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Banken im Stress

| 27 Lesermeinungen

... eigentlich ein dröges Thema, aber seit der Finanzkrise in aller Munde. Was sind Stresstests? Und wozu sind sie nützlich? Wenn überhaupt?

… eigentlich ein dröges Thema, aber seit der Finanzkrise in aller Munde. Was sind Stresstests? Und wozu sind sie nützlich? Wenn überhaupt?

Viele Worte wurden bereits über das Eigenkapital der Banken und dessen immense Bedeutung verloren. Was vor zwei Jahren noch ein ausgeprägtes Spezialgebiet für wenige Experten war, ist heute Allgemeingut jeder Provinztageszeitung. Geradezu inflationär wurde der Gebrauch während der Hochphase der Finanzkrise mit all den Bankpleiten und täglich neuen Skandalen, und gerade aktuell stellt sich allenthalben die Frage: wenn doch der Stresstest im Sommer bestanden wurde, wie kann es jetzt wieder so tiefschwarz aussehen in der Bankenwelt?

Auch wenn das Thema in den letzten zwei Jahren entschieden an Glamour gewonnen hat, und das obskure Fachwissen dazu plötzlich gefragter denn je auf dem Arbeitsmarkt ist: im Grunde genommen ist es immer noch eine dröge Materie. Von Gesetzes wegen sind Banken überall auf der Welt verpflichtet, für jeden verliehenen Betrag einen bestimmten Prozentsatz an Kapital vorzuhalten, den sie sicher anlegen müssen, zu Teilen bei der eigenen Zentralbank. Die Ermittlung des notwendigen Eigenkapital ist unendlich kompliziert. Verschiedene Arten von Geldleihe werden nach Art, Laufzeit und Schuldnerqualität mit Prozentgewichten (meist kleiner 100 %) versehen, und am Ende muss die Summe der gewichteten, ausstehenden Positionen dem Eigenkapital entsprechen. Das ist die einfache Variante. Komplizierter geht natürlich auch, aber damit mögen sich die Experten befassen.

Der Zwang zur Eigenkapitalunterlegung begrenzt die Möglichkeit, Geld zu verleihen und schafft einen Puffer für plötzliche Verluste. Die Kernfrage ist: was hält der Puffer aus?

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Das ist zugegebenermaßen keine triviale Turnübung. Zuerst muß das Portfolio aller Vermögensgegenstände und Schulden einer Bank aufgestellt werden. Für jeden einzelnen Kredit muß geschätzt werden, mit welcher Wahrscheinlichkeit der Schuldner nicht zahlt, wieviel zu diesem Zeitpunkt von dem Kredit noch aussteht, und wieviel davon er im Falle eines Ausfalls möglicherweise doch noch zurückzahlen wird. Diese Zahlen kann heute niemand wissen. Es sei denn, man setzte all sein Vertrauen in Glaskugeln oder Sternguckerei – und folglich muß man auf Basis historischer Daten schätzen. Die Schätzung wird natürlich immer besser, je mehr Erfahrung und je bessere Daten aus der Vergangenheit verfügbar sind – aber es bleibt eine Schätzung.

Immerhin kann man daraus allerdings ableiten, mit welcher Wahrscheinlichkeit bestimmte Verluste eintreten werden, wobei kleine Verluste wahrscheinlicher sind als große. Für jeden einzelnen Kredit ist daher eine Verteilungsfunktion bestimmbar, die angibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit welcher Verlust eintreten könnte. Dem zugrunde liegen etliche Annahmen über die Zahlungswilligkeit und -fähigkeit des Kreditnehmers, welche statistischen Verteilungen bestimmte Risikogrößen angemessen widerspiegeln, wie bestimmte Größen miteinander zusammenhängen und andere Dinge, die sich nur noch mit mathematischem Fachvokabular ausdrücken lassen.

Auftritt des Committe of European Banking Supervisors, das per allerhöchstem Dekret der Europäischen Union den Stresstest für ausgewählte Großbanken verordnete, woraufhin im Sommer 2010 die Wirtschaftsprüfer und Bankaufseher in Frankfurt, respektive Bonn, ausrückten und zur Tat schritten. Zwecks Prüfung der Widerstandskraft der diversen Banken wurde geschätzt (!), wie sich die Banken bei unterschiedlichen Entwicklungen der Wirtschaftslage schlagen würden, und natürlich – sonst wäre es die Übung ja nicht wert, erwarten uns gemäß dieser hypothetischen Szenarien düstere Zeiten.

