Kamerabestückte Schaufensterpuppen beäugen heimlich die Kundschaft , Außenwerbeflächen scannen Passantenströme und passen die Motive an das Publikum an. Die Werbevisionen aus dem Kinofilm „Minority Report” werden wahr.
Fühlen Sie sich beim Shopping manchmal beobachtet, auch wenn gar kein Personal in Sicht ist? Mit gutem Grund, denn schließlich ist es inzwischen eher die Regel als die Ausnahme, dass Geschäfte per Videokamera überwacht werden. Normalerweise verdrängt man den Gedanken daran schnell wieder, der Schnäppchenjagdtrieb ist im Zweifelsfall stärker. Doch jetzt bekommt die Ausspähung der Kundschaft eine neue Qualität: Einige Modeketten rüsten ihre Ladenlokale mit Schaufensterpuppen aus, in deren Augen ist eine Videokamera installiert ist. Die dekorativen Figuren sind von herkömmlichen Artgenossen nicht zu unterscheiden, aber ihre Kameras arbeiten mit Gesichtserkennungs-Software und können Alter, Geschlecht und Ethnie ihres Gegenübers recht gut erkennen. Der in Italien ansässige Hersteller preist seine Puppen als potenziellen Verkaufsturbo: Mit Hilfe der so gewonnen Daten über die Kundschaft könnten die Auslagen besser an das Kundeninteresse angepasst werden, was sich in messbar steigenden Umsätzen auszahlen würde.
Nach Herstellerangaben zufolge tun bereits mehrere Dutzend der „EyeSee-Mannequin” genannten Kamerapuppen (Stückpreis um die 4000 Euro) in mehreren europäischen Ländern Dienst. In Deutschland sei derzeit noch keine Puppe im Einsatz, aber mehrere Modeketten hätten Interesse bekundet. Interesse an dem Thema bekunden freilich auch die Datenschützer, denen die Spähpuppen hochsuspekt sind: Peter Schaar, der Bundesbeauftragte für Datenschutz, hält den Einsatz dieser Figuren für „rechtlich mehr als zweifelhaft”, selbst wenn an der Ladentür auf die Überwachung hingewiesen würde. Aber mehr Sorgen macht dem Datenschützer die weitergehende Verknüpfungsmöglichkeit der biometrischen Scans durch die Puppen mit der regulären Videoüberwachung, der persönlichen Identität beim elektronischen Bezahlen, dem aus der Kundenkarte ersichtlichen Konsumprofil und mit aus Funketiketten gewonnenen Erkenntnissen. „Ich halte eine solche lückenlose Verhaltenskontrolle für unzulässig”, so Schaar gegenüber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ).
Das sieht der Hersteller deutlich entspannter: „Natürlich werden einige Kunden den Gedanken zunächst unangenehm finden, von den Puppen beobachtet zu werden”, sagte Almax-Chef Max Catanese gegenüber der Berliner Zeitung. Doch dazu gebe es keinen Grund. „Wir werden doch ohnehin im öffentlichen Raum permanent beobachtet – und die Puppen rufen ja nicht meine Freundin an, wenn ich an einem Geschäft vorbei gehe.” Die Läden, welche die Puppen aufstellten, interessierten sich nicht für jede einzelne Person mit Namen und Adressen, sondern für aggregierte Daten. In einem Fall hätten die „EyeSee”-Puppen beispielsweise beobachtet, wie in den ersten beiden Tagen eines Schlussverkaufs vor allem Männer Kauflust gezeigt hätten – entsprechend wurde die Auslage angepasst, und die Verkäufe stiegen messbar an.
Aber heißt das notwendigerweise, dass die persönliche Erkennung und individuelle Ansprache des Kunden Zukunftsmusik bleibt? In Steven Spielbergs Science-Fiction-Film „Minority Report” ist die individualisierte Werbung gewissermaßen auf die Spitze getrieben: Überall im öffentlichen Raum sind Iris-Scanner installiert, es ist somit praktisch unmöglich, ungesehen und unerkannt durch die Stadt zu kommen. Und so wird die Hauptfigur John Anderton in einer Passage von einer Guinness-Werbung an einer elektronischen Plakatwand angesprochen und kurz darauf namentlich begrüßt, als er eine Filiale der Modekette GAP betritt. Die Filmhandlung spielt im Jahre 2054, aber glaubt man Werbeexperten, steht der Durchbruch der digitalen und intelligenten Außenwerbung kurz bevor: „Die Zeiten geklebter Papier-Plakate, die zehn Tage lang hängen, sind bald vorbei”, schreibt Thomas Koch, der Altmeister der Werbeplaner. Digital Signage, wie das elektronische Plakatmedium nun heißt, kennt Uhrzeiten, Wetterbedingungen, Verkehrsströme. „Sie ‚er-kennt‘, wenn erwünscht, jeden einzelnen Konsumenten, kennt seine Bedürfnisse – und leitet ihn zum nächsten Point of Sale”, schwärmt Koch. Allerdings erfordere die digitale Transformation gewaltige Investitionen.
Doch den Schritt zur gezielteren Ansprache nicht mitzugehen, ist keine ernsthafte Option. So wie der stationäre Handel durch den E-Commerce mit seinen profunderen „consumer insights” und kürzeren Reaktionszeiten unter enormen Druck gerät, muss sich die gute, alte Plakat- und Leuchtreklame im Wettbewerb mit anderen Werbemedien behaupten, die viel genauer nachweisen können, von wie vielen Adressaten sie gesehen wurden und welche weitergehenden Effekte daraus resultierten. Verglichen mit technisch gemessenen TV-Einschaltquoten, den auf Befragung basierenden Print- und Radio-Reichweiten oder gar der Datenfülle, die das Web über seine Benutzer ausspuckt, nehmen Werbeplaner die Schätzungen der Außenwerber, wie viele Passanten an Plakaten und Displays im Schnitt vorbei kommen und auch hinsehen, nicht so richtig ernst.
In Japan hat der Elektronikhersteller NEC bereits kamerabestückte Werbedisplays getestet, die alle Passanten vor dem Display erfasst und computergestützt deren Alter und Geschlecht bestimmt. Auf dem Bildschirm erscheint dann ein Angebot, das auf die Person zugeschnitten ist, die gerade vor der Werbung steht. So richtet sich zum Beispiel der Menüvorschlag einer Fast Food Kette nach dem Alter des Konsumenten. Ein ähnliches Projekt mit sogenannten Smart Displays läuft derzeit in mehreren U-Bahnhöfen in Tokio. Auch hier werden Alter und Geschlecht erfasst und die ausgespielten Werbebotschaften daraufhin optimiert. Dank dieser Datenfülle wissen die Betreiber wesentlich genauer als bisher, wie viele und welche Menschen sich die betreffende Werbebotschaft tatsächlich anschauen und wie lange sie durchschnittlich vor dem Display stehen bleiben.
Hierzulande hat das Berliner Außenwerbungsunternehmen Wall AG City-Light-Poster-Vitrinen mit Facetracking-Sensoren bestückt. Eine Kampagne von Amnesty International mit dem Slogan „Es passiert, wenn niemand hinsieht” spielte 2009 recht geschickt mit der Aufmerksamkeit des Publikums, um für das Thema häusliche Gewalt zu sensibilisieren. Schauten Wartende auf das Plakat in der Werbe-Vitrine des Haltestellen-Wartehäuschens, sahen sie ein scheinbar glückliches Paar. Sobald man wegsah, schlug der Mann plötzlich auf die Frau ein – und das vermeintliche Idyll entpuppte sich als Fassade für häusliche Gewalt.
Darüber hinaus eröffnen Bluetooth, QR-Codes, WiFi und Smartphone-Apps den elektronischen Plakaten allerlei Interaktionsmöglichkeiten mit den Passanten. Als nächsten Schritt sehen Experten das sogenannte „Gladvertising” – digitale Außenwerbung, die auf die Stimmungslage von Konsumenten reagiert, indem sie mithilfe von Emotionserkennungssoftware (EES) und Kameras ermittelt, in welcher Stimmung Personen sind. Laut einer Studie des britischen Centre for Future Studies werden wir in den nächsten Jahren eine „explosionsartige Verbreitung von intelligenter Out-of-Home-Werbung” erleben. Zu den interaktiven Innovationen, die sich bis 2015 durchsetzen könnten, zählt beispielsweise kontextbezogene Werbung, die die jeweilige Situation des Konsumenten berücksichtigt – also beispielsweise Außenwerbung für Regenschirme, sobald es regnet. Oder multisensorische Werbung, die mit Bewegtbild, Klang, Ton und Licht die verschiedenen Sinne der Adressaten anspricht. „Wir arbeiten derzeit an Technologien, die an den berühmten Film ‚Minority Report‘ von Steven Spielberg erinnern”, sagt Daniel Steinbichler, Vorsitzender der Geschäftsführung beim Außenwerbedienstleister GTG GmbH (3MGTG). Nur eben mit dem Unterschied, dass diese bereits 2015 und nicht erst wie im Film prognostiziert 2054 erhältlich sein werden, so Steinbichler – „und zwar weiter fortgeschritten, als es sich der Regisseur damals ausgemalt hat.”
Bild 4: © 2009 Wall AG (https://www.wall.de)
Noch eine Methode die Wuensche...
Noch eine Methode die Wuensche von Nichtkaeufern zu erfahren.
Zweifelhafte Bescherung fürs...
