Deus ex Machina

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Über Gott und die WWWelt

Du hattest mir Freiheit versprochen

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Soziale Netzwerke seien Orte der Glättung, niemand könne mehr anders sein, kritisiert der Philosoph Byung-Chul Han. Denn soziale Normen, die Themen tabuisieren und Internetnutzer dazu auffordern, weniger Privates öffentlich zu teilen, werden stärker.

Soziale Netzwerke seien Orte der Glättung, niemand könne mehr anders sein, kritisiert der Philosoph Byung-Chul Han. Denn soziale Normen, die Themen tabuisieren und Internetnutzer dazu auffordern, weniger Privates öffentlich zu teilen, werden stärker.

„Sobald du das Gefühl hast, du musst sich verstellen und kannst nicht mehr frei darüber sprechen, was dich bewegt, ist die Zeit eines Netzwerkes vorbei“, sagte jemand zu mir nach einer Podiumsdiskussion in Frankfurt, auf der ich über Post-Privacy diskutiert hatte. Ich hatte mir den Gesprächsverlauf anders vorgestellt, denn bei dem sich wandelnden Umgang mit Privatsphäre und der digitalen Vernetzung mit anderen Menschen sehe ich zunächst die Chancen, die darin liegen, die guten Erfahrungen, die ich in den vergangenen Jahren damit gesammelt habe. Die Debatte fand sich jedoch schnell beim Thema Datenschutz wieder und offenbarte vor allem die Sorgen, die mit dem Thema verknüpft sind. Das Bild das gezeichnet wird, zeigt Menschen, die quasi schutzlos und nackt zur Kommunikation im Internet gezwungen werden und nur im beständigen Bemühen einen Restfetzen Kontrolle über ihre Daten zurückgewinnen können. Hinsichtlich sozialer Netzwerke sind es vor allem die Public-by-Default-Einstellungen, die in einer Vehemenz und oft Unwissenheit kritisiert werden, als sei die Registrierung bei Facebook ein Initiationsritus durch den Biss einer tollwütigen Wildkatze. Ich stellte im Zuge der Debatte zwei oder drei Mal die Frage in die Runde und an das Publikum, welche Mängel im Datenschutz konkret empfunden werden, warum Angst gegenüber einer erweiterten Öffentlichkeit im digitalen Raum besteht. Keiner der Teilnehmenden nannte im Rahmen seiner Bedenken Themen wie Fluggastdaten, Videoüberwachung, Vorratsdatenspeicherung oder Identitätsdiebstahl. Diffuse Ängste, vor allem aber Bedenken, dass Kinder und Jugendliche sich über unbedachte Kommunikation im Internet den Lebensweg ruinieren, dominierten. Debatten um Datenschutz spalten sich folglich auf; der Fokus auf die eigenen Vorsichtsmaßnahmen in sozialen Netzwerken gibt Menschen dabei das Gefühl zurück, ihre Daten kontrollieren zu können und Privatsphäre zurückzuerlangen. In dieser Hoffnung werden insbesondere Kinder und Jugendliche zur Selbstkontrolle angehalten. Dabei verhalten sie sich eigenständig bedacht im Nutzen des Internets. Ihre Techniken, Spuren zu verwischen und codiert zu kommunizieren sind hoch kreativ, wie zum Beispiel die Medienwissenschaftlerin Danah Boyd in ihren Forschungsarbeiten darlegt. Privatsphäre wird von den Jugendlichen nicht nur über die technischen Einstellungen kontrolliert, sondern primär über soziale Techniken, über die sie Gruppenzugehörigkeit herstellen und nur für Eingeweihte verständlich sind. Die Anpassung des Verhaltens erfolgt intendiert und bewusst. Was die Jugendlichen dabei auch lernen, ist, dass ihr freies Verhalten sanktioniert werden könnte und es Wege gibt, das zu vermeiden. Diese Erkenntnis ist dabei nichts Netzspezifisches, denn Menschen lernen fortwährend, welche Verhaltensweisen sozial erwünscht oder akzeptiert sind, auf welche Art und Weise sie sich anpassen und gefallen können, auch wie sie andere provozieren.

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Kinder wachsen nicht nur mit zahlreichen ausgesprochenen Regeln auf, sondern auch mit unzähligen ungeschriebenen Verboten, mit Erwartungen und oktroyierten Normen. Die Erziehungsideologie, die insbesondere in Debatten über Medienerziehung offenkundig wird, setzt auf Anleitung, Kontrolle und Grenzen, selten auf Eigenständigkeit, Vertrauen und Freiheit. Sind Jugendliche in der Pubertät vielleicht nicht per Default schwierig? Was als bockiges und rebellisches Verhalten beschrieben wird, ist in der Tat ein Ringen um Freiheit. „Unangepasst“ ist dabei gemeinhin ein negativ besetzter Begriff, der jedoch genauso gut als “eigenständig” gelesen werden könnte. Eine Kernanforderung, die standardmäßig in Stellenangeboten zu finden ist. Eine wichtige Bildungsfrage ist daher, wie Eigenständigkeit junger Menschen gefördert werden kann, während angepasstes Verhalten in der Realität am meisten belohnt wird. Sind junge Menschen als Resultat dieses Systems, die mit Anfang zwanzig wieder „vernünftig“ werden, nicht letztlich weniger eigenständig und haben akzeptiert, dass nur das Einwilligen in einen gewissen Verhaltenskodex ihnen Freiheit garantiert, obgleich sie diese damit aufgegeben müssen?

Interessant an der Post-Privacy-Kritik ist, dass viel mehr als die Sorge um den Verlust von Privatsphäre über sie pädagogische Ansprüche gegenüber vermeintlich Erziehungsbedürftigen formuliert werden. Über den Anspruch zu wissen, was richtig ist, wird zunächst Deutungshoheit darüber beansprucht, was Privatsphäre bedeutet und angenommen, dass ihr Schutz Risiken reduziere. 

Mann kann trefflich darüber streiten, ob das Credo „Privatheit vor allem anderen“ nun mehr Freiheit garantiert oder diese einschränkt. Doch wie soll die Kommunikation über digitale Medien als Freiheitspraxis funktionieren, wenn von allen Seiten Position dazu bezogen wird, was erlaubt, was gut, was „im Sinne des Netzes“ ist. Während wir einem Kleinkind staunend dabei zusehen, wie es intuitiv beginnt ein iPad zu bedienen, erklären Journalist_innen ihren Leser_innen, dass ein Politiker Twitter falsch benutze. Bilder, auf denen Alkohol getrunken wird, seien rufschädigend, Kommunikation über Beziehungen machten diese fragiler, die Handschrift schwinde.  “Lesen können ist noch einmal etwas anderes, als im Internet zu sein”, sagte die Bundeskanzlerin im November. Das konservative Festhalten an einer Momentaufnahme der Welt, das in diesen Argumentationen zum Ausdruck kommt, ist eine subjektive Präferenz und frappierend eindimensional. Es legt nahe, mit dem roten Knopf für das Internet könne das Restrisiko Menschlichkeit in glanzvoll funktionierende Androiden verwandelt werden. So betrachtet hat das technische Gerüst der digitalen Welt den Menschen jedoch nicht zur Maschine gemacht, sondern ein Stück weit humaner. Ja, Menschen tun Dummes, sagen Abscheuliches, sehen betrunken nicht immer vorteilhaft aus und vergessen Kommata.

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Der Begriff „Oversharing“ wird benutzt, um zu umschreiben wenn Personen über das Internet private Informationen verbreiten und eine Offenheit zeigen, die sie angreifbar macht. Wer kritisiert, dass andere Ausschnitte ihrer Lebenswelten öffentlich teilen, bringt darin zum Ausdruck, dass er oder sie selbst zum einen klare Vorstellungen von dem hat, „was sich gehört“, zum anderen seine Lebensrealität stark bestimmen möchte. Diese Haltung ist nahezu paradox, denn wer ohnehin nur Interesse an wenigen Menschen in seinem Bezugsrahmen hat, bräuchte sich für diejenigen, die ihre Privatsphäre anders verstehen, nicht einmal interessieren – geschweigen denn echauffieren.

Ich empfehle immer noch gern den Essay „Brave New World of Digital Intimacy“ aus der New York Times von 2008, der den Nutzen des Netzes für die Vertiefung von Beziehungen darlegte. Intimität, die über das Erzählen persönlicher Geschichten hergestellt wird, offeriert jedoch ebenso häufig relevantes Wissen und Gedankenanstäße für unterschiedlichste Diskurse. Nach dem Amoklauf in Newton war es der bewegende Blogpost einer Mutter über ihren psychisch erkrankten 13-jährigen Sohn, der hochbegabt und sensibel ist, gleichzeitig aber zu Gewaltausbrüchen neigt, der seinen Weg durch die sozialen Netzwerke machte. Die Erkrankung eines Familienangehörigen ist etwas, das gemeinhin als höchst privat betrachtet wird, der Text seiner Mutter verletzt strenggenommen sogar das Recht auf Privatsphäre ihres Sohnes. Der Beitrag ist zunächst ein zusätzlicher Blickwinkel auf Erklärungsversuche darüber, warum Menschen gewalttätig werden und drastische Ausbrüche erleben. Darüber hinaus stiftet der Text Gemeinschaft unter Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen.

Denn Privatheit bietet nicht nur Schutz. Die gesellschaftlichen Normen und Tabus, über welche Themen öffentlich gesprochen werden kann, welche Situationen jedoch nur mit engen Vertrauten besprochen werden sollten oder Dinge, die ein Mensch niemandem anvertrauen kann, schaffen häufig Einsamkeit. Der Ausbruch auf dem privaten Rahmen in die Öffentlichkeit kann einen Schritt aus der Isolation bedeuten.

Doch anstatt das anzuerkennen, wird die Entscheidung dazu, Gedanken und Gefühle in einer größeren Öffentlichkeit zu verhandeln demjenigen oftmals als Schwäche ausgelegt, als mangelnde Reflexionsfähigkeit, als Narzissmus, als persönliches Versagen enge Freundschaften oder Familie zu besitzen, in deren Kreis persönliche Gespräche geführt werden könnten.

Post-Privacy-Kommunikation ist somit eine Praxis die Vertrautheit herzustellen, die das klassische Verständnis von Privatsphäre einst versprach. Als Beziehungsform ist sie eine Verbindung von einzelnen mit der Welt anstelle von kleineren Bündnissen. Vieles von dem, was Menschen im Netz publizieren, mag anderen banal erscheinen, verfänglich oder unangemessen. Für wiederum andere bedeuten diese Dinge Anknüpfungspunkte, sie schaffen Zugehörigkeit. Die Autorin Jodi Dean hat im Kontext politischer Bewegungen das Konzept der „Reflektierten Solidarität“ entworfen, dass ebenfalls Gedankenanstoß für den respektvollen Umgang in der digitalen Öffentlichkeit sein könnte. Sie schreibt: „Ich verstehe reflektierte Solidarität als wechselseitige Erwartung an eine verantwortungsvolle Orientierung gegenüber Beziehungen. In zeitgemäßen multikulturellen Gesellschaften ist ein sich Verschließen keine Option mehr. Es führt zu Verhärtungen, Gewalt und Exklusion. Es hindert und daran Verantwortung für andere anzuerkennen. Daher verstehe ich reflektierte Solidarität als die Offenheit gegenüber Unterschieden, in der unsere Meinungsverschiedenheiten die Basis dafür sind, Anschluss zu finden.“

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In Demokratien ist die Meinungsfreiheit wenig wert, wenn in der digitalen Öffentlichkeit gesellschaftlichen Normen Meinungen stark unterdrücken oder sanktionieren. Verbale Gewalt ist dabei ein Zensurmechanismus; Debatten darüber, welche Themen und Verhaltensweisen sozial akzeptiert sind, verdrängen Meinungsvielfalt und freien Diskurs jedoch ebenso. Am Ende dieser Entwicklung bleibt nicht nur Schweigen, sondern vor allem Langeweile und Künstlichkeit. Die Journalistin Lauren Sandler beschrieb in ihren Beobachtungen zur weiblichen Blogosphäre kürzlich für das NY-Mag, dass die Frauen, die über ihren Alltag bloggten, dies nur noch allzu vorsichtig täten. Für Fotos arrangieren sie ihre ihre Wohnungen zu sterilen Katalogbildern: „Lifestyle ist etwas, dass online nun kuratiert wird, man gibt sich ihm nicht hin. Kein Lebensstil mehr, eher eine verpixelte Tyrannei der häuslichen Göttin.“ Der Philosoph Byung-Chul Han kritisierte kürzlich im SZ-Magazin: “Facebook ist ein Ort der Glättung, wo alle deswegen gleichförmig sind, weil sie anders sein wollen. Jeder wird warenförmig gemacht, damit er sich ins System einfügen kann. Auf Facebook kann keiner mehr anders sein.” Wenn unter sozialem Druck Gedanken und Bilder nur nach rigider Auswahl und mit Blick auf ein minimales Risiko dem digitalen Gedächtnis hinterlassen werden, ist diese Form des Datenschutzes vor allem ein Datenverlust. Die radikalen Möglichkeiten Geschichte umfassend zu dokumentieren, weicht dann der Entscheidung, Geschichten zu schreiben, die niemandem zu nahe treten – und damit schon vergessen sind.


