Je mehr Denkarbeit wir an Computer, Smartphones und Navis delegieren, desto mehr drohe uns die Verblödung, warnt der Hirnforscher Manfred Spitzer. Doch seine bewahrpädagogischen Abwehr-Rezepte riechen reichlich weltfremd.
Ich hatte früher mal ein ziemlich passables Gedächtnis für Telefonnummern. Freunde, Verwandte, Auftraggeber, wichtige Ansprechpartner in der Branche und Informanten – die meisten der von mir halbwegs regelmäßig angerufenen Nummern wußte ich auswendig. Wie mir diese Fähigkeit über die Jahre allmählich abhanden kam, kann ich gar nicht genau sagen. Dass viele Anschlüsse inzwischen im Handy-Adressbuch anrufbereit abgespeichert sind, trägt sicher dazu bei. Überhaupt telefoniert man auch gar nicht mehr so viel wie früher, vieles lässt sich per Mail oder Instant Messaging regeln, wofür man vor zwanzig Jahren noch den Telefonhörer in die Hand genommen hätte.
Für den Ulmer Hirnforscher Manfred Spitzer wäre mein Fall vermutlich ganz klar: digitale Demenz, verursacht durch das Delegieren von Denkprozessen an digitale Gerätschaften. Spitzer ist seit Jahr und Tag als Mahner und Warner unterwegs, um unablässig die Bedrohungen aufzuzeigen, die seiner Ansicht nach von Bildschirmmedien vom TV über Spielekonsolen und Smartphones bis hin zu Computern ausgehen. Jetzt hat er seine düstere Diagnose im Buchform unter dem griffigen Titel „Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen” auf den Markt gebracht. Das Auslagern von Kopfarbeit an Gerätschaften berge „immense Gefahren”, heißt es im Klappentext, der auch „alarmierende Forschungsergebnisse” verspricht. Bei Kindern und Jugendlichen werde durch Bildschirmmedien die Lernfähigkeit drastisch vermindert. „Die Folgen sind Lese- und Aufmerksamkeitsstörungen, Ängste und Abstumpfung, Schlafstörungen und Depressionen, Übergewicht, Gewaltbereitschaft und sozialer Abstieg. Spitzer zeigt die besorgniserregende Entwicklung und plädiert vor allem bei Kindern für Konsumbeschränkung, um der digitalen Demenz entgegenzuwirken.”
Mag es bei Licht besehen mit dem wissenschaftlichen Anspruch von Spitzers Bildschirmwarnungen auch nicht übermäßig weit her sein – das breite Medienecho der Buchveröffentlichung zeigt: Seine Thesen treffen in der Gesellschaft einen Nerv. Und wie so oft bei digitalen Debatten teilt sich das Publikum auf in Heilsgläubige und Apokalyptiker. Letzteren, denen der ganze Digitalisierungsprozess diffus suspekt ist, gibt Spitzer ordentlich Wasser auf die Mühle. Mit dem bewährten Schocker-Narrativ „am Schlimmsten trifft es immer die Kinder” ist dem Mahner und Warner die Aufmerksamkeit sicher. Und ebenso die Dankbarkeit der von den digitalen Begehrlichkeiten des Nachwuchses gestressten Eltern, die aufatmen, endlich sagt‘s mal jemand. Eine Kommentatorin „Petra” schreibt auf der Verlagswebsite: „Das, was ich als Hausfrau und Mutter als Folge des Medienkonsums meiner Kinder intuitiv gespürt habe, wird nun – endlich – von einem Neurowissenschaftler bestätigt! Der Author spricht mir aus der Seele!” Und ein „Horst” (toller nickname übrigens) merkt an: „Schlimmer noch: durch diese Verursacher der Verdummung bekommen Unschuldige den Elektrosmog mit, der dann zur völligen Verdummung aller, zu Demenz, Tumoren, Herzifarkten, Herzflimmern etc.führt. 24 Stunden pro Tag wird uns die Mikrowelle nicht nur erhitzen, sondern auch uns die athermische Wirkung spüren lassen, die heute noch Industrie und Politik verschweigen.” Dass die Computerei von solchem Lesepublikum nicht auch noch für die Erderwärmung samt drohender Klimakatastrophe verantwortlich gemacht wird, ist grad alles. Christian Jakubetz, kurzzeitig auch Blogger im Dienste dieser Zeitung, fasst die zugrundeliegenden Reiz- und Reaktionsmuster bei Cicero online treffend zusammen: „Die Masse misstraut der Neuerung und irgendwo findet sich sicher jemand, der einen Beleg dafür findet, dass das Neue auch gefährlich ist.”
Nun bin ich selber Vater einer Tochter im Grundschulalter, die gerade ihre ersten begleiteten Gehversuche am PC und im Internet unternimmt. Diesbezügliche Elternsorgen sind mir also durchaus nicht fremd. Die Gravitation des digitalen Universums, das unsere Kinder wie magisch anzieht, ist gigantisch. Und natürlich wäre ich der Letzte, der unbegrenzte Bildschirmzeit für Kinder für eine gute Idee hielte. Das heißt, meine Frau und ich setzen nicht nur gewisse Limits fest, sondern führen auch manche engagierte Diskussion darum, und machen wir uns nichts vor: Mit zunehmendem Alter werden das eher mehr als weniger werden. Trotzdem käme ich im Traum nicht auf die Idee, der Kleinen zu drohen, „mach jetzt die DVD aus, sonst kriegst Du im Alter Hirnerweichung.” Oder darauf, meiner Frau das geschenkte Navi wieder wegzunehmen mit dem Hinweis auf Hirnschrumpfung, wenn sie die Routen nicht anhand der Straßennamen und der Maßstabskarte memoriert, wie es der Professor Spitzer für sinnvoller hält.
Studien hin, Wissenschaftlichkeit her: Die Lehrmeinung von heute kann der erkannte Irrtum von morgen sein. Mir sind diese Befunde schlicht zu dünn, um mich davon in Angst und Schrecken versetzen zu lassen. Als ich klein (und eine ziemliche Leseratte) war, hieß es, Du verdirbst Dir die Augen, wenn Du so viel liest. Oder noch mehr, wenn Du bei schlechtem Licht so viel liest. Ich habe, wenn die Batterien der Taschenlampe alle waren, im Bett oft im trüben Licht der Straßenlaterne weitergelesen, und wenn das auch nur annähernd gestimmt hätte, was die Mahner und Warner damals prophezeiten, müsste ich längst blind sein wie ein Grottenolm. Dabei komme ich als Spätvierziger noch gut ohne Sehhilfe klar. Was mich an Spitzers Horrorgemälde stört ist nicht so sehr der an sich gut gemeinte Ratschlag, die Digitaldosis des Nachwuchses zu begrenzen. Es ist die dahinter stehende alarmistisch-kulturpessimistische Grundhaltung und der Geist hinter seinen bewahrpädagogischen Radikalrezepten, wie sie noch zu allen Zeiten aufgetischt wurden, wenn irgendwo eine neue Technik oder ein neues Medium Verbreitung fand. So plädierte Plato in der politeia dafür, Märchen und Sagen zu zensieren, damit Kinder nicht unerwünschte Wertvorstellungen aufnähmen. Die katholische Kirche verhinderte jahrhundertelang, dass ihre Schäflein selber in der Bibel lesen. Im Barock standen dann die neu entstandenen Zeitungen mit ihren Berichten von Mord, Totschlag und Kriegszügen in der Kritik, im Kaiserreich sorgte man sich viel über sogenannte Schund- und Schmutzliteratur, von harmlosen Comic-Heftchen hieß es noch in den 50er- und 60er Jahren, wer sich zu viel damit beschäftige, werde zwangsweise verblöden und/oder eine Verbrecherkarriere machen. Berichte über die Schädlichkeit von Film und Fernsehen sind Legion, noch in den späten Siebzigern forderte der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt einen fernsehfreien Tag. Medienkritiker Neil Postman diagnostizierte zunächst „das Verschwinden der Kindheit” und setzte dann mit „Wir amüsieren uns zu Tode” Mitte der Achtziger noch eins drauf.
Ich aber lebe noch, manchmal sogar deutlich unteramüsiert. Ich habe nicht mehr alle relevanten Telefonnummern im Kopf, aber ein Kind mit einer einigermaßen intakten Kindheit zuhause. Und so frage ich die Klappentexter von Professor Spitzers Buch und den Neil-Postman-Übersetzer: Wer ist eigentlich wir?
Fernsehen verblödet wirklich,...
Fernsehen verblödet wirklich, und zwar die Erwachsenen.
HansMeier555: Ich...
HansMeier555: Ich (weitestgehend fernsehfrei seit 2002) tendiere dazu, Ihnen beizupflichten. Andererseits verhehle ich nicht, vor dem Empfangsgerät auch manche schöne Stunde verjuxt zu haben. Ist wahrscheinlich (wie praktisch alles im Leben) eine Frage der Dosis. Es wird auch nicht alles Müll sein, was da läuft. Wobei es wahrscheinlich aufwendiger geworden ist, sich die raren Perlen aus den 100 Programmen rauszusuchen.
Mein Lieblingsbeispiel der...
Mein Lieblingsbeispiel der Technik-Angst:
Als die ersten Eisenbahnen gemütlich durch die Lande schnauften, warnten manche Ärzte und andere selbsternannte Experten vor Hirnschäden durch die “hohe” Geschwindigkeit! Jedes Pferd im Galopp war doppelt so schnell, aber egal…
Und zu Spitzers Thesen:
Klar, zuviel ist nicht gut gerade bei Kindern (Freu mich schon auf die Diskussionen mit meinem Sohn in ein, zwei Jahren). Aber nur weil ich mir manche Dinge nicht mehr merke, weil sie bequem und jederzeit digital abrufbar sind, stelle ich doch nicht das denken ein. Ich verwende mein Hirnschmalz halt anders!
Und im Zweifel gilt das alte Studentenmotto: Intelligenz ist, wenn man weiß wo´s steht!
@Tobi: Richtig, das...
@Tobi: Richtig, das Eisenbahn-Ding hatte ich dazu auch im Hinterkopf. Habe es dann allerdings mangels Medienbezug nicht aus dem zerebralen Zettelkasten gekramt beim Schreiben.
Stimme der Position im Artikel...
Stimme der Position im Artikel vorbehaltlos zu. Hätte da aber ein paar Anmerkungen:
– Für gefährlich halte ich, dass weit über 90% der Kinder nach wie vor weder im Elternhaus, noch in der Schule die sinnvolle, kritische und optimal dosierte Mediennutzung lernen. Die Scheunentore zur Gehirnwäsche sind weit offen. Wer nie gelernt hat, bei jedem Medienschnipsel tendeziell zu fragen Cui Bono? ist der Manipulation (Reklame, Propaganda, Desinformation) schutzlos ausgesetzt.
– Am wichtigsten ist, dass die nächsten Generationen lernen, Medien nicht zu konsumieren, sondern selektiv zu nutzen.
– Menschen, die das nicht gelernt haben, “verblödet” zu nennen, ist populistische Arroganz.
– Im Prinzip hat, wer so gut wie nichts mehr auswändig weiß (Bei mir massiv der Fall), mehr Kapazität für kreatives, kritisches Denken; nicht viele machen anscheinend davon Gebrauch.
– Es ist nie die Technik, die böse ist, sondern immer die Methoden und Ziele, mit der sie eingeführt und (aus)genutzt wird.
Klasse !...
Klasse !
Es ist immer alles schlecht...
Es ist immer alles schlecht was neu ist und jeder der anders, neuartig und ungewohnt denkt handelt oder lebt ist offensichtlich verblödet. So denken handeln und leben die Menschen doch schon immer. Nix neues !
Unstrittig ist, dass das...
Unstrittig ist, dass das Gehirn durch Übung besser wird (Gedächtnis für Telefonnummern).
Im sich entwickelnden Hirn gelten aber noch zusätzliche Dinge. Insbesondere fördern Bewegung und Lesen die Entwicklung. Das liegt an grundlegenden Lernmechanismen (also operante Konditionierung https://de.wikipedia.org/wiki/Konditionierung#Instrumentelle_und_operante_Konditionierung) im Engeren geht es um das Feedback, v.a. körperliches Feedback.
Medienkosum (TV, Internet) gibt dieses nicht. Und in der Folge findet diese Entwicklung des Hirn (bei erheblichem Konsum) einfach nicht in dem Umfang statt wie bei Kindern, die herumlaufen.
Ein ganz anderer Aspekt ist das Thema “Quengeln”. Gibt man den Kindern Konsole/Fernseher/Smartphone/Tablet, dann ist das einfach irrsinnig spannend, und dann wird gequengelt, wenn die Zeit um ist. Das sprach die zitierte Mutter oben an.
Am Ende gilt immer noch die Devise: “Glotze aus – selber leben!” Solange selber gelebt wird und nicht ein Erlebnis-Surrogat-Extrakt konsumiert wird ist alles OK.
Klassische Reaktion des Autors...
Klassische Reaktion des Autors auf Fachleute zu unangenehmen Themen: So ein Quatsch!
Das ist hier nicht anders wie bei all den anderen Themen, die einiges an Sachverstand benötigen: Bei den Klimatologen, den Energiefachleuten, die Ökonomen etc.
Dabei haben die Fachleute meistens recht, denn sie befassen sich mit der Thematik wesentlich fundierter als der Stammtisch das ja kann.
Das Denkproblem der Nichtfachleute: Was nicht ins eigene Verhaltensschema passt, kann gar nicht stimmen. So hier auch: Spitzer dürfte genau die Ursachen erkannt haben, die zu manch Fehlverhalten der untersuchten Zielgruppe führen. Aber sich danach zu richten – da müsste man ja tatsächlich etwas an seinen liebgewonnen Verhaltensmustern ändern oder seinen Nachwuchs vielleicht sogar ‘er’ziehen, statt ihn mit der digitalen Meute einfach ziehen zu lassen. Das geht ja nun gar nicht!
Das frage ich mich auch, wer...
Das frage ich mich auch, wer das sein soll – “wir”?
Übergewicht, Schlafstörungen, sozialer Abstieg, Depressionen, Gewaltbereitschaft und was der da alles auffährt. Begründet der das wissentlich auch irgendwie oder ist das für ihn einfach so.
Und dann allein der Titel, “Wie wir uns und unsere Kinder…”
Meine Tochter, die auf der PS3 zockt, sich hin und wieder Blu-rays “reinzieht”, ein iPhone ihr eigen nennt, einen großen Bekannten- und Freundeskreis hat, deren Tel.-Nummern sie sich auch nicht merken kann, da Nummern heute wesentlich länger sind als früher, die mit ausländischen Freunden via Skype kommuniziert, ist weder verblödet noch gewaltbereit noch droht ihr der soziale Abstieg. Im Gegenteil, sie geht auf eine Schule für Hochbegabte, ist ein junges, modernes Fräulein, eine echte “Checkerin” und ich, der Papa, bin sehr stolz auf sie.
