Mir ist um Deutschland nicht bange.
Mir ist um Deutschland nicht bange, weil die letzten Tage eindrucksvoll bewiesen wurde, was für vorzügliche Eltern dieses Land bevölkern. Unermüdlich haben Autoren dieser Zeitung all die Ängste und Sorgen von Frauen, was den Nachwuchs angeht, mal durch ein liebevolles “Halt die Fresse und mach hin, Jammerfrau” mit Tröstung umhegt. Oder mal ausgepackt, wie sie als Väter das so richtig geil abliefern, das Vatersein, da hat die Frau gar keinen Anlass mehr, und schon gar kein Recht, sich noch Sorgen zu machen, bei solchen tollen, kraftvollen und überaus selbstüberzeugten Vätern. Es gab kluge Wirtschaftler, die genau zu berechnen wussten, wie sinnvoll das doch ist und dass dieses Gewinsel von Frauen, wenn man es durchrechnet und die Fakten beschönigt, keine Grundlage hat. Angesichts solcher phantastischer Männer, die sicher alle bald bei der Nido als Vorbilder auf der Titelseite und heute schon bei Dr. Mutti im Blog stehen, so wunderbar packen sie es an, stört es sicher nicht, wenn es eine gibt, die einfach keine Lust hat. Und eine fiese Ratte wie mich.
Denn auch ich halte gar nichts von Kindern. Ich habe während des Studiums erlebt, wie Kinderkriegen an der Uni zu Lebenskatastrophen führen kann, und ich sehe die abnormen Scheidungsraten in dieser Gesellschaft, was vermutlich damit zu tun hat, dass andere Männer nicht so liebevolle, tolle, bewunderswerteste Könner in guter Stellung sind wie jene, die wir hier lesen durften. Ja, es ist wirklich bitter, aber all die schönen, aufmunternden Texte von Leuten, die alles voll im Griff haben – die erscheinen manchen Undankbaren und Unfähigen so, als müssten sie im Golf 2 von Berlin an den Tegernsee fahren, und ich würde sie dort anfiesen, warum das nicht schneller geht, schliesslich schaffe ich das mit meinem Sportwagen und Fahrkünsten auch mit einem 180er Schnitt. Aber nein, das missverstehen die natürlich bösartig, wir meinen das nur gut und so ein aufmunternder Klaps auf den Hintern beim Windelnausräumen hat noch keiner Frau geschadet, denken die tollen Väter, und was die anderen denken, findet man im Internet im Form einer asymmetrischen Debatte, die es – Frechheit! – an Respekt fehlen lässt.
Ich will mich, fiese Ratte, die ich bin, da gar nicht einmischen, sondern den Blick auf ein anderes Phänomen lenken, über das noch weniger gesprochen wurde, als über die echten Bedürfnisse der Frauen (und Sie dürfen mir glauben, mir gegenüber haben sich so einige über die Art dieser Debatte und deren Führung durch tadellose Männer, sagen wir mal, uneinsichtig gezeigt). Ich möchte gern über die Kinder reden, Kinder, die vermutlich mit ähnlichen “Stell Dich nicht so an”- und “uns geht es doch eigentlich prima”-Methoden freudvoller, selbstüberzeugter Väter erzogen werden. Das ist nämlich unvermeidbar in Zeiten, da man Kinder so nett behandeln muss: Nachdem das, was vor 50 Jahren noch als gute Erziehung gegolten hätte, heute ein Fall für das Jugendamt wäre, bleibt den neuen Vätern auch gar nichts anderes übrig, als auf jedes Problem mit diesen gütigen Ermahnungen zu reagieren, die dem Kinde wie schon der Frau den Blick für das vom Mann ermöglichte Gute öffnen soll. Wie gesagt, ich will da jetzt auch nicht über Gattinnen reden, so ein Mann will mich fachfremden Junggesellen nämlich abknallen, weil seine Frau bei mir ein wenig Erholung von seiner Güte suchte, sondern über die Kinder. Von denen beobachte ich nämlich ein halbes Dutzend bei Twitter. Warum? Weil ich keinen Fernseher habe, weil ich manchmal Entspannung brauche, weil ich Katastrophentourist bin und weil das echte Stars mit riesigem Publikum sind, gerade weil sie ihre Familie so vorführen.