52 Lesermeinungen

  1. no sagt:

    Ich finde die dort herrschende...
    Ich finde die dort herrschende Distanzlosigkeit unattraktiv und unangenehm. Ich möchte nicht ständig von falschen Freunden oder entfernten Bekannten angekumpelt oder über Nichtigkeiten informiert werden. Und da die Leute auch auf fb sich beim Chef einschleimen und anbiedern, und Arbeitskollegen mobben, und auch per Klarname schimpfen und beleidigen, was das Zeug hält, weiß ich nicht, was daran nun neu oder sozial sein soll, außer dass man ihre “Daten” heute eben maschinell abgreifen und verkaufen kann. Für mich ist fb eine Art Lackmustest und eine Fliegenfalle. Wer sich das begeistert antut, ist mir schon mal fremd. Ansonsten ist es dort wie sonst auch im Leben, die Leute inszenieren sich und verbergen ihre Schwächen und geben den Vollchecker, die femme fatal oder Superstar. Jeder ist dort selbst die Ware mit seiner Aufmerksamkeit, und jeder macht sich selber warenförmig, weil er von den anderen konsumiert werden will. Wer hätts gedacht. Ich bevorzuge dann doch Geheimnisse, Nischen und Freigeister, und dafür ist fb nicht geschaffen.

  2. Aniobitom sagt:

    @no:
    Schreiben Sie eigentlich...

    @no:
    Schreiben Sie eigentlich für die BILD? Haben Sie jemals Facebook genutzt? Haben Sie sich schonmal Gedanken darüber gemacht, dass die Welt nicht schwarz/weiß ist?
    Sie beschreiben in Ihrem Kommentar leider nur eine oberflächlich-plakative Art des Internetbashing nach dem Motto “Ich habe mal was in der Zeitung zu diesem Facebook gelesen.”
    @Teresa:
    Toller Text, der zum Nachdenken anregt. Ich hoffe Autorinnen wie du können ein Umdenken vorantreiben, was in Netz(werk)debatten vor allem Jugendlichen (zu denen ich zweifelsfrei noch gehöre) mehr Eigenständigkeit zutraut!

  3. @no Ich frage mich häufig, ob...
    @no Ich frage mich häufig, ob die Kommunikation in sozialen Netzwerken hinsichtlich ihres Gehalts tatsächlich stark von direkter Kommunikation unterscheidet. Beispielsweise erscheinen mir die weihnachtlichen Zusammentreffen mit meiner älteren Verwandtschaft regelrecht wie absurde Déjà-vus, die seit 10 Jahren in einer Schleife laufen. Vielleicht ist nicht das Medium das Problem, sondern dass Menschen sich vielfach nichts oder nichts mehr zu sagen haben, Offenheit und echtes Interesse fehlt.

  4. perfekt57 sagt:

    tip top, klasse, hat längst...
    tip top, klasse, hat längst gefehlt, danke.
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    und wäre evtl. anzumerken, dass ein funktionierendes internet, mit einem funktionierenden umgang miteinander (ohne “funktionieren” hier jetzt noch weiter werten, analysieren zu wollen) führen muss und wird: dieses gesellschaftliche lernen wird aber voraussichtlich nicht von allen altersgruppen und sozialschichten gleichmässig resp. überhaupt (noch) erreicht werden, bleibt “work in progress”.
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    immerhin schreibt sie so dankenswerterweise für die “hirnjungen” und intelligenteren. vermutlich. (aber besser, es steht überhaupt da – vielfalt! eben, wahlmöglichkeit!, welche die freiheit ist. und sie sagte es: freiheit macht vielen auch angst, entdeckt entscheidungsunfähigkeiten, etc.. und wir müssen/sollen in toleranz koexistieren, mindestens das.)
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    und erinnert manche womöglich auch stark an “meeting-regeln”. würde also via internet auf eine aufs gesamtgesellschaftliche hindeutende ausweitung derselben verweisen. sehr positiv das also.
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    wenn auch vermutlich mit vielen älteren heute so nicht mehr zu machen. die jungen aber lernen es nebebei und wie ganz selbstverständlich.
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    man schaue evtl. einmal hier: https://www.anonyme-alkoholiker.de/content/03info/03index.php – das ein- oder andere bzgl. “meeting-regeln” gelte es also in diese weiter, globaler, allgm. gefasste sprache der allgemeinheit im netz zu übersetzen, kann jeder im grunde selbst leicht leisten, am beispiel – ist aber wohl – wenn auch anscheinend meist unreflektierter – mainstream, meinen wir:
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    “Die Gemeinschaft Internet kontrolliert ihre “Mitglieder” in keiner Weise. Jeder entscheidet selbst, ob er online ist oder nicht. Die Gemeinschaft Internet hilft dem Mitmenschen bei Bedarf lediglich, sich selbst zu helfen. Deshalb kann eine Interneteilnahme oder Internetenthaltsamkeit nicht bescheinigt werden.” (z.b. scrollen: “was tut aa nicht?”)
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    wie gesagt, an der ein- oder anderen stelle einfach mal “aa” durch “gemeinschaft internet”, usw., usf. ersetzen.
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    aber “ich gehe doch nicht ins internet, ich hab doch keine probleme” – so die alten. genau – um “probleme” nur im engen sinn geht es meist tsächlich eher nicht: aber um (sozial) intellientere teilnahme. und jeder hat fragen. und internet plus meetingregeln machen es. meinen wir.
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    “Die Gemeinschaft Internet ist keine religiöse Vereinigung. Jeder User ist frei, sich seine persönliche Meinung über den Sinn des Lebens zu bilden.
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    Die Gemeinschaft Internet bietet keine Sozialdienste an, stellt weder Unterkunft noch Verpflegung, Kleidung, Arbeit oder Geld zur Verfügung. Online sein hilft aber dem User womöglich, emotional nüchtern zu bleiben und giftfrei und gesund zu leben, so dass er für all diese Dinge selbst sorgen kann.”
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    und selbstversändlich kommt einem besonders die faz in solchen bereichen oft (noch) besonders “bescheuert” vor, aber das muss wohl so sein. hier, einen solchen beitrag https://www.spiegel.de/politik/ausland/massaker-von-newtown-der-waffenwahn-der-amerikaner-a-873179.html (wir teilen den begriff “waffenwahn” nicht, begrüßen aber die differenzirtetre darstellung) findet man in der faz eben gerade nicht. und ganz sichlich nicht unbeabsichtigt. (wissen tut an es schon besser, meinen wir)
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    “Die Gemeinschaft Internet sind Frauen und Männer, die entdeckt und verstanden haben, dass das internet eine wunderbare bereicherung für sie geworden ist. Sie bilden eine weltweite Gemeinschaft, in der sie durch zuhören-können und sozial intelligenten umgang miteinander dazu beitragen, ein glücklicheres, erfüllteres und weniger durch fremdbestimmung und manipulation beeinträchtigtes leben führen zu können.
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    Die Gemeinschaft internet ist mit keiner Sekte, Konfession, Partei, Organisation oder Institution verbunden, jeder einzlne soll zwar in öffentliche debatten einbringen, soweit sie oder er das möchte, aber eben nur soweit, wie sein persönliches wohlbefinden und seine innere und äußere geistige, körperliche und sellische fähigkeit unabhängig zu empfinden, denken und leben davon unbeeinträchtigt bleiben …”
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    wie gesagt: von uns lediglich als beitrag gemeint, keine “bibel” – aber die richtung stimmt, meinen wir. “enfolding small groups well beeing over lager groups, i.e. the whole world finaly”.
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    tippfehler sind doch vollkommen belanglos(1) – ideen verändern die welt.
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    ((1) falls man sie sich leisten kann, *g*)

  5. no sagt:

    @Teresa Maria Bücker Das sehe...
    @Teresa Maria Bücker Das sehe ich ähnlich. Aber ich glaube sogar trotzdem an eine emanzipative Kraft des Internets und der Art von Kommunikation, die es ermöglicht: Wenn es als leerer virtueller Raum der Möglichkeiten ermöglicht, andere Identitäten auszuprobieren, rücksichtslos von sich zu erzählen, in fremde Gedankenwelten einzutauchen oder sich über übliche Grenzen hinweg über menschliche Gemeinsamkeiten zu verständigen. Nur eben nicht im Sinne der post-privacy a la “dafür stehe ich mit meinem guten Namen”, sondern eben als anonymer Nick, aus Maus37 oder Gandalf oder Himmelsstürmer oder Achmed3000, whatever. Im Grunde genommen bietet es die Chance, sich an einem freien Ort losgelöst von den diversen Fesseln unseres Alltagslebens über Wünsche und wünschenswerte Änderungen zu verständigen, es ist somit gerade politisch eine hochbrisante Angelegenheit. Was wir aber mit den namentlichen sozialen Netzwerken (und dem Einzug der alten Medien und der Konzere ins Netz) erleben, ist eher das Gegenteil: Die Alte Welt zieht mit ihren Strukturen und Hässlichkeit und ihrem alten Denken ins virtuelle Reich der Möglichkeiten und verwandelt dieses nun in ihr Spiegelbild. Mir ist dieser Optimismus der Postprivacy- und Social-Media-Evangelisten daher völlig unbegreiflich. Das, wofür sie ja eigentlich auch sind, wird derzeit doch Stück für Stück wieder zerstört. Man stelle sich die lustigen Dinge vor, die passieren würden, wenn die eigene Verwandtschaft unter Pseudonym aufeinander trifft… aber es geht momentan in die andere Richtung. Nehmen wir nur als Extrempole einerseits Sachen wie Wikipedia, oder die Entstehung von Netzpolitik, Anonymous oder Piratenpartei aus dem anonymen Urschlamm des Internets. Und auf der anderen Seite Steinbrücks und Papstens Twitteraccounts, Bild online oder eben: Facebook. Es ist eine Entscheidung, zwischen zwei unterschiedlichen Welten und Modellen. Eins verheißt Freiheit, die sich dann ins Reale weiter fortsetzen kann. Eins möchte das Netz dagegen zähmen und Regeln unterwerfen, die ihm strukturell eigentlich schon widersprechen. Welche Seite nun gewinnt, ist dabei derzeit trotz allem noch völlig offen. Aber die Chance kann sicher auch leicht und leichtfertig verspielt werden, wenn man garnicht begreift, was auf dem Spiel steht.

  6. perfekt57 sagt:

    und tippfehler können auch...
    und tippfehler können auch zumutung und beleidigung sein – leider sind wir hier fast nie alleine im raum. wir bitten um nachsicht und um entschuldigung. (“das internet kann auch als konkurrenz empfunden werden. und die gälte es durch disfunktionales realverhalten auszuschalten/minmieren”, oder so.)