Auch ist diese “Deligieren”-Phrasologie unsinnig. WIR nutzen Werkzeuge und WIR leben im 21. Jahrhundert.
Dieses Buch macht mich ärgerlich!
HansMeier555,
Fernsehen...
HansMeier555,
Fernsehen verblödet nur, wenn man sich jeden Quark reinzieht. Gleiches gilt auch für Bücher. Es gilt für alle Medien.
Es gibt Harddisk-Recording und man kann sich gute Sendungen aufzeichnen oder eine Online-Videothek nutzen. Wo ist das Problem. Wenn jemand von früh bis abends fern sieht, ist das nicht die Schuld des Fernsehens.
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Darüber hinaus halte ich es nicht unbedingt für eine kulturelle Leistung, sich zig Telefonnummern zu merken oder analoge Karten zu falten. Auch braucht es großes Abstraktionsvermögen und Wissen komplexe Software zu nutzen.
Kurzum: Auf die Technik kommt es an und auch auf die Größe.
(Bei meinem Senf zuvor haben sich einige Rechtschreibfehler eingeschlichen. Diese bitte ich zu entschuldigen. Nicht, dass noch jemand denkt, ich sei völlig Banane.)
Und last and least: Wie ist...
Und last and least: Wie ist denn dieses Buch entstanden? Wurde es mit dem Gänsekiel geschrieben oder im Kartoffeldruckverfahren? Wohl kaum.
“Warum ich und meine Kinder Retroschmonz nicht brauchen”, 1 Zeile, Leineneinband, erschienen im Eigenverlag.
Die Verblödung erfolgt durch...
Die Verblödung erfolgt durch einseitiges Verhalten, egal ob analog oder digital. Doch mit der Digitalisierung gab es noch nie so viele Chancen, sich umfangreich, abwechslungsreich, gegensätzlich und bis in die tiefsten Tiefen zu informieren. Wer sich darauf kritisch einlässt verblödet nicht sondern ist auf der Höhe der Zeit.
Und noch etwas: Bücher lesen – die zum umblättern ;-) – würde ich trotzdem als Ergänzung empfehlen; das aber ist eine ganz andere Erlebniswelt.
Der Eisenbahnvergleich ist,...
Der Eisenbahnvergleich ist, mit Verlaub, völliger Quark. Mit so einem Totschlagargument kann ich auch ein Giftmülllager auf einem Kinderspielplatz verkaufen. Aber das nur nebenbei.
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Viel interessanter als die These von der “digitalen Demenz” (also dem Verlust kognitiver Fähigkeiten) ist ohnehin die Frage nach den sozialen und, durchaus nicht banal, individuell körperlichen Folgen für Kinder, die ab dem Säuglingsalter mit Medienangeboten und -zwängen bombardiert werden. Klar können aufmerksame Eltern das in den Griff bekommen, und wenn Sie dazu gehören, lieber MS, dann Glückwunsch. Aber es ist harte Arbeit, und oft genug scheint es zu misslingen. Darauf darf und sollte man hinweisen dürfen, ohne mit Sprechblasen à la „die Masse misstraut der Neuerung” abgefertigt zu werden.
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(Auch deshalb, weil Kinder der Medienwelt nicht nur direkt ausgesetzt sind, sondern auch indirekt, durch surfende, zappende, nicht ansprechbare Eltern. Womit HM555 mal wieder auf Umwegen ins Schwarze getroffen hätte.)
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Dazu ein Anblick, den ich nie vergessen werde: Eine Bootstour auf dem Bodensee, von Konstanz nach Stein aR. Eine der schönsten Landschaften der Welt, ein strahlender Herbsttag, glückliche Gesichter auf dem ganzen Schiff. Und ein dickliches, pubertierendes, schwarz gekleidetes Mädchen, das gekrümmt auf seiner Bank saß, die Blick eine geschlagene Stunde lang starr nach unten auf irgendeine Daddelkiste gerichtet. Das Mädchen hat keine Sekunde lang aufgeschaut und wurde irgendwann mit glasigen Augen von ihren Eltern vom Schiff geführt. Mag sein, dass so ein Kind im Paralleluniversum der Netzgemeinde eine glückliche Kindheit hat. Ich erlaube mir, anderer Meinung zu sein, auch nach diesem Artikel.
@sauerrahm: Den Beitrag bis...
@sauerrahm: Den Beitrag bis zur Mitte (oder gar zu Ende) gelesen haben Sie aber nicht, oder? Dann wäre Ihnen schon aufgefallen, dass ich die Notwendigkeit, die Bildschirmzeit meines Kindes einzuschränken, durchaus sehe (und das tatsächlich auch so umsetze, selbst wenns Gequengel gibt). Ich finde nur diese alarmistische, oder besser noch apokalyptische Zuspitzung reichlich panne.
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Ansonsten: Was der Seppl-Wirt sagt.
Ich hab heut' früh schon...
Ich hab heut’ früh schon ähnliches gelesen bei CARTA: https://bit.ly/QptCOI
@boooster: Das gilt es eben...
@boooster: Das gilt es eben auszuhalten, dass die Lütten einen Flunsch ziehen, wenn man sie sanft oder unsanft zurück nach Outloggistan beamt. Und ich bin froh, dass ich das nur mit einem Kind auszufechten habe. Aber wenn mich das überfordert, brauche ich nicht den Rat und Zuspruch des Hirnforschers, sondern einen guten Erziehungsratgeber oder die Supernanny. ;-)
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Ansonsten: Hirnforschung? Immer wieder gerne, über das Lernen und wie wichtig in bestimmten Entwicklungsstadien die Motorik ist, hat man in den letzten Jahren doch einiges gelernt, soweit ich das verfolgt habe. Und dann ist es ja auch nicht so, dass man in seiner Zunft über die apokalyptischen Zuspitzungen Spitzers so richtig glücklich ist:
https://dasgehirn.info/aktuell/hirnforschung/der-sarrazin-kniff-mit-der-digitalen-demenz-4779/
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@gianozzo: Solche Beispiele habe ich auch vor Augen. Zuletzt im Urlaub musste ich mich wieder sehr wundern, wieviele Kids am Frühstückstisch auf irgendwelchen ipads oder den smartphones ihrer Eltern rumwischten, ich habe auf Santorin Paare neben Pool sitzen sehen, die keinen Blick füreinander oder für den sensationellen Sonnenuntergang über der Caldera hatten, sondern beide nur ständig mit ihren Smartphones rumspielten. Soooo begeistert bin ich von diesen technischen Errungenschaften nun auch wieder nicht, dass ich angesichts solcher Darbietungen nicht insgeheim dächte “tock, tock”, wenn Sie verstehen was ich meine.
" Ich habe, wenn die Batterien...
” Ich habe, wenn die Batterien der Taschenlampe alle waren, im Bett oft im trüben Licht der Straßenlaterne weitergelesen, und wenn das auch nur annähernd gestimmt hätte, was die Mahner und Warner damals prophezeiten, müsste ich längst blind sein wie ein Grottenolm.”
Kann ich bestätigen. Als ich vor 7 Jahren minus 7/minus 10 hatte und wegen Lasern beim Augenarzt war, fragte ich den Arzt: Liegt das daran, dass ich jahrelang als Kind nachts im Bett bei mieser Beleuchtung gelesen habe?
Er verneinte lachend: Nein, das ist nur ‘ne alberne Volksmeinung. Davon werden Augen auf keinen Fall schlecht.
<p>@jeeves: Heute morgen war...
@jeeves: Heute morgen war ich selber am Schreiben und konnte das nicht zeitnah lesen, aber die zuerst auf Google + veröffentlichen Einlassungen von Martin Lindner samt Diskussion hatte ich gestern abend schon ge- äh, wie sagt man: gelesezeichnet? Habe mir auch erlaubt, bei carta heute nachmittag einen manuellen Trackback zu setzen.
@HM555:
Fernsehen verblödet...
@HM555:
Fernsehen verblödet nicht mehr als Lesen!.
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Wer exessiv z.B. Landserheftchen liest, verblödet imho doch mehr, als ein Fernsehzuschauer, der ausgewählt guckt!
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Zum Thema von Herrn Mark: dosa fecit velenum. Das gilt auch für das Digitale!
@Don Ferrando: Genau - wie...
@Don Ferrando: Genau – wie schon Paracelsus sagte (auf Latein hätt ichs nicht mehr parat gehabt, meine elektrosmog-geräucherten Hirnzellen lassen halt nach).
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Ich bin seit ein paar Jahren mit der Fernsehforschung jenseits der GfK-Einschaltquoten nicht mehr so “in touch”, aber der letzte erinnerte Stand der Wissenschaft war in etwa, die Gescheiten machts gescheiter und die Dummen noch dümmer. Davon abgesehen glaube ich, die fataleren Folgen zeitigt das Fernsehen gar nicht mal so sehr auf dem Feld der klassischen (oder nennen wirs kognitiven) Intelligenz, sondern eher im Bereich Empathie und soziale Intelligenz.
Immer, wenn ich anfange, mich...
Immer, wenn ich anfange, mich in Kulturpessimismus zu ergehen, lehne ich mich ein Weilchen zurück und lese Platon :-).
Und erinnere mich darn, dass zu allen Zeiten die Zahl der wirklich Gebildeten, Konversationsfähigen, extrem gering war. Sie ist eher gestiegen, weil heute nicht mehr an die Klasse gebunden, aber immer noch sehr klein, unter 1% der Bevölkerung. Und nimmt IMHO nicht ab.
Solange das so bleibt, gehen die Alarmrufe an mir vorbei. Jede Generation passt sich den Lebensumständen an, die sie vorfindet. Dabei werden bestimmte Fähigkeiten stärker, andere schwächer entwickelt, weil die Umwelt das so verlangt. Die Elterngeneration ist immer in Panik, weil ihr Set von Fähigkeiten nicht mehr die Bedeutung hat, die sie in verklärendem Rückblick noch zusätzlich aufgeblasen einnimmt.
Wenn es eine beunruhhigende Entwicklung der Digitalwelt gibt, dann ist es die Möglichkeit, sich im Internet von allem abzuschneiden, was ein Überdenken des eigenen Weltbildes ermöglichen würde, ohne dabei etwas zu vermissen. Auf gut Deutsch, die abgeschotteten Glaubenssekten nehmen dank des Netzes zu, wozu auch der Elektrosmogglaube gehört. Aber das ist ein gesellschaftliches Problem, kein entwicklungspsychologisches.
Allerdings lässt sich genau bestimmen, wann der Mensch aufgehört hat, Mensch zu sein: Wenn es auf einmal keine aufgeregten Alarmrufe mehr gibt, sobald der Mensch in seinem ewigen Bestreben nach Gottähnlichkeit eine neue Technik massenhaft einsetzt :-).
Gruss,
Thorsten Haupts
Zeitigt oder zeigt? Bei...
Zeitigt oder zeigt? Bei Letzterem wäre es nicht fatal – fatal im negativen Sinne.
Film und Fernsehen fördert Empathie. Und was noch fürs Fernsehen spricht: Man sieht, wie es in Grönland aussieht. Wer wusste das früher schon. Gut, man hat nicht den Schnee gespürt, ist nicht von Eisbären davongelaufen – oder ich glaube, man darf NICHT davonlaufen, das weckt ihren Beuteinstinkt. Egal. Jedenfalls ist es nicht, wie richtig dort gewesen. Aber immerhin.
Mich erstaunt immer wieder, wie sich Social-Network-Profile ineinander verlieben. Da verlieben sich zwei Profile ineinander. Ich finde das schön. Immerhin.
Ich habe mich mal sehr intensiv damit befasst und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ihr virtuelles Ich mehr dem tiefen Selbst (unwissenschaftlicher Ausdruck, ich weiß) entsprach, als das was sie in Real Life waren. Das war nicht Fake. Die waren so auf einer anderen Ebene, eine Art ungelebtes Leben sozusagen.
Man könnte da jetzt noch Stanislawski, von mir auch die Funktion des Chors im Drama etc. aufführen, aber das führt jetzt zu weit.
Es gab mal ein, nennen wir es Forschungsergebnis, das Frauen, die sich mit Fahrrädern bewegen zum Gegenstand hatte. Also was mit diesen Frauen passiert. Ich will da jetzt nicht näher darauf eingehen.
Was will ich eigentlich sagen? – Jetzt hab’ ich’s wieder: Das Digitale erweitert uns! Um was?
Na, um’s Digitale.
Also Telefonnummern konnte ich...
Also Telefonnummern konnte ich mir zu Waehlscheibenzeiten schon nicht gut merken, also hab ich sie mir aufgeschrieben. Ob man diese nun analog in seinem Notizbuch oder digital in seinem Handy notiert sollte doch neurologisch keine Rolle spielen.
Es gibt aber sicherlich Fertigkeiten, die von juengeren nichtmehr zwangslaeufig erlernt und beherrscht werden muessen. Manche davon werden vermutlich ewig ueberfluessig bleiben (genauso, wie ich nicht mehr weiss, wie man ein Pferd richtig beschlaegt), andere, wie das erwaehnte Kartenlesen, werden immer eine gewisse Berechtigung behalten. Ich sehe auch nicht, wieso man einem Kind das Lesen von Strassenkarten nicht (spielerisch) beibringen koennen sollte obwohl Navis existieren (und dabei immer schoen lustig machen, wenn die Karte in die “richtige Richtung gedreht” wird – ist eine gute uebung fuer’s Hirn). Einmal erlernt, wird man eine solche Faehigkeit wohl nicht mehr so schnell verlieren, auch wenn es bei seltener Anwendung im Bedarfsfall vielleicht nicht ganz so selbstverstaendlich von der Hand geht wie bei einem Geuebten.
Der Umgang mit moderner Technik verlangt uebrigens auch nach neuen, komplexen Handlungsstrukturen, zumindest wenn die Technik beherrscht werden will statt bloss benutzt (Linux vs. Apple?).
@Rainer: Äh, jain. Es ist...