Echte Dramaqueens ohne Filter und Hemmungen. Sie sin jung. Sie wissen vermutlich gar nicht, was sie da tun. Sie sehen nur die Bühne und das Publikum bei Twitter. Twitter ist ein Medium, das die Schärfe in 140 Zeichen belohnt, und Anerkennung auch bei schlimmeren Selbstverletzungen bietet. Diese Mädchen, zwischen 14 und 24 Jahre alt, haben natürlich auch Eltern und was man so lesen kann, sind das eigentlich ganz normale und fürsorgende Angehörige der stabilen Mittelschicht. Alle Mädchen haben oder machen sie Abitur, oder sie studieren. Eigentlich könnte alles bestens sein. Aber sie haben ein Problem, weil sie sich zu dick empfinden, oder zu dünn, oder zu pickelig oder ähnliches. Gleich mal ein Selfie machen und 6000 Follower fragen, ob sie mit sowas ins Bett gehen würden. Wenn es ihnen etwas besser geht, machen sie Macro-Detailaufnahmen von Körperteilen mit dem Hinweis, dass das bei Älteren nicht so lecker aussieht. Wenn aber jemand wie der CDU-Abgeordnete Jens Spahn mit der Behauptung verhaltensauffällig wird, die “Pillen danach” seien “keine Smarties”, ist es vorbei mit den Freundlichkeiten: Der Umstand, dass meine sechs Referenzbürgerkinder gerade unisono unter dem Hashtag #wiesmarties nicht nur die Pille danach fordern, sondern auch stets detailreich und nachvollziehbar erklären, warum sie die jetzt brauchen – Filmriss, Alkohol, Party, Hamburg, der Typ, den sie gestern noch doof fanden, Urlaub, wasauchimmer – lässt Rückschlüsse auf die Ausgestaltung des Singledaseins durch schnell genutzte Optionen zu. Da wird auch nicht länger gefackelt als bei einem “Hör auf zu jammern”-Kommentar.
Oh, und da war noch diese Sache mit den genderösen Lehrplänen in Baden- Württtemberg – also, nach meiner Beobachtung aus dem Netz haben weder reaktionäre Gegner noch leitbildfreundliche Befürworter begriffen, wie das mit dem Sex und seinen Spielarten hier draussen so läuft. Da gibt es nämlich so Videoseiten im Internet, die durch ihr internationales Publikum dafür sorgen, dass Fachtermini auf Englisch Einzug halten. Nie also steht dort etwas von Gruppensex, sondern immer nur von Gangbang, und meine Befürchtung ist nun, dass so mancher Lehrer in seinem geordneten Leben vielleicht gar nicht so richtig erfasst, welche neuen Möglichkeiten das Internet zugänglich macht. Was dann bei Twitter wiederum die Erkenntnis reifen lässt, dass es nach dem Abbruch der Schule auch eine Karriere als Pornoaktrice geben könnte. In derjenigen Perversion, die am besten zu den weithin ausgebreiteten körperlichen Nachteilen der Autorin passt. Natürlich liest so etwas kein Pfarrer aus Tübingen und keine Feministin in Berlin und Eltern lesen das auch nicht, sonst hätte das Kind nämlich kein Mobilgerät mehr – aber so ist das. Mit den Kindern. Wenn sie mit dem Erwartungsdruck der Umwelt nicht klarkommen, und zwischen G8 und Lerndruck zwangsweise auf die Halböffentlichkeit des Netzes ausweichen. Dafür bekommen sie Favs und Retweets und Bestätigung, gerade weil jene Eigenheiten belohnt werden, mit dem ihre Eltern nicht umgehen können.
