Deus ex Machina

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VIP Art für jedermann – geht das?

| 32 Lesermeinungen

Kunstkauf im Internet bleibt schwierig. Die Macher der Online-Messe VIP Art Fair mussten viel dazu lernen. Die aktuelle Ausgabe macht ihre Lektionen deutlich: mehr Internetsprache, weniger Messegehabe.

Als erste ernst zu nehmende Online-Kunstmesse gab die VIP Art Fair vor zwei Jahren ihr Debüt. Dafür bekam sie große Aufmerksamkeit in den Medien, die gerade in diesem Bereich ansonsten eher konservativ sind. An dieser Messe jedoch kam man wegen der Teilnehmer nicht vorbei. Auf der ersten VIP Art Fair versammelten sich große Namen des interantionalen Kunstmarktes wie die Galerien Gagosian, Zwirner oder Pace. Die Vermutung der Medien lautete: Wenn solche Galerien bei dem Projekt mitmachten, musste Potenzial dahinter stecken. Mehr als hinter den vielen, unübersichtlichen Internet-Gründungen, die ein Kunstmarkt-Journalist wegen geringer Relevanz in den Papierkorb schiebt. Schließlich reden wir über den Kunstmarkt: Namen sind hier nicht nur Beiwerk oder Klangfarbe, Namen bedeuten Geschäfte.

Bild zu: VIP Art für jedermann - geht das?

Es gibt dieses hübsche Bild für den Kunstmarkt: Man stelle sich einen Roulettetisch vor. An ihm sitzen die großen Galeristen und Auktionshäuser und machen ihre Einsätze. Um sie herum reihen sich Museumsdirektoren, Kritiker und vielleicht noch der eine oder andere millionenschwere Sammler. Dann ist Schluß. Der Kreis ist abgeriegelt. Denn dort will jeder hin, von außen drängeln sich unzählige kleinere Galeristen, Künstler und Händler zu diesem exklusiven Kreis. Sie alle träumen von dem großen Durchbruch, der Ruhm und Geld verspricht. Die meisten aber scheitern, bevor sie am Casinokunstmarkt reich geworden sind.

Droht auch der digitalen VIP Art Fair dieses Schicksal? Beim Blick über die Teilnehmerliste 2013 wird sofort klar: Die potenten Zugpferde unter den Galeristen haben sich verabschiedet. Schon der Name der Messe – VIP Art Fair – weist auf ihr Spagat hin. VIP steht in diesem Kontext nicht für das verrufene “Very Important Person”, sondern für ein eher zurückhaltendes “Viewing In Privat”. Mir scheint, als künde schon die irreführende Konnotation im Namen den gesamten Konflikt an.

Im Grunde  ist es zwar sympathisch: Man wollte sich vielleicht mit dem Wortspiel über das elitäre Gehabe hinwegsetzen, das Teile des Kunstmarktes dominiert. Hochwertiger Kunstkauf im Morgenrock vom eigenen Schreibtisch aus? Ohne das Geplapper von Kreti und Pleti im Nacken? Es bleibt wohl weiter nur ein Traum. Das Angebot auf der aktuellen VIP Art Fair hat qualitativ deutlich nachgelassen. Lockt hier und da ein etablierter Künstlername, werden oft nur Fotoabzüge und nicht die Originale angeboten.

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Der Markt löst sich eben nicht aus seinen angestammten Verkaufsmechanismen. Dafür haben sie sich viel zu sehr bewährt. Denn Kunst ist keine Ware, sondern für die bestimmenden Kunden ein Lebensgefühl, das sich vom Flug mit dem Jet zum Messeort bis zur Gala am Abschlusstag vollzieht.  Und natürlich weiter wirkt, wenn sich der galante Lebensstil durch das Werk überm Sofa oder der Skulptur im Garten manifestiert.

Doch die Macher der VIP Art Fair bleiben beweglich. Den magischen Satz aller vereitelnden PR-Kampagnen „Wir haben dazu gelernt” hat man sich zu Herzen genommen.