Zweifelhafte Bescherung fürs Offline-Shopping.
Rettung naht: Man kann sich ja einen selbstgehäkelten Schnurrbart aus einem Berliner Designer-Büdchen im Internet bestellen und beim Schaufensterbummel ankleben:
https://us.123rf.com/400wm/400/400/oliwkowygaj/oliwkowygaj1203/oliwkowygaj120300016/12985505-eine-frau-wearin-einen-falschen-bart.jpg
:-)
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Im Internet gibt es ja auch den Stealth-Mode und “dieses Fenster nicht mehr zeigen”.
Diese Reklamefuzzies sollte...
Diese Reklamefuzzies sollte man … (zensiert)
Auf jeden Fall eine...
Auf jeden Fall eine Veranstaltung von großem
Unterhaltungswert – auf beiden Seiten.
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Erinnert an die Spionage – Aktivitäten auf beiden
Seiten der innerdeutschen Grenze.
Die Tricks der Werbebranche...
Die Tricks der Werbebranche gehen mir am A* vorbei, weil ich Werbung als Dauerrauschen heutiger Umwelt gar nicht mehr wahrnehme.
Die eigentliche Gefahr der geschilderten Entwicklung ist die Vernetzung der Daten. Soweit das passiert oder auch nur passieren kann, schrumpft die Privatsphäre tatsächlich und de facto auf die eigene Wohnung bzw. das Innere von gated communities. Denn die skizzierte Technik bedeutet die flächendeckende Ausstattung öffentlichen (Stadt-)Raumes mit Kameras, Mikrofonen, Schweissmessern, Herzfrequenzsensoren …
Wird spannend, zu beobachten, welche Gegenstrategien Menschen entwickeln werden …
Gruss,
Thorsten Haupts
@E.R.Binvonhier (12 Uhr 23):...
@E.R.Binvonhier (12 Uhr 23): Da sagen Sie was. Und so wie die West-Dienste den unmittelbaren Zusammenbrauch der DDR nicht auf dem Schirm hatten, werden die ach so intelligenten Werbedisplays die impliziten, aber entscheidenderen Signale der Passanten ignorieren, dass man grad so gar nicht in Kaufmodus ist und allmählich Reaktanzen entwickelt gegen Marken, die einem zu sehr hinterherstalken.
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@Vroni: Hihi. Mehr noch: Wenn man Schminke nicht scheut, wie sie Mitglieder von Black-Metal-Bands gerne tragen, kann man damit auch fortgeschrittenere Gesichtserkennungssoftware verwirren. ;-)
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@Klaus: Ich verstehe diesen Impuls, auch wenn ich ihn nicht vollumfänglich teile. Bei mir mischt sich in das Grauen ehrlich gesagt auch ein bisschen Faszination.
Die Rache der...
Die Rache der Schaufensterpuppen – ab heute wird zurückgeschaut.
Das ist irgendwie komisch, früher haben wir Werbung angeguckt, jetzt guckt die Werbung uns an. Das musste ja so kommen.
Marco,
die Endkonsequenz wäre...
Marco,
die Endkonsequenz wäre eine Stealth-Burka, die eine Person echt unsichtbar macht. Dann kann man nicht einmal gezählt werden.
Seit Herodes ein Wunschtraum.
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Aber ‘fasziniert’ bin ich nicht von dieser Kundenüberwachungstechnik.
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Denn auch der Anwender müsste sich fragen: Suggeriert das nicht doch wieder nur Sicherheit, wo keine ist? Sich die Gucker tatsächlich die Käufer?
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Ich schlatze auch immer die Scheiben ab, wenn ich einen neuen Jaguar sehe. Deswegen kaufe ich aber trotzdem nicht dieses durstige, versnobte Vieh.
„Natürlich werden einige...
„Natürlich werden einige Kunden den Gedanken zunächst unangenehm finden, von den Puppen beobachtet zu werden”
Vor allem werde ich den Gedanken unangenehm finden, wegen Geldgier von Puppen beobachtet zu werden. Werbung ist sowieso schon ein Puppenspiel – jetzt sogar mit richtigen Puppen. Idiokratie ich komme.
Da fällt mir noch Rilkes...
Da fällt mir noch Rilkes “Archaischer Torso Apolls” ein. Da heißt es am Ende: “Da ist keine Stelle, die dich nicht sieht.” Nur dass es ein Wäschegeschäft ist, was mich anschaut. Von soviel Gegenüber hätte auch Rilke nicht mal zu träumen gewagt.
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Mich versetzt so etwas in apokalyptische Stimmung. Aber da das schon seit Jahren immer wieder passiert, gewöhnt man sich dran.
@ThorHa: Gerade als jemand,...
@ThorHa: Gerade als jemand, der sich auch beruflich mit diesem Themenfeld befasst, neige ich immer mehr dazu, Narrative à la “einen Vollchecker wie mich können die tumben Werbedeppen natürlich nicht mehr überlisten – geschweige denn erreichen” mit leicht amüsierter Skepsis zur Kenntnis zu nehmen. Wenn Sie wirklich glauben, Sie würden alle ihre Kaufentscheidungen aufgrund von rational-objektiven Abwägungen treffen, dann ist das das beste Zeichen dafür, dass die Hirnwäsche besonders gründlich funktioniert hat. Nicht nur sauber, sondern rein, verstehen Sie? Wir sind alle – auch die werbekritischen und konsumbewussten Zeitgenossen unter uns – so bis oben hin vollgestopft mit implizitem Markenwissen, dass es grad egal ist, dass 99,9 Prozent der täglich an uns vorbeirauschenden Botschaften und Namensnennungen wirkungslos bleiben. Und wenns nur 0,01 % oder ein Promille wären, das ist eben die jeweilige Handelsspanne, von der die Aufmerksamkeitsökonomie komischerweise immer noch leben kann.
@jordanus (12 Uhr 45): Im...
@jordanus (12 Uhr 45): Im ersten Entwurf hatte ich die Überschrift “Seit 5 Uhr 45 wird zurückgeguckt”, aber das hätte den tendenziell totalitären Charakter des Topos Überwachung mit zu vielen anderen (sprich: sachfremden) Konnotationen aufgeladen.
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Ansonsten hat die unbelebte Statue die Phantasie schon immer angeregt, siehe Pygmalion. Oder Hollywood in neuerer Zeit, gab es da nicht in “Der Omega-Mann” eine Szene, in der die Hauptfigur in einer ausgestorbenen Stadt plötzlich eine andere Person entdeckt und in ein Kaufhaus verfolgt? Da stehen dann diverse Schaufensterpuppen in einem Lagerraum, und man ahnt, eine von ihnen ist nicht aus Plastik.
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@Vroni: Ja, genau das meinte ich ja, dass bei dieser vermeintlichen Vollüberwachung die viel entscheidenderen Signale womöglich gar nicht gesehen werden. Die Vorstellung, man müsste den Kunden nur im richtigen Moment mit dem richtigen Kontext erschwischen und dann bräuchte man nur noch den scharf gestellten Kauf-Mich-Schalter betätigen, zieht sich ja quer durch fast alle Marketing-Ideen der letzten 25-30 Jahre, seit das Zauberwort “Interaktivität” Marketer und Medienvermarkter umtreibt. Oder nehmen wir das Thema Neuromarketing, da glauben bestimmte Leute allen Ernstes, das lieferte die Antworten auf alle noch offenen Fragen…
@Marco: Huh? Sie müssen mich...
@Marco: Huh? Sie müssen mich verwechseln – ich habe lediglich angemerkt, dass ich Werbung bewusst nicht mehr wahrnehme. Und nicht hinzugesetzt, dass es mir einfach wurscht ist, was sie unbewusst (vielleicht) erzeugt.
Im übrigen wäre ich da mit Vermutungen vorsichtiger. Ob und inwieweit Werbung wirkt, ist nach wie vor unzureichend erforscht. Vor allem für die, die Werbung nicht bewusst wahrnehmen – viele Forschungsergebnisse setzen voraus, dass sie zumindest beim Beworbenen ankommt.
Gruss,
Thorsten Haupts
Es gibt nur eine Lösung....
Es gibt nur eine Lösung.
Auch die Schaufensterpuppen müssen
selbstgehaekelte Schnurrbaerte tragen.
Sollte es so weit kommen,...
Sollte es so weit kommen, werde ich meinen Zimmermannshammer immer dabei haben. Sehr effektiv gegen alle Art von Linsen und man kommt auch gegen ggf. vorhandene Gehäuse an.
Mit dem Hammer in der Hand kommt einem dabei auch keiner blöde!
Das ist das Ergebnis, dass die Geier sich selbst zuzuschreiben haben: Anarchie!
...was war da das MfS für...
…was war da das MfS für Karnickelzüchterverein dagegen !
@ThorHa: Okay, so kann ich das...
