich bin inzwischen fast sicher, dass dahinter ein Muster steckt – die Konsumenten schaffen sich Monopole, wo es an Standards fehlt. Die Macht der Gewohnheit (ich bin von Excite auf google umgestiegen, weil die Ergebnisse weit besser waren) tut ihr übriges.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

  6. Interessanter Gedankengang,...
    Interessanter Gedankengang, wobei man sicher auch die soziale Gravitation mit einbeziehen muss, die sich irgendwann aufbaut, wenn in einem Dienst oder Netzwerk eine gewisse kritische Masse an Nutzern zusammenkommt.
    .
    Beim Thema Suchmaschine spielt das freilich weniger eine Rolle. Ich weiß noch sehr gut, wieviel besser die Google-Suchergebnisse damals (es dürfte 2001 gewesen sein) waren im Vergleich zu Excite oder Altavista waren. Aber da war SEO halt auch noch keine Standardprozedur…

  7. HansMeier555 sagt:

    Also der Onkel von der...
    Also der Onkel von der Regionalzeitung, die in meiner Heimatstadt das Monopol hatte, hat bei seinem Besuch in der Schule vehement bestritten, dass die ein Monopol hätte. Er verwies auf die Konkurrenz der Überregionalen, des Fernsehens und der Gratisanzeigenblätter.

  8. Ja, genau so geht das (in...
    Ja, genau so geht das (in anderen Szenezusammenhängen würde man das derailing oder privilege denying nennen). Nicht zu vergessen die hiesige Ausgabe vom Stadtmagazin “Prinz” und die überregionale Privatradiowelle (“die größten Hits, der beste Wichs”). Mir sind die Argumentationen wohl vertraut, und ich kenne auch ein paar Schwarten aus den frühen Tagen des dualen Systems, wie in diversen Landemediengesetzen und Lizenzierungsverfahren dafür gesorgt wurde, dass die aufkommende Privatradiokonkurrenz den Lokalzeitungen auch ja nicht zu sehr zusetzt. Es wird auch jetzt grade wieder spannend, da Prosiebensat1 angekündigt hat, Werbeinseln regional aufzusplitten (und damit den Zeitungsverlegern und ihren Radiobeteiligungen ins Gehege zu kommen).

  9. x sagt:

    Marktdominanz und die...
    Marktdominanz und die begrüßenswerte Standardisierung:
    .
    Klingt verbraucherfreundlich. Aber ist es das wirklich?
    Ist der Wildwuchs und das Unkonventionelle schlecht?
    Die Qual der Wahl?
    Und: Standardisierung hat auch WEGEN der Vielfältigkeit stattgefunden. Schnittstellen z.B.
    Und: Ist es gut, wenn ein paar wenige bestimmen, was der Standard ist?

  10. Baehring sagt:

    <p>BTX hat den technischen...
    BTX hat den technischen Innovationsgrad von Videotext/Teletext! Der Hyptertext in Verbindung mit eienr grafischen Oberfläche sowie den eigenen Servern für jeden machte den Unterschied.

  11. Baehring sagt:

    @ThorHa: Das bedeutet aber...
    @ThorHa: Das bedeutet aber auch daß jeder selbst “Sponsoren” aquirieren muß und daß es keine Effekte gibt beispielsweise bei Krankheisfall oder Urlaub dnn ein Blog vollzubekommen.
    Ich habe in den vergangenen Jahren festgestellt wie wenig drann ist an so genanntem Qualitätsjournalismus. Gerade was da über Koks-/Nuttis geschrieben wird …

  12. Früher galt schon der auf...
    Früher galt schon der auf Windows vorinstallierte Internet Explorer als Wettbewerbsverzerrung. Heute kauft man Geräte und kann noch nicht einmal selber darüber entscheiden welches Betriebssystem man benutzen möchte, weil bspw. der bootloader geblockt ist. Der Funktionsumfang der vorinstallierten Software schwankt bei allen Anbietern zwischen permanenten Kaufangeboten und dem Ausspionieren meiner Daten. Was ich kaufen, lesen und sehen darf, regeln die Verwertungsinteressen von einigen Großkonzernen. Also warum kein Alarmismus?

  13. @baehring: Die technischen...
    @baehring: Die technischen Unterschiede sind bekannt, vor diesem kontrastierenden Hintergrund sind die Analogien mancher Argumentationslinien ja umso frappierender.
    .
    @x: Es ist und bleibt eine ambivalente Sache. Von Sprint oder MCI gab es in den USA mal eine Werbekampagne mit der Frage “Wissen Sie noch, wie sehr Sie Ihre Telefongesellschaft gehasst haben, als es nur eine einzige gab?”Jetzt haben wir halt mehrere Hassgesellschaften zur Auswahl, und ich kenne durchaus ein paar Fälle, in denen Kunden irgendwann zum Rechtsnachfolger der Reichspost zurückgewechselt sind, weil die hübsche Alice oder die Mannesmänner es versiebt haben.
    .
    @veil of ignorance: Nichts gegen Alarmismus, aber ich würde da nochmal klar unterscheiden zwischen Verbraucherinteressen (zu denen u.a. auch Bequemlichkeit gehört) und dem Gebarme von Medienunternehmen über das Gebaren von Plattformbetreibern, die ihre Ermessensspielräume nutzen. Speziell bei dieser Apple-Geschichte lange ich mir an den Kopf. Wie das für die Inhaltelieferanten läuft, hat man doch bei iTunes schon klar sehen können. Aber anstatt ordentlich zu verhandeln, hat man Apple Zucker in den Hintern geblasen und jedem neuen Gerätchen mit großem (und unbezahlten) “Hosianna” gehuldigt.

  14. tricky1 sagt:

    Kein Zweifel dass die alte...
    Kein Zweifel dass die alte Ordnung nicht wiederkehrt. Was mich mehr interessiert: Wo und wie sieht der Blogger seine langfristige berufliche Zukunft?

  15. Gute Frage. Das...
    Gute Frage. Das fachpublizistische Standbein dürfte so schnell nicht wegbrechen. Darüber hinaus könnte sich einiges noch mehr in den Bereich der Unternehmenskommunikation verlagern, Stichwort Corporate Publishing. Ein paar Kollegen von mir haben ihr Tätigkeitsfeld mehr in Richtung Forschung verlagert, nicht auszuschließen, dass ich da mal verstärkt reinschnuppere. Aber auf alle Fälle sollte ich auch genug Zeit einplanen für die Hausaufgabenbetreuung, sobald Töchterlein die weitergehende Schule besucht. Da ist ja immer mehr elterliche Mitarbeit gefordert, wenns das Kind da zu was bringen soll. ;-)

  16. ThorHa sagt:

    @Baehring:

    Sie sprechen das...
    @Baehring:
    Sie sprechen das eigentliche Problem an, mit dem Verlage im Zeitungs- und Zeitschriftenbereich kämpfen: 80 bis 90% der Publikationen bieten gegenüber einer dpa-Meldungen-Widerkäumaschine exakt keinen Mehrwert, gegenüber einem halbwegs seriös im Netz recherchierenden Informationsjunkie sogar einen Minderwert wegen irrelevanter, aufgeblasener, sachlich falscher Informationswiedergabe.
    Gegen diese Erkenntnis von immer mehr Menschen hilft nur eines – besserer Journalismus. Und den können nur wenige Journalisten leisten und er hat eine begrenzte Anzahl zahlungsfähiger Abnehmer.
    Der economist braucht google nicht, die ZEIT ebensowenig.
    Gruss,
    Thorsten Haupts

  17. tricky1 sagt:

    Danke für die rasche Antwort!...
    Danke für die rasche Antwort! Fachtechnische Publikationen und Unternehmenkommunikation werden sicher auch im Internetzeitalter weiterbestehen. Was macht aber zukünftig der ‘gewöhnliche’ Journalist, wenn er nicht beim Fernseh(portal) unterkommt?

