Deus ex Machina

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Über Gott und die WWWelt

Der Franz-Josef-Memorial-Preis für Hans-Peter Friedrich

Hochwürden, erlauchte Herrschaften, liebe Gäste,

die Jury des F.A.Z.-Blogs „Deus ex Machina“ freut sich, Ihnen den diesjährigen Träger des Franz-Josef-Memorial-Preises für durchschlagende politische Internetkommunikation mit Viraleffekt vorstellen zu dürfen – und zwar vorzeitig, wei bessah konns nimma weahn. In Zeiten, da Politiker jedes Wort abwägen, als sei es weniger als ein Gramm Chrystal Meth, ist es von besonderer Bedeutung, wenn manche unbeirrt und fern aller falscher Rücksicht weiter Aussagen für die Ewigkeit schmieden. Und wo wäre das leichter als im heissglühenden Feuer der Esse “Twitter“, wo die Zeichenbegrenzung das unwerte Metall der Differenzierung austreibt, und der unbeugsame Wille zur Aufmerksamkeit die Funken der bösartigen Intelligenz aufstieben lässt.

Wir alle erinnern uns liebevoll an die Freundlichkeiten des Vaters des Bayerischen Vaterlandes und führenden Mitglieds im Verein für deutliche Aussprache Franz-Josef Strauss, der leider Twitter nicht mehr kennenlernen durfte, das fraglos sein Lieblingsmedium geworden wäre: “Lieber ein kalter Krieger als ein warmer Bruder“ hätte auch heute noch für unbegrenzte Erregung gesorgt, obwohl Volker Beck auf Twitter mittlerweile verstummt ist. “Dieser auf dem Pegasus dahertrabende deutsche Oberdichter“, geprägt für Günter Grass, würde auch heute noch jenes Volk der Kulturschaffenden in Wallung bringen, das Frau Merkel die Verehrung erweist. Und “er ist ein Filzpantoffel-Politiker, das sage ich ihm auch selber“ in Richtung Helmut Kohl hat jene schonungslose Offenheit, die wir uns sehnlichst erhoffen, besonders weil dann selbst wenn der Pressesprecher aus dem Fenster springt.

Und gerade jetzt, da wir angesichts des auszuhandelnden Türkentributs von Brüssel an ihn denken mussten, der er noch sagte:

Die CDU/CSU ist nicht bereit, eine Politik zu unterstützen, die uns zu Vorgartenzwergen in der Landschaft der Breschnew-Doktrin macht

Gerade jetzt also, da wir fast bereit wären, die politischen Vorgartenzwerge, was sage ich, Haremsvorgarteneunuchen von Erdogan zu werden, stellt sich nun Hans-Peter Friedrich vom Wahlkreis Hof-Wunsiedel an der Zonengrenze zum Warschauer Pakt hin, und sagt, was er als Mitglied der Regierungskoalition und stellvertretender CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender so denkt. Denkt in Bezug auf die SPD-Generalsekretärin Barley, die zu Protokoll gab, Merkel wäre angesichts der Konflikte in der Union eher im Team der SPD:

friiedrich

Wer erinnert sich da nicht sofort an das unsterbliche Wort des grossen Parteichefs und Landesvaters, der seinerzeit noch sagte:

Was wir hier in diesem Land brauchen, sind mutige Bürger, die die roten Ratten dorthin jagen, wo sie hingehören – in ihre Löcher.

Ganz so weit wie Strauss mit seinen Todfeinden ist Friedrich mit seinen Fraktionsfreunden nicht gegangen, aber von Strauss stammt ja auch das Diktum “Feind – Todfeind – Parteifreund“, was uns nun überdeutlich geworden ist.

Natürlich schlug Friedrichs Einlassung bei Twitter ein wie Bombe, natürlich richten sich nun, da die Kanzlerin im fernen Brüssel Haus und Hof verspielt, alle Augen auf ihn, und wie schon in den Zeiten von Strauss herrscht namenloses Entsetzen bei der Schwesterpartei, die sogleich leichtmatrosig aus dem berlinpreussischen Abgeordnetenhaus zu wehklagen beginnt:

ffriedrichb

So geht ehrliche Politik in Zeiten von Twitter. Der Umstand, dass Friedrich diese Aussage nach weniger als einer Woche im Umgang mit seinem brandneuen Account gelungen ist, ist für uns der Anlass, ihm neben dem Franz-Josef-Memorial-Preis auch die Schärpe mit gekreuzten Ratten und Schmeissfliegen für den unterhaltsamsten Newcomer zu verleihen. Wir wünschen ihm von ganzem Herzen, dass er der Berliner Republik als erfrischender Kommentator so erhalten bleiben möchte, wie der Patron unseres Preises es der Bonner Republik war..

Also, sollte er sein loses Fingerwerk im Zeitalter von Frau Merkel politisch bis Montag überleben, meine ich