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Auf der Liste der Schrecken standen Verlangsamung des BIP Wachstums, Abwertung des Euro und Veränderungen des Zinsniveaus. Wie sehr es allerdings ein „extremes Szenario” ist, eine Abwertung des Euro anzunehmen, wie wir sie bereits im Mai erlebt haben, läßt sich schon hinterfragen. Auch die Minderung des BIP-Wachstums im schlimmen Fall (siehe Bild) bleibt immerhin deutlich hinter dem schwarzen Jahr 2009 zurück. Naiverweise könnte man meinen, daß die reale, aktuelle Situation (wie sie sich Anfang des Jahres präsentierte) nicht unbedingt geeignet ist, eine schlimmere Zukunft zu simulieren. Obendrein krankte das Konzept daran, daß das Committee zwar zwei Szenarien (ein gutes, ein schlechtes) vorgab – diese Szenarien jedoch für jedes Land und jede Bank individuell in Risikoparameter übersetzt werden mußten, mit komplizierteren Methoden für komplexe Banken, und einfacheren Ansätzen für kleinere Institute.

Im Alltagsbetrieb rechnet jede größere Bank regelmäßig aus, wie groß ihre Risiken unter Berücksichtigung der absehbaren und ferneren Zukunft sind. Dabei verhält  es sich mit der Wirtschaftsvorhersage wie mit dem Wetter: je länger der Planungshorizont, desto unsicherer die Prognose. Mit vernünftigen, moderaten Mittelwerten geht man selten fehl, wenigstens kann einem aber später niemand Vorwürfe machen. Statt nun aber die erwarteten Ausfallwahrscheinlichkeiten und -beträge mit moderaten Annahmen zu errechnen, wird beim Stresstest mit schlimmen Extremannahmen gerechnet. Was sich simpel anhört ist in der Realität hochkompliziert, weil im Laufe des Prozesses Annahme auf Annahme, Schätzung auf Schätzung und Wahrscheinlichkeit auf Wahrscheinlichkeit gehäuft werden.

Was passiert, wenn die Konjunktur einbricht, und mit welcher Wahrscheinlichkeit wird die Konjunktur um eins, zwei, oder drei Prozent nachlassen, und mit welcher Wahrscheinlichkeit führt das zu einer Euro-Abwertung und zu Verschiebungen der Zinskurven? Fragen über Fragen und keine Antworten, nur Schätzungen. Fast könnte man fragen, wie groß der Unterschied zu einem morgendlichen „Ich schätze, daß ich so gegen sieben Uhr von der Arbeit heimkomme, Schatz” ist.

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Was nicht heißen soll, daß Stresstests nicht informativ sein können. Sie sind seit Jahren auf Ebene ganzer Banksysteme essentieller Bestandteil der Arbeit des Internationalen Währungsfonds, sie gehören zu jeder vernünftigen Risikosteuerung in Banken und haben durchaus ihre Berechtigung. Wer morgens intuitiv seine Heimkehrzeit schätzt, weiß ja auch aus langer Erfahrung um seine Arbeitsbelastung, die Kollegen, die Gewohnheiten jedes Werktags. Ebenso beruhen auch statistische Schätzungen auf Erfahrungswerten, allerdings solchen, die in 0 und 1 gefasst in einer Datenbank liegen. Der Stresstest sagt also, mit einem gewissen Unsicherheitsabschlag, durchaus etwas darüber aus, wie widerstandsfähig Banken gegenüber bestimmten Schocks sind.

Schon im Sommer 2010 jammerten die Banken über allerlei Ungerechtigkeiten und Ungleichbehandlungen, schon vor Monaten fragten kritische Geister, ob das EU-weite Stresstesting nicht nur Kosmetik zur Beruhigung der Massen und Medien sei? Ob die Szenarien nicht allzu milde und harmlos gewählt seien? Auch kann man sich fragen, ob es nach all dem Gerede über systemische Bankrisiken und Interdependenzen besonders schlau war, die Tests für einzelne Banken durchzuführen – dann aber dem gesamten Bankensystem in der Zusammenfassung doch „strong resilience” zu unterstellen.