@ThorHa: Okay, so kann ich das etwas klarer einordnen, da habe ich Sie mit Ihrer Äußerung womöglich in eine falsche Schublade sortiert. Tatsächlich ist es für mich ja auch kein Dogma, dass Werbung wirkt. Ich bin halbwegs à jour mit gängigen Methoden und Instrumentarien der Werbewirkungsforschung sowie den dazugehörigen Diskussionen. Das allein schon bringt eine gewisse Skepsis mit sich, denn man hat es einfach schon zu oft erlebt, dass man Dinge, die nachweislich funktioniert haben, zwar ex post erklären, aber daraus nicht unbedingt Regeln ableiten kann. Auf der anderen Seite erlebe ich aber auch auf Seiten explizit werbe- und konsumkritischer Zeitgenossen (ich könnte jetzt Namen bestimmter Kommentatoren nennen, die mit -sacht enden ;-))) sehr viel Wunschdenken, was die vermeintliche Wirkungslosigkeit von Werbung angeht. So schwer es ist, konkrete positive Wirkung plausibel zu belegen, so leicht macht es sich mancher, die vermeintliche Nicht-Wirkung aus anekdotischer Einzelerfahrung herzuleiten: Vorhin im Radio einen Spot gehört und Produkt nicht gekauft, wirkt also nicht, ääätsch. Wie gesagt, das ist auch nicht der Punkt, so simpel und mechanistisch kann man an so ein hochkomplexes Thema nicht rangehen, vielleicht besteht einer der größten Erfolge der Werbung nachgerade in der Tatsache, dass sie vom Verbraucher für weitgehend wirkungslos gehalten wird und jeder seine Produktentscheidungen mit anderen Faktoren rationalisiert. Ich sage dann immer, wenn Werbung in dem gesamten Zusammenhang der Bedürfniserzeugung auch nur annähernd so wirkungslos wäre, wie es ihre Kritiker gerne hätten, müssten die Leute das Konsumieren sinnloser Produkte, die sie nicht wirklich brauchen, schon längst eingestellt haben.
Die Alternative:
Statt sich...
Die Alternative:
Statt sich vom Schicksal zeichnen, lässt
man sich von Picasso malen.
Die Vorteile der Allmende,...
Die Vorteile der Allmende, überhaupt des Konstrukts “Öffentlicher Raum” befinden sich im freien Sinkflug. Die Privatrechtsgesellschaft wird wieder Recht und Ordnung kennen. Und der ressourcenverschwendende Zank, welche Mehrheit bestimmt, wer darf dies und welche Minderheit darf das nicht oder wann und wo und wie ausnahmsweise doch, der wird aufhören. Eigentümer und Eigentümergemeinschaften werden – möglichst gut antizipiert – gefällige Haus- und Rechtsordnungen aufstellen.
Dann brauchen wir ja nur noch...
Dann brauchen wir ja nur noch Roboter, die die Auslagen in nullkommanix so umräumen, dass Sie meinen persönlichen Geschmack treffen – und den von umpfhundertumpfzigtausend anderen Personen, die in kurzem zeitlichen Abstand ebenfalls vorbeigehen. Mal sehen, wie oft deren Sicherungen durchbrennen bevor das Geschäft pleite macht, weil die Anschaffungs- und Betriebskosten die Waren so verteuern, dass sie sich keiner mehr leisten kann…
Natürlich wirkt Werbung....
Natürlich wirkt Werbung. Sonst gäbe es sie nicht schon so lange und so massenweise. Es gibt ja keinen Zwang, Werbung zu machen. Also ist Werbung es wert, daß sie gemacht wird. Sicher mit unterschiedlichem Erfolg, aber die handlungsbestimmende Erwartungshaltung ist seit sehr langem die, daß Werbung wirkt. Wenn massenweise Handlungssubjekte Handlungs- und Ausgabe-/Investitionsalternativen zugunsten von Werbung aufgeben, dann deshalb, weil ihnen Werbung regelmäßig mehr wert ist. Daß Werbung wirkt, ist somit eine intersubjektiv feststellbare Wahrheit, die man gerna auch objektiv nennt.
Es kann natürlich auch sein, daß nur die Werbung für Werbung wirklich gut wirkt….
<p>@E.R.Binvonhier: Lieber von...
@E.R.Binvonhier: Lieber von Picasso kubisiert (oder von Seurat verpunktelt) als stumm schreien zu müssen wie ein Munch-Gemälde. ;-)
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@freiheitssplitter (14 Uhr 50): Es gab da vor einigen Jahren einen Science-Fiction-Roman, ich weiß nicht mehr, ob das ein Neil-Stevenson-Buch oder was von William Gibson war, da exstierten einstige Staatlichkeiten nur noch in Form irgendwelcher dubioser Franchises fort. Und darauf könnten bestimmte Trends der Ökonomisierung aller Daseinsbereiche und In-Wert-Setzung öffentlicher Güter und Dienstleistungen tatsächlich irgendwann hinauslaufen. Vielleicht wäre es so gesehen tatsächlich ehrlicher, die Bahn würde irgendwelche Punks auf dem Bahnhofsvorplatz wegen versuchter Geschäftsschädigung zivilrechtlich belangen als so zu tun, als läge da eine Störung der öffentlichen Ordnung vor, welche hoheitliches Eingreifen erfordert.
@Don Aldduck: Hihi, damit...
@Don Aldduck: Hihi, damit haben Sie schön herausgearbeitet, dass es dabei nicht um Optimierung auf individueller Ebene gehen kann, sondern allenfalls um Trends aus aggregierten Beobachtungen. Oder anders gesagt, man verlängert etwas die Stange, mit der man im Nebel stochert.
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@Tysken: Dann vermummen Sie sich gut, bevor Sie zur Tat schreiten, lassen Sie den Perso mit RFID-Chip und das Handy am besten gleich zuhause. In den USA, wo immer öfters auf Blitzer und Starenkästen geschossen wird, werden diese neuerdings gerne mit zusätzlichen Überwachungskameras gesichert (und ich würde nicht drauf wetten, dass die in Reichweite Ihres Hammers hängen):
https://faz-community.faz.net/blogs/deus/archive/2012/09/30/unter-permanenter-beobachtung.aspx
Geschäftsidee: T-Shirt als...
Geschäftsidee: T-Shirt als High-tech-Textil, das per eingewebter Funkfasern Störsignale gegen dieses Big Brother Watching sendet. Ein nicht entstörter Fön stört ja auch den Radioempfang. Da muss noch etwas gehen und spart den Bart.
.. roboter ? die auslage ist...
.. roboter ? die auslage ist bis dahin natürlich mit lustigen kleinen hologrammen gefüllt. da ändert sich die auslage so schnell wie sie den jeweiligen wert dafür gesetzt haben …
Vroni, klar geht das. Haben...
Vroni, klar geht das. Haben wir im UHF-und VHF-Bereich mit gespielt. Nachbar im Nebenhaus stellte seinen Fernseher oft bruellend laut. Die irgendwann herbeigerufene Polizei wollte auch nicht helfen, denn der Nachbar war ein Kollege.
So also bastelte ein findiger Mitarbeiter einen primitiven Sender (breitbandig), und immer wenn ein besonders lautstarkes Fussballspiel lief legten wir ein Oerchen an die Hauswand, drehten ein bisschen am Drehko; wenn’s “Plopp” machte waren Bild und Ton weg.
Was hoerten wir dann? “Diese verfluchte Scheisskiste…!”[1]
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Sowas geht auch im Gigahertzbereich. Ganz unauffaellig. Reichweite braucht nur 20 m sein. Reicht doch. Bringt jeden RFID-Empfaenger zum Kollabieren.
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Genaueres muss noch bedacht werden. Wo aber ein Loetkolben ist, ist auch die Hoffnung nahe.
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[1] Diese Geschichte ist belegbar. Irgendwo auf dem Zolder liegt das Ding noch.
Yep, wollts grad sagen, ohne...
Yep, wollts grad sagen, ohne RFID-Jammer ist das Survival-Kit für Aluhüte einfach nicht komplett. Und wenn die im Laden Hologramme können, um die Auslage ans Publikum anzupassen, muss der fortgeschrittene Paranoiker das auch draufhaben: wechselnde holographisch erzeugte Gesichter – oder auch völlige Visagenverpixelung im Stealth-Modus.
Jau, Marco, auf der VHS gibts...
Jau, Marco, auf der VHS gibts einen Kursus “Wie werde ich eine Carrol’sche Katze”. Hatte auch bereits einen Lehrgang fuer Levitation [1], um dem ganzen Stuss zu entschweben. Bin gescheitert. Muss weiter kriechen.
Uebrigens: wo Schaufensterpuppen stehen, geht es doch meistens um Kleidung, oder irre ich mich? Kleidung, pfff! Ein guter Mann braucht zwei Jeans, zwei Hemden, eine ewige Unterhose etc. Wer steht schon fasziniert vor einem Schufenster mit Klamotten? Maenner nicht.
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[1] Wo schwebt eigentlich der Livitationszeuge Hans. A. Nikel? Schwebt der noch, oder liegt er schon?
"Wer steht schon fasziniert...
“Wer steht schon fasziniert vor einem Schaufenster mit Klamotten? Männer nicht. ”
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Der ganze Aufwand.nur um die Wuensche von Frauen zu erraten ?
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Hach, wie find ich das.
Oder sind Frauen nur...
Oder sind Frauen nur Versuchskaninchen für vorhandene
Technologien, für die verzweifelt nach Anwendungsmoeglichkeiten
gesucht wird?
Marco Settembrini di...
Marco Settembrini di Novetre11. Dezember 2012, 13:05
Danke für diese Kommentarantwort
ThorHa11. Dezember 2012, 12:26
Sie merken noch nicht einmal, dass Ihnen eben nicht nichts am A… vorbei geht :-)
… und Sie werden nicht verwechselt.
Und jetzt bemängeln Sie die doppelte Verneinung.
Reicht die Medienkrise...
Reicht die Medienkrise nicht?
Will man auch noch eine Konsumentenkrise?