Jungs sind anders, zugegeben. Jungs bringen nicht ganz so viele Bilder von ihren Ernährungsangewohnheiten. Vermutlich, weil das bei Jungs nicht so heraushebt und aussergewöhnlich macht. Mädchen haben dagegen eine nachgerade perfide Freude daran, durchaus sozialverträgliches Aussehen mit Flaschen zu kombinieren. Ich weiss, wie Eltern heutzutage entsetzt sind, wenn ihre Kinder mit dem Wegbier, als der Flasche in der Hand wie ein Asozialer herumlaufen und ich würde die ja auch gern ohrfeig, und deshalb leben sie es dort aus, wo sie jeder sieht und sie für cool hält: Auf ihren Accounts. Weitab der Familie. Jungs, zu ihrer Unehrenrettung muss ich das sagen, mischen bei uns vor dem Münster am Freitag den Billigwodka in den Orangensaft, ohne das abzulichten und zu verbreiten. Die müssen sich ja nicht ihrer Krassheit versichern, um ihr Publikum mit Minderwertigkeitsgefühlen zu begeistern, sondern versuchen, Frauen für die Nacht zu finden.
Sie sollten jetzt bei Twitter besser nicht nach dem Wort “Knutschen” suchen, wenn Sie Eltern sind. Abgesehen davon sind die Töchter wirklich gerissen im Umgang mit dem Netz, denn die wirklich fragwürdigen Verhaltensweisen werden bevorzugt durch Bilder vermittelt – nicht direkt zu finden und dafür, sagen wir mal, authentisch. Wäre man böse, würde man sagen, die Photos ihrer Wellbutrintabletten sind die Antwort auf die naturpralle Leitbildfunktion der Väter. Und eine Absage an die Vorstellung, dass die Kinder mit 18 aus dem Haus und auch so wundervolle Vollvorbilder sind wie jene, die das mit dem Kinderkriegen so lässig erklären. Was mich bei der Sache wirklich bewegt (und deshalb verlinke ich hier auch nichts) ist der Umstand, dass es durchaus auch Twitteraccounts von Vätern gibt, die erkennbar manchmal von ihren Kindern und deren Marotten überfordert sind, und es dort rauslassen. Das wird dann von Twitterdramaköniginnen gern gelesen und weiterverbreitet. Diese Seelenverwandschaft sollte man sich mal in einer ruhigen Stunde durch den Kopf gehen lassen.
Auf der einen Seite ist das für einen Kinderablehner wie mich eine feine Sache. Sozialporno für bessere Kreise. Wenn ich mit Familien unterwegs bin, und die Tochter macht etwas unter dem Tisch mit ihrem Handy, nachdem die Eltern eine Weile sich darüber ausgelassen haben, was das hochtalentierte Kind alles macht; wird es angeherrscht, was es jetzt “schon wieder” mit dem Ding macht und sagt es “Nichts” – dann sage ich, ach bitte, lasst sie doch, sie braucht das, und lächle sie nett an. Ich weiss genau, was sie macht. Und auch, wenn es bei rationaler Betrachtung nicht richtig ist, ihre Eltern im Internet als tumbe Idioten darzustellen, weil sie sich wirklich Mühe geben: Sie hat recht. Sie ist ein eigener Mensch. Und die Problemlösungen von alten Männern sind das letzte, was sie brauchen kann. Was verstehen wir vom sozialen Druck, der sich im Schlitzen, Pro Ana, Tattoos und ungewönhlichen Sexualpraktiken einen Ausweg sucht.