@Rainer: Äh, jain. Es ist zumindest nach dem mir bekannten Stand der Medienforschung (wie gesagt, in den letzten paar Jahren habe ich das nicht mehr so akribisch verfolgt, was sich da tut) doch eher so, dass Elternhaus und vor allem die peer group der Gleichaltrigen das Medienverhalten Jugendlicher stark prägen. Ob noch so gutgemeinte medienpädagogische Versuche der Schulen da so viel ausrichten, da bleibe ich etwas skeptisch – selbst wenn das Bemühen vorhanden wäre. Das Beispiel ist etwas fachfremd, aber illustriert meinen Punkt, was ich meine. An unserer Gesamtschule gab es seinerzeit nicht zuletzt mit Blick auf die namensgebenden Geschwister Scholl ein sehr großes Bemühen, die Aufarbeitung der NS-Diktatur ja nicht zu kurz kommen zu lassen. Zu dem Themenkomplex wurde wirklich gar nichts ausgelassen, und doch hat all das nicht verhindert, dass sich eine nicht geringe Zahl von Schülern mehr und Richtung rechts radikalisierte. Das bleib natürlich nicht völlig verborgen, und so zog das Lehrpersonal den fatalen Schluss, man habe wohl noch nicht genügend informiert, und so wurde noch mehr den Bekehrten gepredigt, aber die, auf die das verstärkte Bemühen eigentlich abzielte, hat das nicht erreicht (oder gar in die politische Mitte zurückgeholt). Oder anderes Beispiel: Die gut gemeinten Drogenwarnfilme der FWU – ich denke, Du verstehst, was ich damit sagen will. ;-)
ThorHa: Sie machen da einen...
ThorHa: Sie machen da einen verdammt guten Punkt mit der Panik der Elterngenerationen. Die bezieht sich aber nicht nur auf den Bedeutungsverlust der eigenen erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten, sondern auch auf den damit einhergehenden drohenden Verlust an Kontrolle über den Nachwuchs. Die These, dass man sich im Internet wirksamer von allem abschotten und sich mehr in die eigene Blase zurückziehen kann, höre ich öfters, meine Meinungsbildung dazu ist noch nicht abgeschlossen, das Thema muss noch bisschen arbeiten in mir, aber ich komme da sicher noch mal drauf zurück.
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@T.I.M. Soweit ich das als Laie rezipiert habe, ist sich die Forschung ja keineswegs einig darüber, dass die im Gehirn ablaufenden Veränderungsprozesse, die mit dem Verlust bestimmter Fähigkeiten einhergehen irreversibel sind. Sprich: Hirnareale, die etwas vekümmerten, weil bestimmte Aufgaben nicht mehr ausgeführt wurden, können sich womöglich regenerieren oder neu formieren, da weiß man derzeit zu wenig drüber, um wirklich sagen zu können, was weg ist, bleibe auch weg.
T.I.M.,
MacOS ist ein...
T.I.M.,
MacOS ist ein UNIX-Derivat und ist sehr komplex. Sie können da auch Kommandozeilen eingeben, wenn Sie möchten. Das OS steht einem aber nicht im Weg. Es gibt nichts Komplexeres als die Einfachheit. Übertragen auf die Kunst, ist das von Bedeutung, was nicht gemacht wurde. Das Weggelassene ist von Bedeutung. Im Zen-Garten der Zwischenraum des Musters. Durch Weglassen verkümmert nichts, im Gegenteil, alles entfaltet sich. Das Bauhaus sei noch erwähnt.
Nur weil wir kaum mehr Haare haben, heißt es nicht, dass wir keine Affen mehr sind. Das sind wir unter anderem auch, aber auch Menschen und Olme und so geht das weiter und weiter.
Die Komplexität überfordert oft aber sie schult unser Hirn, unsere Entwicklung. Komplexität und Einfachheit sind keine Gegner oder Pole. Dualistisches Denken wird hoffentlich bald enden. Nichts ist dual, so simpel ist das Universum nicht aufgebaut.
@Seppl-Wirt: Ich würde gern...
@Seppl-Wirt: Ich würde gern nochmal auf Ihren vorigen Kommentar zurückkommen, in dem Sie die These aufstellten, Bewegtbild fördere Empathie. Könnten Sie das vielleicht noch etwas genauer ausführen? Das würde mich wirklich interessieren.
Auch ich teile die Ansicht...
Auch ich teile die Ansicht nicht, dass die neuen Medien die Menschheit und insbesondere Kinder verblöden. Vielmehr meine ich, dass es entscheidend ist gerade Kinder und Jugendliche mit den Medien vertraut zu machen. Und zwar in einer Art und Weise, dass ihnen bewußt wird das es eben nur ein Medium ist, dass Informationen jeglicher Art transportiert. Der Umgang mit diesen Informationen ist der Schlüssel. was kann man glauben, was ist valide, was ist Fake und wie nutze ich die Medien “sinnvoll”. Mitte der 90er forderte schon das schon lange eingestellte Magazin pl@net die Aufnahme des Fachs “Neue Medien” in den Schulunterricht.
Hier eine Geschichte, nichtkommerzieller Link, zum Thema Medien und Medienzeiten –
https://goodnewstoday.de/gute_nachrichten/2010/06/25/von-medienzeiten-und-kindern/
Marco Settembrini di...
Marco Settembrini di Novetre,
haben Sie noch nie bei einem Film geweint, waren nie gerührt, verzweifelt usw. aufgrund dessen, was Sie sahen. Sich für jemanden gefreut, ihm die Daumen gedrückt? Bestimmt haben Sie das. Mitfühlen und dabei sich selbst erkennen. Das Drama hat eine wichtige kulturelle Bedeutung. Tomaten und Blumen, demonstratives Türenzuschlagen und Buhrufe, das braucht der Mensch. Es geht dabei immer um Indentifikation und Katharsis. Anders würde man es auf diesem Planeten auch nicht aushaltem. Deswegen will man auch nicht einen Müllmann sehen, sondern einen Schauspieler in der Rolle des Müllmanns, Taxifahrers whatever.
Robert De Niro IS Taxi Driver oder AS. Er spielt sich als Taxifahrer, verwoben in Umstände.
Der Zuschauer IST auch AS.
Empathie ist gefragt, für sich und für andere, was letztlich das Gleiche ist.
Ein weiterer Aspekt ist, dass das Fiktive immens wichtig ist. Wir sind fiktiv. Und immer in einer Rolle.
Seppl-Wirt,
deswegen hab ich...
Seppl-Wirt,
deswegen hab ich ja ein Fragezeichen hinter den Vergleich gesetzt, ich hab naemlich offen gestanden keine Ahung von MacOS. Frueher, schein mir, waren die Mac-Nutzer auch generell technikaffin, wohingegen viele neue Apple (i-Dings, bedingt auch Mac)-Kunden ganz besonders die einfache Bedienbarkeit schaetzen, die vor allem darin besteht, moeglichst viel unter der Oberflaeche zu verstecken.
Die Erstellung einer solchen funktionalen Oberflaeche ist in der Tat hochkomplex, und ich denke, gerade Apple ist in vielerlei Hinsicht auch ein gutes Vorbild in Sachen Design, aber Sie werden nicht leugnen koennen, dass viele Apple-I-Dings-sozialisierent Neuuser mit einer Kommandozeile (welches Betriebssystem auch immer) recht wenig bis gar nichts anzufangen wuessten. Ich zumindest kenne solche Leute (auch wenn das als Breitenphaenomen schon mit Win95 angefangen hat). Also: Leute, die nur wollen, das es funktioniert, greifen am liebsten zu Apple (was nichts ueber die MOEGLICHE komplexe Nutzung dieser Produkte aussagt). Einverstanden?
@Seppl-Wirt: Ah, ich ahnte,...
@Seppl-Wirt: Ah, ich ahnte, dass es in die Richtung gehen würde. Aber diese Empathie, dieses Mitfühlen mit fiktiven Figuren, bürgt im realen Leben für gerade mal gar nichts, es soll ja Leute geben, die sich im Kino die Augen aus dem Kopf heulen vor lauter Mitgefühl und dann draußen in der Fußgängerzone mit schmalgepressten Lippen an der Sinti-Frau mit dem ausgetreckten Becher vorbeigehen. Und dann ist da ja noch die andere Seite der Debatte: die Gewaltfrage. Da sind sich alle Bilderjunkies ja total sicher, dass das keine Schadwirkungen hat, Katharsistheorie etc. – aber wenn wir bezweifeln, dass uns das zu schlechteren und gewaltbereiteren Menschen macht, dann sollten wir auch nicht zu viel darauf geben, dass uns das Mitfühlen mit fiktiven Figuren zu besseren und empathischeren Zeitgenossen macht. Kulturelle Rolle des Dramas schön und gut, aber gegen allzu rosaglitzernde und idealistische Sichtweisen auf diese Thematik muss ich dann doch mal mein Totschlagargument auspacken: Auch Mengele liebte Mozart. Hinzu kommt: Die Leute gucken ja nicht nur Filme mit Meryl Streep, sie ergötzen sich an zynischen Vorführ-Spektakeln wie Regenwald-Gulag ode Deutschland sucht den Superhorst, gucken in Messie-Haushalte und Problemkindfamilien als wärs das Affenhaus im Zoo, die vor dem Bildschirm ausgelebte Identifikation mit einer nationalen oder regionalen Fussballtruppe fördert auch nicht eben die edelsten Regungen des Menschengeschlechts zutage. Ceterum censeo: Ich glaube nicht, dass ich in den zehn Jahren, seit ich so gut wie gar kein Fernsehen mehr schaue, ein herzenskälterer Mensch geworden bin. Ich würde eher sagen: au contraire!
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@Raoul: Sehr schön erzählt, diese elterliche Episode, so Diskussionen haben wir hier natürlich auch (und so ähnlich lief es schon als meine Brüder und ich noch klein waren). Zu dem Thema Medienpädagogik hatte ich ja schon zum Kommentar von Rainer was geschrieben, als Berufsrealist hielte ich es für wahrscheinlicher, dass es da bei “gut gemeint” bleibt, wenn sich die Schule dieses Themas im Rahmen eines eigenen Fachs annimmt.
die beste Abhandlung zum Thema...
die beste Abhandlung zum Thema ist m. E. immer noch “The Shallows – What the Internet is Doing to Our Brains” von Nicholas Carr.
https://www.theshallowsbook.com
@Marco: Vor vielen Jahren,...
@Marco: Vor vielen Jahren, lange vor diesem Internet, habe ich als angehender, dann doch nicht gewordener Lehrer einen Vortrag gehört, der hieß “Das Elend der Medienpädagogik” – es mus vor 1980 gewesen sein. Seit dem ist nichts besser geworden.
T.i.M.,
Neu-User sind immer...
T.i.M.,
Neu-User sind immer erst mal Neulinge. Und Technikaffinität und Reduktion hebt sich nicht gegenseitig auf. Nein, ich bin nicht einverstanden.
Marco Settembrini di Novetre,
die Gaffer und die Leute ohne eigenes Leben gibt es auch. Negative Beispiele gibt es für alles.
Dieser kaputte Mengele oder anderes krankes Volk interessieren mich nicht. Sie widersprechen mir nur, um die Diskussion in Gang zu halten.
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Auf Arte gibt es eine Reihe mit einer blinden, französischen Journalistin. Sie bereist Länder und berichtet darüber. Sie sieht nichts.
Sie ist eine hinreißende, charmante, hochsensible Persönlichkeit.
Nichts an ihr ist verkümmert oder unvollständig. Ihr Teilnahme, Teilhabe ist nur anders und ihre restlichen Sinne sind meinen Sinnen massiv überlegen. Die ganze Frau empfinde ich als mir überlegen.
@Seppl-Wirt: Dass Sie den...
@Seppl-Wirt: Dass Sie den Mengele rausgreifen und den Rest meiner ernster gemeinten Einlassungen mehr oder weniger ignorieren, könnte man auch als Signal dafür werten, dass Sie die Diskussion um diesen Punkt eher _nicht_ aufrecht erhalten möchten. Auch gut.
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@Rainer: Den Vortrag selber kenne ich nicht, aber als feststehendes Schlagwort ist mir “Das Elend der Medienpädagogik” schon öfters begegnet. Drüben in der Dunkelkammer hatte ich neulich übrigens eine kleine Diskussion über die damaligen Unterrichtserfahrungen im Sprachlabor, das war ja auch so ein Siebziger-Jahre-Lehrmethoden-Erneuerungsding, und es war schon frappierend zu sehen, wie total unterschiedlich die individuellen Erlebnisse und Erfahrungen damit erinnert wurden (selbst von einem Kommentator, mit dem zusammen ich die Schulbank drückte). Im Rückblick würde ich das auch unter die “gut gemeinten” Dinge im Lehrbetrieb einsortieren, die in der Breite gesehen nicht unbedingt viel gebracht haben.
@Marco -...
@Marco – Medienpädagogik:
Eines leisen Lachanfalls konnte ich mich bei der Forderung, die Kinder “fit” zu machen für den Umgang mit Medien, noch nie enthalten. Das klappte in meiner Kindheit nicht, mit Schundcomics und Fernsehen, das wird auch heute nicht klappen, Case closed. Da aus meinen Schulkameraden und mir im grossen und ganzen bürgerlich staatstragende Existenzen geworden sind, geht es offensichtlich auch ohne Medienerziehung.
Viel bedeutender als Schule sind immer noch Herkunft und Umfeld. Man zeige mir, wie Eltern und Elternumfeld mit Medien und Informationen umgehen und ich weiss, wie Kinder das tun werden, spätestens, wenn diese gross sind.
Gruss,
Thorsten Haupts
Das ist vollkommen belanglos...
Das ist vollkommen belanglos wenn die Blagen wegen der neuen Digitalwelt verblöden und sich MHHW (Mein Hirn Heißt Wikipedia) nennen sollten, wirklich total belanglos.
Denn wenn die wirklich so sehr verblöden, dann können sie ihre Digitalwelt nicht am Laufen halten und schon sind se wieder frei vom Netz ganz analog unterwegs. Geht schneller als man denkt. Und dann fangen die auch wieder an zu denken.
Vorteilhaft ist diese Zeit für die abnehmende Zahl junger Menschen, die noch fließig lernen wie meine Nichte.
Die habe ich so gut geimpft, dass meine Worte an ihre Freundinnen weitergereicht sogar diese noch zu besseren Leistungen animiert haben. Alles eine Frage der Wortwahl.
Ihr die ihr hier jammert, seid allesamt schlicht und einfach zu ungeschickt, eure Blagen vernünftig zu motivieren.
Totschlagargument auspacken:...
Totschlagargument auspacken: Auch Mengele liebte Mozart.
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Hallo Marco Settembrini di Novetre,
m.E. ist das kein Totschlagargument. Hans Frank konnte ihn sogar virtuos am Klavier spielen, noch besser natürlich Chopin, und Rudolf Höss war ein ausgesprochener Familienmensch, der seine Kinder über alles liebte.
Der älteren Generation, zu der ich inzwischen auch gehöre, wurden ja die Geschichtchen von den perversen Bestien eingetrichtert; man selbst war normal und hatte mit Vergasung und der dergleichen nichts zu tun. Psychologisch geht es aber völlig in Ordnung: Man kann ein Massenmörder und gleichzeitig ein Gentleman, ein Bildungsbürger und ein liebevoller Familienvater sein. Bevor es so etwas wie die Psychologie gab, wusste das etwa Pico della Mirandola; Littell liefert gerade eine populäre Variante.