Fehler Nr. 1 – Zeitrahmen: Im ersten Jahr dauerte die Messe eine gute Woche. Mit dem Ergebnis, dass der Server nach 3,3 Millionen Klicks in den ersten 48 Stunden zusammenbrach. Die Galeristen waren sauer, man hatte extra Schichtarbeit eingeteilt, um der Chatfunktion rund um die Uhr gerecht zu werden. Heute dauert die VIP Contemporary 17 Tage. Auch werden schon für März weitere Kunstaktionen angekündigt. Klug gelöst, schließlich zahlt man im Internet keine Raummiete. Wozu also die Hetze?

Fehler Nr. 2 – Präsentation: Im Jahr 2011 klickte man mit einem Schattenmann-Avator durch virtuelle Räume. Klingt nach einem aufregenden Second-Life-Kunsterlebnis. War es aber nicht. Es blieb bei dem Gefühl eines ordinären Webseitenbesuchs jedweder Galerie. In dieser Ausgabe versucht man gar nicht erst, einen echten Messebesuch zu imitieren. Als wäre 3-D-Animation als digitale Bildsprache passé. Stattdessen: Fotos, Fotos, Fotos. Der Einfluss von Pinterest ist unübersehbar. Es fehlen nur noch die mit Schatten unterlegten Bildrahmen. Dann wäre die Imitation perfekt.

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Auch kann man bei der aktuellen Version jedem und allem folgen: einem Kunstwerk, einem Künstlern, einer Galerie. So erstelle ich meine eigene Sammlung. Hübsche Idee. Nun kann ich die Entwicklung „meiner” Bilder genau verfolgen. Damit springen die Macher auf den Zug der individuell zugeschnittenen Informationsverteilung. Zum Nutzen beider Seiten: Ich brauche mich nicht mehr durch Angebote wühlen wie bei einem Grabbeltisch. Und die wissen, was Anklang findet und was nicht.

Die Messe hat sich durchaus entwickelt: Mehr Masse statt Klasse. Deutlicher Fokus auf den Nutzer und sein Erleben. Individuelle Informationen. Mir scheint, die Messe wandelt sich von einem Marktplatz zu einem Treffpunkt.

Bild zu: VIP Art für jedermann - geht das?

Ein Indiz dafür: Die Künstler zeigen Gesicht. Auf einer Seite mit eigenen Profilbildern. Schon jetzt juckt es mich in den Fingern. Ich will auf einen Knopf klicken und Kontakt zu ihnen aufnehmen. Sie scheinen so greifbar.Durch diese empfundene Nähe könnte ein neuer Roulettetisch entstehen. Wenn auch mit deutlich kleineren Einsätzen. Dafür mit mehr Plätzen. Mir gefällt’s. Aber ich muss damit ja auch nicht mein täglich Brot verdienen.


32 Lesermeinungen

  1. Indechs sagt:

    Woran liegt es, dass sich in...
    Woran liegt es, dass sich in der Kunst ein online Kauf noch nicht durchgesetzt hat? In gleich “preisigen” Segmenten (Auto, Design, eventuell Mode etc..) funktioniert die online platform bereits sehr stark. Man könnte argumentieren, dass ein Kunstwerk natürlich mehr als eine Ware ist und somit der “persönliche” Funke überspringen muss, aber wäre dies nicht auch bei einem Design oder gar Schmuck Element vorhanden? Werden solche online Verkaufsformen eher Social Platformen?

  2. FAZ-soma sagt:

    Man muss auch bedenken, dass...
    Man muss auch bedenken, dass der Kunstmarkt stark mit Fälschungen zu kämpfen hat. Im Internet ist das Vertrauen sowieso schon instabil. Da kommt vielleicht eins zum anderen.
    Obwohl das bei Contemporary Art ja noch leichter nachzuprüfen ist als bei verstorbenen Künstlern.

  3. Don Ferrando sagt:

    @indechs,
    ich lese da häufig...

    @indechs,
    ich lese da häufig ein Blog, bei dem der Autor schon drei Wohnungen mit im Internet ersteigerten Kunstwerken vollgehängt hat!
    Aber wahrscheinlich bestätigt da die Ausnahme wieder die Regel?