Marco Settembrini di...
Marco Settembrini di Novetre11. Dezember 2012, 14:42
Machen Sie es doch einfacher.
Werbung würde von denen, die sie bezahlen müssen,
nicht mehr bezahlt, wenn sie keine Wirkung hätte.
Es sei denn, es geht um reine Eitelkeit, die gibt es auch in diesem Gewerbe.
Tysken11. Dezember 2012,...
Tysken11. Dezember 2012, 14:21
Macht kaputt, was Euch kaputt macht! …
… hat früher schon nicht funktioniert.
Vroni11. Dezember 2012,...
Vroni11. Dezember 2012, 17:02
Der war wirklich gut.
Filou11. Dezember 2012,...
Filou11. Dezember 2012, 18:40
Filou11. Dezember 2012, 19:30
Sie brauchen keine Belege, ich glaube Ihnen.
Die ewige Unterhose hat was … ich weiß nicht was.
„Ich halte eine solche...
„Ich halte eine solche lückenlose Verhaltenskontrolle für unzulässig”, so Schaar….
Ich wünschte wenn Herr Schaar das nächste Mal den Mund aufmacht, dann sagt er sowas: „Es gibt weder in DE, noch sonstwo, irgendein tatsächliches Interesse am Datenschutz bei denen, die darüber zu entscheiden haben. In der Realität ist es leider genau umgekehrt, Politik und Wirtschaft haben ein Interesse an möglichst lückenloser Überwachung. Ich weigere mich für diesen Zustand auch weiterhin der nützliche Idiot zu sein.“
Aber der Mann kennt halt seine Pensionsansprüche…..
@Marco: „Wenn man Schminke nicht scheut, wie sie Mitglieder von Black-Metal-Bands gerne tragen, kann man damit auch fortgeschrittenere Gesichtserkennungssoftware verwirren. ;-)“
Das ist wohl ein Denkfehler, denn damit spielt man das Spiel dieser Leute ja mit…. Es gibt nichts was man dagegen tun kann. Man sollte sich lieber der Realität der Gesellschaft mehr bewusst werden, und sich der Möglichkeit öffnen, sich mehr und mehr zu weigern an einer solchen Gesellschaft teilzunehmen.
Auch: „…müssten die Leute das Konsumieren sinnloser Produkte, die sie nicht wirklich brauchen, schon längst eingestellt haben.“
Die konsumieren für ihr Image, deshalb funktioniert die Werbung ja. Nicht weil man was braucht, sondern weil man mit dem Konsum, oder vorzeigbarem Besitz bestimmter Dinge/Marken, die Meinungen anderer über sich beeinflussen will, deshalb kauft man. Denn der Selbstwert ist bei normalen Menschen gänzlich von der Beurteilung durch andere abhängig. ….
Kennen sie eigentlich eine Methode diese RFID-Chips (nicht die Empfänger) zB im Pass „abzuschalten“?
@Tysken
Anarchie ist Selbstbestimmung, nicht bedingter Reflex…. Solche Kameras in Puppen werden sie schon aus Kostengründen nur in Fussgängerzonen finden. Welchen Grund gibt es denn für sie dort des Öfteren aufzutauchen?
@tylerdurdenvolland: Kann mich...
@tylerdurdenvolland: Kann mich auch nicht erinnern, dass sich Herr Schaar und seine unvermeidlichen Mitstreiter aus Schleswig-Holstein sonderlich reingehängt hätten, um den staatlichen Handel mit Meldedaten einzuschränken oder für die Abschaffung des Listenprivilegs zu kämpfen. Sprich: Da, wo wirklich Handlungsbedarf herrscht, kann man sicher sein, dass Schaar & Co. einen Teufel tun. Und zumindest muss man der datenschutzkritischen Spackeria dankbar sein dafür, dass sie das Bewusstsein dafür geschärft hat, dass dieser staatlich bestallte Datenschutz kaum was anderes ist als Palliativmedizin.
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Ansonsten war das mit der Schminke natürlich nicht bierernst gemeint. Auch ich laufe nicht im Stanniolkäppi rum, ich zahle halt meistens bar und habe auch keine Payback-Karte, aber ich nehme am modernen Leben durchaus Teil. Den Chip im Reisepass habe ich auch noch nicht abgeschaltet. Wie war doch gleich die Methode? Mikrowelle?
@Tyler - RFID Chips...
@Tyler – RFID Chips abschalten:
Yep, da hat die c´t schon geliefert :-).
Gruss,
Thorsten Haupts
@mediensegler (23 Uhr 45):...
@mediensegler (23 Uhr 45): Dass Geld dafür ausgegeben wird, beweist an sich nicht viel. Es geben auch viele Frauen Geld für teure Kosmetik aus, die sie nicht unbedingt schöner macht. Oder wieviel Geld wird im Gesundheitssystem für Therapien und Mittelchen minderer Wirksamkeit herausgeblasen? Aber grundsätzlich haben Sie natürlich recht. Man kann davon ausgehen, dass viele Unternehmen schon damit rumexperimentiert haben, wie viel man an den Marketingausgaben einsparen kann, bis es sich in sinkenden Marktanteilen niederschlägt. Ich glaube im Übrigen auch nicht, dass man mit noch viel mehr Big Data sooo viel genauere Wirkungszusammenhänge nachweisen können wird. Ex post und einzelfallbezogen vielleicht schon, aber nicht dergestalt, dass man da allgültige Gesetzmäßigkeiten und Prinzipien daraus ableiten könnte.
Marco,
der Punkt ist auch,...
Marco,
der Punkt ist auch, dass man sich – nicht nur im Internet vorreitend – auch im Offlinebereich einfach endlich die teuere klassische MaFo sparen will.
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Dumm nur: Leider müssen die Anwender, um in den “Genuss” von aggregierbarer und ausschlachtbarer Datenfülle zu kommen, auch erst mal teuer investieren.
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Zweitens können sie dann eben nur sagen, so oder so wurde bei ihnen Awareness erzielt und anschließend eingekauft (der Trichter). Sie wissen aber immer noch nicht, wie sind die Trends generell in der Branche, war ihr Ergebnis jetzt gut oder schlecht, wo muss man nachlegen, wo ist man führend. Es ist ein Kochen in eigener Datensuppe. Ohne Vergleichsmöglichkeiten.
Außer sie gehen her und Konen zum Beispiel gleichte seine Ergebnisse mit Hirmer oder Beck ab. Was sie aber den Teufel tun werden ihre Daten dem Wettbewerb zu geben.
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Egal, so oder so wird man – wie immer – von den technischen Möglichkeiten besoffen sein und das Zeug wollen.
Man könnte natürlich auch einen Türsteher hinstellen, der die Begeisterungsmimik und die Besucherzahlen beim Betrachten einer ‘sensationellen’ Schaufensterauslage notiert. Nur leider kann der nicht in Sekundenschnelle weitere Kundendaten abgleichen.
Hologramme sind natürlich...
Hologramme sind natürlich auch eine Idee – wenn genügend Leute vorbeiflanieren und für jeden gewechselt werden sollte, käme wahrscheinlich nur ein wirres Flimmern raus. Würde bestimmt irgendwie psychedelisch wirken…
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Aber im Ernst: die harten Fakten – also dass, was die Kunden tatsächlich gekauft (und nicht nur angesehen) haben – kann man technisch eigentlich schon heute tagesaktuell aus dem Kassen-/Buchhaltungssystem ermitteln.
Hach - blindes Vertrauen in...
Hach – blindes Vertrauen in Daten ist doch so was von angesagt!
Vermutlich haben die Anbieter von “EyeSee” ihre Puppen ganz klassisch “scharf” angezogen, damit natürlich die Männer aufmerksam gemacht und dann behauptet, es läge an ihrem teuren Modell. Dafür brauche ich dann aber keine Kamera…
Die Firma muß ja wiederum auch für sich Werbung machen!
Und dafür, daß im September jedes Modehaus in München die Dirndl und die Trachten ins Schaufenster stellt, brauchts so a Glump aa ned!
@Don Aldduck: Ja, ich weiß....
@Don Aldduck: Ja, ich weiß. Hatte mich in den späten 90ern mal für ein Handelsmagazin mit dem Themenkomplex Warenwirtschaftssysteme und Data Mining befasst, und das war schon damals zum Teil recht beeindruckend, was man da alles mit den entsprechenden Analysetools rauslesen konnte (wobei das vielzitierte Bondatenanalyse-Beispiel von zusammen gekauften Windeln und Bier wohl eher mythologischen Charakter als echten Erkenntniswert gehabt haben dürfte).
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@Vroni: So isses, irgendeiner wird immer den Vorreiter machen, und dann geraten die anderen in Zugzwang, den Mist auch mitzumachen. Ob und inwieweit sich klassische MaFo von so Spielchen substituieren lässt, muss man sehen. Grundsätzlich scheint es aber so zu sein, dass der Erkenntniswert neuer Tools gemeinhin eher überschätzt wird – vor allem von den Anbietern entsprechender Lösungen. Auf der anderen Seite neigen die etablierten Spieler dazu, neue Methoden und Ansätze erst mal abzutun. Das w&v-Interview neulich mit Renate Köcher von Allensbach fand ich sehr, öhm, bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Die gute Frau drehte in einer Tour die Gebetsmühle mit dem Lobpreis für die Repräsentativität und face-to-face, das klang streckenweise schon ein wenig nach “das Telefon wird sich nie durchsetzten, es gibt genügend Botenjungen”.
