Es gibt bei den Debatten rund um das Internet und den Medienwandel den beliebten Vergleich mit den rückständigen Kerzenziehern und dem siegreichen elektrischen Licht. Man will damit ausdrücken, dass in unserer Zeit das bedruckte Papier durch das Internet genau so abgelöst wird. Die Auswirkungen möchte man beim Niedergang der einst die Republik dominierenden Magazine erkennen, und wenn mal wieder ein Chefredakteur gehen muss, wie letzte Woche Jörg Quoos beim Focus, wird das gern als Beispiel für die Richtigkeit der These gebracht. Einst wurde der Focus Auflagen jenseits der 800.000 los, inzwischen zeigt der Trend in Richtung 400.000, der Einzelverkauf nähert sich bedrohlich den 80.000. Wieder verlischt mit Quoos so ein Printflämmchen, und man merkt es kaum im strahlenden Licht des Netzes, sagen die Internetfreunde. Das Internet und die Kostenloskultur sind schuld, die Missachtung der Leser für die Schönheit des gedruckten Wortes, sagen die Verlagsnostalgiker.
Man muss mit solchen historischen Vergleichen sehr, sehr vorsichtig sein, zumal, wenn sie falsch sind. Wachskerzen wurden nämlich nicht vom elektrischen Licht abgelöst. Vielmehr waren sie schon immer ein seltenes Luxusgut, und der normale Mensch behalf sich mit Kienspänen und Talglichtern. Im frühen 19. Jahrhundert wurden die Talglichter von Stearin- und Paraffinkerzen ersetzt, die heute noch in Verwendung sind, und von Öllampen, die heute verschwunden sind. Denn Mitte des 19. Jahrhunderts kam dann die Gaslampe auf und erfreute sich bis zum frühen 20. Jahrhundert grosser Beliebtheit, bis dann das vergleichsweise ungefährliche und saubere elektrische Licht gewann. Eine Ablösung der Kerze durch die Glühbirne hat es nie gegeben, statt dessen haben sich mehrere Entwicklungen mit verschiedenen Ursachen überlagert. Und auch sonst würde ich speziell beim Focus Zweifel anmelden wollen, dass „das Internet“ wie ein böser Deus ex Machina der Grund ist, warum sich speziell dieses Magazin inzwischen so schlecht verkauft. Es gibt eine Reihe von Entwicklungen, die ebenso zum Niedergang beitragen können.
Denn der Kern der Marke Focus, Nutzwert und eher leichte Themen, geht am Kiosk durchaus – dazu muss man sich nur all die seichten und rein nutzwertorientierten Landzeitschriften anschauen, die in den letzten Jahren von Rekord zu Rekord geeilt sind. Das ist eine Frage des Zeitgeistes, der Zielgruppe und der Lesegewohnheiten, und das Internet kann nichts dafür oder dagegen tun: Es gibt digital jede Menge Pflanzentips, Kochrezepte und Heidewanderungen, auch mit üppigen Bildern und, wenn man will, mit moderner GPS-Unterstützung. Die Konsumenten jedoch wollen die Zeitschrift, ihre Inspiration und ihre Bilderstrecken. Und sie haben offensichtlich Zeit und das nötige Geld, um sich das Magazin als Lebensorientierung für den Garten zu leisten.
Der Focus dagegen verdankt seinen Aufstieg einem Journalismus, den man als gedrucktes Proto-Internet bezeichnen könnte. Und er verdankt seinen Aufstieg der Epoche des Neoliberalismus, des ungehemmten Geldverdienens, der von moralischen Skrupeln weitgehend freien Selbstbereicherung. Ein Magazin der Entscheider, der Erfolgreichen, der Karrierebewussten, zumal in den aufstrebenden Städten des Südens, und ein klarer Gegenentwurf zum stets kritischen und schlecht gelaunten Spiegels. Die besten Unis, Ärzte und Anlagen für die Käufer, immer nur das Beste, Wäre man rückblickend böse, könnte man sagen, der Focus war das Magazin der administrativen Wasserköpfe deutscher Firmen, des Middle Managements und der jungen Aufsteiger, die tatsächlich noch lernen mussten, welche Uhrenmarke neben Rolex tragbar ist.