Da stehen wir also nun und betrachten mit Verwunderung, daß die Realität sich anders entwickelt hat als wir dachten, die Probleme anders als erwartet aussehen und die Ergebnisse leider auch. Man sollte Risikomodellen nicht grundsätzlich mißtrauen – wohl aber den Experten, die daraus Wahrheiten in Stein meißeln wollen, die auf tönernen Füßen stehen.


27 Lesermeinungen

  1. mh sagt:

    "und gerade aktuell stellt...
    “und gerade aktuell stellt sich allenthalben die Frage: wenn doch der Stresstest im Sommer bestanden wurde, wie kann es jetzt wieder so tiefschwarz aussehen in der Bankenwelt?”
    das problem ist ja nicht wirklich, dass die banken nun plötzlich so viel zeugs abschreiben müssen, von dem auch per stresstest keiner annahm, dass es dazu kommt, sondern dass der interbankenmarkt weiterhin nicht funktioniert. sprich ist eine bank in portugal oder irland oder spanien etc., dann bekommt sie von ausländischen instituten kein geld und wird zur zeit nur noch von der EZB am leben erhalten.
    das ist nicht erst seit ein paar wochen so, sondern seit anbeginn der krise .. genau das deckt der stresstest aber nicht ab und europäischer ebene wird atm darum gekämpft, wer für dieses vertrauensproblem aufkommt.
    kurz gesagt: die ezb hat keinen bock mehr die institute zu refinanzieren. also müssten die staaten einspringen, die aber selber per staatsdefizit an die wand gedrückt sind. der europäische rettungsfonds wird, wie sehr gut an irland zu sehen ist, nun dazu benutzt um das problem zu lösen. damit verschiebt sich das generelle problem von der ezb hin zu den staaten europas und senkt unsere bonität. unseren, also auch die deutschlands, denn wir begeben uns damit in die spekulative investmentebene.
    solange dann staaten wie griechen und irland überleben, kassieren wir dafür auch noch gute zinsen. da wäre der euro-bonds, der ja auch nicht mehr als eine bürgschaft ist, wesentlich besser geeignet, da er den betroffenen staaten eine geringere zinslast beschert.
    portugal wird definitiv folgen im nächsten jahr. atm verkauft keiner mehr seine anleihen damit die verluste nicht zum jahresende hin realisiert werden. das thema wird uns also weiter beschäftigen.
    nur der grund, den halte ich für absolut bescheuert und alle daraus folgenden probleme sind der ezb und ihrem handlen anzulasten .. dabei kommt sie aus der finanzierung nicht mal mehr raus, da sie nun halt staatsanleihen kaufen muss. auch wenn sie zunächst das geld wieder dem markt entzieht .. sie pumpt es an anderer stelle wieder rein. das ist eine milchmädchenrechnung.
    mfg
    mh

  2. muscat sagt:

    240 km/h auf der Autobahn; was...
    240 km/h auf der Autobahn; was interessiert da der Blick durch die Frontscheibe, wenn man doch den Rückspiegel hat…

  3. mh, die Refinanzierung von...
    mh, die Refinanzierung von Geschäftsbanken ist eine der Kerntätigkeiten einer Zentralbank und eine ganze Reihe Staaten ist bereits eingesprungen – die Frage ist nur, wie lange die schwächeren Staaten ihre Unterstützung aufrecht erhalten können. Meiner Meinung nach geht es im Moment eher um Staaten, die den Müll in den Bankbilanzen nicht mehr mittragen können und außerdem ohnehin schon Haushaltsprobleme haben. So gesehen war mein Eröffnungssatz natürlich schräg.
    .
    muscat, man könnte auch sagen: alle beschwören das Licht am Ende des Tunnels und ignorieren beharrlich den Lärm des entgegenkommenden Zuges.

  4. mh sagt:

    ähm es ist dann die aufgabe,...
    ähm es ist dann die aufgabe, wenn die refinanzierung auf normalem wege erfolgt. d.h. es werden z.b. staatsanleihen hinterlegt und dafür gibt es geld von der ezb. alles darüber hinaus, läuft über den interbankenmarkt .. sprich ich gebe schrott raus und bekomme dafür meine kredite. das ist der hebel, mit die banken die gewinne über das “normalmaß” hinaussteigern und genau dieses geschäft, hat die ezb in den peripheriestaaten mittlerweile übernommen, weil die banken anderer staaten das aus risikogründen nicht mehr übernehmen .. damit würde, wenn die ezb es nicht übernehmen täte, für eine menge an geschäften die refinanzierung fehlen. die banken wären platt.
    in portugal ist es bspw. so, dass diese finanzierungen fast ausschliesslich über ausländische institute lief. alles weggebrochen. und die ezb will sich von diesen finanzierungen nun lösen, siehe oben.
    mfg
    mh