  18. Tja, wenn ich das so genau...
    Tja, wenn ich das so genau wüßte, würde ich Workshops anbieten, Umschulungsberatung machen, irgendwas in der Art. Wobei ja nicht zwingend davon auszugehen ist, dass es die gesamte Publikumspresse zerbröselt, auch wenn es zu erheblichen Schrumpfungsprozessen kommt. In bestimmten Bereichen gibt es ja ein derartiges Überangebot, angesichts dessen ich mich schon immer gefragt habe, wer soll _das_ denn alles lesen?

  19. @ThorHa: Ja, richtig, wir...
    @ThorHa: Ja, richtig, wir hatten das ja schon mal im Zusammenhang mit der Schreibsoftware für Börsen- und Spielberichte:
    https://faz-community.faz.net/blogs/deus/archive/2012/05/24/auf-dem-boulevard-de-klischee.aspx

  20. Jeeves sagt:

    @Marco:...
    @Marco: “…Verbraucherinteressen (zu denen u.a. auch Bequemlichkeit gehört)…”
    .
    In der Tat wird das viel zu selten beachtet. Auch manchmal als Kritik AM allzu bequemen Verbraucher. Viele machen vermeintlich Neues, Schickes, Modernes sofort mit und wachen dann später auf, was dann zum Beispiel zum fein beobachteten Hinweis auf die Rückkehr zum Reichspost-Rechtsnachfolger führt: man hätte womöglich erst gar nicht wechseln sollen.

  21. @jeeves: Genauso ambivalent,...
    @jeeves: Genauso ambivalent, wie Sie es verstehen, hatte ich das Stichwort Bequemlichkeit in diesem Zusammenhang auch tatsächlich gemeint. Grad beim Thema Apps (mit dem ich als Nutzer eines Uralt-Handys zugegebenermaßen nicht wirklich auskenne) stellt mancher fest, dass die Linie zwischen kostenlos und kostenpflichtig recht dünn ist und dass sich die ganzen in Anspruch genommenen Bequemlichkeiten am Monatsende ganz schön läppern können.
    .
    Ob ein Anbieterwechsel grundsätzlich falsch war, wenn man vom Regen die Traufe geriet, schwer zu sagen. Wenn alle Kunden beim Ex-Monopolisten geblieben wären und keiner den Neuen eine Chance geben würde, hätte die sogenannte graue Post den Schuss bis heute nicht gehört.

  22. Hans sagt:

    „Das Verhalten ist nicht...
    „Das Verhalten ist nicht erklärbar und absolut verantwortungslos”
    Wirklich lustig, der VDZ sollte sich dem Verband Deutscher Kabarettisten, falls es den denn geben sollte, anschließen.
    Als ob das nicht vorherzusehen gewesen wäre!
    Auch wenn viele anderer Meinung sind, Apple hat keine innovative Hardware und schon gar keine innovative Software, das einzige was Apple, neben seinem Kultstatus hat, ist ein fast vollständig geschlossenes System, das weit umfassender ist, als das von »Winzigweich«.
    Der einzige Zweck dieses Systems ist, eine höchstmögliche Kundenbindung zu generieren um dann so viel Gewinn wie möglich abzuschöpfen.
    Tja, so ist das.
    Früher oder später werden sie den Hals nicht voll genug bekommen und dann wird sich das Rad wieder ein wenig drehen, mal sehen, in welche Richtung.

  23. Das klingt für mich weniger...
    Das klingt für mich weniger nach sachlicher Analyse, sondern mehr nach Schadenfreude. Jetzt bekommen die plöden Verlage auch mal ihr Fett weg, nachdem die armen Journalisten so leiden mussten *schnief*.
    Die grassierende Seuche der App-Stores ist kein Problem der Handywelt, sondern findet gerade durch Tablets und Notebooks immense Verbreitung. Auch ist es kein Apple-Problem, zieht doch Google mit Android und Windows mit Windows RT nach. Deshalb zieht das “selber Schuld” Argument auch nicht, denn weder ein Verlag noch ein Verbraucher haben die große Wahl. Ohne exit-option, bleibt nur noch voice.
    .
    Wenn die Massenmedien nur ansatzweise funktionieren würden, stünde die öffentliche Beschwerde nicht im Sp0n Blog als Meinungsbeitrag und die einseitige Ipad Mini Werbung von dem seriösen und unabhängigem Journalisten Matthias Kremp als “Test” im online Magazin.

  24. Bongo Fury sagt:

    Ein entscheidender Aspekt bei...
    Ein entscheidender Aspekt bei der Entwicklung von Marktdominanzen scheint mir ein geradezu dämlicher Konformismus der Konsumenten geworden zu sein. Wenn es in den 70ern noch zum guten Ton gehörte sich politisch zu begründen und kritisch zu konsumieren, scheint es jetzt eher so zu sein das der Reiz einem Marktführer zu folgen auch darin besteht einer dominanten „Community“ anzugehören und sich durch gemeinschaftliches abnicken ein Gefühl von Zugehörigkeit zu verschaffen. Dieser soziale „Kuscheleffekt“ bindet die Menschen heute eher an Marken als an Parteien oder Religionen, und offenes Reflektieren wird meist schon als Nestbeschmutzung begriffen. Das diejenigen, die sich jetzt über einen Mangel an diversifizierenden Konsumenten beklagen müssten, sich dieses Problems noch nicht angenommen haben, ist schlicht ein Hinweis auf fehlende Selbstkritik und Missmanagement in den Chefetagen der globalen Verlierer.

  25. @veil of ignorance: Nein,...
    @veil of ignorance: Nein, “Schadenfreude” trifft es nicht, und “selbst schuld” genauso wenig. Ich, der ich meine Wohnung ja irgendwie geheizt kriegen muss (und dabei auch nur die Wahl zwischen Scylla und Charybdis habe), verstehe durchaus die Zwangslage der Verlage, auf den neuen Plattformen präsent sein zu müssen. Aber was ich nicht verstehe, ist wie man den Anbieter, von dem man sich am Nasenring durch die mobile Manege ziehen lässt, erst noch bei jeder Gelegenheit als Heilsbringer bejubelt – und kurz darauf so rumjammert, dass es das Funktionieren der Demokratie gefährde, wenn der Vertragspartner seine Spielräume ausnutzt. Das muss man einfach mal in die richtige Verhältnismäßigkeit bringen.
    .
    @Bongo Fury: Im Prinzip alles richtig, was Sie sagen, nur vielleicht ein bisschen zu grob vereinfacht. Zum einen bietet – etwa bei den social networks – der Marktführer den Mitglieder größten potenziellen Nutzen schon allein dadurch, dass dort die Chance am größten ist, dass seine potenziellen Kontakte da auch Mitglied sind (Stichwort: Netzwerk-Effekt). Es ist also nicht immer nur konformistisches Kuschelbedürfnis im Spiel. Und Apple schafft es ja z.T. immer noch, vom Distinktionsgewinn des Davids im Kampf gegen die IBM-kompatiblen Goliaths zu zehren und seinen Kunden das Gefühl zu geben, auf der besseren Seite zu sein.
    .
    @Hans: Zumindest muss man Apple attestieren, dass der Laden das ganz gut hinkriegt, den Leuten das sehr geschlossene System als ganz besonders tolle “experience” zu verkaufen. Und ich denke im Unterschied zum geschätzten Mitdiskutanten Thorsten Haupts nicht, das es jetzt schon an der Zeit ist, Apple abzuschreiben. Vielleicht verhebt man sich ja beim Versuch, das Fernsehen zu assimilieren, mal gucken.