Genau diese Zielgruppe jedoch hat ideologisch unter den Krisen seit dem Jahr 2000 besonders zu leiden. Zuerst ging die vom Focus gefeierte beste New Economy unter, dann kippte der beste Aktienmarkt, und inzwischen ist die Rendite der besten Versicherer auch nicht mehr so gut. Auf der anderen Seite gibt es eine grosse Anzahl von Special-Interest-Magazinen, denen der Focus wenig entgegen setzen kann. Zeitschriften, die in Nischen erheblich mehr Prestige als der in die Jahre gekommene Focus versprechen, dessen Image immer noch so Markwort-90er ist. Nicht besonders hochgeistig, nicht besonders exklusiv, nicht besonders gut geschrieben und eher für eine Zielgruppe geeignet, die ihre beste Zeit unter Helmut Kohl hatte, falls der jemandem noch ein Begriff sein sollte. Ein Produkt für eine Modezielgruppe, die von der Kostensenkung des Lean Management ausgedünnt wird – auch diese Entwicklung gab es parallel zum Auflagenverlust der letzten 15 Jahre. Möglicherweise rächt sich speziell bei dieser Kundschaft auch der „Das Beste nur für mich“-Zynismus: Es gibt gefälligere Alternativen, sei es nun die modische Selbstoptimierungszeitschrift für den Mann, oder für die Wirtschaft, die die schönsten Berichte über sich in den eigenen Firmenzeitschriften lesen kann. Der Focus versucht derweil, zwischen überambitioniertem „Mieten Sie einen Privatjet“-Vorschlägen und kleinlichem „Retten Sie ihre 20.000“-Themen Endkunden zu finden.
Produkte, die nicht gekauft werden, bleiben nicht wegen des Internets liegen, sondern weil sie es den Kunden nicht wert sind. 2011 hat es der Focus mit einer verzweifelt wirkenden 1-Euro-Nummer versucht, die sich gut verkaufte – danach ging der Absturz ungebremst weiter. Bleibt allein die Frage, warum eigentlich das vergleichsweise gut laufende Portal Focus.de nicht mehr für das Mutterblatt tun kann: Focus.de nutzt eine Reihe umstrittener Methoden und ausgefeiltes Suchmaschinenmarketing, um auf seine Klickzahlen zu kommen. In der Statistik liest es sich prima, aber ob all die Geschichten über nackte Haut und Ausziehen dazu verleiten, das gedruckte Heft zu kaufen, ist eine Frage, deren Antwort nicht zur Zufriedenheit des Konzerns ausfallen kann. Focus und Focus.de kämpfen, wie es für deutsche Medien typisch ist, jeweils eigene Schlachten um ganz unterschiedliche Zielgruppen und Zugänge: Focus.de braucht Klicks und der Focus bräuchte zahlende Abonnenten und beide hätten auch gern, wie jeder andere in diesem Markt, bezahlten Content im Internet – den Focus gibt es digital bei Zinio zum Vorzugspreis von 3,29 Euro pro Ausgabe statt 3,70 auf Papier. Druckkosten, Vertrieb, Händlergewinn bleiben beim Verlag, und dabei hat der Kunde un-glaub-liche 41 Cent gespart! Äh.
Natürlich ist es für alle Beteiligten leicht, die daraus entstehenden Probleme mit dem Internet zu begründen, als sei es eine Art Naturkatastrophe wie beim Aussterben der Dinosaurier. Das entbindet von der Einsicht, dass sich manche Produkte einfach überlebt haben, und nicht in der Lage sind, sich auf neue Zeiten einzustellen. Die warme, süddeutsche Biergartengemütlicheit zwischen Maklern und Zahnärzten war für den Focus eine Weile ein guter Markt. Jetzt mussten Teile der Redaktion ins kalte und arme Berlin umziehen, weil man dort angeblich näher an genau jenem Geschehen ist. Das bringen alle anderen auch schon, als gäbe es nicht genug Geschichten über blauschimmlige Türsteher von Berliner Clubs, die Howard Carpendales des 21. Jahrhunderts. Der Focus hechelt den Entwicklungen hinterher und will genau dann urbaner werden, wenn seine junge Zielgruppe in Scharen, Dirndl und Lederhose hier bei uns am Tegernsee bei den Waldfesten schadmünchnert.