Mit bestem Gruß
Günter Schönbauer
Marco Settembrini di...
Marco Settembrini di Novetre,
doch will ich. Ich habe z.Z. noch Urlaub und ich finde das Thema vielschichtig. Aber ich will hier nicht den Alleinunterhalter machen.
Meine Frau fragte soeben, was ich denn da ständig auf der faz-page schreibe.
Es geht um Erziehung habe ich gesagt. “Okay, dann schreib’, dass Menschen, die keine Liebe in sich tragen, keine Kinder bekommen sollten.”
Ich bin froh, dass ich sie geheiratet habe. (Das mit der Französin hat Ihr jedoch nicht so gefallen.)
Ein Großelternteil: Noch nie...
Ein Großelternteil: Noch nie was mit Technik, PC oder Handy am Hut gehabt: Mit 70 an Demenz erkrankt.
Anderer Großelternteil: Immer gerne die Neuste Technik gekauft, sich damit auseinandergesetzt. Mit über 80 wird geskypt, Bilder digitalisiert und demnächst wohl noch ein IPhone angeschafft: Fit wie andere nie in ihrem Leben werden.
Pauschal verdummt Technik nur, wenn man ohne sie nichtmehr klarkommt. Wenn also jemand ohne Navi garkeinen Weg mehr finden würde. Wenn jemand ohne Telefonbuch nicht mehr telefonieren könnte.
Zum Artikel gibts von mir volle Zustimmung.
Dass der ThorHa mal "IMHO"...
Dass der ThorHa mal “IMHO” schreiben würde hätte ich nicht gedacht. :)
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Ich soll also auf dieses Mengele-Dingens eingehen? Naja, auch eine Drecksau hört scheinbar gerne Musik. Spricht das jetzt gegen Musik? Ich verstehe nicht genau, worauf Sie hinauswollen.
Auch die Bezeichnung “Gulag” halte ich für nicht besonders gelungen. Diese Vergleiche relativierten die Ungeheuerlichkeit von Konzentrationslagern. Der inflationäre Gebrauch von roten und braunen Faschismus-Vergleichen verniedlicht auf Dauer diese menschlichen Schandtaten. Kein Ausdruck ist groß und abwertend genug, um dieses Wirken zu beschreiben.
Als ich in meiner Schulzeit einmal im KZ von Dachau war, war ich sprachlos, fassungslos und habe stundenlang geweint.
Gefühlskälter sind sie durch den mangelnden Fernsehkonsum bestimmt nicht geworden. TV ist ja auch nicht das einzige Medium, das Empathie vermittelt. Es ist eines von vielen.
Was in kulturpessimistischen...
Was in kulturpessimistischen Theorien wie der von Spitzer immer fehlt, ist die Berücksichtigung der Tatsache, dass dem Verlust von Wissen in einigen Bereichen ein Zugewinn von Wissen in anderen Dingen gegenübersteht. Wer ‘analog’ lebt und weiter Karten statt einem Navi verwendet, mag sich (nach schwieriger Erst-Navigation) besser auf einer Strecke orientieren können, aber dafür fehlen dann eben Fähigkeiten, sich in der digitalen Welt zurecht zu finden.
Es sei Spitzer zugestanden, dass in bestimmten, von ihm vermutlich als realer betrachteten Bereichen Wissen verloren geht. Was dabei aber stattfindet ist keine Verblödung, sondern eine Wisensverschiebung hin zu anderen, abstrakteren Dingen. Und das hat es schon immer gegeben, sonst würde Herr Spitzer sich seinen Lebensunterhalt nämlich nicht mit Hirnforschung verdienen, sondern stattdessen Eichhörnchen jagen und für den Winter Nüsse sammeln. Wovon er vermutlich absolut keine Ahnung hat, obwohl diese Tätigkeit für ein ursprüngliches Überleben klar erkennbar deutlich sinnvoller wäre als Neurowissenschaften.
@Seppl-Wirt: Gegen die Musik...
@Seppl-Wirt: Gegen die Musik spricht das überhaupt nicht – wohl aber gegen allzu naive Vorstellungen davon, was bestimmte kulturelle (und popkulturelle) Rezeptionspraxen für Wesenszüge fördern (im Guten wie im schlechten übrigens). Sie sagten: Film und Fernsehen förderten Empathie. Ich hingegen gebe zu bedenken, dass das Mitfiebern mit irgendwelchen Filmprotagonisten und Serienhelden genausogut nur ein wohlfeiler Ersatz sein könnte für echtes Mitgefühl realen Mitmenschen gegenüber. Ein kluger Kopf hat mal (im Zusammenhang mit Religion und Glaube an Gott) gesagt, es wäre nicht genug Liebe auf der Welt, als dass man von diesem knappen Gut auch noch an eingebildete Wesen verschwenden sollte, und in gewisser Weise würde das das auf fiktive Film- und Fernsehfiguren auch passen.
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Zu dem Gulag-Einwand: point taken, wie es so schön heißt. Bliebe aber jenseits dieser Begrifflichkeitsdiskussion immer noch zu erklären, wie sie all den von einem Millionenpublikum konsumierten TV-Trash mit Ihrer These in Einklang bringen wollen.
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@Günter Schönbauer: Genau das ist es, worauf ich hinauswollte: bestimmte kulturelle Praxen und innerfamiliäre Verhaltensweisen garantieren ansonsten für gar nichts.
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@karlmeier: Diesen Gedankengang habe ich (in etwas unausgegorenerer Form) auch schon ventiliert, als ich überlegte, wie ich dieses Thema angehe. Ich habe es dann nicht weiter ausgearbeitet, weil ich nicht so recht gesehen habe, welches denn diese neu entstehenden Fertigkeiten sein könnten. Ich bin überzeugt, dass da neues entsteht, kann es aber noch nicht so klar erkennen und benennen, und die Wissenschaft tut sich damit auch noch schwer. Aber nichtsdestotrotz: guter Punkt, den wir weiterhin auf dem Zettel haben sollten.
Auch Hirnforscher brauchen...
Auch Hirnforscher brauchen Beachtung
Nur weil jemand Hirnforscher ist, heißt das noch lange nicht, dass er außerstande ist, sich durch Sensationsmache Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Vielleicht gab es mal Zeiten, in denen jemand für so etwas von seinen Kollegen verrissen worden wäre, heute passiert da nicht viel.
Die Medien, und damit wir alle brauchen solche Leute, damit wir uns aufregen können.
Früher konnte jeder Depp ein Telefon bedienen.
Heute erfordert das Expertenwissen, das sich gerade ältere Menschen nicht mehr so ohne weiteres aneignen können.
Der Verdacht, das die Vertreter der These „Technik verblödet“ gerade aus dieser Gruppe stammen, muss erst mal widerlegt werden.
@Giannozzo
Sorry, ich versteh...
@Giannozzo
Sorry, ich versteh Sie nicht ganz?
Wo bitte ist das Eisenbahn-Beispiel ein “Todschlagargument”?
Es besteht schließlich keine Gefahr fürs Gehirn beim Eisenbahnfahren.
Ganz anders ist das mit der von Ihnen ins Spiel gebrachten Giftmülldeponie auf dem Kinderspielplatz, objektiv betrachtet würde hier die Kosten- bzw. Gefahren-/Nutzenabwägung zu einem negativen Ergebnis kommen. Während Sie bei Eisenbahn, Mobilfunk, Internet, Medien usw. positiv ausfällt.
Das Eisenbahnbeispiel zeigt nur sehr deutlich, daß manche Menschen so viel Angst vor “Neuem” haben, daß sie von Gefahren phantasieren, die nicht existieren. Gibt´s natürlich auch andersherum, siehe Atomkraft.
Wir werden nicht nur bloeder,...
Wir werden nicht nur bloeder, was alleine nicht schlimm waere, sondern auch abhaengiger.
"Fähigkeiten, sich in der...
“Fähigkeiten, sich in der digitalen Welt zurecht zu finden.”
Soweit es dabei nicht um Allgemeinbildung geht, ist es die Selbstausbildung zum Facharbeiter.
Wie kann man eigentlich so...
Wie kann man eigentlich so blinde Texte schreiben bei diesem vom Konsum ertränkten Zustand der Gesellschaft. Die Sinne lassen sich nicht voneinander trennen. Hand, Gehirn und Auge sind in einem neuronalen Netz verbunden und dieses sorgt für eine Integration des Sehens, Tastens und Greifens. Eine entwicklungsgeschichtliche
Einheit, die sich in Jahrtausenden entwickelt hat. Jetzt schauen wir seit einem halben Jahrhundert Fernsehen und kündigen mit dem Computer seit wenigen Jahren diese Einheit auf – und das soll keine folgen haben?
Super Artikel :)...
Super Artikel :)
Es zeigt sich einmal mehr,...
Es zeigt sich einmal mehr, dass sich hier jemand einen Kommentar abzugeben erlaubt hat, der die Tragweite von Herrn Dr. Spitzers wissenschaftlich belegten Thesen entweder nicht verstehen will, oder wohl eher nicht verstehen kann. Ich kann nur raten sich mit weiteren Werken von Herrn Dr. Spitzer & Kollegen zu befassen. Sie sind einfach verständlich und auf jeden Fall umsetzungswert, vor allem bei den eigenen Kindern. Würden unsere Schulen sich nur annähernd mit dem befassen, was Herr Dr. Spitzer und seine Forschungskollegen beweisen können, dann wäre unser Schulsystem ein anderers und das Leistungsniveau unserer Kinder ebenfalls. (Ich spreche hier nicht von irgendwelchen Eliteschulen!)
Da wir alle den Hang haben uns...
Da wir alle den Hang haben uns aus der Realität in die Virtualität zu stehlen (das sollte aber auf Traumphasen beschränkt bleiben) haben alle Medien eine riesige Attraktion. Dennoch müssen wir uns den Konsequenzen der Realitäten stellen, und vor allem sollten wir unseren Kindern ermöglichen in der Realität aufzuwachen (der Unterschied zwischen Fichten und Tannen ist im Wald halt anschaulicher, als auf Wikipedia, wo man ihn lernen kann, ohne von der Existenz von Wäldern zu wissen), bevor sie dann den “Vorteilen” der virtuellen Existenz verfallen.
Wer glaubt denn wirklich, dass sich das menschliche Hirn innerhalb einer Generation an die Verarbeitung von schier unendlichem Informationsmüll anpassen kann? Dazu brauche ich keine Hirnforscher …
Einerseits muss man sich...
Einerseits muss man sich sicherlich die Gefahren der digitalen Welt vor Augen halten. Allerdings teile ich die Auffassung des Autors, dass Herr Spitzer in überbordenden Kulturpessmissmus verfällt. Wenn man seine Auffassung konsequent zu Ende denkt, müsste man auch den motorisierten Verkehr komplett verbieten, tötet er doch jährlich in Deutschland mehrere Tausend Menschen, zerstört die Umwelt und trägt zur Klimaerwärmung bei. Jede Neuerung hat auch Nachteile.
Der Grund, warum er sich so emotional mit dem Thema beschäftigt, ist wahrscheinlich nicht das Mitleid mit den Digitaljunkies. Vermutlich sieht er die Medien und das Internet als Konkurrenz an, die Verhindern, dass das eigene Umfeld, insbesondere die Kinder, ihm ergeben lauschen und ergriffen seine Geschichten vom Krieg hören. Wie ich darauf komme? Er hatte einmal erzählt, dass er den Fernseher abgeschafft hat, weil er mit seiner Frau und seinen fünf Kindern sich nicht auf ein Fernsehprogramm einigen konnte. Das war eine Entscheidung per ordre de mufti. Es hätte wohl seine sozialen Kompetenzen gestärkt, wenn er einen Kompromiß gefunden hätte; gleichzeitig sieht er es als Stärkung der sozialen Kompetenzen seiner Kinder an, weil die jetzt bei Nachbarskindern fragen mussten, wenn sie etwas sehen wollten. Insoweit ist das heuchlerisch.
Wer so autoritär ist, will natürlich keine Konkurrenz als Papa oder Professor, sei es als Papa durch das Kinderprogramm im Fernsehen oder durch Plattformen im Internet als Professor, in denen man zu jeder These auch die Gegenthese mit – wenn man nur lange genug sucht – fundierten Belegen finden kann.
Und insgesamt würde ich sogar behaupten, dass die heutige Gesellschaft friedlicher ist als frühere Dekaden, in denen noch legal Kinder geprügelt und Ehefrauen vergewaltigt werden konnten. Von der Nazizeit will ich erst gar nicht reden. Zudem ist vermutlich heute das Führen eines Krieges im Ausmaß des zweiten Weltkrieges schwieriger als heute, weil nicht Millionen einfach losmarschieren, nur weil eine Autorität das will. Aber als Autoritätsperson sieht das Herr Spitzer wahrscheinlich als Nachteil an.
@Marco: Ich denke, man kann da...
@Marco: Ich denke, man kann da einiges konkret benennen. Ganz allgemein und für fast jeden gültig ist doch z.B. die für so viele längst alltägliche Verwendung des Internets als Wissensmaschine. Fast schon zu alltäglich, als dass es überhaupt noch als neu gewonnene Fähigkeit auffält. Garantiert niemand könnte in einer analogen Welt (egal wie groß der Brockhaus wäre) so viel Wissen besitzen, wie heute jeder, der will, auf Knopfdruck zur sofortigen Verfügung hat. Ein Paradies für neugierige Menschen, die sich in kürzester Zeit Dinge aneignen können, die früher nur äußerst schwerlich in Erfahrung zu bringen gewesen wären. Das ist – ein paar simple Fähigkeiten vorausgesetzt – das genaue Gegenteil von Verblödung (auch wenn Spitzer das Argument vermutlich umdrehen würde).
Für mich speziell gibt es noch eine Reihe weiterer Fähigkeiten, die mir überhaupt erst mein beruflichen Leben (Programmierung und Erstellung von Compteranimationen) ermöglichen. Das würde im Einzelnen jetzt vielleicht etwas ausufern, aber da gibt es in vielen Berufszweigen mittlerweile so viele wichtige ‘digitale Fähigkeiten’, dass wohl beinahe jedem etwas einfällt, der ein wenig darüber nachdenkt. Selbstverständlich gehen dafür in anderen Bereichen Fähigkeiten verloren, was aber vollkommen undramatisch ist.
Wichtig für die Frage ‘Machen Computer blöd?’ ist das Erlernen der Fähigkeit, Rechner nicht nur als Konsummaschinen sondern als Werkzeuge zu verwenden, sei es zum Ausdruck eigener Kreativität, zur Verbesserung eigener Fähigkeiten oder wofür auch immer. Das ist m.E. die Basis des ganzen Themas. Wer das beherrscht, der verbödet auch in der digitalen Welt ganz sicher nicht. Populistische Theorien einzelner Neurowissenschaftler hin oder her. Das erscheint mir, ehrlich gesagt, als derartig offensichtliche Binsenweisheit, dass mich Einwürfe wie der von Spitzer – sicher ein intelligenter Mensch – mehr und mehr verwundert zurücklassen.