  26. ThorHa sagt:

    @Marco - Apple und das...
    @Marco – Apple und das geschlossene System:
    Als Besitzer eines Apple-Teils kann ich nur antworten, dass innerhalb dieses geschlossenen Systems aber wirklich alles auf Anhieb funktioniert, und die gesamte Benutzerführung intuitiver ist, als irgendwo sonst. Da ich das Apple-Teil als reiner Konsument nutze, ist die Einfachheit der Bedienung plus die Funktionssicherheit für mich ausschlaggebend, ich will um Geräte keinen Kult betreiben oder gesellschaftliche Statements machen.
    Was das Abschreiben angeht – nennen Sie´s in diesem Fall “early adopter”. Das kann sich durchaus noch 2/3 jahre hinziehen, aber die Institutionalisierung von genie bzw. ausserordentlicher Leistung (=Jobs) ist selten versucht worden und noch seltener gelungen. Das bräuchte Apple aber, um dauerhaft oben zu bleiben.
    Gruss,
    Thorsten Haupts

  27. Hans sagt:

    @Marco: Ja, ich bin auch weit...
    @Marco: Ja, ich bin auch weit davon entfernt, Apple das Ende zu prophezeihen.
    Letztendlich gibt es aus vielerlei Gründen, technologischen wie auch ökonomischen, den Zwang zur Monopolbildung, unhabhängig davon, wie das nun im Einzelfall zu bewerten ist.
    Die Crux dabei ist aber einerseits, das Monopole ab einer gewissen Größe anfangen, nicht unerhebliche Ressourcen zur Selbsterhaltung zu verbrauchen, was dazu führt, daß sie innovationsfeindlich werden und sich mehr Feinde machen als auf die Dauer gesund ist, und andererseits entwickeln sie den Drang, alle anderen Marktteilnehmer platt machen zu wollen, auch wenn diese gar keine Gefahr darstellen (Bsp.: Intel will angeblich auf den neuen ARM-Prozessoren, das Booten von Linux unterbinden. Was soll das?), womit sie sich auch keine Freunde machen.
    »Viel Feind, viel Ehr« ist in der Ökonomie auf die Dauer keine gute Strategie.
    Z.Zt. geht der Trend jedenfalls eindeutig in Richtung einer Welt der Oligopole, es gibt aber auch gegenläufige Bestrebungen, Open Access z.B., deren mittelfristige Wirksamkeit man nicht unterschätzen sollte, sowohl aus technologischen aber auch aus ökonomischen Gründen.

  28. tricky1 sagt:

    Apple hat mit dem iPod und...
    Apple hat mit dem iPod und iPhone damals einen Nerv getroffen und schlachtet dies seither mehr oder (bei der neusten Navi-Panne) minder gut aus. Ob der aktuellen Mannschaft nochmals so etwas gelingen wird wage ich zu bezweifeln.

  29. Kann schon sein, dass Apple...
    Kann schon sein, dass Apple seinen Zenit überschritten hat, bleibt die Frage, was daraus folgt. Während der Dotcom-Blase wurden Microsoft und SAP ja auch schon totgesagt, weil sie nicht 1) Internet, 2) Internet) und 3) Internet ganz oben auf der To-do-Liste hatten. Wobei es mit Apple freilich schneller bergab gehen könnte, zum Teil auch deswegen, weil das Unternehmen unter einem irrsinnigen Erwartungsdruck steht, neue Wunder vollbringen zu müssen – und das ohne den Wunderknaben auf der Kommandobrücke. Aber wieviel überzogener Personenkult da eventuell mit reinspielt, vermag ich aus der Ferne nicht so recht zu beurteilen.

  30. salonsurfer sagt:

    Gut be/geschrieben, Marco. Wer...
    Gut be/geschrieben, Marco. Wer sich in ein fremdes, gemachtes Bett legen will, und am nächsten Morgen eine überteuerte Rechnung zahlen muss, hat seine Kalkulation ohne den Wirt gemacht.
    .
    Und ständig in allen Medien (auch FAZ) die Berichte von den Produkt-Gottesdiensten als kostenlose Werbung für Apple, Samsung oder Google. Das meist einjährige Verfallsdatum dieser Kult-i-Pötte wird dagegen verschwiegen.
    .
    Hätte nicht gedacht, in welcher Geschwindigkeit sich das grenzenlose Web in einen geschlossenen (Kinder)Garten verwandelt. Betreutes Surfen und Konsumieren: wir wissen, was für sie gut ist, denn ihre Daten werden von uns optimal ausgewertet und aufbereitet. O2 übt schon mal – nein, natürlich nicht in Deutschland.

  31. Die geschlossenen Gärten...
    Die geschlossenen Gärten hatten wir an dieser Stelle ja auch schon mal:
    https://faz-community.faz.net/blogs/deus/archive/2011/01/18/fuetterung-ausserhalb-der-umzaeunten-gaerten.aspx
    Und las ich nicht gerade gestern irgendwo, Facebook sei das AOl des 21.Jahrhunderts?
    Die redaktionelle unbezahlte Werbung für irgendene Eiföne und andere Eipötte, tja, das hat in der Tat eine selbstverstärkende Eigendynamik entwickelt, aus der man sich als Medium nur noch schwer ausklinken kann. Alle berichten ja drüber, also _muss_ es doch interessant sein, oder?

  32. salonsurfer sagt:

    "Alle berichten ja drüber,...
    “Alle berichten ja drüber, also _muss_ es doch interessant sein, oder?”
    .
    Bitte stören sie nicht bei der Andacht im Hotel California:
    .
    “We are all just prisoners here,
    of our own device”
    .
    “Relax, ” said the night man,
    “We are programmed to receive.
    You can check-out any time you like,
    But you can never leave! “

  33. x sagt:

    Viele sind heute dafür...
    Viele sind heute dafür berühmt, berühmt zu sein. Keiner weiß eigentlich warum.
    Ob das jetzt mit der Unschärfetheorie zu tun hat oder im Wesen des Mainstream liegt oder einem Leadership des Wannabe oder den neuen Medien grundsätzlich oder alles zusammen, darüber muss ich noch nachdenken. (Auch ob englische Wörter mit einem Genetiv-S enden.)
    (Mit Monopolisierung hat das insofern zu, als den g. k. N. zementiert.)
    Vorbei ich mehr oder weniger krude bei “schräg” und “Blogs” gelandet bin.
    .
    FAZ und die Blogs. Was ist da los? Ich hoffe, die FAZ bewertet die Qualität eines Blogs nicht an der Anzahl der Comments, sonst wäre ich wieder am Anfang meiner kleinen Rede.
    Ich wünsche: Schräg bleibt und doof geht. (Vor allem, wen er zu klug ist, keine Polarisierung zu betreiben, um Aufmerksamkeit zu bekommen.)
    Also: Marco bleibt!

  34. x sagt:

    Bevor Fragen aufkommen: Der g....
    Bevor Fragen aufkommen: Der g. k. N. ist ein Verwandter des k. g. Ns. (lowest common denominator).