Zu jedem echten Umwälzungsprozess gehört neben einem Verlierer wie dem Focus auch ein klarer Gewinner, Wären die Themen des Focus wirklich so begehrt, müsste sich im Netz eine starke Konkurrenz herausbilden. Gegen die Musikindustrie entstanden die Downloadportale, gegen den Buchmarkt Amazon, gegen die behäbigen Hausbanken mit ihren Aktienschlusskursen Traderseiten. Gegen den Focus entstand im Netz
nichts. Da war niemand, der sagte, tolles Produkt, das machen wir jetzt auch im Internet und werden reich. Das Problem ist nicht das Netz, das Problem ist eine Marke, die für eine bestimmte Zeit und einen bestimmten Typ des mittelalten, egomanen Mann steht, der sich im Geldregen das Sakko aufreisst und Papier mit sich herumträgt, auf dem „JETZT MEHR GEHALT“ steht. So wie auf der aktuellen Ausgabe des Focus. Vor 20 Jahren war das vielleicht noch eine Ansage. Heute ist es eigentlich nur noch peinlich und verkauft sich vor allem an die verbliebenen Schmerzbefreiten. Der Focus hat kein Problem mit den Vertriebskanälen oder den Zielgruppen oder mit dem Internet, er ist selbst das Problem. Aber natürlich ist es angenehmer, das Internet zu beschuldigen.
HINWEIS:
Angenehm kommentieren kann man auch im Kommentarblog.
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Protointernet, sehr schön. Alles ist Ableitung der Daten. Infortainment auf Powerpointniveau. Zur Leitlinie der egomanen Durchsetzung eigener Interessen, gehört auch das schmerzfreie Fehlen von Interesse an der Welt und andere Empathie. Keine Abwägung, keine Ethik, keine Diskurs! Und das treffendste Bild gab Markwort indem er Fakten, Fakten, Fakten in die Runde schmettert, sinnentleert als ein weiteres “Tschakka”.
Man wird das in 100 Jahren audgraben, darauf deuten und sagen: So wäre das beinahe mal geworden, unter Kohl und Stoiber… aber dann brach es in sich zusammen. Und alle Betrachter werden sagen: Oh Gott wie peinlich.
hans
Hoffentlich ist in 100 Jahren mal ein aktuelles Passbild verfügbar. Besser noch ein selfie. Da grinst ja rechts oben wieder das alte Konterfei von vor den gefakten Barockgesichtern herab.
Blumenstrauß
Das Internet ist wie eine Wiese mit vielen, auch exotischen Blumen. Also pflücke ich mir – mal hier, mal dort – ein bunten Blumenstrauß an Meinungen und Analysen zusammen, ein echter Zugewinn.
Kürzlich mal wieder in der Zeit geblättert, die Fotos dort werden immer größer und bunter, vermehrt Lifestyle-Artikel, gute Hintergrund-Analysen dagegen weniger, ob dies jetzt die richtige Strategie zur wöchentlichen Leserbindung ist?
Der Focus dagegen – liegt ja in den meisten Wartezimmern aus – war schon immer Fastfood für den eiligen Häppchen-Konsumenten.
Wiesenblumenstrauss und Floristenstrauss
beide haben ihre Zeit und Ihren Ort, Sambossa. Ihr Bild greife ich auf, da ich es teile. Es gibt sogar stachlige und giftige Blumen auf der Wiese.
Magazine, Zeitungen und Blogs DA stehen auf dem Platz des Floristen. Sinn- und geschmackvolle zusammegestellt aus den Blüten der Welt, ergänzt mit Grün oder Artefakten in pasender Vase oder als Tischdekoration oder Raumschmuck.
ob der Focus ein Meisterflorist ist?
Unser Don ist in diesm Bild Weihenstephaner
korr. einen bunten B.
Sehr schön koloriert, melursus. Beim Besuch auf Dons Alm bleiben wir auch der FAZ gewogen. Im anregenden (auch kontroversen) Dialog mit anderen offenen Geistern, ähm klugen Köpfen – etwa so könnte eine zukünftige Leserbindung online gelingen.
focus
war nicht der chefredakteur ein österreicher? und wie schon der name sagt man wollte auf etwas focusieren aber ein schöner artikel danke
Gern geschehen! Ösi? Nicht dass ich wüsste. Nur der Uli Baur war kein üblicher Deutcher, sondern Bayer (Ammersee, nicht Tegernsee).