Wo sollen nur die ganzen...
Wo sollen nur die ganzen Bewegungsdaten hin? Gigantische Rechenzentren werden das einsammeln, aufbereiten und archivieren. Kompostieren lässt sich all dieser elektronische Schrott später dann leider nicht. Das technikverliebe Kind im Manne tobt sich hemmungslos aus – solange es Ressourcen und Seltene Erden hergeben.
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Dazu alle Jahre wieder passend: “Weihnachten bei Hoppenstedts”, Bescherung mit Loriot und seinem kleinen AKW.
Die Einzelteile dafür gibt es...
Die Einzelteile dafür gibt es ja mittlerweile überall: das Smartphone, das die Bildschirmdarstellung dreht oder nicht dreht, je nachdem wie der Benutzer draufschaut, die Gesichtserkennung in Kameras oder Bildverarbeitungssoftware (oder auf den Flughäfen), die Rechner, die das schnell genug verarbeiten… Was man selbst mit vergleichsweise einfachen Daten machen kann, hat dunnemals Herr Rieger vom CCC am Beispiel der Telefonverbindungsdaten gezeigt.
Mittlerweile wissen Apple, Google, Facebook & Co sowieso mehr über uns als Schäuble oder Schily es damals gerne gehabt hätten (aktuell ist auf der Seite ja wieder etwas Ruhe). Teil des Problems ist ja dabei, daß die meisten den Wert irgendwelcher Apps höher einschätzen als den ihrer Privatsphäre. Auch den Nebeneffekt, daß man dann nur noch Dinge angeboten bekommt, die zum jeweiligen Profil passen schätzen viele offenbar als angenehm ein. In diesem vorgefilterten Dämmerzustand gibt es dann nur noch „Freunde“…
Da tragen dann Glotzpuppen dann einen weiteren Baustein bei, der gut ins bereits aufgebaute Schema paßt.
@salonsurfer: Na, wohin wohl?...
@salonsurfer: Na, wohin wohl? Wenn sich die US-Agencies so brennend für Flugdaten aus der EU interessieren, können sie auch gleich die ganzen Bewegungsdaten von den Karstadt-Rolltreppen haben und speichern. Was die hiesigen Unternehmen in die Cloud auslagern, darauf haben NSA & Co. eh schon Zugriff. Und überhaupt:
https://www.shtfplan.com/headline-news/nsa-insider-you-are-the-target-theyre-pulling-together-all-the-data-about-virtually-every-u-s-citizen-in-the-country_07192012
Eine Marketingdame eines...
Eine Marketingdame eines Riesenbetriebs im Lebensmittelhandel hat mir mal nach etwas zu viel Prosecco gestanden daß die schrecklich vielen, über member cards und Kassenbons generierten, Daten gar nicht ausgewertet würden, – aber Marketingdamen (und -herren) sind in Statistik, meiner Erfahrung nach, immer eher schwach.
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Hier in der Vorstadt begegnet einem übrigens noch der originäre, beobachtende und abschätzende Blick des kleinen Ladeninhabers (und des Vermieters), und der ist scharf, berechnend und schlau – da ist einem die Kamera ja schon beinahe lieber. Aber ich frequentiere keine shoppingcenter.
@astroklaus: Ja, bei Zeit...
@astroklaus: Ja, bei Zeit online gabs auch mal eine eindringlich-schöne Visualisierung von Bewegungsdaten. Wobei staatlicherseits alles andere als Ruhe herrscht an der Datenfront, jetzt sollen die Provider bei jeder Abfrage auch gleich die passenden Passwörter etc. rausrücken. Ich habe es mir nicht in die Bookmarks gespeichert, aber das ging vor drei oder zwei Wochen rum. Ansonsten ist der Themenkomplex ja Dauerthema hier:
https://faz-community.faz.net/blogs/deus/archive/2012/09/30/unter-permanenter-beobachtung.aspx
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https://faz-community.faz.net/blogs/deus/archive/2011/12/29/von-big-data-zu-big-brother.aspx
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https://faz-community.faz.net/blogs/deus/archive/2011/10/17/unter-generalverdacht.aspx
@Foersterliesel: Hm, ich weiß...
@Foersterliesel: Hm, ich weiß nicht so recht, was ich von der Aussage halten soll. Ein Restrisiko, dass es so einen verschnarchten Laden geben könnte, mag man zwar nicht völlig ausschließen. Aber vielleicht hatte auch einfach die Marketing-Mamsell keine Ahnung. Gehen wir mal davon aus, dass das ganze Membercard-Handling sowie das Datenschürfen von externen Dienstleistern besorgt wird, dann liegt das vielleicht gar nicht im Verantwortungsbereich der Marketeuse, sondern sagenwirmal des Vertriebsvorstands (oder der obersten Heeresleitung, wie auch immer), und die Ergebnisse bleiben schön geheimes Herrschaftswissen, an dem Frau Ahnungslos nicht partizipiert. Nur mal so als Szenario, wie es auch laufen könnte…
Manchmal, wenn ich traeume,...
Manchmal, wenn ich traeume, beschleicht mich die
Vorstellung, dass diese ganze Datemsammelei und
Ausforschung Ergebnisse zu Tage foerdert, die man
nicht wollte und auf die man nicht vorbereitet ist.
...und die ganze Werbung und...
…und die ganze Werbung und PR nur dazu dient die
Wirklichkeit den eigenen Wuenschen und Programmen
anzupassen.
Wenn es keinen Markt gibt,...
Wenn es keinen Markt gibt, schafft man sich einen.
@Marco (15:07)
"Es gab da vor...
@Marco (15:07)
“Es gab da vor einigen Jahren einen Science-Fiction-Roman, ich weiß nicht mehr, ob das ein Neil-Stevenson-Buch oder was von William Gibson war, da exstierten einstige Staatlichkeiten nur noch in Form irgendwelcher dubioser Franchises fort.”
Neal Stephenson: Snow Crash, immer noch ein grandioses Buch, in dem Kalifornien in viele Franchise-Kleinstaaten zerfallen ist. Die Hälfte von dem, was heute in Sachen Avatar und Virtualität als “next best thing” verkauft wird, ist aus diesem Buch geklaut (und die andere Hälfte aus Neuromancer von Gibson).
Und diese ganzen Super- und...
Und diese ganzen Super- und Ueberleister sich für
eine Fata Morgana verausgaben müssen. Waere es anders
Würde ein 8 – Std.Tag ja ausreichen.
@Filou: Das bringt unser...
@Filou: Das bringt unser Wirtschaftssystem mit einem Satz auf den Punkt. Ohne Bedürfnisweckung wüssten die Leute doch gar nicht, was ihnen fehlt. Jürgen Doetz, der langjährige Cheflobbyist der Kommerzsender, hat das in den Pioniertagen des Privatfunks mal sehr schön gesagt (sinngemäß aus dem Gedächtnis wiedergegeben): “Es ist ja nicht so, dass sich da draußen demonstrierende Menschenmassen mit Spruchbändern durch die Straßen wälzen und skandieren, gebt uns Privat-TV, dieser Markt muss also erst noch geschaffen werden.” Mir kommt dieser Gedanke immer wieder mal in den Sinn angesichts mancher Produktinnovation, nach der die Welt nicht gerade lautstark gerufen hat. Ich denke da beispielsweise an “head & shoulders-shampoo” – haben wirklich so viele Leute Haare auf den Schultern, die sich mit Shampoo zu waschen lohnt?
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@E.R.Binvonhier: Ich hatte neulich mal eine Abhandlung darüber gelesen, was die Leute sich so alles zusammenreimen, was englische Claims wie “get in and find out” (Douglas-Parfümerien) zu bedeuten haben. Unglaublich. Oder wie kam man in Afrika erstmals auf den Dreh, Cola-Spülungen als postkoitales Verhütungsmittel einzusetzen? Ansonsten haben Sie recht, natürlich geht es der Werbung und PR um nichts weniger als die Umgestaltung der Wirklichkeit nach ihren Plänen und Vorgaben. Da gab es vor fast genau zwanzig Jahren im Spiegel mal einen schönen Grundsatzartikel:
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13682817.html
Und da war von Internet und E-Commerce noch gar keine Rede, das kam ja alles noch gewissermaßen on top…
@Latifundius: Ah, Neal...
@Latifundius: Ah, Neal Stephenson, of course. Irgendwas hat mich an meiner schnell dahingetippten Schreibweise gestört, aber wenn man nicht gleich alles selber nachgoogelt. Immer wieder schön, Leser zu haben, die eigene Bildungs- oder Gedächtnislücken schnell und unbürokratisch stopfen. Ich sollte “Snow Crash” mal wieder lesen, ist schon so lange her und war nur geliehen (die Neuromancer-Trilogie von Gibson habe ich aber im Regal).
Ja Marco, da gab es doch auch...
Ja Marco, da gab es doch auch mal diese
superspleenige Idee, dass man es leid war in
den Baeumen herzuhangeln und es doch toll
wäre auf zwei Beinen durch die Savanne zu
Streifen.
Spinner eben.
Irgendwie muss die Rendite der...
Irgendwie muss die Rendite der ganzen Einzelhandelskette ja weiter und weiter gesteigert werden. Das System will es so.
Viele Werber oder Marketingspezialisten fahren einen Audi, dynamisch-aggressiv. Mit ein Grund für eine florierende Wirtschaft in Ingolstadt und gut auch für die Mietshausbesitzer in der Altstadt. Es hängt irgendwo alles zusammen.