  4. FAZ-soma sagt:

    Das glaube ich sofort. Klar...
    Das glaube ich sofort. Klar ist das möglich. Die Frage ist ja, ob eine Kunstmesse im Internet schon funktioniert oder ob wir weiter im Experimentierstadium sind. Tendiere zu letzterem.

  5. Tobias sagt:

    @Don Ferrando
    leider kann ich...

    @Don Ferrando
    leider kann ich deinem Kommentar nicht vollständig folgen. Woher kommen die Kunstwerke und was macht er damit auch mit den Wohnungen?
    Liebe Sophie ich gebe dir Recht, dass diese onlinemessen in ihrem Experimentierstadium sind. Sehr spannend was sich da noch alles entwickelt…

  6. Onmaser sagt:

    Sophie hat schon recht. Wobei...
    Sophie hat schon recht. Wobei ich denke, dass die Gesellschaft zur Zeit mehr für Events IM Internet als außerhalb bereit ist… Die meisten wissen doch garnicht mehr wie man mit Menschen umgeht, wenn diese nicht hinter einem Bildschirm sind!

  7. Filou sagt:

    Kunst im Onlineverkauf....
    Kunst im Onlineverkauf. Koennte ich nicht moegen wollen, schon garnicht wenn’s um Malerei geht. Malerei ist dreidimensional: das feine Relief des Pinselstrichs, bei alten Bildern das Craquelé, der Firnis, vom Rahmen garnicht zu sprechen.
    Plastiken waeren noch besonders problematisch. Ich moechte doch gerne an den Fingern etwas fuehlen. Selbst bei Fotografieen braucht man eine varierte Sicht auf den Abzug: wie ist er fixiert, wie ist die Oberflaeche, ist irgendwo ein heimlicher Stockfleck, hat sich eine kleine fiese Mikrobe in die Gelatine geschlichen? Etc.
    .
    So geht es also aus meiner Sicht nicht. Es sei denn, der Zustand des Objektes waere glaubhaft zertifiziert. Wie glaubhaft aber sind Zertifikate?

  8. x sagt:

    Ich bin eine V.I.P. - Holt...
    Ich bin eine V.I.P. – Holt mich hier raus!

  9. FAZ-soma sagt:

    @ Filou. Genau das ist das...
    @ Filou. Genau das ist das Problem. Wobei natürlich die Galerie mit ihrer Reputation dafür einstehen muss. Nur, was ist, wenn man die Galerie gar nicht kennt, weil es noch ein No-Name ist? Es ist wirklich schwierig.

  10. Filou sagt:

    <p>Na, die Reputation der...
    Na, die Reputation der Galerie: Wenn ich armes Wuerstchen mir 2000 Euro fuer Irgendetwas vom Munde abspare und habe berechtigte Klagen, glaube ich angesichts einer gewissen Arroganz in dieser Szene ziemlich hilflos dazustehen. Ist ja kein Mediamarkt mit Umtauschgarantie. Meist ist der Chef nicht da (Kunstmesse Paris oder so) und das Artgroupie im schicken Roeckchen, welches den Laden huetet, kann aus reiner Hilflosigkeit auch nichts anderes als das reizende Naeschen hoch tragen. Frauen darf man bekanntlich nicht schlagen [1].
    .
    [1] Das war jetzt nicht ernst gemeint. Koerperliche oder geistige Gewalt auszuueben ist mir wegen mangelnder Substanz versagt.

  11. FAZ-soma sagt:

    ha.ha. das ist nicht lache....
    ha.ha. das ist nicht lache. Mit diesem Großmarkt habe ich die größten Schwierigkeiten gekriegt. es ist zum heulen. und man ist klein und dumm und bleibt auf der strecke.

  12. Filou sagt:

    Wir weichen, liebe Sophie,...
    Wir weichen, liebe Sophie, etwas vom Thema ab. Aber war’s in der Grossstadt oder inner Provinz? Provinz ist unkompliziert. Also meine Provinz z.B.
    .
    Damit drehen wir uns vom Staubsauger weg und betrachten mokant laechelnd die Koofmichs beim Schleissen viel hoeherer Werte mit ungeahntem Gewinnzuwachs.