Wieso muss man einem Wartezimmer- und Frisör-Käseblatt soviel Aufmerksamkeit widmen?!
Ein Pups vaporisiert im Äther, so what?!
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Ich glaub nicht, dass die Probleme des Focus in erster Linie mit der thematischen und ideologischen Ausrichtung zu tun haben. Spiegel und Stern verlieren auch seit Jahren kontinuierlich Käufer und Abonnenten.
Vielleicht sind die Konsumenten durch die vielfältigen Informationsmöglichkeiten des Netzes generell unabhängiger von den Leitmedien geworden, die ihnen früher die Welt erklärten.
Sicher, aber man muss auch erklären können, warum es von den Patienten dem Focus am schlechtesten geht. Irgendwer wird marktbereinigt, und der Spiegel wird es nicht sein.
Oontergang nein danke!
Gerade seit wir so völlig unzeitgemäss Frank Schirrmacher verloren haben, auch das „Nuschelorakel“ Peter Scholl-Latour, werden wir darauf hingewiesen, dass uns ein Journalismus abgeht, der vor einem wirklich breiten Bildungshorizont uns auf wenigen Seiten einen ungewöhnlichen Denkzettel verpasst, der so fasziniert, dass wir DIESE Zeitungsausgabe wirklich physisch haben und uns in den Bücherschrank legen möchten.
Ob Internet, ob Print, es ist doch immer wieder dasselbe Gesabbel. Wo bleiben provozierende Thesen, um die Ecke gedachte skurrile Ansätze, die auf das zweite Durchlesen plötzlich zünden ?
Um es mit einem Beispiel zu fassen: es gibt hunderte von Börsenanalysten, die Charteingeweidedeutung betreiben, aber niemand, der vor einem soliden volkswirtschaftlichen, soziologischen und geschichtlichen Hintergrund langwellige Trends und Entwicklungen zu prognostizieren wagt.
Islam ganz böse, Putin böse, Israel ein bisschen böse, aber Juden ganz gut, alle Staaten pleite, Kapitalismus am Ende – und man hat in einer Zeile den Inhalt der Presse zusammengefasst, die ihr Geld nicht mit blanken Brüsten oder Baby-George Photos verdienen.
Und wenn dann ein in weitestgehend totgeschwiegener Bestseller vom finalen finanziellen Ooontergang als Endlösung faselt, und nichts klügeres als Rat gibt, Whiskey, Bares und ein abbezahltes Häuschen vorzuhalten, ist das ziemlich mager.
Warum taucht kein Nobelpreisträger aus dem Dickicht auf und legt eine Blaupause für eine weltumgreifende Steuer- und Finanzreform vor, die man diskutieren und mehrheitsfähig optimieren könnte, ohne dass man vorher sich zu Millionen umbringen musste und alles zerstören, was man dann hinterher wieder mühsam aufbauen muss???
Wenn man sich z.B. ein wenig mit den weit akzeptierten Steuerstrukturen der Schweiz beschäftigt hat, ist so manches kluges, relativ einfaches zu entdecken.
Sollte es im Wesen des Zins-und Zinseszins-Systems liegen, dass sich irgendwann absolut astronomische Schuldenberge auftürmen, die keiner mehr bedienen kann, wäre diese Diskussion eines „Reset“ mit möglichst wenigen Verlierern und vielen Gewinner absolut überfällig – bevor man auf einen wie auch immer gearteten dritten Weltkrieg zurückgreifen muss, um dem letzten Depp klar zu machen, dass man jetzt Besen und Schäufeli nehmen muss, und wieder von ganz klein anfangen.
Quer gedacht – vielleicht war dieser Bailout, den ich auch als „Zombiekapitalismus“ verspottet habe, am Ende sogar eine geniale Lösung, weil es egal ist, ob ich drei oder dreissig Billionen abschreibe, wenn nur die Buchhalter, Anwälte und Politiker bei Gesundheit bleiben, diese Insolvenz geordnet abzuwickeln.
Die wirtschaftlichen und staatlichen Strukturen der G7 sind erhalten geblieben, allerdings ist jetzt soviel Feuer unter dem Dach, dass diese Diskussion überfällig ist.