Auf der anderen Seite ist das vielleicht sogar die beste aller möglichen Welten. Was würden sie tun, wenn man ihnen das Ventil nähme? Wenn man ihnen die Bühne, die Follower, die Favs und die Unterstützung für ihre Wutausbrüche untersagte? In gewisser Weise sind diese Accounts lustig, weil sie mich in meiner Ablehnung vom Kinderkriegen bestätigen. Auf der anderen Seite sind sie schlimm, weil sie die enormen Klüfte zwischen dem modernen Elterntum und den Problemen dieser neuen Generation aufzeigen. Die Kinder sind auch nicht schlimmer als früher, sie leben nur in einer durchorganisierten Welt, die keine grossen Rücksichten auf Kreativität und Spielfreude mehr nimmt. Das muss alles öko und gebildet und zielgerichtet und moralisch sein, und sie dürfen nicht jammern und sollen sich nicht so haben und wenn es zu spät ist, hilft ihnen das Verständnis, das sie wieder auf Linie bringen soll, auch nichts mehr. Aber sie haben ihren Rückzugsraum, ihr Mobilgerät und ihre Kanäle, und dort spielen sie das, was sie ansonsten nicht sein können. Das würde ich nicht haben wollen. Ich schäme mich ein klein wenig dafür, dass ich diesen Inszenierungen folge und oft lache, auch wenn es eigentlich nicht lustig ist. Es ist ihre Art zu überleben, Für die Turboväter ist das, wenn es sich in der Realität Bahn bricht, sicher die Hölle.
Ich darf soch auch mal: Habt Euch nicht so, Ihr Eltern.
HINWEIS:
Ich habe mich ja auch nicht so wegen Spam, Stalkern & technischen Problemen und verweise einfach lachend auf das Kommentarblog, wo das Debattieren besser geht.
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Ich fand den Artikel von Frau Mühl ausgesprochen gut!
Ich hätte den auch sofort unterschrieben.
wenn man ein Faible für DramaQUEENs hat
ist es klar, dass man die Drama-Kings nicht sieht. Klarer Fall von selektiver Wahrnehmung. Aber – angeregt durch diesen Text – ich habe mich mal durch so einige twitter-Accounts geklickt (nach der effizienten Methode von Konversation zu Account und immer so weiter) und traf auf einige Herren der Schöpfung – ach was Herren, eher Jünglinge – die zu 100% auch der Beschreibung der Dramaqueens entsprechen. Vielleicht mit ein klein wenig mehr Testosteron dabei. Aber doch… es gibt sie.
Ich wollte das nur ergänzt wissen, damit hier kein schiefes Bild entsteht. ALLE Kinder sind grässliche Monster und es ängstigt mich vor der Pubertät sehr. Es betrifft nicht nur die Mädchen.
Wenn wieder schlechte Zeiten kommen haben die andere Probleme.
Ich habe solche Accounts auch gesehen, aber nach meiner Meinung durchbrechen sie nicht so sehr die Konventionen wie die Accounts der Mädchen. Das hat vielleicht damit zz tun, dass man beim Überdiesträngeschlagen bei Männern nicht so sonderlich schockiert ist, während das beim “zarten Geschlecht” härter ankommt, zumal ja auch auf den Gegensatz gern verwiesen wird.
Sorgen muss man sich erst machen, wenn es soweit ist. Denke ich. Abwer mit dem Denken habe ich es nicht so.
okay
es ist wohl so: Die TUN das ganz genauso. Aber es wird nicht so gern hingeguckt und daher weniger Follower, weniger Sichtbarkeit, weniger Bohai.
und die Gründe sind wohl richtig analysiert: Bei den lieben kleinen Töchterchen ist der Schock-Effekt größer.
Das kennt man schon aus der Kita: Jungen die prügeln sind eben Jungen. Mädchen die prügeln sind sozial gestört.
Katastrophentourismus
Für dieses Wort möchte ich mich sehr herzlich bedanken.
Hat das Zeug zum Unwort des Jahres 2014 zu werden.
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Schöner Artikel und die Aussagen von Faru Mühl würde ich genauso wie sie unterschreiben.
https://www.youtube.com/watch?v=5QyypeOsj2w
den Tigerbabies gewidmet
Ich würde den Artikel von Frau Mühl nie unterschreiben. Ein Leben ohne Tigerbabies fände ich sehr langweilig.
Ich habe das jahrzehntelang
ähnlich gesehen wie Frau Mühl, und nur weil ich inzwischen spätberufener (und durchaus praktizierender) Papi bin, ist diese Sicht der Dinge nicht per se falsch geworden. Selbst wenn es richtig sein mag, dass man nicht weiß, was man ohne Nachwuchs verpasst, bleibt es doch genauso richtig, dass einen das auch nicht näher interessieren muss, solange man/frau mit seinem/ihren Lebensentwurf im Reinen ist.