  35. @x: "Berühmt dafür, berühmt...
    @x: “Berühmt dafür, berühmt zu sein”. Ja, dazu könnten Luhmann-Exegeten sicher kluge Sätze sagen, in denen das Stichwort”Sebstreferenzialität des Mediensystems” vorkommt. Ansonsten: siehe “Aufmerksamkeitsökonomie” und “memetic turn”.
    .
    Ehrlich gesagt kann ich auch nur rätseln, welche Kriterien die Redaktion bei der, ähm, Überarbeitung des Blog-Sortiments zugrundelegte. Dass die Kommentare dabei eine Rolle gespielt haben dürften, drang gerüchteweise durchaus an mein Ohr. Aber um die reine Anzahl kann es dabei nicht gegangen sein, denn es bleiben ja Blogs aktiv, welche deutlich weniger Resonanz erzielten als etwa das Fernseh- oder Supermarktblog.

  36. x sagt:

    Marco,
    Blogkultur ist auch:...

    Marco,
    Blogkultur ist auch: auf Beiträge antworten. Sie tun das immer!!! Auch wenn es vor Rechtschreibfehlern wimmelt, wie bei mir. (Ich muss mir Copy and Paste angewöhnen, ich schreibe immer in dem unübersichtlichen Kommentarkasten.)
    Selbstreferenzialität des Mediensystems, Aufmerksamkeitökonomie, memetic turn – ja, das ist es.
    Ich werde mich näher damit beschäftigen – sehr interessantes Thema.
    .
    Mir gefällt dieser Sophie-von-Maltzahn-Blog. Er (sie) hat Charme, ist von einer Heiterkeit, Fröhlichkeit geprägt, die mir gut gefällt. Es hat bei aller Leichtigkeit sehr viel Tiefe und Weisheit.
    .
    Ich hoffe, Sie beide bleiben mir erhalten. Der Don ist auch okay. (Ich glaub, der “Ich-Erzähler” ist ganz anders als er tut, aber im Gegensatz zu anderen Masken konnte ich seine noch nicht richtig lüften, bzw. spiegeln. Er wehrt sich, indem er es nicht zulässt. Hehe.)
    Wär’ schade ohne diese Blogs.

  37. Vroni sagt:

    @ Marco
    "Ehrlich gesagt kann...

    @ Marco
    “Ehrlich gesagt kann ich auch nur rätseln, welche Kriterien die Redaktion bei der, ähm, Überarbeitung des Blog-Sortiments zugrundelegte. Dass die Kommentare dabei eine Rolle gespielt haben dürften, drang gerüchteweise durchaus an mein Ohr.”
    .
    Ehrlich gesagt, aus welchen Gerüchtegründen sie es gemacht haben:
    So erreicht man, dass der Leser sich lieber nicht mehr emotional an sein eigentlich gut laufendes Lieblingsblog bindet. Es könnte das nächste sein.
    Ein Gefühl fast wie in einer Diktatur, mit Verlaub.
    .
    Ein verheerendes und für einen braven Leser ohne Hintergedanken nicht nachvollziehbares Marketing, wenn man es sich genau überlegt. Werde statt dem FAZ-Feuilleton weiter zu huldigen, in die Print-ZEIT abwandern. Männe hat sie vor kurzem abonniert. Das FAZ-Online-Feuilleton wird m. E. immer seltsamer, man kann es nicht mehr mögen, egal ob die D.O.N.A.L.D.isten Bahners oder Platthaus da drin noch schreiben.
    Servus.

  38. @Vroni: OK, mit der Flucht zum...
    @Vroni: OK, mit der Flucht zum Printprodukt kann man sich traumatische Erlebnisse, dass das Lieblingsblog eingestellt wird, natürlich ersparen. Ist aber auch bei der alten Tante Zeit nicht so, dass da immer noch alle Blogs aktiv wären, die es mal gab, ich erinnere an das Sexblog von Sigrid Neudecker oder das Berlin-Blog, bei den Don Dahlmann mitschrieb. Den wöchentlichen Kampf mit dem gedruckten Monster habe ich schon lange aufgegeben, was darin interessant war, lasse ich mir lieber von meiner Frau erzählen. Und meine Quartalsdosis Blei liefert mir das Abo von “Lettre International” ins Haus.
    .
    @x: Mit dem Sophie-von-Maltzahn-Style in den Dinglichkeiten habe ich offen gestanden ziemlich gefremdelt, weil meine Erwartungshaltungen ziemlich stark von dem etwas sachlicheren Dreh von Andrea Diener konditioniert waren, die das Blog ursprünglich ins Leben gerufen hatte. Aber inzwischen bin ich diesem speziellen Charme auch erlegen.

  39. x sagt:

    Marco,
    sie versteht einiges...

    Marco,
    sie versteht einiges von Kunst. Das hat (u. a.) mich eingenommen. Ihr Adel ist echt. Und ihr Style ist stilsicher. Dabei wählt sie den Stil, nicht der Stil sie. Sie weiß, was sie tut. Das ist ihre Sachlichkeit. Die Leichtigkeit ist das Mittel für das Schwere.
    Sie ist gut.

  40. Um ihre Kunst, mit...
    Um ihre Kunst, mit anscheinender Leichtigkeit stilistisch feine Bläschen im Champagnerglas perlen zu lassen, beneide ich die Blogkollegin nicht zu knapp – gerade weil mir selber diese Fähigkeit weiträumig abgeht.

  41. Vroni sagt:

    @ Marco
    Was hält schon...

    @ Marco
    Was hält schon ewig.
    Doch Leserbindung ist das halt nicht.
    .
    Leserbindung: Grad der emotionalen oder rationalen Verbundenheit mit der Zeitung. Grad der Verbundenheit mit dem Autor. Dass die FAZ-Blogs z. B. als Icons diese seltsamen Grafiken haben, statt die Gesichter der Autoren abzubilden ist ein Indikator dafür, dass man das nicht begreifen wird.
    .
    Verlage greinen nach Umsatz, bekämpfen gar Google …

  42. x sagt:

    Marco,

    soll ich Sie auch...
    Marco,
    soll ich Sie auch loben? Ist es das, was sie wollen?
    Nun, Ihrem Wein fehlte es zwar etwas an Lieblichkeit, er macht es aber mit seiner Trockenheit im Abgang wieder wett.
    Trotzdem tippe auf vulkanhaltigen Boden, italienischer Provinienz.
    .
    Vroni,
    vor Ihnen ist man aber auch nirgends sicher.
    Die Anarchisten und die Linke. Unversöhnliches CD und CI.
    Indesign versus Xpress.

  43. @Vroni: Ich sehe die mangelnde...
    @Vroni: Ich sehe die mangelnde Personalisierung auch als einen Geburtsfehler der FAZ-Blogs, muss aber ehrlicherweise auch sagen, dass Don Alphonso das bei Deus ex Machina und den historienbebilderten Autorenkurzporträts mit den sperrigen Pseudonymen die Entpersonalisierung ja noch auf die Spitze getrieben hat. Mir war das eigentlich ganz recht, weil ich mit dieser Inkarnation nicht ex post meine Privatblog-Existenz outen wollte, aber eine der Schattenseiten ist halt, dass Sophie Infinitasimalia und meine Wenigkeit ein wenig blass bleiben. Peter Turi verlinkt meine hiesigen Beiträge auch nicht auf seinem turi2-Dienst, weil er das Pseudonym sperrig (und irgendwie auch doof findet).