Kann die Puppe bei B erkennen,...
Kann die Puppe bei B erkennen, warum ich bei A gekauft habe? Und woran erkennt die Puppe bei B, wenn eine Puppe von C den Laden betritt? Ich bin übrigens D…
@Andreas: Ich würde das nicht...
@Andreas: Ich würde das nicht unbedingt auf Werber und Marketer verengen, die A 4- und A 6-Kombis sind auch in anderen Zünften und Branchen begehrte Firmenwagen. Eine sehr lesenswerte Einordnung der Kfz-Kampfästhetik in den spätkapitalistischen Krisenzusammenhang finder sich übrigens hier:
https://www.heise.de/tp/artikel/37/37520/1.html
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@E.R.Binvonhier: Richtig spinnert wurde es m.E. erst, nachdem der erste vier Pflöcke in den Boden gerammt hatte, auf den Platz dazwischen zeigte und verkündete: “meins”.
Marco (20:15),...
Marco (20:15), erstaunlicherweise funktioniert die Schaffung neuer Maerkte.
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HeadandShoulders ist ja nur das Hereindraengen in einen bereits bestehenden Markt, zeigt aber die manipulative Wirkung der Werbung. Darauf ist Verlass. Die Werbemenschen wussten sehr gut, wie man eine Botschaft wirkungsvoll unter die Leute bringt. Hier wirkten MaFo, Intelligenz, Kreativitaet, Intuition und tiefe Menschenkenntnis zusammen.
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Darum finde ich die Aufregung um die Kamerapuppen zu Marketingzwecken ein wenig komisch. Wenn’s dann um Schaufenster geht, glauben Sie mir, ist ein genialer Dekorateur der allerbeste Verfuehrer.
Vor Jahren stand ich mal im Dezember vor einem grossen Pariser Kaufhaus, diesem ansichtig, konnte man nichts anderes tun, als sein Portemonnaie zu oeffnen.
Dasselbe passierte mir zur selben Jahreszeit bei Harrods.
Technikglaeubigkeit ist fuer Maschinisten, wirkt auch nur bei Maschinen.
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Lehnen wir uns darum entspannt zurueck und wuenschen dem italienischen Puppenmanufakturisten viel Erfolg. Er ist Italiener und kann ihn dringend brauchen.
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Inwiefern die gesammelten Daten wichtig sein koennen, ist zweifelhaft. Morgen ist man ein Anderer als heute. Gestern war ich einsam, heute fuehre ich meinen Goldhamster spazieren. Gestern war ich gutgelaunt, heute bin ich misanthrop. Gestern flirtete ich besoffen mit dem Mannequin, heute, nuechtern, finde ich meine Sekrataerin ungeheuer reizend.
Wer weiss schon, wen ich morgen erschiessen moechte? Oder auch nicht.
@Bruchmüller: Wenn Ihre im...
@Bruchmüller: Wenn Ihre im Laden A gekauften Sachen einen RFID-Chip tragen, bleibt das womöglich im B-Kaufhaus nicht unbemerkt. Wenn dabei auch der Kaufpreis ausgelesen und mit dem im eigenen Sortiment vergleichen wird, hat sich die Frage nach weiteren Gründen vielleicht schon erledigt.
@Filou: Kann mich grad gar...
@Filou: Kann mich grad gar nicht mehr so recht entsinnen, ob ich seit Sommer 2009, als die hier gezeigte Bilderserie der Tegernseer Trachtenmode entstand, nochmal bewusst in Schaufenster geschaut habe. Doch, eben fällts mir wieder ein, alle Jahre wieder, wenn beim Kaufhof die Plüschtiere mit dem Knopf im Ohr paradieren. ;-)
Gerade in ihrem verlinken...
Gerade in ihrem verlinken Spiegelartikel (20:15) folgende Bemerkung gelesen, Marco:
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“Im besten Fall, der nicht selten ist, weil erfolgreiche Werbung mehr über die Konsumenten erzählen muß als über das Produkt, sind die Kreativen Detektive des Lebensgefühls und Reporter der Zeitläufte.”
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So gesehen, geben die seit einem halben Jahr laufenden Werbespots vor der Tagesschau das Bild einer sich über Sicherheit und Aussehen definierenden Gesellschaft. Die Deutsche Bank mit ihrer Beratung “Leistung aus Leidenschaft” und der Almased-Spot mit Diätfrau, Hund und Männern, die es zu beeindrucken gilt. Ein doch recht spießiger Werbespiegel, der uns da vorgehalten wird – gesellschaftlicher Aufbruch war gestern.
Marco Settembrini di...
Marco Settembrini di Novetre12. Dezember 2012, 15:41
Zum Dauerthema:
https://business.chip.de/news/Patent-Passende-TV-Werbung-dank-ueberwachung_59275957.html?google_editors_picks=true
Marco Settembrini di...
Marco Settembrini di Novetre12. Dezember 2012, 21:44
Sie verlinken auf Heise?
Hier wirklich kein Problem?
Filou12. Dezember 2012,...
Filou12. Dezember 2012, 22:11
Hamse dem Nagetier beigebracht zu apportieren, oder fürnsen an der Leine.
Geldbörse is sowieso für alle geöffnet, was solls.
Und finde Sekret-ärinnen sowieso besser als Moddells.
Vielleicht sollte man im...
Vielleicht sollte man im Zeitalter der one-purpose-webseiten mal eine one-purpose-Partei gründen, mit dem Ziel, jegliche Werbung komplett abzuschaffen, überall.
@Marco & Thor Ha
Danke. Ich...
@Marco & Thor Ha
Danke. Ich hatte mir vor 7 Jahren noch in der letzten Woche vor der Einführung der Neuen aus Versehen viel Kaffe über meinen alten Pass verschüttet. Aber auch die zehn Jahre sind bald rum. Und man will ja beizeiten lernen… ;-)
I found this about using microwaves:
https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=Ud6FAPjfg4s
„-The easiest way to kill an RFID, and be sure that it is dead, is to throw it in the microwave for 5 seconds. Doing this will literally melt the chip and antenna making it impossible for the chip to ever be read again. Unfortunately this method has a certain fire risk associated with it. Killing an RFID chip this way will also leave visible evidence that it has been tampered with, making it an unsuitable method for killing the RFID tag in passports.“
And then this
“The most covert method for destroying a RFID tag is to hit it with a hammer. Just pick up any ordinary hammer and give the chip a few swift hard whacks. This will destroy the chip, and leave no evidence that the tag has been tampered with. This method is suitable for destroying the tags in passports, because there will be no proof that you intentionally destroyed the chip.“
Im letzten Jahr erschien Gary Shteyngarts „Super Sad True Love Story“, einer jener SciFi Romane die nur die Gegenwart in die nähere Zukunft extrapolieren. Er beschreibt darin den künftigen Bestseller einer Faraday Bag, in der man seinen „Apparat“ aufbewahren kann. Dieser ist ein weiter entwickeltes iPhone, das ALLE eigenen Daten inkl. Pass speichert und immer mitzuführen ist. In den Städten gibt es neben den Überwachungskameras, dann überall auch Geräte die öffentlich permanent zB das Kreditrating auslesen. Diese Entwicklung ist unschwer vorherzusehen, oder?
Sehr lesenswerter Roman…..
@salonsurfer: Diese soziale...
@salonsurfer: Diese soziale Seismographie, die man an der Werbung immer wieder ablesen kann, ist tatsächlich einer der Aspekte des Themas, die bei allem Grauen auch etwas Faszination beisteuern. Erinnern Sie sich an den Spot der LBS, in dem das Kind eines Outlaw-Bikertypen den Satz sprach: “Wenn ichgroß bin, will ich auch ein Spießer werden!” ? Da haben Sie den gesellschaftlichen Rollback “in a nutshell”, wie man auf neudeutsch sagt.
@mediensegler (0 Uhr 08): Meine Devise war hier von Anfang an, willkommen im Internet, hier werden Sie gelinkt. Mit entsprechendem Distanzierungsvorbehalt würde ich auch auf den Kopp Verlag verlinken, wenns der Wahrheitsfindung dient. Und speziell bei Telepolis wüßte ich nicht, warum damit jemand ein Problem haben sollte.
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Zu der anderen Geschichte: Ja, diese Kabelbox-Meldung hatte ich mir (wie auch entsprechende Berichte zu neuen Spielekonsolen) schon in den Zettelkasten für diesen Beitrag gelegt, dann aber entschieden, mich hier auf den öffentlichen Raum zu beschränken und die Intrusion des Wohnzimmers bei anderer Gelegenheit in einem eigenen Beitrag abzuhandeln. Aber wie auch immer: Es ist ein Fass ohne Boden…
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@Pjotr: Ich weiß nicht, ob uns das automatisch in eine bessere Welt führen würde. Die letzten Versuche, gesellschaftliche Systeme zu etablieren, die völlig ohne diesen Treibstoff auskommen (ich denke da nicht zuletzt an das Regime der Roten Khmer), schienen mir jetzt auch nicht so verlockend. Man müsste schon ehrlicherweise dazusagen, dass eine solche werbefreie Gesellschaft von uns allen ein Umdenken erforderte – und auch materielle Opfer.
mediensegler, mit Mannequin...
mediensegler, mit Mannequin bezog ich mich nicht auf Models, sondern auf die Gliederpuppen im Schaufenster. Den veralteten Begriff Mannequin hab ich aus dem franzoesischen, besser belgischen, noch besser flaemischen (Manneken).