Trotzdem ist es ein bisschen...
Trotzdem ist es ein bisschen unfair. Ich kenne das Buch nicht, kann es also auch nur anhand der Rezension beurteilen. Jedoch misstraue ich populärwissenschaftlichen Büchern grundsätzlich.
Wie gesagt, allein der Titel ist nicht so meins. Der ist so auf Besteller getrimmt.
Ich mag solche Bücher nicht. Die Buchläden sind voll von diesem Sachen. Sie liegen meist in der Nähe der Eso-Ecke und den Memoiren von B-Promis, gleich neben den Bildbänden über die Dolomiten, C++ für Dummies, dann neben den Kalendern rechts, vorbei an den Mitbringseln und dann links in der Nähe der Kasse.
@tine: Um es mit Ihren Worten...
@tine: Um es mit Ihren Worten zu sagen: Es zeigt sich einmal mehr, dass sich hier jemand einen Kommentar abzugeben erlaubt hat, der die Kernthese meines Beitrags entweder nicht verstehen will, oder wohl eher nicht verstehen kann. Es ging mir nicht darum, die guten Ratschläge des Herrn Doktor Spitzer in die Tonne zu treten, ich kritisiere die reißerische und apokalyptische Darreichung. Und damit stehe ich nicht alleine, die Kritik wird Leuten, die sich mit diesem Feld besser auskennen als ich, nahezu 1:1 geteilt:
https://dasgehirn.info/aktuell/hirnforschung/der-sarrazin-kniff-mit-der-digitalen-demenz-4779/
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@Seppl-Wirt: Yep, das ist schon hart an der Grenze zum Kopp-Verlag (falls Ihnen das was sagt) oder zu elektroallergischen Anthroposophen.
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@Ernst: Wo steht denn hier geschrieben, dass dieser Paradigmenwechsel ohne Folgen bleiben wird? Dazu gibt es am anderen Ende der Skala Überlegungen, die ich hier nur mal (ganz ohne Wertung) mit den Stichworten “technologische Singularität” und “Transhumanismus” anreiße. Ist ja nicht so, dass es in Kontrast zu den apokalyptischen Vorstellungen von Spitzer & Co. nicht auch jede Menge Heilsgläubigkeit gäbe.
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@karlmeier: Ja, das geht in die richtige Richtung, auch wenn wir noch nicht so recht absehen, wo uns das langfristig hinführt. Ein paar Menschen mussten halt irgendwann mal von den Bäumen runtersteigen und gucken, was man da unten in der Savanne so alles machen kann. ;-)
Toby, Ihr Eisenbahn-"Beweis"...
Toby, Ihr Eisenbahn-“Beweis” beruht auf einer scheinbaren Analogie: Damals gab es Kritiker der Eisenbahn, heute gibt es Kritiker der übermäßigen Mediennutzung. Damals hatten die Kritiker unrecht, deshalb haben sie heute auch unrecht. Das ist ein Totschlagargument, weil Sie für “übermäßige Mediennutzung” auch jedes andere Phänomen einsetzen können – der “Beweis” funktioniert immer.
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Se versuchen das Argument jetzt zu retten, indem Sie die “objektive Gefahren-/Nutzenabwägung” ins Spiel bringen. Dieser zusätzliche “Beweis” hat aber (1.) mit der Analogie nichts mehr zu tun und ist (2.) ein reiner Zirkelschluss. Denn dass übermäßige Mediennutzung in die gleiche Kategorie fällt wie das Eisenbahnfahren (und nicht wie die Giftmülldeponie oder AKWs) setzen Sie zunächst a priori voraus, um es dann als “objektiv” belegt zu bezeichnen. Damit beweisen Sie rein gar nichts.
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Mit Blick auf die bisherige Diskussion finde ich es im Übrigen erstaunlich, wie diejenigen Kommentatoren, die offenbar kein Problem mit massiver Mediennutzung haben, das Thema immer wieder auf eine reine Wissensfrage reduzieren. Das ist es nicht. Viel wichtiger sind die sozialen und körperlichen Folgen, gerade für Kinder und Jugendlich, wenn das eigene Erleben mehr und mehr “ins Netz” verlegt wird. Denn das ist eben nicht einfach nur eine “Erweiterung”, wie hier etwas naiv gemutmaßt wird: Wer in seinem Zimmer am PC hockt, kann nicht gleichzeitig durch den Wald laufen oder Fußball spielen. Wer auf Facebook chattet, kann nicht gleichzeitig miteinander reden, sich umarmen etc. pp. Was auf der einen Seite dazukommt (mehr Informationen, mehr Kontakte, mehr medial vermitteltes “Erleben”), wird auf der anderen Seite weggenommen (weniger sinnliche Erfahrungen, weniger Körperbewusstsein, stark reduzierte Kommunikationskanäle). Booooster (gestern 17:10) hat dazu das interessante Stichwort “körperliches Feedback” gegeben. Darüber darf man ruhig mal nachdenken. Besser jedenfalls, als jeden kritischen Ansatz zum ach so tollen Internet blindlings abzuledern.
Yep, kenn' ich!
Ich hab' auch...
Yep, kenn’ ich!
Ich hab’ auch was erforscht. Und zwar ist es so: Wenn wir uns den ganzen Tag mit Essen vollstopfen, werden wir dick und krank. Ich werde das mal einem Verlag anbieten. Der Titel soll lauten: Wie wir und unsere Kinder sich zu Tode essen.
Klappentext: Muss man gelesen haben! Ein Meilenstein des Empirismus! Oh mein Gott, wir werden alle sterben. Danke für dieses Buch! Ein Muss für Eltern und die, die es werden wollen. Großartig!
Vom Autor von: Wie wir und unsere Kinder von Außerirdischen entführt wurden und: Das Universum schafft sich ab.
Naja, öfters treffen wir...
Naja, öfters treffen wir Biker im Wald, die von ihrem Navi irregeführt wurden und denen wir den Tipp geben sich einen Kompaß zuzulegen (dann finden sie schon irgendwie, und auch bei bedecktem Himmel, wieder nach Haus).
Wenn man wie ich Jahre in Bibliotheken versessen hat schätzt man das net und seine Bequemlichkeiten ganz besonders, außerdem ist ja so gut wie unser ganzes Wissen eins aus zweiter Hand, aber um einige wichtige, ja unerläßliche eigene Erfahrungen ( und Fähigkeiten! ) werden die Kinder durch die Technik (in viel zu vielen Fällen der billige Ruhigsteller) schon beraubt.
@giannozzo
Was Sie als...
@giannozzo
Was Sie als “blindlings abledern” sehen, ist auch nur eine emotionale Abwehrreaktion, um sich nicht mit Gegenargumenten zu beschäftigen. Warum fragen sie sich eigentlich nicht, warum die elektronischen Medien so erfolgreich sind, wenn sie doch von A bis Z nur schaden? Vermutlich zum einen deshalb, weil sie einen davor bewahren, sich jeden abend die gleichen Geschichten vom Opa über den Krieg anhören zu müssen, sondern das Gesichtsfeld erheblich erweitern. Zum anderen sollte man sich mal in wertender Gesamtschau das Leben vor dem TV (und erst recht vor dem Internet) in seiner Ganzheit anschauen. Und da habe ich so meine Zweifel, ob die Leute durch die Bank glücklicher und zufriedener waren als heute. Schließlich steigt die Lebenserwartung, obwohl sie – wenn sie recht hätten – eigentlich dramtisch sinken müsste.
Giannozzo,
doch es ist eine...
Giannozzo,
doch es ist eine Erweiterung. Das eine schließt doch nicht das andere aus.
Dass muss man doch nicht endlos erklären.
Ich schreibe hier einen Kommentar und gehen dann spazieren, spiele mit dem Hund, streichele die Katze, rieche an Blumen oder bringe eine Lampe an.
Meine Tochter hat eine Freundin in Italien. Mit der redet sie via Skype, sie lernt Sprachen, andere Kulturen kennen, bleibt in Kontakt und dann geht sie Schwimmen, ruft mit ihrem Smartphone die Fahrpläne ab, ruft mit ihrem Smartphone an, wann Sie nach hause kommt und ich sie Bahnhof abholen kann. Dann essen wir, quatschen und vielleicht sehe ich mir danach einen Film an.
Überall ist Technik im Spiel. Allein Kochen ist eine Technik, ich delegiere es an eine Bratpfanne. Und? What’s the problem. Soll ich wieder in den Wald ziehen und Wildschweine fangen und sie mit meinen Händen erwürgen?
Ich hab’ auch so ein paar Technikfeinde in der Bekanntschaft. Diese Leute nutzen aber seltsamerweise sehr viel Technik. Technik von gestern. Schrottige Telefone und müllige, museumsreife Bügeleisen. Lauter altes Gelumpe, das sie sich romantisch schönfärben.
Wenn man die anruft, das ist ein Wiederholungsaufwand. Sie haben keinen Anrufbeantworter, keine Mailbox, nix und sie checken auch nichts. Ist alles Teufelszeug für die. Weil sie es nicht kapieren und in den 50er Jahren technologisch stehen geblieben sind.
@giannozzo: Ihr Argument ist,...
@giannozzo: Ihr Argument ist, ohne das Buch gelesen zu haben, vermutlich auch genau die Grundthese Spitzers. Das uralte Dilemma dieser Argumentation, es würde mich nicht wundern, wenn es die schon bei der Erfindung des Buchdrucks gegeben hätte (Junge, geh doch lieber raus, statt diese neumodernen Bücher zu lesen), ist, dass sie eine Wertung der Erfahrungen vornimmt. Ob etwa Fußball spielen für ein Kind besser ist als im Zimmer zu hocken (und z.B. ein erstes Computerprogramme schreiben oder mit dem Physik-Experimentierkasten zu hantieren, ließe sich allein schon lange diskutieren. Und das was heute auf Facebook gechattet wird, haben wir früher am Telefon bekaspert, so what? Die Anzahl an Kommunikationskanälen ist heute x-fach größer als. vor 100 Jahren und nach dazu ohne räumliche Schranken. Wer will, kann schon als Teenager problemlos zahllose internationale Kontakte knùpfen, ist doch toll. Und für viele auch vollkommen selbstverständlich. Uneingeschränkt recht geben würde ich Ihnen allenfalls im Hinblick auf Umarmungen, die sich wohl süßer digital ersetzen lassen. Da habe ich aber wenig Sorgen, dass sich junge Menschen dieses Gefühl entgehen lassen werden, um stattdessen MP3s aus dem Internet zu ziehen. Haben Sie diesbezüglich ruhig ein wenig Vertrauen in die Jugend.
PS: Ich selbst verbringe zwar seit 25 Jahren viel Zeit im großen digitalen Angstmacher, bin aber (Laufen, Schwimmen, Windsurfen) sicher deutlich fitter als 90% der Panikbrüder und -schwestern, die glauben, ihre Kinder könnten physisch verkümmern, wenn sie nicht mindestens zehn Stunden am Tag draußen herumturnen. ;)
Ich habe die...
Ich habe die Eisenbahn-Analogie von Toby auch nicht als “Beweis” für irgendwas gelesen. Dass Ärzte tatsächlich mal behauptet haben, Selbstbefriedigung verursache Knochenmarkschwund und Schlimmeres, wird ja auch keiner, der seinen verstand beisammen hat, hernehmen als Beweis dafür, dass die heutige Schulmedizin nichts tauge. Ich selber habe diese Fässer im Beitrag nur deswegen nicht aufgemacht, weil die Geschichte der Medienkritik auch schon genügend Beispiele lieferte, was zu verschiedenen Zeiten so alles an Befürchtungen kursierte. Da hätte ich noch manches nachlegen können, etwa, für wie jugendgefährdend Karl-May-Romane in der Epoche ihres Erscheinens gehalten wurden. Da langt man sich heute an den Kopf.
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@Wojo: Ah, das ist ja interessant, die Hintergrundinformation mit dem abgeschafften Fernseher. Gute Maßnahme eigentlich, aber sehr schwache Begründung. In meinem Elternhaus gab es natürlich auch Debatten und unterschiedliche Programmvorlieben (wenn auch damals weit weniger Auswahl an Programm-Alternativen), aber irgendwie hat man sich immer zusammengerauft oder eben was anderes gemacht, wenn einem das Programm gar nicht passte. Im Zweifel hatte mein Vater das letzte Wort und die Entscheidungsgewalt, das war halt damals so. Ich verstehe, wenn ein Vater das heute so autoritär nicht mehr durchkämpfen möchte und dann lieber den bequemen Weg geht, die Kiste ganz abzuschaffen. Hier ist es so, dass die Flimmerkiste zwar da ist, aber die Frage nach regelmäßigem Gucken stellt sich trotzdem nicht. Wir haben das nicht vorgemacht, Tochter kommt auch bislang nicht auf die Idee, das einzufordern. Sie darf sich ab und zu eine DVD in der Stadtbücherei ausleihen und angucken, bei EMs und WMs verfolgen wir auch mal ein Länderspiel. Das wars dann auch schon mit dem Fernsehen.
Na schön, virtuell gehört...
Na schön, virtuell gehört uns die ganze Welt, potentiell zumindest,
Wikipedia ist (wirklich) großartig,
Information ist Macht (wenn man was draus macht).
Die Info und die Bilder gibts für alle,
so wie es alle modernen Produkte (in verschiedenen Imitations-und Preisstufen)
für alle gibt: also scheinbar alles für alle.
The real thing ist aber immer noch exclusiv.
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“Meine Tochter, eine richtige kleine “checkerin”.”
Das hab ich schon öfter gehört – der “checker ” ist das gelungene (unproblematische) Ergebnis dieser (hier fast unisono affirmierten) Sozialisation.
Und die ADHSler (oder was immer die halt haben mögen, schließlich haben psychiatrische Diagnosen ihre eigene Ideengeschichte), die Dickerln mit orthopädischen Folgeproblemen und die Diabetiker in den Grundschulen dann halt die weniger gelungenen Sozialisationsprodukte.
......möchte die Gelegenheit...
……möchte die Gelegenheit nutzen und mich zu aller erst für all die Beiträge zu diesem Themenblock bedanken, sehr interessant, informativ und zum Nachdenken einladend. In diesem Sinne ein gutes Beispiel für evtl. sinnvolle Nutzung neuer technischer Möglichkeiten bzw. “neuer Medien”.
Aber auch ein Hinweis, das es wohl kein allgemeingültiges Pauschalurteil in die eine oder andere Richtung (so ohne weiteres) geben kann….