Bliebe noch anzumerken, dass Untervölkerung auch nicht gerade das dringlichste Problem auf diesem Planeten darstellt…
Nun grübelt
Frau Mühl aber zwei Artikel vorher gründlich über Ihre lausigen Perspektiven im Alter nach. Doch um den Gedanken, dass das eine was mit dem anderen zu tun haben könnte, macht sie lieber einen weiten Bogen.
2 Beispiele aus vielen
Nur mal so zwei Beispiele:
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Ich lese nicht Twitter, summe keine SMS’s und bin auch nicht der Tiger im Facebook. Aber ein bisschen erfahre ich von der nächsten Generation, wenn die Tigerbabies ihre Freunde zum Abendessen mitbringen. Dann gibt es gutes Essen gegen interessante Unterhaltung darüber, was die nächste Generation so umtreibt.
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Oder, letzten Sommer hat das jüngere Tigerbaby beim ½ Marathon in Vancouver mitgemacht. Um ihre zuzujubeln sind wir um 6 Uhr morgens aufgestanden und selbst durch die Innenstadt von Vancouver zu den verschiedenen Kontaktpunkten getrabt. Interessant wer da schon die Straßen bevölkerte. Irgendwo haben wir mit übernächtigten Obdachlosen, sportlichen Frühaufstehern und Früharbeitern gefrühstückt und uns glänzend unterhalten. Normalerweise stehen wir nie um sechs auf – und schon gar nicht in den Ferien.
Ausnahmsweise ...
… bin ich mal einer Meinung mit Ihnen Frau Tigerette, ich weiss auch nicht was Muehl und den dicken Bergdeutschen hier immer umtreibt ueber ihr “Nichtthema” dummes Zeug zu schreiben. Die ganze “Debatte” fuehrt doch zu nichts. Viele magische Momente im Leben erlebt man nur mit seinen Kindern. Die Kinder sind immer die Bruecke in die (welche auch immer) Zukunft. Und wer halt keine Kinder haben moechte weil er sie doof findet soll es halt bleiben lassen … und dann zu dem Thema vielleicht auch einfach mal die Klappe halten.
Es gibt so viele schoene Pensionaersthemen (die ja hier auch sonst bis zum Erbrechen behandelt werden).
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Es bleibt doch jedem überlassen, ob er Kinder haben möchte. Und wenn Elern über ihr Elternsein auch froh und glücklich sind und vor allem die ungefragt in die Welt gesetzten Kinder froh und glücklich sind, passt es ja.
Ich verurteile nur diesen missionarischen Eifer, Menschen mit anderem Lebensentwurf missionieren zu wollen oder, noch schlimmer, denNachwuchs als gesamtwirtschaftliche Notwendigkeit darzustellen.
Je nu ...
… gilt auch in die andere Richtung – oder glauben Sie ich wuerde meine Brut aufgrund des dauerenden Gemaekels des dicken Bergdeutschen in die naechstgelegene Babyklappe quetschen? Glauben Sie das? Warum also immer wieder dieses ostentative Kinderhassergedroehne? Ich vermute ja es geht hier etwas um die PI Zahlen, ist ja ein dankbares – weil huebsch polarisierendes Thema. Initial wuerde ich kein Wort ueber mein Brut verlieren, die Kinders sind da und gut.
Eltern, die als Kind geprügelt wurden, haben heute Probleme bei ihren Kindern mit Abgrenzung.
Das fatale Ergebnis ist, dass genau diese Kinder dadurch keine Grenzen gesetzt bekommen. Das sind dann die “nervenden, kreischenden Blagen”, die sich durch Dons Erzählungen rüpeln, weswegen er keine Kinder will (und auch so nicht, darf er ja). Die auf Twitter ihre Familie hochnotpeinlich vorführen undsoweiter.