  7. @perfekt57 Für Tipp- und...
    @perfekt57 Für Tipp- und andere Fehler setze ich bei Blogs gern auf die wachsamen Augen der Leserinnen und Leser. Die Blogbeiträge werden nicht von der Redaktion redigiert, und selbst findet man die letzten Fehler im Text leider nicht immer. Falls Sie also etwas finden, sagen Sie gern Bescheid.

  8. perfekt57 sagt:

    @no - das netz gewinnt. gegen...
    @no – das netz gewinnt. gegen die verrinnende zeit hat nichts eine chance.
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    “die vielfältigen und unübersehbaren nachteile des motorwagens konnten die reitende allgemeinheit auch nicht retten.”
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    bliebe höchstens: ginge es sinnvoll, also ohne kriege, weiter, oder müssten wir die, wie in ewiger dummheit weiter gefangen, dazu auch noch mitnehmen.
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    neulich eine neue & klasse dokumentation von fast einer stunde im tv (n24?) über die vorgeschichte des ersten weltkrieges, mit besonderer beachtung der letzten fünf wochen: soviele wichtige männer (auch: in unterschiedlichen nationen) hatten damals womöglich schon lange nicht mehr aneinder vorbeigeredet und gemeint, wie damals. und alle waren wichtig und unersetzlich. und einzigartig.

  9. Frank Rieger sagt:

    Sind die Ursachen für die...
    Sind die Ursachen für die Gleichförmigkeit der Selbstabbilder gerade in sozialen Netzwerken nicht eigentlich andere? Der soziale Konformitätsdruck entsteht doch nicht dadurch, daß gelegentlich davor gewarnt wird, bedenkenlos sein gesamtes Leben im Netz zu exhibitionieren – im Gegenteil sorgt das vielleicht noch für ein wenig Nachdenken.
    Die Langweile auf Pinterest & Co. ist doch vielmehr der digital gewordene Ausdruck unser traurigen Realität, die Konformität und Angepasstheit zu einer “sicheren” sozialen Überlebensstrategie macht. Die pastellfarbenen Wüsten der Vorstadt-Siedlungen, in denen sich ein Baumarkt-Haus mit Giessrand ans andere reiht, spiegeln sich online in den immer gleichen Instragram-Essensbildern, quasi-standardisierten Filterblasen und dem obesessiven Fokussieren auf ein möglichst gesellschaftlich und sozial harmloses Randthema – ob es nun Modelleisenbahnen oder Fernsehserien sind.
    Digitale Mündigkeit ist die Fähigkeit seinen soziale Spielraum und das dazu gehörende Machtgefüge richtig einzuschätzen und den resultierenden Freiraum für sich gut zu nutzen. Besser gebildete Jugendliche finden meist selbst ohne allzu große Katastrophen heraus, was geht und was nicht. Viele Erwachsene sind darin nicht so talentiert und ziehen sich nach dem ersten Unfall der zu negativem sozialen Feedback führt ins Schneckenhaus der angepassten Normalität zurück. Das hat alles nicht viel mit Post-Privacy-Ideologie oder Datenschutz zu tun, sondern ganz viel damit, wie Menschen miteinander umgehen und wieviel Toleranz sie zu leben in der Lage sind. Bei den allermeisten ist das nicht viel.

  10. @FrankRieger Aus diesem Grund...
    @FrankRieger Aus diesem Grund ist Post-Privacy vielleicht auch so eine Art Begriffsmonster, was verschlüsselt, um welche Dinge es eigentlich geht: Freiheit, Selbstbestimmung, Toleranz, Offenheit und Neugierde.
    Ich möchte den Freiraum, den du ansprichst, jedoch mitdefinieren können und mich langweilt die bornierte Kulturkritik und Normen, die dafür eingezogen werden, was akzeptables Verhalten sein soll.
    Das äußert sich nicht nur im Hinblick auf die digitale Öffentlichkeit und z.B. Partybildern von Jugendlichen, es irritiert mich auf die gleiche Weise bei so genannten Sex-Skandalen. Die Enthüllung von außerehelichen Affären ist die aufregende Gedenkminute für all die, die verdrängt hatten, dass Menschen miteinander schlafen. Ich sehe einen Backlash auf vielen Ebenen.

  11. perfekt!57 sagt:

    @ frank rieger - aber...
    @ frank rieger – aber ingenieure und andere wissen eben auch, dass es die normierung leichter macht, oft sogar viel leichter. DIN Deutsches Institut für Normung eben. Nicht jeder möchte eben die Schraube M10 DIN 931 ständig neu erfinden müssen.
    .
    Und selbstverständlich erwarte ich als Kunde selbst auch sozial normiertes Verhalten von anderen: An der Kasse möchte eine nette Kassiererin, die eben nette Kassiererin ist. Und gerne auch noch Indivuduum. ein wenig eben. Ankennend individell, solange es nicht allzusehr stört. In den Grenzen einer gewissen nützlichen Effektivität: Nicht immer möchte ich jede Lebensgeschichte und jedes Problem anhören müssen, “mich auseindersetzen wider Willen”. “Bezahlen und fertig” kann auch ok sein.
    .
    Wichtig doch wohl eher nur, zu wissen, in welchem sozialen Zusammenhang ich mich bewege – und für wie lange. Und das es nicht hoffnungslos ist. Sondern ungefähr noch erträglich – und auf Zeit.
    .
    Ansonsten half schon oft entweder die eigene Einstellung zu ändern – dies oft der Hit! – oder zu gehen. “Ich kündige” ist ein vollkomen erlaubter Satz. Kann selbstbewusst und verantwortlich gelebt sein, man weiß.

  12. @Aniobitom Mit meinen 28...
    @Aniobitom Mit meinen 28 Jahren fühle ich mich meist schon immer alt, wenn ich Jugendliche verteidige. Die Arroganz, die ihnen gegenüber oft vorgetragen wird, finde ich jedoch schrecklich. Wir können ja vor allem von ihnen lernen. Nico Lumma sagte auf dem Vorwärts-Kongress, dass er mit seinen drei kleinen Kindern zuhause quasi ein Labor für die Medien der Zukunft eingerichtet hätte. Dass muss zudem ganz und gar nicht heißen, dass sie keine Zeitung und keine gedruckten Bücher mehr lesen werden.

  13. perfekt!57 sagt:

    und "post-privacy" ist...
    und “post-privacy” ist wahrscheinlich wohl vor allem eines gewesen: ein dummes schlagwort, mit dem man “auf konferenzen, im internet und so” eindruck schinden konnte, wichtig war, evtl. auch “als themenbesetzer” vorübergehend bei anderen, “zurückhinkenden”, geld und eindruck abgreifen. “man(n)” – also sozialanfänger.
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    allen anderen war schon immer klar, dass es ein leben ganz ohne privacy nicht geben kann. wahrscheinlich genau so wenig wie eines ohne schlaf. grenzenlose individuen sind keine. nicht mal menschen.
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    und womöglich alles schon mal da gewesen: “sartre und der existenzialismus” genau wie adorno’s “dialektik der aufklärung” beispielsweise dienten am ende eben doch nur, wenn man so wollte, genau einem zweck: nämlich der uralten männlichen ausprägung einer kohorten-identität – genau wie kriegsbemalung – die sodann eine ganze generation ungefähr gleichaltriger dazu befähigte gemeinsam und in relativer nähe zueinander eine irgendwie geartete erwerbsbiographie zurückzulegen. leidlich nützlich zu sein, und sich – in verbindung mit einer anpassungsfähigen frau, also eine an relative dummheit leidlich anpassungsfähige solche – halbwegs vernünftig fortzupflanzen.
    .
    “irgendwie” geartet – wohl noft kaum mehr oder weniger “irgendwie”. (wer etwas älter schon ist, kanns wahrscheinlich leichter zugeben) (und nein, leben ist nicht nutzlos.)
    .
    oder so.

  14. Frank Rieger sagt:

    Der verklemmt-verspiesserte...
    Der verklemmt-verspiesserte Rollback ist auf jeden Fall da, auch wenn es kleine Fortschritte bei dem “was öffentlich geht” gibt (siehe etwa Horst Seehofer). Die verlogene “familienfreundlich”-Ideologie in US-Ausprägung mit Realnamenpflicht, die von Apple, Facebook, Google & Co. als neue Öffentlichkeits-Norm faktisch verankert wird gehört für mich genauso zum Backlash wie das, was die aufgeblähten Panorama-Redaktionen bei Medien und Agenturen als “skandalös” ansehen. Was die Leute wirklich treiben sieht man nicht mehr bei Twitter oder Facebook, das eigentliche Leben tobt im pseudonym gepflegten Tumblr und soup.io
    Die Schnittstelle zur Post-Privacy-Diskussion ist die Annahme, daß mehr von sich teilen dazu führt, daß die Normen sich in Richtung Freiheit und Toleranz verschieben. Wenn wir nur alle nicht mehr ignorieren könnten, wie das Leben wirklich ist, weil es die soziale Norm geworden ist, möglichst alles von sich zu publizieren, so die Theorie, würden wir alle automatisch toleranter und entspannter.
    Bisher gibt es allerdings wenig Hinweise, daß dieses sozial-moralische Equivalent zur These von der notwendigen Verschärfung des Klassenkampfes auch funktioniert. Es sieht eher so aus, als wenn es eben gerade die zwischenzeitliche umfangreiche Transparenz in der ersten Online-Euphorie war, die den konservativen Backlash möglich gemacht hat. Ganz viele Leute wollen eher den Deckel wieder zumachen, lieber nicht so genau wissen, was für ungewöhnliche Hobbies der Nachbar so hat. Oder wenn sie es dann erfahren sich lieber darüber das Maul zerreissen und ihn sozial stigmatisieren, um sich nicht mit den eigenen unerfüllten Wünschen und Begierden auseinandersetzen zu müssen.
    Das Zwangs-Sharing a la Facebook (und auch sonstige Zwangsbeglückung mit einem netzexhibitionistischen Lebensstil wie früher mal von den Post-Privacy-Protagonisten propagiert) führt m.E. daher automatisch zu einem äusserlich normiert-angepassten öffentlichen Leben, wie Du es beklagst. Die (kurzfristige) Lösung liegt in closed usergroups von Gleichgesinnten, bis die dann groß genug geworden sind, um den Umbau der allgemeinen Normen und Werte in Angriff zu nehmen, weil die potentiell laute Minderheit stark und vernetzt genug geworden ist.

  15. anonymos sagt:

    Leider verkennt die Autorin...
    Leider verkennt die Autorin den grundlegenden Zusammenhang von Privatssphäre und Freiheit vollends. Wie naiv.

  16. perfekt!57 sagt:

    @ frank rieger - ohne uns...
    @ frank rieger – ohne uns einzumischen, aber das mit den “closed user groups” wird wohl eher leider doch auf eine sackgasse hinauslaufen, wie in der vergangenheit unter anderem namen häufiger schon, befürchten wir.
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    evtl. mal hier schauen, man kann ggfls. auch mit hilfe öffentlicher gruppen “voranpedalieren” – also entlang einer biographie schon früh nützlich sein. https://www.atlantik-bruecke.org/programme/young-leaders-programm/ (war philipp mißfelder z.b.) auch.
    .
    (wir fanden so was – aus persönlicher erfahrung geurteilt – zwar für uns schon immer langweilig und überflüssig – und auch das muss man sich ggfls. zugeben können, aber wers mag … .)

  17. perfekt!57 sagt:

    anonymus, "abwatschen" übt...
    anonymus, “abwatschen” übt macht aus. nicht mehr, nicht weniger. warum haben sie das leider nötig?