  5. Kalchas sagt:

    Dieses System, also unser...
    Dieses System, also unser Wirtschaftssystem, lebt nicht von irgendwelchen Stresstests mit vorherbestimmten Ergebnissen, sondern vom Vertrauen. Das war beim Start in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts da und ist jetzt verbraucht. Warum das so ist, ist ja nicht schwer herauszukriegen: Lesen Sie diese Woche die Artikel über Herrn Nonnenmacher (Ist das nicht ein schöner Name?) und nächste Woche die über einen anderen seiner Klasse.
    Gruß K

  6. mh, ich verstehe schon, was...
    mh, ich verstehe schon, was Sie meinen – nicht die Refinanzierung ist das Problem, sondern der Umfang. Wobei nicht jedes Wertpapier am Interbankenmarkt Schrott ist und der Interbankenmarkt auch nicht unnormal, oder unnormale Geldschöpfung mit sich bringt – das System ist vielmehr genau so gebaut worden.
    In der Schlußfolgerung haben Sie natürlich recht: die EZB springt bei Geschäften ein, die normalerweise die Banken unter sich ausmachen würden, und das funktioniert nicht unbegrenzt.
    .
    Kalchas, natürlich ist das verlorene Vertrauen der Bevölkerung in ihre wirtschaftlichen und politischen Eliten ein Problem (und auch darüber diskutiere ich gerne, ich diskutiere über alles gerne). Mit dem Zusammenbruch des Bankensystems hat das aber nicht so viel zu tun: wie mh beschrieben hat, fehlt es an Vertrauen der Banken und Banker untereinander, weil alle wissen, wie wackelig die Situation ist und Angst vor der ungewissen Zukunft haben.

  7. mh sagt:

    unabhängig der abgrenzenden...
    unabhängig der abgrenzenden und situationsverdeutlichenden begrifflichkeiten, war die schlussfolgerung eine andere. nämlich dass es theoretisch unbegrenzt ginge, die ezb diese, bisher für sie interne, problematik durch das abwälzen nach außen, auf die staaten, aber zu einem europäischen und staatsfinanzproblem macht und damit einen großteil der eurokrise erst ermöglichte.
    der sinnvolle weg wäre gewesen, dass die ezb a) weiter refinanziert und die banken ihre problemkinder stück für stück abbauen und sich selbst so entweder gesundschrumpfen oder zu einer verträglicheren rettungsgröße, dieman dann c) über eurobonds auffangen könnte, die ja nicht nur eine allgemeine haftung ermöglichen sondern vor allem niedrigere zinsen mit sich bringen als das, was wir als deutschland von den geretteten kassieren. va aber erhöhen sie den druck auf die staaten endlcih die bankenregulierung europaweit anzugehen.
    griechenland war bisher das einzige land, welches wirklich ein staatsfinanzprolem hatte und das war ob seiner gesamtstruktur (einnahmenseitig, bei gleiochzeitigem sparen) lösbar, va im europäischen rahmen.
    irland, portugal und auch spanien hingegen, haben ein bankenproblem. und das ist in der form, wie es zur zeit angegangen wird, nicht lösbar.
    mfg
    mh

  8. Linksfahrer sagt:

    "Die Baufirmen konnten ihre...
    “Die Baufirmen konnten ihre Kredite an die irischen Banken nicht zurückzahlen, und die wiederum konnten ihre Schulden nicht bei den internationalen Banken begleichen. Pech, sollte man meinen: Man hat spekuliert und verloren. So ist das nun mal im Kasinokapitalismus. Doch dieser Begriff ist irreführend: Wenn man im Spielkasino sein Geld verzockt, ist es futsch, denn der Glücksspieler hat im Gegensatz zu den internationalen Banken keine EU im Rücken.” (aus der heutigen taz).