“Nachdem das, was vor 50 Jahren noch als gute Erziehung gegolten hätte, heute ein Fall für das Jugendamt wäre, bleibt den neuen Vätern auch gar nichts anderes übrig, als auf jedes Problem mit diesen gütigen Ermahnungen zu reagieren, …”
Nein. Väter – und auch Mütter – sollen mit klaren Ansagen und deren glaubwürdiger Umsetzung reagieren. Nennt sich Abgrenzung.
Die beschriebenen Väter (und Mütter, da noch mehr) haben nicht nur Probleme mit Abgrenzung, sondern werden zusätzlich von reaktionären Geistern (solche, die ihr eigenes Geprügeltwerden anders verarbeitet haben, nämlich holla mit Verdrängung …) als Weichei gedisst.
Historisch gesehen: Es wurde in den 50ern und 60ern gedisst und geprügelt, das war der Standard, default-Modus. Und zwar bei so gut wie allen:
https://www.buchjournal.de/520603/
Oh Nachkriegsjugendzeit, oh Kinderglück …, für kein Geld der Welt …
Mit einer Freundin, die sich intensiv mit der Nazi-Zeit auseinander und wieder zusammen gesetzt hat und im Dokumentationszentrum Nürnberg arbeitete, sehe ich das so, dass dies die Folgen der letzten Kriege und des militaristisch-autoritären Zeitgeists der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren:
Die Eltern der 50er und 60er Jahre-Kinder: militarisiert, traumatisiert, mit aggressivem Wortschatz – sowas ließ sich auf seine Kinder los. Es wurde – nun mit christlichen statt mit nationalfaschistischen Werten versehen – munter weiter geprügelt.
Diese geschlagenen Kinder sind heute selbst Eltern und haben große Probleme,
– sich abzugrenzen (lassen ihren Kindern entweder zuviel durch oder schlagen selbst – es gibt bei denen nur schwarz oder weiß, = nur sehr enge Lösungsstrategien …, die, die sie auch gelernt haben, leider)
– große Probleme, ein Selbstwertgefühl zu haben
– manche gelten daher als Weichei
– manche sind nicht nur weich, sondern leiden gleichzeitig unter fast unkontrollierbarer Aggressivität. Wenn nicht physisch, dann verbal.
Wenn ich also heute Sätze höre wie: “Das hat uns damals auch nicht geschadet”, bin ich ganz aufmerksam. Nach des Katers Lebenserfahrung mit Leuten, die so reden, sind das Symptome. Weisen sehr oft darauf hin, dass solche geschlagen wurden und ihre Erfahrungen verharmlosen. Nicht nur verharmlosen, sondern sie quasi auch weiterempfehlen. Da frierts einen unterm Fell.
Wer als Monsieur oder Madame Gnadenlos andere beschimpft, sie würden nur winseln, weist dieser Wortschatz in seiner Häufung für einen gewitzten Kater ebenfalls auf einen gehörigen aggressiven Sinn für autoritäre Züchtigung hin. Welcher ebenfalls nicht von alleine entstanden sein kann.
Auf der FAZ, auch auf deren Blogs, sind mir zuviele von solchen Leuten.
Fast noch schlimmer sind FAZ-Kommentaristen der journalsitischen Artikel der Hauptseite. Ein grauen. Ich würde da nie kommentieren wollen in diesem Haifischbecken der Schreihälse.
Nach denen war früher alles besser, weil man sich “früher nicht so angestellt hat”, nicht “gewinselt” hat. Weil, es hat uns nicht geschadet, nä.
Ein Haufen voller geschädigter Existenzen, die wie auf SPon auch ihren Frust ins Netz bellen.
Das Schlimmste aber ist, dass sie einfach ihre körperlichen und seelischen Prügel nicht reflektieren. Das wäre zumindest ein Anfang. So wie 10 000 Anwälte auf den Meeresgrund gefesselt ein Anfang wären ^^.
Nein, sie verdrängen und projezieren alles auf andere.
Keine sehr friedliche Gesellschaft, keine sehr konstruktive..
Daher kommt es von das, das man beim Lesen diverser Gazetten, gatz, FAZetten das Gefühl hat, der Deutsche im Netz ist permanent unzufrieden.
Ist er auch.