  13. x sagt:

    Nichts ist grausamer als ein...
    Nichts ist grausamer als ein Vernissage-Gespräch. Grausam, nicht für den Künstler, wenn er denn einer ist, grausam für den Endverbraucher. Jeder Engel ist schrecklich.

  14. FAZ-soma sagt:

    Der Endverbraucher? Vielleicht...
    Der Endverbraucher? Vielleicht geht x doch bei Mediamarkt einkaufen, damit es besser zusammen findet.

  15. x sagt:

    Charmant.
    Ja, Glühbirnen....

    Charmant.
    Ja, Glühbirnen. Gleich morgen.

  16. Filou sagt:

    Letztes Wort fuer heute.
    Es...

    Letztes Wort fuer heute.
    Es kann ja sein, dass es Leute gibt, die unsinnlich Kunst im Internet kaufen koennen.
    Als gelegentlicher, kenntnisloser Besucher von Kunstmessen brauche ich in diesem einzigen Ausnahmefall das Gewusel um mich herum.
    Es ist wie flirten. Doch, da ist ‘was dran. Es ist wie eine Party, auf der man jemand Begehrenswertes sieht und sich diskret naehert. Das Ergebnis entspricht in der Regel meinen Erfolgen auf Kunstmessen: Verliebt in ein Bild, erfasse ich es mit Sehnsuchtsblick-und erkenne: unerreichbar!
    Dann haue ich mir selbst auf die Schulter, lobe meinen excellenten Geschmack und muss dennoch allein und besiegt nach Hause gehen.
    Schoen war es trotzdem. Sie (Es) hat mich angelaechelt. Was haette noch aus uns noch werden koennen, wenn…..
    .
    Hach!

  17. fliegenkopf sagt:

    Wer sind eigentlich Creti und...
    Wer sind eigentlich Creti und Pleti? Die legasthenischen Cousins von Krethi und Plethi?

  18. Brand X sagt:

    Den Markt für die...
    Den Markt für die “günstigen” “Kunstwerke” hat sich längst LUMAS, das IKEA für Photographien abgegriffen.
    Der richtige Markt, der mit den großen Hunden läuft doch als Insidergeschäft. Die dicken Fische lassen sich doch nicht die Preise verwässern.

  19. FAZ-soma sagt:

    Lumas versucht Kunst als...
    Lumas versucht Kunst als Massenprodukt. Vielen gefällt das,sie glauben an die Vorauswahl. Als gäbe das ästhetische Stilsicherheit. Ich bedauere das. Der Wert durch Auseinandersetzung und Auswahl leidet. Davon abgesehen,dass lumas seine Künstler in Knebelverträge zwingt. Dann lieber gleich den Fotostrecke bei Ikea. Ist ehrlicher.

  20. x sagt:

    Das meinte ich u.a., Filou....
    Das meinte ich u.a., Filou. Der Kontext. Und wie Kunst funktioniert. Sehr intim.

  21. x sagt:

    Und nur noch kurz, weil mir...
    Und nur noch kurz, weil mir das Thema sehr am Herzen liegt/lag.
    Das Web hat natürlich die Fähigkeit, alles zu banalisieren. Keine Frage.
    Daher und weil die Fa. genannt wurde:
    Surfst Du noch oder lebst Du schon?
    .
    (Frau von Maltzahn, ich weiß, dass Sie vom Fach sind und kompetent. Schade, dass Sie gleich so launisch reagiert haben und ich nun keine Lust mehr habe, genauer auszuführen, was ich meinte. Ich bin auch sehr launisch; besonders nach völlig unnötigen Unhöflichkeiten.)

  22. Vroni sagt:

    Tja,
    warum funktioniert der...