  9. mh, die Problemlage ist...
    mh, die Problemlage ist komplex und ich bin sicher, wir werden noch manche Überraschung erleben. Unabhängig von Begrifflichkeiten und Abgrenzungsfrage, hehe.
    .
    Linksfahrer, ich bin wirtschaftswissenschaftlich indoktriniert genug, das Anreizproblem der Rettungsschirme (und die Folgen für zukünftiges Handeln) zu sehen – und trotzdem glaube ich, daß es ohne staatliches Eingreifen und Stabilisierung auch noch schlimmer hätte kommen können – das werden wir nie wissen. All die Schlaumeier jedoch, die die Stabilisierung verurteilen, ohne zu wissen, wie die alternativen Szenarien ausgesehen hätten, sehe ich eher kritisch.
    Was nicht heißt, daß man die Rettung nicht anders hätte aufziehen sollen, vor allem mit mehr Kosten und Pflichten für Bankmanager. Und vernünftigen Exit-Strategien jenseits der Aussitzen-Taktik.

  10. Sophia Amalie Antoinette...
    Sophia Amalie Antoinette Infinitesimalia@: Sehr verehrte Dame, die Esperanca und die Realitaet seynd zwey sonderliche Schuh: Der Eyn wollt nit wohin der Ander. So möget Ihr in historiam genugsam Exemplum finden warumb der obig vermeldt ausgespreutzt Umbrella allerorten als nit fuer mit genugsam protectio construieret befunden:
    https://de.wikipedia.org/wiki/John_Law

  11. Warum reden eigentlich alle um...
    Warum reden eigentlich alle um den heissen Brei? Als jemand der dem Finanzsektor seit Jahrzehnten beigewohnt hat, ist es mir immer mehr aufgefallen, dass das eigentliche Gut, welches dem Wertpapier zugrunde liegt immer weniger beachtet wird. Es werden unglaublich komplizierte mathematische Risikoberechnungen angestellt und seit langem wird schon übersehen das wir sogar längst Wertpapiere handeln die ihrerseits auf Wertpapiere aufsetzen, die ihrerseits usw usw irgendwann kommt dann einer und fragt, äh sorry aber wo ist eigentlich die dazugehöhrige Ware? Also im Fall der Hypothekenkriese das Haus/Objekt? Dann setzt meist die große Stille ein! Wer trägt für diese Schlamperei eigentlich die Verantwortung? Ex-Bundeskanzler H. Schmidt sagte neulich auf die Frage wie man Corporate-Responsebility vor 40 Jahren genannt hat? Antwort:”Das brauchten wir nicht, dass waren alle anständige Jungs” Gehen Sie mal heute zu einer Unternehmungsberatung oder zu einer Investmentbank und erzählen denen, dass sie sich mal das Gewerbeobjekt Vorort ansehen wollen und bei der Gelegenheit auch mal Leasing/Mietverträge und die dazugehöhrigen Marktkonzepte sehen wollen, die erklären sie für bekloppt. Die können zwar mit unglaublich komplizierten angelsächsischen Begriffen jonglieren aber das ihr Großmieter für ihr Millionenprojekt keinerlei Bonität aufweist bügeln die ihnen glatt mit einer mathematischen Wahrscheinlichkeitsberechung aus dem Raum, das sie nur noch verwundert dreinschauen lässt. Mein Appell: hört auf es weiter zu komplizieren, das dient nur der Verschleierung, findet zurück zur soliden Finanzarbeit. Dann ist ein Vorstand oder Aufsichtrat auch wieder in der Lage seinen Aufgaben nachzukommen. Alles andere ist für Zocker, doch Vorsicht beim Zocken gibt es immer einen der Verliert.