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Dass der Don seine soziologischen Erkenntnisse für diesen seinen Beitrag aus einem kargen Dutzend Tweets herauszieht und diese, plus das derzeitige Familienplanungs-Nichtplanungs-Selbstbekenntnis-Awarenessgehure als pars pro toto hinstellt, ist eine nicht ganz unangreifbare Mischung. Vom Einzelnen auf die Ganzen 100 in 3 Sekunden. Dieser Turbo gefällt nicht.
Viel Wahrheit drin.....
Die Pille danach verhindert schlicht und einfach ein noch grösseres Leid und Unglück, das ist zu begrüssen. Die Welt ist nun nmal leider nicht besser als sie ist.
“Die Eltern der 50er und 60er Jahre-Kinder: militarisiert, traumatisiert, mit aggressivem Wortschatz – sowas ließ sich auf seine Kinder los. Es wurde – nun mit christlichen statt mit nationalfaschistischen Werten versehen – munter weiter geprügelt.
Diese geschlagenen Kinder sind heute selbst Eltern und haben große Probleme…”
Das Lied kann ich mitsingen, aber zumindest kenne ich doch viele, die das kinder in die Welt setzen verboten haben weil sie sich unetr anderen Dingen eben auch dieser “Probleme” bewusst waren
Sehr gefreut hat mich dies zu lesen:
“Auf der FAZ, auch auf deren Blogs, sind mir zuviele von solchen Leuten.
Fast noch schlimmer sind FAZ-Kommentaristen der journalsitischen Artikel der Hauptseite. Ein grauen. Ich würde da nie kommentieren wollen in diesem Haifischbecken der Schreihälse.”
Ergänzen muss man da leider, dass Widerrede stets zensiert wird. Man will ja dem typischen FAZ Konsumenten das Produkt nicht madig machen. (Natürlich lesen auch andere die FAZ…)
Der Kater dankt artig.
Um dann noch einmal mit der Pfote auszuholen:
Das was der Don für Musterväter hält – oderund das, was sich alles für Musterväter hält – sind keine Musterväter. Sondern Väter, die ihr “keine Grenzen setzen” mit Liebe geben verwechseln.
Der Grund der Verwechslung liegt auf der Pfote: Sie wollen, dass Ihre Kinder liebevoller aufwachsen, weil sie selbst mit unnötiger brutaler Härte aufgewachsen sind. Leider schlägt damit das holde Pendel des gut gemeinten Ausgleichs zu sehr auf die andere Seite und sie ziehen “Fratzen” groß, die alles jetzt und gleich wollen (Soziologensprech: sofortige Bedürnfisbefriedigung) und sich damit auch noch für die Höchsten halten.
Ein paar solcher kleinen Monster sind sogar schon Uni-Abgänger und behelligen den Mor mit naturprallen Startup-Ideen und mit einer arroganten Indolenz, die in sich fast schon wieder genial ist …
Doch der Mor würde nie so weit gehen, zu behaupten, alle dieser Kinder seien heutzutage so, nur weil ihm ein paar solcher selbstherrlichen Jung-BWL-Läuse über die Leber gelaufen sind. Es sind nur ein paar. Darauf einen Fernet Branca für die verlauste Leber. Live and let die.
alles ändert sich immer
Ich kann mich nicht zu Prügeleltern äußern,
aber ich stimme generell einer (unwillkürlichen) Weitergabe
von Erziehungsmethoden zu.
Und kann man dies in Stress-Situationen an sich selbst entdecken.
Der gleiche Tonfall wie früher.
Oder das kränkende Schweigen.
Das passiert, man sollte es offen zugeben.
Kinder spüren vor allem (Lebens-)Lügen.
„Koschere“ Regeln lassen sich begründen.
WIDERSPRÜCHLICHES Verhalten ist die Pest.
(dies nicht nur für Kinder)
andere Länder, andere Sitten
Als die Tigerbabies klein waren, hatten wir in Kanada Trudeau. Der zog seine drei Söhne mit Hilfe von Personal alleine auf. Die Söhne nahm er des Öfteren auf Reisen zu anderen Ministerpräsidenten mit.