    Tja,
    warum funktioniert der Kauf von teuren Autos im Internet und der Kauf von teurer Kunst im Internet – noch – nicht?
    .
    Eine nicht ganz unironische echtes-Leben-Marketing-Überlegung, die des Kaisers neue Kleider des überschätzten Internet einfach schlecht dastehen lässt:
    .
    Weil das teure Auto bereits sein Massen-Image-Marketing hat, das der Kunstmarkt nicht hat.
    .
    Auch und gerade das teure Auto, sonst wüssten die Massen nicht so gut Bescheid über Ferrari, Lamborghini, Phaeton, Maybach, Bugatti …. Also das ordinär teure Auto, das immer seine Edel-Broschüre hat, sein Autohaus, wo jeder, der arme Specht wie der neureiche Börsenheini, es in echt bestaunen kann.
    .
    Also hat teures Marketing im offline, im echten Leben vor_her stattgefunden. Es MUSS stattgefunden haben, zur Vertrauensbildung, zur “Credibility”, sonst funktionierte der Verkauf im semi-seriösen Klickibunti-Internet niemals.
    .
    Welches Masse braucht. Warum Masse, verdammt. Weil wir wissen, dass ein enormer Traffic notwendig ist, damit im Netz überhaupt aufgerufen, angerufen, überhaupt irgendetwas verkauft wird. Den Verkauf nennt man dann Conversion.
    Gute Conversion, das ist die um die 10% und leicht darüber, gelingt nur Online-Etablissements, die Dinge verhökern, die vorher im echten Leben bemarketingt waren. Alle anderen krebsen um die 1% bis runter zu Promillegrenzen.
    .
    Das leistet also das vielgeschmähte Marketing im echten Leben fürs Internet. Es ist eine enorme, und beim Normalo-Klick-Kunden sehr unterschätzte Leistung.
    .
    Mit TV-Spot, mit Edelbroschur in Munken Lynx mit Prägung und Drucklack, mit Anzeige und und.
    .
    Das Internet profitiert nur davon. Wie ein Parasit. Die einzige Leistung des Internet: Der Preisvergleich geht schneller, auf Knopfdruck. Wo früher bei guten Stücken das volle Programm, ein Ritual fast: viele Fahrten, Anreisen, Anfragen, Verhandlungen und Recherchen notwendig waren. Das Image- und Produktmarketing des Internet selbst (wir wissen, diese Banner, die wir immer wegklicken …, oder die unser Adblocker blockt … ) kann und wird niemals so eine beglaubigte (= vertrauensschaffende) Awareness erreichen.
    .
    Also kann man das gute Stück, zu dem man bereits im echten Leben Vertrauen gefasst hat, nachgerade im Internet bequem im Morgenmantel und gut erwerben – vorher Preisvergleich und Händler-Seriositäts-Check, näch. Und dann das Knöpfle drücken net vergesse. Der gebrauchte Maybach sei dein.
    .
    Aber nicht bei Kunst.
    Obacht Ironie, angespitzt:
    Gerade noch weiß ein Bruchteil halbwegs semi-gebildeter Leute, wer Gerhard Richter ist. Sie wissen zwar so gut wie immer, was ROI ist, aber wer verdammt nochmal der – schnipp – roi du soleil, der mit l’ètat c’èst moi? War der Richter nicht der neulich mit unglaublichen 50.000,00 oder drüber für ein “unscharfes Geschmier”? Pollock gerade mal so bekannt von früher den wilden Jahren – und Baselitz, war das nicht der mit den verkehrt herumigen^^ Bildern von Schmerzensmännchen? Wer war Feininger? Grübel. Gut. o.k., den Michelangelo Merisi da Caravaggio noch. Das war noch richtig gute Essig & Öl-Kunst, hach. Da hat man noch wengstens was erkannt … ^^ Da brechen die Kenntnisse einer – bereits kleineren – Masse mit und ohne Geld schon ab.
    .
    Dass es unendlich viele gute – und in meinen Augen bessere moderne Skulpturen und Bilder als von Richter – zu entdecken gibt, da hat halt leider kein halbwegs groß angelegtes Namen-Marketing im echten Leben stattgefunden. Nicht jeder hat das ART-Magazin oder Besseres im Abonnement.
    .
    Weder ein breit angelegtes Marketing der guten Galerie-Namen hat also stattgefunden noch eins der guten Künstlernamen, von Akademieprofessoren als Meisterschüler gehypt… , alles hochexklusiv immer und im kleinen Kreis, das rächt sich halt… . Dass ein Internet-Affiner, der Kunst zu Zeiten des Schwächel-Euro hauptsächlich als Geldanlage versteht und mit nichts als seinem iPad verwachsen ist, es geistig je auf eine Online-Kunstmesse schafft.
    .
    Und mit Preis_spannen, ohje, kann dieser Superoptimierer, dessen Haupt-Zuhause das Internet und das iPhone ist, sicher gar nicht gut umgehen. Mehr nach seinem Geschmack wären Preisvergleichsportale, ja noch besser eine saftige Internet-Rückwärts-Auktion, da würden seine Apple-gesteuerten homo-oeconmicus-Augäpfel funkeln.
    .
    Fast möchte man erleichtert ausrufen: “GOTTSEIDANK funktioniert der Kunstmarkt anders!” Möge er im Internet seinen gebrauchten Maybächle kaufen, aber gute Bilder bitte in Ruhe lassen.
    .
    Was diese Art Fair im Internet ist: Sicher ein für viel Geld erstelles Portal, ein guter Überblick für zeitgenössisches Schaffen in Essig & Öl, das es als Pinterest-Spektakel mit Vergrößerungslupe bis ins Internet geschafft hat :-) Vermutlich krankt es an Traffic. Der wäre größer, wenn sie Nike-Schuhe verkauften.
    .
    Disclosure (= woher der Wind weht)
    Die Verfasserin hat das Internet fast noch nie leiden können. Weil es die Heimat der Superoptimierer geworden ist. Sie schreibt eigentlich nur noch gegen es an. Zudem unterscheidet sie altmodischer – und anstrengenderweise noch zwischen Kunst und Kunstmarkt. :-) Kunst war halt noch nie Masse – aber das Internet ist Masse.