  12. El_Diel sagt:

    Vor etwas mehr als zwei Jahren...
    Vor etwas mehr als zwei Jahren stieg ich ein Taxi. Der Fahrer hieß Lehman und sagte: “Gib mir 100 Euro und ich fahr dich überall hin”. Noch bevor er sich davon überzeugte, dass ich 100 Euro bei mir habe, brauste er in einem Höllentempo los. Ohne mich zu fragen, wo ich denn hin wollte. Mir wurde ganz übel davon und nach einigen Kilometern krachte das Taxi gegen einen Baum. Wie ich das überleben konnte, ist mir heute noch nicht klar.
    .
    Jedenfalls traf die Ambulanz mit einiger Verspätung ein und Herr Lehman sah nicht gut aus. Er starb dann dort, vor Ort. In der Folgezeit kam man auf die Idee, alle Taxifahrer einer Prüfung zu unterziehen und ordnete an, sie müssten einen Seh- und einen Persönlichkeitstest absolvieren. Ich wurde als Ehrengast geladen, war ich doch ein Opfer dieser waghalsigen Taxifahrerschaft.
    .
    Wir versammelten uns nun alle in einem schicken, großen Krankenhaus und da waren viele Ärzte und die fragten einen jeden Taxifahrer: “Können Sie mich sehen?” und “Geht es Ihnen gut?”. Ich fragte mich noch, ob das ausgereicht habe, als ich in der nächsten Woche am Montagmorgen meine Zeitung neben mein Frühstücksbrot legte. Und da sah ich auf der Titelseite die Schlagzeile: Taxifahrer trotz Stresstest gegen Hauswand gefahren.
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    Olala, dachte ich, hätten die Herren Doktoren nicht etwas genauer hinschauen sollen? Ich fahre jetzt lieber mit dem Rad. Das ist billiger und falls ich mir mal einen Kratzer oder blauen Fleck einhandele, weiß ich wenigstens, dass ich das selbst verschuldet habe.

  13. Edler v. Carfuncelsteyn, wie...
    Edler v. Carfuncelsteyn, wie schön zu sehen, daß es immer noch schlimmer geht. Das ist noch mal eine Nummer doller, finde ich.
    .
    Dietrich-Ulespegel, ja so ist das leider. Ich hasse es, Kulturpessimismus zu verbreiten, aber wenn ich anschaue, was gemeinhin als “die junge Wirtschaftselite” bezeichnet wird, gruselt es mich. Null gesellschaftliche Verantwortung, und von den passenden Eliteunis so indoktriniert, daß ihnen Ideen jenseits der dort unterrichteten Gedankenwelt gar nicht kommen.

  14. El_Diel, das ist ein schönes...
    El_Diel, das ist ein schönes Märchen für fast den dritten Advent. Leider kann ich die Parallelen mit der Realität nicht völlig ignorieren. Allerdings: das mit dem Fahrradfahren hilft doch auch nur begrenzt, Sie sind ja immer noch Verkehrsteilnehmer… nicht?

  15. Sophia Amalie Antoinette...
    Sophia Amalie Antoinette Infinitesimalia@: Für Ewr Liebden hochhertzige Message sey meyn allertiefst affectioniertes Sentiment ausgsprochen. Die Moritat vom hochmögenden Staatsbankrotteur John Law hat ja dero nit minder rühmblich Parallelactio des schottischen Darien-Projectes als Mère aller newern Staatsbleyten
    zum Vorzeygn ond Nachahmenswerte Demonstratio ghabt. Hat auch sintemalen zur gloriosen Folg die Schaffung des Vereinigten Königreiches von Großbrittania geboren, was, wie allseyts bekannt zu mehrern & weytern Adventuren der Weltgeschicht mit mediokrem Endt hinführete.
    ..
    Als Moral von der obgemeldten Moritat sey anhiero vermercket: Der Narretey hats bis auff onser Tag hin, gar niemalen ein rühmblich-wohlfeil Endt ghabt, umb dem Civis seyn, locker im Säckel getragen ond vom Maul abgspartes Monnaye findt sich immer eyn wunderlich anzusehender Hiatus in der Oeconomia, in dem es schlurppdiwupps ohn Wiederkunfft, verschwindt.
    Ewrer Liebden in steter unterthänigster Servitut verbleybender E. v. C.
    (Honorarconsularius S.M. Großschahs von Persia)
    https://de.wikipedia.org/wiki/Dari%C3%A9n-Projekt

  16. El_Diel sagt:

    Liebe Sophie, die...
    Liebe Sophie, die Fahrradmetapher unterlege ich gern mit einer weiteren. Man könnte, wenn all die Spieler panisch aus dem Casino flüchten, sich unter denselben befinden und niedergetrampelt werden als selbst Flüchtender. Man könnte aber auch, als Kollateralschaden, niedergetrampelt werden, weil man bloß zur falschen Zeit am richtigen Casino vorbeiging. Oder so ähnlich.
    .
    Am Verkehr nicht teilzunehmen, ist bekanntermaßen nicht möglich. Sich etwas zurückzunehmen dagegen schon, auch wenn man dann unter die Räder kommt, wenn alles den Bach runtergeht; wie der Einsiedler auf dem Baume stirbt, wenn der letzte Baum stirbt.
    .
    Wer wollte denn so einsam sein, dass er/sie sich nicht einmal mehr am Geldkreislauf beteiligte? Ich wünsche Ihnen einen schönen Adventsnachmittag an dem Ort, an welchem Sie den verbringen!