Fakt ist, es gibt technologische Weiterentwicklung mit der wir uns, ab einem bestimmten Punkt, sogar beschäftigen müssen (Stichwort: Computers in der Arbeitswelt); eine all zu allgemeine “Technikverteufelung” ist bei heutigem Stand der Entwicklung (zumindest in der sog. 1.Welt) obsulet oder gar absurd geworden, da neue Technik oder Technologien längst fester Bestandteil unserer Alltagswelt geworden sind (und sicher auch vieles im “Alltäglichen” vereinfachen, z.B. Steuerung von Ampelanlagen im Verkehr u.v.m.).
Insofern finde ich z.B. die Ausführungen von Ihnen MARCO und von SEPPL-WIRT sehr interessant und förderlich, v.a. den deutlichen Verweis auf Spitzer´s “Extrempositionen” und anscheinend vorhandener (polarisierender) Polemik, aber auch, weil sie, wenn ich dies im Verlauf der Kommentare richtig verstanden habe, auf die Einflussmöglichkeiten, und damit die Eingrenzung von BEeinflussung, des jeweiligen Individuums im Besonderen verweisen und damit die Auffassung vertreten das eine “digitale Demenz” so nicht möglich sei oder eben abwendbar- der Mensch keine kognitven Verluste zu beklagen habe oder mit diesen aufwachse (Andere Kommentarschreiber verweisen im übrigen in ihrer jeweiligen Betrachtung darauf, auch wenn sie eine andere Sicht oder Meinung wie oben genannte vertreten-ebenfalls sehr interessant).
Meiner Meinung nach eine Position, die immer gilt und die immer in diese Betrachtung hineingehört, schließlich leben wir in einem geordneten Rechtssystem in einer pluralistischen Gesellschaft in der sich das Individuum durchaus (Selbst)verwirklichen darf und vielleicht auch soll und dementsprechend bestmöglich selber entscheiden sollte, was geht oder eben nicht. Gilt bestimmt für erwachsene Menschen.
Wie ist das bei Kindern und Jugendlichen?
Und diese Fragestellung zeigt dann, ob wir wollen oder nicht, den Bereich der Kindererziehung an, indem sie die wechselseitigen Bedingtheiten zwischen Er-und Heranwachsenden im prozeßhaftem Verlauf mit veränderlichen Umständen unweigerlich anspricht. Beispiel: Technische Entwicklung von Prozessoren, Handy´s, Soft-und Hardware in den letzten 20 Jahren (rasant!) und entsprechende Beschäftigungsmöglichkeiten und Zeiten und damit verbundene Veränderungen im Alltag (Für Eltern: Veränderungen im Tagesgeschäft mit ihren Kindern, z.B. gemeinsame Absprachen bzgl. Nutzungszeit eines PC/Spielkonsole zu Hause). Es sollte klar sein, das wir über diesen Themenblog einen bestimmten Ausschnitt gewählt haben, der sich eigentlich mit Erziehung und Kindererziehung beschäftigt. Entsprechend ist die Thematik komplex und evtl. eben nur in Auschnitten “lösbar”….
Nichtsdestotrotz möchte ich noch einige Gedanken in diese Runde werfen:
@Marco: Vor ca. 20 Jahren wurde in den (damaligen) Medien der Hinweis veröffentlicht, das die sog. psycho-motorische Entwicklung der Grundschüler im Vergleich zu vorherigen Grundschulgenerationen sich auffällig/deutlich schlechter zeigt, abstraktes Lern- und Denkvermögen dadurch mindestens verzögert, möglich wird. Diese Kinder haben/hatten in der Regel erhebliche Schwierigkeiten spätestens an den fortführenden Schulen, weswegen an Grundschulen entsprechende sportlich orientierte Förderungen installiert wurden (klettern, springen etc., halt alles was Kids früher so gemacht haben, wenn sie draussen in Feld, Wald und Wiese unterwegs waren. Ja, das ist jetzt auch absichtlich etwas ironisch geschrieben, weil früher eben nicht alles besser oder so war. Ich möchte nur darauf hinweisen, das die Art und Weise, wie erwachsene Generationen sich mit ihren Kindern beschäftigt haben, schon zu früheren Zeiten ein Blickpunktthema gewesen ist. Ich denke in diesem Zusammenhang das “digitale Welten- und Kommunikation” nicht per se eine Verschlechterung kognitiver Fähigkeiten bewirken aber eben doch eine weitere Art und Möglichkeit des “sich nicht wirklich miteinander Beschäftigen” zwischen Erwachsenen und Kindern bewirken. Vergessenen wir dabei auch nicht das Kinder-und Jugendliche das meiste über Vorbilder, abgucken und nachmachen sich aneignen und nicht übers “abstrakte Lernen”. Dies weiß sicherlich auch der Herr Spitzer, der im übrigen dafür bekannt ist, recht Populärwissenschaftlich und damit vereinfachend zu schreiben, belegt seine Schriftstücke allerdings mit guten, gesicherten Forschungsergebnissen und Wissen über Hirnforschung und Gehirn (habe schon mehreres gelesen- und ja, Polemik ist Kontraproduktiv). Dennoch, erstens geht Spitzer, wie alle Gehirnforscher davon aus, das das (menschliche) Gehirn ein “sich selbst organisierendes System” sei, welches damit auch abhängig ist vom Erlebnis-und Erfahrungshintergrund des jeweiligen Individuums (@SEPPL-WIRT: diesen Aspekt würde ich gleich nochmal in ihre Richtung ansprechen wollen). Zweitens sind die Wissenschaftler sich einig, das unser Neokortex (quasi das klassische Bild eines menschl. Gehirns, darunter sind entwicklungsgeschichtlich ältere Hirnareale gelegen, z.B. limbisches System (wichtiger Bereich u.a. für emotionsgeprägte Gedächtnismuster (Ängste, Freuden etc.) und deren Wirkung auf den Gesamtorganismus) oder unser “Stammhirn”) zu ca. 90% einen “Simulationsapparat” darstellt, der nur den Zweck hat, alle möglichen Situationen durchzuspielen, um unsere beste Reaktionsmöglichkeit auf ein Ereignis herauszufinden.
Aus diesen beiden Hinweisen wird deutlich, warum wir in jedem Falle Erlebnis-und Erfahrungsinput sowohl im Kontakt zu anderen Menschen, als auch mit Dingen brauchen, um uns u.a. auch zu abstrakt-denkenden menschlichen Persönlichkeiten (weiter) zu entwickeln.
In diesem Sinne haben Sie, Marco, sicherlich recht, wenn sie die Zeit in der ihr Kind sich mit “neuen Medien” beschäftigt, miteinander abgesprochen Begrenzen (betonen möchte ich hier das miteinander abgesprochen) und somit sich, als auch Ihrem Nachwuchs die Möglichkeit geben, die Zeit zu nutzen, sich mit etwas anderem zu beschäftigen und so weiterzulernen- und sich “mehrdimensional” als Persönlichkeit zu entwickeln. Vielleicht wird durch zu viel (unreflektierte) Beschäftigung mit neuen Technologien, die im übrigen immer Abstrakter werden (Ausbildung von abstraktem Denkvermögen?), egal ob von Erwachsenen oder Kindern dieses “sich miteinander konstruktiv zu beschäftigen” zu schnell (aus Unwissenheit, Unaufgeklärtheit, Bequemlichkeit,….?) vernachlässigt oder gar eingestellt. Auch hier sehe ich nicht v.a. die Schwierigkeiten im Kognitiven oder der “digitalen Demenz”, sondern eher die Aufgabe der sog. “Aufklärung” (durchaus im philosophischen Sinne gemeint), wie etwas zu nutzen sei, warum, wieso und mit welchen Risiken oder Schwierigkeiten dies verbunden sein kann – dies gilt doch eigentlich für alle Neuerungen die einem im Leben betreffen. Von der Fragestellung ob und welche menschlichen Werte man als Erwachsener seinen Kindern versucht näher zu bringen mal ganz zu schweigen. Die große Frage bleibt die gleiche: Was sollte ein entwickeltes menschliches Individuum oder eine entwickelte Persönlichkeit ausmachen, welche Werte soll es zumindest kennen/kennen gelernt haben. Wie kann/soll es in einer sozialen Gruppe zurecht kommen, als souveränes Individuum? Wie steht es mit der sog. Entscheidungs- und Konfliktfähigkeit?
Des weiteren würde mich interessieren, warum Sie eine zeitliche Begrenzung bzgl. Mediennutzung Ihres Kindes eingeführt haben? Sicherlich nicht wegen der drohenden “digitalen Demenz”, aber doch wohl wegen anderer wenig erfreulichen Wirkungen von zu viel Medien und Computer auf sich entwickelnde Gehirne, welche von Hr. Spitzer evtl. als Anlass genommen wurden, um diese Themen mal weiter oder anders zu betrachten, gerade im Hinblick auf die “Feedback”-Wirkungen in Richtung junge, noch mit unglaublichen Entwicklungspotentialen ausgestatteter Hirnmasse (Stichwörter: “sich selbst organisierendes System”, neuronale Vernetzungsmöglichkeiten). Unkonzentriertheit, Aggressivität, Müdigkeit usw. sind allgemein zu beobachtende Phänomene bei Kids, die zu lange vor “Glotze oder PC hängen”…Konzentrationsschwierigkeiten machen Lernprozesse in sich schwieriger, weil anstrengender, können aber auch lernen an sich unmöglich machen, v.a. beim lernen von abstrakten Inhalten. Vielleicht ist hier mit “digitaler Demenz” auch nur eine virtuelle Form der Demenz gemeint, weil durch fehlen wichtiger psychomotorischer Entwicklungsanteile, weitere Lernmöglichkeiten eingeschränkt oder verhindert werden, weswegen grundlegendes Erfahrungswissen nicht vergessen werden kann, da nicht adaptiert, angeeignet oder gespeichert wurde. Anscheinend würden Sie an dieser Stelle mit Hr. Spitzer konform gehen, da Sie durchaus versuchen die Neuroplastizität Ihres Kindes konstruktiv zu beeinflussen, indem sie die Zeiten von Mediennutzung Ihres Kindes einschränken.
Ich denke Klarheit im Sinne der Aufklärung, als auch des aufgeklärten Umgangs mit neuen Technologien oder allg. “Neuerungen” ist notwendig – Philosophisch, als auch Praktisch (Praktikabilität/Machbarkeit) und vielleicht sollte eine Allgemeinheit mal laut darüber nachdenken, ob wir als Individuen und Menschen in modernen, schnelllebigen Zeiten uns nicht die Zeit dafür nehmen und geben sollten, ausführlicher diese Fragestellungen (durchaus im Sinne der Konsensfindung) zu erörtern. Verbunden ist damit die Hoffnung das dies Hilfreich und Sinnstiftend sowohl für Erwachsene, als auch Heranwachsende in modernen Welten sein sollte.
Nur zur Erinnerung: Es gibt aktuell keinen Schutz des Persönlichkeitsrechtes im Internet, man muss komplett selber dafür sorgen, mit unglaublich viel Einsatz von Energie und ZEIT (so viel zum Thema Effizienzsteigerung durch neue Medien/Technologien – diese “Fehlentwicklungen” sind nicht im Sinne der jeweiligen Erfinder gewesen, fairerweise erwähnt).
@SEPPL-WIRT: Wer allerdings schon mit Wissen, Überblick, Erfahrung und geschickter Strategie an diese Themen herangeht, wird sicherlich die Effizienz,- Synergie- und sonstigen konstruktiven Möglichkeiten neuer Technologien/Medien bestmöglich zu nutzen wissen, somit bleibt auch hier: Wissen ist Macht und bezugnehmend zu einer Ihrer Aussagen: Nicht die Technik ist entscheidend, es ist immer der Mensch der diese bedient. Eine Computer ist nur so schlau, wie der, der in benutzt, so hat es mal geheißen….hoffentlich gilt das noch, sonst sind alle auf das Individuum bezogenen Aussagen haltlos, denn dann schafft der Rechner von vornherein die Welt und der “user” darf/kann sich nur anpassen. Ergo muss auch immer wieder über den Menschen nachgedacht und reflektiert werden, der neue Technik betreibt, nutzt oder erfindet.
Ich gehe mit Ihnen kongruent, wenn sie formulieren, das es eine relative Ebene von Wahrheit und Wirklichkeit gibt, die jeder für sich individuell definiert. Jedes Individuum nimmt individuell wahr-kein Raum wird von unterschiedlichen Personen gleich wahrgenommen und erlebt. Das menschliche Individuum sollte über alle Generationen hinweg so souverän sein und bleiben, das es neue Technologien genau dafür nutzbar machen kann und sich nicht einfach nur vorgegebenen Realitäten anpasst. Daher finde ich es gut und toll, wie Sie dies anscheinend mit Ihrer Tochter gestaltet haben, ein gutes Beispiel und weiterhin viel Erfolg, Glück und gutes Gelingen miteinander. Dennoch möchte ich mir an dieser Stelle den Hinweis erlauben, inwiefern Eltern noch im weiteren Verlauf der Kinder- und Jugendentwicklung bestimmende Einflussmöglichkeiten haben und wie sehr der Anteil an bemerkbarer Beeinflussung durch Schule, Freunde und sonstigen äußeren Einfluss merklich zunimmt und eben bestimmender werden. Studien belegen wohl proportionale Abnahme des elterlichen Einflussvermögens mit zunehmender Lebenszeit der eigenen Kinder zugunsten anderer genannter Faktoren.
Auch sollte man sich, gerade weil in “virtuellen Welten” die Dimensionen Wahrheit und Realität an sich angesprochen werden, genauer mit eben diesen Dimensionen auseinander setzen und deren Bedeutung zumindest hinterfragen lernen. Ein Computergame oder ein Film sind nicht wirklich real, es ist das Individuum, welches diesen eine Realität gibt und deswegen sind wir auch in der Lage, dabei irgendwelche Emotionen zu entwickeln. Welche Bedeutung dies bekommt, hängt vom Entwicklungsstand, Bildung, Erfahrungen und erlangte Kompetenzen u.a.m. des Individuums ab. Bietet sicherlich auch die Möglichkeit sich bestmöglichst von emotionalen Verstrickungen (wieder) zu lösen. Aber ist dies nicht genau so mit unseren eigenen, individuellen Vorstellungen? Welche Realität besitzen denn diese und verändert dies sich gegebenenfalls, wie und wodurch auch immer? Ihre kleine Einlassung mit diesen Partnerschaftsvermittelungsprofilen fand ich sehr sympathisch, aber auch sehr fragwürdig. Schon das sie die Vorstellung haben, das man sich ohne weiteres in Vorstellungen verlieben kann. Vielleicht machen wir ja alle dies so, eigentlich. Also kein Problem, ein perfekt geschnitztes Profil sich online zu zeichnen, sich darüber zu verständigen and to fall in love….