  23. Vroni sagt:

    @ Don Fernando
    " ... ich lese...

    @ Don Fernando
    ” … ich lese da häufig ein Blog, bei dem der Autor schon drei Wohnungen mit im Internet ersteigerten Kunstwerken vollgehängt hat!
    Aber wahrscheinlich bestätigt da die Ausnahme wieder die Regel?”
    .
    Schon, ja freilich.
    Als gelernter Kunsthistoriker ist man beim Ebay-Bilderkauf von Rokoko-Bildern dem ungebildeteren Geldanlage-Superoptimierer deutlich überlegen: Man hat Ahnung, was man da kauft.
    .
    Nur, wieviele von dieser Sorte Kunsthistoriker gibt es?
    Es gibt deutlich mehr Zahnwälte und Börsenheinis.
    (Und selbst mit diesen machst noch keinen ordentlichen Traffic auf einem Kunstportal)

  24. Vroni sagt:

    Vielleicht kommt der...
    Vielleicht kommt der schleppende Absatz auch davon her, dass man 5 x 3 m große Leinwände technisch einfach schlecht auf dem iPhone* nachbilden und damit zur Schnäppchen-Jagd freigeben kann: :-)
    https://www.blog.vroni-graebel.de/logisches/2013/02/gruess-gott-ich-bin-das-internet-und-haett-gern-mal-eine-frage/
    .
    *Aber viellecht fällt Apple dazu auch noch was ein: Der Super-Retina-rein-ins-Wohnzimmer-passend-über das-Sofa-Hologramm-Beamer. Beamed from my iPhone.