Wenn die alberne Eintritsgeld-Maut-Diskussion einer eigentlich undenkbaren Idee das organisatorisch-dramaturgische Fahrwasser vorbereiten würde, und eine solche Insolvenz längst im Stillen vorbereitet wird, würde ich mich sehr wundern.
So schlau kann ich mir Seehofer nicht vorstellen, schon seine Gesundheitsreform war Lichtjahre von Genialität entfernt.
Was gilt es zu vermeiden: Eine mafiöse Lobbykratie nur an die Länge ihrer Yacht denkender Oligarchen, eine gelenkte Demokratie grössenwahnsinnig gewordener Geheimdienstoffiziere ( James Bond lässt grüssen), eine Diktatur des Proletariats unter der Fuchtel einiger wildgewordener Feldwebel, religiöser Extremisten. Und von einem von Sendungsbewusstsein erleuchteten Gefreiten ganz zu schweigen.
Immer wenn Strukturbrüche zu bewältigen waren, ist es hilfreich in die Geschichte zurückzublicken, wo Umwälzungen einmal positiv geklappt hatten, wenn ich z.B. nur an die Habilitationsschrift des leider auch viel zu jung verstorbenen Christoph Buchheim denke: Die Wiedereingliederung Westdeutschlands in die Weltwirtschaft (1989).
Um noch weiter zurück zu blenden – warum hat die englische Gesellschaft als erste eine industrielle Revolution, einen gewaltigen volkswirtschaftlichen Reichtum und eine imperiale Hegemonie errungen, während man in Frankreich nach Sonnenkönigen und Guillotinen erst Napoleon für eine aufgeklärte strukturelle Modernisierung reif war? Nebenbei muss gesagt werden, dass man in Deutschland bis zu Erfindung der Eisenbahn im Wesentlichen noch auf den Bäumen sass, jeder mit seiner eigenen Kirchturmperspektive, Uhrzeit und Währung.
Der furchtbare politische Minderwertigkeitskomplex, mit dem Handtuch für die Sonne zu spät gekommen zu sein, bei technischer Höchstleistungsfähigkeit, hatte die Folgen, die wir alle nur zu gut kennen.
Nicht die Dampfmaschine war Englands Stärke, sondern eine hochproduktive Landwirtschaft, die Arbeitskräfte und Ingenieure freisetzte, sehr kurz gefasst, eine gebildete relativ breite Oberschicht, die –trotz „Manchesterkapitalismus“ – schon seit der Magna Charta in einer Art konstitutionellem Rechtsstaat lebte, die auf eine breitere Akzeptanz zählen konnte, um eine wirklich systemumwerfende Revolution zu provozieren, wie in Frankreich oder Russland.
Gerade diese gebildete oberste Mittelschicht/untere Oberschicht sollte durch eine fundamentale Strukturreform nicht abgeschafft werden, weil sie durch eine im Allgemeinen nicht zu unglückliche Kindheit und eine Studienzeit im Bewusstsein, nicht nur etwas zu gewinnen, sondern auch etwas zu verlieren zu haben, etwas selbstkritischer mit der Formulierung von Lebenszielen umgehen wird, als reine Emporkömmlinge oder Sprösslinge aus den Penthäusern der absoluten Geldaristokratie, die im permanenten Minderwertigkeitskomplex aufwachsen, die Ansprüche ihrer Eltern nie erfüllen zu können.
In diesem Sinn ist allerdings auch die Anmerkung fällig, dass Margret Thatcher mit ihren Reformen möglicherweise die Nachgeburt behalten hat, aber das Baby weggeschmissen.
Dass es das neue Golf Cabrio oder Pa
Naja, ich gebe mir halt Mühe und dass Schirrmacher eine Klasse für sich war, ist nun mal so. Da hilft auch keine Kritik an sich reckenden kleinen Geistern, zu denen ich ja auch nur gehöre.
What the...
Selten, wirklich ganz selten habe ich eine so verquirlte Kommentierung gelesen.
Meine Güte, vom hochgelobten Herrn Schirrmacher eine Brücke zu P. Scholl-Latour zu schlagen, dem Journalismus dann Gestaltungsmöglichkeiten zuzusprechen, um dann im schnellen Galopp beim 3. Weltkrieg zu landen, den Kapitalismus zu bashen – nur um dann Buchheim heranzuziehen, um damit die These der ewig erfolgreichen Politik der Briten zu besingen, und dann unvermittelt zu stoppen, weil der Platz nicht mehr ausreichte, zeigt, dass hier offenbar Redaktion wie Autor geschlafen haben und einem Robot-Troll aufgesessen sind.