  18. perfekt!57 sagt:

    dies hier fanden wir einen...
    dies hier fanden wir einen interessante ergänzung zum thema https://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/kristin-boese-unsere-sportlerin-des-jahres-im-wellental-der-gefuehle-faz-11994930.html – klar muss die faz mit einer ablehnung relativierend einleiten “verzweiflung durch einsamkeit der selbstständigkeit – arbeitstelle ist schließlich für die meisten eben doch das beste”.
    .
    wir sagen: uneingeschränkt toll, was die frau bisher geleistet. vor allem an persönlichkeitsentwicklung und durchsetzung. (wenn ein mann es machen würde, wäre es wahrscheinlich fast normal, für den typus held)
    .
    und wir sagen auch noch: solche muss man gffls. fördernd begleitend – und nicht – zur förderung der anpassung der anderen an verhältnisse wie auch immer – auf deren fall und versagen setzen, hoffen, hinarbeiten. aber wem sagen wir das.

  19. ellia sagt:

    Die Daten, um die ich am...
    Die Daten, um die ich am meisten besorgt bin, sind meine medizinischen Akten. Habe ich Einsicht in sie? Wer weiß eigentlich was? Und warum zur Hölle nimmt mich eine PKV nicht auf, wenn ich in psychotherapeutischer Behandlung war.
    Davon ab blendet das Reden über technischen Datenschutz eine wichtige Sichtweise aus. Daher glaube ich, dass eine weibliche Sicht auf das Thema noch einmal anders sein könnte. Frauenhäuser sind aus gutem Grund anonym und die Adressen werden versucht gut zu schützen. Einige Menschen haben vielleicht schon Erfahrung mit Stalking gemacht. Wie wäre es, wenn Menschen einfacher ihre Telefonnummern wechseln könnten? Oder, haben Sie schon einmal die Erfahrung gemacht, dass Ihnen ein Fremder bis vor die eigene Haustür gefolgt ist? Das Gefühl der physischen Bedrohung habe ich im Internet nicht.
    Andererseits (ich bin Teil einer feministischen Community) sehe ich nicht, was AktivistInnen “Closed Usergroups” bringen sollen. Wenn ich politisch aktiv bin, möchte ich, dass die Meinung gehört wird. Anonym wird sie weniger ernst genommen, andererseits machen viele NutzerInnen die Erfahrung, dass Pseudonyme vor Mobbing und Online-Stalking nicht schützen. Das ist in der Tat losgelöst vom Datenschutz und eine kulturelle Frage.
    Das Internet ist unendlich weit. Ich will nicht verstehen, warum Idioten Debatten zerstören müssen und mich nun auch noch im Internet belästigen. Ein umfassender Datenschutz ist wichtig, er ersetzt aber nicht meine Menschenwürde, die unabhängig von der Datenmenge, die über mich verfügbar ist, von anderen immer wieder verletzt wird.

  20. bl0b sagt:

    Einige meinen ja Facebook...
    Einige meinen ja Facebook wäre “das Internet”. Oder dass bald alle bei Facebook sind.
    Glücklicherweise ist das nicht der Fall. Es gibt genügend andere Bereiche im Netz die ganz anders funktionieren und konzipiert sind. Und die werden sich auch nie Richtung Facebook verlagern.
    Soll doch jeder nach seiner façon glücklich werden. Die Einen nutzen eben Sachen wie Facebook und Andere wiederum nicht.
    Ich verstehe die ganze Aufregung zu Privatsphäre, Datenschutz usw. nicht.
    Jeder kann doch entscheiden ob er sich da anmeldet oder nicht.
    Ich rege mich doch auch nicht darüber auf welche Produkte mein Nachbar kauft und welche nicht.
    Absurd ist auch wie einige Politiker sich jetzt über Klarnamenpflicht bei Facebook aufregen und andererseits genau dieses ein halbes Jahr vorher für das ganze (deutsche) Internet wollten.

  21. Welch ein Unsinn !

    „Soziale...
    Welch ein Unsinn !
    „Soziale Netzwerke seien Orte der Glättung, niemand könne mehr anders sein, kritisiert der Philosoph Byung-Chul Han.“
    Das „Anders Sein“ besteht ja schon allein darin, dass man niemals in solche „sozialen Netzwerke“ einsteigt!
    „…zeigt Menschen, die quasi schutzlos und nackt zur Kommunikation im Internet gezwungen werden.“
    Gezwungen ????? Jeder tut es aus Berechnung, weil er sich erhofft, dafür letztlich mehr zu erhalten, als er geben muss !
    „…warum Angst gegenüber einer erweiterten Öffentlichkeit im digitalen Raum besteht.“
    Sie wissen schon welche Art von Kontroll-Freaks in DE Innenminister werden?
    „Keiner der Teilnehmenden nannte im Rahmen seiner Bedenken Themen wie Fluggastdaten, Videoüberwachung, Vorratsdatenspeicherung oder Identitätsdiebstahl.“
    Eigentlich sollte dies schon einem 12jährigen klar machen, dass dieses Ergebnis einzig und allein an der Zusammensetzung dieser „Teilnehmer“ liegt. Warum ihnen nicht?
    „Doch wie soll die Kommunikation über digitale Medien als Freiheitspraxis funktionieren…“
    Ganz einfach! Sie benutzen ein anderes Alias in jedem „Netz“…. Das ermöglicht keine Datensammlung Aussenstehender. Was ist daran so schwer?
    Sie beginnen den Blog zwar mit Worten vom „Anders Sein“, sprechen dann aber ausschliesslich von der angepassten Masse. Dass deren Mitglieder ja per Definition gar nicht “anders sein” können, das sehen sie nicht?
    Immerhin ringen sie sich am Ende dazu durch, dass Facebook eben keineswegs Kommunikation produziert, sondern dass Facebook das ist, was man heutzutage an Stelle von Kómmunikation macht!
    Hilfreich wäre es auch, wenn sie vielleicht zur Information nicht gerade die NYT, also das Mittelmass per se, heranziehen würden, sondern die Gedanken von Leuten, die sich über die Entwicklung dieser Technologie in der Zukunft mit sich bringen wird, schreiben.
    Gary Shteyngart hat da ein wunderbares Buch zu geschrieben….
    Da kommt eine Weiterentwicklung des iPhones vor, die ALLES, inkl. Identifikations Papiere enthält und daher von jedem mit sich herum getragen werden MUSS. Die von jedem in einem gewissen Umkreis befindlichen ausgelesen werden kann und in öffentlichen Räumen, zB Strassen, auch permanent von Staats wegen ausgelesen wird.
    Und sie finden, ein kleiner Shit-Storm sei schon ein Problem?

  22. bhiemer sagt:

    Ein langer Artikel, in dem...
    Ein langer Artikel, in dem nicht nur wenig gesagt wird, sondern auch noch die Situation schief dargestellt wird. Ja, die Internet-Nitwits drängen allmählich nach und fordern polternd und mosernd die Fortexistienz ihrer gewohnten Normen aus dem Offline-Bereich. Das Wort Shitstorm kennt inzwischen sogar mein Vater. Ein insgesamt ungünstiges Zeichen, da momentan genau diejenigen Newbies das Internet als Selbstbedienungsladen begreifen, das man eigenem Gusto zurechtstauchen darf, und in dem das Recht auf Informationsversorgung zum Nulltarif besteht, Notfalls mit Hilfe eines Leistungsschutzrechts und einer alles vorschreibernden EU-Bonzokratie.

  23. pmohler sagt:

    Freiheit ist ein Fass ohne...
    Freiheit ist ein Fass ohne Boden, das nur Diktatoren stopfen können (J.Gross in der FAZ vor gefühlten 1000 Jahren)
    @Teresa – super (mit ü).
    @perfekt!57 – hallo Alter (ja, ich weiss, ist politisch nicht korrekt), ich liebe Verallgemeinerungen, insbesondere wenn es wieder mal die “Alten” oder die “Jungen” trifft, nur glaube ich, dass keine stimmt .

  24. Martin sagt:

    eine...
    eine Post-Privacy-Kommunikation ohne Behinderung der Meinungsfreiheit kann nur in “offenen” Netzen funktionieren. Der Datenschutz will doch in erster Linie dessen Missbrauch in kommerziellen Netzen verhindern. Normierungen nehmen doch Plattformbetreiber vor, wie Facebook es immer wieder vormacht!

  25. Caroline sagt:

    Womöglich ist es nur Angst,...
    Womöglich ist es nur Angst, nicht mithalten zu können – aber:
    Ich empfinde meine sozialen Netzwerke im Internet als extrem kompetetiv. Wer hat den lustigsten Kommentar parat, wer ist auf den abgefahrensten Bildern verlinkt, wer kommuniziert mit der Elite…
    Der Leistungsdruck in der eigenen Internetgesellschaft ist da. Führt dies zu mehr Stress als in der analogen Gesellschaft? Oder ist es nur das alte Spiel auf einem neuen Spielbrett? Ich glaube, es ist heftiger, denn das Internet kennt keine Pause.

  26. ThorHa sagt:

    Der Blogbeitrag lässt mich...
    Der Blogbeitrag lässt mich seltsam ratlos zurück. Mir ist nicht ganz klar, was die Autorin uns eigentlich mitteilen möchte?

    Fangen wir mal mit der Ausgangsthese an, soweit ich sie verstanden habe: Es gibt einen genuin konservativen Vorstoss, unter Verweis auf die Gefahren schrankenloser Offenheit in privaten Dingen, die Kommunikationsfreiheit im Netz einer aus Angst gespeisten Selbstzensur zu unterwerfen. Und damit die Kommunikation im Netz aktiv zu untergraben, deren Ziel es doch sein müsste, gegenseitige Vertrautheit herzustellen.

    Aha. Ich bin in sozialen Medien nicht besonders bewandert, seitdem ich meine diesbezüglichen Versuche vor mehreren Jahren komplett einstellte. Deshalb nur einige unsortierte Beobachtungen:
    – Alle “Mächtigen” schützen ihr Privatleben massiv vor öffentlicher Beobachtung. Dem liegt die unbestreitbare Erfahrung zugrunde, das alles Bekannte öffentlich gegen einen verwendet werden WIRD.
    – Es gibt – unter Jüngeren – einen de facto Zwang zur Teilnahme an sozialen Netzwerken, inklusive des damit verbundenen Druckes zur Offenlegung privater Dinge bis hinein in die Intimsphäre. Die konservativen Warner und Mahner führen eindeutig erkennbar ein Rückzugsgefecht, die Entwicklung des Zeitgeistes bestätigt mitnichten die Ausgangsthese der Autorin.
    – Selbst wenn die Ausgangstehese stimmen sollte, welche praktischen Folgerungen lassen sich denn daraus ziehen, z.B. für Jugendliche. “Mach dich nackig und kümmer Dich nicht um die Folgen” kann´s ja wohl nicht sein.
    – Last but not least – welche “Vertrautheit” kann sich über das Netz überhaupt einstellen, ohne ein physisches Gegenüber im Alltag? Ein sehr, sehr künstliches, das allzuleicht mit dem gewachsenen Vertrauen zu Leuten, mit denen man gemeinsame Erlenisse und Erfahrungen teilt, verwechselt werden kann (und wird).

    Last but not least – die Autorin hat selbst auf die vermutlich grösste Gefahr der digitalen Kommunikation hingewiesen, ihr Jahrzehnte umspannendes Gedächtnis. Wenn man früher in München Mist gebaut hatte, reichte ein Umzug nach Frankfurt. Die Wahrscheinlichkeit, so man nicht für ein öffentliches Amt kandidierte, mit Vorgängen aus einem verstaubten zeitungsarchiv in München konfrontiert zu werden, lag nahe bei Null. Man HATTE die Chance auf einen Neuanfang, die sich aus dem Unwissen der neuen Umwelt speiste. Diese Chance gibt es nicht mehr, das Netz vergisst nichts. Dem passt sich der Mensch sinnvoller Weise an, die einzig sinnvolle Anpassung bestünde in der hundertprozentigen Kontrolle dessen, was man im Netz hinterlässt. Mir ist das seit Usent-Zeiten klar, deshalb poste ich nur unter Klarnamen.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

  27. bowedmyhead sagt:

    Auweia.
    Mit meinen (zu diesem...