  44. x sagt:

    Marco,

    Blogs reloaded und so:...
    Marco,
    Blogs reloaded und so: Seit drei Tagen sichte ich tonnenweise Material von meiner Ex-Kunst-Site und habe jetzt beschlossen, keine Lust mehr zu haben. Ist mir zu viel Arbeit.
    Das war es damals nach einer Weile auch. Es fing klein an und nach ein paar Jahren wurde es zum Fulltime Job.
    Daher meine Frage: Warum machen Sie das?
    Mir ist aufgefallen, dass sehr viele ambitionierte Web-Projekte nicht mehr gepflegt werden und dead accounts sind. Ich glaube, die Euphorie über das Web ist in gewissen Kreisen zugunsten der Ernüchterung gewichen.
    Das Web ist eine Art RTL 6 geworden; das war auch abzusehen.
    Gnadenlose Qualität dagegen zu halten ist kaum machbar und wenn, dankt es einem niemand. Sponsoren sowieso nicht und auf Suchmaschinenoptimierung habe ich auch keine Lust.

  45. Vroni sagt:

    @ Marco,
    ja, euch hat er ganz...

    @ Marco,
    ja, euch hat er ganz schön verschlüsselt. :-)

  46. @Vroni: Da gabs schon wilde...
    @Vroni: Da gabs schon wilde Verschwörungstheorien, er wolle seine Co-Autoren kleinhalten, damit auch ja keiner seinen Ruhm überflügle. Was nun wirklich Quatsch ist, tatsächlich kämpft er wie eine Löwenmutter, wenn er den Eindruck hat, unsere Arbeit würde nicht genügend gewürdigt.
    .
    @x: Das hier ist eine interessante Synthese aus meinem privaten Geblogge (das ich just for fun und ohne große inhaltliche Ambition betreibe) und meinem journalistischen Broterwerb. Und zwischen diesen beiden Polen liegt auch die Entlohnung für meine Beiträge hier. Nicht ganz das, was ich unter Klarnamen in meiner angestamten Fachpublizistik kriege, aber halt doch deutlich mehr als was der Blogamateur mit ein paar Google-Anzeigen oder anderen Werbeerlösen reinholt. Bin vor knapp zwei Jahren als Lückenbüßer gewissermaßen reingerutscht, als einer der Co-Autoren vorzeitig aufhörte. Und vorbehaltlich der Frage der Zufriedenheit mit meinen Beiträgen war das zunächst mal in Richtung sechs Monate projektiert, und ich bin sehr froh, dass es weitergeht.

  47. donalphonso sagt:

    Ich bleibe natürlich -...
    Ich bleibe natürlich – umkämpft, umstritten und unkopierbar – erhalten.

  48. x sagt:

    Marco,

    nix Amateur, das war...
    Marco,
    nix Amateur, das war eine Pro-Seite, hat sechs Leute ernährt.
    But anyway, hab’ heute mal Frau Sibylle gefragt, sie fasste das Thema knapp zusammen.
    Die Literatur und das Feuilleton, das Rauschen der Blätter im Herbst, die Angst des Tormanns beim – okay, lassen wir das.
    Ein Volk, das nichts zu sagen hat, quatscht sich im Web aus, sagen böse Zungen.
    Wo sie das sagen? Na, im Web. Und das ist dann wieder anarchistisch. Warum?
    Na wegen Herrschaft und so.
    Daher: Prost und lang lebe die Nachricht jenseits der Presseagentur.

  49. @x: Na, wegen Herrschaft und...
    @x: Na, wegen Herrschaft und so?
    .
    Na, den Zahn habe ich den Netzherrschaften auch schon gezogen:
    https://faz-community.faz.net/blogs/deus/archive/2011/02/06/jeder-twitt-ein-tritt.aspx
    .
    Aber wo Sie’s sagen: Da hat Frau Sibylle, die mich oft genug etwas ratlos zurücklässt, tatsächlich mal einen Punkt gemacht. Aber wie gesagt, die erste ist sie nicht, die darauf kommt, dass das ganze Getwitter und Geblogge letztlich affirmativ und systemstabilisierend wirkt. Peter Sloterdijk hat das neue Paradigma der Mediengesellschaft vor über zehn Jahren auch schon benannt: Jeder will senden, aber keiner hört zu.

  50. x sagt:

    Marco,
    ja, wegen wegen ihrer...

    Marco,
    ja, wegen wegen ihrer Abwesenheit. (Nicht zu verwechseln mit Anomie.)
    .
    Ich gebe die Hoffnung nicht auf und hoffe fest auf einen Evolutionssprung. Der Mensch hat Potenzial. Er sollte aber aufhören, das zu tun, was alle machen und sein eigener Gatekeeper werden. Erwachsen werden. Die Natur hat das nach dem 9. Monat nach außen verlagert.

  51. Diesbezüglich dürfte Ihnen...
    Diesbezüglich dürfte Ihnen der Artikel von Edo Reents Wasser auf die Mühlen geben:
    https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/die-infantile-gesellschaft-aus-leuten-werden-kinder-11947625.html
    Eine Beobachtung, die ich in weiten Teilen auch unterschreiben würde. Wobei für meinen Geschmack bei der Diagnose die Ursachenforschung ein bisschen zu kurz kommt, aber die richtigen Stichworte Werbeindustrie und Wachstum sind genannt.
    .
    Man könnte auch einen Schritt weiter gehen und sagen, das Internet (vor allem in seiner mobilen Darreichungsform) degradiere uns nicht nur zu Kindern, sondern nachgerade zu Zombies:
    https://rense.com/general95/intrenetzomb.html

  52. salonsurfer sagt:

    Kann mir da eine Anmerkung...
    Kann mir da eine Anmerkung nicht verkneifen, Marco: Senden auf allen Kanälen, das macht ja der Schlotterdeick selbst ausgezeichnet.
    .
    Um ihr Thema wieder aufzugreifen, ist es möglich, dass der Online-Smartphone-Nutzer beim ständigen Updaten seiner Dienste und Apps langsam den Blick für das Ganze verliert?
    .
    Lasse mir täglich die News aus Caschys IT-Blog anzeigen. Da wimmelt es nur so von Einträgen wie: Mail-Client K9 mit neuem Design, Pinch verbindet Displays von mobilen Devices, BoxCryptor-App für Windows 8 erschienen, Google Maps: Stauumgehung in Real-Time.
    .
    Also ist der Techie permanent mit seiner Soft- und Hardware beschäftigt, um ja keine Neuigkeiten zu verpassen. Und auch wenn ich mich wiederhole: Die Piratenpartei wäre mit dem Thema “Keine Macht den Türhütern – offenes Web für alle” sicher auf der Gewinnerseite.

  53. x sagt:

    Habe ich gelesen, der Artikel...
    Habe ich gelesen, der Artikel spricht es, auf saloppe Art, im Großen und Ganzen aus.
    Ganz grundsätzlich würde ich mir von der FAZ etwas seriöse Beiträge wünschen.
    Sie ist oft mehr mit Meinungsmache beschäftigt, als mit Journalismus, der darüber berichtet, was wo zugetragen hat. Was ich darüber zu denken habe und wie ich es zu bewerten habe, das will ich nicht mitgeliefert bekommen.
    Die Konkurrenz macht es nicht besser. Gewaltenteilung, das ist auch: der A. macht Politik und der B. berichtet dem C. darüber. Meinung sollte mit “Meinung” oder “Kommentar” gekennzeichnet sein. Heute ist es aber oft so, dass man vor lauter Meinung die Meldung suchen muss. Am schlimmsten sind immer diese Fachleute, die einem populärwissenschaftlich die Welt erklären.
    Die Sendung mit der Maus für Erwachsene.