Mal ehrlich, echt fühlt sich anders an. Problematisch wird es doch erst dann, wenn “echte, gefühlte Aussenwelt auf Vorstellungswelt trifft”. Was ist, wenn sich diese Leute nicht reichen können? Ja, sie werden sicherlich einen intellektuellen Kompromiss finden….Keine Bank wird uns glauben, wenn wir behaupten das eine bestimmte online Überweisung nicht von uns in Auftrag gegeben wurde, wenn es nicht so erscheint. So viel zu Vorstellungswelten und Realitäten, es gibt wohl schon welche und da sind wohl manche realer als andere……
Ich stehe der Überzeugung, das Dualität als solche eine Illusion sei, ebenfalls sehr nahe. Aber auch hier gilt das komplette zusammenbringen von relativer und absoluter Wahrheit als erkennende Erfahrung im eigenen Seinsstrom. Oder: Wissen muss vom Kopf ins Herz rutschen (Wissen, Erfahrung, Erkenntnis, Weisheit).
Mit neuen Technologien, Medien etc. ist man sicherlich in der Lage sich unendlich viel Wissen anzueignen, abzuspeichern usw., aber ich glaube sie helfen (noch) nicht sie ins eigene Herz rutschen zu lassen. Und geht es nicht darum, Kopf und Herz gleichermassen weiterzuentwickeln und zusammenzubringen, nach Möglichkeit, wenn wir unsere dualistische Erfassungs- und Erfahrungsweise überwinden wollen?
Nochmals danke an alle Teilnehmer, gerade an die genannten für alle Ideen, Gedanken, Erfahrungen und Wissen. Alles Gute an alle, viel Glück und Erfolg und das alle Spaß daran finden mögen, freudevolle Anstrengungen zu unternehmen Mitgefühl und Weisheit in allen Welten und Bereichen zur vollkommenen Erfahrung zu machen.
Foersterliesel,
was Sie...
Foersterliesel,
was Sie schreiben, ist nicht verkehrt. Viele messen die Realität an der Fiktion und das permanente Entertainment birgt schon auch Gefahren für Labile.
Irgendwo habe ich gelesen, dass nordamerikanische Jugendliche den Geschmack eines frischen Apfels an einem Apple-Pie messen und das Natürliche, in dem Fall der Apfel, fade finden.
Der permanente Overkill an Eindrücken, das andauernde Bombardement der Content- und Lifestyle-Industrie kann zu einem Abstumpfen führen. Die Empfänglichkeit für das Leise, Zarte, Behutsame nimmt ab. Das schnell Verfügbare muss her. Und zwar sofort. Was das für die Ausdauer und die Geduld aber auch die Frustrationstoleranz bedeutet ist klar, vor allem bei Menschen, die in ihrer Sozialisierungsphase stecken und zudem in problematischen Familienverhältnissen leben. Die Welt ist auch ein großes Bordell und Aufgabe weiser Erziehung ist, Grenzen zu ziehen. Das geht nur, wenn man als Eltern einen Kompass dabei hat, wenn es mit Liebe geschieht, man Geborgenheit bietet und Know How.
Schwieriger Job. Aber wenn das Kind am Ende als aufrechter Mensch mit freiem Verstand ins “Abenteuer Leben” geht und man ihm einen guten Proviant mitgegeben hat, ist er halbwegs geglückt.
Seppl-Wirt et. al.: Wenn ich...
Seppl-Wirt et. al.: Wenn ich Angst vor dem Internet hätte, würde ich hier nicht schreiben. Ich wünsche mir eine differenzierte Haltung zum Netz und unvoreingenommenes Nachdenken über die seelischen und physischen Folgen, besonders für Kinder, die in die neuen Medien hineingeboren werden. Im Positiven wie im Negativen, ohne Maschinenstürmerei, aber auch ohne blinde Technikverehrung. Das nachzuvollziehen ist für Sie offenbar zu unbequem. Passt halt nicht in die Flauschen-oder-Haten-Welt der Netzgläubigen. Belassen wir es dabei.
@watcher: Dank auch für Ihre...
@watcher: Dank auch für Ihre ausführlichen Gedanken und Einlassungen, ich darf der Einfachheit halber zunächst mal Ihre Frage nach der zeitlichen Beschränkung der töchterlichen Medienaktivitäten aufgreifen. Es ist bislang nicht so, das wir ein fixes Zeitbudget (soundsoviele Minuten Online, soundsoselten DVDs gucken, soundsolange Lernspielchen am PC) vorgeben würden. Während der Schulzeit ist unter der Woche DVD oder TV ohnehin die totale Ausnahme (auch bei meiner Frau und mir, insofern gibt es da kein “Ihr dürft aber…”). Die oberste Direktive, wenn man so will, ist aus unserer Sicht, dass das Freizeitprogramm unseres Kindes ausgewogen ist, dass also von allem was dabei ist, freies Spiel, Geige üben, Bücher und Heftchen lesen, Spielplatz, kleine Radtour oder unten auf dem Platz rumrollern, manchmal um halb acht die WDR-Kindersendung “Bärenbude” im Radio hören, und manchmal eben auch die Lernspiele am PC und erste Schritte in die Online-Welt (minitz-Kindernachrichten vom SWR zum Beispiel) gehen. Im großen und ganzen funktioniert das auch ohne großes Gezeter und Gezerre, manchmal braucht es mehr Überredungskunst für das Geige üben und man hört mal ein “orrr – so kurz nur?”, wenn die Rechnerzeit mal wieder endet wie angesagt. Das mag künftig sicher in Intensität, vielleicht auch Brisanz, zunehmen, aber im Moment sehe ich unser medienpädagogisches Hauptproblem nicht so sehr in der elektronisch-digitalen Welt, sondern in der Verlockung der “Filly”-Figuren und den dazugehörigen Heftchen. Was freilich, wenn ich das mal in Relation setze zu Spitzers Schreckensgemälden, ein ziemliches Luxusproblem zu sein scheint. ;-)
@Foersterliesl (13 Uhr43):...
@Foersterliesl (13 Uhr43): Danke für das Stichwort “billiger Ruhigsteller”. Zu Kindergartenzeiten meiner Tochter bin ich manchmal fast vom Glauben abgefallen, wenn ich sah, was manche Eltern selbst während überschaubarer Autofahrten so alles an elektronischem Onboard-Entertainment für die Lütten auffahren. Da gab es einen Fünfjährigen, der keine Viertelstunde im Auto mitfahren konnte, ohne dass da eine DVD auf dem Laptop flimmern musste. Tsss, als ob es draußen nicht was zu gucken gäbe.
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@Wolfram Mikuteit: Danke für die Anregung, den Carr werde ich mich sicher mal zu Gemüte führen.
Giannozzo,
bleiben Sie auf...
Giannozzo,
bleiben Sie auf dem Teppich. Ich kann mich nicht erinnern, behauptet zu haben, dass Sie Angst vor dem Internet haben.
“Netzgläubige, Flauschen-Haten” ist sehr differenziert. Lesen sie, was ich zum Dualismus geschrieben habe oder über Empathie. Der Schwarzweißmaler sind Sie. Dass Kinder “in die neuen Medien hineingeboren werden”, war mir neu. Wie funktioniert das? Und wenn dem so ist, war das nicht immer so?
Gab es früher keine neuen Medien (in die man hineingeboren wird)? Wie hat man damals denn die Kinder zur Welt gebracht?
Meinerseits ist alles gesagt....
Meinerseits ist alles gesagt. Mehr Aufmerksamkeit schenke ich diesem Buch nicht.
Was haben ich gelernt? Immer locker bleiben. Deutschen Bedenkenträgern geduldig zuhören und dem wertkonservativen Herzog Beachtung schenken (das mit den vielen Schiedsrichtern und den wenigen Torjägern).
Weniger lesen, mehr in den Wald gehen (mit analogem Kompass) und das Wichtigste: Kommt darauf an. Kommt immer darauf an.
Mein letztes Wort hat “And You Will Know Us by the Trail of Dead”.
Zitat: Random lost souls have asked me “What’s the future of Rock’ n’ Roll?” I say “I don’t know, does it matter?” Zitat Ende
@giannozzo: Ich denke...
@giannozzo: Ich denke ebenfalls, sie überinterpretieren verschiedene Dinge ein wenig. Sich selbst die Fähigkeit zu differenziertem Denken zu attestieren, während andere angeblich nur schwarz-weiß (flauschen-haten) beherrschen, ist darüber hinaus auch nicht die allerfeinste Art, oder? Bleiben wir alle lieber bei der Sache, das ist deutlich interessanter.
Ich muß zunächst erst einmal...
Ich muß zunächst erst einmal Dank sagen für die überaus anregende Diskussion. Ich für meine Teil gehören zu den Anhängern des „Die Dosis macht das Gift“. Ich hätte ebenso Angst vor einem frischfröhlichen Waldbauernbub, der am liebsten mit Pferdeäpfeln spielt wie vor einem Internet-Junkie, der ohne Bildschirm orientierungslos durch die Kohlenstoffwelt mäandert. Alarmismus ist bequem, schafft Deutungshoheit und Umsätze. Insofern ist Spitzer Teil des Problems, das er bekämpfen will, denn er erzeugt Verdummung unter dem Vorwand, sie zu bekämpfen. Außerdem rentiert es sich so schön. Viel mehr treibt mich die Frage um, was das Internet uns an wirklich neuem noch bringen wird. Da sehe ich nämlich noch nicht allzuviel. Was ich momentan erlebe ist die Transponierung bekannter Medien (Text, Bild, Ton) in ein neues Format, nichts weiter. Und ich bin überaus neugierig, was uns die digital aufwachsenden Generationen demnächst neues zu sagen haben werden.
(Filly, Herr Settembrini? Dank Google weiß ich jetzt was das ist. Du meine Güte! Sie sollten ihr mal einen Karl-May-Roman ins Bücherregal schmuggeln. Wobei mir Robert Louis Stevenson besser gefiele. Vor allem die Rathjen-Übersetzung der „Schatzinsel“. Leider nur noch antiquarisch, aber preisgünstig.)
@Savall: Glaubt man den Gurus,...
@Savall: Glaubt man den Gurus, wird das Internet in weit höherem Ausmaß als heute allerlei Dinge und Gerätschaften des Alltags infiltrieren (und nein, das vielbemühte Kühlschrank-Beispiel dürfte da eher ein Nischenprodukt bleiben). Also, neben dem Stichwort “Internet der Dinge” würde ich Ihrem Radarschirm auch den Begriff “post-digital” anempfehlen, das zeigt ein paar Richtungen auf, in die es gehen könnte.
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Was nun diese hirnzersetzend konsumistische Schwachsinnskiste mit diesen grauenhaften Glitzer-Einhornfiguren und dem dazugehörigen Merchandise angeht: Das kommt und das geht auch wieder, unnötig, sich da in Kämpfen gegen Windmühlen zu verausgaben. Kind liest auch sehr viel, an Karl May und ähnlichem herrscht in diesem Haushalt kein Mangel, die Stunde von Kara Ben Nemsi wird noch kommen, wenn der Zauber von Hexe Lilli altersbedingt etwas verblasst, da mache ich mir gar keine Sorgen.
@Giannozzo
nachdem Sie...
@Giannozzo
nachdem Sie anscheinend alles am besten wissen:
OK, sie haben gewonnen übermäßige Mediennutzung ist genauso schädlich wie übermäßiges Bahnfahren! (Die Analogie besteht im Adjektiv “übermäßig”)
Nun noch kurz zum Thema:
Ich habe mich nicht auf Übermäßige Mediennutzung bezogen, sondern im Sinne des Artikels auf Mediennutzung. Übermäßige Mediennutzung ist so ein Gespenst, daß ich bei keinem der vielen Kinder (zwischen 0 und 12 Jahren) in meinem Umfeld feststellen kann. Die sind alle viel draußen, spielen Fußball, klettern auf Bäume usw.
Dieser Mangel an Lebenswirklichkeit macht die Thesen Spitzers (und die Ihren) so ärgerlich!
„Das Internet der Dinge“,...
„Das Internet der Dinge“, mag sein, Herr Settembrini. Ich weiß es nicht. Wenn ich eine genaue Vorstellung von den kommenden Veränderungen hätte wäre ich Milliardär. Aber es ist meine Überzeugung, daß die Veränderungen kommen werden. Das Informationsnetz in allen seinen Aggregatzuständen ist eine brillante Idee und wird Wirkungen zeitigen, von denen wir uns heute noch keine Vorstellungen machen können. Es werden durchaus nicht nur Veränderungen zum besseren sein. Das bereits vielzitierte Eisenbahnbeispiel mag dafür stehen. Man war ja in der Euphorie der Anfangsjahre durchaus der Meinung, daß es dank der Eisenbahn keine Kriege mehr geben könne. Einerseits weil jedermann reisen könne und sähe, daß andernorts Menschen auch nur Leute sind und andererseits, weil der durch die Eisenbahn zunehmende Handel und seine Verflechtungen Krieg unsinnig und geschäftsschädigend machen würden. Nun, wir wissen es besser. Bevor der Handel so recht in Schwung kam hatten die Militärs das Potential der Eisenbahn für ihre Zwecke entdeckt. Aber ich empfinde trotzdem keine Furcht, nur Neugier.
"And You Will Know Us by the...
“And You Will Know Us by the Trail of Dead” hat zwar schon das letzte Wort gesprochen – but anyway.
Das Internet ist viel mehr als das Web. Das WWWeb ist hauptsächlich nur Port 80 und 443.
Internet, das ist I.-Net-Radio, Video-Streams, VoIP, Video-Chat, Multiplayer-Gaming, Navigation, mobile Dienste, Mail, Firmennetzwerke und und und
Wir leben in einer sehr spannenden Zeit und wir sollten an der Weiterentwicklung unserer Werkzeuge arbeiten und an uns selbst. Für mich ist Technik eine sehr große Bereicherung und Hilfe. Und unser kleiner Comment Chat hat mir Spaß gemacht, mich zum Nachdenken animiert – bereichert. Auch hat er eine analog ausgeführte Diskussion im häuslichen Kreis angeregt.
Danke an alle Beteiligten!
@hm555 und...
@hm555 und “ernährungssouveränität ”
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angeblich findet allerdings die brillant-kluge re-analogisierung der generation-@ gerade woanders statt – und zwar im kleingarten. wobei die generation-@ gerade auch an dieses projekt in großer zahl und mit einem völlig neuen, bisher noch nie da gewesenen selbstverständnis ginge. so ists gesagt.