    Auweia.
    Mit meinen (zu diesem Thema) gefühlten 100 Jahren – fällt mir nur das Buch “Brave New World” ein.
    Mein Unbehagen an facebook bleibt.
    Ich empfinde dessen Verharmlosung als eine Folge der nun seit Jahren währenden Glorifizierung der digitalen Medien. Ohne ein Fan der Verschwörungstheorien zu sein – die Gehirnwäsche hat längst Wirkung getan.

  28. Devin08 sagt:

    Wo die Breiviks hinter jedem...
    Wo die Breiviks hinter jedem Strauch lauern
    .
    „Hochintelligent, sensibel aber zur Gewalt neigend, das spricht weniger für die Mutter als sie vermutlich ahnt, denn dürfte sie doch daran nicht ganz unbeteiligt gewesen sein. Die ohnmächtige Wut solcher Kids, vor allem wenn sie als hochintelligent eingeschätzt werden, macht nämlich den Druck deutlich, den Erwartungsdruck, der hier und zwar in aller Regel vom Elternhaus auf ihm lastet. Denn selten wird Intelligenz als soziale Kompetenz verstanden, denn wohl eher als Durchsetzungsvermögen im Konkurrenzgeschäft der Bildungsindustrie. Dass so nur die „Arturo Uis“ (Brecht) fabriziert werden, bemerken solche Eltern in aller Regel erst, wenn es zu spät ist. Dass Schulkinder auf Schulkinder (und Eltern) feuern, drückt nicht nur ohnmächtige Wut aus, sondern mehr noch mächtigen Hass. Hass auf den Konkurrenten, Hass auf die Verantwortlichen. Und das ist nur die eine Seite. Die Seite der „Genies“.
    .
    Auf der anderen Seite bildet sich ein Millionenheer von zu kurz Gekommenen heraus. Derer, denen ihr Narzissmus mit offenbar unauffälligeren Mitteln zu befriedigen ist. Und wo daher nicht auf die Konkurrenz geschossen wird, da schießt das Treiben im Netz in die Höhe.
    Eine geradezu exhibitionistisch anmutende Treibjagd. Zu der übrigens auch das Stalking gehört.
    .
    Wo die Befriedigung der gewissermaßen gesunden narzisstischen wie übrigens auch libidinösen Triebe ins Hintertreffen gerät, da feiert die seelische Not – allerdings weniger fröhlich – Urständ.
    .
    Ich denke, meine Generation (50 plus) wird die letzte sein, die dann den Therapeuten aufsucht. Das Netz ist doch die unverbindlichere Variante.
    Allerdings sollte uns das nicht in falsche Sicherheit wiegen lassen, denn die Breiviks – https://blog.herold-binsack.eu/?p=2140 – lauern hinter jedem Strauch.

  29. perfekt!57 sagt:

    @devin "oh ich warne!" - war...
    @devin “oh ich warne!” – war das nicht schon immer die billigste veriante der gesprächsteilnahme und ausübung sozialer macht? der relativierung anderer – uim nicht selbst relativierter da zu stehen? (“wer warnt sollte wenigstens wissen was/das er/s macht – und womöglich warum”)
    .
    und wie oft haben wir nicht alle schon selbst standpunkte relativiert, zwei, drei oder sieben jahre später. wenn also die autorin ihre kenntnisse heute – und so – zusammenfasst, dann tut sie das eben so. und wir würden nicht einmal behaupten, dass da sichtbar überhaupt soviel weiterentwicklungsnotwendigkeit zu erkennen wäre, dass man in diesem falle auf eine solche irgendwann oder baldmöglichst hoffen wollte: ein beitrag, wie schön! (und nur männer müssten womöglich ihren unreflketiert trestosterongesteuerten trieb drann ausleben “ewige werte” drin zu suchen, tsss… – )
    .
    wir fandens klasse was die autorin uns schrieb. und lasen in dem zusammenhange heute früh auch die neue yacht, morgen am kiosk. darin der u.a. artikel “Die Hippies von der Elbchaussee” – selten so gelacht.
    .
    und an Don A. und unsere kluge und überaus gebildete Autorin mit der guten schreibe hier gedacht. “… der gewünschte vereinsname “altonaer böse buben” (denn verein muss sein in d., leider, äh zum glück, p.) stieß beim dsv auf wenig gegenliebe. man einigte sich auf den neutralen begriff “regatta-verein-elbe”. den nichtsahnenden herren vom dsv entging dabei aber, dass der clubstander des rve der vietkong-fahne abgeschaut war …”
    .
    “und diejenigen unter den männern, deren gehirn, im unterschied zu anderen, ewig jung war blieb, konnte auch schon vor – und nicht erst seit – simone retel jede kluge frau leicht und ganz von selbst erkennen…” (zitiert nach p!57)
    .
    und die welt änderte sich in der zeit womöglich schneller, als die verantwortlichen in politik und gesellschaft für die westviertel gezielt neue fortbildungsprogramme auflegen konnten.

  30. @Devin08 Ist der Grund, warum...
    @Devin08 Ist der Grund, warum die älteren Generationen den Therapeuten meiden nicht die Stigmatisierung von psychisch erkrankten Menschen? Damit wären wir dann auch zurück beim Thema Tabus.
    Das ist aus meiner Sicht einer der Bereiche, bei dem Online-Angebote einen massiven Fortschritt mit sich gebracht haben: anonyme Beratungsangebote im Netz und die zur Verfügung stehenden Informationen erleichtern oft die Entscheidung, ärztliche Hilfe anzunehmen und bringen Menschen in selbsthilfegruppeähnlichen Konstellationen zusammen, die sie ansonsten nicht in Anspruch nehmen könnten, weil sie z.B. in einer kleineren Stadt wohnen.

  31. perfekt!67 sagt:

    ewig jung war und blieb...
    ewig jung war und blieb

  32. perfekt!57 sagt:

    und wie man hier sehr schön...
    und wie man hier sehr schön sieht, “ist das internet an sich eine selbsthilfgruppeähnliche konstellation” – und das zu leugnen hätte bei manchen notwendigkeitscharakter? ja klar, bei alten (*g*).
    .
    denn da ist doch gar nichts falsch dran. die wettervorhersage im tv heute spart auch für alle den blick aus dem fenster. und sieht weiter voraus. als der wetterkasper mit dem knochenbruchgefühl “wenns zieht, weil regen kommt” von gestern. und nicht nur in der kleinstadt.
    .
    und das heute nun alle gesunden via internet und online quasi indirekt und zwangsweise auch schon selbsthifegruppe lernen müssten oder würden, “evtl. auf vorrat mit” – und wäre es evtl. indirekt oder gegen willen(!) – das ist doch nur klasse. wir lachen mit. (und denken an einen bekannten, inzwischen verstorben, der in seinem benz w118 auch nie den sicherheitsgurt anlegte, “against any penalty”, “weil er selber mal bei einem unfall rausgeschleudert wurde und sich die chance, auch beim nächsten male wieder rausgeschleudert zu werden, die von dummer gesetzgebung für alle verbaut wurde, auch in zukunft nicht nehmen lassen wollte”. nun ja.)
    .
    aber leugnung der realität ist bei beginnendem altersheim ja üblich. (und wenn ich dort von meinem neuen netbook anfangen wollte zu berichten würde das auch richtigerweise als “stalking” aufgefasst werden, *g* – e”rzählt uns hartnäckig von ausserhalb was wir nicht mehr hören wollen und brauchen” – aber es gibt eine welt ausserhalb. und wir sagen: vor allem auch in den links, die hier alle hartnäckig beifügen. nur bei devin08 nicht: der verlinkt immer nur seine eignen worte, vorsicht!)
    .
    also wir hatten uns in dem zusammenhang gerade erst über wunderbar netten weihnachtsangebote in andalusien gefreut – wir kaufen nicht immer nur technik, sondern auch regelmässig blumen, “für unsere welt”. (*g*)
    .
    https://www.worten.es/ProductList.aspx?oid=35|4270&c=2657190

  33. @ThorHa: Das ach so...
    @ThorHa: Das ach so elefantöse Gedächtnis des Netzes wird ganz schön überschätzt. Mein Familienname ist in Deutschland recht selten (kommt weniger als 30x vor), und von Zeit zu Zeit bemühe ich damit als Suchbegriff die eine oder andere Suchmaschine (auch zum Vergleich von Suchmaschinen). Es ist frappierend, wieviele interessante Treffer früherer Anfragen irgendwann im Datennirwana verschwunden sind, wo kein Suchbot sie mehr ausfindig macht. So vieles, was ich nicht gebookmarkt habe in der Annahme, man würde es eh mühelos wiederfinden, ist weg vom Radar, und man kann nur vermuten, ob die Suchalgorithmen schuld sind oder ob die Inhalte vom Netz genommen wurden. Anderes wiederum (etwa aus lokalen Tageszeitungen) verschwindet recht schnell hinter irgendwelchen Paywalls. Und ob Facebook, Twitter & Co. jeden Digitalpups tatsächlich jahrzehntelang vorhalten, darf man getrost abwarten.
    .
    Aber in einem Punkt gebe ich Ihnen freilich recht: Die soziale Gravitation, sich auf den entsprechenenden Plattformen ebenfalls zu exponieren, ist gerade bei den Jüngeren enorm. Ich sehe uns da eher auf dem Weg zu “hat keinen Facebook-Account” ist das neue “trägt schwarz und zockt Ego-Shooter”. Und wenn das Gesichtsbuch aufgrund des inhärenten Konformitätsdrucks und des gefühlten Sachzwangs, sich dort nur noch vorteilhaft zu präsentieren, an Nutzwert und Attraktivität einbüßt, dann wird vielleicht etwas anderes groß werden, was die Bedürfnisse besser befriedigt und mehr unterschiedliche Optionen für abgestuftes Ego-Marketing bereithält.
    .
    Und @Teresa, mich verwundert es nicht, dass die Postprivacy-Debatte nicht nennenswert weitergekommen ist. Denn die Vorturner dieser Bewegung haben in meinen Augen episch versagt beim Versuch, ihren Entwurf an den Mann (Frau und alle anderen Zwischenformen inklusive) zu bringen. Cheerleaderin Julia Schramm hat ihre Pompoms an den Nagel gehängt (ihren Sinneswandel aber nie so recht erklärt); Die Spackeria hatte ihre Verdienste, wenn es darum ging, die Lücken und Alibifunktionen des real existierenden Datenschutzes deutscher Machart aufzuzeigen, aber mehr Lust auf eine Welt ohne Datenschutz hat das auch nicht unbedingt gemacht. Stephan Urbach hat mittlerweile geschnallt, dass die reine und unterschiedslose Datenliebe nicht die allgültige Antwort sein kann, solange im realen Leben noch Diskriminierung aufgrund bestimmter Merkmale stattfindet.
    Kritiker einer allzu naiv gedachten Postprivacy-Utopie (nach dem Motto: machen wir uns nur alle nackig genug, dann wird schon mehr Toleranz und Wohlwollen aufkommen) haben von Anfang an die Sorge geäußert, dass sich stattdessen der Konformitätsdruck noch erhöhen könnte, je mehr die Offenheit zum geforderten Standard wird. Und genau das ist es, was wir erleben, dass sich die Nutzer eines Netzwerks nicht automatisch freier fühlen, wenn alles immer standardmäßig an alle kommuniziert wird und für jeden Interessierten offen auf dem Tisch liegt.