  25. Filou sagt:

    Nicht so skeptisch sein,...
    Nicht so skeptisch sein, Vroni, wissens, ich kannte mal einen Malersmann, der malte in Essig und Oel. Er malte seltsame Sachen in einem Stil, den er mehr so breughelaehnlich (Bauernbreughel) meinte-und seine Klientel, die in einem Bildband, genauso wie ich, das zu erkennen glaubten.
    .
    Soweit das Vorwort.
    Wie verkaufte dieser bis heute der Kunstwelt unbekannte Meister eigentlich seine kleinen und grossen Schinken? Ganz einfach. Er schuf sich ein Netzwerk von Aerzten, Bauunternehmersfrauen, geringen Stararchitekten und besonders gutversorgten Oberlehrern. In deren Bueros, Wohnungen, Partykellern veranstaltete er Ausstellungen mit dem diskreten Appel an die Prospectivs, etwas Schwarzgeld in den Beutel zu tun, um es im Tausch gegen ein spaektakulaer anmutendes Oelbild in seine Boerse wandern zu lassen.
    Er nannte diese Leutchen ‘seine Sammler’.
    .
    Dieser Kuenstler brauchte kein Internet. Er brauchte (und hatte) nur Chuzpe und ein williges Publikum.
    .
    Koennte sein, Vroni, dass sogar Sie ihm begegnet sind. In Muenchen virulierte er eine ganze Zeit. Kennen Sie Leute in Gruenwald?

  26. Vroni sagt:

    Lieber Filou,
    für naive...

    Lieber Filou,
    für naive Malerei und das scheint mir dieser Bauern-Breughel zu sein, bin ich eher nicht so. Meins sind so “Die Kartoffelesser” von van Gogh, so Sachen, der gute alte El Greco und auch die Expressionisten. Nicht, dass ich mir etwas Echtes von diesem alten Wilden und den neueren Wilden je würde leisten können.
    .
    Kann halt nur das Internet, seine Smart-Phone-Klickwischer und die Mobile-App-Affen nicht leiden. Mindestens 16 Stunden am Tag auch den künstlich gehypten Kunstmarkt nicht mitsamt seiner teilweise merkwürdigen “Szene”. Welcher in Wirklichkeit eine knallharte Angeber- ähm Anlegerbörse ist. Der prätenziöse Name V.I.P. verrät das ja eigentlich. Ansonsten alles ganz prima, wirklich. Wahrscheinlich nur ein Problem meiner fortschreitenden Senilität. Da hat man nicht nur Bettflucht, sondern auch den V.I.P.- und App-Grant.
    .
    Ich finde es ganz gut, dass Kunst im Internet den Klickies etwas unzugänglicher ist und sich im echten Leben einen Hauch angenehmer verkauft. Es geht über die Persönlichkeiten. Man muss schon auch etwas über den Maler oder den Fotografen in Erfahrung bringen können, sich für das Werk etwas mehr interessieren als nur für den Preis. Und nicht nur ein Produkt in den Warenkorb legen, wie grässlich. Das hat keine Romantik, die ich mir für ab 20.000,00 sehr wohl vorstelle.
    :-)

  27. x sagt:

    Filou,
    die gibt es zuhauf....

    Filou,
    die gibt es zuhauf. Ebenso Leute, die nur Denkmäler des Goldenen Proletariers kennen, eine Art Goldener Heiliger, letztlich aber nur ein Fetisch begrenzter Möglichkeiten. Mit Grünwald und Zahnarztfrauen hat vielleicht irgendein seltsamer Markt zu tun, nicht aber die meist am Existenzminimum lebende breite Masse der Künstler. Das Zeug, was der Jetset-Kunstmarkt nachfragt ist das, was gerade gut läuft. Das, was man so trägt, um die Opernpause mit Smalltalk füllen zu können.
    Klassisches und Saisonware. Mit der Lebenswirklichkeit der meisten Hersteller von Kunst hat das im seltensten Fall zu tun.
    .
    Vroni,
    Ihre Analyse des Webs, und auch das was Sie sonst schrieben, fand meine ganze Zustimmung.

  28. Vroni sagt:

    @ x,
    da analysiert noch jemand...

    @ x,
    da analysiert noch jemand das Internet:
    https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/tom-koenig-wann-gibt-s-mal-wieder-richtig-service-a-880072.html
    .
    “Das Internet hat einen beispiellosen Preiskampf entfacht.”
    “Das Internet hat in allen Sektoren für gnadenlose Transparenz gesorgt.”
    “Es ist paradox: Internet-Transparenz und Profitorientierung haben uns den schlechten Service beschert. Und sie werden es auch sein, die uns irgendwann wieder davon erlösen.”
    .
    Den letzten Satz kann ich nicht so unterschreiben, denn der Billigkunde hat sich an den schlechten Service gewöhnt. Er hinterfragt ihn nicht mehr.
    Ich halte es für fatal, dass man – um von den Internet-“geschädigten” Fluglinien und Mobile-Hotlines dieses Spiegelartikels wegzukommen – ausgerechnet anspruchsvollen Kunstkauf auf einem Klickie-Proleten-Käufermarkt wie dem Internet anbieten will: ‘Brauggstdu-griggstdu billigen Maserati. gebraucht, gutt!’ Man begibt sich damit nur unter die vielen kleinen Schichel-Haie und kommt darin um.