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ungefähr hier angeblich alle schlagworte im ansatz mit enthalten:
https://www.dradio.de/dlf/sendungen/studiozeit-ks/1465514/
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“”Community gardens”, also Gemeinschaftsgärten gibt es in den USA schon lange, nicht zuletzt um arme Bevölkerungsschichten mit billigen und guten Lebensmitteln zu versorgen. Subsistenz, die Selbstversorgung mit dem zum Leben Notwendigen, wird möglicherweise auch in Deutschland wieder eine zunehmende Rolle spielen, zumal die Lebensmittelpreise steigen.
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Vorerst sieht allerdings Dr. Christa Müller, Mitveranstalterin der Berliner Tagung und Herausgeberin des Buchs “Urban Gardening” – also “urbanes Gärtnern” – vor allem die sozialen und auch kreativen Aspekte solcher Stadtgärten:
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“Gerade die jungen Leute finden die Welt als komplett vorgefertigt vor, die werden mit Werbebotschaften bombardiert und jede Ware ist komplett gefertigt. Und es geht darum, dass die Menschen entdecken, dass sie zwei Hände haben und selber etwas machen wollen und den öffentlichen Raum gestalten wollen. Aber es geht auch um Anbau von biologischen Lebensmitteln, es geht auch um Ernährungssouveränität, dass man herausfindet, wie man sich selbst ernähren kann.”” …
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“Christa Müller versteht den eigenen Gemüseanbau als ein durchaus politisches Handeln. Ein Betätigungsfeld für die, die den, so wörtlich, “ungehinderten und ungenierten Zugriff auf die Ressourcen der Welt in Frage stellen”. “Urban Gardening” helfe, Transport- und Energiekosten zu sparen, Luft und Boden zu verbessern und ermögliche den Aufbau ökologisch nachhaltiger Strukturen:
“Wir gehen jetzt immer noch davon aus, dass wir für wenig Geld Lebensmittel aus aller Welt beziehen können. Darauf ist das urbane Gärtnern auch eine Antwort, dass man sagt, wir wollen nicht auf Kosten von anderen leben, sondern die Lebensmittelgrundlagen selber schaffen, weil die Konsumgüter bei uns die Energiebilanz negativ macht. Es geht darum, dass man über das selber Anbauen und selber Machen auch sensibilisiert wird für einen anderen Konsum und dass man beim Gärtnern erfährt, wie aufwendig es ist, seine Produkte anzubauen. Es sind im Moment bescheidene Anfänge, aber die Aufmerksamkeit, die auf diesen Anfängen liegt, weist darauf hin, dass das Thema in Zukunft ein zentrales sein wird.”
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Manch einer geht sogar noch weiter. Verbindet die neuen Stadtgärten mit dem sogenannten “Transition Town-Movement”, einer Umweltbewegung, die angesichts schwindender Rohstoffe und negativer ökologischer Auswirkungen der Globalisierung wieder zurück zu einem einfachen Leben will. Zu einem regionalen Wirtschaften mit Formen einer neuen Subsistenzwirtschaft. Die Gemeinschaftsgärten wären dann ein wichtiger Baustein innerhalb einer “Postwachstumsökonomie””
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und “nomadisch grün” – noch mehr junger analogismus. https://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/1818834/ “Anders gärtnern in der Stadt” – Köln 2012
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und @ – am rande. berichte in auszügen über den “ersten digitalen weltkrieg2: https://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/1846496/ https://www.amazon.de/Worm-Der-erste-digitale-Weltkrieg/dp/3827010659
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” Und sie demonstrieren einmal mehr das wachsende technische Können der Kriminellen, Geheimdienste und Militärorganisationen, die nach wie vor absolut gleichwertige, wenn nicht gar überlegene Gegenspieler derjenigen sind, die wie die “Kabale” das Internet als einen Freiraum für den Austausch von Informationen und den elektronischen Handel zu erhalten suchen.””
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ggfls. auch zum anhören, angeblich “das ende der kontrolle”, “kategorischer imperativ der modernen mediengesellschaft”. https://www.dradio.de/aod/html/?broadcast=57976 – ggfls. scrollen 3. Bücher zu Computerkriminalität und digitale Skandal-Produktion, “allzweckwaffen der skandalisierung”. (“nachhören – dradio.de” zeigt google richtig)
und wenn mein ich eine genaue...
und wenn mein ich eine genaue vorstellung von den kommenden veränderungen hätte, wäre ich gefährdet. also in gefahr. schon rein körperlich.
Es gab mal einen Blog zu...
Es gab mal einen Blog zu post-digital dieses Blogs hier – ist vom April 2012; dargebracht von einem italienischen Herrn von Adel.
Und: Ein Hirnforscher!!!!!!!! sieht die Sache positiv, that means, unser Brain passt sich an.
Georg Büchner, als Neurologe, der er auch war, stellte sich die Frage: Hat man Augen, weil man sieht oder sieht man weil man Augen hat? (Traktat über Schädelnerven)
Davon ist auch etwas im fulminanten “Woyzeck” enthalten. (Ist das Nein am Ja schuld oder das Ja am Nein.)
Ich behaupte: Beides ist der Fall.
Alles wird gut!
perfekt57 aka the real post...
perfekt57 aka the real post group 47 ist das Destillat der Informationsgesellschaft.
I love this guy.
+++ breaking news +++
Die...
+++ breaking news +++
Die Zukunft des Digitalen ist, äh, analog.
https://www.wired.com/wiredenterprise/2012/08/upside/
Schade, dass die Protagonisten...
Schade, dass die Protagonisten der neuen Medien dazu neigen, Aufreger zu produzieren.
Vermutlich wegen der Annahme, sie bekämen sonst keine Aufmerksamkeit. Falsch, wie ich finde.
Ich halte die Aufnahmefähigkeit des Menschen für Subtiles für wesentlich ausgeprägter und folglich erfolgversprechender. Auch ist da, wo jeder schreit und sich seltsam gebärdet, der Stille viel spektakulärer und interessanter. Ferner stimmt das Plakative meist nie mit der inneren Wirklichkeit von Humanoiden überein.
Es ist ist zwar eine schriftstellerische Binsenweisheit, dass man außergewöhnliche Dinge mit einem einfachen (schweren) Stil kombinieren sollte und Anfänger inhaltlich immer viel zu viel reinpacken; dies aber als Persilschein für Holzhammermethoden zu verwenden, zeugt von Unvermögen und hinterlässt bei mir den Eindruck eines Vorturners.
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Marco,
analog – digital – Ikearegal
(Quantenmechanik)
Es hätte genügt: Neil...
Es hätte genügt: Neil Armstrong ist tot.
Dass er Astronaut war, weiß jeder und das gewählte Bild verdeutlicht es ohnehin schon genügend.
Und Apple versus Samsung; böses Euro und dergleichen, das sind Aufreger.
Klar kann man nicht die Avantgarde sein, man muss ja schließlich…
Muss man nicht. Das Huhn war zuerst da.
@Seppl-Wirt: Also zunächst...
@Seppl-Wirt: Also zunächst mal gibts noch 100 Punkte für das Erinnern an meinen post-digital-Beitrag. Ich wollte nicht selbstverlinken, sondern mal gucken, ob es noch jemand auf dem Schirm hat.
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Was aber nun die vermeintlich größeren Erfolgschancen der leiseren Töne angeht, fürchte ich, Sie sehen das etwas zu optimistisch. Bei Spiegel Online kann man das wie ich finde sehr schön beobachten, wie da in den letzten Jahren immer mehr die boulevardesken Beiträge prominent herausgestellt werden, die höhere Klickzahlen erwarten lassen. Wenn es nicht funktionieren würde (und das kann man als Online-Redaktion anhand der Abrufzahlen ja fast in Echtzeit mitverfolgen, was zieht und was nicht), würde man von dieser Praxis sehr schnell wieder wegkommen.
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Die Fähigkeit, in all dem Geschrei mehr auf die leisen Töne zu hören oder gar die Stille zu suchen, ist (leider) nicht vielen gegeben.
Es geht nicht um Feindlichkeit...
Es geht nicht um Feindlichkeit des Neuen, es geht nicht um Verblödung an sich, es geht nicht um Medien-Nutzung, es geht um etwas ganz anderes.
Tv, Computer, iPad und Videoscreens bieten nur 2 Elemente: Unterhaltung und Werbung. Und das in einem Fenster, mal gross und mal klein. Anschauen und konsumieren ist bereits Verblödung. Es findet keine Aktivität im Hirn statt. das ist die Gefahr: wer immer nur konsumiert, statt sein Gehirn in Aktivität zu bringen, verblödet tatsächlich. Und wenn Kinder das von 2-12 tun, dann sind sie blöde. Können nicht mehr aktiv denken, sondern nur noch reproduzieren, was auf dem Lager schlummert. Egal wie man es dreht und wendet: wer Film und Bilder konsumiert, nimmt nur noch auf. Wer behauptet, dass Bücher verblöden, hat noch nie ein Buch gelesen und weiss nicht was lesen ist
Marco,
Sie sind ein sehr...
Marco,
Sie sind ein sehr angenehmer, gescheiter und bescheidener Gesprächspartner.
Sie und perfekt57 rutschen jetzt in meiner Top Friend List weit nach oben.
Das war der Blog (es kommt darin auch ein Hirnforscher vor):
https://faz-community.faz.net/blogs/deus/archive/2012/04/19/neo-analog-post-digital-oder-total-egal.aspx
@Marco - das Internet der...
@Marco – das Internet der Sekten:
Nachtrag. Der Artikel könnte Sie interessieren.
https://www.guardian.co.uk/commentisfree/2012/aug/26/peter-beaumont-internet-ruining-politics?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+theguardian%2Fcommentisfree%2Frss+%28Comment+is+free%29
Gruss,
Thorsten Haupts
@Seppl-Wirt: Das Vergnügen...
@Seppl-Wirt: Das Vergnügen ist ganz meinerseits! An jenen Beitrag (den ich nach wie vor gut finde) denke ich nicht so gerne zurück, er war eigentlich für das Online-Magazin einer großen TV-Sendergruppe geschrieben, es gab schon im Vorfeld Riesendiskussionen, wie man das Thema aufziehen sollte und was da alles rein muss und nach Lieferung Änderungswünsche noch und nöcher, so dass ich sagte, wollen wir doch mal sehen, ob der Beitrag so funktioniert oder nicht, und mit minimalen Änderungen habe ich ihn dann hier publiziert. Der Auftraggeber fühlte sich natürlich anuriniert und wollte dann keine überarbeitete Version mehr haben, oder die Zeit war schon zu knapp, da noch viel zu drehen, jedenfalls war das keine Sternstunde, so ist das halt manchmal. Aber zu den Dingen, die mich hier für das deutlich geringere Texthonorar entschädigen, gehört definitiv der Spaß an der Unterhaltung mit den Kommentatoren, so angenehme Runden sind bei großen Zeitungen wirklich die ganz große Ausnahme, das ist ein großes Geschenk.
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@hubbidubbidu: Kann nicht sagen, dass ich am Computer allzuviel Werbung zu sehen bekäme und ansonsten nichts als Unterhaltung. Ich verdiene meine Brötchen mit dem Verfassen von Texten, und da Handschriftliches oder Maschinengetipptes von den Redaktionssystemen nicht zu verarbeiten ist, muss ich wohl oder übel mit Textverarbeitung arbeiten. Tabellen erstelle ich auch nicht mit Stift, Lineal und Taschenrechner, und im Internet verlaufen die Grenzen zwischen dem, was mich unterhält und was beruflich relevant ist, durchaus fließend. Meine Tochter liest auch nicht mit weniger Begeisterung ihre Bücher, nur weil sie manchmal im Internet auch Kindernachrichten und dergleichen gucken darf und auch ein paar Lernspielchen daddelt. Der Mix machts.
@ThorHa: Ja, vielen lieben...
@ThorHa: Ja, vielen lieben Dank. Das ist tatsächlich eine sehr spannende Frage, ob und wie wir im Zuge der zunehmenden Individualisierung der Internet-Kommunikation sicherstellen können, dass sich nicht jeder nur noch in seine Komfortzone unter Gleichgesinnten zurückzieht und immer weniger Toleranz gegenüber anderen Auffassungen zeigt. Die Kommentarkultur in weiten Teilen der Netzlandschaft stimmt da nicht gerade hoffnungsfroh (umso froher bin ich immer wieder über die Insel der Seligen hier in den FAZ-Blogs), selbst bei Internet-Idealisten wie Markus Beckedahl von netzpolitik.org hat sich einiges an Frust angestaut:
https://netzpolitik.org/2012/kommentarkultur-neu-entwickeln/
@MARCO
vielen Dank für Ihre...
@MARCO
vielen Dank für Ihre Antwort. Und ja, war wohl was ausführlich, daher nochmals Dank für Zeit und Mühen….und für mich nachteilig, da wohl das meiste meines Beitrages nicht in die Aufmerksamkeit geraten ist….(nun, neue Zeiten und Medien schaffen wohl ihre eigenen informellen Ausschlusskriterien ;-) ).
Wie dem auch sei, mein Anliegen war nicht die Art und Weise der Beschäftigung mit Ihrem Kind zu hinterfragen (steht mir auch gar nicht zu), vielmehr darauf hinzuweisen, das auch Sie und Ihre Familie, ebenso wie Hr. Spitzer, wohl die “Idee im Hinterkopf” haben, das nachfolgende Generationen erst einmal alle möglichen (menschlichen?) Fähigkeiten erlernen/erlangen sollten, die dann später mal (hoffentlich nicht) wieder verloren gehen könnten. Betonen möchte ich hierbei “alle möglichen”- aber eben auch “(menschlichen?) Fähigkeiten”.
Insofern gehe ich tatsächlich mit Ihrer differenzierten Kritik am genannten Autor konform (reißerisch, polemisch….), lege evtl. nur nicht den gleichen Kritikschwerpunkt allzu sehr dahin, da ich meine die ein oder andere Schnittmenge in den “Aussagen” Spitzer´s und unseren (individuelle Blogteilnehmer) Gedankengängen erkannt zu haben und von denen aus sich weitere Betrachtungen als interessant darstellen könnten….
Liebe Grüsse an Sie, und alle Teilnehmer des Blog´s
and all the best for you and your families
@rainersacht:
Es könnte sein,...
@rainersacht:
Es könnte sein, dass Auswendiglernen aber auch ein bißchen unterschätzt wurde. Siehe hier: https://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/campus/lerntechniken-selberdenken-ist-manchmal-gar-nicht-so-gut-1591021.html
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man noch lange, lange später an auswendig gelernten Texten neue Entdeckungen macht. Ist ja klar, man trägt sie immer mit sich rum, und manchmal kommen sie einem fast unwillkürlich in den Sinn. Vielleicht entsteht daraus manchmal erst das, was man selber denkt. Vielleicht wird man erst durch nach-denken jemand, der selber denkt. Vielleicht… Vielleicht…