  34. @Marco Settembrini di...
    @Marco Settembrini di Novetre
    Ich glaube die Weiterführung der so genannten Post-Privacy-Debatte führt zunächst zu der Erkenntnis, dass der Begriff den Diskurs nicht weiterbringt und es doch eigentlich um Werte und Toleranz geht – unabhängig von digitalen Medien.
    Es macht durchaus Sinn, die Thematik aus Autorensicht zu betrachten, denn woraus entspringt im Kern Literatur? Dabei ist anzumerken, dass viele Inhalte, die von Nicht-Autoren geteilt werden, nicht nur selektiert publiziert werden, sondern genauso gut fiktiv sein können. Es wird also durchaus mehr als Privatheit geteilt: nämlich neu Erdachtes, Verfälschtes, Übertriebenes. Wenn jeder publizieren kann, wissen wir letztendlich nicht mehr, was wahr ist.
    Für mich ist der Kern der stereotypen Reaktionen auf (Over)-Sharing die Selbstreflexion. Nichts lässt uns mehr über uns selbst lernen, als die Momente, in denen Gesagtes oder Geschriebenes die eigenen Grenzen provoziert. Müssen wir aus diesem Grund wieder in kleine, gehegte Communitys?
    Und wie erklärt sich der unersättliche Hunger nach Gossip und Eindringen in die Privatsphäre von mehr oder weniger prominenten Menschen, das gesellschaftlich eher akzeptiert ist, als das eigenständige Preisgeben von privaten Informationen.
    Und das ist kein Phänomen, das nur Leser_innen von Klatschmagazinen umtreibt. Wer mit wem schlief oder mit welchem Partylöwen feierte, interessiert sehr viel mehr Menschen, als die, die es öffentlich zugeben würden.

  35. perfekt!57 sagt:

    @marco - und es ist und bleibt...
    @marco – und es ist und bleibt die alte feststellung, das eben nicht egal ist wer was tut – der multimillionär, der bei jaguar im werk auf dem hof mit zwei pint auf nüchternen magen den 1 mio teuren prototypen, den man ihm als incentiv schon lange zugesagt hatte dann fahren zu dürfen, durch etwas verspätete bremsung mit 20km/h restgeschwindigkleit frotal vor den wand setzte, von dem hieß es dann “oh, he’s a great charakter”. und die geschichte war anlass zum schmunzeln – und machte (eine) geschichte. wär’s aber ein lehrling gewesen, heimlich, oder die freundin vom wachmann am wochenende, also auch heimlich, oder einer aus der buchhaltung, von den sachbearbeitern (und auch wenn der privat mit einem selbst bezahlten kleinwagen schon mal rally’s führe: nein!) … .
    .
    teile der diskussion also selbstverständlich vollkommen kleinbürgerlich. weil man sich aus den folgen nicht rauskaufen oder rauskaufen lassen kann. und gewisse aspekte einer gewissen, gefühlten “mittelschicht-hermetik” daran wirken auch wie ein nicht ganz neuer kleinbürgereinfluss “made in usa” daran: da wechselte man ggfls. auch schon die community, das stadtviertel, mit jeder neuen beförderung: der gruppenleiter wohnt nicht im selben viertel mehr, wie die sachbearbeiter. und es gehört kunstvoller lebenstil dazu, alles genau zu berücksichtigen. wie die zurückgebliebenen vermutlich weiter sein werden, was das neue viertel von mir erwartet – und wie die grenziehungen/unterschiede/unterschedungsmerkmale sind unds ein müssen, und was und wie ich inendrin mit meienr familie wirklich bin und was wir tatsächlich denken und fühlen, denn in weiteren drei jahren bin ich evtl. schon abteilungsleiter – und ziehe erneut weiter.
    .
    und bei vielen deutschen kleinbürgern das alles kenntnismässig überhaupt nicht vorfindlich, die “lediglich schaum am rande” (ein bild zu gebrauchen, nicht abwertend gemeint).
    .
    “und deutschland wirft laufend neue blasen, wie die usa was neues erfinden.” (don a., 2002; nichts neues unter der sonnen eben auch)
    .
    was wir sonst noch konstatieren: immer mehr deutsche machen sich hier davon. wortlos, spurlos, folgenlos. einer unserer ärzte aus wirttlich im letzten jahr. (den hatte ich mal drauf angesprochen. antwortete der “ich bin doch nicht blöd, das sag ich keinem, da ist einfach irgendwann die praxis zu und meine frau und ich sind weg. keinen tag länger. und da redet man doch nicht vorher drüber. zu keinem, der nicht unbedingt wiossen muss. und auch wo ich hingehe und was ich dann manche, darüber zu niemand ein wort.” und hat der wohl auch genau so gemacht. und der war tip-fit und gesund, sportlich, läufer… . “hätte sicher noch 10 jahre machen können”. aber wozu?)

  36. perfekt!57 sagt:

    dürften wir ungefragt noch...
    dürften wir ungefragt noch gesichtszüge einwerfen? in sofern sich auch schon mal eine reihe von punkten zu linien ergänzen ließen?
    .
    für uns auch dies alles auch weiterhin viel mit emanzipation zu tun. von mann und frau.
    .
    denn, wenn man so wollte, war das klassische und unreflektierte muster des mannes von gestern “oh da sind meine gefühle verletzt werden, da bei ich mir einen speer und sause los, die welt zu verändern! und wär ja gelacht, wenn das problem nicht ein für alle mal aus der welt geschafft bekämen, ich und mein speer, und meine kumpels alle mit” – also so zu verändern, dass die narz. kränkung nicht mehr einträte.
    .
    und das klar alles blödsinn und dummheit von gestern. (wiewohl es auch noch armeen gibt… .)
    .
    denn im jetzt, also im internet des jetzt, kann jeder jede möglche kränkung als das sehen, was es ist: als chance an sich selbst zu arbeiten – und den speer für immer wegzulegen: die welt ist friedlich – und meine kränkungen und bedrohungen brauche ich nur, um billiger die welt (also den anderen) ändern dürfen zu wollen, als mich selbst.
    .
    und das eben im internet techn. unmöglich. ich bleibe mit meiner empfundenen kränkung alleine. und das ist gut so! konstruktive genie des netzes!
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    und eben emanzipationsfördernd, weil es tendenziell meist die männer, waren, welche speere konstruierten und loszogen. frauen waren dafür schon immer zu intelligent.
    .
    und jetzt müssen die männer zumindest teilweise hier zusätzliche verhaltensweisen erlernen “wie eine frau”? also über sich selbst nachdenken, nicht nach gewalt und staat und organisation und (männer-)regeln und denunziation und “top-down vertikal-überlegener neustruktur” rufen? klasse!
    .
    wenn ich also “was falsches” fühle beim lesen, weiß ich, wo ich damit dran bin: ich habe einen weiteren meiner bereiche entdeckt, die ich noch zu bearbeiten habe. statt stattdessen “die welt” zu verändern, wie billig.
    .
    und selbstverständlich kann auch weiterhin niemand etwas “über die welt an sich” aussagen. jedes urteil, jede aussage gibt immer nur auskunft über den urteilenden, eben wie und wer er ist, und wie er zur welt steht.
    .
    und phatasieprodukte würden angst machen? erneut klasse: da wo’s (männern noch) weh tut, da gehts lang!
    .
    und weil männer unverändert sein können in ihrem androgen, nicht wandelbar sein können auch, “hartnäckig nach dem speer schreien, weil alles andere in der tat heftigste ängste machte” – darum auch brauchen wir ab jetzt überall in den gesellschaftlichen führungspositionen junge, qualifizierte, sich immer mehr qualifizierende frauen – damit sie solche männer, durch nicht- oder anders handeln als erwünscht, auch weiterhin maximal an sich leiden ließen (“nein, ihr kriegt keinen stärkeren und besseren afghanistan-speer, der alte war mir schon zuviel”)
    .
    der mir fremde mit seinen erkannbar anderen ansichten und (merkwürdigen) fähigkeiten ist eine bereicherung? oder eine bedrohung?
    .
    “wohlan, lasst uns hart und heftig bedrohen, bis es als bereicherung empfunden würde!” (friedrich nietzsche, bei p.!57)
    .
    es gibt uns nicht. wir sind bloß eine stimme aus dem off. (gelogen: die stimme des off! *g*)

  37. Da sammelt ein Unternehmen...
    Da sammelt ein Unternehmen (ein Staat wäre heutzutage wegen des zugesprochenen Gewaltmonopols noch schlimmer) massenweise persönliche Daten, dessen Gründer und Chef öffentlich erklärt, Privatsphäre sei überholt.
    Und da nutzt es, werter Marco Settembrini di Novetre, auch nichts, wenn die Suchbots der Internetsuchmaschinen nichts mehr finden, denn bei facebook ist alles noch auf den Fileservern vorhanden.
    Alles Digitale ist wesentlich einfacher zu kontrollieren und abzufragen. Das sollte man nicht vergessen. Und es regieren nicht immer Wohlgesonnene an den Schalthebeln der Macht. Im Gegenteil: Macht korrumpiert so gut wie alle, die über welche verfügen. Also Vorsicht mit facebook & Co. Was einst zum Verhängnis werden kann, das kann kaum einer heute schon korrekt antizipieren. Es gab eine Zeit, da reichte es, in der Ahnentafel vor zwei Generationen einen Juden zu haben, um existentielle Probleme zu bekommen. Und das mußte noch analog und physisch nachgehalten werden. Heutzutage sind die Kosten für Abfragen mißliebigen Status oder Verhaltens einer Person dagegen minimal. Das sollte man berücksichtigen.

  38. salonsurfer sagt:

    Die Zwangsbeglückungen im...
    Die Zwangsbeglückungen im öffentlichen Raum durch Handy-Mitteilungen wie: “Schatzi, ich bring dir gleich ne Pizza mit” und das Überfluten der Sozialen Netzwerke mit persönlichen Belanglosigkeiten und Befindlichkeiten, werden die Gesellschaft nicht reformieren. Dies führt höchstens zur Erstellung von Nutzerprofilen, stimme da Frank Riegers Ausführungen zu. Auch wird das einstmals dezentrale Internet inzwischen von den Global Player Amazon, eBay, Facebook und Google dominiert, mitsamt ihren eingezäunten Smartphone-Apps und Anwender-Spielwiesen. Wer vernetzt wohl hier wen?
    .
    Als Informationsquelle bleibt das Web allerdings unschlagbar. Und es gibt noch einen wichtigen Aspekt, den unsere Schreiberin anführt (14:25):
    .
    “Das ist aus meiner Sicht einer der Bereiche, bei dem Online-Angebote einen massiven Fortschritt mit sich gebracht haben: anonyme Beratungsangebote im Netz und die zur Verfügung stehenden Informationen erleichtern oft die Entscheidung, ärztliche Hilfe anzunehmen und bringen Menschen in selbsthilfegruppeähnlichen Konstellationen zusammen, die sie ansonsten nicht in Anspruch nehmen könnten, weil sie z.B. in einer kleineren Stadt wohnen.”
    .
    So konnten sich die Betroffenen der Odenwaldschule über ein Blog zusammenfinden, sich später im geschlossenen Forum austauschen und schließlich ihre eigene Interessenvertretung gründen.

  39. perfekt!57 sagt:

    @freiheitssplitter - wir...
    @freiheitssplitter – wir hatten früher mal einen (deutlich älteren) freund. engländer in england. fein, weiß, selbstständig, beste manieren, erstklassige herkunft, sehr gebildet, zuverlässig, bescheiden, korrekt, demütig bei bedarf, usw., usf. . dessen vater war schon 1945ff besatzungsoffizier mit eigner villa und dienstboten in berlin, germany. und jude. und der sohn – teils in berlin aufgewachsen, klar – hatte schon vor 30 jahren, gelegentlich aber deutlich, und auch nicht bloß einmal, aber am rande und leise gesagt “i wouldn’t consider to travel this country” – also “nicht mehr”; “und was will ich dort, und was gäbe es da für mich noch, was ich in england nicht genauso und besser hätte? (“considering all the disadvantages one would face very likely”)
    .
    und kein usa-bashing. die waffendebatte (allein) gibt keinen deutschen ein recht sich aufzuspielen oder als was besseres zu fühlen. (und zwar ohne “allein”; kann durch nichts relativiert werden. unsere verantwortung)
    .
    aber wir wissen, resp. man meinte zu wissen, wie mancher angelsächische furor sein könnte.
    .
    und er hat sicher recht: alles wird aufgehoben. nichts je wieder gelöscht. und auch der besuch damals des israelischen ministerpräsidenten bei zuckerberg mit der öffentlich geäußerten hohen anerkennung und zustimmung seinerseits zu zuckerberg “und überhaupt” – hatten auch für uns schon früh die idee nahegelegt, dass facebook bei bedarf selbstverständlich – und einsichtsvoll – eben auch mit dem mossad kooperiere. wie gesagt: lediglich ein eindruck.
    .
    und alles überhaupt für viele wahrscheinlich mit keinem europäischen rechtstaatlichen empfinden und verfahren vereinbar. aber: andere länder, andere sitten. und wir deutschen produzieren eben auch erfolgreich autos “wie blöd” in south carolina und anderswo. (in south carolina, wo die arbeitskräfte überwiegend konservativ sind, und es weniger oder keine gewerkschaften gibt, sicher.)

