Mir ist etwas unangenehmes passiert: Mein GMX-Account hat mein Passwort nicht mehr erkannt. Dabei hab ich nichts verändert. Mein Passwort wartete wie immer automatisch auf mich. Ich brauchte nur noch „enter“ zu drücken. Doch plötzlich hatte ich ein großes Problem: GMX sperrte meinen Account. GMX behauptete, dass ich mein Passwort falsch eingebe. Unterm Strich unterstellten sie mir, ich wäre nicht ich.
Der Mitarbeiter am Servicetelefon behandelte mich, als wäre ich anscheinend zu doof, mein Passwort einzutippen. Dabei versichere ich: ich kenne mein Passwort sehr genau. Ich habe es mir notiert. Ich musste es nämlich erst vor zwei Monaten ändern. Da hatte ich ähnliche Probleme, doch dann behob es sich von „alleine“. Alles lief wieder glatt, – ich Kunde glücklich.
Doch nun wurde mein Postfach gesperrt. Ich kam nicht mehr an meine Emails. Ich konnte nicht mehr weiter arbeiten. Das war eine persönliche Katastrophe!
Doch damit bin ich nicht alleine: Es ist wohl schon öfter vorgekommen, dass GMX seine Kunden „vergisst“.
März 2011
Im Forum der „Computer BILD“ berichtet ein Teilnehmer, dass er sich nicht mehr einloggen kann. Daraufhin hat GMX ihn aufgefordert, sich auszuweisen.
22. Dezember 2012
„GMX erzwingt Passwortänderungen“ heißt es auf www.chip.de. Hier vermutet man einen Hackerangriff, und zwar einen recht gewieften, der an die Vorgehensweise im Bankensektor erinnert.
GMX hat von mir NICHT NUR ein neues Passwort erzwungen. Ich musste GMX eine Kopie meines Personalausweises schicken. Ich musste mich vor GMX ausweisen. Bin ich hier in der Volkszählung, oder was? Nichts ist mir unheimlicher, als meine Personalausweis-Daten im Internet zu verschicken. Vor allem nicht, wenn ich das Gefühl habe, dass einer „mitlesen“ könnte. Doch ich musste mich fügen. Ich bin von GMX abhängig.
Wie konnte es bitte dazu kommen, dass der Internet-Riese GMX mein Passwort verliert? Wurde mein Computer gehackt? Mir wird angst und bange.
Nun ist die Faktenlage so, dass GMX kurz vor dem Verlust meines Passworts einen Relaunch durchgeführt hat. Ich weiß von anderen Relaunches, dass bei so einer Großaktion Zugänge und Passwörter verloren gehen können. Auch kann es passieren, dass die Sicherheit leidet, weil Hintertüren in das System offenstehen bleiben und erstmal niemandem auffallen.
Die Kriminialgeschichte, – man muss doch zugeben: die Option, einen Hackangriff live zu verflogen, hat ein kriminologisches Element – ist noch nicht zu Ende. Es hat noch mehr Störungen gegeben: Mein Computer hat innerhalb der nächsten Stunden so getan, als wüsste er nicht mehr, wie spät es war. Auch wusste er nicht mehr, welchen Tag wir heute hatten. Er fing vom 1.1.1970 an zu zählen.
So etwas kann passieren, wenn die Kraft des Akkus nachlässt. Das kann aber bei mir nicht der Fall gewesen sein: Ich habe erst vor ein paar Wochen einen Hardware-Check gemacht, den mein Computer tadellos bestanden hat. Wieder meine Frage: Was ist hier los? Geht gerade ein Wurm durch mein System und spielt an meinen Einstellungen rum? Langsam krieg ich Paranoia.
Als mein Computer dann nicht mehr wusste, wie er eine ganz normale Word-Datei öffnen soll und den gespeicherten Text in Hieroglyphen ausspuckte, hatte ich genug. Ab zum PC-Doktor. Der schaute sich die Symptome an und verschrieb mir das Antibiotikum der PC-Welt: komplett platt machen und neu programmieren.
Damit ging natürlich jede Spur verloren, den Täter ausfindig zu machen. Niemand ist verantwortlich, den Schaden trage ich allein. Was bleibt, ist das Gefühl des hoffnungslos ausgeliefert Seins.
Jetzt tröstet mich nur noch ein Zitat aus meinem „Schauspiel Frankfurt“-Programmheft zu Hans Falladas „Kleiner Mann, was nun?“:
„Entwürdigung heißt, Menschen so zu behandeln, als wären sie keine Menschen, sondern Tiere, Dinge oder Maschinen. Die Bürokratie hat diesen Vergleichsmöglichkeiten eine weitere Variante hinzugefügt: Man kann mit jemandem umgehen,
als wäre er bloß eine Nummer.“ (Avishai Margalit)