  54. x sagt:

    Last and least hat das alles...
    Last and least hat das alles mit der Verschiebung zur Dienstleistungsgesellschaft zu tun.
    Nachdem jetzt andere unsere “Hardware” produzieren, beschäftigen wir uns (der Westen) mit Dienstleistungen, die keiner wirklich braucht und deren Sinn sich zum Großteil nicht erschließt.
    Das Marketing und dessen Budget ist dabei von früh bis abends beschäftigt, uns das zu verkaufen.
    The next big thing, der Trend, der Hype, der megacoole Oberfurz sind des Kaisers neue Kleider. Ich denke, das kollabiert bald.
    Der megacoole Oberfurz hat noch keinen glücklich gemacht und das nächste Update findet in real life statt. Diese Erkenntnis hat sich auch bei den unter 20-jährigen durchgesetzt. Die Zeit der Kaffeefahrten hat ihren Zenith überschritten.
    Alles wird gut.

  55. Vroni sagt:

    @ Marco,
    habe den...

    @ Marco,
    habe den Infantil-Aufsatz auch gelesen.
    Der Autor macht es sich ein bisschen einfach, die Werbeindustrie als direkten Verursacher einer gefühlten Veränderung festzulegen. In Wirklichkeit kann sie nur spiegeln und gegebenenfalls verstärken, was in der Gesellschaft DA ist. So wenig ich Werber mag, so kann ich diese doch nicht zur Gänze verhaften. Das wäre unredlich.
    .
    Ist die Gesellschaft kindischer geworden? Vielleicht. Ich weiß es nicht.
    Ist es ein Schaden? Keine Ahnung.
    Über was redet man im Essay und in den Kommentaren eigentlich? Im Grunde über das diffus unbehagliche Gefühl, das schlecht erzogene Leute in einigen auslösen, wenn sie permanent bei Tisch auf dem iPhone herumwischen? In echt jetzt?
    Wenn Lesern und Autor das Internet nicht passt, ist es schon köstlichst, dass sie es exzessiv nutzen, um ihre Befindlichkeiten zu sagen, ähm zur Schau zu stellen. Über ihren eigenen kindlichen, selbstdarstellerischen Widerspruch sollten sie sich unterhalten.
    .
    Die bessere und erwachsenere Lösung wäre doch, dem Lackl höflich aber bestimmt zu sagen, dass er sein Endgerät mal wegtun soll, wenn er Gast ist, der eigentlich gekommen ist, sich bei Tisch mit den anderen zu unterhalten. Aber nein, man beklagt sich feig und kindisch im: Netz. Q.e.d.
    Wer ist das Kind.

  56. x sagt:

    Marco,
    ich habe mir jetzt...

    Marco,
    ich habe mir jetzt nochmal die Kommentare zu dem Artikel (Die infantile Gesellschaft…) durchgelesen. Dort sind ein paar sehr gute konträre Meinungen dargestellt.
    Und wenn man den Artikel mehrmals liest und kritisch hinterfragt, ist man gewillt diesen Kommentaren recht zu geben. Der Artikel nimmt mit flotter Schreibe fahrt auf, schmeißt vieles zusammen und kreiert etwas, das zwar auf Anhieb gefällt, aber in der Nahansicht fehlerhaft ist.
    Im Grunde reiht er ein Beispiel an das andere und denkt dies würde seine These stützen. Tut es aber nicht. Man könnte das auch in einem völlig gegenteiligen Artikel machen und hätte eine ähnliche Pseudoplausibilität.
    .
    Ich erwähne dies jetzt nur, weil dieser Blog das eben nicht macht.
    Sie setzen sich mit Themen anders auseinander. Sie beleuchten Sachverhalte von verschiedenen Seiten aus usw.

  57. @x: Sicher, die These von der...
    @x: Sicher, die These von der Infantilisierung ist steil, zugespitzt und wahrscheinlich von vornherein darauf angelegt gewesen, auch Widerspruch zu erzeugen. Aber wo, wenn nicht im Feuilleton, sollte es erlaubt, ja erwünscht sein, etwas wegzukommen von der platten Faktizität dessen, was sich irgendwo zugetragen hat? Ich stimme der Reents’schen Diagnose zwar nicht vollumfänglich zu (einige seiner Belege scheinen auch mir zu beliebig, da wäre weniger zum Teil einfach mehr gewesen), aber für Grundsatzkritik sehe ich keinen Ansatzpunkt. Dass der permanente Nachrichtenstrom an sich immer weniger dazu beiträgt, uns informiert zu halten, das hat Kommentator salonsurfer mit seinem Beispiel (Mail-Client K9 mit neuem Design, Pinch verbindet Displays von mobilen Devices, BoxCryptor-App für Windows 8 erschienen, Google Maps: Stauumgehung in Real-Time…) ja schön herausgearbeitet. Ist ja nicht so, dass man nur im Technik-Ressort mit einer Flut von Info-Schnipseln überschwemmt wird, die es ziemlich mühselig macht, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen.
    .
    @Vroni: Die Werbeindustrie ist sicher nicht der alleinige Verursacher, aber ihre Kunden sind die größten Profiteure dieser Entwicklung.

  58. x sagt:

    Marco,
    im Feuilleton ist es...

    Marco,
    im Feuilleton ist es okay. Das mit dem Was-hat-sich-wo-zugetragen war mehr grundsätzlicher Natur.
    Stutzig bin ich geworden bei den Attributen, die er Kindern zuschreibt. Mitteilsamkeit gegenüber Fremden, z.B., ist keine Eigenschaft von Kindern. Kinder sind Fremden gegenüber eher zurückhaltend und verschlossen. Und autistisch empfinde ich Menschen, die einfach nur so warten, nicht. Auch ist mir eine Stiller mit Taschenfernseher und Stöpseln im Ohr im öffentlichen Nah- und Fernverkehr lieber, als jemand, der mit seiner überdimensionalen Zeitung geräuschvoll herumfuchtelt – das war früher eher der Fall und nervte enorm.
    Auch kenne ich niemanden, der bei Tisch telefoniert.
    Infantil oder kindisch ist die Gesellschaft nicht mehr als früher.
    Kind l i c h ist auch nichts Schlechtes.
    Erwachsen ist für mich jemand, der sein Potenzial nutzt, ich habe da eine andere Definition.
    Der Autor arbeitet das alles zu wenig heraus und bringt nur Zeitgeistkritik. Das ist in Ordnung aber mich hat es nicht überzeugt. Liest sich süffig, aber, wie gesagt, man könnte auch einen Artikel schreiben, “Die reife Gesellschaft und blablabla” und mit der selben Methodik ein ähnliches Resultat erzielen.
    Was er über Werbung sagt, stimmt aber. Werbung ist mehr als “Esst mehr Obst”. Es hat mit PR zu tun, mit der Gestaltung von Produkten, mit Lifestyle etc. – einer ausgefuchsten Maschinerie, die alle Lebensbereiche beeinflusst.