Was verwirrte Gedanken oder schlecht programmierte Softwre doch so hervorbringen können… :-)
einfach nich ijnorieren
Ich hab’ da ne pragmatische Taktik entwickelt: ich les’ solch’ Kommentar-Sermon erst garnicht.
Focus?
Von den Themen mal ganz abgesehen, scheinen dort nur noch Volontäre zu arbeiten, die mit Ach und Krach die Hauptschule geschafft haben. In keiner Online-Zeitung oder -Magazin habe ich bisher derart viel Rechtschreibefehler gefunden. Als Markwort dort noch Chefredakteur war, hatte der Focus noch Stil, seit der Nachfolgezeit ging es ständig Bergab.
nee, ne?
Markwort? Stil?
Velwechsern Sie da was?
Coup de grace
Himmel, am Herzogpark wird die Dame zum Coup de grace ausholen. Sie sollten sich rechtzeitig vor Offerten schützen.
Ooontergang nein Danke, Teil II
Dass es das neue Golf Cabrio oder Papas Harley mit 23 nicht ist, was einen zu einem glücklichen Menschen macht, setzt produktivere Denkbewegungen in Gang, als wenn ich in einem gestretchten Rolls Royce in die Privatschule gefahren werde, wo mein Mitschüler genauso daneben sind, weil sich die Lebensabschnittspartner der Eltern die Klinke in die Hand geben und sie sowieso alle sechs Monate umziehen müssen.
Was war das Elend der letzten zwei Weltkriege? Deutschland sah sich vor die Tür gesetzt, der Minderwertigkeitskomplex musste blutigst kompensiert werden. Alle Ähnlichkleiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.
Es ist hilfreich, wenn man etwas verändern möchte, abzuwägen, was man abschaffen und was man erhalten möchte.
Eine gewisse Strukturkonservativität, die leben lässt, weil man selber sein Leben gerne lebt, ist eine angenehme Grundtugend eines angehenden Revolutionärs.
In diesem Sinn, werter Gastgeber, lieber einen Umsturz aus dem Biergarten am Tegernsee, als aus einer Frankfurter Chefetage eines grossen Geldinstituts oder dem neidgeschwängerten Zigarettenqualm eines Berliner Hinterhofs.
Focus-Kritik statt überfälliger Selbstbetrachtung
Wenn dieser Artikel eines verdeutlicht, dann warum die FAZ selbst immer unbedeutender wird: Sie veröffentlich linke Klssenkampfparolen statt Qualitätsarbeit. Rot, roter, FAZ; ein Motto macht Inhalt bei der Eroberung einer einstmaligen journalistischen Institution auch noch der Kohl-Ära, an die sich die Kinder des Gerhard Schröder und der Moskau-finanzierten 68er-Ideologie verständlicherweise nicht erinnern wollen, ging es den Menschen ohne verschleierte Inflation doch sozial weit besser als heute.
Online ist der Focus irrelevant, weil sich Meldungen der Nachrichtenagenturen überall lesen lassen, so wie eben linkes Geblubber auch außerhalb der FAZ findet. Als Printmedium fehlen ihm optische Attraktivität und eben faktenbasierter Mehrwert, der im wöchentlichen Rhythmus noch an eine Leserschaft abzusetzen wäre. Auch hier findet sich eine Parallele zur täglich erscheinenden FAZ.
Die sollte statt Haufen vor die Tore des Klassenfeindes zu setzen, um sich in der eigenen Duftmarke zu sonnen, lieber einmal eine Titelseite zum eigenen Auflagenniedergang machen und irrwitzigen Ansinnen wie mittels Leistungsschutzrecht Google für “Zitate” in Suchergebnissen Geld abnehmen zu wollen, weil man in seiner sozialistischen Allimentierungswelt kein anders Schwein zum Schlachten mehr finden kann, als eines dass man nicht selbst gemästet hat.