  40. @freiheitssplitter: Mir ist...
    @freiheitssplitter: Mir ist das durchaus schmerzlich bewusst, aber ich werde Ihre Steilvorlage nicht nutzen, meine ganzen einschlägigen Beiträge zu den Themen Überwachung, Ausspähung, predictive Policing etc. jetzt nochmal zu verlinken. ;-)
    .
    @Teresa: Dass sich manche Grenze zwischen wahr und fiktiv verschiebt oder verwischt, ist nicht ganz von der Hand zu weisen. “Literarisierung” hat Don Alphonso mal seine Strategie genannt, die Differenz zwischen Realperson und Kunstfigur immer wieder neu auszuloten. Ich wüsste auch kaum eine bessere Plattform als Blogs, um sich da zu erproben, durchaus auch in wechselnden Verkleidungen und Attributen. Ich will es jetzt nicht allein am Klarnamenszwang festmachen, aber was die dafür schlechter geeigneten Plattformen sind, dürfte damit auch klar sein, nämlich Facebook, Google + & Co. – wo die Betreiber ja so viel Wert darauf legen, es nur mit “real people” zu tun zu haben. Vor lauter Druck, “real” sein zu müssen, wird dann wenns dumm so viel Schokoladenseite und sozial Erwünschtes gezeigt, dass es schon wieder irreal wird.
    .
    Ob die Gier der Leute nach Gossip und Promiklatsch sich aus der gleichen Quelle speist wie der soziale Kitt und das gegenseitige Interesse in den Netzwerken, vermag ich nicht zu sagen, mir ist das Interesse an sogenannten Celebrities ziemlich wesensfremd. Ich neige dazu, die Promigeilheit mehr als Ersatz- und Ventilfunktion für manches andere zu sehen denn als Ausdruck allgemeinen zwischenmenschlichen Interesses. Aber das führte uns jetzt zu weit weg vom Thema…

  41. perfekt!57 sagt:

    "In Jeanette Scheurl, der...
    “In Jeanette Scheurl, der Dichterin mit dem mondänen Schafsgesicht, kann man Annette Kolb erkennen.” https://static.skynetblogs.be/media/133403/dyn008_original_235_300_pjpeg_2535747_1bb82ec4a92966f66b5043b8c8a992e3.jpg
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    wie man weiß hat thomas mann dies getan. die ihm bekannte und mit ihm gleichzeitig lebende annette kolb so in den “dr. faustus” eingebaut.
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    “welch’ soziale rücksichtslosigkeit, nicht wahr?” – und womöglich noch in seiner durch und durch arroganten art: “so eine kaum durchschnittlich kompensierte möchtegern-dichterin aus der zweiten reihe unserer zeitgenossenschaft hätte doch sonst – ohne mich also und meinen wohlwollenden eingriff in ihre wichtigkeit, bzw. vollkommene unwichtigkeit – niemals eine chance aus ihrer – in geschichtlichen dimensionen der deutschen sprache und dichtung festzustellenden absoluten durchschnittlichkeit zur erinnerten und historischen person werden, eben als durch mich, den großschriftsteller und einzig legitimierte masstabsperson für alles und deutschland.” (ungefähr, *g*)
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    oder, man weiß, es war so. denn wörtlich ist’s auf uns überliefert, dieser eine satz. dazu – und zu allem: “solange menschen meiner gedenken, wird ihrer gedacht sein.” –
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    und all das ist erlaubt. nichts davon wäre verboten. “ich verwende an u. als material, was ich mag.”
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    frau kolb zufällig also auch hierin: https://romenu.skynetblogs.be/tag/annette+kolb
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    “Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,
    Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,
    Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,
    Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.
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    Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten
    Träum ich nach ihren helleren Geschicken
    Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken.
    So folg ich über Wolken ihren Fahrten.”
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    und na klar, “deutsch, bis ans meer, der weserfluss”. (oder wie war das? “wir arbeiten nicht für amerika. wir arbeiten für die freiheit” – ?)

  42. perfekt!57 sagt:

    letzter eintrag: früher stand...
    letzter eintrag: früher stand alles, was man brauchte, in der faz. und dank der jungen intelligenz hier wird das ganz sicher noch ein paar jahrzehnte so bleiben; “teresa, marco und co” haben hervorragende chancen genau so bekannte namen zu werden, wie im link genannt:
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    “Marcel Reich-Ranicki pflegt zu sagen, sein Vaterland sei die Literatur. Im Gespräch mit Hanna Krall deutet seine Frau an, ihr Vaterland seien die fünf Jahre des Zweiten Weltkriegs. Und wenn es so war, dann war es ein Vaterland, das sie niemals aus seiner Staatsbürgerschaft entlassen hatte. Dabei war diese ungeheuer weltläufige Frau mit einem Humor und einem Sinn für Ironie begabt, der jeden in Erstaunen versetzte, der sie noch nicht kannte. Ihr Kunsturteil war ähnlich entschieden wie das ihres Mannes, und wie er hatte sie einen Horror davor, gelangweilt zu werden. Nichts schien ihr unbegreiflicher, als dass Menschen freiwillig bereit sind, Lebenszeit zu vergeuden.
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    Vielleicht ist sie niemals in einem zivilen Vaterland angekommen, aber auch sie hat sich ein portatives geschaffen. Denn, so sonderbar einem das Wort vorkommen mag, ihre Lebensgeschichte ist auch eine Geschichte des Glücks. Nicht nur der Liebe, sondern auch der Freundschaft. Die Freunde, von Rachel Salamander über Stefan Sattler, von Salomon Korn über Eva Demski bis zu dem Frankfurter Patrizier Rüdiger Volhard, haben ihr eine mobile Heimat geschaffen, eine, der, wenn nicht alle Zeichen trügen, sie zum ersten Mal in ihrem Leben traute. … ” https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/die-unbekannte-teofila-reich-ranicki-hier-irgendwo-hier-stehen-wir-1624932.html evtl. mal in gänze: einmal mehr ein bewunderswerter schirrmacher vom feinsten.
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    und keine angst vor dem eingangs gesagten, natürlich nicht; keine sorgen deswegen, “einfach weiterleben reicht”, meinen wir, denn “Hier irgendwo, hier stehen wir.”

  43. @perfekt!57: Seien Sie...
    @perfekt!57: Seien Sie bedankt! Auf dem medialen walk of fame lasse ich Frau Bücker und den Kolleginnen mit der Weisheit im Vornamen aber liebend gerne den Vortritt, die sind eher für das Rampenlicht gemacht als meine Wenigkeit. Ich hatte zudem bereits meine 15 Minuten Ruhm, vielleicht nicht am Stück, sondern kumuliert. Zwar war ich kein Star, habe aber in relativ jungen Jahren in der Bundesliga mitgekickt: Artikel in Zeit, Wiener, Lui, Rheinischer Merkur und diversen Wirtschaftstiteln (darunter “Blick durch die Wirtschaft” aus dem Hause FAZ), daneben ein stabiles Bein in der Fachpresse gehabt, paar Fernsehauftritte zumindest in dritten Programmen und diverse Hörfunkinterviews von Radio Gong 2000 bis DLF gewährt – aber letztlich war es, um es mit den gesammelten Weisheiten im Buch der Sprüche zu sagen, Haschen nach Wind. Und das alles wollte ich mit der Bloggerei eigentlich hinter mir lassen, rausfinden aus den routinierten und eingefahrenen Schreibschablonen, gucken wie das ist, wenn man nicht mit dem gesamten Googlegewicht seines Klarnamens und den Medienmarken im Rücken da raus geht ins Netz ohne doppelten Boden, wo ein Link und ein Trackback mehr zählt als der Scheck der VG Wort. Diese Baustelle hier ist wenn man so will eine kleine Synthese aus beiden Welten, die mir immer wieder sehr viel Freude macht. Ich weiß nicht, ob mehr Ruhm, ein bekannterer Name das noch toppen würde. Im Moment ist es mir jedenfalls lieber, nicht so exponiert zu sein.

  44. ThorHa sagt:

    @Bücker:
    "Wer mit wem schlief...

    @Bücker:
    “Wer mit wem schlief oder mit welchem Partylöwen feierte, interessiert sehr viel mehr Menschen …”
    Verehrte gnädige Frau, ach was? Wofür haben wir eigentlich Manieren, Umgangsformen und Moral erfunden, wenn nicht um das zu bändigen, was natürlich in fast jedem Menschen vorhanden ist?
    Wenn Sie zurück zur menschlichen “Natur” wollen – schliesslich würden die meisten Menschen stehlen, betrügen und Webcams in fremden Schlafzimmern aufhängen, kämen sie damit sanktionsfrei durch – nur zu. Ich kaufe mir dann Chips und Bier und sehe dem Hauen und Stechen von der Seitenlinie aus zu.
    Ihr Argument “Die Menschen würden, wenn man sie liesse” ist keines. Die Zivilisation wurde erfunden, weil kluge Menschen sich über ihre eigenen Schwächen wenig Illusionen machten. Und ich möchte eigentlich nicht, dass eine neue Technologie, das Indernet, uns wieder auf den Barbarenstatus zurückwirft!
    Gruss,
    Thorsten Haupts

  45. Dreamtimer sagt:

    "Ob die Gier der Leute nach...
    “Ob die Gier der Leute nach Gossip und Promiklatsch sich aus der gleichen Quelle speist wie der soziale Kitt und das gegenseitige Interesse in den Netzwerken, vermag ich nicht zu sagen, mir ist das Interesse an sogenannten Celebrities ziemlich wesensfremd.”
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    Ich bin vor einiger Zeit auf einer Seite gelandet, die sinngemäß übertitelt war mit “Die 10 am meisten überbewerteten Schauspielerinnen”, mitsamt Fotostrecke. Ist das denn wirklich etwas anderes, als ein Aufklärungssujet, sozusagen Konsumentenkritik? Man will sich doch nicht von den Medienfuzzis und Traumfabrikanten irgendwelche Eulen vorführen lassen und daher müssen diese Objekte, schlecht ausgeleuchtet und fotografiert, schon mal an den digitalen Pranger, wo sie dann bewertet und auch kontrovers diskutiert werden ( “also ich finde die süß …” ). Wenn die Leute auf Facebook zu ihren eigenen Werbeagenten werden, so könnte man argwöhnen, dass es noch nicht radikal-alltäglich genug ist, aber auch nicht wichtig genug, um die Wahrheit zu einem vordringlichen Ziel zu machen.
    .
    TorHa, ist Ihnen schon einmal in den Sinn gekommen, dass es nicht nur eine Moral und eine Form gibt? In ihren Extremen steht der Zwang zum kapitalistischen Realismus und zur nackten Wahrheit jener Moralität gegenüber, die einen Volkssturm auslöst, sobald eine bestimmte religiöse Figur portraitiert oder karikiert wird. Man kann den Pessmismus über die menschliche Gattung so einfach auf das Feld der Sitten ausdehnen und den blinden Trieb in ihr wirken sehen, den “Willen zur Macht”, dass sich die Frage stellt, ob es den Kampf zwischen Natur und Zivilisation je gegeben hat, ausser in seinen Ankündigungen und in der konservativen Ideologie. Dabei stellt sich doch umgekehrt sogar ein gewisser Friede ein, wenn wir bereits Re-Naturierung als Teil unserer Zivilisation betrachten, die die Hybris der Moderne als barbarisch zurückweist.
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    Ich habe, nebenbei bemerkt, Frau Bückers Artikel auch nicht ganz verstanden. Vielleicht ist er, zusammen mit seinen Kommentaren, bereits alles, was wir je zu erwarten haben, d.h. der eingeforderte Reflexionswert, der an die Stelle einer unmöglichen Auflösung tritt?