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Das Nagetier wollte als Sinnbild verstanden sein. Allerdings: ein alter Bekannter flanierte wirklich ein paar Monate damit durch durch die Strassen. Es war168 cm gross, angenehm konvex und der Gattungsbegriff entsprach zu 100% ihrem Charakter.
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Pause ist vorbei. Ich muss jetzt meine Taetigkeit als ‘Vorbild fuer die arbeitende Bevoelkerung’ wieder aufnehmen.
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Zum Link: Wenn das mangelnde Anzeigenaufkommen freien Raum im Heft schafft, muss man halt selber die Seiten vollschreiben. Egal womit.
Marco,
ist ja alles richtig:...
Marco,
ist ja alles richtig: Werbung als Wirtschaftsfaktor und Motor der Bedürfnisse.
Ich weiß ebenfalls nicht, ob wir es unter den Roten Khmer wirklich gemütlicher hätten.
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Doch braucht es diesen hassenswerten Flachfasel, der uns von überall bis ins Damenklo anspringt?
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Muss Werbung – wenn sie denn muss – soo deppert, so damisch, so aufdringlich sein?
Das habe ich mich damals verzweifelt als gestresster Junior Art Direktor gefragt, dem auf einen Schlag unfreiwillig gleichzeitig 3 Groß-Etats aufgehalst wurden, weil zwei andere Senior Art Direktoren aus Feigheit vor dem Feind stiften gingen.
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Das frage ich mich als alter Kämpfer immer noch (der sich wegen deren fortgesetzter Phrasendrescherey endlich aus den Werbeagentur-Mühlen verabschiedete).
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Aber was passiert? Es kommen zu mir jetzt KMU-Kunden, die genau diesen Hohlfasel wollen, der in den 90ern von genau diesen Großkonzerne kultiviert wurde (und von mir als kleines System-Zahnrädchen mit). Sie haben jetzt kulturell ‘gelernt’, dass das ‘pfiffige Werbung’ mit ‘pfiffigen Texten’ sei. Ich sehe das an ihren Briefings. Briefings sollen des Designer mit Fakten informieren, aber strotzen heutzutage textlich vor hohlen Werbehülsen. *hasskappe krieg*
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Verdammt, ich komm nie raus aus dieser Nummer. Es ist in die Volkskultur eingedrungen, you stupid.
Muss wohl ganz raus aus dieser Branche. Ein bisschen nass geht nicht.
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[Satire: Oder es passiert ein Wunder und Werbung wird ‘intelligent’.
Aber eher geht ein Kamel durchs Faselöhr, eher wird die Datentechnik drumherum ‘intelligent’ als die Werbung selbst.]
@Vroni: Das ist die...
@Vroni: Das ist die 100-Fantastilliarden-Dollar-Frage. Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht, zwar könnte ich ein paar Entwicklungen benennen, die ansatzweise erklären, warum es ist wie es ist, aber all das begründet nicht, dass es auch nur so und nicht anders zu sein hätte. Es gibt so vieles, was ich abgrundtief verabscheue in diesem Metier, und neben dem datenmäßigen Hinterhergestalke ist das die vielfach vorherrschende Tonalität. Ich hatte das schon mal zitiert in einem Kommentar zu einem früheren Beitrag: “If you talked to somebody the way advertising does, he’d punch you in the face.” Wobei das vielleicht schon gar nicht mehr stimmt, vielleicht ist das alles inwzischen “voll normaaal, ey”. Oder anders gesagt: not always, but always ultra.
@ Marco
Bei allem Respekt,
ich...
@ Marco
Bei allem Respekt,
ich halte das nicht für eine Fantastilliarden-Frage.
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Sondern für eine recht realistische.
Weswegen ich diese Frage sogar als Eintrag in meine (Geschäfts!-)Website aufgenommen habe.
Grund: Filterung der Interessenten.
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Mit der Hoffnung 1, dass es Kunden anspricht, die das auch so sehen.
Mit der Hoffnung 2, dass die schlimmsten Belzebuben, die den Kreativen eh meist maximal als Missbrauchs-Gehilfen für ihren Produkt-Murks betrachten – und Endkundenverarschung betreiben wollen (weil vooolll nooormal ey) samt Daten-Spioniererei – das Weite suchen und man sich mit ihnen gar nicht erst beschäftigen muss.
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(Sie sind zudem auch die schlechteren Zahler, zufällige Korrelation oder stringende Kausalität dieser Zusammenhänge, das kann man sich als analytisch veranlagter Anbieter aus der Kreativbranche jetzt aussuchen … . Wichtig ist nur, was hinten rauskommt^^. 1:0 für den Pragmatiker.)
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Ich gebe zu, Hoffnung 2 ist vermessen. Sie sind die Mehran. Aber man wird ja noch hoffen dürfen.
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Sicher bin ich mir aber jetzt schon, dass es bereits eine – kleine – mittelständische Auftraggeber-Klientel gibt, die ebenfalls nicht mehr so dreckig großkonzernmäßig datenverarschen wollen, oder zalandoschrei-flach (meist beides) in der Tonality werben will. Und ebenfalls Sachen wie Spion-Software wie Puppenaugen samt Datengrabbing und Datenzusammenführung inklusive nicht schätzen, sondern entsetzt sind.
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Da war mal was mit Selbstverpflichtung, erfolgreiche Positionierung als anständiges Unternehmen, Corporate Identity und CSR. Wenns denn keine hohlen PR-Floskeln, White- und Greenwashing sind, sondern sie wirklich nachhaltig sein wollen. (Leider auch so ein Sch**-Buzzwort geworden). Man sollte sie asl Werber/Kreativer/Medienjournalist wahrnehmen, unterstützen und ihnen nicht mit flapsigem “mittlerweile voll nooormal ey” kommen. Meine 2 Zimtkekse.
Vroni, "Fantastilliarden" ist...
Vroni, “Fantastilliarden” ist nur eine Steigerung von “Zillionen”, und ich hab das geschrieben, weil mir “1000-Dollar-Frage” in dem Zusammenhang zu wenig schien. Kurzum, ich bin da durchaus bei Dir und kann nur hoffen, dass es genügend Kundschaft von der nicht “voll normaaalen” Sorte gibt, mit der Du ein gutes Auskommen findest.
Ja gerne, danke.
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Über den...
Ja gerne, danke.
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Über den Don kann man ja meckern, was man will, aber was er in meinen Augen richtig macht – als Blogger wohlgemerkt – ist, dass er eine Linie hat. So: _______________________________________________________. Durchgängig.
Die man durchaus auch auf der FAZ, nicht nur auf dem wahrlich deutlichen Rebellmarkt, zwischen den Zeilen und auch so wahrnehmen kann.
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Das wünschte ich mir machmal auch bei den restlichen Deus-ex-Machina-Bloggern. Zum Beispiel: Statt diesen grässlichen Hersteller der Puppenkameraaugen einfach nur sehr schwach und pseudo-ausgewogen als “entspannter” zu bezeichen …
Klar sieht der das “entspannt”. So what.
Mehr Butter bei die Fisch, grad als Medienjournalist. Oder Angst, sich was zu vergeben?
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Sonst muss ich diese Kaste komplett abschreiben. So wie diese ganzen Pro-Blogger. Die lecken doch nur am Saum dieser gräuslichen Werbe-Datenabzock-Maschinerie. Statt was Eigenes, wenn schon nicht machen, dann wenigstens auszusagen. Eine Haltung. Alles Mollusken, von mir aus können sie untergehen.
<p>Ach Gott, "Angst, sich was...
Ach Gott, “Angst, sich was zu vergeben”. Als ob man es sich mit “der Hersteller wiegelt ab” statt “…sieht das entspannter” nicht ganz so genauso einfach machen (und sich dabei noch als taffer Topchecker positionieren) könnte. Been there, done that, aber so fucking what? Es ist doch so, dass ich hier in jedem zweiten oder dritten Beitrag diesen ganzen Überwachungs- und Ausspähungszirkus thematisiere, und dass ich von diesen Innovationen nicht begeistert bin, sollte mittlerweile eigentlich rübergekommen sein, ohne dass ich jedes Mal wieder die ganze Zeit mit dem Holzhammer wedeln muss. Ich will jetzt hier auch keine Kolleginnenschelte betreiben, aber wenn Du netzideologisch-affirmatives anprangern willst, gibt es sicher Beiträge in diesem Blog, die meines Erachtens mehr Angriffsfläche geben als meine.
Ähmnja,
war als Ermutigung...
Ähmnja,
war als Ermutigung gedacht, nicht als Angriff.
Okay, da war ich mir nicht so...
Okay, da war ich mir nicht so ganz sicher. Tatsächlich bewege ich mich hier thematisch (und vor allem mit Blick auf die Stoßrichtung) aus Sicht etlicher KollegInnen aus der Fachpresse schon ziemlich weit draußen, dort, wo die Stanniolkappenträger um brennende Mülltonnen herumstehen und fefe-Einträge in ihre rappenden Sprechgesänge reinsampeln. ;-)
Über Fachpressen-Journalismus...
Über Fachpressen-Journalismus haben wir uns ja schon mal kurz unterhalten.
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Man muss doch ganz lässig und ohne jede Paranoia konstatieren, dass Konsumentenbeobachtung per Kamera bis in die letzten Winkel und ohne Wissen davon ziemlich widerlich ist.