  59. salonsurfer sagt:

    Gerade Edo Reents Abrechnung...
    Gerade Edo Reents Abrechnung mit der infantilen Gesellschaft gelesen, vieles wurde hier schon von Marco, Vroni und x thematisiert. Ist in der Tat etwas poppig-flott geschrieben, doch seinem Befund, dass die gigantischen Wunschmaschinen von Apple und Co. zunehmend unser Konsumenten-Verhalten prägen, stimme ich zu. Nun kann der stellvertretende Leiter des Feuilletons dies ja auch bei der redaktionellen Arbeit im eigenen Haus berücksichtigen.
    .
    Zitat Reents:
    “Und Apple, Google und Facebook sowie die ganze Warenindustrie werden schon dafür sorgen, dass das so weitergeht, bis wir uns eines Tages auf gar nichts mehr konzentrieren können, weil wir unsere Hände dauernd nach allen Seiten dieser bunten, dummen Welt ausstrecken, wie Kinder, die überreizt sind und keinen Schlaf mehr finden.”

  60. Filou sagt:

    zu Reents; Die Zustimmung zu...
    zu Reents; Die Zustimmung zu dessen Thesen stimmt mich nachdenklich. So so, wir alle geben zu, dass wir fremdbestimmt und keinen eigenen Willen mehr haben, den ‘Aus-Knopf’ nicht mehr finden?
    .
    Ach so, wir meinen natuerlich ‘die Anderen’. Wir hier sind natuerlich gefeit. Wir machen uns nur einen Kopp. Fuer die Anderen.

  61. DonFerrando sagt:

    @Marco...
    @Marco Stttembrini,
    interessant, was Sie zum Blog Ding und Dinglichkeit schreiben.
    Seit dem Autorenwechsel habe ich es noch ein paar mal gelesen, dann aber sein lassen.
    Ich habe das Thema mit dem Stil der ursprünglichen Autorin identifiziert.

  62. @Filou: Ich sage nicht, dass...
    @Filou: Ich sage nicht, dass ich von den beschriebenen Infantilismen selber 100-prozentig frei wäre (ist womöglich keiner der hier anwesenden). Aber als jemand, der ein altes Handy seiner Frau mit Prepaid-Karte aufträgt und per annum gerade mal 30-60 Euro vertelefoniert und versimst, kann ich z.B. so manche Marotte, die mit mobiler Dauernutzung einhergeht, wirklich belächeln. Und als ich neulich die Ankündigung las, dass “YPS” jetzt als Erwachsenenheft einen neuen Anlauf nimmt, mir die Urzeitkrebse anzudienen (die ich wie das Heft drumrum schon in jungen Jahren strunzlangweilig fand) dachte ich im ersten Moment “whiskey tango foxtrott”.

  63. Filou sagt:

    Marco, das ist ja alles...
    Marco, das ist ja alles richtig was Sie sagen. Aber was soll das Geklage eines FAZ-Autors, der…
    …ach was. Wenn die ‘Leut’ das so machen, wie es beschrieben wird, geht doch die Welt nicht unter, und die Gesellschaft (wie auch immer man Gesellschaft definiert) wird weder abhaengiger noch bloeder (ob sie bloed ist, bleibt sowieso die Frage).
    .
    Was heute ist, wird morgen Vergangenheit sein. Auch der Duemmste kapiert irgendwann etwas.
    .
    Yps ist ein schoenes Beispiel. Einmal gekauft, dem Sohn geschenkt, der hat es uninteressiert weggelegt. Das war vor 20 Jahren.
    .
    Der feste Glauben an die Vergaenglichkeit jeder Mode stimmt mich gelassen. Irgendwann hat auch der letzte Benutzer der schicken Geraete aus Cupertino die Nase voll von der Gaengelung durch Software und Updates. Ebenso wird die hochmessenartige Zelebrierung der neuesten Aepfel als Trick durchschaut. Dann ist Ende.
    .
    Das Ende der Zivilisation ist erst dann erreicht, wenn schlaue Menschen nicht mehr probieren schoene Dinge und interessante Ideen an Mann/Frau zu bringen. Bis dahin machen wir mit, sind enttaeuscht, glauben uns betrogen-und fallen herein auf die naechste Versuchung.
    .
    Es kann sein, dass wir Deutschen nach den Erfahrungen des vergangenen Jahrhunderts ein tiefe Furcht vor Manipulation und moeglichem Totalitarismus haben. Diese Furcht aber fuerchte ich, denn sie kann zur Unfreiheit des spielerischen, kreativen Lebens fuehren.
    .
    (Im Hintergrund murmelt die Angetraute: “Werd’ endlich Pfarrer!”)
    .
    Amen.

  64. Filou sagt:

    Marco, "whiskey tango...
    Marco, “whiskey tango foxtrott” habe ich nicht verstanden. Erklaeren Sie’s mir, bitte?

  65. x sagt:

    YPS für Erwachsene, warum...
    YPS für Erwachsene, warum nicht. Sehr viele Publikationen sind YPS für Erwachsene.
    Mich stört Polarisierung. Medien betreiben sie gerne, der Aufmerksamkeit halber.
    Ein Erwachsener ist nicht ausschließlich erwachsen, Kinder nicht ausschließlich kindisch.
    Wobei beides einer Definition bedürfte.
    Jetzt mal weg von dem Artikel, der stellenweise das macht, was er kritisiert.
    Marco, im Grunde sind wir bei fast allem beieinander
    Wir haben schon einen Staat, der einen, wie ein Kleinkind, an die Hand nimmt.
    Und einiges von dem, was der Autor schrieb, ist schon konstatierbar.
    Guter Journalismus besteht darin, eine komplexe Welt nicht in schwarz-weiß, gut-böse etc. wiederzugeben. Journalisten nennen das, glaube ich, die Story hinter der Story.
    Letztlich bedeutet das: Von Erwachsenen für Erwachsene.
    4 Stühle – 4 Meinungen, das ist journalistischer Entertainment-Bullshit und passt ins antike Rom, nicht in eine Gesellschaft, die ins 21. Jahrhundert startet und Quanten, Galaxien und Gene erforscht.

  66. @Filou: Es ist...
    @Filou: Es ist Nato-alphabetisiert für wtf (what the fuck…). ;-)
    Ansonsten hat Ihre These vom Oh-Gott-Totalitarismus-Reflex einiges für sich. Ich selber bin davon nicht völlig frei und vermag mich daher auch mit dem Wissen um wechselnde Moden nur bedingt zu trösten. Heißt es im Zweifelsfall doch nur, dass die Ketten im Dekor und Design wechseln, aber der Zug am Nasenring bleibt. Gleichwohl haben Sie natürlich recht mit dem Hinweis, dass man auch nicht freier ist, wenn man sich vor lauter Furcht vor Unfreiheit und Manipuliertwerden jedweden Spaß versagt. Da muss jeder für sich seine eigene Abwägung vornehmen.
    .
    @x: Es gibt nicht “den guten Journalismus”, sondern verschiedene Herangehensweisen und Stilformen, auch wenn so manche Genregrenze mittlerweile fast verwischt. Aus Sicht von Boulevard oder Magazin, wo man mit Zuspitzungen und klarer Stoßrichtung (kurzum: “Hosianna” oder “kreuzige ihn”) arbeitet, wird so etwas, wie ich es hier liefere, gerne mal als “Besinnungsaufsatz” geschmäht. Was ich aber trotzdem als Kompliment nehme, ich habe selber auch lange genug polarisierende Magazinschreibe praktiziert, um zu wissen, warum ich das nicht mehr machen möchte.