  46. perfekt!57 sagt:

    @ marco - danke, und - wir...
    @ marco – danke, und – wir sehen das ähnlichlich. und gäbe im extremfall nichts schlimmeres, als wie ein “king of pop” enden zu müssen; der prominenz nur noch “durch regression in die betäubungsmittel” entkommen zu können. daher in der tat eine versuchsweise klug gelebte balance zwischen öffentlichkeit, anonymität im netz und richtigem leben anzustreben mit die klügste wahl. und wie man die bausteine zusammensetzt wird ja auch nicht konstant sein, sonder eff von teh, dass ja das erfreuliche daran.
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    was aber bleibt: in 15 – 20 jahren, so kurzer zeit also, wird aber tatsächlich eine ganz andere generation alles machen müssen, sind die bisherigen namen eben in der tat “weg”. zu einem großen teil wenigstens. und auch wenn das ganz banal erschiene: die gesellschaft scheintr aber zur zeit erher so zu trun, als ginge alles fast ad infinitum genau so weiter.
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    eben auch von daher ist uns daran gelegen hin- u. wieder einmal am rande mit aufzuzeigen wie groß freiheit und verantwortung demnächst für die heute sagen wir 30 oder 40-jährige sein werden.
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    und ja: aus den weltmäkrten “schwappt laufend viel zu uns rüber” – und da gälte es womöglich, sich klar zu machen, dass es bei der diskussion der fragen, so wie heute hier, nicht bleiben wird. selbstverständlich kann man sich vorstellen, dass unsere teresa z.b. demnächst schon und für einige zeit an verantwortlicher stelle sitzen würde, an der auch tasächliche festlegeungen (pro freiheit) getroffen und verantwortet würden.

  47. Im Unbewussten...
    Im Unbewussten vergraben
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    @Teresa Maria Bücker: „Ist der Grund, warum die älteren Generationen den Therapeuten meiden nicht die Stigmatisierung von psychisch erkrankten Menschen?“
    Natürlich gibt es diese Generation. Nur, wer ist das? Nach meinem Dafürhalten ist es jene, die noch die Nazizeit erlebt hat. Meine Generation, damit meine ich Jahrgang 1950 plus ist da schon etwas befreiter von.
    Und natürlich, Sie haben recht. Das Internet kann helfen. Nur wie hilft es?
    Mein Beitrag wollte darauf verweisen, dass das Internet nicht unbedingt eine Hilfe ist, sondern womöglich nur eine Kompensation anbietet. Psychische/seelische Probleme erfordern definitiv eine fachmännische Behandlung/Therapie. Das Internet kann da bestenfalls nur Adressen und Anregungen liefern. Aber auch nur dem, der sich des Problems bewusst ist.
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    @Perfekt57: Und da komme ich zu dem Punkt, über den Sie sich so aufgeregt haben, lieber Perfekt57. (@devin “oh ich warne!” – war das nicht schon immer die billigste variante der gesprächsteilnahme und ausübung sozialer macht? der relativierung anderer – um nicht selbst relativierter da zu stehen? (“wer warnt sollte wenigstens wissen was/das er/s macht – und womöglich warum”).
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    Nun ja, ich bestreite das nicht. Sehr wahrscheinlich, kompensieren all die, die einen entsprechenden Diskurs anzetteln, immer auch eigene Probleme/Defekte. Doch hier wäre Reden – um mal eine gängige Volksweisheit umzukehren –- eben nicht „Silber“, sondern „Gold“. Auch Adorno hat sich da mal ähnlich zu geäußert.
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    Besser reden als töten wäre da die Devise. Auch ein Breivik hat ja seine Taten angekündigt. Nur, wer hat die Botschaft schon verstanden. Sind wir doch fast immer die falsche Adresse – ob unserer eigenen Verdrängungsleistung. Selbst und gerade die Eltern eines Breivik waren diesbezüglich überfordert.
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    Ich denke, dass Autoren, in dem sie ein Thema verfremden, z.B. zur Literatur (und/oder als öffentliche Drohung)ein gutes Stück noch an sich arbeiten. Sie streiten selbst dann noch mit sich selbst, wenn sie den Leser damit konfrontieren. Der Leser ist ihr Medium.
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    Für mich ist klar. Wenn ich hier und dort über Diktatur (der Bourgeoisie, oder des Proletariats) rede, dann aus mehreren Gründen. Bevor ich mir hierzu ein wissenschaftliches Verständnis angeeignet hatte, fürchtete ich jede Diktatur (durch eigene „Gewalterfahrungen“ z. B). Und ich fürchte sie immer noch. Doch genau dies ist der Grund, warum ich sehr wahrscheinlich – ohne ein bezügliches Bewusstsein davon haben zu können – gar zur Gewalt neige. Wie gesagt: ich habe kein Bewusstsein darüber, doch eine Ahnung. Und daher suche ich nach verfremdeten Lösungen.
    Und ja: Da ich nicht zu den „Genies“ gehöre (vermutlich), übe ich keine Gewalt aus (entgegen meiner Neigung – dieser Theorie nach), sondern kompensiere fleißig, indem ich theoretisiere.
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    Es gibt keine wissenschaftliche Theorie, die völlig frei wäre von solch subjektiven Beimischungen. Ohne Interessen und Projektionen gibt es vermutlich gar keine Erkenntnisse, auch keine wissenschaftlich fundierten. So ist die Erkenntnis der Entropiezunahme (gemäß dem 2. Satz der Thermodynamik) auch der verzweifelten Hoffnung auf das Auffinden des diesbezüglichen Perpetuum mobilem – https://blog.herold-binsack.eu/?p=1886 – geschuldet. Hier finden wir nämlich die Hybris des Subjekts, welches Energieverschwendung für die Mutter aller Verschwendungen hält. So gibt es längst Ingenieurdienste, die die Ausbeutung des Lohnarbeiters zu maximieren suchen. Mit wissenschaftlichen Methoden wird die Belastungsgrenze unter immer neuen Bedingungen ausgetestet. Etwa so: Wie klein muss eine Belastung innerhalb eines kleinstmöglichen Zeitquantums sein, so dass, über den Arbeitstag verteilt, ein Maximum an Leistung erzielt wird.
    .
    Die Leute, die an solchen Projekten mitarbeiten sind ganz sicherlich auch Meister der Selbstausbeutung. Und gleichzeitig suchen sie sich der diesbezüglichen Selbsterkenntnis zu entledigen, indem sie sie durch Verwissenschaftlichung im Unbewussten vergraben.

  48. perfekt57 sagt:

    über diese reinen formen der...
    über diese reinen formen der maximalausbeutung wären wir gesellschaftlich, so meinen wir längst weit hinaus. https://www.daimler.igm.de/
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    aber es gibt auch rückschritte. so z.b. das die mitarbeiter vom büro” heimlich selber abstempeln gehen”, um danach unbemerkt weiter überstunden machen zu können, ohne dass die firma es sieht oder merkt.
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    und selbstverständich ist es eine banalität: das internet stellt, wenn man so will, eben auch eine form eines “niederschwelligen therapieangebots” dar. kann zumindest.
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    auch daher ginge gesllschaftliches wissen dann vermutlich ungefähr so: “auch wenn allen beteiligten klar ist, da die masse der teilnehmer an sogenanntn “online-meetings” höchstwahrscheinlich nicht oder höchstens phasenise “trocken” ist, ist es eben besser, sie nehmen solche angebote wahr, als nur an der trinkhalle zu stehn”.
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    https://www.gesamtmetall.de/gesamtmetall/meonline.nsf/id/Home_DE
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    und ja, es gibt einen unterchied zwischen dem gspräch mit realen menschen, freunden oder einem arzt z.b., oder einer online-diagnose auf gund von elbstauskünten des patienten.
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    und wir hatten es schon verschiedentlich verlinkt in den letzten jahren: ja, die entwickelte gesellschaft kennt und hat sich längst alle notwendigen abstufungsmassnahmen geschaffen. bis hin zur vorführung zur therapie. und wäre es unter anwendung körperlichen zwangs durch vollzugsbeamte: dankenswerterweise alles, was recht ist. https://www.klinik-nette-gut.de/therapie-und-sicherheit/gesetzlicher-rahmen.html

  49. Dreamtimer sagt:

    "über diese reinen formen der...
    “über diese reinen formen der maximalausbeutung wären wir gesellschaftlich, so meinen wir längst weit hinaus.”
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    Zizek meinte neulich in einem Interview sinngemäß, dass das Zeitalter der Ausbeutung wohl doch nicht das schlechteste gewesen sei und es nach wie vor seine Anziehungskraft besäße. Ausbeutung ist ja per definitionem nicht profitabel für den Ausgebeuteten, aber wenn man 5.000 € Netto im Monat verdient, allein dadurch dass man in der Organisation eines fähigen Ausbeuters arbeitet, der bereit ist, seinen Profit etwas zu verringern, um ihn überhaupt generieren zu können, statt dass es ein anderer an seiner Stelle tut, der dir ein besseres Angebot unterbreitet, wird deutlich, wie viele doch den Markt für sich arbeiten lassen und nicht nur sie für ihn.
    .
    Herold Binsacks Analysen wirken wie aus der Zeit gefallen. Ich will nicht sagen “veraltet”, denn das würde unterstellen, ich hätte eine Ahnung, was tatsächlich zeitgemäß und zeitgenössisch ist und würde damit zusätzlich eine Diskussionsnorm setzen wollen, was ich ganz sicher nicht will. Natürlich habe ich meine Intuitionen. Vielleicht befinden wir uns ja entgegen dem Anschein immer noch in der Urszene der Industriegesellschaft des 20-ten Jahrhunderts und müssen mit Lenin gegen Bohr und Heisenberg argumentieren, beobachten mit Sorge den aufkommenden Taylorismus mit Fließband und Stoppuhr und treten gerade in die 50er Jahre ein, dessen großer Unternehmens-psychologischer Roman “The Organization Man” von William Whyte war. Steampunk statt Science Fiction, wenn auch ohne viel Dampf.
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    Im Grunde wurde ja auch nie etwas diskursiv abgeschlossen, allein die Realität, so scheint es wandelte sich, wie auch die Arbeit. Die Industrie-Roboter ersetzen die Fließbandarbeiter, der längst flexibilisierte Organization Man bewegt sich in der Komödie von MS Projekt, MS Ausblick, Unternehmens WikiWiki und Gleitzeit. Man beginnt der alten Industriegesellschaft mit ihrer “Belongingness” ( einem Begriff von W.Whtye ), wenn auch weniger ihrem Szientismus hinterherzutrauern und sie melancholisch als sozialen Kapitalismus zu restaurieren, zumindest im politischen Wunsch.
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    Ach, die Seele. Sie befindet sich noch immer im tiefsten Verließ, aber nun nicht mehr in einem stahlharten Gehäuse, wie noch im Mittelalter der Moderne. Ihr wurde eine elektronisch gesicherte Fußfessel angelegt und wird IT-überwacht. “Du hattest mir Freiheit versprochen” sprach die Seele, aber das Kameraauge bleibt starr und schaut sie nur an.

  50. Anonymous sagt:

    da spricht wohl hannah arendt
    interessanter text: aber da hat die autorin wohl aufmerksam arendt gelesen, so hätte diese wohl über das internet gedacht

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