  17. Arabella sagt:

    @ Edler v. Carfuncelsteyn:...
    @ Edler v. Carfuncelsteyn: Nö.

  18. Arabella@:?????Zu Teutsch: Wie...
    Arabella@:?????Zu Teutsch: Wie meynen?

  19. Edler v. Carfuncelsteyn, ich...
    Edler v. Carfuncelsteyn, ich denke, wir werden dieses Mal eher den Zerfall als die Geburt von Staaten erleben – in jedem Fall erwarten uns aufregende Zeiten.
    .
    El_Diel, es wäre auch irgendwie langweilig, so ganz ohne Teilnahme an den aktuellen Ereignissen. Wo kämen wir denn dahin, wenn alle zur Subsistenzwirtschaft zurückkehren würden?

  20. Sophia Amalie Antoinette...
    Sophia Amalie Antoinette Infinitesimalia@:
    La Division de la royaume du belge en deux parties, actuellement, n`est ce pas?
    Chère Madame, ein Theil an la belle France, also die Wallonie und der ander Theil vielleicht wieder wie früher an Spanisch-Österreich mit einer schönen Infantin als Statthalterin in Bruxelles? Helas, wie wärs mit Ihnen?
    Im Ernst, es wird in der That aufregend, wenn im Casino die Karten neu ausgegeben werdn. Mal sehn was sticht: Bube oder Dame?
    Mit devoter Verbeugung, (fast) immer Ihr E. v. C.

  21. Edler v. Carfuncelsteyn, und...
    Edler v. Carfuncelsteyn, und wenn das so weitergeht, gehören uns demnächst auch Irland und Griechenland. Und ja, mehr Royalität wäre ja auch nicht schlecht, dann kann man wenigstens mal was in der Gala lesen.

  22. @Arabella: So, so. Der Edele...
    @Arabella: So, so. Der Edele und die Sophia wuerden gern bei der Steuerung des Supertankers mitreden…
    Welcome, im Land der Fussballnationaltrainer.
    Und war da nicht ein Fugger, der Schuldbriefe zu Asche werden liess¿?
    (Oberhalb des Storfjords liess es sich auch gut ueber Kreuzfahrtschiffe diskutieren).

  23. LEARNING FROM LAS VEAGAS, wir...
    LEARNING FROM LAS VEAGAS, wir lassen gerade Geld zu Asche werden, das ist noch besser.

  24. LEARNING FROM LAS VEAGAS@:...
    LEARNING FROM LAS VEAGAS@: Aber nein, lieber ein Abgang nach Art der celebren Caricatur im Punch après la demission du Msr. de Bismarck ;-)
    Nach den verbrannten Schuldbrieflein der Fuggerey ward Spanien einhundert Jährlein später so um 1650 herum trotzdem bleyte, das sieglo d`oro entschwunden.

    Sophia Amalie Antoinette Infinitesimalia@: Madame, man muß sich nur zieren können, bis der Ruf nach Ihnen unwiderstehlich durch alle Gässlein schallet. Wo Ihre werte Person weylet, wird fürderhin alle Courant blass aussehen.

  25. Edler v. Carfuncelsteyn, ich...
    Edler v. Carfuncelsteyn, ich erröte vor Verlegenheit und danke untertänigst!

  26. So ich mich richtig erinnere,...
    So ich mich richtig erinnere, hatte dann die grosszuegige Enteignung auch von kirchlichem Besitz die Staatspleite beendet. Motto: wenn der Staat pleite ist, muss ja irgendwer auch daran verdient haben.
    .
    Gotik: Die Kunst der Barabaren.(ursp. Definition)
    Die Ostgoten (Vandalen) haben sich vertreiben lassen und sind bis nach Sardinien, nicht ohne zu erkennen, tunlichst Ruinen zu hinterlassen.
    Die Westgoten sind auch dahin, wo es schoen ist: Iberische Halbinsel.
    .
    Ich finde dieses Ost-West-Thema ermuedent.
    (KGB: Gutes Essen, schlechte Bezahlung; CIA: Schlechtes Essen, gute Bezahlung)
    Ich bekomme schon bei dem Begriff “Berliner Testament” Hitzewallungen.

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