Da aber die rote FAZ-Redaktion in Punkto Selbstkritik Klaus Wowereit als Vorbild haben dürfte ist kaum zu erwarten, dass man sich aus der FAZ in Richtung SZ, Spiegel oder Neues Deutschland absetzen wird, um die Relevanz des eigenen Blattes zu heben. Eher darf man annehmen, dass der Spiegel irgendwann in der politischen Mitte ankommen wird, als das die FAZ den Weg dorthin auch nur suchen würde.
Ähm – ich bin viel, aber kein linker Klassenkämpfer. Allenfalls Klassenkämpfer von oben.
Der Focus war schon immer eine Powerpoint für Dumme
Frei nach dem Motto: Viel Show für wenig Inhalt. So gesehen haben sie den Spott vom Don verdient. Da die Dummen allerdings nicht ausgestorben sind, … (ich befürchte sogar, die Evolution schafft das Gehirn wieder ab) … müsste der Markt noch da sein. Wobei, hab’ ich hier nicht kürzlich was vom Youtube-Kanal einer gewissen “Dagi Bee” gelesen?
Der Absturz der FDP
hätte ein Alarmsignal für das Magazin sein müssen. Ebenso, dass der mainstreamig gewordene und allmählich zum Vergnügungsdampfer umgebaute Spiegel schon länger nicht mehr zur Abgrenzung taugte. Denn so war man ja angetreten: als Antwort auf die linke Kampfpresse. Focus hat nicht reagiert, bzw. nachfokusiert.
Ja, ich habe auch den Eindruck, dass der Abgang von Quoos in der Presse wie der Abgang von wiehiessderjungeMannvonderFDPnochgleichacuhsoRösler kommentiert wird,
DANKE !!!!
Warum GELD ausgeben – für etwas – was man NICHT lesen will/wollte ? Nichtmal zum Nachdenken anregt hatte – sondern eine GAAAANZ andere “Denke” propagiert (hat) ? Ja – man hat “umgestellt” – ein Stück “SPON”…ein Stück “alte Bild” (vor der Frauen- Bild) – man geht wieder mehr auf die Leser ein…. und schaltet bei der Politik die Lesermeinungen NICHT ab.
Vielleicht wird es ja was – mit der Umstrukturierung. (Back to the roots = Immer an die LESER/Käufer denken!! …auch bei den Anzeigen.)
Recht so!
Trotz allgemeiner journalistischer Weltuntergangsstimmung kann man nur froh sein, wenn so ein Blättchen wie der “Fokus” von den Lesern als nicht mehr so wichtig in der dt. Presselandschaft empfunden wird. Ihre Analyse ist vollkommen richtig, und sie ist so gut und detailschön, dass man eigentlich nichts mehr hinzufügen muss. Dennoch steht und fällt so ein Magazin natürlich auch mit dem Chefredakteur, dem unsäglichen Herrn Markwort. Dieser strapaziert hin und wieder im öffentl. rechtl. Fernsehen die Zuschauer mit unendlich überholten “Argumenten”, sodass man sich erinnert, mal dieses Magazin in seinen Jugendtagen gekauft zu haben und man sich heute noch dafür zutiefst schämt. Sie verorten den “Fokus” in die Ära Kohl, das ist faktisch richtig, aber inhaltlich könnte er auch schon zu Ludwig Erhards Zeiten oder im 19. Jahrhundert existiert haben, er wirkt trotz 1990er Jahre Designverkleidung unendlich langweilig, alt und überholt.
Die Frage nach der Zielgruppe haben Sie völlig richtig gestellt, wer soll das Elaborat kaufen und es will ja auch gelesen werden! Macht man sich nicht eher lächerlich, wenn man einen Kiosk mit einem “Fokus” unter dem Arm verlässt?