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Disgusting, ekelhaft. Ohne jeden Anstand.
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Was hat das Konstatieren mangelnden Anstands mit Paranoia zu tun. Paranoia hat jemand, der sich von allen verfolgt fühlt und Angst hat.
Wer mangelnden Anstand beklagt, hat eher eine andere Sichtweise.
@Naja, ohne Wissen ist...
@Naja, ohne Wissen ist relativ. Tatsächlich werden die meisten Filialgeschäfte längst von vorn bis hinten per Video überwacht, ich wäre nicht mal sicher, ob Umkleidekabinen davon in jedem Fall ausgenommen sind. Sicher, das ist ausgesprochen unerfreulich, und zynischerweise könnte man sagen, dass ein paar zusätzlich verwanzte Schaufensterpuppen auf Augenhöhe da jetzt keine völlig neue Schreckensdimension beisteuern. Für so unendlich viele Läuse hat meine Leber gar keinen Platz zum Drüberlaufen mehr, wenn gleichzeitig ein neuer Entwurf zum Telekommunikationsgesetz durchgeprügelt wird, der Provider dazu verpflichtet, Accountdaten und Passwörter dazu rauszurücken ohne richterlichen Beschluss, nur weils grad jemanden irgendwo interessiert auf irgendeiner Dienststelle. Ich weiß gar nicht, ob ich, wenn ich keine Familie hätte, auf meine alten Tage nicht vielleicht sogar in den bewaffneten Widerstand (oder ins Exil) ginge, aber wo auch immer ich anfangen würde: Kaufhäuser (egal ob mit oder ohne Kamerapuppen) wären nicht unbedingt oben auf der Liste. Das hat ja schon mal in den späten 60ern nichts gebracht. ;-)
Vielleicht sind wir relativ...
Vielleicht sind wir relativ “Wissende” in Foren und Netz,
viele Konsumenten sind ahnungslos.
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Um dem Ding noch eins draufzusetzen:
Deutlich sichtbare Kameras sind meist nur Fake (aus Abschreckungsgründen).
Die nicht sichtbaren sind die, die wo.
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” dass ein paar zusätzlich verwanzte Schaufensterpuppen”
Naja, halt die Froschtechnik. Den Frosch ins kalten Wasser setzen, langsam erwärmen. Er merkt nicht, wenn er bereits gekocht ist.
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Egal, nach vielen Jahren in der Werbung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es eine durch und durch verkommene Branche ist. Ich habe da zu viel gesehen, zu viele konsumentenverachtende Ansichten gehört. Mögen auch der eine oder andere, die darin arbeiten, wunderbare Menschen sein. Und wenn die neuen Dinger, die die Datenfuzzies krachen lassen, auch das Kraut nicht mehr fett, machen: auf mich haben diese neuen technischen Ansätze die gleiche Faszination, die ich habe, wenn ich einen Sumpftümpel schaue.
Yep. Das Bild mit dem Frosch...
Yep. Das Bild mit dem Frosch im Kopftopf hab ich hier in diversen Debatten der letzten zwei Jahren schon so oft strapaziert, dass ich mich kaum noch getraue, das nochmal aufzukochen. Aber genau so läuft das, und ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass mein persönliches Empfinden für Temperaturunterschiede völlig manipulationsresistent wäre. Aber wie ich in einem meiner ersten Threads hier mal sinngemäß auf eine (im Unterschied zu Deiner) völlig platten Werbekritik antwortete: Werbung ist der Punkt, an dem man billig Kapitalismuskritik für Dummies üben kann, ohne auch nur in die Nähe der Themen zu kommen, wo es richtig systemrelevant wird und weh tut, nämlich (jetzt mal sehr pauschal gesagt) bei den Herstellern und bei der Finanzwirtschaft, nach deren Vorgaben und Renditeerwartungen alles zu laufen hat. Und letztlich sind das auch keine grauen anonymen Mächte, sondern ein Stück weit auch wieder wir alle, die in einem Supermarkt einkaufen, ein Auto fahren und unsere paar kümmerlichen Prozente aufs Festgeld und den Riester-Sparplan wollen. Wir hängen nun mal mit drin, solange wir nicht komplett aussteigen oder gar in den bewaffneten Widerstand gehen, da braucht man sich nichts vormachen. Aber davon abgesehen gibt Werbung halt schon ein zu gutes Ziel ab, um sich jeglichen Schuss zu verkneifen.
Es gibt Gemeinschafts-Ansätze...
Es gibt Gemeinschafts-Ansätze zum Kulturwandel. Interessanter Fernsehfilm die Tage:
“Wir könnten auch anders”: https://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnavigation/live#/beitrag/video/1788656/%22Wir-k%C3%B6nnten-auch-anders%22
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Finde es halt eine schwierige Argumentation, dass jemand, der das eine oder andere Industrie-Trumm noch hat oder glaubt zu brauchen, also halt leben muss irgendwie, Luft einschnaufen auch muss, von daher wenig moralische Berechtigung hätte, üble Zustände anzugreifen. Hat er.
Wo habe ich denn moralische...
Wo habe ich denn moralische Berechtigungsscheine ausgeteilt oder verweigert? Dem Ekel vor gewissen Praxen der Werbebranche nimmt es ja kein bisschen Berechtigung, wenn man feststellt, dass die Übel auch auf Auftraggeberseite ihre Entsprechung finden und weiters, dass die Auftraggeberseite ihren Renditedruck mit seinen wie auch immer gearteten Folgen mit den entsprechenden Erwartungen der Shareholder rechtfertigt. Da kann man wenn man lustig ist ganz interessante Zusammenhänge finden, wie es ein Zeit-Redakteur mal gemacht hat, der wissen wollte, wer eigentlich Fabrikanten von Streubomben finanziert – und über soundsoviele Ecken herum landete er letztlich auch bei dem Versicherungsanbieter, bei er selber seine Riester-Rente laufen hat. Das ist es, was ich meinte mit “wir hängen mit drin”. Deswegen kann (oder besser gesagt: muss) man Streubomben auch weiterhin ganz abscheulich finden, und wer wäre ich zu fordern, dass man um fundierte Kritik zu üben nur von selbstgefangenen Heuschrecken leben dürfe? Ich stelle halt nur immer wieder fest, dass alles doch immer komplizierter wird je genauer man versucht hinzugucken und zu verstehen, so dass man letztlich sogar bei einer Kaufentscheidung für Papiertaschentücher fast überfordert ist: https://mark793.blogger.de/stories/725560/
"Ich habe keine "Tempos" mehr...
“Ich habe keine “Tempos” mehr gekauft, seit die zum Procter & Gamble-Imperium gehören. ”
(Aus deinem Papiertaschentücher-Eintrag.)
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Das nenne ich konsequent. Bravo.
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[Offtopic: Nur weils witzig war und ich will, dass das hier mit einem Lacher abschließt – will mich nicht als der großer Zampano selbstdarstellen, in Wahrheit war ich ein kleines Lichtchen:
War der in der Agentur angestellte Missbrauchs-Designer, der Tempo vor Procter betreut hat, sogar noch eine Weile mit Procter (Übergangszeit). Hach, waren das noch lustige Zeiten mit Tempo-Petit, tüddeligen Abschmink-Pads und den ganzen herzigen Schnieftücher-aus-der-Schachtel-Gedöns, sogar herziges Tempo-Filmchen wurde gestoryboardet … … Bis … bis ich eine freche, ähm frech durchgestrichen höchstalberne Idee entwarf, die das sogenannte “Sicherheits-Tempotaschentuch” (Marketing-Arbeitstitel), das Schneuzfeste, in seiner Mitte dekorativ verzieren sollte: eine ikonisierte Sicherheitsnadel.
Aua, pieks!
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Ab da musste ich leider beim Cheffe antreten und mir geballten Mecker anhören (SCHEISSJUXIDEE!!! – Ich: “Sicher.” NICHT ON STRATEGIE!!- Ich: “Scho…” WARUM VERDAMMT?!!?? Ich: “Diese Idee war doch nur zum Abschießen gedacht. Konnte doch nicht ahnen.” Chef: RAUSS!! UND DASS MIR DASS NIE WIEDER VORKOMMT!!! KÜNDIGUNG!! Vermutlich grinste er, als ich draußen war, selber. ]
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Da meine damalige Agentur aber eine erwiesene Non-Procter-Agentur war (also eine, mit der Procter grundsätzlich nicht zusammenarbeitet, Black List), war das frohe ^^ Schaffen für Bad Schwalbach eh zeitlich abzusehen.]
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Ein Frohes Fest!
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Mit subversiven Grüßen und überhaupt.
Last:
Stahlbauer, kein...
Last:
Stahlbauer, kein schlechter Beruf!
(Grüße zum Don auch nach Ingolstadt…)
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In sechs Punkt:
Wäre ich bloß Schreiner gworn wie mein Vater.
@Vroni: Haha, ist doch klar,...
@Vroni: Haha, ist doch klar, dass die Idee mit der Sicherheitsnadel ein rotes Tuch war: Sicherheitsnadel ist PUNK!!eins11 Als Symbol für “Sicherheit” hätts schon ein Vorhängeschloss sein müssen. ;-))
Dir auch schöne Feiertage!
Danke für den Hinweis....
Danke für den Hinweis.
Erahne leise: isch bin ein Punker.
:-)