  29. Holzauge23 sagt:

    @ Vroni

    Ich glaube nicht,...
    @ Vroni
    Ich glaube nicht, dass sich wirklich jemand so etwas auf dem Eifon ansieht. Wer sich für digitale graphische Kunst interessiert, besorgt sich schon ein pasendes Gerät zur Sichtung. Alternativ könnte man die Parallelschiene mit einer Laden-Installation fahren, was wohl kontrolle über das optimale Format gewährt.

  30. joeschimpe sagt:

    Apfel / Orange / Zwiebel & Co...
    Apfel / Orange / Zwiebel & Co ist Kunst? Hungrig nach dem neuen Stillleben – Siehe da, ADOBE pdf meets art, Microsoft’s excel und word formieren sich zum Generalangriff auf Fruechte. Wenn schon Realitaet am Bildschirm stattfindet, dann hoffentlich auch nahrhaft. Simple Anwendertechnologie trifft auf Kunst.
    https://www.schauns.de/schauns/fotos/fotos.html
    Zu finden unter: https://www.schauns.com

  31. Vroni sagt:

    @Holzauge,
    glauben, heißt...

    @Holzauge,
    glauben, heißt nicht wissen.
    (Holzauge, sei wachsam)
    .
    Jedenfalls ist der Kopf dicker als der Hals und ich krieg ständig Mails wie diese:
    .
    “Sehr geehrte Damen und Herren!
    Wir sind ein öster […] IT-Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Augmented Reality Apps spezialisiert hat.
    .
    Unsere Technologie projiziert 3D Objekte passend in das Live-Bild des Smartphones oder Tablet und zeichnet sich durch sensationelle Qualität und Präzision aus. Beispielsweise können auch Plakate oder Magazine mit AR erweitert werden.
    .
    Zu unseren AR Appkunden zählen Steinway, Kare, Butlers, Artelia sowie Unternehmen im Kunst-, Musik-, Lifestyle und Pharmabereich.
    Hier ein kurzes Video unserer Technologie:
    https://www.youtube.com/watch?v=2th5qkbQ9WM
    Wir sind aktuell auf der Suche nach Partnerunternehmen, die uns einerseits mit der Erstellung von 3D Material unterstützen, andererseits suchen wir Partner, die uns im Vertrieb unserer Produkte unterstützen.
    .
    Wären Sie an einer Kooperation interessiert?”
    .
    .
    So gehen solche Mails.
    .
    Nicht, dass ich je auf Sammelmails mit “Sehr geehrte Samen und Spermen” reagieren würde.
    Aber die Spam-Angebote ändern sich und sehen heutzutage eben >SO aus. Der Foddschridd macht net halt und man macht auch nicht halt mit Spam an ein unschuldiges Grafikbüro. Verdammt, sehe ich aus wie Klick-Wisch-3D-App-Affe? Mir kommt sowas nicht in meine Handtasche und ich “kooperiere” auch nicht mit solchen. “Kooperation” aus solchen Mails ist sowieso so zu übersetzen:
    “Sie führen uns Kunden zu, und wenn wir sie dann haben, haben Sie kleines Grafikbüro nichts mehr zu melden. Wie jetzt, Aufträge, Anwendungen zu designen? UI? Haben wir das gesagt? Nö, Aufträge gibt es da nicht, wir haben schon unsere Leute und unsere Vorlagen.” Dreiste Adressgewinnung der Neuzeit als Kooperation getarnt. Ich kooperiere nicht. Nicht so.

  32. URL sagt:

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