Die – von Ihnen erwähnten – Spezialzeitschriften bieten weitaus bessere und genauere Informationen und kommen nicht so derartig großspurig daher. Der Spiegel mag allgemein für schlechte Laune sorgen, aber das weis man eigentlich auch schon, bevor man den Spiegel gekauft hat. Zumindest kann man dann ein bisschen so erscheinen, als sein man irgendwie intellektuell veranlagt. Das geht mit dem “Fokus” in der Hand nicht. Selbst die Lachzeitschrift “Stern”, von mir nicht mehr gekauft seit der Veröffentlichung der Hitler-Tagebücher, kann durchaus zweite oder dritte Wahl im ärztlichen Wartezimmer oder beim Frisör werden, der “Fokus” ist immer vierte Wahl, der Kapitalismusglaube darin ist zu wenig reflektiert. Wenn ich mich wirklich über Märkte und Mächte informieren möchte, lese ich FAZ, Handelsblatt, Wirtschaftswoche oder informiere mich anderweitig, aber den Anlagetipps des “Fokus” würde ich keinen Euro anvertrauen. Der Fokus ist ein Relikt aus alter Zeit, längst überholt. In der Geschichte seiner bisherigen Existenz gibt es meines Wissens keinen Artikel, der jemals irgendwie für ein, zwei Tage lang irgendeine Diskussion in unserer Republik bestimmt hätte. FAZ und Spiegel sind in neueren Geschichtsbüchern zu Recht erwähnt, beide vollbringen journalistische Leistungen, die sich lesen lassen können und die man – vielleicht nicht immer gerne – aber doch insgesamt mit Gewinn liest. Man denke nur an die unvergessenen Herausgeber Joachim Fest und Rudolf Augstein. Oder, oder oder… . Und dieses “oder” fehlt leider im “Fokus”. Aber das waren schon viel zu viele Worte für einen gelungenen Abgesang auf das überflüssigste Wochenmagazin Deutschlands. RIP.
Papier ist eben nicht geduldig...
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Wenn der durchschnittliche Seifensieder stirbt macht das in aller Regel auch keine öffentliche Noti
Und bzgl. des FOKUS wird das bei Westvierteln dermaleinst vermutlich genauso sein. Denn welcher Herr polkte schon gerne mit den Fingerspitzen in Leichen?
Noch ein paar nette Gedanken in Richtung Zukunft – und noch ein bißchen Tee?
Statt Mutmaßungen über M.’s baldiges Begrägbnis, und wer da alles kommen wird und lügt, und ob es mt dem Ende von Print zusammenfallen könnte. Je wichter was war, desto schneller würde es sich häufig auch überholen, von noch wichtigerem z.B..
Hier wurde heute frisch gebacken, und das Haus duftete. Nach Kuchen.
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Hallo Don Alfonso,
darf ich Ihren hübschen Artikel für unseren monatlichen Rundbrief “Im Lesesaal2 verwenden?
https://elsterverlag.ch/html/index.php?id=137
mfG
Bernd Zocher
Cover-Kopfschüttler und "noch" keine richtige Print-Online-Strategie im Kopf
Ich denke, auch der Focus hat heute noch seine Berechtigung und wir können stolz sein “noch” eine derartige Landschaft der Zeitschriften & Zeitungen zu haben. Nur zur Kenntnisnahmen: Ich bin kein Focus-Leser “mehr” (in den 90er hatte ich ihn mal als Student ein Jahr abonniert) und unterschreibe auch die Aussage, dass er genau dahin gehört und sich der Lektürekonsum doch als Fast-Food-Lektüre im Wartezimmer anfühlt.
Es fehlt ihm, denke ich, wie so vielen anderen Zeitungen & Zeitschriften an einer konservativ-frischen Strategie, die Print & Online verbindet und eben nicht nur eine Lesergruppe anspricht.
„JETZT MEHR GEHALT“ – Um Himmels willen! … Wie im Artikel gab es von mir nur Kopfschütteln als ich auf irgendeiner Seite des Internets kurz das Cover wahrnahm. Wer will das noch lesen und wer “kann” das noch in der Art durchsetzen? Ist das Thema nicht wirklich schon abgelullert und überhaupt noch als Titelthema tragfähig für nachkommende Generationen, die einen ganz neuen Kampf kämpfen als jene aus den 70er, 80er und vielleicht noch jener der 90er?
Ich mag den Artikel, der hier zwar etwas einseitig nur den Focus betrachtet (klar es geht ja auch um ihn), aber die Wahrheiten ausspricht, die jedoch symbolisch auch für all jene andere Blätter stehen, die wie der Focus denselben Kampf führen. Den Kampf, ums Überleben in der digitalen Ära oder zumindest der verklärten Zielführung annähernd an alte Abonnentenzahlen anzuknüpfen und frühere Verkaufsauflagen wieder zu erreichen. Die Zeiten, sind meiner Meinung nach, vorbei.