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Ich wurde damals für drei Wochen von meiner kanadischen Firma zu Dornier Friedrichshafen geschickt, um an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten. Die hatten zu den Zeiten nicht mal eine einzige Frau unter ihren Ingenieuren. Am letzten Tag kam mein Mann, um mich abzuholen. Er stand an der Pforte mit dem 9 Monate alten Tigerbaby im Arm. Das jauchzte: ‘Mama!’. Mein Mann und ich tauschten Aktentasche gegen Baby und weil ich noch mehr Akten in meinem Büro hatte, lief ich mit dem Baby auf dem Arm in die Firma, um sie zu holen. Als ich nach 5 Minuten zurückkam, schnitt mir der Pförtner den Weg ab und brüllte mich an, was ich mir dabei dächte, mit Baby aufs Firmengelände zu gehen. Er wollte mich nicht vorbeilassen, bis er sich anständig ausgemeckert hatte…. andere Länder, andere Sitten!
Werd ich wohl nochmal nachlesen müssen
“Das was der Don für Musterväter hält – oderund das, was sich alles für Musterväter hält – sind keine Musterväter. Sondern Väter, die ihr “keine Grenzen setzen” mit Liebe geben verwechseln.”
Da werd ich wohl noch mal nachlesen müssen, so hatte ich Don eigentlich nicht verstanden….
Habs nochmal gelesen und ich glaube das Missverständnis liegt auf ihrer Seite. Er scheint lediglich zu sagen, dass sich solche Väter selber für Musterväter halten….
aber vielleicht lieg ich ja falsch, weil ich das so sehe. Normalerweies fällt es mir sofort auf wenn er mal Unsinn schreibt, da es ja krasse Ausnahmen sind.
Ich les da eigentlich nur, dass es keine allzu gute Idee ist Kinder in die Welt zu setzen und einer der Gründe ist nun mal, dass die allermeisten Eltern für ihren Job auf krasseste Weise ungeeignet sind. Und jeder darf sich da getrost auch selber mit meinen…. Don scheint vom Verhalten jener heutigen “normalen” Kinder eben auf die Väter (Eltern) zu schliessen und seine Schlüsse scheinen mir korrekt.
[…] Inntal nach Kufstein gefahren sind, um sich in der Bohne Tirols den Himbeertopfenstrudel und den himbeertopfenstrudelblonden Nachwuchs der dortigen Habsburg-Manufaktur-Träger anzuschauen, dann kamen sie auch an diesen absurden […]
[…] Gefahreneinschätzung? Lernen Kinder heute eher bei GTA und Assassin`s Creed, während Eltern, Gesellschaft und Fürsorgeindustrie überlegen, wie man noch mehr Risiken ausschaltet. In Bayern zum Beispiel sind Mobiltelefone an Schulen verboten, aber würde man versuchen, das Verbot durchzusetzen, hätte man es mit einem Aufstand der Eltern zu tun, deren Kinder immer erreichbar sein müssen, wenn etwa ein Erdbeben, eine Tsunami oder eine Freistunde des Weges kommt. Was an Sicherheitstechnologie da ist, wird genutzt: Der SUV. Die teure Funktionskleidung. Die vollgefederten Räder. Der tägliche Verkehrszusammenbruch vor der Schule, weil die Kinder nur im Auto der Eltern wirklich sicher sind. Die Helme. Kindgerechte Möbel ohne Kanten. Es muss nur irgendwie sicherer ein, und es wird gekauft. Sogar ich mache mit. Ich bin nach Südfrankreich ohne Helm und Handy geradelt, und jetzt kehre ich um und bin vermutlich der einzige Mensch am See, der kein Mobiltelefon dabei hat. Die Frage, was ich sagen würde, wenn heute der 17-jährige Sohn vom V. mit einem alten Rennrad, den damaligen Bremsen und ohne jede Verbindung nach Südfrankreich fahren würde, und dazu seinen Segen bekäme – diese Frage ist nicht wirklich angenehm. […]