  67. x sagt:

    Roger, Captain Marco, verstehe...
    Roger, Captain Marco, verstehe Sie laut und deutlich!
    Ja, da haben Sie auch wieder recht. Und deswegen ist das ja auch mein zweitliebster Oberlieblingsblog (wobei ich nicht viel kenne) und ich freue mich schon gaaaanz, ganz toll darauf, von einer blaublütigen, seeeeeehr entzückenden und klugen Dame in Ihrer Crew den Kopf verdreht zu bekommen.
    .
    Captain x, Commander der USS x
    319.7452, echo zulu tango foxtrot
    Over and out.

  68. ThorHa sagt:

    @Filou - "Es kann sein, dass...
    @Filou – “Es kann sein, dass wir Deutschen nach den Erfahrungen des vergangenen Jahrhunderts ein tiefe Furcht vor Manipulation und moeglichem Totalitarismus haben. ”

    Yep. Und das ist an sich schon kindisch. Jeder manipuliert jede/n und wird manipuliert, selbst die totale Einstellung von Kommunikation kann Manipulation sein bzw. als solche betrachtet werden.
    Die Verkindlichung an Spielsachen festzumachen, durch einen Mann, hat auch was :-). Schliesslich hat´s das vorher nie gegeben, das tagelange Herumschrauben an fahrbaren Untersätzen oder die Modelleisenbahn für den Sohn dienten ja ausschliesslich seriösen Überlebenszwecken …
    Mich hat der Artikel auch enttäuscht. Es gäbe durchaus seriöse Ansätze für eine Verkindlichungsdebatte, Kauf und Nutzung gerade angesagter Geräte gehören nicht dazu.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

  69. x sagt:

    Die Nordamerikaner haben sich...
    Die Nordamerikaner haben sich eine gewisse Kindlichkeit bewahrt. Ich kann das beurteilen, ich habe eine Texanerin geheiratet. Sie ballert aus 100 Meter Entfernung eine Dose vom Zaun – aus der Hüfte! Es macht ihr Spaß. Den Kopf, den sich die Deutschen machen, macht die sich nicht.
    Sie ist viel freier.
    Wenn ich von Staaten nach Deutschland komme, spüre ich förmlich die Komplexe.
    Es liegt eine bräsige Schwere über dem Land, mürrische Gesichter überall.
    Das darf man nicht und dies gehört sich nicht und das darf man nicht sagen und dies nicht denken und es wird ewig bequatscht, was irgendein Politfuzzi gesagt hat. Total überpolitisiert.
    Eines der reichsten Länder der Welt ist eigentlich ziemlich arm dran.
    Ein Vorgesetzter hat mal zu mir gesagt: “Sie sind ja schließlich nicht zum Spaß da, sondern zum arbeiten”. Arbeit darf also keinen Spaß machen.
    Und das Leben? Darf das Spaß machen?
    Oh ja!

  70. ThorHa sagt:

    @x:

    Mir macht meine Arbeit...
    @x:
    Mir macht meine Arbeit grossen Spass :-)
    Gruss,
    Thorsten Haupts

  71. x sagt:

    ThorHa,
    ja, und komplett...

    ThorHa,
    ja, und komplett lächerlich wird es, wenn jemand denkt ein Samsung-Smartphone mit Android drauf sei ein Ausdruck von Unabhängigkeit und Freiheit. Ridiculous.
    Die Apple-Basher mit ihrem Mainstream, meist 15-jährige Taschengeldempfänger, deren Hauptbeschäftigung es ist, Prozessoren zu übertakten und Grafikkarten zu kühlen, sind die Kings of the Hill in diesem albernen Krieg der Knöpfe.
    Der Gag ist, dass da auch Erwachsene mitmachen. Meist Leute, die von EDV null Ahnung haben, für die Word und Powerpoint schon eine Herausforderung ist und die USB 3.0 für eine Bank halten. Die erzählen dann immer was von geschlossenen Systemen, ohne Windows Phone 8 zu kennen. Aber diese Leute sind natürlich total erwachsen und haben den Durchblick, weil sie es mittlerweile geschafft haben (mithilfe eines 14-jährigen) den IMAP-Abruf ihrer Mail-Shareware zu konfigurieren.

  72. x sagt:

    ThorHa,
    jetzt waren sie...

    ThorHa,
    jetzt waren sie schneller.
    Dass sie Ihnen Spaß macht, dachte ich mir.
    Dass der Kauf und die Nutzung bestimmter Geräte nicht in die Verkindlichungsdebatte gehört, haben Sie gut erkannt.
    Daher habe ich das erwähnt, Sie haben mich dazu inspiriert.
    Dass Blinde von der Farbe reden ist typisch für solche Artikel. Er versucht ein imaginiertes FAZ-Klientel zu bedienen – und das ist gründlich in die Hosen gegangen, wie die Comments dort zeigen. Der FAZ-Leser sitzt nicht mit Ziegenleder-Pantoffeln vor dem Graetz-Fernseher und trinkt Asti Spumante.

  73. <p>@x: Ich bin grad...
    @x: Ich bin grad anderweitig eingespannt und kann das jetzt nicht nochmal genauer nachlesen: Machte der Autor das tatsächlich am Kauf/Konsum fest – oder vielleicht doch mehr am Herzeigen des neuesten Spielzeugs und dem ostentativen Rumspielen damit?
    .
    Und noch zum Thema Freiheit: Wie Robert Anton Wilson im Vorwort zu seinem “Lexikon der Verschwörungstheorien” berichtete, warb eine US-Fastfoodkette mit dem Versprechen: “Wir geben Euch Freiheit – bei uns wählt Ihr Eure Dressings selbst.” So schauts aus.

  74. x sagt:

    Nun ja, machen Sie Freiheit an...
    Nun ja, machen Sie Freiheit an den Dressings fest?
    Freiheit ist für mich, dass mir nicht die Politik andauernd in mein Leben reinquatscht.
    Die Amerikaner mögen das auch nicht.
    Die brauchen weder “Mutti” noch Papi. Sie nehmen die Dinge selbst in die Hand. Und das gefällt mir. Und wenn sie Weite dieses Landes erleben, denken sie nur noch – wow.
    Die Menschen sind wie dieses Land.
    Was das größte Gutmenschenland auf der Welt ist, auf diese Debatte lasse ich mich nicht ein.

  75. @x: Natürlich mache ich die...
    @x: Natürlich mache ich die Freiheit _nicht_ an den Dressings fest, ich dachte, das Beispiel wäre halbwegs selbsterklärend dahingehend, dass man Werbe- oder Konsumversprechen, die auf Freiheit abheben, für gewöhnlich in der Pfeife rauchen kann.

  76. x sagt:

    Marco,
    das weiß ich doch, es...

    Marco,
    das weiß ich doch, es war dem 1. Teil um 17:41 gewidmet.
    Ich sprach auch nicht von Werbeversprechen, sondern davon, wo ich mich freier fühle, wo es sich besser lebt. Mir ist das hier alles zu klein und eng und voll.
    Und bevor jetzt kommt: “Dann geh doch rüber”. Das bin ich schon. Im Moment bin ich nur wegen meiner Tochter hier, die nicht so einfach die Schule wechseln kann.

  77. Filou sagt:

    Marco (05. November 2012,...
    Marco (05. November 2012, 17:41), das kann man auch als angelsaechsischen Humor betrachten.
    “Come in”, sagte mir vor vielen Jahren ein livrierte Portier von Harrods, “Come in and spend all your money.”
    .
    Man muss nicht aus jedem Furz einen Fackelzug machen.

Kommentare sind deaktiviert.